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1. Geschichtsbilder - S. 154

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 154 — verlangt Arbeit und Thätigkeit." Alles ordnete er sorgfältig und pünktlich selber an. Schon um vier Uhr des Morgens stand er aus und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand in kurzen, treffenden Äorten an den Rand. Keinem seiner Unterthanen verweigerte er das Gehör. „Die armen Leute," sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die sreien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik. Bei manchen Konzerten blies er selbst die Flöte. Auch als S christsteller erwarb er sich Ruhm. Er hat z. B. eine „Geschichte seiner Zeit" geschrieben. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten Gelehrten, ans denen er seine Tischgesellschaft wählte. Dawar er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Schmeicheleien duldete er nicht. Wo andere Fürsten seiner Zeit viele Millionen im Jahre für ihren Hofhalt verschwendeten, verbrauchte König Friedrich für sich in keinem Jahre mehr als den fünften Teil einer Million. Er sparte, wo es ohne Verletzung der königlichen Würde möglich war. Was er hier sparte, gab er willig für sein Volk hin; er wußte wohl, wie sauer es dem Volke ward, die Steuern auszubringen. Viele fremde Fürsten, die er durch solches Königswalten beschämte, haßten ihn. Aber sein Volk sah in ihm den wahren Vater des Vaterlandes, und es nannte seinen König Friedrich den Einzigen. 2. Der wachsame Kriegsherr und thatkräftige Staatsmann. — Mit vorzüglicher Sorgfalt übte der König feine Truppen im Frieden für den Krieg. Zu diesem Zwecke führte er die Feldmanöver ein. Um dem Volke nicht zu viel Arbeitskräfte zu entziehen, ließ er immer noch jährlich etwa 8000 Mann im Auslande werben. Die Mannszucht mußte streng beachtet werden. Spiel und Trunk durften nirgends einreißen. „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert," sagte er, als es ihm nach siebenjähriger schwerer Arbeit gelungen war, den Oderbruch (etwa 550 qkm) zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg zu entwässern. Wo der Strom früher durch sumpfiges Gefilde sich wälzte, waren nun über 200000 Morgen trocken gelegt, durch Dämme geschützt. Als der König starb, waren hier schon 95 neue Dörfer begründet. Jedes Jahr bereiste der König die Provinzen, um die Truppen zu mustern und nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben. Jeder sollte durchaus unbestechlich sein und seine Arbeit nach des Königs Vorbilde pünktlich, kurz und genau verrichten. Wehe, wenn einer un-

2. Geschichtsbilder - S. 160

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 160 — nach Berlin zurück. Bald darauf ließ er sich allein in der Schloßkapelle zu Charlottenburg das „Herr Gott, dich loben wir" singen und senkte dankbar mit Thränen das Haupt vor seinem Herrn und Gott. V. Friedrichs weitere segensvolle Regierung. 1. Förderung der Erwerbsthätigkeit. — Sobald der Friede geschlossen war, verteilte der König Saatkorn unter die verarmten Landleute; er gab Militärpferde für den Ackerbau her, unterstützte die notleidenden Gegenden mit Geld und baute die niedergebrannten Ortschaften wieder auf. Friedrich kannte die wirts chaftlichelage seiner Bauern genau. Er bewahrte sie vor willkürlicher Plackerei mit Hand-und Spanndiensten und vor übler Behandlung. „Kein Bauer soll mehr als drei Tage in der Woche Hofdienste thun," bestimmte er. Durch die Beamten ließ er die Bauern anweisen, wie sie den Boden verbessern müßten, wozu ihnen der Anbau der Lupine, der Kartoffeln, des Klees nützen könne. Ihm ist es zu danken, daß in den meisten Dörfern die Gemein-weiden geteilt und die Felder der einzelnen Bauern möglichst zusammengelegt wurden. Aus den Kr eis b anm sch ulen, die der König anlegen ließ, erhielten die Landleute Obstbäume für ihre Gärten. Wo es nur an-ging, ließ der König auch Maulbeerbäume pflanzen und Seidenbau einrichten. Damit eine bessere Wolle erzeugt werde, ließ er edle Schafe mit feiner Wolle aus Spanien kommen; die Schäfereien des Landes bezogen nun aus den königlichen Stammschäfereien bessere Tiere. Zu seiner Zeit wurde Berlin eine Fabrikstadt. Der König förderte mit großem Eiser die hier neu errichtete Porzellanfabrik, in Schlesien besonders die Linnenweberei, welche damals den Webern im Gebirge einen guten Verdienst gewährte. Um zu verhüten, daß sein Volk durch Wucher herunterkomme, sorgte der König dafür, daß Kaufleute und Gutsbesitzer (gegen Verpfändung ihres Besitzes durch „Pfandbriefe") in Banken Geld zu billigen Zinsen bekamen. Daß der König damals die Accise durch französische mit dieser Sache sehr vertraute Beamte verwalten und hohe Steuern für Kaffee erheben ließ, war vielen Unterthanen des Königs unangenehm; denn der Kaffee fing an ein beliebtes Getränk zu werden und verdrängte die Biersuppe. Der Handel mit Salz und Wachs war damals allein in der Hand des Staates (Salz-, Wachsmonopol); bei dem Verkaufe dieser Waren wurde die Steuer auf dieselben mit erhoben. 2. Umgestaltung Westpreußens. — Zu Friedrichs des Großen Zeit war es sicher, daß das Königreich Polen dem Untergange entgegengehe. Um nun

3. Geschichtsbilder - S. 147

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 147 — 2. Staatshaushalt. — In die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Staates brachte der König wieder musterhafte Ordnung. Er setzte eine Oberbehörde in Berlin ein, welche alle Rechnungssachen des Staates zu leiten hatte, und bestimmte selbst genau, welches ihre Pflichten waren; ja er leitete selbst die Arbeiten dieses Generaldirektor i u m s. Mit peinlicher Sorgfalt beaufsichtigte er trotz Wind und Wetter die Beamten im Lande, so daß diese sich an pflichttreue Arbeit und angrößte Genauigkeit und Pünktlichkeit gewöhnten. Den Potsdamer Thorschreiber prügelte er eigenhändig zum Bette heraus, als er sah, wie die Bauern vergeblich darauf warteten, abgefertigt zu werden. Bald hier, bald da erschien er in den königlichen Ämtern und ließ sich die Rechnungsbücher und die Kasse vorlegen. Alles mußte bei Heller und Pfennig stimmen; die höchsten und die niedersten Beamten zitterten vor ihm. Wehedembeamten, der sich durch Bestechung verleiten ließ, dieabgaben ungerecht zu verteilen! Infolge dieser musterhaften Staatswirtschaft tilgte der König die Schulden des Staates, hatte immer Geld für notwendige und nützliche Ausgaben und hinterließ seinem Nachfolger einen Schatz von 24 Millionen Mark. 3. Rechtspflege. — Der König übte streugegerechtigkeit. Mörder wurden von ihm nicht begnadigt. Diebstahl wurde aufs strengste bestraft. Dabei achtete der König kein Ansehen der Person. Als ein hoher Beamter überführt wurde, Geld unterschlagen zu haben, wollte er das Geld ersetzen und meinte, einen preußischen Edelmann hänge man nicht; aber der König verurteilte ihn zum Strange. Die Polizei ließ der König ebenso streng ausüben. Wer z. B. eine öffentliche Latente einschlug, den ließ er stäupen oder brandmarken. 4. Sorge für den Anbau des Landes. — Mit rastlosem Eifer suchte der König der Landwirtschaft aufzuhelfen. Er selbst war ein tüchtiger Landwirt und machte seine Dom anen zu Musterwirtschaften. Durch fremde Ansiedler brachte er viele wüste Strecken des Landes wieder zur Blüte. So hat er z. B. in Ostpreußen, welches durch eine Pest vor Antritt seiner Regierung ein Drittel seiner Bevölkerung verloren hatte, 12 Städte und über 300 Dörfer neu begründet. 17 000 Salzburger wurden acht Jahre vor seinem Tode von ihm hierher gerufen. In feinem Edikt sagt er: „Wir, Friedrich Wilhelm, König in Preußen, thun kund, daß wir aus christlich-königlichem Erbarmen gegen unsere in dem Erzbistum Salzburg auf das heftigste verfolgtenevangelischenglaubens-verwandten uns entschlossen haben, sie in unsere Lande aufzunehmen und in gewissen Ämtern unseres Königreichs Preußen unterzubringen und sie zu versorgen." In der Gegend von Memel, Tilsit, Gumbinnen wurde ihnen Ackerland zugeteilt, Baumaterial zu Gehöften gegeben; auch baute ihnen 10*

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 107

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 107 — Kasimir von Polen ins Land, er sollte sie unter seinen Schutz nehmen. Dazu war er gern bereit, er kam der Landpartei mit einem Heere zu Hilfe und sie huldigte ihm als ihrem Landesherrn. Der Orden war nun fast ganz auf die Hilfe von Söldnern angewiesen, da bei weitem der größte Teil des Landes, woher er sonst seine Streiter berief, von ihm abgefallen war. Die Söldner wollten aber auch bezahlt werden und leider waren die Ordenskassen bereits leer. Die Schuld wurde mit jedem Tage größer und die Söldner drangen immer ungestümer auf ihre Löhnung. Der Hochmeister Ludwig von Erlichshansen hoffte, daß er in seiner Not von Deutschland würde unterstützt werden, doch statt des Geldes wurden ihm von dort her nur Ermahnungen gesandt, sich tapfer zu halten. In seiner Verzweiflung stellte er den Söldnern einen Schein aus, worin er ihnen für einen nahen Termin Zahlung versprach, mit dem Zusatz, daß sie, wenn er nicht Wort halte, das Recht haben sollten, die Städte und Burgen zu verpfänden oder zu verkaufen, an wen sie wollten. Der Termin verlief, ohne daß Zahlung erfolgte; noch einige Male ließen sich die Söldner vertrösten, dann boten sie die Burgen, welche sie besetzt hielten, worunter auch das Haupthaus Marienburg, dem polnischen König zu Kauf an, der die verlangte Kaufsumme auch nach einiger Zeit aufbrachte. Der Hochmeister und die wenigen Ritter, die sich mit ihm in der Marienburg befanden, waren nun dem rohsten Übermut der Sölduer ausgesetzt; wo sie in den Gängen des Schlosses auf einen Ritter trafen, verhöhnten sie ihn, schnitten ihm den Bart und wohl auch Stücke der Lippen ab. Sie wollten die Ritter nicht abziehn lassen, aber diese schlichen sich bei Nacht und Nebel einzeln heraus. Nun war der Hochmeister allein zurückgeblieben und schwebte in beständiger Lebensgefahr. Endlich kündigten ihm die Hauptleute an, ant folgenden Tage würde der König von Polen einziehn und er solle die Burg verlassen. Es war ihm zugesagt, daß er die Heiligtümer und seine kostbaren Geräte mitnehmen dürfe. Doch als sie aufgepackt waren, fielen die Polen darüber her und raubten sie. Der Hochmeister fuhr im Boote eines armen Fischers die Weichsel hinab und kam einsam und verlassen über das frische Haff in Königsberg an, wo die Burg noch im Besitze des Ordens war. Der Krieg zog sich noch Jahre lang hin und schloß dann mit einem Frieden zwischen dem König und dem Orden, worin der letztere einwilligte, Westpreußen ganz und gar dem König abzutreten; Ostpreußen sollte zwar dem Ordert

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 145

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 145 — Daun sich über die Elbe zurückziehe und also seine Niederlage anerkenne. Ziethen hatte nämlich den Auftrag erhalten, den Feinden den Rückzug abzuschneiden, und war daher auf dem angewiesenen Platze geblieben. Der immer schwächer werdende Kanonendonner ließ ihn vermuten, daß der Angriff des Königs mißlungen fei; er nahm nun den Kampf auf der anderen Seite der Feinde auf und es gelang ihm, von dort aus die umstrittenen Höhen zu erobern. Am frühen Morgen ritt er an den Linien der Truppen vorüber, welche der König geführt hatte, und verkündete den Sieg. Jubelnd riefen die Truppen ihm zu: „Es lebe der König! Es lebe unser Fritz! Es lebe Ziethen, der König der Husaren!" — Das Volk wurde trotz aller Leiden, welche der lange Krieg über das Land gebracht, in seiner Verehrung für den König nicht wankend, es brachte ihm nach wie vor Gut und Blut zum Opfer, weil es wußte, daß er nichts für sich, alles für das Vaterland forderte, und weil der Ruhm und die Ehre, die er sich erkämpfte, zugleich der Ruhm und die Ehre aller Preußen war. Aus der Grafschaft Mark kam einmal ein beträchtlicher Zug kräftiger junger Männer, die freiwillig in die Armee eintreten wollten. „Unsere Väter," sagte einer, „haben uns hierher geschickt, wir haben auch etwas mitgebracht." Dabei holte der Sprecher aus seinem Quersack einen Beutel mit harten Thalern und zählte sie vor dem König auf. Auch selbst unter tien feindlichen Mächten und in anderen Weltteilen gab es viele Verehrer des großen Königs. Der Kaiser von Marokko (in Afrika) gab die von feinen Seeräubern zu Sklaven gemachte Mannschaft eines preußischen Schiffes ohne Löfegeld frei und ließ die Matrosen neu kleiden. „Euer König," sagte er, „ist der größte Mann der Welt, kein Preuße soll in meinem Lande gefangen sein." Friedrich hatte nun fünf Jahre lang die schwere Last eines Krieges gegen drei bedeutende Mächte Europas getragen und war bis dahin wie durch ein Wunder vor dem Schicksal, das ihm jene bereiten wollten, bewahrt geblieben. Er hatte kleinere und größere Niederlagen erlitten, war aber durch seine Kriegskunst und die Tapferkeit seines Volkes immer wieder obenauf gekommen. Doch der Krieg verlangt stets Geld und wieder Geld; wie sollte das verhältnismäßig arme Preußen auf die Dauer seinen reichen Feinden das Gleichgewicht halten? Schon längst hatte es der größten Klugheit, ja sogar Rücksichtslosigkeit des Königs bedurft, um das zum Kriege nötige 10

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 24

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 24 — welche die Sklaven auseinander gesprengt hat, und, helfen auch die|en zum Siege. Die Feinde geraten nun in vollständige Unordnung und von den Hellenen unter Siegesgeschrei verfolgt, eilen sie ihren Schiffen zu. Hier gelingt es den Hellenen noch 'sieben feindliche Schiffe zu erobern. Doch meinen die Feldherren der Perser sich noch für diese Niederlage rächen zu können, wenn sie um das Vorgebirge Sigeum, in dessen Nähe Athen liegt, herumsegeln und die Stadt verwüsten. Allein der vorsichtige Miltiades, der dies vorausgesehen, führte sein Heer, obwohl es vom Kampfe ermüdet war, so schnell als möglich nach Athen, und als die Perser dort anlangten, sahen sie ihre Sieger bereit sie zu empfangen und fuhren heim. Ein Athener war, nachdem der Sieg sich entschieden, im stärksten Lause nach Athen geeilt, um der erste zu sein, der die Freudenbotschaft verkündete. Er setzte es auch durch, aber als erden Markt erreicht und ausgerufen hatte: „Freuet euch, wir haben gesiegt!" stürzte er zusammen und starb. Gleich nach der Schlacht kamen die Spartaner, um den Athenern zu helfen, und da sie von dem herrlichen Siege hörten, wünschten sie wenigstens das Schlacht-felfc) zu sehn. Man zeigte es ihnen und erzählte den Verlauf der Schlacht, da lobten sie die Athener und gingen wieder nach Hause. Das Lager der Perser gewährte reiche Beute, denn die Vornehmen unter ihnen führten im Kriege stets kostbare Zelte und eine tfüllc von Bequemlichkeiten und goldenen und silbernen Geräten mit sich. Aber der schönste Gewinn war doch die Erfahrung, daß die früher so gefürchteten Barbaren, wie sehr sie auch an Zahl überlegen waren, von den tapfern Hellenen besiegt werden könnten. Bei Marathon war der erste und zwar ein glänzender Sieg über sie erfochten, darum wurde auch der Jahrestag der Schlacht noch lange Zeit als ein Festtag gefeiert und die Erinnerung an sie immer wieder aufgefrischt. Die Thermopylen. Zehn Jahre nach der Schlacht bei Marathon erfolgte ein neuer Krieg der Perser gegen die Hellenen. Die Perser hatten die Schmach nicht vergessen, daß sie, das größte Volk der Erde, von dem kleinen Hellas besiegt waren, und wollten nun dafür Rache nehmen. Dareios war unterdessen gestorben und sein Sohn Terxes auf den Thron gekommen. In Athen waren viele, welche an die Wiederkehr der Perser nicht glaubten, aber die klügeren waren anderer Meinung.

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 48

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 48 — einem von ihnen wird es sicherlich gelingen, dich zu töten." Dieses schlau ersonnene Vorgeben setzte den König in Schrecken, und statt den Krieg fortzusetzen, schloß er mit den Römern einen billigen Frieden und verlangte nicht mehr, daß sie den vertriebenen Tar-quinius wieder über sich herrschen ließen. Patrizier und Plebejer. In Rom waren zwei Stände, die Patrizier und die Plebejer; jene waren die reichen Adeligen, diese meistens arme Bauern. Brach Krieg aus, so mußten die Bauern in das Heer eintreten, dessen Hauptmasse sie bildeten; und wenn dann wieder Frieden war, befanden sie sich in großer Not, weil sie ihren Acker nicht hatten bestellen können, und waren genötigt die Patrizier um ein Darlehn anzusprechen. Das erhielten sie denn auch, aber wehe ihnen, wenn sie nicht zur rechten Zeit die Schuld zurückzahlten. Denn es war das Gesetz gegeben, daß der Gläubiger den Schuldner, der nicht zu zahlen im stände war, zu seinem Knecht machen oder in die Sklaverei verkaufen durfte, was denn auch oft in unbarmherziger Weise geschah. Als daher wieder einmal ein Krieg auszufechten war, versagten die Plebejer ihre Hilfe. In ihrer Not versprachen ihnen die Patrizier eine mildere Behandlung, und aus diese Bedingung gingen sie ein. Doch als der Krieg zu Ende war, wurde ihnen nicht das gegebene Wort gehalten. Da beschloß das arme Volk mit Weib und Kind Rom zu verlassen und sich auf einem nahen Berge eine neue Stadt zu bauen. Nun waren die Patrizier in großer Verlegenheit, die meisten Häuser waren leer und wer sollte ihnen helfen, wenn wieber Feinde kämen? Sie berieten unter sich und beschlossen an die ausgewanberten Plebejer Ge-sanbte zu schicken, die eine Aussöhnung herbeiführen sollten. Unter den Gesanbten war Menenius Agrippa, ein Patrizier, der sich immer dem Volke freunblich erwiesen hatte. Die Ausgewanberten trugen ihm ihre gerechten Beschwerben vor, und er hörte sie aufmerksam an. Dann sprach er: „Ich will euch eine kleine Geschichte erzählen. Einstmals empörten sich die Gliebmaßen gegen den Magen, weil sie alle schwer arbeiten müßten, die Füße den Körper forttragen, die Hänbe greifen, hämmern, nähen, die Zähne die Speise zermalmen, währenb der Magen die Speisen für sich allein nehme. Sie wollten also nicht mehr für ihn arbeiten. Aber was geschah? Nach kurzer Zeit merkten sie, daß sie samt und sonbers

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 147

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 147 — Verachtung klommen die Preußen die Bergwände hinan; wo die Pferde nicht fest auftreten konnten, trugen die Soldaten die Kanonen auf den Schultern hinauf. Trotz des heftigen Kanonendonners drängten sie die Österreicher unaufhaltsam zurück. Es wurde ein vollständiger Sieg erfochten und Friedrich konnte nun die wichtige Stadt Schweidnitz wiedergewinnen. Katharina ließ bald darauf dem König erklären, sie wolle den von Peter geschlossenen Frieden treulich aufrecht erhalten, aber ihre Truppen aus Deutschland abberufen. Und endlich war auch Maria Theresia des Krieges müde geworden und gab zu verstehn, daß sie zum Frieden bereit sei. Dieser wurde denn auch bald abgeschlossen und in Hubertsburg, nicht weit von Leipzig, unterzeichnet. Friedrich ging als allseitig anerkannter Besitzer Schlesiens aus dem Kriege hervor. — Am 30. Mai 1763 sah der König seine Residenz nach sieben Jahren wieder. Um dem feierlichen Empfange, den man dort vorbereitet hatte, auszuweichen, fuhr er im Dunkel des Abends in die Stadt. Und wie die Einwohner, die den ganzen Tag ihn vergebens auf den Straßen erwartet hatten, mit schnell herbeigeschafften Fackeln den Wagen begleiten wollten, befahl er schnell zu fahren und begab sich auf einem Umwege in das Schloß. Friedrich war kein Freund von rauschenden Huldigungen. Die Kriegsarbeit war nun vollendet, doch mit demselben rastlosen Eifer wie jene betrieb er die nicht minder schwere Arbeit, die Wunden zu heilen, die der lange Krieg geschlagen. Ackerbau und Gewerbe lagen schwer darnieder. Er öffnete sogleich nach seiner Rückkehr seine Magazine und ließ unter die Bauern Saatkorn verteilen; auch was in der Artillerie und Kavallerie an Pferden entbehrlich war, gab er hin, damit die Landleute ihre Felder pflügen könnten. Andererseits füllte er auch wieder durch weise Sparsamkeit den Staatsschatz. Bei sich selbst fing er an, indem er von der Million Thaler, auf die er alljährlich Anspruch hatte, nur 200000 für die Hofverwaltung nahm. So konnte er nach und nach hilfsbedürftigen Gemeinden mit mehr als 24 Millionen Thaler unterstützen und hinterließ bei feinem Tode einen Staatsschatz von mehr als 60 Millionen. Nach dem Kriege lebte er noch 23 Jahre in steter angestrengter Arbeit für fein Volk, doch endlich war feine gewaltige Kraft aufgerieben. Im Frühling feines Todesjahres begab er sich nach 10*

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 127

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 127 — und 75 arme Studenten genährt und 800 fremde Kinder unterrichtet werden. Von weiteren Geschenken legte er eine Apotheke, eine Buchhandlung, eine Buchdruckerei, ein Witwenhaus und eine Schule für Sinder wohlhabender Eltern an. Als er starb, war der Umfang der Gebäude so groß, daß der innere Hof die Länge und Breite einer ausgedehnten Straße hatte. Er baute aber nicht nur Schulhäuser, sondern führte auch in seinen Schulen eine Art von Unterricht ein, nach welcher mehr und leichter gelernt wurde als bisher. Es hört sich fast wie ein Wunder an, daß diese großen Erfolge aus der Saat von sieben Gulden erwachsen sind. Röntg Friedrich Wilhelm I. (1713—40.) Auf Friedrich I. folgte der König Friedrich Wilhelm I. Er war ein strenger, rauher, harter Mann, aber auch vom regsten Pflichtgefühl erfüllt und unablässig auf das Heil seines Volks bedacht. Gleich nach feiner Thronbesteigung entließ er den größten Teil der kostspieligen Hofbeamten, mit welcher sich Friedrich I. umgeben hatte, und behielt nur diejenigen, die nicht zu entbehren waren. Die sehr bedeutenden Schulden seines prunkliebenden Vaters tilgte er, indem er das kostbare Gold- und Silbergerät in den Zimmern des Schlosses und die aufgehäuften Schätze von Edelsteinen und Perlen verkaufen ließ. In seinem Haushalt ging es wie in einem Bürgerhause zu, seine Mahlzeiten bestanden in Hausmannskost. Das Hoftheater wurde geschlossen, die Garderobe desselben unter die Armen verteilt. Die Schaulust der Berliner mußte sich nun mit Seiltänzerkünsten und Puppenkomödien begnügen. Wenn auch der König sehr sparsam war, geizig war er durchaus nicht. Preußisch Litauen war durch eine Pest verödet und fast menschenleer geworden. Als nun der Erzbischof von Salzburg alle Protestanten ans seinem Gebiete vertrieb,'weil sie nicht katholisch werden wollten, nahm der König sie in Litauen auf und gab Millionen und Millionen für ihre Ansiedelung her. Auch aus andern Gegenden strömten bedrängte Protestanten nach Preußen und wurden gern ausgenommen, so daß nach einiger Zeit Litauen wieder zu seiner früheren Blüte gelangte. Ebenso sparte er kein Geld für die Vermehrung der Volksschulen in seinem Lande, und so manche Stadt, die durch großen Brandschaden in Armut geriet, ließ er auf seine Kosten wieder aufbauen.

10. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 86

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
86 bürg, Tübingen, Herrenberg und Nagold und das Oberland iu der Gegend von Tett- nang und Ravensburg sowie von Sanlgau und Ehingen. Die Zuckerrübe bedarf eines fruchtbaren Bodens. Sic wird daher nur im Neckarlande gebaut. Hier befinden sich auch die drei Zuckerfabriken des Landes: Stuttgart-Münster, Heilbroun und Züttlingen a. d. Jagst. Auch der Tabak und die Zichorie werden nur im Neckarland gebaut, letztere ausschließlich iu der Nähe der Zichorienfabriken Ludwigsburg und Heilbronn. Der Obstbau nimmt in Württemberg eine hervorragende Stelle eilt. Unser Land ist das erste Vbstland des Deutschen Reiches. Es be- sitzt etwa 11 Millionen Obstbäume, worunter fast 6 Millionen Apfelbäume. Der jährliche Durchschnittsertrag hat einen Wert von mehr als 7 Mill. Mark. Der Obstbau erstreckt sich aus alle Gegenden des Landes; selbst auf den höchsten Plätzen der Alb wird noch, wenn auch iu beschränkterem Umsaug, Obstbau getrieben. Das Neckarland, die Täler der Neckarzuflüsse der Alb, die Bodenseegegend gleichen einem förmlichen Obstgarten und erzeugen die seinsten Obstsorten. Trotzdem deckt unser Obstbau deu Bedarf noch nicht, namentlich weil bei uns die Bereitung des Obstmostes ganz allgemein ist, wogegen der Branntweingenuß immer sehr eingeschränkt blieb. Daher muß auch in den besten Obstjahren allein an Kernobst etwa 1/2 Million Doppel- zentner eingeführt werden. Stuttgart besitzt den größten Mostobstmarkt des Deutschen Reiches. Der Weinbau ist iu Württemberg, obgleich er langsam zurückgeht, von großer Bedeutung. Unter dm vier Hauptweingebieten Deutschlands kommt unser Land an zweiter Stelle. Das Rebland beschränkt sich auf die mildesten Gegenden des Landes. Der Schwerpunkt des Wein- baugebiets liegt im mittleren und unteren Neckartal, Ivo Tausende von Kleinbauern wohnen, deren Hauptnahrungsquelle uicht das Kornfeld und nicht der Wald, nicht die Äcker und nicht die Wiesen, sondern die Weinberge sind. Bon den Seitentälern des Neckars sind das Rems-, Bottwar-, Schotzach- und Sulmtal, das Enztal und das Zabergäu bevorzugte Wein- gegendeu Auch im untern Kocher- und Jagsttal wird Weinbau getrieben, geschätzter sind aber die Tauberweine. Sogar an freit Abhängen der Alb von Reutlingen bis Weilheim gedeiht noch die Rebe. Auch in der Bodensee- gegend ist der Weinbau zu Hause; er zieht sich im Schusseutal bis Ravens- bürg aufwärts. Wenn auch die meisten württembergischen Weine an Güte das edle Rheingauer Gewächs uicht erreichen, so erfreuen sich doch manche Sorten eines wohlverdienten Rufes. Der jährliche Durchschuittsertrag des Weinbaus beträgt iu Württemberg etwa 11 bis 12 Mill. Mark. D i e Viehzucht w i r d mehr und m e h r zu ut wichtig st e n Z >v e i g der württembergischenlandwirtschast. Sie liefert jähr- lich 65°/o der Roheinnahmen der württembergischen Landwirte, während der Getreidebau nur 15«b einbringt. Obenan steht die Rinderzucht. Sie hat in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung genommen. Die Ackerflächen mit Futtergewächsen und Kartoffeln sind daher bedeutend an- gewachsen, und außerdem werden noch ausländische Futtermittel verbraucht. Die Rind Vieh zu cht bildet neben der Schweinezucht für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe die hauptsäch- lichste Einnahmequelle. Württemberg zählte im Jahre 1907 über 1 Million Stück Rindvieh im Wert von ungefähr 250 Millionen Mark. Die Aussuhr au Rindvieh, die hauptsächlich nach Baden, Bayern, Hessen
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