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1. Geschichtsbilder - S. 126

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 126 — 7. Fortgang der Reformation. — Mit seinem Freunde, dem gelehrten Philipp Melanchthon (geboren zu Breiten im heutigen Groß-herzogtnm Baden), war Luther nun eifrig thätig, für seine Anhänger geordnete Gottesdienste einzurichten. Er dichtete geistliche Lieder und stellte diese mit den Liedern anderer evangelischen Dichter in ein Gesangbuch zusammen. Für den Unterricht der Jugend schrieb er einen Kate-chismus. Bald hatte sich die lutherische Lehre nicht nur in Sachsen befestigt, sondern auch in vielen andern Gegenden Deutschlands, z. B. in Schlesien, Pommern, Mecklenburg, Hessen und selbst in fremden Ländern Eingang gefunden. Alsdann auf dem Reichstage zu Speyer (1529) die weitere Verbreitung der Reformation verboten wurde, erhoben die Anhänger Luthers Widerspruch (Protest). Seitdem nannte man sie auch Protestanten. Bis dahin war Kaiser Karl V. mit dem Könige von Frankreich und andern Mächten in einen Krieg nach dem andern verwickelt worden, so daß die Reformation sich ungehindert hatte entfalten können. Nun aber wollte er Luthers Lehre ernstlich dämpfen. 8. Bekenntnis der Protestanten vor Kaiser und Reich. — 1530 versammelte der Kaiser einen Reichstag zu Augsburg. Da schrieb Melanchthon ein Büchlein, in dem er die ganze lutherische Lehre zusammenfaßte, und die protestantischen Fürsten und Städte überreichten diese Schrift, welche die A u g s b u r g i s ch e K o n s e s s i o n (Glaubensbekenntnis) genannt wird, dem Kaiser. Der Kaiser verbot von neuem die Verbreitung der Reformation und bedrohte die protestantischen Fürsten mit Krieg. Aber Kriegsgefahren, die dem Reiche durch äußere Feinde drohten, verhinderten den Kaiser noch jahrelang, gegen die protestantischen Fürsten und Städte, die in Schmalkalden ein Schutzbündnis geschlossen hatten, zum Schwerte zu greifen. 9. Die Reformation in Brandenburg und Preußen. — Luthers Lehre wurde in Württemberg, im Elsaß, in Baden, Pommern, in vielen norddeutschen Städten, später auch im Herzogtum Sachsen angenommen, desgleichen in Schweden, Norwegen und Dänemark. — Kurfürst Joachim!, von Brandenburg war ein heftiger Gegner der Reformation, aber sie fand doch in feinem Lande Eingang; selbst die Kurfürstin Elisabeth nahm heimlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Als ihr Gemahl es erfuhr, mußte sie vor feinem Zorne entfliehen. Sie fand bei ihrem Oheim, dem Kurfürsten von Sachsen, in einem Schlosse bei Wittenberg Zuflucht. Ihr ältester Sohn, Joachim Ii., schon früh ein Anhänger Luthers, bekannte sich 4 Jahre nach feinem Regierungsantritt öffentlich zum evangelischen Glauben und nahm 1539 in Spandau, wohin er feine

2. Geschichtsbilder - S. 142

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 142 — war der Graben ausgeschachtet, und auch die Schleusen waren vollendet, so daß der Kurfürst die Einweihung selbst vollziehen konnte. Bald nach dem westfälischen Frieden hatte der Kurfürst die brandenbnrgische Post errichtet. Fortan bestand durch alle brandenburgischen Gebiete eine sichere, geordnete und billige Beförderung der Briefe und Pakete. Zur Hebung des überseeischen Handels gründete er in Guinea eine Kolonie und ließ dort das Fort Großfriedrichsburg erbauen. Negerhäuptlinge des Gebietes kamen nach Berlin und huldigten dem Kurfürsten. Vrandenburgifche Kaufleute von der afrikanischen Handelsgesellschaft erhandelten in der Kolonie Gold staub und S k l a v e n; in Amerika wurden die armen Schwarzen verkauft. (Damals wurde noch der schändliche Sklavenhandel von allen seefahrenden Nationen betrieben.) Friedrich Wilhelm ließ neun mächtigekriegs-schiffe von 20—40 Kanonen bauen. Sie schützten die brandenburgischen Kauffahrer und sicherten die Kolonie. Zumeist ankerten sie im Emden er Nordseehafen. Der Große Kurfürst hatte ihn zugleich mit der Stadt besetzt, als die Bewohner ihn um Schutz gebeten hatten. O Kurfürst Friedrich Wilhelm, zu Land und Meer ein Held, Du hast den Weg gewiesen und uns das Ziel gestellt! Die Berge haben Tannen, wir haben hohen Mut; Auch uns gehört die große, wogende Meeresflut. O. F. Grupp e. 11. Schule und Kirche. — Der Große Kurfürst sorgte eifrig für Schule und Kirche. Er wollte, daß „die Furcht Gottes schon in die Kinder gepflanzt werde." Erst gütlich, dann mit Strenge suchte er es dahin zu bringen, daß die lutherischen und reformierten Geistlichen sich auf der Kanzel nicht wechselseitig schmähten. Ein milder und hochgeachteter Berliner Prediger, Paul Gerhard, gab lieber sein Amt auf, als daß er eine Beschränkung seines lutherischen Predigtamtes angenommen hätte. Er ist der Dichter des herrlichen Liedes: „Befiehl du deine Wege —", welches ein rechtes Trostlied unseres Volkes in dem Kreuz dieses Lebens geworden ist. 12. Vorbild aufrichtiger Frömmigkeit und echt deutschen Wesens. — Der Große Kurfürst ist in seinem srommenwandel, in seinem häuslich en Leben, in seinem deutsch en Wesen seinem Volke ein rechtes Vorbild gewesen. Die Bibel trug er stets bei sich zu Trost und Erbauung. Zweimal schlug er die polnische Krone aus, weil er dann seine evangelische Kirche hätte verlassen müssen. „Um solchen Preis würde ich gar eine Kaiserkrone ablehnen." Mit Luise Henriette lebte er in sehr glücklicher Ehe. In jener Zeit verbreiteten sich französische Mode und Sitte, französische Laster, ja auch die französische Sprache an den deutschen Höfen und bei dem deutschen Adel überall hin. Friedrich Wilhelm aber blieb kerndeutsch; er verbot seinen Unterthanen das Reisen nach Paris.

3. Geschichtsbilder - S. 127

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 127 — Mutter feierlich zurückgeführt hatte, das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Die Unterthanen in Stadt und Land folgten seinem Beispiel. Der Kurfürst ließ nun überall Schulen einrichten, damit sein Volk die deutsche Bibel selbst lesen könne. Zu Karls V. Zeit herrschte der Deutschorden nur noch in Ostpreußen. Da die meisten Ordensherren der protestantischen Lehre zugethan waren, verwandelte der Hochmeister Albrecht, ein Hohenzoller, mit Zustimmung seines Lehnsherrn, des Königs von Polen, d a s g e i stl i ch e F ü r st e n t u rn i n e i n erbliches weltliches Herzogtum. Seine Unterthanen traten fast sämtlich zur protestantischen Lehre über. Nach dem Aussterben dieser hohenzollernschen Herzöge in Ostpreußen (1618) ist das Lehnsherzogtum an ihre Verwandten, die branden burgischen Hohen-jo Ilern, gefallen, welche sich immer aufs neue die Erbfolge hatten zusichern lassen. 10. Luthers Tod. — Luther hat den Trost gehabt, daß um seiner Lehre willen kein Krieg entzündet wurde, so lange er lebte. Unablässig riet er zum Frieden. Man solle, meinte er, alle Sachen der Religion Gott anheimstellen. Doch betete und arbeitete er unermüdlich für sein Werk bis an sein Ende. Mitten im Winter 1546 reiste er nach Eisleben, um in einer Streitsache den Frieden zu vermitteln. Dort, in seiner Geburtsstadt, starb er am 18. Februar. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche bestattet. Melanchthon lebte noch 14 Jahre. Dann erhielt er neben Luther seine Grabstätte. 11. Zwingli und Calvin. — Zu derselben Zeit wie Luther trat zu Zürich in der Schweiz der Pfarrer Hu Idreich Zwingli gegen den Ablaß und andere Lehren der katholischen Kirche auf. Auch er fand vielen Anhang, und die von ihm ausgehende reformierte Kirche, welche in einigen Stücken, z. B. in der Abendmahlslehre, von der lutherischen abwich, faßte rasch Wurzel in einem großen Teile der Schweiz. Nach Zwinglis Tode setzte Johann Calvin von Genf ans das Reformationswerk fort. Er verlieh der Kirche feste Ordnungen und Einrichtungen, und die reformierte Lehre verbreitete sich auch außerhalb der schweizerischen Grenzen über mehrere deutsche Länder bis nach Holland, ferner in einem Teile Frankreichs, auch in England und Schottland. 12. Der schmalkaldische Krieg. — Endlich ließen dem Kaiser feine auswärtigen Kriege Zeit, die Waffen gegen die deutschen Protestanten zu kehren (1546). Man nennt den nun entstandenen Krieg den schmal -kaldischen, weil die protestantischen Fürsten bald nach dem Augsburger Reichstage von 1530 in der hessischen Stadt Schmalkalden einen Bund

4. Geschichtsbilder - S. 128

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 128 — zu ihrer Verteidigung geschlossen hatten. An der Spitze ihres mächtigen Heeres, das sich im Süden des Reiches sammelte, standen der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Landgras Philipp der Großmütigevon Hessen. Aber sie hielten nicht einträchtig zusammen; der Kurfürst von Sachsen zog ab, um sein Kurland zu schützen, als sein protestantischer Vetter Moritz von Sachsen zu Gunsten des Kaisers dorthin eingefallen war. Da mußten sich die süddeutschen Protestanten unterwerfen. Nun aber ri'lckte der Kaiser gegen den Kurfürsten heran, besiegte ihn in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe und nahm ihn gefangen. Des Kurfürsten Land mit Wittenberg und die Kurwürde gab er an den Herzog Moritz von Sachsen. Auch der Landgraf von Hessen geriet in des Kaisers Gefangenschaft. 13. Der Augsburger Religionsfriede (1555). Tod Karls V. — Karl hatte über die Protestanten vollständig gesiegt. Aber er verfuhr nun so streng gegen sie und so herrisch und willkürlich gegen alle Fürsten des Reiches, daß die katholischen Fürsten ebenso als die protestantischen unwillig wurden. Mit einemmale erstand dem Kaiser ein Feind, den er nimmer erwartet hatte. Moritz rückte plötzlich mit Heeresmacht gegen den Kaiser, welcher sich ohne Streitkräste in Tirol befand. Wenig fehlte, daß er ihn gefangen genommen hätte. Karl mußte sich bei Nacht und Nebel durch die schneebedeckten Gebirge flüchten, um nicht in des Feindes Gewalt zu geraten. Jetzt gab er alle Hoffnung auf, die Protestanten noch zu bewältigen. Er ließ die gefangenen Fürsten sogleich frei und schloß mit den Protestanten den Augsburger Religionsfrieden 1555, in welchem den Fürsten des Augsburger Bekenntnisses gestattet wurde,,fortan im Deutschen Reiche ihre Religion frei auszuüben. Dieser Ausgang mußte den alten Kaiser tief niederdrücken. Er sah seine Pläne vereitelt und erkannte, wie trügerisch alle irdische Macht und Größe ist. Darum legte er die Regierung nieder und zog sich in ein spanisches Kloster zurück. Dort verbrachte er seine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmachen. Zwei Jahre, nachdem er der Krone entsagt hatte, starb er (1558). 45. Der dreißigjährige Krieg. I. Der böhmisch-pfälzische Krieg. Seit dem Augsburger Religionssrieden herrschte zwar eine Zeitlang äußere Ruhe im Deutschen Reiche; aber Zwietracht und Hader zwischen Katholiken und Protestanten dauerten fort. Die weltlichen Oberherren begünstigten ihre Religionspartei und suchten oft die andere zu unterdrücken.

5. Geschichtsbilder - S. 129

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 129 — So glaubten sich die Evangelischen in Böhmen in ihren verbrieften Rechten dadurch verletzt, daß ihnen der Bau eines Gotteshauses verwehrt, ja an einer anderen Stelle die schon erbaute Kirche niedergerissen wurde. Der Kaiser wies ihre Beschwerde ab. Da erhob sich ein Aufstand. Die Statthalter, denen man die Schuld zuschrieb, wurden zum Fenster des kaiserlichen Schlosses hinuntergeworfen. Die vornehmsten evangelischen Edelleute übernahmen die Regierung. Als nun der Kaiser starb, wollten die Böhmen seinen Erben, den eifrig katholischen Ferdinand nicht zu ihrem Landesherrn haben; denn dieser hatte in Steiermark und später in Österreich die Reformation ausgerottet. Deshalb wählten sie den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. vonder Pfalz zum Könige. Der junge Pfalzgraf ließ sich durch den Glanz der Königswürde blenden, zog nach Prag und setzte sich die gefährliche Krone aufs Haupt. Da kam es zum Kriege. Herzog Max von Bayern ließ das Heer der verbündeten katholischen Fürsten in Böhmen einrücken und besiegte des unthätigen Königs Heer bei Prag am weißen Berge 1620. Der König floh. Wer nun nicht katholisch werden wollte, mußte auswandern. Sownrdeböhmenwieder einkatholischesland. Doch Kaiser Ferdinand war damit nicht zufrieden. Der Kurfürst von der Pfalz, welcher es gewagt, die böhmische Krone anzunehmen, sollte gänzlich vernichtet werden. Der Kaiser erklärte ihn in die Reichsacht und verlieh die pfälzische Kurwürde dem Herzog von Bayern. Einige evangelische Fürsten nahmen sich zwar der Sache Friedrichs an, doch General Tilly siegte in der Pfalz und in Westfalen. (Am Ende des Krieges erhielt der Sohn des ins Elend getriebenen Fürsten die Pfalz zurück und eine neu errichtete achte Kurwürde.) Ii. Der dänische Krieg. Fall Magdeburgs. Schon drohte der gefürchtete Kriegsmann auch die Protestanten in Norddeutschland anzugreifen. Da riefen diese den König Christian von Dänemark, Herzog von Holstein, zu Hilfe, und die Kriegsflamme loderte mächtig empor. Für den Kaiser rückte ein neues Heer aus unter dem Befehle des Generals Wal lenstein. Dieser Feldherr, dessen Name bald weit berühmt werden sollte, war von Geburt ein böhmischer Edelmann. Von Jugend auf hielt er sich zu hohen Dingen bestimmt. Dies meinte er in den Sternen gelesen zu haben; denn es herrschte damals der Aberglaube, man könne aus der Stellung der Gestirne die künftigen Schicksale der Menschen erkennen. Als er in das kaiserliche Heer eingetreten war, kam er rasch zu Ehren und Würden. Der große Reichtum, welchen er besaß, erwarb ihm Ansehen. Einmal stellte er dem Kaiser ein Regiment auf eigene Kosten. Zum Lohne dafür erhielt er die Herrschaft Friedland in Andrä-Ernst, Geschichtsbilder. Ausg. B. 9

6. Geschichtsbilder - S. 130

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 130 — Böhmen; später wurde er sogar zum Herzoge von Friedland erhoben. Jetzt trat er vor den Kaiser mit dem Anerbieten, ihm ein ganzes Heer zu werben und zu unterhalten, wenn er ihm den unbeschränkten Oberbefehl über dasselbe geben wollte. Sein Vorschlag wurde gern angenommen. Und siehe, in kurzer Zeit hatte der Friedländer, wie man Wallenstein auch nannte, eine stattliche Kriegsmacht auf den Beinen: Kürassiere mit Harnisch, Eisenhaube, Pistolen und schwerem Säbel, Dragoner mit Pike oder Muskete (schwere Flinte), Arkebusiere oder berittene Scharfschützen mit der Arkebuse (Büchse mit Haken zum Auflegen), endlich Fußvolk mit Piken oder Musketen und Geschützleute (Bild 13). Weder am Harz noch an der Elbe vermochten die Heere der Protestanten ihren Gegnern Tillp und Wallenstein zu widerstehen. Vereint jagten sie den Dänenkönig auf feine Inseln. Mecklenburg wurde erobert. Der Kaiser belehnte Wallenstein mit diesem Herzogtume. Nur die Stadt Stralsund wagte es, dem gewaltigen Feldherrn zu trotzen. „Und wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, es müßte herunter!" prahlte Wallenstein. Aber die wackern Bürger verteidigten die Stadt gegen alle Angriffe, und Wallenstein mußte die Belagerung endlich aufheben (1628). Fast ganz Deutschland war in diesem Kriege von seinen Scharen ausgeplündert worden. Sein Heer mußte nämlich von den Bürgern und Bauern der Gegend erhalten werden, in die es kam. Wo man die Kriegssteuer nicht gutwillig gab, wurde diese unter Androhung von Mord und Brand (Brandschatzung) mit Gewalt erhoben. Viele Offiziere und Soldaten verfuhren mit roher Grausamkeit gegen die Wehrlosen und praßten von dem letzten Zehrpsennig der Bürger und dem letzten Vieh und Getreide der Bauern, so daß die bekümmerten Leute an manchen Orten sich mit Gras und mit Knospen von den Bäumen zu sättigen gezwungen waren. Die deutschen Kurfürsten erhoben hierüber laute Klage und verlangten die Entlassung des furchtbaren Kriegsmannes und seiner verwegenen Scharen. Da nun der siegreiche Kaiser jetzt Wallensteins nicht mehr zu bedürfen glaubte, entschloß er sich, den Feldherrn des Oberbefehls zu entsetzen (1630). Wallenstein fügte sich ruhig darein, überzeugt, daß man ihn schon wieder rusen werde; denn der Krieg war noch lange nicht zu Ende. Der siegreiche Kaiser hatte 1629 den Befehl erlassen, daß die katholische Kirche alles zurückerhalte, was sie fett 75 Jahren verloren hatte, als Mönche, Äbte, Geistliche, Bischöfe evangelisch geworden waren. So wollte erbiealte Macht der katholischen Kirche wiederherstellen. Die blühende protestantische Reichsstadt Magdeburg widersetzte sich dem Befehle, das katholische Erzbistum wiederaufzurichten. Ein kaiserliches Heer unter Tilly belagerte die Stadt. Mannhaft verteidigten sich die Bürger; aber ehe noch der

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 120

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 120 — so entkräftet an, daß ein dortiger Freund, der Prediger Dr. Jonas, es für nötig hielt ihn nach Eisleben zu begleiten. Trotz seiner Schwäche predigte er dort noch viermal und nahm alltäglich an den Verhandlungen über den Streit teil. Nach einigen Tagen sagte er: „Wenn ich die Grasen einig gemacht habe, will ich heimziehen, mich in meinen Sarg legen und den Würmern meinen Leib zu ' essen geben." Und an einem der nächsten Tage: „Ich bin hier zu Eis-lebeu getauft, wie, wenn ich hier bleiben sollte?" Als sein letztes Stündlein dawar, sprach Dr. Jonas zu ihm: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr aus die Lehre von Christo, wie ihr sie gepredigt, sterben?" Mit fester Stimme antwortete er: „Ja!" und entschlief eines sanften Todes. Es war am 17. Februar 1546, er war 63 Jahre alt geworden. Noch in derselben Nacht ward ein reitender Bote an seinen Landesherrn und Freund, den Kurfürsten von Sachsen, mit der Nachricht von seinem Tode gesandt; der Kursürst gab den Befehl, den Leichnam nach Wittenberg zu bringen. Zwei Tage darauf ging der Zug ab, von den mansfeldischen Grasen, vielen Edelleuten und fast allen Bürgern Eislebens begleitet. Unterwegs wurden in allen Dörfern die Glocken geläutet, und eine solche Menge schloß sich dem Zuge an, daß der Leichenwagen oft still halten mußte. In Wittenberg wurde der Sarg in die vom Kurfürsten bestimmte Gruft in der Schloßkirche hinabgelassen. Luther hinterließ seine Witwe und drei Söhne, sein letzter männlicher Nachkomme ist um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Dresden gestorben. Das große Werk, das Luther vollbracht, heißt die Reformation; seitdem hat sich die Christenheit in Katholiken und Protestanten (auch Evangelische oder Lutheraner genannt) geschieden. In Deutschland giebt es mehr Protestanten alfr Katholiken. Der große Kurfürst von Brandenburg. Er hieß Friedrich Wilhelm und war der Sohn des schwachen Kurfürsten Georg Wilhelm. Als er in das Jünglingsalter trat, schickte ihn der Vater zu seiner Ausbildung nach Holland, an dessen Spitze ein großer Kriegs- und Staatsmann stand. Unter den Adeligen der reichen Hauptstadt herrschte damals ein lasterhaftes Leben, in das sie auch den jungen Prinzen hineinzuziehn suchten; doch er war ihren Lockungen unzugänglich, sein reiner Charakter verabscheute jedes Laster. Dagegen erwarb er sich in einem Kriege der Holländer die erste Anerkennung seiner Tapferkeit und Kaltblütigkeit. Mit

8. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 10

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 10 — Die. größten Seen des Schwarzwaldes sind der Titisee und der Schluchsee im südlichen Teil des Gebirges. Sie sind keine Karseen, sondern liegen in einer slach trogsörmigen Einsenkimg und sind von eiszeitlichen Auf- schüttungen umgeben und gestant. 6. Die Bewohner, a) Ihre Eigen schafte n. Die Bevölkerung des waldreichen württ. Schwarz- Waldes ist wegen des rauhen K l i m a s und der Unergiebig- keit des Bodens uicht sehr zahlreich. Die Schwarzwälder sind Der Wildsee (links balzender Auerhahn). gesunde, kräftige Leute mit Hellem, natürlichem Verstände, offeu, treuherzig, gastfreundlich, ernst, streng religiös und voll Liebe zu ihrer Heimat („O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!"). Sie sind meist katholischen Glaubens. Nur in: württ. Schwarzwald überwiegt das evangelische Bekennt- ms, und zwar wohnen auch hier die Protestanten mehr im Norden, die Katho- liken mehr im Süden. Die alten Trachten der Schwarzwälder Land- bevölkeruug haben schon vielfach der städtischen Kleidnng weichen müssen. Immerhin sieht man noch in manchen Gegenden, besonders an Sonn- und Festtagen sowie bei festlichen Anlässen, bei den Frauen mehr als bei den Männern, die malerischen, farbenprächtigen Trachten (z. B. im Gutach-, Schupbach- und Elztal). Im württembergischen Schwarzwald wird nament- lich in den Bezirken Nagold und Calw noch Frauen- und Männertracht ge- tragen; nur ist sie weniger bunt als im badischen Teil des Gebirges.

9. Neue Landeskunde von Württemberg - S. 11

1910 - Stuttgart : Holland & Josenhans
11 Gletschern ausgehobelt. Zu ihuen gehören der am Südabsturz der Hornis- grinde gelegene badische Mummelsee und unweit davon der württem- bergische Wildsee. Der großartigste Karsee des Schwarzwalds ist aber der von himmelshohen Felswänden umstarrte Feldsee am Abhang des Feld- bergs. Diese im dichten Waldesdunkel versteckten Seen mit ihrem tiefdunkeln Wasser haben etwas Geheimnisvolles. Daher knüpfen sich auch allerlei Sageu an sie. Die größteu Seen des Schwarzwaldes sind der Titisee und der Schluchsee im südlichen Teil des Gebirges. Sie sind keine Karseen, son- Der Wildsee. (Buntsandsteinlandschaft.) dern Hegen in einer flach trogförmigen Einsenkung und sind von eiszeitlichen Aufschüttungen umgeben und gestaut. 6. Die Bewohuer. a) Ihre Eigenschaften. Die Bevölkerung des waldreichen württ. Schwarzwal- des ist wegen des rauhen Klimas und der Unergiebigkeit des Bodens nicht sehr zahlreich. Die Schwarzwälder sind gesunde, krüf- tige Leute, mit Hellem, natürlichem Verstände, offen, treuherzig, gastfreund- lich, ernst, streng religiös und voll Liebe zu ihrer Heimat („O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!"). Sie sind meist katholischen Glaubens, nur üu württ. Schwarzwald überwiegt das evangelische Bekenntnis. Auch int württ. Schwarzwald wohnen die Protestanten mehr im Norden, die Katho- liken Mehr im Süden. Die alten Trachten der Schwarzwälder Landbe-

10. Lehrproben zur Länderkunde von Europa - S. 284

1908 - Leipzig [u.a.] : Teubner
284 Europa. Religiöses Bekenntnis. Zehr gut zeigt sich's auch in dem religiösen Bekenntnis, wie die Völker zusammengehören! Die germanischen Länder sind vorwiegend protestantisch, die romanischen vorwiegend katholisch, die slavischen Länder orthodox. Doch wohnen allenthalben auch Angehörige anderer Ronfessionen, z. B. im Deutschen Reich nahezu 36% Katholiken unter nahezu 63% Protestanten (1900). Arn meisten lernt man aus den Zahlen der Anhänger in Europa: Protestanten Röm.-Kath. Grthod. 1885: 80 Mill. .150 Mill. 80 Mill 1900: 90 Mill. 160 Mill. 90 Mill 1905: 100 Htü1. 175 Mill. 100 Mill Sch.: Protestanten und orthodoxe Christen sind gleich in der Zahl, die römisch-katholische Kirche ist fast so stark als die beiden zusammen. Die Zahl der Protestanten und orthodoxen Christen ist zwischen 1900 und 1905 im Verhältnis stärker gewachsen, nämlich um % oder 11%» die Zahl der römisch-katholischen Christen nur um Vi6 oder 6%%' •— Trotzdem Protestanten und orthodoxe Christen an Zahl etwa gleich stark sind, wird man doch vor der Zahl der Protestanten größeren Respekt haben, wenn man die Landräume betrachtet, auf welchen sie wohnen! Sch.: Die Protestanten nehmen bei weitem den kleinsten Raum ein, die orthodoxen Christen den größten. — Gegenüber diesen gewaltigen Massen können unter den Andersgläubigen nur noch die Juden in Betracht kommen mit etwa 8 Mill., die Türken mit rund 6 Mill. und — mehr der Sonder- barkeit wegen — V2 Mill. Heiden. Diese wohnen im äußersten No und teilweise an der Wolga- zu ihnen gehören auch die Zigeuner. — Immer- hin fallen die Grenzen der Völkerfamilien und Religionsgemeinschaften nicht ganz zusammen. Besonders hat die römisch-katholische Kirche Bekenner in allen drei Völkerfamilien. Darüber wissen wir schon einiges! Sch.: 3rt Deutschland sind ein Drittel der Bevölkerung Katholiken, ebenso in Holland,- in Österreich ist fast die ganze deutsche Bevölkerung katholisch. — Auch unter den Slaven hat die römisch-katholische Kirche ihre Bekenner: in fast ganz Osterreich-Ungarn und unter den Polen Rußlands. — Aber trotzdem ist gegenwärtig den katholischen Staaten die Macht versagt! Sch.: Die protestantischen Länder sind gegenwärtig die reichsten und die führenden. Militärische Gruppierung. Aber im Falle eines Krieges würde jedermann wohl zuerst eine andere Frage stellen! Sch.: Wieviel Soldaten habt ihr, und wie stark ist eure Flotte? — Wie würdet ihr da die Staaten Curopas ordnen, wenn wir einmal zuerst nur auf das Heer achten wollten? Sch.: Ich würde sie so ordnen: Rußland, Deutschland, Gesamtzahl in Europa 330 Mill. 357 Mill. 382 Mill.
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