70 Schlacht am See Trasimenus (217).
auf für den Kern seines Fußvolks; die leichten Truppen verteilte er in den einschließenden Bergen, während er die Reiterei am westlichen Eingang in einem Seitenthal versteckte. Am frühen Morgen, während dichter Nebel rings die Gegend deckte, rückte Flaminins mit seinem ganzen Heere unbedenklich in den Paß ein. Plötzlich stieß die Spitze des Zuges auf das punische Lager, wo die Truppen kampfbereit standen, und zu gleicher Zeit schloß die punische Reiterei den Paß im Rücken der Römer, während von der Seite aus den Bergen die leichten Trnppen mit lautem Geschrei sich herandrängten. Von drei Seiten waren die Römer eingeschlossen, und ans der vierten Seite dehnte sich der See drei Stunden weit aus. Die Bestürzung und Verwirrung war groß, zumal da der Nebel alle Aussicht benahm. Aber Flaminins verlor den Mut nicht, er forderte seine Truppen auf, tapfer darauf los zu gehen und sich durchzuhauen; doch man hörte in dem Getöse feine Stimme nicht. In kleineren Haufen kämpfte man, wie man sich eben zusammenfand, mit Mut und Verzweiflung, so wild und heiß, daß ein gewaltiges Erdbeben, das in diesen Stunden Italien heimsuchte, von keinem der Streitenden gemerkt wurde. Flaminins selbst focht aufs tapferste und ermutigte die Seinen durch Wort und Beispiel. Nach dreistündigem Kampfe fiel er, von einem gallischen Speere durchbohrt, und nun suchte, wer noch übrig war, sich durch die Flucht zu retten. Aber wo war ein Ausweg? Die meisten gingen zu Grunde oder wurden gefangen. 6000 Mann des Vordertreffens hatten sich nach den östlichen Hügeln durchgehauen. Als der Nebel sich hob, sahen sie drunten in der Niederung ihr zertrümmertes, niedergeworfenes Heer, und eilten davon. Am folgenden Tage wurden sie eingeholt und gefangen genommen. Auch 4000 Reiter, die der heranziehende Servilius vorausgeschickt hatte, fielen in Feindeshand. Im ganzen verloren die Römer in der Schlacht am trasimenischen See (23. Juni) an 30 000 M., Hannibal nur 1500 M.
In Rom war ungeheurer Schrecken. Schon glaubte man Hannibal im Anzug gegen die Stadt und rüstete sich
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Cn. Servilius. C. Flaminius. 69
ganze Niederung. Vier Tage und drei Nächte mußte sein Heer durch Wasser und Schlamm marschieren, ohne zur Ruhe und Rast einen andern trockenen Platz zu finden, als das znsammengehänfte Gepäck und Haufen gefallenen Viehs. Viele Menschen kamen um, die Pferde wurden von der Klauenseuche ergriffen und fielen haufenweise; Hannibal selbst, der auf dem einzigen noch übrigen Elefanten ritt, verlor durch Entzündung ein Auge. Nachdem er endlich wieder auf festen Boden gelangt war und seine Truppen sich hatte erholen lassen, zog er in die Nähe von Arretium, wo ihn Flaminius erwartete. Flaminius hielt sich sür einen großen Feldherrn und war ein rascher unbesonnener Mann. Um ihn zu einer Schlacht zu reizen, ehe Servilius herankäme, verwüstete Hannibal das ganze Land umher durch Feuer und Schwert und nahm dann den Schein an, als wollte er durch schnellen Abzug sich der Rache des Flaminius entziehen. Obgleich der Kriegsrat dagegen war, ließ Flaminius sogleich das Zeichen zum Ausbruch geben und die Fahne zur Schlacht aufstecken. Als er sich ungestüm auf sein Pferd warf, stürzte dies und schleuderte ihn zur Erde. Zugleich kam die Meldung, daß eine Fahne trotz aller Anstrengung des Fahnenträgers nicht ans der Erde heraus wolle. Da rief der Konsul: „Geh, sage ihnen, wenn ihnen vor Feigheit die Hände zu lahm wären, so sollten sie die Fahne herausgraben." Die höheren Offiziere waren bedenklich und voll Unmut; aber der gemeine Soldat teilte die kühnen Hoffnungen des Feldherrn und folgte freudigen Mutes.
Hannibal zog feine Straße eiligst nach Süden, der kampslustige Konsul ihm nach, in steter Furcht, der fliehende Feind möchte ihm entrinnen. Südlich von Eortona führt die Straße an dem See Trafimenus (See von Perugia) vorbei, so daß der See zur Rechten liegt und gleich zur Linken sich waldige Berge erheben. Wenn man von Westen her durch einen schmalen Eingang in den Paß gelangt ist, kommt man weiter östlich in einen ausgedehnten Kessel, der nach Süden hin durch die an den See gelehnten Hügel geschlossen wird. In diesem Felde schlug Hannibal sein Lager
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34
Rmische Sagengeschichte.
erffnete er eine Freistatt fr Heimatlose. Aber die benachbarten Sa bin er weigerten sich, dem zusammengelaufenen Volk ihre Tchter zu vermhlen. Nun lud sie Romulus samt ihren Angehrigen zu einem Festspiel, und die Rmer raubten die zuschauenden Mdchen.
3. Die Nachbarn unternahmen einen Rachezug; Romulus kam ihrem Angriff zuvor und besiegte sie. Aber die Sabiner im Gebirg Apennin zogen ihnen zu Hilfe und bemchtigten sich der Burg auf dem Kapitol. Des Burgvogts Tochter Tarpeia ffnete ihnen das Tor; sie hatten ihr dafr versprochen, was sie an den linken Armen trgen. Aber statt der goldenen Spangen, die sie gemeint hatte, warfen sie die schweren Schilde auf die Verrterin. Zwischen ihnen und dem Rmer-Heer (der Legion) entbrannte ein hitziger Kampf; da warfen sich die geraubten Sabinerinnen zwischen ihre Gatten und Vter und stifteten Frieden. Die Sabiner wurden auf dem Quirinalischen Hgel angesiedelt; beide Völker verbanden sich zu einem Volke der Quinten.
4. In einem Gewitter, das während einer Heerschau ausbrach, wurde Romulus unter die Götter entrckt. Der Senat, 100 Greise, die er zu seinem Rat erlesen, whlte den weisen Sabiner Numa zum König. Der gewhnte in langem Frieden die Rmer an Gtter-Verehrung und an die Gesetze, die ihm die Nymphe Egeria am Waldquell offenbarte.
2. Die Sage von den Horatiern und Curiatiern.
1. Um so kampflustiger war der dritte König Tullus Hosti -Ii us. Selbst mit Roms Mutterstadt Alba scheute er den Krieg nicht. Auf den Vorschlag des Albanerfeldherrn sollten zwei Paar Drillings-brder, die sich in beiden Heeren fanden, im Einzelkampf den Krieg ausfechten. Zwei Rmer fielen; die drei Albaner waren verwundet. Da wendete sich der unversehrte H o r at iu s arglistig zur Flucht, und als die drei Curiatier ihm nachsetzten, stach er sie einzeln nieder und raubte ihre Rstung.
2. An des Knigs Seite schritt Horatius dem Heere voraus der Heimat zu. Am Tor erwartete seine Schwester mit anderen Jung-frauen die Sieger. Sie war die Braut eines der Curiatier gewesen; beim Anblick des Waffenrockes, den sie ihm gestickt, brach sie in laute Klagen aus. Entrstet stie der Bruder sie nieder: So fahre jede Rmerin hin, die einen Feind betrauert!"
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106
Zur Erweiterung: Die Rmer.
Der Konsul des Jahres 217, gl am in ins, war offenbar ein hervorragender Mann. Die Rmer verdachten ihm, da er die un-gnstigen Vorzeichen miachtete. Aber angesichts des berfalls der Punier, die ihm hinter den Hhen am Nordrande des Trasi-menischen Sees in dichtem Nebel einen Hinterhalt gelegt hatten, bewies er groe Geistesgegenwart und nnerschrockenen Mnt.
4. Rom selbst anzugreifen, fhlte sich Hannibal zu schwach. Vorerst versuchte er in Apulien und in Kompanien, dem arten Italiens", die rmischen Bundesgenossen zum Abfall zu bewegen, durch Freundlichkeit, indem er ihre Gefangenen ohne Lsegeld zurcksandte, dann durch schonungslose Verwstungen.
5. Gerade darum gab der Senat den Konsuln des Jahres 216, dem bewhrten Patrizier L. milius Paullus und dem Volks-mann C. Terentius Varro, die Weisung, den Umstnden ge-m und des Vaterlandes wrdig zu handeln.
Am Flu Aufidus trafen sie den Feind. Sie rsten uns den Sieg," rief Hannibal aus, als er bei dem Dorfe Cann das Doppelheer, 80000 Mann und 6000 Pferde, unter Varro Stellung nehmen sah. Die Mitte seiner eigenen Schlachtordnung bildeten gallische Sldner, die er nach rmischer Art bewaffnet hatte, mit Iberern vermischt; bei ihnen nahm der Feldherr selbst seinen Platz. Auf dem linken, dann auf dem rechten Flgel warf seine ber-legene Reiterei die rmische der den Haufen. Mittlerweile muten die Gallier vor dem wuchtigen Stoe der rmischen Legionen plangem zurckweichen und aushalten, bis die Reiter den Feind im Rcken faten und die afrikanischen Reserven, Hannibals Kern-trnppen, seitlich vorrckten und die unbeweglich eingeschlossenen Rmer in beiden Flanken angriffen. Fast wehrlos wurden die Legionen niedergemacht.
Noch heute heit die Walstatt im Volksmunde Campo del san-guine, das Blutfeld.
6. In dieser Not hat der Senat, den Kineas eine Gesellschaft von Knigen genannt hatte, den Staat gerettet. Dem Konsul Varro sprach er feierlichen Dank aus, weil er am Vaterlande nicht verzweifelt sei. Um der malosen Angst zu begegnen, sorgte er fr sichere Nachrichten der die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz. Eine Abordnung der Gefangenen, die um Loskauf baten, wies er ab; der sie begleitende Karthager, der Friedensverhandlungen ein-leiten wollte, durfte die Stadt nicht Betreten.
Aber auch das Volk erwies sich der Lage gewachsen. Die Rmer waren ein Bauernvolk; ihre vornehmsten Männer fhrten mit
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97
Diese billige Forderung erbitterte die Gemüther der stolzen Quirlten,
und der Consul T. Manlius erklärte, er würde, wenn der Senat diese
Forderungen feig bewilligte, bewaffnet in den Senat kommen und jeden
Latiner, den er in der Curie erblicke, niederstoßen. Der Latiner Annius
aber, ihr Wortführer, eilte in Hast, voll Zorns aus dem Tempel und
stürzte die Treppe des Kapitols hinab, so daß er, schwer am Kopfe
beschädigt, an der untersten Stufe ohne Bewußtseyn oder todt dalag,
welcher Unfall als ein Wink des göttlichen Unwillens betrachtet wurde.
Die übrigen Gesandten reisten sogleich ab und konnten nur durch Ge-
leit vor der Wuth und Mißhandlung des Pöbels geschützt werden.
Sv war der Krieg unvermeidlich. Die Consuln T. Manlius Tor-
guatus und P. D ec ins Mus zogen in Eilmärschen nach Samnium,
von wo sie verstärkt nach Kampanien gingen und den Latinern gegen-
über am Vesuv ein Lager bezogen. Damit nicht durch ein unzeitiges
Gefecht Nachtheil dem Ganzen erwachse, hatten die Consuln bei Todes-
strafe verboten, daß keiner sich in ein einzelnes Gefecht bei den Vor-
posten einlassen solle. Als des Manlius Sohn mit einigen Reitern
auf Kundschaft ausgeschickt, in die Nahe des feindlichen Lagers heran-
fprengte, forderte ihn ein tuskulanischer Befehlshaber hohnend zunr
Zweikampf heraus. Uneingedenk des väterlichen Befehls nahm der
Jüngling die Herausforderung an. Mit eingelegten Lanzen sprengten
sie auf einander los. Beim zweiten Stoß bohrte Manlius dem Pferde
seines Gegners den Spieß zwischen die Ohren, so daß es bäumte und
seinen Reiter abwarf. Als der Tuskulaner sich erheben wollte, stach
ihn Manlius durch die Rippen hindurch am Boden fest. Mit der er-
beuteten Rüstung ritt er, begleitet von seinem jauchzenden Geschwader,
in das Lager zurück. Als er aber seinem Vater die ritterliche Beute
zeigte, wandte sich dieser von ihm hinweg und berief sogleich eine
Versammlung, vor der er seinen Sohn, weil er das Gebot der Con-
suln übertreten hatte, nach der Strenge der Kriegszucht verurtheilte
und auf der Stelle enthaupten ließ. Die Zuschauer brachen in laute
Klagen und Verwünschungen aus, als sie das Haupt des tapfem
Jünglings fallen sahen, und ehrten seine Leiche durch eine feierliche
Verbrennung. Bei den Mitlebenden wie bei der Nachwelt erfüllte
nachher Manlischer Zuchtbefehl (Manliana imperia) die Gemüther mit
Schaudern und Abscheu. Diese Strenge machte aber die Soldaten
gehorsamer und diensteifriger und war im entscheidenden Kampfe von
großem Nutzen. Bevor die Consuln zur Schlacht ausrückten, verkün-
digte der Opferschauer dem Decius Unglück, dem Manlius aber einen
glücklichen Ausgang der Schlacht. »So steht Alles gut," sprach
7
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104
über den Apennin entgegen; ihr Heer bestand aus vier Legionen, einer
zahlreichen Reiterei und einem Heer von Bundesgenossen und Latinern,
das noch stärker war, als das römische. Die Samniter und Gallier
stellten sich zur Schlacht, die Etrusker und Umbrer sollten das römische
Lager angreifen; die Etrusker zogen aber aus der Gegend von Sen-
tiuum ab, als sie die Verheerung ihres Landes vernahmen. Beim ersten
Zusammentreffen focht man mit gleichen Kräften; Fabius hielt ohne
Wanken auf seinem rechten Flügel das Gefecht mit den ihm gegen-
überstehenden Samnitern bis tief in den Tag hinein, Decius drang
auf seinem linken Flügel gleich anfangs hitziger vor und schlug die
gallische Reiterei, als aber die Gallier unter gewaltigem Getöse mit
ihren Sichelwagen heranfuhren, da stob die römische Reiterei auseinander
und stürzte in besinnungsloser Flucht fort. Dadurch gerieth auch das
Fußvolk in Unordnung und vergebens rief Decius die Weichenden zurück.
Da gedachte er an die Todesweise seines Vaters, und ließ so-
gleich durch den ihn begleitenden Oberpriester sich und die feindlichen
Schaaren den Göttern des Todes weihen. Dann fügte er der ge-
wöhnlichen Formel noch die Worte hinzu : » Schrecken und Flucht,
Mord und Blut, der Zorn der himmlischen und unterirdischen Götter
lasse ich vor mir hergehen: trage den Fluch der Vernichtung mit mir
auf der Feinde Fahnen, Waffen und Wehren hinüber, und Verderben
trifft die Gallier und Samniter mit mir auf Einer Stelle.« Nach
diesen Worten trieb er sein Roß in die Linie der Gallier und fand den
gewünschten Tod. Der Oberpriester Livius, dem Decius die Führung
seiner Schaaren übertragen hatte, begeisterte durch seine Rede und
Verkündigung, daß die Feinde durch ihres Consuls Tod den Todten-
gcistern verfallen seyen, und bei ihnen schon Verblendung der Holle
und Geisterscheu herrsche, die wankenden Legionen und Reiter. Der
Sieg blieb nach einem Kampfe der Verzweiflung den Römern.
25,000 Feinde, unter ihnen Gellius Egnatius sollen an diesem Tage
gefallen, 8000 gefangen seyn. Die Römer gaben ihren Verlust zu
8200 Mann an. In Etrurien und Samnium dauerte der Krieg mit
wilder Streitlust und abwechselndem Glück fort. Der selbst mit Un-
glück vertheidigten Freiheit wollten die Samniter nicht entsagen und
lieber besiegt werden, als den Sieg unversucht lassen. Im Jahr 293,
als der durch seines Vaters und seinem eignen Ruhm ausgezeichnete
Lucius Pap ir ins Cursor Consul war, rüsteten sich die Samniter
zu einem furchtbaren Kampfe. Ein Heer von 40,000 Mann, die
Kerntruppen Samniums, geschmückt mit prächtigen Waffen und nach
uralten Gebräuchen der einheimischen Religion durch geheime Opfer
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220
Unterfeldherrn des Carbo und Sulla nöthigte den Marius, nach einer
großen Niederlage sich nach dem festen Präneste zu flüchten, wo er
eingeschlossen wurde. Um aber wenigstens vor seinem Untergange
noch seine Feinde zu verderben, schickte Marius den schriftlichen Befehl
nach Rom an den Stadtprätor, einige Senatoren und den Ober-
priester Mucius Scavola im Senate ermorden zu lassen, und Meuchel-
mörder vollzogen in der Curie und im geheiligten Vestatempel, wohin
Scavola sich geflüchtet hatte, des Marius Befehl. Sulla schickte in-
dessen einzelne Abtheilungen seines Heeres gegen Rom, welches auch
die Thore öffnete. Sulla verweilte nur kurze Zeit in der Stadt, denn
in Clusium stand Carbo, um Rom zu entsetzen. Daher eilte Sulla
gegen ihn und verhinderte des Consuls Unternehmungen, der endlich,
bei Piacenza geschlagen, Italien verließ und nach Afrika sich rettete.
Hierauf zog ein großes Heer Lucaner und Samniter unter Pontius
Telesinus gegen Rom, und hatte schon die Vorstädte besetzt, als Sulla
am 1. November in Eilmärschen herbeikam. Obgleich es schon Nach-
mittags vier Uhr und sein Heer vom Marsche erschöpft war, so be-
gann er doch die Schlacht vor den Thoren Roms, wo die Samniter
mit der größten Hartnäckigkeit fochten. Während Crassus mit dem
rechten Flügel siegte, kam der linke in's Gedränge und wurde zurück-
getrieben. Sulla eilte auf seinem muthigen und schnellen Schimmel
zu Hülfe, und wäre fast von zwei Feinden, die ihn erkannten, mit
Wurfspießen erschossen worden, wenn nicht sein Reitknecht dem Pferde
einen Hieb gegeben hätte, daß es einen Sprung that, und die Speere
dem Thiere durch den Schweif in die Erde fuhren. In dieser Gefahr
nahm Sulla das kleine Apollobild, das er aus Delphi mitgenommen
und in allen Schlachten bei sich trug, aus seinem Busen, küßte es und
rief: „Pythischer Apollo, hast du den glücklichen Cornelius Sulla,
den du durch so viele Schlachten berühmt und groß gemacht hast, an
die Thore seiner Vaterstadt geführt, daß er hier mit den Seinigen
schmachvoll umkommen soll?"
(Siehe die Abbildung 53.)
Hierauf suchte er seine fliehenden Soldaten zum Stehen zu brin-
gen; allein vergebens, er selbst mußte nach großem Verluste sich in
sein Lager zurückziehen. Am andern Morgen erfuhr er, daß Crassus
die Schlacht gewonnen habe. Telesinus war geblieben, mit ihm der
größte Theil seiner Landsleute. Die gefangenen römischen Legaten
Marcius und Corinus wurden enthauptet. Nun mußte sich auch Prä-
neste ergeben. Marius, der durch einen unterirdischen Gang entfliehen
wollte, aber sich entdeckt sah, ließ sich von seinem Sklaven tödten,
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Marius Marius Mucius_Scavola Scavola Marius_Befehl Marius Sulla Sulla Sulla Pontius
Telesinus Sulla Sulla Sulla Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Clusium Rom Piacenza Italien Afrika Rom Eilmärschen Roms
Clausus hieß, mit 5000 Clieuten im Jahr 504 nach Rom gezogen
und von dem Adel mit Freuden ausgenommen worden war. Er und
seine Begleiter erhielten das Bürgerrecht und jenseit des Anio Lände-
reien, die nachher die Tribus Claudia bildeten. Viele Plebejer schmach-
teten damals als Verhaftete in den Arbeitshäusern (in ergastulis) ihrer
Gläubiger. Einst stürzte aus einem solchen Kerker ein hochbetagter
Manu, der früher als Hauptmann gedient und viele Wunden empfangen
hatte, in kläglicher Entstellung auf den Markt, zeigte seine Narben
und die frischen Spuren der Schläge, versammelte um sich eine große
Menge und veranlaßte durch seinen Anblick eine allgemeine Aufregung,
während die Volsker mit einem feindlichen Heere im Anzuge waren.
Der Consul Servilius rieth zur Nachgiebigkeit, und versprach den
Bürgern, die den Kriegsdienst verweigerten, Abstellung ihrer Be-
schwerden, wenn sie mit ihm gegen die Feinde zogen. Nach dem
Feldzuge hielten aber die Patricier ihr Versprechen nicht; daher ent-
standen neue Unruhen, neue Weigerung des Kriegsdienstes, obgleich
Volsker, Aequer und Sabiner Rom bedroheten. Der den Plebejern
befreundete Manius Valerius erhielt in dieser Bedrängniß die
Dictatur, und siegte mit einer plebejischen Armee von 40,000 Mann
über die genannten Feinde. Da aber die Patricier auch jetzt ihr Ver-
sprechen noch nicht erfüllten, so stieg die Erbitterung auf das höchste. Durch
den Soldateneid gefesselt zogen zwar die Plebejer wieder aus Rom,
begaben sich aber auf einen in der Feldmark von Crustumerium jenseits
des Anio, 3000 Schritte von der Stadt gelegenen Berg, der nachher
Nous 83660, der heilige oder der Fluch-Berg genannt wurde,'") und
ließen sich in einem verschanzten Lager dort nieder. Diese Auswande-
rung der bewaffneten Bürger (secessio plebis in montera sacrum) ge-
schah im I. 494 v. Chr., 260 n. R. E. In der Stadt herrschte
große Bestürzung, denn die zurückgebliebenen Bürger fürchteten Gewalt
von den Patriciern und diese von den Bürgern. Endlich beschlossen
die Väter, den Menenius Agrippa, einen bei seinen Mitbürgern
einstußreichen Mann, ins Lager zu schicken und eine Aussöhnung auszu-
wirken. Er that dieses durch folgenden allegorischen Vortrag:
>7 Einst, als im Menschen noch nicht Alles so einstimmig war,
wie jetzt, sondern jedes Glied seinen eigenen Willen, seine eigene
Sprache hatte, verdroß es die übrigen Glieder, daß ihre Sorge, Arbeit
*) Es wurden hier 1cge8 sacratae, d. h. solche Gesetze, auf deren Uebertretung
die Todesstrafe stand, gegeben und den Patriciern als eine Bedingung der
Aussöhnung vorgeschrieben.
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Extrahierte Personennamen: Claudia Valerius Menenius_Agrippa
Extrahierte Ortsnamen: Clausus Rom Sabiner_Rom Rom Crustumerium Fluch-Berg
164
wohin sich Hannibal wenden mogte, immer zog er auf seinen
Bergen neben ihm her und ließ sich durch Nichts zu einer offe-
nen Feldschlacht herunterlocken. Bald aber wurden die römischen
Soldaten, gewohnt, den Feind zuerst anzugreifen, dieser langwei-
ligen Art der Kriegführung, dieses müßigen Hin- und Herziehens
durch die Wolken, wie sie es in ihrem Unwillen nannten, höchst
überdrüssig. Sie schalten ihren Feldherren feige und nannten
ihn spöttisch Ounetutor d. i. Zauderer. Allein Fabius ließ sich
durch Nichts in seinem Entschlüsse wankend machen. Er wollte
lieber von einem klugen Feinde gefürchtet, als von einem thö-
richten Volke gelobt sein. Er hoffte, sein Zaudern werde den
Hannibal in die größte Verlegenheit bringen müssen; auch
könnte wohl der feurige Mann, durch sein Zaudern ermü-
det und weniger vorsichtig, ihm endlich eine Blöße geben. So
geschah es auch. Ehe Hannibal es sich versah, war er in einer
Bergschlucht cingeschlossen, alle Ausgänge hatte Fabius sorgfältig
besetzt. Jedoch durch eine List rettete er sich glücklich aus der
Falle, in welche er gerathen war. Er ließ zweitausend Ochsen
zusammenbringen, ihnen zwischen den Hörnern Reisbündcl bin-
den, diese bei Anbruch der Nacht anzüuden und dann die Thicre
die Höhe hinantreiben. Voll Schrecken und Verwirrung änder-
ten die Römer ihre vortheilhafte Stellung, und Hannibal entkam
glücklich aus der drohenden Gefahr. Hiedurch ward der Un-
wille gegen den Dictator noch gesteigert. Es hieß sogar, er
müsse wohl mit Hannibal in einem geheimen Bunde stehen. Denn
dieser verwüstete alle Ländereien um Rom mit Feuer und Schwert,
nur die des Fabius ließ der Listige sorgfältig erhalten, um
ihn in einen solchen Verdacht zu bringen. Eben so unbesonnen
wie die gemeinen Soldaten, urtheilte auch der Magister Equi-
tum, Minucius Rufus. Dieser rühmte öffentlich von sich,
wie er, falls ihm der Oberbefehl übertragen wäre, den Feind
sogleich im offenen Felde angreifen und schlagen würde. — Der
Dictator mußte selbst nach Rom kommen. Vor seiner Abreise
verbot er dem Minucius, sich mit dem Feinde in einen Kampf
einzulassen. Allein Minucius brannte vor Begierde, sich mit
diesem zu messen. Hannibal gab ihm dazu Gelegenheit. Er
schickte eine Abtheilung seines Heeres aus, um Getreide herbei-
zuholen. Minucius überfiel dieselbe und hauete einen Haufen
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92. Auszeichnungen des Feldherrn.
vom Senate bewilligt. Der Feldherr mufste Konsul, Diktator oder Prätor sein, in einem gesetzlich erklärten Kriege (iusto et hostili bello) und unter eigenem Kommando (suis ansjjiciis) in seiner Provinz den Feind siegreich bezwungen, beziehungsweise die Grenzen des Reiches erweitert haben. Gegen den Triumph inter-cedierte zuweilen der Volkstribun. — Bis zur Genehmigung des Triumphes mufste der Sieger (wegen des imperium) vor der Stadt bleiben. Zu seinem Empfange versammelte sich deshalb der Senat gewöhnlich im Tempel der Bellona aufserhalb des pomerium („ad urbem, extra portam“). Am festgesetzten Tage zog der Triumphator vom Marsfelde durch die porta triumphalis, wo der Senat und die höchsten Magistrate ihn erwarteten, nach dem Circus Flaminius und Circus Maximus, von hier auf der via sacra und über das Forum nach dem Kapitol (Horat. ep. 7, 8. Od. 4, 2, 35). Hier brachte der Sieger dem Juppiter Capitolinus Gebete und weifse Stiere dar und legte eine goldene Krone und einen Teil der Beute im Tempel nieder. Die Strafsen waren bekränzt, die Tempel standen offen (Ovid. trist. 4, 2, 4), die Zuschauer riefen „lo triampe“ {Hör. ep. 9, 21. Od. 4, 2, 49) und die Soldaten sangen Siegeslieder oder auch Spottlieder (versus ludicri) auf den Feldherrn.
Ordnung des Zuges. 1) Liktoren. 2) Magistrate und Senatoren. 3) Musiker (tibicines et cornicines). 4) Eroberte Gegenstände auf Wagen (Waffen, Fahnen, Statuen, Gold- und Silberbarren) und bildliche Darstellungen aui Holztafeln, die Bilder von Ländern, Flüssen, Städten, Modelle von Festungen etc. der besiegten Feinde, alle Abbildungen mit tituli. 5) Popa (cultrarius) und victimarii mit (100—300) weifsen Opferstieren, die mit vergoldeten Hörnern, Decken (infulae) und Aveifsen Binden (vittae) verziert waren. Daneben liefen festlich gekleidete Jünglinge mit Opferschalen. 6) Die vornehmen Kriegsgefangenen in ausländischer Tracht, Könige und Königinnen (Perseus, Zenobia. Liv. 45, 40) in Ketten; die Gefangenen wurden gewöhnlich nach dem Triumphe hingerichtet (so der Samnite Pontius, Jugurtha, Vercingetorix, der Jude Simon).
7) Wagen mit goldenen Kränzen und Ehrengeschenken der verbündeten Völker.
8) Liktoren des Feldherrn in Purpurtuniken mit vergoldeten und lorbeergezierten Fascen. 9) Der Triumphator in der tunica palmata, toga picta, vergoldeten Schuhen, Elfenbeinscepter (sciiuo) mit einem Adler auf der Spitze. Ein servus publicus hält hinter dem Sieger stehend einen Lorbeerkranz über dessen Haupt. Neben dem von weifsen Pferden gezogenen Wagen gingen Apparitoren, hinter demselben ritten die Legaten und Tribunen; dann folgte das Heer, die Soldaten alle mit Lorberkränzen; zum Schlüsse wurden Geschenke (donativa) an die Soldaten verteilt, sowie Auszeichnungen (dona militaria).
In der Kaiserzeit triumphierten nicht die Feldherren, da sie unter den Auspicien und dem Imperium des Kaisers Krieg führten,
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