Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
179. Kalkutta.
401
die Kaufleute hier tragen weiße Linnen- und gelbe Seidenkleider
statt dunkler Gehröcke und Tropenhelme statt der schwarzen Zy-
linder. Warum muß ich auf einmal an Shakespeare denken? Die
zaubervollen Städtebilder aus dem Romeo, dem Othello, dem
Kaufmann von Venedig steigen vor mir auf, in denen wir die Men-
schen Alt-Englands in dem sonnigen Rahmen des Südens ihre
traurigen und heiteren Spiele treiben sehen. Was dort des Dichters
verwegene Hand verschlungen hat, verbindet hier die Wirklichkeit.
Ein London im Orient, das ist Kalkutta, die Hauptstadt von
Indien.
Eine indische Stadt aber ist es eben darum uicht. Es steht
nicht auf altindischem Kulturgrunde; denn die Engländer fanden
hier nur zwei Fischerdörfer vor, als sie vor 225 Jahren den Grund
zu der heutigen Großstadt legten. Nicht das Indien seiner Träume
lernt der Reisende darum in Kalkutta kennen, sondern das unter-
worfene Indien, das kulturlose Indien, das entartete Indien.
Er sieht keine Tempel, die ihm kündeten, daß er in einen Bereich
neuer Glaubensvorstellungen eingetreten ist. Er sieht keine Hütten,
die ihm von einem neuen Stilgefühl, keine öffentlichen Bauwerke,
die ihm von einer neuen Volksgemeinschaft zu erzählen wüßten.
Er sieht nur Nachahmungen der europäischen Kultur oder gänzlich
kulturlosen Schmutz und Verfall. Er sieht indische Schreiber und
Boten in den Regierungsümtern, indische Handwerker und Klein-
händler in den bescheidenern Straßen, aber sie tragen alle europä-
ische Gewaudung und wenn er in ein Gespräch mit ihnen gerät,
erzählen sie ihm wohl rühmend, daß sie einen Sohn haben, der
nach London gehen und dort studieren soll! Die Masse des Volkes
aber faulenzt dahin in ihren bunten Lumpen und führt unter der
ewig glühenden Sonne ein Leben, das nicht viel anders ist als
das der Tiere draußen im Dschungel. Nur eines scheinen sie gelernt
zu haben, was jene Tiere nicht wissen: daß der weiße Mann ihr
Herr ist, dem sie zu gehorchen haben, als wäre er ein höheres Wesen.
Er steht über ihren tausendfachen Gegensätzen und schlichtet ihre
unaufhörlichen Streitigkeiten. Er schützt sie vor dem Hasse ihrer
Nachbarn, er hilft ihnen, daß sie nicht verhungern, wenn die Dürre
hurch das Land geht. Darum blicken sie zu ihm empor mit größerer
Ehrfurcht, als sie früher zu ihren eignen Herrschern emporgeschaut
daben, und gehorchen ihm, wie Kinder ihren Eltern gehorchen.
Der Fremde steht bewundernd vor diesem Erfolg englischer
Regierungskunst; ihm gibt diese Stadt die Gewißheit, daß die
englische Flagge noch lange über Indien wehen wird. Aber es
zieht ihn doch bald wieder fort aus diesem London im Orient. Er
sehnt sich aus der Tropeuschwüle nach Herbern Himmelsstrichen,
Bai er Lesebuch sür kaufmännische Schulen. 26
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Romeo Othello
Extrahierte Ortsnamen: Kalkutta Linnen- Venedig Alt-Englands Kalkutta Indien Indien Kalkutta Indien Indien Indien London Indien London Orient
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240 116. Worte Kaiser Wilhelms Ii. über Deutschlands Weltstellung u. Seemacht.
Blicken wir um uns her! Wie hat seit einigen Jahren die Welt
ihr Antlitz verändert! Alte Weltreiche vergehen und neue sind
im Erstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreis
erschienen und treten in ihren Wettbewerb mit ein, von denen kurz
zuvor der Laie noch wenig bemerkt hatte. Ereignisse, die umwälzend
wirken auf dem Gebiete internationaler Beziehungen sowohl wie auf
dem Gebiete des national-ökonomischen Lebens der Völker und die
in alten Zeiten Jahrhunderte zum Reifen brauchten, vollziehen
sich in wenigen Monden. Dadurch sind die Aufgaben für unser
Deutsches Reich und Volk in mächtigem Umfange gewachsen und
erheischen für mich und meine Regierung ungewöhnliche und schwere
Anstrengungen, die nur dann von Erfolg gekrönt sein können, wenn
einheitlich und fest, den Parteiungen entsagend, die Deutschen
hinter uns stehen.
Es muß dazu aber unser Volk sich entschließen Opfer zu bringen.
Vor allem muß es seine Sucht ablegen, das Höchste in immer schärfer
sich ausprägenden Parteirichtungen zu suchen. Es muß aufhören
die Partei über das Wohl des Ganzen zu stellen. Es muß seine alten
Erbfehler eindämmen alles zum Gegenstand ungezügelter Kritik
zu machen, und es muß vor den Grenzen haltmachen, die ihm seine
eigensten, vitalsten Interessen ziehen. Denn gerade diese alten
politischen Sünden rächen sich jetzt schwer an unsern Seeinteressen
und unsrer Flotte.
Wäre ihre Verstärkung mir in den ersten acht Jahren meiner
Regierung trotz inständigen Bittens und Warnens nicht beharrlich
verweigert worden, wobei sogar Hohn und Spott mir nicht erspart
geblieben sind, wie anders würden wir dann unsern blühenden
Handel und unsre überseeischen Interessen fördern können!
Doch meine Hoffnungen, daß der Deutsche sich ermannen
werde, sind noch nicht geschwunden. Denn groß und mächtig schlägt
die Liebe in ihm zu seinem Vaterlande. Davon zeugen die Oktober-
feuer, die er heute noch auf Bergeshöhen anzündet und mit denen
er auch das Andenken an die herrliche Gestalt des heute geborenen
Kaisers in der Erinnerung mitfeiert. Und in der Tat, einen wunder-
vollen Bau hat Kaiser Friedrich mit seinem großen Vater und dessen
großen Paladinen errichten helfen und uns als Deutsches Reich
hinterlassen. In herrlicher Pracht steht es da, ersehnt von unsern
Vätern und besungen von unsern Dichtern.
Nun wohlan! Statt wie bisher in ödem Zank sich darüber zu
streiten, wie die einzelnen Kammern und Säle dieses Gebäudes
aussehen oder eingerichtet werden sollen, möge unser Volk in idealer
Begeisterung, wie die Oktoberfeuer auflodernd, seinem idealen
zweiten Kaiser nachstreben und vor allem an dem schönen Bau sich
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Friedrich Friedrich
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152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel. > 325
der gesetzlichen Buße und des Kömgsbanns eingeschärft, daß Zölle .
nur „nach der Men Gepflogenheit" und an den alten Zollstätten
eingehoben, daß nicht neue Abgaben oder schon verbotene Zölle
gefordert, nicht neue Zollstütten errichtet werden durften, und daß
jene, die nicht von alters her bestanden, zu beseitigen seien. Jeder
Kaufmann ist gehalten seine Waren auf dem Markt zu verkaufen,
lmr hier darf Handel getrieben werden. Damit war auch der Markt-
zwang gegeben.
Aus Deutsche Geschichte unter den Karolingern von E. Mühlbacher.
X 152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel.
Die Erschließung des Orients durch die Kreuzzüge bildet einen
Markstein in der Entwicklung des Handels. Indem die Scharen des
Abendlandes sich in die arabische Welt eindrängten und in ihr fest-
setzten, war die unmittelbare Verbindung an vielen Stellen ge-
wonnen und das griechische Reich, der bisherige Vermittler mit dem
Osten, wurde zurückgedrängt, ja eine Zeitlang als selbständige
Macht so gut wie aufgehoben; aber auch nach seiner Wiederherstellung
erlangte es die alte Kraft nicht zurück. Der Löwenanteil am all-
gemeinen mittelländischen Handel aber fiel den italienischen See-
städten zu, neben Genua und Venedig anfangs auch noch Pisa, das
dann aber seit der Niederlage von Maloria (1289) zurücktrat. Um
so größer war der Gewinn der beiden anderen Handelsrepubliken.
Die Abendländer übernahmen infolge der Kreuzzüge einen großen
Teil der orientalischen Bedürfnisse und der Luxus, den die arabische
Welt ausgebildet hatte, ging auf ihre westlichen Feinde über. So
treffen wir jetzt unter den nach dem Abendland importierten Handels-
artikeln den ostasiatischen Rhabarber, den tibetanischen Moschus,
den indischen Pfeffer, Zimmt, Muskat, Aloe, Kampfer, Elfenbein,
arabische und lydische Datteln und arabischen Weihrauch, dazu
Südfrüchte, Ole, Baumwolle und Zucker, Seide, Glas, Farbstoffe
und vieles andere. In den neuentstandenen Kreuzfahrerstaaten
aber errichteten nun die Venezianer wie Genuesen allerorten — in
Antiochien, Haifa, Sidon, nicht minder in Jerusalem — ihre Handels-
faktoreien, für die sie mannigfache Privilegien, besonders eigne
Gerichtsbarkeit erstrebten und erlangten. Auch eigne Kirchen er-
standen, die venezianischen meist dem Schutzpatron der Stadt,
dem Evangelisten Markus gewidmet.
Die reichste und wichtigste der syrischen Kolonien der Markus-
stadt erstand in Tyrus, wo sie ein volles Stadtdrittel mit ausgedehnten
Fabriken und mehreren großen Kirchen inne hatte. Diese Stadt
sowie Akkon wurden schon früh Hauptplätze eines großen Tausch-
tz
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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334
154. Die Bedeutung der Hanse.
mit einer gewissen Geringschätzung von den engen Grenzen althan-
sischer Tätigkeit und ihrem bescheidenen Können zu sprechen. Man
hat darauf hingewiesen, wie unbedeutend auch der blühendste Handel
der alten Städte gewesen sei, verglichen mit dem Treiben, das sich
in unseren großen Verkehrszentren abspielt. Es kann entgegnet
werden, daß man sich vor einer Unterschätzung des Alten hüten muß;
aber das ist nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist, daß es
bei einer vergleichenden Beurteilung auf den Umfang des Verkehrs
gar nicht ankommt, sondern auf die Rangstellung, die eine Nation
in ihrer Zeit einnimmt. Und da ist der Hanse, unvollkommen,
stück- und flickwerksartig, wie sie unseren modernen Augen erscheint
und auch in mancher Beziehung wirklich war, doch das Verdienst
nicht abzusprechen, daß sie durch Jahrhunderte deutsches Volk und
deutsche Arbeit zur See und im ganzen europäischen Norden nicht
nur würdig, sondern gelegentlich geradezu glänzend vertreten hat,
daß es ihr gelungen ist, nicht nur Herr des eignen Handels zu bleiben
in einem Umfange, wie das gleichzeitig keine andere Nation des
atlantischen Europas vermocht hat, sondern auch im fremden Zwi-
schenhandel eine Bedeutung zu gewinnen, der die keines anderen
Volkes gleichkam. Mehr ist in unseren glücklichen Tagen auch nicht
erreicht; im Gegenteil, man kann sagen, daß wir von einer derartigen
Stellung innerhalb des gegenwärtigen Verkehrslebens noch recht
weit entfernt sind, auch hinzufügen, daß wir geringe Aussicht haben
sie je wieder völlig zu erringen. Denn die Tatsache, daß sich die
Engländer in ihrem, dem alten hansischen ähnlichen, kaum wesentlich
stärkeren Übergewicht allem Anscheine nach auch nicht zu behaupten
vermögen, spricht nicht dafür, daß es sobald wieder, wenn überhaupt
je, irgend einer Nation gelingen werde, eine Stellung zu gewinnen,
wie sie erst die Hanse, dann die Niederländer und nun seit fast
zwei Jahrhunderten die Engländer mehr oder weniger umstritten
behauptet haben.
Die deutsche Hanse hat aber noch das weitere Verdienst, daß
sie dem kaufmännischen und seemännischen Unternehmungsgeiste,
dem kühnen Magemute, der die Gefahren der Wogen und der
Fremde nicht scheut, in unserem Volke eine dauernde Stätte be-
reitet hat. Die Hanse ist es gewesen, die Städtewesen und Bürgertum
im Gebiet der norddeutschen Tiefebene von den Mündungen des
Rheines bis hinein in die fremden Völkerschaften an den ostbaltischen
Gestaden gefördert und zur Geltung gebracht und damit einen
Kulturfaktor eingeführt hat ohne den an eine weite ausgreifende,
weltgeschichtliche Entwicklung nicht zu denken war. Als die Jahr-
hunderte kamen, wo es die größte Weisheit wurde, sich mit Schmieg-
samkeit und Biegsamkeit, mit Unverzagtheit, Zähigkeit und Genüg-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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442
193. Die Gewinnung der Edelmetalle.
das Gold mit Quecksilber, mit Zyankalium- oder Chlorkalklösung
ausgezogen. Besonders die Auslaugung von goldhaltigem Ge-
stein vermittelst einer Lösung von Zyankalium, der Zyanidprozeß,
ist in neuester Zeit üblich. Während die Behandlung mittels Queck-
silber für eine Tonne Gestein 5 Mark Kosten verursacht und nur
eine Ausbeute von 50 bis 90% des Goldgehaltes ermöglicht, stellen
sich die Kosten beim Zyanidprozeß nur halb so hoch und gestatten
das Gold bis zu 99% aus dem Gestein zu befreien. Dieses Ver-
fahren macht die Goldgewinnung noch rentabel, wenn eine Tonne
Gestein nur 3 bis 4 g Gold enthält.
Ein solches Verfahren aber setzt Kapital voraus. Nur wer
imstande ist erhebliche Kapitalien in den Goldbergbau zu stecken,
nur der kann dieses Verfahren anwenden. Darum befinden sich
heute die bekanntesten Goldminen in den Händen von Aktien-
gesellschaften.
Wann und wo zuerst Gold gewonnen und zu irgendwelchen
Gegenständen verarbeitet wurde, ist nicht mit Sicherheit nach-
gewiesen und wird auch schwer zu erforschen sein. Die bisherigen
Forschungen weisen auf Ägypten. Dieses Land, das überhaupt
für die Kulturentwicklung so ungemein wichtig ist, scheint auch
in Bezug auf die Goldgewinnung maßgebend gewesen zu sein.
Von den ältesten Zeiten an läßt sich dort das Gold nachweisen.
Wahrscheinlich sind auch die dortigen Goldgruben die ältesten,
die es jemals gegeben hat. Auch bei asiatischen Kulturvölkern ist
das Gold schon Jahrtausende v. Chr. bekannt und verbreitet ge-
wesen. Von da aus kam das Gold und die Kenntnis seiner Ge-
winnung nach Europa. Die Griechen hatten Goldgruben im eignen
Lande und die Römer besaßen reiche Goldbergwerke in Spanien.
In spätern Jahrhunderten wurden besonders die Goldfunde in
Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen usw. wichtig.
Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Goldvermehrung
nach der Entdeckung Amerikas. Die Eroberung von Mexiko und
Peru brachte ungeheure Mengen von Edelmetall nach Europa.
Zu diesen neuen Goldgewinnungsgebieten traten dann im
Laufe der Zeit andre hinzu, sowohl in Nord- wie in Südamerika.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Goldgewinnung stark
Zurück. Im 3. Jahrzehnt des genannten Jahrhunderts trat Ruß-
land in erheblicher Weise als goldproduzierendes Land auf, indem
die Goldlager am Ural und später in Sibirien ausgebeutet wurden.
Die beiden folgenden Jahrzehnte brachten dann einen sehr bedeu-
tenden Aufschwung der Goldproduktion in Rußland.
Dann wurden die reichen Goldfelder in Kalifornien entdeckt,
die ein wahres Goldsucherfieber hervorriefen. Viele Tausende von
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Ungarn Amerikas Mexiko Peru Europa Südamerika Sibirien Rußland Kalifornien
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186 94. Wandertrieb und Sangeslust der Deutschen.
94. Wandertrieb und Sangeslust der Deutschen.
Eine der glücklichsten und liebenswürdigsten Eigenschaftelt, die
Allvater Wotan seinem deutschen Volke in die Seele gepflanzt hat,
ist der Wandertrie b. Es gibt in der ganzen Welt keilt andres
Volk, das in seinem sinnvollen Gemüte das Wandern so genießell
kann wie das deutsche. Durch die ganze Entwicklungsgeschichte
ilnseres Stamines zieht sich der Wandertrieb wie ein roter Fadeil
hindurch mld auch heutzutage spielt er iln Sehen der deutschen Nation
eine große Rolle.
Unser Turnvater Friedrich Ludwig I a h ll schrieb in einem
Werke: „Uralt ist des Deutschen Reisetrieb; wahrscheinlich hat ihn
der aus dem Morgenlande herausgeführt, an seinen sechs Strömeil
allgesiedelt ultd ihn über die Alpen schauen lassen auf die Herrlich-
keit Roms." Und ein alldermal sagt er: „Vaterländische Wande-
rullgen sind ilotwendig; denn sie erweitern des Menschen Blick
ohne ihit dem Vaterlande zu entführen. Kennenlernen muß sich
das Volk, sonst stirbt es ab. Nichts gibt solcheli reinell Nachgeschmack
und bleibenden Nachgenuß als die vaterländische Wanderschaft.
Da wird alles zum Wonnegefühl, da ist alles im Einklang." Jahil
loar bekallntlich selber ein tüchtiger Wallderer und erweckte in der
Zeit der tiefstell nationalen Erniedrigung, als das deutsche Volk
in der größtelr Gefahr stand sich selber nnb sein Deutschtum zu
verlieren, das Wandern als „Turnfahrt" zu neuem Leben, damit
wir in unserem Vaterlande uns selber wieder fänden ulld wohl-
fühltell. Er nennt die Turnfahrten „Bienenfahrten nach den:
Honig des Lebens".
In derselben Zeit lvie Jahll pries auch G o e t h e die Wander-
fahrt mannigfach in Lied und Wort, freilich voll ganz andern Ge-
sichtspunkten aus als mlser Turnvater. Er faild seil: ganzes reiches
Leben hindurch seine Stärkung der Hauptsache nach in unmittel-
barer Berührung mit der Natur und gesteht: „Was ich llicht erlernt
habe, habe ich mir erwandert." Tief deutsch einpfuildeil siild feine
folgenden Worte:
„Bleibe nicht am Boden heften,
Frisch gewagt und frisch binaus!
Kopf und Arm mit heitren Kräften.
Überall sind sie zu Haus.
Wo mir uns der Sonne freuen,
Sind wir jeder Sorge los;
Daß wir uns in ihr zerstreuen,
Darum ist die Welt so groß."
Das „frisch gewagt und frisch hinan s", das ist ger-
manischer Sinn, von der Völkerwanderung an bis in die neueste Zeit.
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Extrahierte Personennamen: Wotan Friedrich_Ludwig_I Friedrich Ludwig
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312
146. Begriff und Geschichte des Bankwesens.
Über das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach-
richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels-
beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank-
ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur-
kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das
babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der
Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer
modernen Banken entsprechen.
Im alten Griechenland spielten namentlich die Tra-
pe z i t e n eine große Nolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte
Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld-
wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdenr
als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen.
Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen
Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an-
nimmt, gegen mäßige Zinsen.
Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das
Bankwesen im alten R o m. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten
hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert
v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz-
wechsel befassenden Bankiers wurden nummularii genannt. Auch
Darlehens- und Bürgschaftsgeschäfte wurden von den Bankiers
gemacht.
Hatte somit das Bankweseir im Altertum schon eine der da-
maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe
Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein
erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig-
keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen,
ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit
zu geben. Drlrch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge
der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde
möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus-
dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf
neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf.
Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er-
sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld
aufzubewahren.
Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be-
friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung
nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu
befassen. In Genua betrieben die ,,6aneü6rii" schon im zwölften
Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das
geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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334
154. Die Bedeutung der Hanse.
mit einer gewissen Geringschätzung von den engen Grenzen althan-
sischer Tätigkeit und ihrem bescheidenen Können zu sprechen. Man
hat darauf hingewiesen, wie unbedeutend auch der blühendste Handel
der alten Städte gewesen sei, verglichen mit dem Treiben, das sich
in unseren großen Verkehrszentren abspielt. Es kann entgegnet
werden, daß man sich vor einer Unterschätzung des Alten hüten muß;
aber das ist nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist, daß es
bei einer vergleichenden Beurteilung auf den Umfang des Verkehrs
gar nicht ankommt, sondern auf die Rangstellung, die eine Nation
in ihrer Zeit einnimmt. Und da ist der Hanse, unvollkommen,
stück- und slickwerksartig, wie sie unseren modernen Augen erscheint
und auch in mancher Beziehung wirklich war, doch das Verdienst
nicht abzusprechen, daß sie durch Jahrhunderte deutsches Volk und
deutsche Arbeit zur See und im ganzen europäischen Norden nicht
nur würdig, sondern gelegentlich geradezu glänzend vertreten hat,
daß es ihr gelungen ist, nicht nur Herr des eignen Handels zu bleiben
in einem Umfange, wie das gleichzeitig keine andere Nation des
atlantischen Europas vermocht hat, sondern auch im fremden Zwi-
schenhandel eine Bedeutung zu gewinnen, der die keines anderen
Volkes gleichkam. Mehr ist in unseren glücklichen Tagen auch nicht
erreicht; im Gegenteil, man kann sagen, daß wir von einer derartigen
Stellung innerhalb des gegenwärtigen Verkehrslebens noch recht
weit entfernt sind, auch hinzufügen, daß wir geringe Aussicht haben
sie je wieder völlig zu erringen. Denn die Tatsache, daß sich die
Engländer in ihrem, dem alten hansischen ähnlichen, kaum wesentlich
stärkeren Übergewicht allem Anscheine nach auch nicht zu behaupten
vermögen, spricht nicht dafür, daß es sobald wieder, wenn überhaupt
je, irgend einer Nation gelingen werde, eine Stellung zu gewinnen,
wie sie erst die Hanse, dann die Niederländer und nun seit fast
zwei Jahrhunderten die Engländer mehr oder weniger umstritten
behauptet haben.
Die deutsche Hanse hat aber noch das weitere Verdienst, daß
sie dem kaufmännischen und seemännischen Unternehmungsgeiste,
dem kühnen Wagemute, der die Gefahren der Wogen und der
Fremde nicht scheut, in unserem Volke eine dauernde Stätte be-
reitet hat. Die Hanse ist es gewesen, die Städtewesen und Bürgertum
im Gebiet der norddeutschen Tiefebene von den Mündungen des
Rheines bis hinein in die fremden Völkerschaften an den ostbaltischen
Gestaden gefördert und zur Geltung gebracht und damit einen
Kulturfaktor eingeführt hat ohne den an eine weite ausgreifende,
weltgeschichtliche Entwicklung nicht zu denken war. Als die Jahr-
hunderte kamen, wo es die größte Weisheit wurde, sich mit Schmieg-
samkeit und Biegsamkeit, mit Unverzagtheit, Zähigkeit und Genüg-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
179. Kalkutta.
401
die Kaufleute hier tragen weiße Liuneu- und gelbe Seidenkleider
statt dunkler Gehröcke und Tropenhelme statt der schwarzen Zy-
linder. Warum muß ich ans einmal an Shakespeare denken? Die
zaubervollen Städtebilder aus dem Romeo, dem Othello, den:
Kaufmann von Venedig steigen vor mir auf, in denen wir die Men-
schen Alt-Englands in dem sonnigen Rahmen des Südens ihre
traurigen und heiteren Spiele treiben sehen. Was dort des Dichters
verwegene Hand verschlungen hat, verbindet hier die Wirklichkeit.
Ein London im Orient, das ist Kalkutta, die Hauptstadt von
Indien.
Eine indische Stadt aber ist es eben darum nicht. Es steht
nicht auf altindischem Kulturgrunde; denn die Engländer fanden
hier nur zwei Fischerdörfer vor, als sie vor 225 Jahren den Grund
zu der heutigen Großstadt legten. Nicht das Indien seiner Träume
lernt der Reisende darum in Kalkutta kennen, sondern das unter-
worfene Indien, das kulturlose Indien, das entartete Indien.
Er sieht keine Tempel, die ihm kündeten, daß er in einen Bereich
neuer Glaubensvorstellungen eingetreten ist. Er sieht keine Hütten,
die ihm von einem neuen Stilgefühl, keine öffentlichen Bauwerke,
die ihm von einer neuen Volksgemeinschaft zu erzählen wüßten.
Er sieht nur Nachahmungen der europäischen Kultur oder gänzlich
kulturlosen Schmutz und Verfall. Er sieht indische Schreiber und
Boten in den Regierungsümtern, indische Handwerker und Klein-
händler in den bescheidenern Straßen, aber sie tragen alle europä-
ische Gewandung und wenn er in ein Gespräch mit ihnen gerät,
erzählen sie ihm wohl rühmend, daß sie einen Sohn haben, der
nach London gehen und dort studieren soll! Die Masse des Volkes
aber faulenzt dahin in ihren bunten Lumpen und führt unter der
ewig glühenden Sonne ein Leben, das nicht viel anders ist als
das der Tiere draußen im Dschungel. Nur eines scheinen sie gelernt
zu haben, was jene Tiere nicht wissen: daß der weiße Mann ihr
Herr ist, dem sie zu gehorchen haben, als wäre er ein höheres Wesen.
Er steht über ihren tausendfachen Gegensätzen und schlichtet ihre
unaufhörlichen Streitigkeiten. Er schützt sie vor dem Hasse ihrer
Nachbarn, er hilft ihnen, daß sie nicht verhungern, wenn die Dürre
durch das Land geht. Darum blicken sie zu ihm empor mit größerer
Ehrfurcht, alszie früher zu ihren eignen Herrschern emporgeschaut
haben, und gehorchen ihm, wie Kinder ihren Eltern gehorchen.
Der Fremde steht bewundernd vor diesem Erfolg englischer
Regierungskunst; ihm gibt diese Stadt die Gewißheit, daß die
englische Flagge noch lange über Indien wehen wird. Aber es
zieht ihn doch bald wieder fort aus diesem London im Orient. Er
sehnt sich ans der Tropenschwüle nach Herbern Himmelsstrichen,
Baier-Knörk, Lesebuch für kaufmännische Schulen. 26
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Extrahierte Personennamen: Romeo Othello
Extrahierte Ortsnamen: Kalkutta Venedig Alt-Englands Kalkutta Indien Indien Kalkutta Indien Indien Indien London Indien London Orient Baier-Knörk
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
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193. Die Gewinnung der Edelmetalle.
das Gold mit Quecksilber, mit Zyankalium- oder Chlorkalklösung
ausgezogen. Besonders die Auslaugung von goldhaltigem Ge-
stein vermittelst einer Lösung von Zyankalium, der Zyanidprozeß,
ist in neuester Zeit üblich. Während die Behandlung mittels Queck-
silber für eine Tonne Gestein 5 Mark Kosten verursacht und nur
eine Ausbeute von 60 bis 90% des Goldgehaltes ermöglicht, stellen
sich die Kosten beim Zyanidprozeß nur halb so hoch und gestatten
das Gold bis zu 99% aus dem Gestein zu befreien. Dieses Ver-
fahren macht die Goldgewinnung noch rentabel, wenn eine Tonne
Gestein nur 3 bis 4 g Gold enthält.
Ein solches Verfahren aber setzt Kapital voraus. Nur wer
imstande ist erhebliche Kapitalien in den Goldbergbau zu stecken,
nur der kann dieses Verfahren anwenden. Darum befinden sich
heute die bekanntesten Goldminen in den Händen von Aktien-
gesellschaften.
Wann und wo zuerst Gold gewonnen und zu irgendwelchen
Gegenständen verarbeitet wurde, ist nicht mit Sicherheit nach-
gewiesen und wird auch schwer zu erforschen sein. Die bisherigen
Forschungen weisen auf Ägypten. Dieses Land, das überhaupt
für die Kulturentwicklung so ungemein wichtig ist, scheint auch
in Bezug auf die Goldgewinnung maßgebend gewesen zu sein.
Von den ältesten Zeiten an läßt sich dort das Gold nachweisen.
Wahrscheinlich sind auch die dortigen Goldgruben die ältesten,
die es jemals gegeben hat. Auch bei asiatischen Kulturvölkern ist
das Gold schon Jahrtausende v. Chr. bekannt und verbreitet ge-
wesen. Von da aus kam das Gold und die Kenntnis seiner Ge-
winnung nach Europa. Die Griechen hatten Goldgruben im eignen
Lande und die Römer besaßen reiche Goldbergwerke in Spanien.
In spätern Jahrhunderten wurden besonders die Goldfunde in
Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen usw. wichtig.
Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Goldvermehrung
nach der Entdeckung Amerikas. Die Eroberung von Mexiko und
Peru brachte ungeheure Mengen von Edelmetall nach Europa.
Zu diesen neuen Goldgewinnungsgebieten traten dann im
Laufe der Zeit andre hinzu, sowohl in Nord- wie in Südamerika'
Am Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Goldgewinnung stark
zurück. Im 3. Jahrzehnt des genannten Jahrhunderts trat Ruß-
land in erheblicher Weise als goldproduzierendes Land auf, indem
die Goldlager am Ural und später in Sibirien ausgebeutet wurden.
Die beiden folgenden Jahrzehnte brachten dann einen sehr bedeu-
tenden Aufschwung der Goldproduktion in Rußland.
Dann wurden die reichen Goldfelder in Kalifornien entdeckt,
die ein wahres Goldsucherfieber hervorriefen. Viele Tausende von
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Ungarn Amerikas Mexiko Peru Europa Sibirien Rußland Kalifornien