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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 401

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
179. Kalkutta. 401 die Kaufleute hier tragen weiße Linnen- und gelbe Seidenkleider statt dunkler Gehröcke und Tropenhelme statt der schwarzen Zy- linder. Warum muß ich auf einmal an Shakespeare denken? Die zaubervollen Städtebilder aus dem Romeo, dem Othello, dem Kaufmann von Venedig steigen vor mir auf, in denen wir die Men- schen Alt-Englands in dem sonnigen Rahmen des Südens ihre traurigen und heiteren Spiele treiben sehen. Was dort des Dichters verwegene Hand verschlungen hat, verbindet hier die Wirklichkeit. Ein London im Orient, das ist Kalkutta, die Hauptstadt von Indien. Eine indische Stadt aber ist es eben darum uicht. Es steht nicht auf altindischem Kulturgrunde; denn die Engländer fanden hier nur zwei Fischerdörfer vor, als sie vor 225 Jahren den Grund zu der heutigen Großstadt legten. Nicht das Indien seiner Träume lernt der Reisende darum in Kalkutta kennen, sondern das unter- worfene Indien, das kulturlose Indien, das entartete Indien. Er sieht keine Tempel, die ihm kündeten, daß er in einen Bereich neuer Glaubensvorstellungen eingetreten ist. Er sieht keine Hütten, die ihm von einem neuen Stilgefühl, keine öffentlichen Bauwerke, die ihm von einer neuen Volksgemeinschaft zu erzählen wüßten. Er sieht nur Nachahmungen der europäischen Kultur oder gänzlich kulturlosen Schmutz und Verfall. Er sieht indische Schreiber und Boten in den Regierungsümtern, indische Handwerker und Klein- händler in den bescheidenern Straßen, aber sie tragen alle europä- ische Gewaudung und wenn er in ein Gespräch mit ihnen gerät, erzählen sie ihm wohl rühmend, daß sie einen Sohn haben, der nach London gehen und dort studieren soll! Die Masse des Volkes aber faulenzt dahin in ihren bunten Lumpen und führt unter der ewig glühenden Sonne ein Leben, das nicht viel anders ist als das der Tiere draußen im Dschungel. Nur eines scheinen sie gelernt zu haben, was jene Tiere nicht wissen: daß der weiße Mann ihr Herr ist, dem sie zu gehorchen haben, als wäre er ein höheres Wesen. Er steht über ihren tausendfachen Gegensätzen und schlichtet ihre unaufhörlichen Streitigkeiten. Er schützt sie vor dem Hasse ihrer Nachbarn, er hilft ihnen, daß sie nicht verhungern, wenn die Dürre hurch das Land geht. Darum blicken sie zu ihm empor mit größerer Ehrfurcht, als sie früher zu ihren eignen Herrschern emporgeschaut daben, und gehorchen ihm, wie Kinder ihren Eltern gehorchen. Der Fremde steht bewundernd vor diesem Erfolg englischer Regierungskunst; ihm gibt diese Stadt die Gewißheit, daß die englische Flagge noch lange über Indien wehen wird. Aber es zieht ihn doch bald wieder fort aus diesem London im Orient. Er sehnt sich aus der Tropeuschwüle nach Herbern Himmelsstrichen, Bai er Lesebuch sür kaufmännische Schulen. 26

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 240

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
240 116. Worte Kaiser Wilhelms Ii. über Deutschlands Weltstellung u. Seemacht. Blicken wir um uns her! Wie hat seit einigen Jahren die Welt ihr Antlitz verändert! Alte Weltreiche vergehen und neue sind im Erstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreis erschienen und treten in ihren Wettbewerb mit ein, von denen kurz zuvor der Laie noch wenig bemerkt hatte. Ereignisse, die umwälzend wirken auf dem Gebiete internationaler Beziehungen sowohl wie auf dem Gebiete des national-ökonomischen Lebens der Völker und die in alten Zeiten Jahrhunderte zum Reifen brauchten, vollziehen sich in wenigen Monden. Dadurch sind die Aufgaben für unser Deutsches Reich und Volk in mächtigem Umfange gewachsen und erheischen für mich und meine Regierung ungewöhnliche und schwere Anstrengungen, die nur dann von Erfolg gekrönt sein können, wenn einheitlich und fest, den Parteiungen entsagend, die Deutschen hinter uns stehen. Es muß dazu aber unser Volk sich entschließen Opfer zu bringen. Vor allem muß es seine Sucht ablegen, das Höchste in immer schärfer sich ausprägenden Parteirichtungen zu suchen. Es muß aufhören die Partei über das Wohl des Ganzen zu stellen. Es muß seine alten Erbfehler eindämmen alles zum Gegenstand ungezügelter Kritik zu machen, und es muß vor den Grenzen haltmachen, die ihm seine eigensten, vitalsten Interessen ziehen. Denn gerade diese alten politischen Sünden rächen sich jetzt schwer an unsern Seeinteressen und unsrer Flotte. Wäre ihre Verstärkung mir in den ersten acht Jahren meiner Regierung trotz inständigen Bittens und Warnens nicht beharrlich verweigert worden, wobei sogar Hohn und Spott mir nicht erspart geblieben sind, wie anders würden wir dann unsern blühenden Handel und unsre überseeischen Interessen fördern können! Doch meine Hoffnungen, daß der Deutsche sich ermannen werde, sind noch nicht geschwunden. Denn groß und mächtig schlägt die Liebe in ihm zu seinem Vaterlande. Davon zeugen die Oktober- feuer, die er heute noch auf Bergeshöhen anzündet und mit denen er auch das Andenken an die herrliche Gestalt des heute geborenen Kaisers in der Erinnerung mitfeiert. Und in der Tat, einen wunder- vollen Bau hat Kaiser Friedrich mit seinem großen Vater und dessen großen Paladinen errichten helfen und uns als Deutsches Reich hinterlassen. In herrlicher Pracht steht es da, ersehnt von unsern Vätern und besungen von unsern Dichtern. Nun wohlan! Statt wie bisher in ödem Zank sich darüber zu streiten, wie die einzelnen Kammern und Säle dieses Gebäudes aussehen oder eingerichtet werden sollen, möge unser Volk in idealer Begeisterung, wie die Oktoberfeuer auflodernd, seinem idealen zweiten Kaiser nachstreben und vor allem an dem schönen Bau sich

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 325

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel. > 325 der gesetzlichen Buße und des Kömgsbanns eingeschärft, daß Zölle . nur „nach der Men Gepflogenheit" und an den alten Zollstätten eingehoben, daß nicht neue Abgaben oder schon verbotene Zölle gefordert, nicht neue Zollstütten errichtet werden durften, und daß jene, die nicht von alters her bestanden, zu beseitigen seien. Jeder Kaufmann ist gehalten seine Waren auf dem Markt zu verkaufen, lmr hier darf Handel getrieben werden. Damit war auch der Markt- zwang gegeben. Aus Deutsche Geschichte unter den Karolingern von E. Mühlbacher. X 152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel. Die Erschließung des Orients durch die Kreuzzüge bildet einen Markstein in der Entwicklung des Handels. Indem die Scharen des Abendlandes sich in die arabische Welt eindrängten und in ihr fest- setzten, war die unmittelbare Verbindung an vielen Stellen ge- wonnen und das griechische Reich, der bisherige Vermittler mit dem Osten, wurde zurückgedrängt, ja eine Zeitlang als selbständige Macht so gut wie aufgehoben; aber auch nach seiner Wiederherstellung erlangte es die alte Kraft nicht zurück. Der Löwenanteil am all- gemeinen mittelländischen Handel aber fiel den italienischen See- städten zu, neben Genua und Venedig anfangs auch noch Pisa, das dann aber seit der Niederlage von Maloria (1289) zurücktrat. Um so größer war der Gewinn der beiden anderen Handelsrepubliken. Die Abendländer übernahmen infolge der Kreuzzüge einen großen Teil der orientalischen Bedürfnisse und der Luxus, den die arabische Welt ausgebildet hatte, ging auf ihre westlichen Feinde über. So treffen wir jetzt unter den nach dem Abendland importierten Handels- artikeln den ostasiatischen Rhabarber, den tibetanischen Moschus, den indischen Pfeffer, Zimmt, Muskat, Aloe, Kampfer, Elfenbein, arabische und lydische Datteln und arabischen Weihrauch, dazu Südfrüchte, Ole, Baumwolle und Zucker, Seide, Glas, Farbstoffe und vieles andere. In den neuentstandenen Kreuzfahrerstaaten aber errichteten nun die Venezianer wie Genuesen allerorten — in Antiochien, Haifa, Sidon, nicht minder in Jerusalem — ihre Handels- faktoreien, für die sie mannigfache Privilegien, besonders eigne Gerichtsbarkeit erstrebten und erlangten. Auch eigne Kirchen er- standen, die venezianischen meist dem Schutzpatron der Stadt, dem Evangelisten Markus gewidmet. Die reichste und wichtigste der syrischen Kolonien der Markus- stadt erstand in Tyrus, wo sie ein volles Stadtdrittel mit ausgedehnten Fabriken und mehreren großen Kirchen inne hatte. Diese Stadt sowie Akkon wurden schon früh Hauptplätze eines großen Tausch- tz

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 334

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
334 154. Die Bedeutung der Hanse. mit einer gewissen Geringschätzung von den engen Grenzen althan- sischer Tätigkeit und ihrem bescheidenen Können zu sprechen. Man hat darauf hingewiesen, wie unbedeutend auch der blühendste Handel der alten Städte gewesen sei, verglichen mit dem Treiben, das sich in unseren großen Verkehrszentren abspielt. Es kann entgegnet werden, daß man sich vor einer Unterschätzung des Alten hüten muß; aber das ist nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist, daß es bei einer vergleichenden Beurteilung auf den Umfang des Verkehrs gar nicht ankommt, sondern auf die Rangstellung, die eine Nation in ihrer Zeit einnimmt. Und da ist der Hanse, unvollkommen, stück- und flickwerksartig, wie sie unseren modernen Augen erscheint und auch in mancher Beziehung wirklich war, doch das Verdienst nicht abzusprechen, daß sie durch Jahrhunderte deutsches Volk und deutsche Arbeit zur See und im ganzen europäischen Norden nicht nur würdig, sondern gelegentlich geradezu glänzend vertreten hat, daß es ihr gelungen ist, nicht nur Herr des eignen Handels zu bleiben in einem Umfange, wie das gleichzeitig keine andere Nation des atlantischen Europas vermocht hat, sondern auch im fremden Zwi- schenhandel eine Bedeutung zu gewinnen, der die keines anderen Volkes gleichkam. Mehr ist in unseren glücklichen Tagen auch nicht erreicht; im Gegenteil, man kann sagen, daß wir von einer derartigen Stellung innerhalb des gegenwärtigen Verkehrslebens noch recht weit entfernt sind, auch hinzufügen, daß wir geringe Aussicht haben sie je wieder völlig zu erringen. Denn die Tatsache, daß sich die Engländer in ihrem, dem alten hansischen ähnlichen, kaum wesentlich stärkeren Übergewicht allem Anscheine nach auch nicht zu behaupten vermögen, spricht nicht dafür, daß es sobald wieder, wenn überhaupt je, irgend einer Nation gelingen werde, eine Stellung zu gewinnen, wie sie erst die Hanse, dann die Niederländer und nun seit fast zwei Jahrhunderten die Engländer mehr oder weniger umstritten behauptet haben. Die deutsche Hanse hat aber noch das weitere Verdienst, daß sie dem kaufmännischen und seemännischen Unternehmungsgeiste, dem kühnen Magemute, der die Gefahren der Wogen und der Fremde nicht scheut, in unserem Volke eine dauernde Stätte be- reitet hat. Die Hanse ist es gewesen, die Städtewesen und Bürgertum im Gebiet der norddeutschen Tiefebene von den Mündungen des Rheines bis hinein in die fremden Völkerschaften an den ostbaltischen Gestaden gefördert und zur Geltung gebracht und damit einen Kulturfaktor eingeführt hat ohne den an eine weite ausgreifende, weltgeschichtliche Entwicklung nicht zu denken war. Als die Jahr- hunderte kamen, wo es die größte Weisheit wurde, sich mit Schmieg- samkeit und Biegsamkeit, mit Unverzagtheit, Zähigkeit und Genüg-

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 442

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
442 193. Die Gewinnung der Edelmetalle. das Gold mit Quecksilber, mit Zyankalium- oder Chlorkalklösung ausgezogen. Besonders die Auslaugung von goldhaltigem Ge- stein vermittelst einer Lösung von Zyankalium, der Zyanidprozeß, ist in neuester Zeit üblich. Während die Behandlung mittels Queck- silber für eine Tonne Gestein 5 Mark Kosten verursacht und nur eine Ausbeute von 50 bis 90% des Goldgehaltes ermöglicht, stellen sich die Kosten beim Zyanidprozeß nur halb so hoch und gestatten das Gold bis zu 99% aus dem Gestein zu befreien. Dieses Ver- fahren macht die Goldgewinnung noch rentabel, wenn eine Tonne Gestein nur 3 bis 4 g Gold enthält. Ein solches Verfahren aber setzt Kapital voraus. Nur wer imstande ist erhebliche Kapitalien in den Goldbergbau zu stecken, nur der kann dieses Verfahren anwenden. Darum befinden sich heute die bekanntesten Goldminen in den Händen von Aktien- gesellschaften. Wann und wo zuerst Gold gewonnen und zu irgendwelchen Gegenständen verarbeitet wurde, ist nicht mit Sicherheit nach- gewiesen und wird auch schwer zu erforschen sein. Die bisherigen Forschungen weisen auf Ägypten. Dieses Land, das überhaupt für die Kulturentwicklung so ungemein wichtig ist, scheint auch in Bezug auf die Goldgewinnung maßgebend gewesen zu sein. Von den ältesten Zeiten an läßt sich dort das Gold nachweisen. Wahrscheinlich sind auch die dortigen Goldgruben die ältesten, die es jemals gegeben hat. Auch bei asiatischen Kulturvölkern ist das Gold schon Jahrtausende v. Chr. bekannt und verbreitet ge- wesen. Von da aus kam das Gold und die Kenntnis seiner Ge- winnung nach Europa. Die Griechen hatten Goldgruben im eignen Lande und die Römer besaßen reiche Goldbergwerke in Spanien. In spätern Jahrhunderten wurden besonders die Goldfunde in Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen usw. wichtig. Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Goldvermehrung nach der Entdeckung Amerikas. Die Eroberung von Mexiko und Peru brachte ungeheure Mengen von Edelmetall nach Europa. Zu diesen neuen Goldgewinnungsgebieten traten dann im Laufe der Zeit andre hinzu, sowohl in Nord- wie in Südamerika. Am Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Goldgewinnung stark Zurück. Im 3. Jahrzehnt des genannten Jahrhunderts trat Ruß- land in erheblicher Weise als goldproduzierendes Land auf, indem die Goldlager am Ural und später in Sibirien ausgebeutet wurden. Die beiden folgenden Jahrzehnte brachten dann einen sehr bedeu- tenden Aufschwung der Goldproduktion in Rußland. Dann wurden die reichen Goldfelder in Kalifornien entdeckt, die ein wahres Goldsucherfieber hervorriefen. Viele Tausende von

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 186

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
186 94. Wandertrieb und Sangeslust der Deutschen. 94. Wandertrieb und Sangeslust der Deutschen. Eine der glücklichsten und liebenswürdigsten Eigenschaftelt, die Allvater Wotan seinem deutschen Volke in die Seele gepflanzt hat, ist der Wandertrie b. Es gibt in der ganzen Welt keilt andres Volk, das in seinem sinnvollen Gemüte das Wandern so genießell kann wie das deutsche. Durch die ganze Entwicklungsgeschichte ilnseres Stamines zieht sich der Wandertrieb wie ein roter Fadeil hindurch mld auch heutzutage spielt er iln Sehen der deutschen Nation eine große Rolle. Unser Turnvater Friedrich Ludwig I a h ll schrieb in einem Werke: „Uralt ist des Deutschen Reisetrieb; wahrscheinlich hat ihn der aus dem Morgenlande herausgeführt, an seinen sechs Strömeil allgesiedelt ultd ihn über die Alpen schauen lassen auf die Herrlich- keit Roms." Und ein alldermal sagt er: „Vaterländische Wande- rullgen sind ilotwendig; denn sie erweitern des Menschen Blick ohne ihit dem Vaterlande zu entführen. Kennenlernen muß sich das Volk, sonst stirbt es ab. Nichts gibt solcheli reinell Nachgeschmack und bleibenden Nachgenuß als die vaterländische Wanderschaft. Da wird alles zum Wonnegefühl, da ist alles im Einklang." Jahil loar bekallntlich selber ein tüchtiger Wallderer und erweckte in der Zeit der tiefstell nationalen Erniedrigung, als das deutsche Volk in der größtelr Gefahr stand sich selber nnb sein Deutschtum zu verlieren, das Wandern als „Turnfahrt" zu neuem Leben, damit wir in unserem Vaterlande uns selber wieder fänden ulld wohl- fühltell. Er nennt die Turnfahrten „Bienenfahrten nach den: Honig des Lebens". In derselben Zeit lvie Jahll pries auch G o e t h e die Wander- fahrt mannigfach in Lied und Wort, freilich voll ganz andern Ge- sichtspunkten aus als mlser Turnvater. Er faild seil: ganzes reiches Leben hindurch seine Stärkung der Hauptsache nach in unmittel- barer Berührung mit der Natur und gesteht: „Was ich llicht erlernt habe, habe ich mir erwandert." Tief deutsch einpfuildeil siild feine folgenden Worte: „Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch binaus! Kopf und Arm mit heitren Kräften. Überall sind sie zu Haus. Wo mir uns der Sonne freuen, Sind wir jeder Sorge los; Daß wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß." Das „frisch gewagt und frisch hinan s", das ist ger- manischer Sinn, von der Völkerwanderung an bis in die neueste Zeit.

7. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 312

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
312 146. Begriff und Geschichte des Bankwesens. Über das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach- richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels- beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank- ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur- kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer modernen Banken entsprechen. Im alten Griechenland spielten namentlich die Tra- pe z i t e n eine große Nolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld- wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdenr als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen. Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an- nimmt, gegen mäßige Zinsen. Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das Bankwesen im alten R o m. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz- wechsel befassenden Bankiers wurden nummularii genannt. Auch Darlehens- und Bürgschaftsgeschäfte wurden von den Bankiers gemacht. Hatte somit das Bankweseir im Altertum schon eine der da- maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig- keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen, ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit zu geben. Drlrch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus- dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf. Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er- sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld aufzubewahren. Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be- friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu befassen. In Genua betrieben die ,,6aneü6rii" schon im zwölften Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der

8. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 334

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
334 154. Die Bedeutung der Hanse. mit einer gewissen Geringschätzung von den engen Grenzen althan- sischer Tätigkeit und ihrem bescheidenen Können zu sprechen. Man hat darauf hingewiesen, wie unbedeutend auch der blühendste Handel der alten Städte gewesen sei, verglichen mit dem Treiben, das sich in unseren großen Verkehrszentren abspielt. Es kann entgegnet werden, daß man sich vor einer Unterschätzung des Alten hüten muß; aber das ist nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist, daß es bei einer vergleichenden Beurteilung auf den Umfang des Verkehrs gar nicht ankommt, sondern auf die Rangstellung, die eine Nation in ihrer Zeit einnimmt. Und da ist der Hanse, unvollkommen, stück- und slickwerksartig, wie sie unseren modernen Augen erscheint und auch in mancher Beziehung wirklich war, doch das Verdienst nicht abzusprechen, daß sie durch Jahrhunderte deutsches Volk und deutsche Arbeit zur See und im ganzen europäischen Norden nicht nur würdig, sondern gelegentlich geradezu glänzend vertreten hat, daß es ihr gelungen ist, nicht nur Herr des eignen Handels zu bleiben in einem Umfange, wie das gleichzeitig keine andere Nation des atlantischen Europas vermocht hat, sondern auch im fremden Zwi- schenhandel eine Bedeutung zu gewinnen, der die keines anderen Volkes gleichkam. Mehr ist in unseren glücklichen Tagen auch nicht erreicht; im Gegenteil, man kann sagen, daß wir von einer derartigen Stellung innerhalb des gegenwärtigen Verkehrslebens noch recht weit entfernt sind, auch hinzufügen, daß wir geringe Aussicht haben sie je wieder völlig zu erringen. Denn die Tatsache, daß sich die Engländer in ihrem, dem alten hansischen ähnlichen, kaum wesentlich stärkeren Übergewicht allem Anscheine nach auch nicht zu behaupten vermögen, spricht nicht dafür, daß es sobald wieder, wenn überhaupt je, irgend einer Nation gelingen werde, eine Stellung zu gewinnen, wie sie erst die Hanse, dann die Niederländer und nun seit fast zwei Jahrhunderten die Engländer mehr oder weniger umstritten behauptet haben. Die deutsche Hanse hat aber noch das weitere Verdienst, daß sie dem kaufmännischen und seemännischen Unternehmungsgeiste, dem kühnen Wagemute, der die Gefahren der Wogen und der Fremde nicht scheut, in unserem Volke eine dauernde Stätte be- reitet hat. Die Hanse ist es gewesen, die Städtewesen und Bürgertum im Gebiet der norddeutschen Tiefebene von den Mündungen des Rheines bis hinein in die fremden Völkerschaften an den ostbaltischen Gestaden gefördert und zur Geltung gebracht und damit einen Kulturfaktor eingeführt hat ohne den an eine weite ausgreifende, weltgeschichtliche Entwicklung nicht zu denken war. Als die Jahr- hunderte kamen, wo es die größte Weisheit wurde, sich mit Schmieg- samkeit und Biegsamkeit, mit Unverzagtheit, Zähigkeit und Genüg-

9. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 401

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
179. Kalkutta. 401 die Kaufleute hier tragen weiße Liuneu- und gelbe Seidenkleider statt dunkler Gehröcke und Tropenhelme statt der schwarzen Zy- linder. Warum muß ich ans einmal an Shakespeare denken? Die zaubervollen Städtebilder aus dem Romeo, dem Othello, den: Kaufmann von Venedig steigen vor mir auf, in denen wir die Men- schen Alt-Englands in dem sonnigen Rahmen des Südens ihre traurigen und heiteren Spiele treiben sehen. Was dort des Dichters verwegene Hand verschlungen hat, verbindet hier die Wirklichkeit. Ein London im Orient, das ist Kalkutta, die Hauptstadt von Indien. Eine indische Stadt aber ist es eben darum nicht. Es steht nicht auf altindischem Kulturgrunde; denn die Engländer fanden hier nur zwei Fischerdörfer vor, als sie vor 225 Jahren den Grund zu der heutigen Großstadt legten. Nicht das Indien seiner Träume lernt der Reisende darum in Kalkutta kennen, sondern das unter- worfene Indien, das kulturlose Indien, das entartete Indien. Er sieht keine Tempel, die ihm kündeten, daß er in einen Bereich neuer Glaubensvorstellungen eingetreten ist. Er sieht keine Hütten, die ihm von einem neuen Stilgefühl, keine öffentlichen Bauwerke, die ihm von einer neuen Volksgemeinschaft zu erzählen wüßten. Er sieht nur Nachahmungen der europäischen Kultur oder gänzlich kulturlosen Schmutz und Verfall. Er sieht indische Schreiber und Boten in den Regierungsümtern, indische Handwerker und Klein- händler in den bescheidenern Straßen, aber sie tragen alle europä- ische Gewandung und wenn er in ein Gespräch mit ihnen gerät, erzählen sie ihm wohl rühmend, daß sie einen Sohn haben, der nach London gehen und dort studieren soll! Die Masse des Volkes aber faulenzt dahin in ihren bunten Lumpen und führt unter der ewig glühenden Sonne ein Leben, das nicht viel anders ist als das der Tiere draußen im Dschungel. Nur eines scheinen sie gelernt zu haben, was jene Tiere nicht wissen: daß der weiße Mann ihr Herr ist, dem sie zu gehorchen haben, als wäre er ein höheres Wesen. Er steht über ihren tausendfachen Gegensätzen und schlichtet ihre unaufhörlichen Streitigkeiten. Er schützt sie vor dem Hasse ihrer Nachbarn, er hilft ihnen, daß sie nicht verhungern, wenn die Dürre durch das Land geht. Darum blicken sie zu ihm empor mit größerer Ehrfurcht, alszie früher zu ihren eignen Herrschern emporgeschaut haben, und gehorchen ihm, wie Kinder ihren Eltern gehorchen. Der Fremde steht bewundernd vor diesem Erfolg englischer Regierungskunst; ihm gibt diese Stadt die Gewißheit, daß die englische Flagge noch lange über Indien wehen wird. Aber es zieht ihn doch bald wieder fort aus diesem London im Orient. Er sehnt sich ans der Tropenschwüle nach Herbern Himmelsstrichen, Baier-Knörk, Lesebuch für kaufmännische Schulen. 26

10. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 442

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
442 193. Die Gewinnung der Edelmetalle. das Gold mit Quecksilber, mit Zyankalium- oder Chlorkalklösung ausgezogen. Besonders die Auslaugung von goldhaltigem Ge- stein vermittelst einer Lösung von Zyankalium, der Zyanidprozeß, ist in neuester Zeit üblich. Während die Behandlung mittels Queck- silber für eine Tonne Gestein 5 Mark Kosten verursacht und nur eine Ausbeute von 60 bis 90% des Goldgehaltes ermöglicht, stellen sich die Kosten beim Zyanidprozeß nur halb so hoch und gestatten das Gold bis zu 99% aus dem Gestein zu befreien. Dieses Ver- fahren macht die Goldgewinnung noch rentabel, wenn eine Tonne Gestein nur 3 bis 4 g Gold enthält. Ein solches Verfahren aber setzt Kapital voraus. Nur wer imstande ist erhebliche Kapitalien in den Goldbergbau zu stecken, nur der kann dieses Verfahren anwenden. Darum befinden sich heute die bekanntesten Goldminen in den Händen von Aktien- gesellschaften. Wann und wo zuerst Gold gewonnen und zu irgendwelchen Gegenständen verarbeitet wurde, ist nicht mit Sicherheit nach- gewiesen und wird auch schwer zu erforschen sein. Die bisherigen Forschungen weisen auf Ägypten. Dieses Land, das überhaupt für die Kulturentwicklung so ungemein wichtig ist, scheint auch in Bezug auf die Goldgewinnung maßgebend gewesen zu sein. Von den ältesten Zeiten an läßt sich dort das Gold nachweisen. Wahrscheinlich sind auch die dortigen Goldgruben die ältesten, die es jemals gegeben hat. Auch bei asiatischen Kulturvölkern ist das Gold schon Jahrtausende v. Chr. bekannt und verbreitet ge- wesen. Von da aus kam das Gold und die Kenntnis seiner Ge- winnung nach Europa. Die Griechen hatten Goldgruben im eignen Lande und die Römer besaßen reiche Goldbergwerke in Spanien. In spätern Jahrhunderten wurden besonders die Goldfunde in Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen usw. wichtig. Einen gewaltigen Aufschwung nahm die Goldvermehrung nach der Entdeckung Amerikas. Die Eroberung von Mexiko und Peru brachte ungeheure Mengen von Edelmetall nach Europa. Zu diesen neuen Goldgewinnungsgebieten traten dann im Laufe der Zeit andre hinzu, sowohl in Nord- wie in Südamerika' Am Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Goldgewinnung stark zurück. Im 3. Jahrzehnt des genannten Jahrhunderts trat Ruß- land in erheblicher Weise als goldproduzierendes Land auf, indem die Goldlager am Ural und später in Sibirien ausgebeutet wurden. Die beiden folgenden Jahrzehnte brachten dann einen sehr bedeu- tenden Aufschwung der Goldproduktion in Rußland. Dann wurden die reichen Goldfelder in Kalifornien entdeckt, die ein wahres Goldsucherfieber hervorriefen. Viele Tausende von
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