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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 418

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
418 186. Flachs, Hanf und Jute. Durch die erwähnten Arbeiten erhält man den Flachs und das Werg oder die Hede. Flachs und Werg unterscheiden sich durch die Länge der Fasern und dadurch, daß die Flachsfaser parallel, die des Werges aber wirr durcheinander liegt. Die Länge der Flachsfaser schwankt von 30—90 cm, die durchschnittliche beträgt 50 cm. Bei guten Sorten ist die Farbe hell, gelbblond, gelblich- weiß oder stahlgrau; der Flachs ist seidenglänzend, weich, bieg- sam, schwer zerreißbar. In den Handel kommt er in Form von Zöpfen, gewöhnlich 1 m lang. Er ist trocken aufzubewahren und nimmt durch Lagern an Glanz zu. Obwohl sehr viele Länder Flachs bauen, so ist doch die Zahl der Handelssorten von Bedeutung gering. Die Mehrzahl der Län- der verarbeitet den erzeugten Flachs gleich an Ort und Stelle. Es sind zu erwähnen: Russischer Flachs, von dem der beste der weiß- gelbe Rigaer ist, der aus Livland und anderen russischen Ostseeländern kommt, Königsberger und Danziger aus Ost- und Westpreußen so- wie Polen, Holländischer, meist dunkelgrau, von Holland, Seeland und Friesland, und Ägyptischer, der lang, stark, grob und von röt- licher Farbe ist. Der H a n f ist die Bastfaser aus dem Stengel der Hanfpslanze. Diese besitzt einen betäubenden Geruch, herrührend von Kannabin (Haschischrauchen). Ihr Stengel wird 1—2 m hoch, die weibliche Pflanze gibt eine wertvollere Faser als die männliche. Die Frucht bildet einsamige Nüßchen, die Hanfsamen. Die aus Asien stammende Pflanze wird in Europa schon lange gebaut, so in Rußland, Italien, Österreich-Ungarn, Deutschland und Frankreich. Die Hanfbereitung stimmt mit der des Flachses überein. Nach dem Brechen heißt der Hanf Rohhanf, der jedoch auch dadurch gewonnen wird, daß man nach dem Rösten das Holz vom Baste schält. Er führt alsdann den Namen Schleiß-, Schäl- oder Pellhanf. Der Abfall dabei heißt Börtel. Der gehechelte Hanf wird Reinhauf genannt. Wird er zum Spinnen ver- wendet, so heißt er Spinnhanf. Der Abfall beim Hecheln heißt Hanf- werg, Hanfhede oder Tors. Die Farbe ist perl- oder stahlgrau, auch grün, gelb oder dunkel, der Geruch stark und eigentümlich. Die Länge beträgt 60—120 cm, erreicht auch 2 m. Die Lagerung soll trocken und luftig sein, andernfalls tritt Erhitzung und sogar Selbstent- zündung ein. Die wichtigste Handelssorte ist der sehr gute Russische Hanf, ein Hauptausfuhrartikel Rußlands, der aus den russischen Ostseepro- vinzen kommt. Preußischer kommt aus Ost- und Westpreußen und aus Polen, Rheinischer aus Baden, der Rheinpfalz und dem Elsaß,. Italienischer von Bologna, Ferrara und Neapel, Österreichischer aus Kärnten und Ungarischer vornehmlich aus Slavonien.

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 387

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
173. Nishnij-Nowgorod. 387 173. Nishnij-Nowgorod. Wer von Moskau nach fast endloser Eisenbahnfahrt den großen Mittelpunkt der inneren Provinzen, die alte Großfürstenresidenz und berühmte Messestadt Nishnij-Nowgorod 1)l erreicht hat, ist über- rascht von der Größe und Pracht des durchaus modernen Bahnhofs mit seinen weiten Hallen und schönen Empfangssälen. Aber hat er dann diese Eingangspforte hinter sich und schreitet er der Stadt zu, so ist es bald vorbei mit den modernen Eindrücken und mit ihrer alten halb barbarischen Pracht steigt die Königin der Messen an den Hügelufern der Oka und Wolga empor. Hoch über dem Häuser- meer ragt der Kreml empor mit seinen Türmen, Kuppeln, Kreuzen und Zinnen, abseits der Altstadt dagegen birgt sich das neue Villen- Nowgorod mit seinen reizenden Häusern und Kaufmannspalästen halb versteckt im Grün der waldigen Uferwände. Aber wer fragt nach der eigentlichen Stadt, wenn er in Nishnij-Nowgorod ist? Vorausgesetzt wenigstens, daß er Nowgorod zur Messezeit besucht. Und wiederum, wer geht nach Nishnij-Nowgorod außer zur Messe? Die Messestadt, die nur einige Monate des Jahres lebt, be- steht erst seit 100 Jahren; vorher war die große Messe des inneren Rußlands in Makarjew an der Wolga und noch früher, bis ins Mittelalter, in Kasan, der alten Tatarenresidenz. Erst 1817 wurde die Messe nach Nishnij-Nowgorod übertragen und für sie eine eigne Stadt gebaut. Sie liegt der Altstadt gegenüber am linken Okaufer und alljährlich vor Beginn der Messe wird eine breite Schiffsbrücke geschlagen, auf der sich vom Morgengrauen bis in die Nacht ein Leben entwickelt, wie es vielleicht an keinem zweiten Punkt der Erde sich so vielgestaltig und bunt wiederholt. Im Juni wird diese Brücke erbaut, im September abgebrochen, dann liegt der weite Messeplatz wieder öde bis zum nächsten Jahr, die Hoch- fluten der Oka und Wolga jagen im Winter darüber hin und nur die Spitzen der Häuser und die Kuppeln der vielen Meßkapellen ragen aus den gelben, wirbelnden Fluten empor. Über die Brücke gelangt man erst in die äußere und dann jenseits eines Kanals in die innere Budenstadt. Jede ist zusammen- gesetzt aus etwa 3000 steinernen Verkaufsgewölben, in denen eng- gedrängt alle Schätze und Herrlichkeiten, die überhaupt in der Welt und insbesondere im weiten russischen Reiche gefunden und gefördert werden, in sinnverwirrenden Massen aufgestapelt sind. Denn das ist auch ein Unterschied zwischen dieser und den übrigen Messen der Neuzeit, daß in Nowgorod nicht nach Mustern gekauft wird, sondern jeder Messebesucher seine Einkäufe gleich vom Fleck *) *) d. h. Nieder-Neustadt (abgekürzt: Nischegorod). 26*

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 418

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
418 186. Flachs, Hanf und Jute. Durch die erwähnten Arbeiten erhält man den Flachs und das Werg oder die Hede. Flachs und Werg unterscheiden sich durch die Länge der Fasern und dadurch, daß die Flachsfaser parallel, die des Werges aber wirr durcheinander liegt. Die Länge der Flachsfaser schwankt von 30—90 cm, die durchschnittliche betragt 50 cm. Bei guten Sorten ist die Farbe hell, gelbblond, gelblich- weiß oder stahlgrau; der Flachs ist seidenglänzend, weich, bieg- sam, schwer zerreißbar. In den Handel kommt er in Form von Zöpfen, gewöhnlich 1 m lang. Er ist trocken aufzubewahren und nimmt durch Lagern an Glanz zu. Obwohl sehr viele Länder Flachs bauen, so ist doch die Zahl der Handelssorten von Bedeutung gering. Die Mehrzahl der Län- der verarbeitet den erzeugten Flachs gleich an Ort und Stelle. Es sind zu erwähnen: Russischer Flachs, von dem der beste der weiß- gelbe Rigaer ist, der aus Livland und anderen russischen Ostseelündern kommt, Königsberger und Danziger aus Ost- und Westpreußen so- wie Polen, Holländischer, meist dunkelgrau, von Holland, Seeland und Friesland, und Ägyptischer, der lang, stark, grob und von röt- licher Farbe ist. Der Hanf ist die Bastfaser aus dem Stengel der Hanfpflanze. Diese besitzt einen betäubenden Geruch, herrührend von Kannabin (Haschischrauchen). Ihr Stengel wird 1—2 m hoch, die weibliche Pflanze gibt eine wertvollere Faser als die männliche. Die Frucht bildet einsamige Nüßchen, die Hanfsamen. Die aus Asien stammende Pflanze wird in Europa schon lange gebaut, so in Rußland, Italien, Österreich-Ungarn, Deutschland und Frankreich. Die Hanfbereitung stimmt mit der des Flachses überein. Nach dem Brechen heißt der Hanf Rohhanf, der jedoch auch dadurch gewonnen wird, daß man nach dem Rösten das Holz vom Baste schält. Er führt alsdann den Namen Schleiß-, Schäl- oder Pellhanf. Der Abfall dabei heißt Börtel. Der gehechelte Hanf wird Reinhanf genannt. Wird er zum Spinnen ver- wendet, so heißt er Spinnhanf. Der Abfall beim Hecheln heißt Hanf- werg, Hanfhede oder Tors. Die Farbe ist perl- oder stahlgrau, auch grün, gelb oder dunkel, der Geruch stark und eigentümlich. Die Länge betrügt 60—120 cm, erreicht auch 2 m. Die Lagerung soll trocken und luftig sein, andernfalls tritt Erhitzung und sogar Selbstent- zündung ein. Die wichtigste Handelssorte ist der sehr gute Russische Hanf, ein Hauptausfuhrartikel Rußlands, der aus den russischen Ostseepro- vinzen kommt. Preußischer kommt aus Ost- und Westpreußen und aus Polen, Rheinischer aus Baden, der Rheinpfalz und dem Elsaß, Italienischer von Bologna, Ferrara und Neapel, Österreichischer aus Kärnten und Ungarischer vornehmlich aus Slavonien.

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 235

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
114. Die Hohenzollern. 235 Hechingen, liegt ihr Stammschloß. Ein Zweig dieses alten Grafen- hauses erhielt unter den hohenstaufischen Kaisern die Burggrafen- würde von Nürnberg. Die Burggrafen erwarben sich allmählich beträchtlichen Länderbesitz und leisteten den Kaisern ausgezeichnete Dienste. Darum wurden sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Und als unter Kaiser Sigismund die Mark Brandenburg, welche zu seinen Erblanden gehörte, eines starken Armes bedurfte um die zer- störte Ordnung wieder aufzurichten, da konnte der Kaiser keinen tüchtigeren Statthalter für das Land finden als den Burg- grafen Friedrich Vi. von Nürnberg. Er setzte ihn daher zum „vollmächtigen Verweser und obersten Hauptmann ein, der mit Gottes Hilfe die Mark aus ihrer jammervollen Lage eretten" sollte. Friedrich war einer der trefflichsten Fürsten seiner Zeit. Ge- rechtigkeit und Leutseligkeit gewannen ihm bald die Herzen des Volkes in dem neuen Lande; seine Tapferkeit warf die trotzigen Raub- ritter zu Boden und verschaffte dem Lande Ruhe und Sicherheit. Für dieses Verdienst verlieh ihm nun der Kaiser Sigismund die Mark als erbliches Eigentum. Dies geschah im Jahre 1415 auf der großen Kirchenversammlung zu Kostnitz. Hier wurde Fried- rich von Hohenzollern feierlich zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben. Mit diesem Friedrich I. beginnt die Reihe der Kurfürsten aus dem hohenzollerischen Hause. Es regierten ihrer nacheinander zwölf und ihre Herrschertüchtigkeit war so hervorragend, ihr landesväter- liches Walten so gesegnet, daß mehrere von ihnen teils wegen ihrer Kraft teils wegen ihrer Weisheit die ehrenvollsten Beinamen er- hielten. Kurz vor dem Dreißigjährigen Kriege bekam das Land einen bedeutenden Zuwachs. Der Kurfürst Johann Sigismund erwarb durch Erbschaft das Herzogtum ! Kleve am Niederrhein nebst Mark und Ravensberg in Westfalen sowie im Ostenfdas Her- zogtum Preußen. Die Preußen, welche an der unteren Weichsel und der Memel wohnten, hatten lange am Heidentum festgehalten und allen Ver- suchen, sie zum christlichen Glauben zu bekehren, hartnäckig wider- standen. Endlich kam der zur Zeit der Kreuzzüge in Palästina ge- stiftete Deutsche Ritterorden in ihr Land und unterwarf es in fünfzig- jährigen blutigen Kämpfen seiner Herrschaft. Das Christentum ge- wann jetzt festen Boden, neue Städte wurden gegründet und durch einwandernde deutsche Ansiedler ward deutsche Sitte verbreitet. Sitz des Ordens wurde die Stadt Marienburg. Fast drei Jahrhunderte dauerte seine Herrschaft. Dann fand die Reformation in Preußen Eingang; der Hochmeister des Ordens, Albrecht von Brandenburg,

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 387

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
173. Nishinj-Naivgarad. 387 173. Nishnij-Nowgorod Wer von Moskau nach fast endloser Eisenbahnfahrt den großen Mittelpunkt der inneren Provinzen, die alte Großfürstenresidenz und berühmte Messestadt Nishnij-Nowgorod^, erreicht hat, ist über- rascht von der Größe und Pracht des durchaus modernen Bahnhofs mit seinen weiten Hallen und schönen Empfangssälen. Aber hat er dann diese Eingangspforte hinter sich und schreitet er der Stadt zu, so ist es bald vorbei mit den modernen Eindrücken und mit ihrer alten halb barbarischen Pracht steigt die Königin der Messen an den Hügelufern der Oka und Wolga empor. Hoch über dem Häuser- meer ragt der Kreml empor mit seinen Türmen, Kuppeln, Kreuzen und Zinnen, abseits der Altstadt dagegen birgt sich das neue Villen- Nowgorod mit seinen reizenden Häusern und Kaufmannspalästen halb versteckt im Grün der waldigen Uferwände. Aber wer fragt nach der eigentlichen Stadt, wenn er in Nishnij-Nowgorod ist? Vorausgesetzt wenigstens, daß er Nowgorod zur Messezeit besucht. Und wiederum, wer geht nach Nishnij-Nowgorod außer zur Messe? Die Messestadt, die nur einige Monate des Jahres lebt, be- steht erst seit 100 Jahren; vorher war die große Messe des inneren Rußlands in Makarjew an der Wolga und noch früher, bis ins Mittelalter, in Kasan, der alten Tatarenresidenz. Erst 1817 wurde die Messe nach Nishnij-Nowgorod übertragen und für sie eine eigne Stadt gebaut. Sie liegt der Altstadt gegenüber am linken Okaufer und alljährlich vor Beginn der Messe wird eine breite Schiffsbrücke geschlagen, auf der sich vom Morgengrauen bis in die Nacht ein Leben entwickelt, wie es vielleicht an keinem zweiten Punkt der Erde sich so vielgestaltig und bunt wiederholt. Im Juni wird diese Brücke erbaut, im September abgebrochen, dann liegt der weite Messeplatz wieder öde bis zum nächsten Jahr, die Hoch- fluten der Oka und Wolga jagen im Winter darüber hin und nur die Spitzen der Häuser und die Kuppeln der vielen Meßkapellen ragen aus den gelben, wirbelnden Fluten empor. Über die Brücke gelangt man erst in die äußere und daun jenseits eines Kanals in die innere Budenstadt. Jede ist zusammen- gesetzt aus etwa 3000 steinernen Verkaufsgewölben, in denen eng- gedrängt alle Schätze und Herrlichkeiten, die überhaupt in der Welt und insbesondere im weiten russischen Reiche gefunden und gefördert werden, in sinnverwirrenden Massen aufgestapelt sind. Denn das ist auch ein Unterschied zwischen dieser und den übrigen Messen der Neuzeit, daß in Nowgorod nicht nach Mustern gekauft wird, sondern jeder Messebesucher seine Einkäufe gleich vom Fleck 3 d. h. Nieder-Neustadt (abgekürzt: Nischegorod). 25*

6. Realienbuch - S. 212

1885 - München : Oldenbourg
212 184. Rußland. Sonne am höchsten steht. Alle Häuser werden da mit grünen Zweigen geziert. Geistliche Lieder singend zieht man tags über durch die Dörfer und empfängt hiefür Bewirtung; des Abends aber leuchten die Sonnenwendfeuer von den Bergen. 184. Russland. Dos europäische Rußland erstreckt sich vom nördlichen Eismeere bis zu den Usern des schwarzen Meeres. An seiner Ostgrenze gegen Asien zieht sich das 800 Meilen lange Ural- gebirge hin, das an Gold, Silber, Platina und Edelsteinen reich ist. An der Südgrenze zwischen dem schwarzen und kaspischeu Meere liegt der Kaukasus, dessen Gipfel 4800 m hoch sind. Das Innere Rußlands ist eine ungeheure Ebene, die von großen Strömen durchflossen wird. Zum kaspischeu Meere strömt die Wolga; durch das Land der Kosacken eilt dem asowschen Meere der Don zu; ins schwarze Meer fließen der Dnjepr und der Dnjestr. Der Teil Rußlands, welcher nach dem nördlichen Eismeere zu liegt, ist traurig und öde. Fast nenn Monate des Jahres schmilzt das Eis nicht. Die Flüsse samt den Moorgegenden, durch welche sie fließen, sind fast immer gefroren. Der Boden trägt nur spärlich Gerste. Die Tannen- und Birkenwälder sind fast beständig von Nebel eingehüllt. Über die weiten Flächen streifen Füchse, Zobel, Hermeline; an den Meeres- gestaden lebt der Eisbär. Die russischen Ostseeprovinzen sind fruchtbar und reich an Getreide. Flachs und Hanf. Mittelrußland erzeugt schönes Rindvieh, dauerhafte Pferde und sehr viele Schafe. Südruß- land hat ein warmes Klima; hier gedeihen Granaten, Feigen, Kastanien. Öl- und Cypressenbänme, und die fruchtbaren Felder lohnen den Fleiß des Landmanns mit reichen Ernten. Der größte Teil des Südens aber ist einförmiges Steppenland, auf dem zur Sommerszeit große Herden Rinder und fettschwünziger Schafe weiden und wilde Pferde sich tummeln. Die Russen sind ein slavischer Volksstamm. Die Bewohner Westrußlands werden Weißrussen, die des Südens Klein- russen genannt; iin Innern des Landes wohnen die Groß- russen. Alle Russen bekennen sich zur griechisch-katholischen Religion. Der Beherrscher des Landes, „Zar" genannt, ver- einigt in seiner Person die höchste weltliche und geistliche Gewalt. In der Ausübung ihrer Religionsgebräuche sind die Russen sehr eifrig. Die Hauptstadt Rußlands ist Petersburg an der Newa mit schnurgeraden Straßen, prächtigen Palästen und herrlichen Kirchen. Die alte Hauptstadt des Reiches, das vieltürmige Moskau, liegt in der Mitte des Landes. Die wichtigste

7. Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen - S. 271

1917 - München : Oldenbourg
271 bewohnt. An der Drau zieht sich die Südgrenze hin, biegt bei Bozen nach Süden aus und wendet sich bis au den Rhein. Sie reichte einst bis Verona. Aus diesen südlichen, dem Deutschtum fast ganz verloren gegangenen Gegenden klingen uns die Sagen eines Dietrich von Bern entgegen sowie die Minnelieder eines Walter von der Vogelweide und eines Oswald von Wolkenstein. — Die Tschechen Böhmens werden gleichsam in einem Binnenmeere von einem breiten deutschen Ring um- grenzt ; aber auch innerhalb des tschechischen Gebietes finden sich deutsche Sprachinseln oder — wie man auch sagt — deutsche Enklaven. Die wichtigsten unter ihnen sind Iglau, Budweis, Brünn und Olmütz. Die größeren deutschen Ansiedlungsgebiete Ungarns greifen auf das Mittelalter zurück. Im 12. Jahrhunderte wanderten auf den Ruf des Ungarnkönigs Geisa Ii. viele Flanderer und Niedersachsen, Bergknappen vom Harz und von Thüringen nach Oberungarn und nach Siebenbürgen. Ein großer Kenner Siebenbürgens sagt: „Wer die einstige Größe Deutschlands und seine heutigen Einbußen, wer seine ruhmvolle Vergangenheit sich widerspiegelnd in einer nicht unrühmlichen Gegenwart kennen lernen will, der wandere nach Sieben- bürgen." Die „deutschen Sachsen im Waldland" halten mit großer Strenge aus ihre guten Gebräuche, auf ihre deutsche Sitte. Trotz aller Kämpfe und Bedrückungen, die sie von dem Magyarentum und zum Teil auch vom Rumänentum zu dulden haben, halten sie fest an ihrem echt deutschen Wesen. Im Banat wohnen viele Schwarzwälder und Rheinländer. Schwäbische Heidebauern bebauen am Ufer des Neusiedler Sees ihr Feld und Deutsche tragen wesentlich zur Kulturentwicklung in den Gegenden um Füuskirchen, Ofen und Waitzen bei. In Galizien ist das Deutschtum zurückgegangen, obwohl die aus der Zeit Kaiser Josephs Ii. stammenden Ansiedlungen ihr deutsches Gepräge noch haben. In der Bukowina kämpfen Deutschtum und Polentum um die Vorherrschaft. Mit einem Gruß an die einzeln dastehende deutsche Hochburg „Gottschee" in Krain scheiden wir von den Deutschen in Österreich- Ungarn und wollen uns noch einmal ins Bewußtsein zurückrufen, daß der österreichisch-ungarische Staat sein Bestehen deutscher Tüch- tigkeit verdankt; deutscher Fleiß, deutscher Unternehmungsgeist haben den österreichischen Staatenbund zu seiner Höhe erhoben. Deutsche Dichter sind es, die Österreich eine Weltliteratur gaben. Die Italiener und die ihnen stammverwandten Furlaner saugen das Deutschtum im Norden von Padua und Verona immer mehr

8. Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen - S. 272

1917 - München : Oldenbourg
272 auf oder drängen es über die Karnischen Alpen zurück. Von dem Deutschtum sind nur zwei größere Inseln übrig geblieben: die „Sieben Gemeinden" (8ette comuni) bei Bassano nördlich von Vicenza und die „Dreizehn Gemeinden" (Drecleci comuni) am Südabhange der Lessnischen Berge bei Verona. Die Hauptmasse der Schweizerbeoölkerung ist deutsche gut 70% sprechen deutsch. Es gibt Kantone, die ganz deutsch sind; es gibt aber keine, die ausschließlich französisch wären; denn auch in den französischen ist das Deutschtum stark vertreten, selbst in dem von Italienern bevölkerten Tessinkanton finden sich deutsche Sprachinseln, so die abgelegene Berggemeinde Bosko. Als Nachkommen der salischen Franken treten uns die Dietschen oder Vlämen in Belgien entgegen. In Holland selbst sitzen altger- manische Stämme. Doch übergehen wir die Länder mit altgermanischen Stammsitzen und Völkern und erinnern uns noch der Deutschen in Rußland. Trotzdem seit neuerer Zeit das Deutschtum in seiner alten Kulturmission durch die harten Russifizierungsmaßregeln gehemmt ist, herrscht es immer noch in den Ostseeprooinzen Kurland, Livland und Esthland und nicht zum geringsten Teile in Polen. Kaiser Alexander I. hatte deutsche Ackerbauer schätzen gelernt und berief viele nach Bessarabien, wo er ihnen mancherlei Unterstützungen und Rechtsoorzüge gewährte, so daß gar bald diese Kolonien sich einer großen Blüte erfreuten, die fernerhin deutsche Auswanderer nach Südrußland und Kaukasien lockte, wo sie sich größtenteils in den Gouvernements Iekaterinoslaw, Cherson, Taurien und Bessarabien niederließen. Die Namen der neuen Kolonien wie München, Stutt- gart, Heidelberg, Darmstadt u. s.w. erinnern recht traulich an die deutsche Heimat. Die deutschen Kolonien, die sich nördlich am Schwarzen Meere vom Pruth bis zum Don und darüber hinaus hinziehen, sind vielleicht die blühendsten Kolonien des Deutschtums im Auslande. Sie sind vor allem erst so gewachsen, als es den Ansiedlern gelang die Steppenregion in ein Waldgebiet umzuwandeln; und was man früher für unmöglich hielt, haben die Deutschen hier fertig gebracht, unterstützt durch ihre einfache Lebensweise, durch ihre rastlose Tätig- keit und durch ihre von den Russen sich auszeichnende Nüchternheit. 2. Die deutsche Kolonisation hat sich aber nicht allein auf Europa beschränkt, sondern hat sich auch auf die überseeischen Kontinente ausgedehnt und hier steht sie noch in vollem Schwünge. Nordamerika hat sich infolge seiner Klima- wie Bodenverhältnisse als ein ganz besonders bevorzugtes Einwanderungsgebiet erwiesen. An dem Aus-
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