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Gegner. Ein 12tägiger Plünderungszug mitten durch das Württem-
berger Land sollte dem Grafen für immer die Lust vertreiben, mit den
Städtern anzubinden. Von Eßlingen zog das städtische Heer, mehr
als 4000 Mann stark, quer über die Filder nach Weilderstadt. Die
Bauern der benachbarten Württembergischen Orte hatten ihr Hab
und Gut in den befestigten Kirchhof zu Döffiugeu geflüchtet. Diese
Beute wollten sich die Städter nicht entgehen lassen. Sie beschlossen,
den Kirchhof zu stürmen. Aber der Greiner kam mit seinen in der
Eile zusammengerafften Dienstleuten über sie. Ein heißer Kampf
entbrennt. Graf Ulrich füllt. In höchster Not erhält Eberhard Hilfe,
und die Städter werden niedergeworfen.
Im Erntemond geschah es, bei Gott, ein heißer Tag!
Was da der edeln Garben auf allen Feldern lag!
Durch die Schlacht bei Döffingen hatte endgültig die Fürsten-
macht die Oberhand über die Städter gewonnen. Das aufstrebende
Württemberg hatte von ihnen nichts mehr zu befürchten. Fortan
war Eberhards Name den Feinden ein Schrecken, den Freunden ein
Schild. Er starb im Alter von 77 Jahren nach beinahe 48 jähriger
Regierung 1392. Sein Leben war ein fast ununterbrochener Kampf,
und die Mitwelt hat ihm darum auch den Beinamen „Greiner" oder
„Zänker" gegeben.
4. Gras Eberhard V., im Kart. 1457—1496.
Teilung Württembergs. Der Nachfolger und Enkel des Greiners, Eberhard Iii.,
„der Milde", nahm die Schlegler bei Heimsheim gefangen. Sein Sohn Eber-
hard Iv. heiratete die Gräfin Henriette von Mömpelgard und brachte dadurch
diese Grafschaft an Württemberg. Er starb schon nach zweijähriger Regierung und
hinterließ das Land seinen beiden Söhnen Ludwig und Ulrich. Die beiden
regierten eine Reihe von Jahren gemeinschaftlich. Im Jahre 1441 verlangte Ulrich
auch eine Hofhaltung, und es kam zur Teilung des Landes. Ludwig I.
erhielt den Uracher Teil und residierte in Urach; Ulrich V. wurde Herr des Stutt-
garter Teils mit der Residenzstadt Stuttgart. Die Mutter Henriette behielt Möm-
pelgard, das nach ihrem Tode durchs Los an Ludwig fiel.
Eine wilde Jugendzeit. Der letzte der Grafen von Württemberg
war Eberhard V., Sohn des Grafen Ludwig I. von der Uracher Linie.
Als er 1457 zur Herrschaft kam, war er erst 12 Jahre alt. Er hatte
das Unglück, als Kind von 5 Jahren seinen Vater und mit ihm die
so notwendige Strenge der väterlichen Erziehung zu verlieren. In
wilder Jugendlust und leichtfertiger Ausgelassenheit hörte der junge
Graf weder auf die Mahnungen seiner frommen Mutter, noch küm-
merten ihn Lernen und Bildung. Aber nicht lange blieb er auf
seinen Irrwegen: aus stürmischer Jugend heraus bildete er sich zu
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Eberhard_Hilfe Eberhard_V. Greiners Eberhard_Iii Henriette_von_Mömpelgard Ludwig Ludwig Ulrich Ulrich Ludwig_I. Ulrich_V. Henriette Ludwig Ludwig Eberhard_V. Ludwig_I. Ludwig_I.
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einem wahren Edelmanne in Geist und Gesinnung und wurde eine
Zierde seines ganzen Jahrhunderts.
Pilgerfahrt ins Heilige Land. Eberhard legte sür immer den Leichtsinn
seiner Jugend ab und entließ die Genossen seiner Verirrungen. Ernste, edle Männer
wurden nun seine Freunde und Ratgeber. Eine Pilgerfahrt ins Heilige Land sollte
seine Fehler sühnen und ihn in seinen neuen Entschlüssen stärken. Der Graf machte
sein Testament und traf Vorsorge für alle Fülle. Im Mai 1468 ritt er mit dem
Wahlspruche „attempto", „ich wags", der ihm fortan eigen blieb, von zahlreichem
Gefolge begleitet aus Urachs Toren. Uber Ulm, Innsbruck und den Brennerpaß
ging die Reise nach Venedig. Zu Schiff durchquerte der jugendliche Fürst das
Mittelmeer, landete glücklich in Jaffa und hielt im Juli seinen Einzug in Jeru-
salem. Voll Andacht besuchte er die heiligen Stätten und ließ sich am Heiligen
Grab zum Ritter schlagen. Als wahrer christlicher Ritter, als Vorbild ritterlicher
und fürstlicher Tugend bewährte er sich fortan. Der Rückweg führte ihn über
Neapel nach Rom. Hier in der ewigen Stadt besuchte er auch den Papst. An
Allerseelen des gleichen Jahres kam Eberhard wohlbehalten in sein Land zurück.
Am Grabe des Vaters dankte er Gott für den gnädigen Schutz. In Einsiedel bei
Tübingen pflanzte er einen Weißdorn, deir er aus dem Heiligen Land mitgebracht
hatte. Der Strauch blühte und wurde ein mächtiger Baum. Aus der Wallfahrt
hatte der Graf den Bart wachsen lassen. Er behielt ihn auch uachher bei, wes-
halb er Eberhard „im Bart" genannt wurde.
Von jetzt an war der treffliche Fürst mit allen Kräften bestrebt,
die Gottesfurcht und den zeitlichen Wohlstand seines Volkes zu heben.
Er selbst ging in der Frömmigkeit mit dem besten Beispiel voran.
Fleißig besuchte er den Gottesdienst; oft sah man ihn zum Tische des
Herrn hintreten. Die vielen schönen Kirchen, mit denen Altwürttem-
berg übersät ist, stammen zumeist aus Eberhards Zeit. Heute noch
sind sie Zeugen seines frommen Sinnes.
Gründung der Universität Tübingen 1477. Da Eberhard in seiner
Jugend die Studien selbst vernachlässigt hatte, so wollte er wenigstens
andern Kenntnisse und Bildung verschaffen. Darum förderte er be-
sonders die Schulen. Im Jahre 1477 gründete er die Universität
Tübingen. Gerne weilte er selber in Tübingen und verkehrte
mit den Gelehrten der Hochschule.
Münsinger Vertrag 1482. Dem praktischen Sinn Eberhards war
die Teilung Württembergs längst zuwider. Er wußte nur zu gut,
welche Schwäche die Zerstückelung für beide Grafschaften zur Folge
hatte. Zudem war die Teilung eine Quelle der Zwietracht gewor-
den; die Zänkereien zwischen den beiden gräflichen Linien wollten
kein Ende nehmen.
Im Jahre 1480 starb Ulrich V., der Vielgeliebte. Von ihm
erbte sein ungeratener Sohn Eberhard Vi. den Stuttgarter Teil.
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13
Heinrich von Mömpelgard, Erbe des Landes, das bis zur Volljährigkeit des erst
11jährigen Prinzen durch den Vormundschaftsrat verwaltet werden sollte.
Jugendzeit. Ulrichs Vater war schwachsinnig, die Mutter starb bald nach seiner
Geburt. Eberhard im Bart hatte sich des Knaben angenommen und ihm an seinem
Hofe eine sorgfältige Erziehung angedeihen lassen. Nach Eberhards zu frühem Tode ver-
nachlässigte der Regentschaftsrat des Prinzen weitere Ausbildung. Schon zu dieser
Zeit zeigten sich Spuren seines Starrsinns und seiner Gewalttätigkeit.
Im Glanz und Reichtum. Mit 16 Jahren wurde Ulrich für volljährig erklärt.
Die ersten Jahre seiner Regierung waren glücklich. In einem Feldzug gegen die
Pfalz gewann er dem Lande bedeutenden Zuwachs. Aber nun bemächtigte sich
des allzu jungen Fürsten ein stolzer Siegesrausch. Er richtete sich eine prächtige
Hofhaltung ein und verstand es, den ganzen Glanz seiner Stellung zu entfalten.
Auf einem Reichstag zu Konstanz erschien er mit 300 Rittern. Der Aufenthalt
kostete ihn gewaltige Summen Geldes. Verschwenderische Pracht und übertrie-
bene Gastlichkeit zeichneten die Tage seiner Vermählung mit der Herzogin Sabine
von Bayern aus. Ulrich wußte zuletzt nicht mehr, woher er das Geld zur Fortsetzung
seines verschwenderischen Lebens nehmen sollte. Schulden auf Schulden wurden
angehäuft.
Der arme Konrad. Die immer größer werdenden Abgaben, die Besteue-
rung von Fleisch, Mehl und Wein sowie die Verringerung von Maß und Gewicht
brachten die Untertanen, deren Treue Eberhard im Bart einst mit Stolz gerühmt
hatte, zu offenem Aufstand gegen den Herzog. Die Empörung begann 1514 im
Remstal und verbreitete sich schnell durch das ganze Land. Der Aufstand ist be-
kannt unter dem Namen „Der arme Konrad".
Tübinger Vertrag 1514. Zu dem Aufstand der Bauern gesellte
sich die Unzufriedenheit der andern Untertanen, welche die verschwen-
derische Hofhaltung des Herzogs verdroß. Durch Vermittlung des
Kaisers und anderer Fürsten kam es 1514 zum Tübinger Ver-
trag, der ersten Grundlage der württember-
gischen Verfassung. Das Land übernahm die Schulden des
Herzogs mit 800000 Gulden. Dem Herzog wurden die Bedingungen
vorgeschrieben, unter denen er regieren müsse. „Ohne Rat", heißt
es da, „ohne Wissen und Willen der Landstände darf kein Krieg an-
gefangen, kein Landesteil veräußert oder verpfändet und keine Steuer
ausgeschrieben werden. Ohne Urteil und Recht kann niemand peinlich
gerichtet, Friedensbrecher und Aufrührer aber sollen mit dem Tode
bestraft werden."
Im Elend. Der Aufstand war beendet; aber die Erbitterung im
Volke dauerte fort, umso mehr, als dieses sah, daß es am Hofe nicht
besser wurde. Ulrich lebte nur dem Vergnügen. Er wollte von nichts
als von Festen und Lustbarkeiten wissen. Die Regierung überließ er
nach wie vor treulosen Räten. Um den Tübinger Vertrag kümmerte
er sich wenig. Die Einschränkungen, die ihm derselbe auferlegte, sowie
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Mömpelgard Heinrich Eberhard Ulrich Sabine
von_Bayern Ulrich Konrad Konrad Eberhard Tübinger Ulrich
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faltige Erziehung erhielt. Nachher kam er an den Hof des weltgebie-
tenden Kaisers Karl V. Dieser fand Gefallen an dem aufgeweckten
Jüngling und nahm ihn auf seinen weiten Reisen mit sich. Auf einer
solchen entfloh Christoph zu seinen Verwandten nach Bayern. Später
hielt er sich in Mömpelgard auf, wo er zum neuen Glauben übertrat.
Im November 1560 eilte er an das Sterbelager des Vaters, traf ihn
aber nicht mehr unter den Lebenden.
Regierungsantritt. Mit fester Hand ergriff der in harter Schule
gereifte Mann die Zügel der Regierung. Sein Erbe war in einem
traurigen Zustande. Eine große Schuldenlast drückte das Land; durch
die neue Lehre waren die Gemüter entzweit, und König Ferdinand
machte Ansprüche auf das Herzogtum. Erst nach langen Verhand-
lungen kam ein Vergleich zustande. Christoph behielt sein Land, aber
nur als österreichisches Lehen und gegen Entrichtung einer Summe
von 250 000 Gulden.
Landrecht 1555. Um Ruhe und Frieden in dem aufgeregten
Lande herzustellen, bestätigte Christoph den „Tübinger Vertrag"
in seinem vollen Umfang. Er erneuerte und verbesserte die „Landes-
ordnung" Eberhards im Bart und schuf ein Landesgesetzbuch, das
im Jahre 1555 veröffentlichte „Land recht". Ebenso führte er
durch die „Landmeß- und Eichordnung" gleiches Maß und Gewicht
ein und gab noch andere Vorschriften in bezug auf Handel und
Gewerbe, wodurch der Wohlstand des Landes wuchs.
Kirchenordnung 1559. Mit Eifer führte Herzog Christoph das
Werk seines Vaters zu Ende, Württemberg protestantisch zu machen.
Seine Berater waren Johannes Brenz aus Weilderstadt, Propst
an der Stiftskirche zu Stuttgart, und Jakob A n d r e ä, Kanzler der
Universität Tübingen. Nach seiner „K i r ch e n o r d n u n g" vom
Jahre 1659 sind die evangelisch-kirchlichen Verhältnisse im wesentlichen
bis heute eingerichtet. Für die Heranbildung evangelischer Geistlichen
erweiterte er das Augustinerkloster in Tübingen zum „Stift"; in den
aufgehobenen Klöstern zu Blaubeuren, Urach und Maulbronn gründete
er die niedern Seminare.
Schulordnung 1559. Auch dem Schulweseu wandte Christoph
seine Aufmerksamkeit zu, und zwar galt seine Sorge ebenso dem
niedern wie dem höhern Schulwesen. Seine Schulordnung
vom Jahre 1559 ordnete für jeden Ort die Errichtung von Schulen
an, an deren Unterricht auch die Mädchen teilnehmen sollten; in den
Städten sollten lateinische Schulen errichtet werden.
Bauten. Herzog Christoph war ein sparsamer Mann. Seinem
haushälterischen Sinn gelang es, die Schulden des Landes mehr und
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Christoph Ferdinand Christoph Christoph Christoph Johannes_Brenz Jakob_A Christoph Christoph
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Da kam am Ende des 17. Jahrhunderts neues Unglück über
das Land. Die Franzosen fielen verheerend in Württemberg ein.
In dieser Zeit regierte in Frankreich Ludwig Xiv., ein ehr- und ländersüch-
tiger König. Es war ihm nicht genug, daß er sein eigenes Land ganz nach Willkür
beherrschte, auch andere Länder wollte er sich untertan machen. Besonders war
ihm daran gelegen, Deutschland zu schaden und zu schwächen. Ohne Grund nahm
er deutsche Gebiete und deutsche Städte weg. Große Strecken Deutschlands wur-
den einer Wüste gleich gemacht. Deutschland sollte verarmen und dadurch wehr-
los werden. Am schlimmsten erging es bei den Plünderungszügen den Ländern
an der französischen Grenze: der Pfalz, Baden und Württemberg.
1. Raubzug. Im Jahre 1688, mitten im Frieden, zogen die fran-
zösischen Heere über den Rhein und kamen in unser Land. Der fran-
zösische Oberbefehlshaber zog das Neckartal herauf. Die freie Reichs-
stadt Heilbronn öffnete nach kurzer Gegenwehr die Tore. Die württem-
bergische Festung Hohenasperg ergab sich auf Befehl der Württember-
gischen Regierung ohne Schwertstreich; die Franzosen hatten nämlich für
den Weigerungsfall angedroht, Stuttgart dem Erdboden gleich zu
machen. Trotz aller Versprechungen wurde Stuttgart später doch
geplündert. Der ganzen Umgebung der Hauptstadt erging es schlimm,
besonders unter dem Mordbrenner General Melac. Auch die freie
Reichsstadt Reutlingen und die Württembergische Stadt Tübingen
wurden heimgesucht. Entschlossenen Widerstand fanden die Franzosen
vor Schorndorf. Der Kommandant Peter Krummhaar verteidigte
die Stadt aufs mutigste, und als die Väter der Stadt wankten, da
war es der Mut der Schorndorfer Frauen, der die Stadt rettete.
Nachdem das ganze Land ausgesogen war, rückte endlich ein
Reichsheer heran, vor dem sich die Franzosen zurückzogen.
2. Raubzug. Im Jahre 1692 drangen die Franzosen abermals
in das Herzogtum ein und hausten noch schlimmer als im Jahre
1688. Die ganze Armee ging nur auf Raubeu und Morden
aus. Diesmal hatten namentlich das Murr- und Bottwartal sowie
das Enz- und Nagoldtal schwer zu leiden. Gegen 2000 Gebäude
wurden ein Raub der Flammen, darunter auch das prächtige Kloster
Hirsau.
3. Treiben der Franzosen. Überall, wohin die Franzosen ihren Fuß
setzten, hatten die Bewohner beinahe unerschwingliche Abgaben zu
entrichten. Die Kriegssteuern wiederholten sich immer wieder. Konnte
nicht sofort bezahlt werden, so wurden die vornehmsten Bürger als
Geiseln mitgeschleppt und wie Verbrecher in Haft gehalten, bis die
Schuld getilgt war. Manche von den Geiseln sahen ihr Vaterland
nicht wieder. Außerdem suchten sich die wilden Kriegsleute vom
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Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Frankreich Deutschland Deutschlands Deutschland Baden Württemberg Rhein Heilbronn Stuttgart Stuttgart Reutlingen Schorndorf
19
gewöhnlichen Soldaten angefangen bis zum General hinauf mit allen
Mitteln zu bereichern. Zogen die Franzosen aus einer Stadt ab,
so zerstörten sie die Mauern und Burgen und raubten noch, was immer
möglich war. Ja sie verlangten von den Bauern, daß diese das noch
übrige Getreide und Futter anzünden sollten.
Der gesamte Schaden, den Württemberg durch die Franzosen-
einfälle erlitt, wird auf 80 Millionen Mark berechnet. Es sah am
Ende derselben, da zu dem Kriege sich noch Hungersnot und Seuchen
gesellten, beinahe so traurig aus wie nach dem Dreißigjährigen Kriege.
Die Einwohnerzahl war wieder auf die Hälfte gesunken, das Land
gänzlich verarmt.
9. Ans -er Zeit -es Herzogs Karl. 1737—1792.
Herzog Karl Eugen wurde am Hofe Friedrichs des Großen erzogen und in
der Staats- und Kriegskunst ausgebildet. Mit 16 Jahren wurde er für volljährig
erklärt und trat die Regierung an.
Karls erste Regierungszeit. Der jugendliche Fürst beschwor den
Tübinger Vertrag und versprach, „als ein rechtschaffener, wahrer Vater
des Vaterlandes treuherzig zu handeln und nach den Rechten und Ord-
nungen des Landes zu herrschen". Die erste Zeit seiner Regierung
war glücklich. Aber bald trat eine Wendung zum Schlimmen ein.
Der Glanz des französischen Hofes, das Beispiel des Sonnenkönigs
Ludwig Xiv. lockte den Herzog, der nun eine fabelhafte Pracht zu
entfalten begann.
Das alte Schloß des Herzogs Christoph genügte ihn: nicht mehr.
Im Jahre 1746 wurde der Grundstein zum heutigen Residenz-
schloß gelegt. Das Lustschloß Solitude wurde erbaut und die Hof-
haltung im Jahre 1764 nach Ludwigsburg verlegt. Das Schlößchen
Monrepos und verschiedene Jagdschlösser wie Hohenheim und Scharn-
hausen sind Karls Schöpfungen. Der Herzog war nämlich ein leiden-
schaftlicher Jagdliebhaber. Die Bauern wurden zu harten Frondiensten
angehalten und hatten unter großem Wildschaden zu leiden. Trotz
der beständigen Geldnot wurde der Hofstaat immer prächtiger. Fest
reihte sich an Fest. In Sprache und Sitte wurde der Hof Ludwigs Xiv.
nachgeahmt.
Unzufriedenheit im Lande. Des Herzogs verschwenderisches
Leben kostete ungeheure Summen. Um diese zu beschaffen, griffen
die herzoglichen Räte zu den verwerflichsten Mitteln. Das Kirchen-
gut wurde angegriffen, die Landschaftskasse beraubt, Maß und Ge-
wicht verkürzt. Die Erbitterung des Volkes steigerte sich aufs höchste.
Selbst der Reichshofrat in Wien wurde um Hilfe angegangen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Eugen Karl Eugen Friedrichs Karls Ludwig_Xiv Ludwig Christoph Karls Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Karls Ludwigsburg Hohenheim Karls Hof_Ludwigs_Xiv Wien
— 23 —
Name bleibt aufs engste verknüpft mit der Vergrößerung des Landes
und mit der Königswürde.
11. König Wilhelm I. 1816—1864.
Mit Jubel begrüßte das Württembergische Volk den Kronprinzen
Wilhelm als König. Sein Vater Friedrich hatte ihm durch treffliche
Lehrer und Erzieher eine tüchtige Bildung zuteil werden lassen. Der
Prinz bereicherte seine Kenntnisse durch große Reisen in Frankreich
und Italien. Seit 1806 lebte er zurückgezogen in Stuttgart. Er
haßte in Napoleon den Unterdrücker Deutschlands. Nur auf den
strengen Befehl seines Vaters nahm er 1812 mit den württember-
gischen Truppen an dem Feldzug gegen Rußland teil, kehrte aber wegen
Krankheit bald wieder heim.
Für Deutschlands Freiheit. Willkommen war ihm der Ruf zu
den Waffen, als es nach der Schlacht bei Leipzig zum Kampfe
für die Freiheit des deutschen Vaterlandes ging. Voll Begeisterung
zog er 1814 an der Spitze von 24 000 Württembergern gegen den
unersättlichen französischen Eroberer und nahm als Feldherr in ruhm-
vollen Kämpfen an der Vernichtung der Gewaltherrschaft Napoleons
teil. Bei dem siegreichen Einzug in Paris am 13. Mürz 1814
ritt an der Seite des Kaisers von Rußland und des Königs von
Preußen auch der Kronprinz Wilhelm von Württemberg.
Sein Königswort beim Regierungsantritt, daß die Wohlfahrt
und das Glück seiner Untertanen das einzige Ziel seiner Bemühungen
sein werde, hat Wilhelm I. während seiner 48jährigen Regierung
vollauf gehalten. Mit ihm kam ein Geist der Milde und Ordnung.
An die Stelle willkürlicher Maßregeln traten weise Gesetze, und es
herrschte Vertrauen zwischen König und Volk.
Notjahr 1816/17. Die erste Sorge des Königs war, der schreck-
lichen Not des teuren Jahres 1816/17 zu steuern. Unermüd-
lich war der edle Fürst tätig, das Elend zu lindern. Seine Regierung
verbot die Ausfuhr des Getreides und hinderte den Wucher. Vom
Rhein und aus Holland wurde für mehr als 5 Millionen Mark
Getreide herbeigeschafft und mit den aufgespeicherten Vorräten zu
herabgesetzten Preisen verkauft. Auch wurde für die Bestellung
der Saatfelder gesorgt. Der Armen und Kranken nahm sich be-
sonders die edle Gemahlin Wilhelms, Königin Katharina,
an. In allen Teilen des Landes ließ sie Vereine gründen, die
für Nahrung, Arzneien und Beschäftigung der Armen sorgten.
Die erste Leitung dieser Wohltätigkeitsvereine übernahm die Kö-
nigin selbst. Nächst Gott, der 1817 eine reichliche Ernte schenkte,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm Friedrich Friedrich Napoleon Napoleons Wilhelm_von_Württemberg Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelms Wilhelms Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Stuttgart Deutschlands Deutschlands Leipzig Napoleons Paris Rhein Holland
lief). Er verband die katholisch-theologische Fakultät in Ellwangen
mit der Universität Tübingen (1817), verlegte das Priesterseminar
vom Schönenberg nach R o t t e n b u r g, errichtete zur Heranbildung
von Geistlichen in Tübingen das W i l h e l m s st i f t und die niedern
Konvikte in Rottweil und Ehingen. Im Jahre 1828 wurde
das Bistum Rottenburg errichtet.
Wirtschaftlicher Fortschritt. Die Verdienste Wilhelms um He-
bung der Landwirtschaft und des Bauernstandes erwarben ihm den
Namen „König der Landwirte". Die Abschaffung der Leibeigen-
schaft, die Errichtung der landwirtschaftlichen Schule in Hohenheim,
das jährliche Cannstatter Volksfest, die Zentralstelle für die Land-
wirtschaft, sowie die Zentralstelle für Handel und Gewerbe, die land-
wirtschaftlichen Vereine sind Werke seiner Umsicht.
Dampsschissahrt, Eisenbahn. Unter König Wilhelm wurde die
Dampfschiffahrt auf dem Bodensee errichtet und die erste Eisenbahn in
Württemberg von Cannstatt nach Untertürkheim im Jahre 1846 eröffnet.
Regierungsjubiläum. Mächtig flammte des dankbaren Volkes
Begeisterung und Liebe zu seinem edeln König auf bei dessen 25jäh-
rigem Regierungsjubilüum 1841. Zum immerwährenden Gedächtnis
daran wurde im Oktober 1841 die Jubiläumssäule auf dem Schloß-
platz zu Stuttgart errichtet.
Revolution 1848. Zum zweitenmal kam unter der Regierung
Wilhelms Teurung über das Land, im Jahre 1847. Auch die Re-
volution von 1848 brachte schwere Zeiten. Allein König Wilhelm
verlor die Ruhe und Besonnenheit nicht. Mit Weisheit gab er berech-
tigte Freiheiten; mit Kraft wies er aber auch die Forderungen eines
falschen Freiheitsgeistes zurück.
Tod. Am 25. Juni 1864 starb der König auf dem Lustschlosse
Rosenstein. Auch in seinem Testament beweist er seine wahrhaft könig-
liche Gesinnung durch die Worte: „Ich habe für die Einigkeit, Selb-
ständigkeit und den Ruhm von Deutschland gelebt, mein Württem-
berg über alles geliebt. Heil meinem Vaterland für alle Zukunft!"
12. König Karl I. 1864-1891.
Die Herrschertugenden Wilhelms, Liebe zum Volk, unablässige
Sorge für dessen Wohl und gerechtes Wohlwollen gegen alle Unter-
tanen zierten auch den königlichen Sohn Karl, der am Todestage
des Vaters den Thron bestieg.
Regierungsantritt. Der neue König gelobte, im Geiste seines
Vaters zu regieren. Er trat die Regierung an mit den schönen Worten:
„Indem Ich die Zügel der Regierung ergreife, vertraue Ich vor allem
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelm Karl_I. Wilhelms Wilhelms Karl Karl
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Frankreich. Die Württembergischen Truppen bewährten ihre Tapfer-
keit bei Wörth und Sedan. Ihre Hauptruhmestage aber sind der
30. November und der 2. Dezember 1870, wo sie bei Bry und Cham-
pigny mit Heldenmut gegen den zehnfach überlegenen Feind kämpf-
ten. Der Sieg war freilich mit viel Blut erkauft. Über 2000 Tote
und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld.
Seit der Gründung des Deutschen Reiches stand König
Karl und mit ihm das Land Württemberg fest und treu zu Kaiser und
Reich. In dankbarer Freude und Verehrung feierte Württemberg
im Jahre 1889 das 25jährige Regierungsjubiläum des geliebten Königs
(König-Karls-Halle im Landesgewerbemuseum zu Stuttgart). Am
6. Oktober 1891 starb König Karl, aufrichtig betrauert von seinem
Volke. Ein Jahr darauf entschlief auch seine hochsinnige Gemahlin,
Königin Olga. Beide sind in der Kapelle des alten Schlosses zu Stutt-
gart beigesetzt.
13. König Wilhelm Ii.
Da König Karl der Gütige kinderlos starb, übernahm ein Enkel
Wilhelms I., Prinz Wilhelm von Württemberg, als König Wil-
helm Ii. die Regierung.
Er wurde geboren am 25. Februar 1848. Als Prinz machte er den Deutsch-
französischen Krieg mit und widmete sich auch während der Friedensjahre haupt-
sächlich dem militärischen Dienst. Im Jahre 1877 vermählte er sich mit der Prinzessin
Marie von Waldeck-Pyrmont, die ihm einen Prinzen, der bald starb,
und eine Tochter schenkte, Prinzessin P a u l i n e. Die glückliche Ehe wurde durch
den unerwarteten Tod der Gemahlin 1882 getrennt. 1886 schloß Prinz Wilhelm
eine zweite Ehe mit der Prinzessin Charlottevonschaumburg-Lippe,
unserer jetzigen geliebten, durch Werke der Nächstenliebe segensreich wirkenden
Landesmutter.
Regierungsantritt. Wie sehr unserem König das Wohl seines
angestammten Landes und unseres geeinigten deutschen Vaterlandes
am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk" beim Re-
gierungsantritt am 6. Oktober 1891. Darin bekennt er:
„Im Aufsehen zu Gott verspreche Ich, die Verfassung des Landes getreu
zu wahren, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Armen und Schwachen
ein wahrer Freund und Helfer, dem Rechte allzeit ein eifriger Hüter zu sein und
Meine Stellung als Regent eines deutschen Staates in unerschütterlicher Treue
zu den Verträgen, die unser großes deutsches Vaterland begründeten, zu wahren."
Seit seiner Thronbesteigung störten keine großen kriegerischen
Ereignisse die Entwicklung unseres Landes. König Wilhelm Ii. konnte
daher in segensvoller Friedensarbeit seine Liebe zu Schwabens Volk
und Land betätigen und den stets sich mehrenden Kulturausgaben
seine ganze Kraft widmen.
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Württemberg König_Karl Karl Olga Wilhelm Karl Wilhelms_I. Wilhelms_I. Wilhelm_von_Württemberg Wilhelm Marie_von_Waldeck-Pyrmont Wilhelm Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sedan Landesgewerbemuseum Stuttgart
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am Mittelrhein und Main, die K a t t e n oder Hessen an der Fulda,
die C h e r u s k e r an der Weser, die Sachsen an der Elbe und
die Friesen an der Nordsee.
Stände. Das ganze Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Die
Freien waren die Besitzer von Grund und Boden. Sie schieden sich
wieder in die Adeligen oder Edelinge und in die Gemeinfreien. Die Ade-
ligen zeichneten sich aus durch großen Besitz und hohes Ansehen. Doch
durften die Gemeinfreien wie die Adeligen Waffen tragen, an den
Volksversammlungen teilnehmen und das Priester- und Richteramt
ausüben. Die Unfreien waren entweder Hörige oder Leibeigene.
Die Hörigen erhielten von den Freien kleinere Teile Ackerland, das
sie gegen Entrichtung von Abgaben bebauten. Den niedersten Stand
bildeten die leibeigenen Knechte.
Erziehung. Von Jugend an wurden die Kinder durch körper-
liche Übungen und kalte Bäder abgehärtet. Häufig begleitete der
Sohn den Vater auf die Jagd. Sehr beliebt waren Spiele, wobei
die Jünglinge ihre Gewandtheit in Führung von Schwert und Lanze
sowie ihre Unerschrockenheit zeigten (Schwerttanz). Es war ein fest-
licher Tag, wenn der Jüngling vor versammelter Gaugemeinde für
wehrhaft erklärt und mit Schild und Lanze geschmückt wurde. Von
nun an trennte er sich nicht mehr von seinen Waffen.
Beschäftigung. Die Besorgung des Hauswesens und des Feld-
baus überließen die alten Deutschen den Frauen, Knechten und Mäg-
den, ebenso die Sorge für das Vieh. Die Hauptbeschäftigung der
Freien zu Friedenszeiten war Spiel und Jagd und die Übung in
den Waffen.
Krieg. Von den Römern wurden die alten Deutschen Ger-
manen, d. i. tobende Kriegsleute genannt; denn kriegslustig wareu
die Deutschen wie kein anderes Volk. Nahte ein Feind dem Lande, dann
erscholl der Kriegsruf von Hof zu Hof durch alle Gaue. Alle wehrfähigen
freien Männer wurden aufgeboten. Ein solches Aufgebot hieß Heer-
dann. Mit Streitaxt, Schwert und Spieß bewehrt strömten die Kampf-
gierigen herbei. Die Brust deckte ein Schild aus Holz oder Weiden-
geflecht. Um den Feind zu schrecken, trugen sie oft eine Sturm-
haube aus der Haut eures wilden Tieres. Aus dem heiligen Haine
wurden die Feldzeichen herbeigeschafft. Der tapferste der Edelinge
wurde auf den Schild erhoben, ließ das Banner entfalten und zog als
Führer vor dem Aufgebot her: er war der Herzog.
In der Schlacht stürzten sich die Todesmutigen mit furchtbarem
Geschrei dem Feind entgegen. Aus der Schlacht zu weichen, wenn
der Führer gefallen war, brachte Schande fürs ganze Leben. Herrschte
Realienbuch. 3
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Main Hessen Fulda Sachsen Nordsee