281
Deutsche, Griechen, Araber. Endlich gründeten um 1072 wan-
dernde Normannen ein Reich, das auch Sicilien umfaßte: etwa 200
Jahre später kam dasselbe durch Heirath an das deutsche Kaiserhaus
-er Hohenstaufen. Als dasselbe im Riesenkampfe mit den Päp-
sten unterging, suchte der letzte Sprößling, der unglückliche Con-
radin gerade dies Reich, das seine Väter vor allen andern lieb
gehabt, sich gegen den französischen Eindringling Karl von An-
jou wieder zu erobern, ward aber 1268 besiegt und hingerichtet.
Nur die Sicilianer verjagten 1282 durch ein Blutbad (sicilia-
nische Vesper) die Franzosen von der Insel und ergaben sich
einem Verwandten Conradins, dem König von Aragonien. Spa-
nien erwarb 1501 auch Neapel wieder, und obwohl durch die
späteren großen Kriege, namentlich auch in der napoleonischen
Zeit (Joseph Napoleon, Joachim Murat), das Reich noch öfter
seine Herren wechselte, so hat sich doch die spanische Herrscherli-
nie im Besitze desselben behauptet.
I. Königreich Neapel. 14 Provinzen, früher 4 Land-
schaften, Campanien, Abruzzo, Apulien und Calabrien.
I) Neapel, 400,000 E., darunter 80,000 Lazaroni (Pöbel),
Hptst., Res., prachtvoller Golf, Hd., Univ., viele Klöster. In der
Nabe der Vesuv. — Portici mit einer berühmten Sammluna aus-
gegrabener Schätze aus den 79 n. Chr. verschütteten und 17ii wie-
der entdeckten Städten Herrulanum, Pompeji und Stadia. —
Hundsgrotte. Eisenbahn nach Capua. 2) Taranto oder Tarent,
15.000 E. (Kdrfr. Ii. Nr. 53.) an dem gleichn. Mccrd. 3) Co-
fenza, 20,000 E., Fabr., Hd. <Kdrfr. Ii. Nr. 68. und 69.).
Ii. Königreich Sicilien.
1) Palermo, 180,000 E., Hptst., Hd., Hs. — Im I. 1846
Aufenthalt der Kaiserin v. Rußland. 2) Siragossa (Syracus),
20.000 E., Hf. 3) Catania, 60 000 E., am Fuße des Aetna,
Aniv., Fabr., Hd., Hf. — Die liparisch en und ägadi scheu I.
§. 66.
Die türkisch-griechischen Halbinseln und Inseln.
Die alten Griechen bewohnten nur den kleineren, südlichen
Theil des Landes, namentlich den Peloponnesus und die Inseln.
Im N. wohnten Barbaren — so nannten sie alle nichtgriechi-
schen Völker. Siegreich behaupteten sie sich zu Wasser und zu
Lande gegen die Millionen der Perser, schwächten sich aber
nachher durch innere Kämpfe und unterlagen so 338 v. Chr. dem
mächtigen Nachbar, dem König Philipp von Makedonien
und seinem Sohne Alexander d. Gr., der fast die ganze da-
mals bekannte Welt eroberte. Nach seinem Tode suchten sich
zwar die Griechen wieder zu befreien, bis sich auch hier die Rö-
mer einmischten und Griechenland unter dem Namen Achaja
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_An- Karl Joseph_Napoleon Napoleon Joachim_Murat) Philipp_von_Makedonien Philipp Alexander_d Alexander
I. Die pyrenäische Halbinsel. A. Portugal.
391 •
Gährung mehr
fuhr des bekannten rothen Portweins, welcher am Donro oberhalb Porto
wächst; er wird, wie alle portugiesischen i
oder weniger mit Branntwein versetzt, am stärksten der nach England be
stimmte: man behauptet, daß er sich ohne diesen Zusatz nicht halten würde.
Der zur Ausfuhr bestimmte bleibt noch drei Jahre in den großen, an den
Usern des Flusses befindlichen Magazinen über der Erde, wie aller Wein
Portugal, aufbewahrt. Nordöstlich von Oxorto liegt Braga, eine sehr
alte, gut gebaute Stadt mit 19,500 Einw. ;
Sitz
bischofs
Portugal
befindet sich
sehr engen Thale, ein kleiner Badeort, Caldas de Gerez, welcher
zwar häufig genug besucht wird, wo aber für die Bequemt
wirthung der Badegäste auch nicht das Geringste geschehen
noch Apotheke befinden sich in dem Orte, und die geringß
selbst die meisten Lebensmittel, müssen stundenweit hergeholt
und Be
Von
heißeste
welche ans einem Granitfelsen entspringen, hat
Provinz Traz os montos,
bloß die Stadt Braganea nahe
Provinz
;e. mit
5100 Einw. und Seidenfabriken, als den Stammort der königlichen Familie
P
Pr
eine der größten im
Reiche, zählt die wenigsten Einwohner; der größte Theil des Landes besteht
aus dürren, wellenförmigen Haiden, die zwar im Winter und Frühjahr
durch die mannigfaltigsten Eisten, Haide - Arten, Myrten und andere blühende
/ff « • y /» # I i/ t . sr i i i A / • / I * ^ r //
Gewächse und Sträucher, womit sie bedeckt sind, dem Auge nicht
aber nur Schafe und Ziegen ernähren. Dörfer giebt es
Einwohner leben in den Städten, welche
Portugal gleich Inseln in einem unfruchtbaren
hier
In der Mitte der Provinz auf einem Hügel
Hauptstation der Eisenbahn von Lissabon nach
im Lande; schon
und Sertorius,
adajoz, eine der ältesten
lusitanischen
Helden, sollen hier sich aufgehalten und letzterer die noch vorhandene Wasser
angelegt haben, die indeß vom Könige
leitung
worden ist. Die Stadt zäh
Menge Klöster und Kirchen.
Ansehen. Sie ist der
versität, die aber bis
lönige Johann 111. neu erbaut
11,000 Einw., dabei aber eine
Stadt hat hohe Gebäude (sonst
Häuser klein) und ein düsteres und altfränkisches
ebemals eine Uni-
höchstens
Die aan
Erzbischofs und hatte
theologische Facultät
f
Die
3l V
c A
römischen Tempels, wovon noch die schönen Säulen
stehen, dienen zum Fleischerscharrn. — Elvas, an der Grenze von Spanien,
die wichtigste Festung im Lande, zwei deutsche Meilen von der spanischen
Grenzfestung Badajoz; sie zählt etwa 11,000 Einw. — Der unbedeutende
Flecken (villa) Ourique ist berühmt, weil in seiner Nähe der erste König
von Portugal vorn Affonso in einer entscheidenden Schlacht im Jahre
1139 die Mauren überwand und so das portugiesische Reich gründete.
Beza, Stadt von 5280 Einw., in getreidereicher Ebene im Süden der
Provinz, jetzt Endpunkt einer Eisenbahn, welche sich von der Lissabon-Ba-
dajozer abzweigt, soll an der Stelle der römischen Fax Julia stehen und
ist das Emporium des Getreidehandels von Südportugal.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Braga Caldas_de_Gerez Johann Affonso Julia
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Donro England Portugal Portugal Portugal Lissabon Spanien Badajoz Portugal
406
A. Europa.
gegen den unbedeutenden Fluß zwar auf deu ersten Anblick sehr absticht,
aber deshalb nothwendig war, weil er, wie die meisten spanischen Flüsse,
zur Regenzeit außerordentlich anschwillt. — Madrid hat ein Opernhaus
und zwei Theater. Die große königliche Bibliothek, welche an 200,000
Bande enthält und womit eine Medailleusammlung von 150,000 Stück ver-
bunden ist, befindet sich in einem Klostergebäude, nahe teiln Schlosse, in
einem schlechten Locale. Außerdem hat Madrid mehrere andere öffentliche
Bibliotheken und Kunstsammlungen; viele vortreffliche Hospitäler, ein Findel-
haus, eine große Cigarrenfabrik u. s. w. An wissenschaftlichen Anstalten
ist Madrid dem Namen nach sehr reich: man zählt an 13 Akademien und
7 andere gelehrte Institute und Schulen; indessen ist Spanien an wissen-
schaftlicher Bildung gegen andere Länder zurückgeblieben, aber in neuerer
Zeit im Aufschwünge begriffen.
Madrid ist im Ganzen kein theurer Ort, obgleich beinahe alle Lebens-
bedürfnisse, bei dem schlechten Anbau der Umgegend, ans den entfernten
Provinzen dahin geschafft werden müssen; dies zieht unaufhörlich eine Menge
Provinzbewohner nach Madrid, die dort, nach einem alten Herkommen,
meist ausschließlich mit ihren Landsleuten einen einzelnen Erwerbszweig
treiben. So sind die meisten Caleseros (Führer der Cabriolets) Valen
cianer und Murcianer; die Lastträger Asturier und Aragonier; die Ammen
aus Biscaya und aus dem Küstengebirge von Alt-Castilien; das zahlreiche
Heer müßiger Bedienten, womit die Großen Luxus treiben, meist Valen-
cianer, Asturier und Murcianer; viele Gast- und Schenkwirthe Catalonier;
die meisten Dienstmädchen aus Biscaya; die Wasserhändler, Aguadores,
sind ohne Ausnahme Galicier und bilden eine eigene Zunft. Da Madrid
Mangel an gutem Quellwasser leidet und auch der oft trockene Manzanares
nicht immer Flußwasser genug liefert, so hat man einige Quellen ans dem
Guadarrama-Gebirge nach der Stadt geleitet und das Wasser in 32 Brunnen
vertheilt, von wo es die Aguadores in die Häuser schaffen. Seit der
Anlage des Jsabellencauals ist indessen die Stadt mit gutem Trinkwasser
reichlich versorgt. Uebrigens wird in allen Straßen Eiswasser und Gersten-
wasser verkauft.
Die Hauptvergnüguugen der Einwohner bestehen in Spazierengehen
oder -Fahren an deu schon genannten Orten, in Gesellschaften Tertulias,
(spr.'—ljas), Tanz, Theater und Stiergefechten (Toros). Die Tertulias
sind die in ganz Spanien gewöhnlichen Abendgesellschaften, worin man sich
mit Spiel, Gespräch, Tanz und Musik unterhalt und wobei allerlei Er
srischungen, Dulces (Zuckergebackenes), Chocolade u. s. w. gereicht wird.
Die Spanier lieben den Tanz, und die beiden vorzüglichsten Nationaltänze,
der Bolero und der Fandango, übertreffen an Lebhaftigkeit und Anmuth,
aber auch an Ausdruck der Sinnlichkeit, unsere Tänze bei Weitem; jeder
wird nur von einem Paare getanzt; mau sieht sie sowohl auf den Theatern
als in Privatgesellschaften. Das Theater hat in den neueren Zeiten durch
Uebersetzung französischer Stücke und Einfluß des französischen Geschmacks
an seiner Nationalität und ursprünglichen Schönheit verloren, und eben
daher vielleicht hat die ehemals so große Lust der Spanier an dramatischen
Darstellungen sehr abgenommen, wogegen die Musik jetzt viel allgemeiner
beliebt ist. — Die Stiergesechte sind ein der pyrenäischen Halbinsel, und
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
I. Die pyrenlische Halbinsel. L. Spanien.
431
achtjährigen Kampfe mehrere der kleinen Völkerschaften, welche damals ohne
inneren Zusammenhang das Land bewohnten; sein Schwiegersohn Hasdrubal,
der Carthago nova (jetzt Cartagena) gegründet haben soll, und nach
dessen Tode sein Sohn Hannibal, vollendeten sein Werk; doch scheint es
nicht, als ob die karthagischen Eroberungen sich jemals weit über den süd-
östlichen Theil der Halbinsel ausgebreitet hätten. Die tapferen, im Norden
und Westen wohnenden Völkerschaften blieben unbezwungen, lieferten aber,
wie ganz Spanien, den Karthagern einen großen Theil jener Miethstruppen,
womit sie lange Zeit selbst den Römern furchtbar blieben. Hannibal, der
den Untergang der Römer sich zum Ziel genommen hatte, ließ ein Heer
in Spanien zurück, und nachdem er Sagunt (jetzt Murviedro), eine grie-
chische Pflanzstadt unter römischem Schutze, trotz einer verzweifelten Gegen-
wehr erobert und zerstört hatte, trat er mit einem mäßigen Heere, unter
welchem auch viele Jberier dienten, jenen merkwürdigen Zug über die
Pyrenäen, durch Gallien, über die Alpen nach Italien an, in welchem er
17 Jahre lang ohne Unterstützung von seinem Vaterlande das Schrecken
der Römer blieb. Während seiner Abwesenheit verfielen die Angelegen-
heiten der Karthager immer mehr, und die Römer unter Scipio hatten
noch vor dem Ende des Krieges ihnen alle ihre Besitzungen in Spanien
entrissen.
Friede 201 vor Chr. eröffnete den Römern dies schöne
Land, und diese, die nicht Handel treiben, sondern erobern wollten, trugen
nun ihre siegreichen Waffen in alle Theile des Landes. Zwei Jahrhun-
derte vergingen indeß, ehe sie zum ruhigen Besitz von Spanien gelangten.
Den hartnäckigsten Widerstand leisteten die Lusitanier und die Bewohner
der nördlichen Gebirge. An der Spitze der ersteren bot Viriathus 10 Jahre
lang der ganzen Macht der Römer Trotz und siel endlich durch einen von
den Römern gedungenen Meuchelmörder, 140 vor Chr. Vierzehn Jahre
lang vertheidigte sich die kleine Stadt Numantia am Duero, die kaum
8000 Krieger zählte, schlug mehrere römische Feldherren, und als endlich
der Eroberer Kärthago's, der jüngere Scipio, zu ihrer Besiegung abge-
schickt ward, tödteten die heldenmüthigen Bewohner, nach einer langen Be-
lagerung, als die furchtbarste Hungersnoth sie zu bezwingen drohte, sich
sämmtlich unter einander und überließen den Römern die leeren Trümmer,
133 vor Chr. An der Spitze der Lusitanier behauptete sich Sertorius, ein
römischer Feldherr, in den darnals begonnenen bürgerlichen Kriegen 8 Jahre
siegreich, bis auch er von einem der Seinen, dem Röiner Perpenna, bei
einem Gastmahl ermordet ward, 72 vor Chr. Noch Cäsar hatte Mühe,
die empörte Provinz zu beruhigen, und kaum nur gelang es dem Augustus,
19 I. v. Chr., die aufrührerischen Cantabrer (Biscayer) zu unterjochen.
Von nun an blieb die ganze Halbinsel unter dem gemeinschaftlichen Namen
Hispania 400 Jahre lang eine ruhige Provinz des römischen Reichs, welche
Augustus in drei Provinzen: Hisp. Tarraconensis im N., Haetica im
S. und Immitarña im W. theilte, und die nun immer mehr bekannt wurde.
Römische Bildung, Sprache und Sitten hatten sich bereits überall verbreitet.
Wie entnervend aber das römische Joch, unter dem Namen der Ruhe und
des Friedens, auf die Völker wirkte, zeigte sich auch hier, als im An-
fange des bleu Jahrhunderts, 409, die ersten Züge germanischer Völker-
schaften, in jener großen und noch zum Theil räthselhaften Zeit der Völ-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Hannibal Hannibal Scipio Scipio Scipio Scipio Röiner_Perpenna Cäsar Augustus Augustus
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
302
entbehrlich. Die Geschichte sagt uns, daß gegen Ende des 5. Jahr-
hunderts das linnene Kleid die gewöhnliche germanische Volkstracht
gewesen, und daß die Wanderung des Leins nach Osten zu den
Slaven einer spätern Zeit angehört.
Der Hanf ist unzweifelhaft römischen Ursprungs. Er war, wie
es scheint, aus Medien nach Italien gebracht worden und wanderte
von hier auf dem gewöhnlichen Kulturweg nach Germanien.
Als eine weitere Pflanze des Feldes, deren Kultur später eine
hervorragende Stelle einnimmt, nennen wir den Hopfen. Sicher
ist, daß der Hopfen in den Urkunden des früheren Mittelalters
nicht genannt wird. Dem Biere wurden damals noch Eichenrinde,
bittere Wurzeln, verschiedene Kräuter rc. beigesetzt. Der Name Hopfen
erscheint erst zu Anfang des 9. Jahrhunderts in den Satzungen
einiger Abteien, scheint sich aber dann sehr rasch weiter verbreitet zu
haben. Im Sachsenspiegel finden sich bereits gesetzgeberische Bestim-
mungen über den Hopfenbau, was immerhin auf eine beträchtliche
Ausdehnung desselben schließen läßt.
Von den zahlreichen Gartenpflanzen, welche in Deutschland
gezogen werden, seien zunächst Zwiebel und Volle, ferner Kür-
bisse und Gurken erwähnt, wovon die erstern aus Italien, die
letztern aus dem byzantinischen Reiche stammen; endlich Kümmel
und Senf, die beide schon itu Altertum beliebt waren; ferner die
Küchengewächse: Fenchel, Petersilie, Sellerie, Anis, Endivie,
Kresse, Cichorie, rc., die sämtlich aus Italien eingeführt wurden.
Wenden wir nun unsern Blick für eine kurze Zeit auf die
Araber, welche orientalische Kultur nach Westen tragen. Durch sie
wurde zum erstenmal das Zuckerrohr und die Baumwollen-
staude an die llfer des Mittelmeeres gebracht, und wenn auch diese
ostindischen Pflanzen damals keine große Bedeutung auf europäischem
Boden erlangen konnten, so war ihre Einführung doch immer ein
Ereignis von großer Tragweite, weil es später Veranlassung gab
zu der ungeheuren Erzeugung in Westindien.
Ähnlich verhält es sich mit dem Reis. Den Arabern war
es vorbehalten, dieses ostindische Getreide in das Flußgebiet des
Guadalquivir und des Guadiana zu bringen und hier ihre Meister-
schaft in der Kunst der Bewässerung und des Kanalbaues zu erproben.
Sie erhielten auch bald die gewünschten Ernten, die nicht bloß den
Bedarf des Landes deckten, sondern noch einen Überschuß ergaben,
den der Handel dem europäischen Auslande zuführte. Diese spanischen
Reispflanzungen gaben zu Anfang des 15. Jahrhunderts die An-
regung zur Übertragung des Reisbaues in die Gegend um Mailand
und Venedig. Dem Landmanne schien dadurch eine Quelle des
Wohlstandes geöffnet zu sein; denn die Ernten waren regelmäßig
und lohnend. Darum warf sich, wer nur immer kannte, auf die
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Germanien Deutschland Italien Italien Westindien Mailand Venedig
493
von Orleans, das andere von Amiens aus den Gürtel der
Zernierungstruppen von Paris durchbrechen sollte. Gefecht
folgte auf Gefecht, Schlacht auf Schlacht; an der Loire und
an der Seine erscholl ununterbrochen der Donner der Geschütze.
Während sich die deutschen Heere den von Westen und von
Norden heranrückenden Feinden unter blutigen Kämpfen in den
Weg warfen, um sie von den Zernierungslinien der Hauptstadt
fern zu halten, wiesen sie ebenso tapfer alle von den Belager-
ten unternommenen Ausfälle energisch und erfolgreich zurück.
Als aber durch die wuchtigen Schläge der Deutschen die feind-
liche Widerstandskraft gebrochen war, begann die Beschiefsung
der Forts von Paris. Zwar war noch einmal der Kampf in
offener Feldschlacht entbrannt; aber die Siege der Deutschen
bei Le Mans (12. Januar) und St. Quentin (19. Januar),
nicht minder das gänzliche Scheitern der versuchten Entsetzung
der Vogesenfestung Belfort durch den General Bourbaki, des-
sen Armee sogar auf schweizerisches Gebiet übertreten musste,
hatte die letzten Kräfte des tief gedemütigten Feindes erschöpft.
Endlich am 28. Januar 1871 schwieg der Donner der Ge-
schütze; die gedemütigten Pariser baten um Waffenstillstand.
Nachdem die als unüberwindlich und unverletzlich gepriesene
französische Hauptstadt trotz aller Gefahren und der Unbilden
eines strengen Winters von den Unsrigen beinahe fünf Monate
lang (vom 19. September bis 28. Januar) mit unvergleichlicher
Ausdauer von aller Verbindung mit den übrigen Teilen des
Landes abgeschnitten gehalten worden, öffneten sich die Thore
der hungernden Weltstadt, und ein Teil des siegreichen deut-
schen Heeres bezog am 1. März die feindliche Hauptstadt.
Bei dem am 10. Mai in Frankfurt a. M. erfolgenden Frie-
densschlüsse trat Frankreich an Deutschland das Elsafs und
Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich,
5 Milliarden Franken Kriegskosten zu zahlen. So endete der
Krieg, der in Bezug auf die Grossartigkeit seiner Erfolge alles
übertrifft, was die Geschichte bis auf unsere Zeit zu erzählen
vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer sind etwa
150 Gefechte und 17 grosse Schlachten geliefert worden; es
wurden 27 Festungen, darunter Strassburg, Metz, Belfort, Paris
eingenommen und an 400,000 französische Soldaten, 11,700 Offi-
ziere als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen 7000 Ge-
schütze, 800,000 Gewehre und 120 Adler und Feldzeichen
fielen den Siegern als Beute in die Hände.
Nach verschiedenen Autoren.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Le_Mans Bourbaki März Metz
Extrahierte Ortsnamen: Amiens Paris Paris Belfort Frankfurt_a._M. Frankreich Deutschland Elsafs Strassburg Belfort Paris Deutschland
Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
216
3. Die Inseln Italiens sind:
Sizilien mit 25 000 qkm und 3l/2 Xttill. Einwohnern. Hm Gstrand steigt
der mächtige Vulkan Ätna mitten aus einem fruchtbaren und wohlbesiedelten
Gelände empor. Die Insel ist reich an wein und Südfrüchten- auch hat
sie schon Zuckerrohr- und Baumwollfelder, Dattelpalmen und
Bananen. Die größten Städte sind: Messina, Latania und Palermo.
Sardinien ist gebirgig und wenig bevölkert.
Huf der kleineren Insel Slba lebte Napoleon I. 1813—14 in der
Verbannung. (Die Insel Korsika ist französisch- Malta ist eine wichtige
Schiffsstation Englands.)
4. Die Lombardei, das Tiefland Norditaliens, wird vom Po, von seinen
Nebenflüssen und künstlichen Wasserstau-Becken reich bewässert. Huch hat es
genügend Negen, und der Boden ist sehr fruchtbar. Hber die Landschaft hat
einen Winter mit Eis und Schnee. Darum find Grangen und Zitronen hier
wenig zu treffen - nur die geschützten Täler des Lago Maggiore, des Tomer Sees und
Gardasees am Südrand der Hlpen zeigen denselben Pflanzenwuchs wie Süd-
italien. Die lombardische Ebene hat dagegen ertragsreiche weizen-
und Maisfelder- Maulbeerbäume ziehen ihre Reihen zwischen den-
selben durch, und von Baum zu Baum schlingt sich die Bebe. Fette wiesen
gestatten auch eine ausgiebige Nindviehzucht und die Milchwirtschaft. Leider ist der
Landmann hier nur ein armer Pächter, dessen Herr den größten Teil der Ernte
an sich nimmt. Städte in der Lombardei sind: Mailand (V2 Mill. Ein-
wohner, Husgangsstation für die Zimplon- und St. Gotthardbahn),- ferner Turin
und die Festungen Verona, Bologna und Mantua.
Hn der sumpfigen Hüfte des Hdriatischen Meeres liegt nur die Inselstadt
Venedig (72 Mill. Einwohner). Noch ist sie durch ihre Straßenkanäle und ihre
vielen Brücken sowie ihre mittelalterlichen Palast- und Nirchenbauten von großem
Interesse für den Fremden,- aber ihre Vorherrschaft über den Handel auf der
Hdria hat sie an die österreichische Stadt Triest abgegeben. Ihre Wasserstraßen
versanden mehr und mehr.
Ii. Das Volk.
Die Italiener sind ein reich begabtes Volk,- besonders haben sie
einen offenen Sinn für Formen, Farben und Töne. Dabei find sie
aber doch nüchtern und genügsam. Der Norditaliener, der das ger-
manische Blut (Langobarden!) nicht verleugnen kann, ist fleißig und ein
tüchtiger Grabarbeiter und sucht in den Nachbarländern Hrbeit und Verdienst,-
der Züditaliener dagegen ist ein träger Geselle, dem das süße Nichtstun
zur Natur geworden ist. Die Neinlichkeit ist keine Haupttugend des Italieners,
ebenso nicht die Hchtung vor fremdem Eigentum. Gegen das Banditen-
wesen auf der Insel Sizilien ist die Negierung völlig machtlos,- eine geheime
Räuberbande, die Mafia, zu der auch reiche und vornehme Italiener gehören,
beraubt selbst ihre eigenen Landsleute. Noch hat die Negierung viel zu tun,
nicht nur um die Fiebersümpfe trockenzulegen, sondern auch, um solche ver-
rotteten Zustände zu bessern und wohlsahrtseinrichtungen zu treffen, wie wir
sie in Deutschland kennen. Huch die Bildung des Volkes harrt ihrer Pflege-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]