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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
b) Die Senke der Oder-Spree-Kanäle und das Spreetal.
Die Senke der Oder - Spree - Kanäle steigt vom Oder- und Spreetal
nur wenig an. Daher ließ schon der Große Kurfürst zwischen den beiden
nahen Flüssen eine künstliche Wasserstraße oder einen Kanal bauen, der
Schlesien mit Berlin und der Elbe verbinden sollte. Er wird nach ihn: der
Friedrich Wilhelm-Kanal oder nach einer daranliegenden Stadt der Müllroser
Kanal genannt (23 km).
Hätte man den Müllroser Kanal wie einen einfachen Graben angelegt,
so wäre das Wasser der Spree durch ihn nach der Oder geströmt, da diese tiefer
liegt als das Spreetal. Daher baute man ihn in Stufen. In die höchste
leitete man ein Flüßchen. Damit dessen Wasser nicht sofort nach den niederen
Stufen abfloß, versah man sie an jeder Seite mit einer Schleuse. Auch die
übrigen Stuseu des Kanals, in die man allmählich von oben her Wasser fließen
ließ, wurden an ihren Enden mit Schleusen versehen. Eine solche Schleuse gleicht
einem uugeheuern Kasten in der Breite des Kanals, dessen Längswände aus
großen Granitsteinen bestehen, der oben offen und vorn und hinten durch
starke Tore aus Holz oder Eiseu geschlossen ist. Will ein Schiff von der
Oder zur Spree gelangen, so wird bei der Schleuse 9 (siehe Zeichuuug) das Tor a
geöffnet; das Schiff fährt in die leere Schleuse hinein, und das Tor schließt
sich hiuter ihm. Nun öffnet sich das Tor b, von der höheren Kanalstufe strömt
Scheitelstrecke
I |--___
| |-V 3 Li_
das Wasser in die Schleuse und hebt das Schiff mit sich empor, bis es so hoch
steht wie das Wasser in der höheren Stufe. Das Schiff setzt darauf in dieser
seine Fahrt fort und wird bei Schleuse 8 vou neuem „durchgeschleust". Umge-
kehrt gestaltet sich das Verfahren beun Abwärtsfahren des Schiffes. Da der
Kanal also keine Strömung hat, zieht man die Kähne an langen Tauen vom
Ufer aus weiter oder verwendet Schleppdampfer dazu.
Als man allmählich die Kähne größer baute, genügte der Friedrich Wilhelm-
Kanal nicht mehr. Man legte daher zu Eude des vorigen Jahrhunderts den
neuen Oder-Spree - Kanal an, der zum Teil mit dem alten zusammen-
fällt (87,5 km).
An die Senke der Oder-Spree-Kanäle setzt sich das Spreetal mit der von
zahlreichen Schiffen belebten Spree. Sie fließt an den Fabrikstädten Fürsten-
walde (20500c.) und Köpenick (27 700 E.) und an dem Riesendorfe Rum-
melsbnrg (33 000 E.) vorüber, durchströmt in mehreren Armen Berlin, das
nachher geschildert werden soll, berührt Charlottenburg und ergießt sich endlich
bei Spandau in die Havel. Charlottenburg (239 500 E.) ist erst seit 200
Jahren eine Stadt. Sein schnelles Wachstum verdankt es dem nahen Berlin.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm-Kanal Friedrich Friedrich_Wilhelm- Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Oder-Spree-Kanäle Berlin Oder-Spree Oder-Spree-Kanäle Berlin Charlottenburg Spandau Charlottenburg Berlin
Ergänzung für die Mittelstufe.
9
Es beherbergt in sich die Technische Hochschule, in der junge Leute ausgebildet
werden, die sich der Erbauung von Häusern, Brücken, Schiffen, elektrischen
Anlagen usw. widmen wollen, die Hochschule für Musik, Malerei und Bild-
Hauerkunst und die Königl. Porzellanmanufaktur. Am meisten zieht die zahl-
reichen Besucher der Stadt aber das Schloß unsers Königshauses an, in dessen
Park sich am Ende einer düsteren Fichtenallee ein Heiligtum des preußischen
Volkes befindet. Es ist das Mausoleum; in seiner Gruft ruhen König Friedrich
Wilhelm Iii. und feine Gemahlin Luise, Kaiser Wilhelm der Siegreiche und
seine Gemahlin Augusta. In dem Mausoleum selber sind ihre ruhenden Ge-
stalten durch Marmorbilder verewigt. — Das Ende des Spreetales bezeichnet
die Festung Spandau (70 300(5.). Die starken Mauern, die sie ehemals
umgaben und den Truppen in einem unglücklichen Kriege Schutz vor den
Feinden gewähren sollten, sind niedergelegt worden. Dafür hat man sie
im Westen mit einem weiten Halbkreise von kleinen Festungen, den sog. Forts,
umgeben, die mit weittragenden Kanonen versehen sind. Sie soll in erster
Linie einen Berlin von Westen her bedrohenden Feind aufhalten. Daß man
Spandan einst zur Festung machte, hat seinen Grund in dem sumpfigen
Boden, der es auf allen Seiten umgibt. In Spaudau sind viele Soldaten
untergebracht (6000 Mann); dazu befinden sich hier zahlreiche Verwaltnngs-
gebäude, Borratshäuser, die die Truppen bei einer Belagerung mit allem
Nötigen versorgen sollen, Werkstätten zur Herstellung von Geschützen, Geschossen,
Gewehren, Patronen, Pulver, fertigen Speisen, die in luftdicht verschlossenen
Blechbüchsen aufbewahrt werden (Konserven), usw. Die Bewohner Spandaus
betreiben Holzhandel, Schiffbau, Fischerei, Schiffahrt und eine sehr rege Fabrik-
tätigkeit.
Berlin. (2 300 000 E.)
Wie es entstanden ist. Die Riesenstadt liegt dort, wo das Spreetal sich
auf wenige Kilometer verengt. Dazu ist der Boden hier sandig, und die Spree
teilt sich in zwei schmale Arme. Daher wählten schon in alter Zeit die Handels-
leute, die vom Süden und Westen Deutschlands nach Norden und Osten zogen,
diese Stelle zur Überschreitung des Flusses und des sonst sumpfigen Spreetales.
Es entstanden infolgedessen hier zwei wendische Fischerdörfer. Sie entwickelten
sich später durch Zuzug von deutschen Ansiedlern zu Städten und schlössen sich
endlich zu einer Stadt zusammen, die man Berlin nannte. Diese wurde in
kurzer Zeit zum vornehmsten Handelsorte der Mark. Die Hohenzollern
machten sie zu ihrer Haupt- und Residenzstadt. Bald erhob sich auf der
Spreeinsel eine Burg mit Mauern, Türmen und Gräben, an deren Stelle
später das heutige gewaltige Schloß aufgeführt wurde. Jetzt füllt die Stadt
das ganze Spreetal aus und steigt auch schon auf die Höhenländer im Süden
und Norden empor. Ihre Einwohnerzahl, die beim Tode des Großen
Kurfürsten nur 20 000 und am Anfang des vorigen Jahrhunderts 172 000
betrug, ist jetzt auf weit über 2 000000 gestiegen; sie gehört damit zu den
größten Städten der Welt.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Luise Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Spaudau Spandaus Berlin Deutschlands Berlin
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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
andre lehnten sich an eine deutsche Burg (Spremberg = Spreeburg) oder
ein Kloster (Dobrilugk), manche sind Neugründungen (Landsberg a.d. W.). Sie
sollten Verkehrsmittelpunkte und Zufluchtsstätten der Ansiedler sein; man versah
sie daher mit Mauer, Wall und Graben, die bei vielen noch erhalten sind (Königs-
berg). Sie erhielten vom Landesherrn bestimmte Rechte; manche errichteten
zun: Zeichen derselben das Standbild des tapferen Roland (Brandenburg,
Perleberg). Die Gebäude wurden anfangs aus Holz oder Lehmfachwerk, später
aus Stein errichtet. Die Straßen waren eng, krumm und ungepslastert. Auf
einem freien Platze standen Kirche und Rathaus, die stattlichsten Gebäude der
Stadt, au die sich gewöhnlich die Verkaufshallen der Zünfte, die Scharren,
anlehnten. Manche erregen noch heute unsre Bewunderung (Prenzlan, Königs-
berg, Jüterbog).
Von den heutigen Siedlungen gehören 142 zu den Städten; davon sind
4 Großstädte (über 100000 ($.: Berlin 2300000, Charlottenburg 240000, Rip-
dorf 154000, Schöneberg 141000), 16 Mittelstädte (100000-20000e.:Span-
dau 70 000, Frankfurt 64 000, Wilmersdorf 64 000, Potsdam 61 000, Lichten-
berg 55 000, Brandenburg 51 000, Kottbus 46000, Landsberg 37 000, Guben
37 000, Forst 34 000, Köpenick 28 000, Eberswalde 24000, Rathenow 23 000,
Luckenwalde 22 000, Prenzlan 21 000, Fürstenwalde 20 000), 40 Kleinstädte
(20000—5000 E.), 82 Landstädte (unter 5000 E.). Von den 3105 Dörfern
weisen 45 über 3000 E. auf; die größten (20 000—40 000 E.) haben sich bei
Berlin entwickelt (Weißensee 38 000, Groß-Lichterselde 34 000, Steglitz 33 000,
Rummelsburg 33 000, Pankow 29 000, Reinickendorf 22 000). Trotzdem ver-
hält sich die Landbevölkerung zur Stadtbevölkerung nur wie 1 :1,9. Die acker-
bautreibenden Siedlungen gehen mit wenigen Ausnahmen leider immer mehr
zurück.
10. Erwerbsquellen.
Sie sind erst im letzten Jahrhundert zu ihrer hohen Entwicklung gelaugt.
Die ersten Kolonisten trieben ausschließlich Ackerbau und Viehzucht. Sie
bauten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen an. Ihre Arbeit wurde
erschwert durch die zahlreichen Auerochsen, Elentiere, Wildschweine, Hirsche,
Wölfe und Bären. Die Zisterzienser brachten Gemüse-, Obst- und Weinbau
ins Land. Mit der Gründung der Städte entwickelten sich Gewerbe und Handel
und kamen bald zu hoher Blüte. Die Gewerbe durften nur von den Mitgliedern
der Züufte (Handwerker-Genossenschaften) betrieben werden. Der Handel
erstreckte sich auf Deutschland und dessen Nachbarländer. Berlin, Prenzlau,
Brandenburg, Guben, Frankfurt, Landsberg usw. gehörten sogar der Hansa an.
Handelsgegenstände waren Tuch, Leinwand, Krapp, Getreide, Hopsen, Wein,
Fische. Straßen und Flüsse wurden von Wagen und Fahrzeugen belebt.
Nach dem Aussterben der Askanier verfiel das alles. Die Bauern gerieten
durch die Not in Abhängigkeit von den Rittern. Der Dreißigjährige Krieg zer-
störte den Rest. Der Fürsorge der Hohenzollern ist es zu verdanken, daß
die Markjdzustand wieder erreicht und sogar weit überholt hat.
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TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Spremberg Spreeburg Perleberg Berlin Charlottenburg Schöneberg Frankfurt Wilmersdorf Potsdam Brandenburg Landsberg Guben Eberswalde Rathenow Luckenwalde Berlin Weißensee Groß-Lichterselde Steglitz Rummelsburg Pankow Reinickendorf Deutschland Berlin Prenzlau Brandenburg Guben Frankfurt Landsberg
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Extrahierte Ortsnamen: Spremberg Finsterwalde Golm Hagelberg Burg Jüterbog
Ergänzung für die Mittelstufe.
15
\t\ Der Boden ist zum größten Teil guter Lehmboden, so daß man ihn fast durch-
weg bebaut. Walder sind daher selten; dagegen begegnet man häufig schönen
Weizen-, Gersten- und Zuckerrübenfeldern. Auch die Pferde- und
Schafzucht stehen in Blüte. An manchen Stellen bestehen die niedrigen Berg-
züge fast uur aus Feldsteinen.
Auch hier besitzen viele Städte Erinnerungen an alte Zeiten. So hat
Prenzlan, die größte Stadt des Gebietes (20 900 E.), noch eine Stadtmauer
und eine alte, kunstvolle Kirche. Es ist heute der Mittelpunkt des ucker-
märkischen Vieh- und Getreidehandels. In Angermünde sind die Bewohner
zum Teil Nachkommen von Franzosen, die zur Zeit des Großen Kurfürsten um
ihres Glaubens willen ihr Vaterland verlassen mußten. Östlich vom Werb ellin
liegen die waldumrahmten Ruinen des Klosters Chorin.
3. Das Ruppiuer Höhenland und die Prignitz.
Sie liegen westlich von der Havel und werden durch die Dosse getrennt.
In die ebene Landschaft bringen nur wenige Hügelreihen einige Abwechselung.
Eine anmutige Seenkette wird durch den Rhin, der wie die Dosse zur Havel
geht, verbunden; ihr wichtigstes Glied ist der Ruppiner See. Sandboden
mit dürftigen Kiefernwäldern und mageren Äckern, im östlichen Teil
auch Wiesenflächen geben der Gegend das Gepräge. Die geringe Frucht-
barkeit des Bodens im Westen hatte die Schafzucht und in einigen Orten
die Tuch mach er ei zur Folge. Die wichtigste Stadt ist Neu-Ruppin
(18 600 E.), die mannigfache Fabriktätigkeit betreibt. In dem Schlosse des lieb-
lichen Rheiusberg hat Friedrich der Große als Kronprinz mehrere glückliche
Jahre verlebt.
B. Betrachtung des Gesamtgebietes.
1. Ausdehnung und Einwohnerzahl.
Die Provinz Brandenburg ist 40 000 qkm groß und wird von beinahe 6 Mill.
Menschen bewohnt, von denen über 2 Mill. ans Berlin entfallen. Auf 1 qkm
kommen demnach über 140 Menschen, wenn man Berlin abrechnet, aber
nur 90.
2. Bodengestalt und Gewässer.
Gib die Höhenzüge, die Talzüge und die dazwischen liegenden Reihen
der Höhenländer an! Nenne ihre einzelnen Teile! Nenne die bedeutendsten
Erhebungen!
Nenne die großen Ströme, welche die Provinz durchfließen oder berühren,
und gib ihre Richtung an! Welche landschaftlichen Teile berühren sie? Nenne
ihre wichtigsten Nebenflüsse, deren Richtung und den Ort ihrer Mündung!
Nenne die größten Seen und ordne sie nach den Flüssen, in deren Gebiet sie
liegen! Nenne die Kanäle Brandenburgs und gib an, welche Flüsse sie ver-
binden!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Höhenland Ruppiner_See Rheiusberg Berlin Berlin Brandenburgs
Ergänzung für die Oberstufe.
9
Verstorbenen verbrannten oder bestatteten sie. Zur Zeit der Völkerwanderung
verließen sie ihre Heimat und zogen nach Westen und Süden.
An ihrer Stelle ließen sich die Wenden nieder, die aus dem Osteu
Europas kamen und mit den Polen und Russen verwandt sind (Slawen). Von
ihnen leben in nnsrer Provinz noch etwa 35 500, die im Spreewald und
in den Dörfern seiner Umgebung wohnen und noch zum großen Teil an der
ererbten Sprache, Sitte und Tracht festhalten. Von ihrer früheren Ausbrei-
tung zeugen die wendischen Ortsnamen, die man überall in der Mark findet.
So weisen auf wendischen Ursprung die Ortsnamen mit den Endungen a, en,
in, ow, ig, og, ug, atz, itz, otz, itzsch, gard, grad. Die Wenden lebten vorzugsweise
von Jagd, Viehzucht und Fischerei. Ihre Ansiedlungen legten sie meist an den
Flüssen an; der am Wasser gelegene Teil mancher Städte heißt daher noch
heute der Kiez (kieza: Fischerhütte). Zum Schutze gegen ihre Feinde bauten sie
auf Anhöhen, an Seen und in Sümpfen Burgen und umgaben sie mit Erd-
wällen und Palisaden. Man nennt die Reste heute Burgwälle (Schloßberg
bei Burg im Spreewalde). Die Verstorbenen wurden verbrannt, die Asche
in Urnen gesammelt und in kleinen Steingewölben, die man häufig iu der
Mark findet, beigesetzt. Ihre Götter verehrten sie in heiligen Hainen auf
Bergeshöhe.
Wenige Jahrhunderte später drangen wieder Deutsche aus dem Westen
nnfers Vaterlandes über die Elbe vor und verdrängten oder unterjochten die
Wenden. Schon Otto I. stiftete die Bistümer Havelberg und Brandenburg,
nach welch letzterem später die Mark ihren Namen erhielt. Aber erst Albrecht
dem Bären gelang ihre völlige Unterwerfung 1157. (Sage vom Schildhorn.)
In dem eroberten Lande ließen sich Ritter, die bei dem Kampfe geholfen hatten,
deutsche Kolonisten aus den Niederlanden (Flamänder, Fläming), vom Rhein
(am heutigen Rhin), aus Niedersachsen und Mitteldeutschland und zahlreiche
Mönche nieder, die das Land urbar machten, mit schönen Kloster- und Kirchen-
bauten versahen und christliche Sitte und Bildung um sich verbreiteten.
Nach dem Dreißigjährigen Kriege rief der Große Kurfürst, um das verödete
Land wieder zu bevölkern, Einwanderer ans Holland, der Pfalz, der Schweiz
und aus Frankreich herbei. (Französische Kolonien in Berlin und Angermünde.)
Dasselbe taten Friedrich Wilhelm I. (aus Böhmen) und Friedrich der Große
(von überall nach den drei großen Brüchen).
So sind die heutigen Brandenburger ein Mischvolk. Durch die müh-
same Bearbeitung ihres kargen Bodens wurden sie zu ausdauernden Leuten,
die in der härtesten Prüfung nicht verzagen. Die Liebe zu der mit ihrem Schweiß
gedüngten Scholle und die Treue zum angestammten Fürstenhause haben sich auf
den Schlachtfeldern bewährt, auf denen Preußens und Deutschlands Größe be-
gründet wurde. Auch mancher Mann der Wissenschaft und Kunst ist aus ihnen
hervorgegangen.
Der weitaus größte Teil der Einwohner gehört dem evangelischen Bekennt-
nis zu, das durch den feierlichen Übertritt Joachims Ii. in Spandau am 1. No-
vember 1539 staatlich anerkannt wurde. Katholiken gibt es etwa 400 000. Von
K
*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Otto_I. Albrecht Schildhorn Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Osteu
Europas Schloßberg Niederlanden Rhein Niedersachsen Mitteldeutschland Holland Frankreich Berlin Deutschlands Joachims Spandau
Ergänzung für die Oberstufe.
11
Taubstummenanstalten (Berlin, Wriezen, Guben), einer Blindenanstalt (Steglitz),
einer Krüppelanstalt (Nowawes), in Waisenhäusern (Rummelsburg) und Ret-
tungshäusern.
Die Rechtspflege wird geübt vou den Schiedsmänner::, 104 Amtsgerichten
(1 Richter und 2 Schöffen; leichte Straffälle), 9 Landgerichten (3 oder 5 Richter;
schwerere Straffälle), 9 Schwurgerichten (3 Richter und 12 Geschworene;
die schwersten Vergehen), die alljährlich mehreremal bei den Landgerichten
zusammentreten, und dem Oberlandesgericht („Kammergericht" in Berlin;
5 Richter; Berufungen gegen Urteile der Landgerichte). Die öffentliche Anklage
wird bei den Amtsgerichten durch die Amtsanwälte, im übrigen durch die Staats-
auwälte erhoben. Streitigkeiten zwischen Angestellten und Arbeitgebern schlich-
ten die Gewerbe- und Handelsgerichte. In Gefängnissen und Zuchthäusern
(Moabit, Plötzensee, Sonnenburg, Luckau, Kottbus) bemüht man sich, die Ver-
urteilten einem geordneten Leben zurückzugewinnen.
Die in der Mark stehenden Heeresteile waren von jeher der erprobte Kern
des preußischen Heeres; sie bilden das Gardekorps und das 3. Armeekorps. Das
erstere besteht aus den stattlichsten Mannschaften aller Provinzen und ist zum
größten Teil in Berlin und Potsdam untergebracht; das letztere setzt sich aus
Söhnen der Mark zusammen und liegt in 19 Garnisonen. Die Landesfestuugeu
siud Küstriu und Spandau (Juliusturm). An Einrichtungen zur Ausbildung
der Offiziere und Soldaten sind vorhanden eine Kriegsakademie (Berlin),
Kadetteuaustalteu (Groß-Lichterfelde, Potsdam), eine Kriegsschule, eiue Unter-
offizierschule, ein Militärwaisenhaus (Potsdam), Schießplätze (Jüterbog, Kum-
mersdors, Tegel), Truppenübungsplätze (Tempelhofer Feld, Döberitz) und ein
Übungsplatz für die Luftschisserabteiluug (Tegel).
9. Siedlungen.
Die heutigen Siedlungen der Mark gehen in ihrem Ursprünge meist auf alte
wendische Dörfer zurück. Die Kolonisten, die bei der Eroberung des Landes
durch die Deutscheu sich in ihm niederließen, erhielten sie samt ihrer Feldmark
zugeteilt. Zuweilen mußten sie aber auch ueue Dörfer gründen; man erkennt
diese an ihren deutschen Namen. Für das erblich überwiesene Land hatten sie
einen Erbzins (Schult) an den Landesherrn durch den „Schultheißen" (Schulzen)
zu entrichten; dieser erhielt ein größeres Gut, war frei vom Erbzins und hatte
die polizeiliche Aufsicht und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben.
Den Rittern, die bei der Eroberung des Landes geholfen hatten, wurden oft
neben den Dörfern größere Güter zugewiesen; es sind die heutigen Ritter-
güter.
Auch Klöster wurden bei der Eroberung der Mark gegründet. Die meisten
gehörten dem Mönchsorden der Zisterzienser aus Südfrankreich. (Marienwalde,
Chorin, Neuzelle, Dobrilugk, Zinna, Lehnin.) Nach der Einführung der Refor-
matiou wurden sie allmählich aufgehoben; die Gebäude siud zuweilen noch erhalten.
In der Zeit der Eroberung der Mark durch die Deutscheu entstanden auch
die meisten Städte. Viele entwickelten sich aus wendischen Dörfern (Köpenick),
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wriezen Guben Steglitz Nowawes Rummelsburg Berlin Moabit Sonnenburg Luckau Berlin Potsdam Spandau Berlin Kadetteuaustalteu Potsdam Potsdam Tegel Tegel Chorin Neuzelle Dobrilugk Zinna Lehnin
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
früh, daß Tugend, Rechtgläubigkeit und Beschirmung der Schwachen, der Frauen und Waisen Ritterpflicht sei. Als sein Vater im Jahre 1139 starb, war Heinrich erst 10 Jahre alt, deshalb übernahm sein Oheim Welf die Vormundschaft.
2. Er erlangt Sachsen und Bayern. Da der Kaiser Konrad Iii. seinem Vater das Herzogtum Bayern genommen hatte, erbte Heinrich außer dem Titel eines Herzogs von Sachsen nur seine Güter Braunschweig-Lüneburg. Fast das ganze sächsische Volk griff aber für ihn zu den Waffen, und so erlangte Heinrich das Herzogtum Sachsen wieder. Als er auch auf Bayern Ansprüche erhob, wollte sich der Kaiser Konrad heimlich der Stadt Braunschweig bemächtigen. Heinrich kam jedoch eilends verkleidet mit wenigen Getreuen nach fünftägigem Ritte in Braunschweig an. Da kehrte der Kaiser wieder um.
Nach Konrads Tode erhielt Heinrich von Friedrich Barbarossa auch das Herzogtum Bayern wieder, denn er hatte seinem Freunde und Vetter auf dessen Romfahrt wichtige Dienste geleistet. An dem Krünungstage hatte sich das römische Volk gegen die Deutschen erhoben, und auf der Tiberbrücke tobte ein heftiger Kampf. Da hat Heinrich mit eigener Lebensgefahr den Kaiser vor dem wütenden Volke gerettet.
3. Die Eroberung des Wendenlandes. Kaiser Friedrich, den die Italiener seines rötlichen Haares wegen Barbarossa nannten, mußte noch fünfmal über die Alpen ziehen und harte Kämpfe bestehen. Der mutige und tapfere Heinrich von Sachsen nahm an diesen Zügen nicht teil, denn er suchte sich inzwischen im Norden wiederzugewinnen, was er im Süden (Bayern) verloren hatte. Er begann seine Eroberungszüge gegen die Slaven jenseits der Elbe, und das hier eroberte Land wurde mit Kirchen, Klöstern, Burgen und Städten reichlich besetzt. So baute er die spätere Hansestadt Lübeck neu auf. Heinrichs Eroberungen ermöglichten den deutschen Handel an den Küsten der Ostsee. Als der mächtige Herzog alle norddeutschen Bischöfe und Grafen sich unterwerfen wollte, erhoben sie sich gegen ihn, aber er trat ihnen entgegen. Vor seiner Burg stellte er den ehernen Löwen auf, der nach Osten sieht, wo die Wenden, Heinrichs Hauptfeinde, wohnten.
4. Heinrichs Fürsorge für die Stadt Braunschweig. Unweit der Stelle, von wo an die Oker größere Kähne tragen konnte, zog seit den ältesten Zeiten durch den Fluß eine Furt und erleichterte den Verkehr von Osten nach Westen. Zum Schutze dieser Furt erbaute Dankward um das Jahr 860 eine Burg, in welcher sich die ritterlichen Burgmannen niederließen. Etwas weiter, in der späteren Altstadt, entstand eine Niederlassung von Kaufleuten. In der Altenwiek siedelten sich Ackerbauer und Handwerker an.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
erinnert auf der Westseite der Burg der eherne Löwe. Vor dem hohen Chore im Mittelschiffe des Dornes befindet sich das Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde.
V. Kaiser Iriedrich Wotbarts Kreuzzug 1190.
1. Der erste Kreuzzug. Da die zum Heiligen Grabe nach Jerusalem wallfahrenden Pilger von den wilden Türken gemißhandelt wurden, so wurden von den Christen in Europa Kriegszüge zur Befreiung des Heiligen Landes unternommen. Der tapfere Gottfried von Bouillon eroberte 1099 Jerusalem und nannte sich Beschützer des Heiligen Grabes. Aber die fortgesetzten Angriffe der Türken veranlaßten noch viele Kreuzzüge.
2. Friedrichs Kreuzzug, Im Jahre 1190 zog der 70 Jahre alte Kaiser Friedrich Rotbart mit einem stattlichen Heere durch Ungarn über Konstantinopel nach Asien. Unter fortwährenden Kämpfen bewegte sich der Zug langsam durch Kleinasien: „Viel Steine gab's und wenig Brot. und mancher deutsche Reitersmann hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwach im Magen, fast mußte der Reiter die Mähre tragen/'
3. Friedrichs Tod. Endlich erreichte man den Fluß «Sales. Über denselben war eine Brücke gebaut, über welche das Heer nur langsam marschieren konnte. Ungeduldig und voll heiligen Eifers spornte der greise Held trotz aller Warnungen der Seinen sein Roß in die Flut. Die starke Strömung riß ihn hinweg, und nur als Leiche zog ihn ein Reiter aus den Wellen. Die Krieger und später das deutsche Volk konnten es sich gar nicht denken, daß ein so ruhmvoller Held von ihnen genommen sei. Immerfort ging die Sage, er fei niemals gestorben, er schlafe im Kyffhäufer nur einen langen Schlaf und werde zu feiner Zeit wieder hervorgehen, um des Reiches und des deutschen Volkes Herrlichkeit zu erneuern. (D. I. 3, Friedrich Barbarossa.)
Vi. Die Stadt Hraunschweig im Wittelatter.
1. Wachstum der Stadt Braunschweig. Da nach altem Rechte „die Luft der Stadt frei macht", so suchten viele Leibeigene in den Mauern der Stadt Schutz vor den Bedrückungen ihrer Herren. Wenn sie dann Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatten, so durften sie nicht zurückgefordert werden. Wer innerhalb der Stadtmauern keinen Platz fand, siedelte sich vor denselben im Weichbilde an und schützte sich durch ein Pfahlwerk. Diese nicht als Vollbürger angesehenen Leute hießen Pfahlbürger. Als die Stadt Braunfchweig größer geworden war, wurden die um die Stadt herumliegenden Äcker durch eine Landwehr geschützt, welche bei den Durchgängen
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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die Hände. Die Franzosen kämpften mit dem Mute der Verzweiflung, um sich aus dieser eisernen Umklammerung zu befreien. Die Deutschen erstiegen trotz des höllischen Feuers, das ihnen aus den französischen Geschützen entgegenschmetterte, die Höhen, welche Sedan umgeben, und drängten schließlich die Feinde in die kleine Festung. Denkwürdige Zusammenkunft zwischen Bismarck und Napoleon. Am 2. September ertönte dann der Ruf: „Gefangen der Kaiser, Mac Mahon, sein Marschall, gefangen das ganze französische Heer!" Die Franzosen hatten sich ergeben. Fast 100 000 Mann waren Kriegsgefangene geworden. Dem Kaiser Napoleon wurde Wilhelmshöhe als Aufenthalt angewiesen. Seine Untertanen machten in Paris eine Revolution, und Frankreich wurde wieder eine Republik. (D. I. 3, Kaiser Wilhelm I.)
3. Der Kaisertag von Versailles. Nachdem die Festungen Metz, Straßburg und Paris erobert und die Franzosen überall besiegt waren, wurde Frieden geschlossen. Während des Krieges aber wurde in Deutschland der Wunsch laut, König Wilhelm solle Deutscher Kaiser werden. Am 18. Januar 1871 nahm Wilhelm im Königsschlosse zu Versailles (werßahj) die ihm angetragene Kaiserwürde an.
In dem berühmten großen Spiegelsaale stand ein bescheidener Altar mit zwei brennenden goldenen Kronleuchtern und vor dern^ selben ein preußischer Geistlicher in seinem schmucklosen, einfachen Amtskleide. Ihm gegenüber hatten der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste Platz genommen. Bismarck und Moltke standen in der Nähe des Königs.
Ein aus den Soldaten gebildeter Sängerchor leitete die kirchliche Feier ein und sang die Liturgie, dann folgte die Predigt. Mit einem brausenden „Nun danket alle Gott!" schloß die kirchliche Feier.
Der König erhob sich und schritt, gefolgt von allen Prinzen und Fürsten und dem Grafen Bismarck, durch die Galerie gerade auf die Erhöhung zu, wo alle Fahnenträger aufgestellt waren. Am Rande der Erhöhung stand der greise, fast vierundsiebzigjähriae König, zu seiner Rechten der Kronprinz, links der Bundeskanzler; die Fürsten traten hinter den König. Mit bewegter Stimme sagte dieser, daß ihm die Kaiserkrone von allen deutschen Fürsten und freien Reichsstädten und von den Vertretern des norddeutschen Bundes angetragen worden sei, und daß er sie annehme und in diesem Sinne heute eine Bekanntmachung an das deutsche Volk erlasse, die der Bundeskanzler jetzt vorlesen werde. Nach dem Verlesen der Bekanntmachung trat der Großherzog Friedrich von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Es lebe hoch König Wilhelm, der Deutsche Kaiser!"
4. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. Kaiser Wilhelm war vom frühen Morgen bis zum späten Abend tätig und gönnte sich
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