14. Das westelbische Tiefland.
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Wo liegt die grohe Heide Niedersachsens?
Die große Heide Niedersachsens breitet sich zwischen Elbe, Aller und Weser
aus. Sie erstreckt sich von dem Waldgebiete der Göhrde ununterbrochen in
nordwestlicher Richtung bis in die Gegend von Bremen und Stade.
Inwiefern gehört diese Gegend zu den Heidegebieten?
Die große Heide Niedersachsens ist eine niedrige Hochebene, die sich
fast unabsehbar ausdehnt und die den größten Teil des Jahres in ein
düsteres Grau gekleidet ist. Die unscheinbare Heidepflanze, die der ganzen
Landschaft ihren Namen gegeben hat, überzieht weite Strecken und verleiht
der Natur ein ernstes und strenges Aussehen. Eingestreut in den Heide-
teppich findet sich jedoch noch manches andere Pflcinzchen. Da schmiegt sich ge-
nügsam der immergrüne Heideepheu an den Boden an und überzieht das Nackte
und Kahle mit einem dichten, grünen Teppich. Über die Abgründe, die das
Torfmoos trügerisch verdeckt, klettert die Moosbeere, deren rote, wohlschmeckende
Beeren gar leicht den Unkundigen dazu verlocken, den unsicheren Boden
zu betreten. Aus dem Gestrüpp des Heidekrauts hervor lugen das rosen-
rote Heideröschen und das goldgelbe Sandröschen, die Schwestern des
Edelweiß der Alpen. Da leuchtet weiter die goldgelbe Blüte des Besen-
stranchs uns entgegen, der in der weiten Einsamkeit dem Heidepslänzchen
Gesellschaft leistet. Wo aber ein Fleckchen von der Heide und ihren Schwestern
frei gelassen worden ist, da hat sich die Renntierflechte festgesetzt. Mit ihren
aschgrauen, mannigfaltig verzweigten Stämmchen und Stempelchen bedeckt
sie den graueu Saudboden. Aus dem weiten Heidemeer ragen hier und da
einzelne dunkle Gestalten empor, deren Kegelform uns an die Pyramiden
der Wüste erinnert. Es sind Wacholderbäume, die wie eine sestgeschlossene,
steife Masse ohne Gliederung erscheinen.
In diesem Walde von Heidepflanzen. Besenstrauch und Wacholder herrscht
ein geschäftiges Leben und Treiben. Überall ist ein wunderbares Summen
und Surren, Schwirren und Tummeln bemerkbar. Es rührt von den
zahllosen Insekten her, die in der Heide gastliche Aufnahme gefunden.
Millionen von Bienen durchschießen pfeilschnell die Luft, umschwärmen die
rosenroten Blütenglöckchen der Heidepflanzen oder die goldgelben Blüten des
Besenstrauchs; saugen rastlos den süßen Nektar und kehren dann schwer-
beladen in ihren Stock zurück. Aber nicht Bienen allein beleben die Heide.
In zahlloser Menge slattern prächtige Blünlinge und Feuerfalter von Blume
zu Blume und nippen gleich den Bienen von dem köstlichen Naß der Blüten.
Buntschillernde Libellen gaukeln im Sonnenschein; Grillen und Heimchen
singen ihre Weisen; brauuslügelige Heuschrecken hüpfen surrend über den
Sandboden. Grün und grau gepanzerte Sandlaufkäfer eilen über den Heide-
boden und suchen Beute; in flachen Sandgruben lauert der Ameisenlöwe
den emsigen Ameisen auf, und unter dem Heidekraute hat die blutgierige
Erdspinne ihre Netze ausgespannt, um die houigbeladeuen Bienen zu fangen.
In den Wacholderbüschen aber nistet die Heidelerche, während unter den
Büschen die Hasen eine Zufluchtsstätte finden.
1. Die wichtigsten Erwerbstätigkeiten.
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Man bestrebt sich seit einigen Jahrzehnten, die Vermehrung der Fische, vor
allem der Lachse (im Rhein und in der Weser), der Karpfen in Schlesien
und der Forellen in den Gebirgswassern, durch künstliche Fischzucht zu heben,
und der Deutsche Fischereiverein hat durch Brutanstalten Erfreuliches in der
Wiederbelebung unserer Gewässer geleistet. Die Hochseefischerei (Heringe,
Aale, Kabeljau, Lachse, Dorsche, Schellfische, Flundern, Seezungen, Sprotten,
Neunaugen u. a.) erfreut sich durch die Gründung von Fischereihäfen
(Hamburg, Kuxhaven, Geestemünde, Norderney, Emden), durch Bildung von
Fischereigefellschaften usw. neuerdings größter staatlicher Fürsorge.
Während die Landwirtschaft jetzt kaum noch ein Drittel der Bevölkerung
beschäftigt, findet mehr als die Hälfte der Bewohner Arbeit und Erwerb durch
Industrie und Bergbau, Handel und Verkehr. In der Reihe der Industrie-
länder der Erde steht das Deutsche Reich an dritter Stelle (Vereinigte Staaten,
England, Deutschland, Frankreich). 430/«, der Bevölkerung sind industriell
tätig, und es gibt kaum irgendein gewerbliches Erzeugnis, das nicht in unserm
Reiche hergestellt würde. Die deutsche Baumwollindustrie nimmt in Europa
nach England die erste Stelle ein. Die Lein Weberei versendet ihre Er-
zengnisse nach vielen Staaten, und die Seidenindustrie Deutschlands wett-
eifert in vielen Artikeln erfolgreich mit der französischen. Die Stahl- und
Waffenfabrikation hält in bezug auf Menge und Vorzüglichkeit der Ware
mit England Schritt.
4-i-
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Schlesien Schellfische Hamburg Norderney Emden England Deutschland Frankreich Europa England Deutschlands England
Europa»
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der Geese und Weser ein Hafen angelegt. Z) Die Ems
mit der Hase und Leda geht zum Dollart; sie kann, so
weit die Fluth steigt, als bis Halte und Papenburg, von
.Seeschiffen mit 90 — 100 Commerzlasten mit der Fluth be-
fahren werden, in den obern Gegenden, ganz dürre Sommer
ausgenommen, über Rheine bis Greven an 5 — 6 Monate
und bis Meppen einige Monate mehr mit Ladungen von
.5, 10, 15 — 20 Last; ihre ,917 anbefohlne vollständige
Schiffbarmachung in den obern Gegenden dürfte aber wegen
des Sandes wohl schwerlich bewerkstelligt werden. Es gibt
nur 2 bedeutende Seen: das S t ein h u d erm ee r und
den fischreichen Dum er lee, 1 St. lang itnb * St. breit.
Zn dem Amte Stickhausen in Ostsriesland ist der unterirdi-
sche See Jordan, dessen Oberfläche so stark überwachsen
ist daß mit Wagen darüber gefahren werden kann.
Produkte: Rindvieh (vorzüglich schön in/Ostfriesland
und Bremen), Pferde (besonders in Ostfriesland, wovon
4.000 Stück jährlich brs nach Italien theuer verkauft werden),
Schafe (durch spanische Zucht sehr veredelt); auch Haid-
schnucken), Ziegen, Schweine ,(mit westfälischen Schinken
und göttinger Würsten), Seidenhasen, Federvieh, Ganse
(das Amt Lemförde verkauft jährlich 3400 Gänse nach Bre-
men , und nimmt für Federn und Spulen 790 Rthlr. ein),
Kanarienvögel (bei Holzminden und am Harze), Wildpree
(besonders Hirsche, Rehe, deren Zagen und Erlegen im
Fürst. Osnabrück auf z Jahre vom 1. Juli 1919 an bei
50 Rthlr. Strafe oder wöchentlichem Gefängniß gänzlich
untersagt worden; wilde Schweine und Hasen; 1917 ward
im Harz auch ein über z F. langer Luchs geschossen),' wildes
Geflügel (Ortolanenfang bei Osnabrück), Bienen (wie der
Schweizerhirt mit seiner Heerde die Alpe bezieht, so ziehen
die Zmmeker d. i. Dienenvater, wenn das Haidekraut in
Blüthe steht, mit ihren Bienenkörben aus den Dörfern in
die Harden; über 60,000 Korbe), Seidenraupen, Fische
(Lachse und Welse aus der Elbe und Weser, Forellen, Kar-
pfen, Störe, Schuöpel rc.); mit den 1792 gebauten See-
schiffen König Georg Hi. imb Königin Charlotte treibt eine
Gesellschaft, die dazu Actien zu 100 Rthlr. nahm, den Wa'l-
fischfang bei Grönland, und verschafft dadurch zugleich 100
M. als Matrosen und Schiffsoffizieren Nahrungserwerb;
auch aus der Oste ist 1916 ein Schiff auf den Wallfischfang
ausgegangen. Getreide aller Art, besonders Weizen, Rog-
gen, Gerste und Hafer (nach der Instruction vorn 2. Apr.
Lz19 liefern die bestimmten Aemter in die zu Münden, Har-
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