22
Aus „Lampcrt, Die Völker der grbe". Teutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Chinesische Teetrinker.
Jakuten mit der der Neger verbinden. Die Chinesen sind daher die einzigen Menschen, die bei der Auswanderung so gut wie niemals dem Klima zum £pfer fallen. Die geistigen Eigenschaften dieses ältesten Kulturvolkes aus der Erde erklären sich zum guten Teile aus d e r h o h e n D i ch t e d e r B e v ö l k e r u n g, die wiederum aus der Fruchtbarkeit des Bodens hervorgeht. Sie bewirkt den großartigsten Kampf ums Dasein, den je ein Volk gekämpft hat, und dieser erschus und vervollkommnete die Vorzüge des Chinesen-tums: den unvergleichlichen A r b e i t s f l e i ß, die geduldig st e A u § = dauer und d i e bescheiden ft e Einschränkungin den Genüssen des Lebens. In beni riesigen Arbeitshaus China, wo mau feine Sonntagsruhe und keinen Achtstundentag kennt, ist der Trieb zum emsigen Schassen dem Menschen zur anderen Natur geworden. Leben heißt hier arbeiten. Und trotz aller Rastlosigkeit bringt es der Chinese oft doch nur zu einem Hungerlohn. Es klingt wie ein Märchen, daß ein erwachsener Chinese den Tag über mit 8 Pfennig für seine Kost auskommt und damit seinen Bedarf au Reis, Gemüs, Fisch und Tee bestreitet und noch eine Kleinigkeit für Tabak übrig behält. Seine Genügsamkeit und sein Freisein von Ekel läßt ihm Hunde-, Katzen- und Rattenbraten, ja das Fleisch gefallener Tiere noch als willkommene Zukost erscheinen. Die Tugend der Sparsamkeit übt kein Volk in so hohem Maße wie das chinesische. Der nordchinesische Bauer wühlt sich wie ein Murmeltier in die steilen Lößwände, damit er seine Ernte nicht durch den Hüttenbau auf der Oberfläche um den Ertrag einiger Quadratnieter verkürze. Muß ein so eintöniges, freudloses Schaffen nicht unser wehes Mitgefühl erwecken? Ist die goldene Freiheit des Wilden nicht beneidenswerter als dieses Arbeits-elend des Kulturmenschen? Muß der Chinese bei seinem ewigen Hasten und sorgen für ein Nichts nicht in stumpssinnige Trübsal verfallen? Wir täuschen uns, wenn wir da
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Allgemeiner Überblick. 29
Hindernisse entgegen; von hier aus konnte die Besiedelung der Crde am leichtesten erfolgen. In der Tat gilt auch Asien als die Wiege der Menschheit.
Küstengliedernng. Ter Lüden und Osten Asiens weisen eine reiche Küsteugliede-rung aus. (Nenne die Meere und Meeresteile, dann die Halbinseln und Inseln nach der Karte!) Diese Küstengliederung wird mehrfach unterstützt durch ausgiebige Bewässerung und große Fruchtbarkeit des Landes (z. B. in Mesopotamien, Vorderindien und China) und so förderte sie in nicht geringem Maße die so frühzeitige Kultur jener Gebiete, in denen wir die Ursitze menschlicher Gesittung sehen. Die Zugänglichkeit Jnnerasiens dagegen ist gering; denn hohe und schwer überschreitbare Raudgebirge trennen es scharf von seinen Gliedern.
Zo bildete sich in der Geschichte Asiens der grotze Gegensatz aus zwischen den von der Natur begünstigten Randländern mit ihren aäerban- und handeltreibenden Kulturvölkern einerseits und den Lteppen- und Wüstengebieten Jnnerasiens mit ihren Nomadenvölkern anderseits.
In der Randzone reihen sich die Kultursitze der Griechen (Kleinasien), Phönizier, Juden (Syrien), Araber, Babylonier und Assyrer, Inder und Chinesen aneinander.
Bodengestalt. Seinem Ausbau nach setzt sich Asien aus mehreren Teilen zusammen; diese smd: ö
3*
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asiens Mesopotamien China Jnnerasiens Kleinasien Syrien
Vorwort.
Das Studium der fremden Erdteile bietet der Jugend viel Neues und Reizvolles, aber durch das Auftreten völlig fremder geographischer Erscheinungen auch mancherlei Schwierigkeiten, die sich durch einfache Vergleichung mit der heimischen Landschaft nicht völlig überwinden lassen. Steppe und Heide, Wüste und weiße Düne, Galeriewald und Ufergebüsch bekunden wohl eine gewisse Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung, doch wie wechselvoll ist ihr Auftreten in den fremden Erdteilen! Ich erinnere nur an die Typen Steppe, Prärie, Llanos, Pampas und Savanne. Ant wenigsten erreicht hierbei die Schule durch Definitionen. Aber auch das Bild, wiewohl es viel lehrhafter ist als die Definition, erscheint nicht immer zulänglich. Wir haben deshalb zu einem weiteren, zuletzt von dem großen Meister der Länderkunde, Friedrich Ratzel, besonders hoch bewerteten Hilfsmittel gegriffen, zu den Schilderungen hervorragender Forschungsr/isender die unter dem gewaltigen Eindruck ihrer Entdeckungsfahrten fast immer auch die klassischen Schilderer der betreffenden Länderränme^ geworden sind. Wir hoffen dadurch entern wichtigen Ziele des erdkundlichen Unterrichtes in den Schulen ein anschauliches Bild der fremden Natur zu geben, näher gekommen zu fein' Als Ergänzung dieser Bestrebungen wird der Verlag in der nächsten Zeit ein einschlägiges größeres, den heutigen Anforderungen entsprechendes Werk erscheinen lassen Diese Einfugungen dienen selbstverständlich nichtzum Auswendig lernen sondern !mr jk \ J ä *ejt1 fr e n 2 ektür e. Größere Berücksichtigung erfuhr ferner auch
Sswü u rlej^5tf,Utl0' to0rin ebenfalls Friedrich Ratzel der Wissenschaft und der Schule neue Wege gebahnt hat. Seiner edlen, humanen Würdigung der Naturvölker sind wir hierbei freudig gefolgt. Die einschlägigen Vollbilder entstammen dem fchonen Werke von L a m p e r t, die Völker der Erde (Deutsche Verlagoanstalt Stuttgart), dessen pompöse illustrative Ausstattung wie dessen gediegener Inhalt Lehrern und Schülern Vortreffliches bietet. Für' einfachere Sckul-bedmfmsse empfiehlt sich der eben erschienene Leitfadender Völkerkunde
Wof. vr. K-irl Weule «Leipzig, Bibliographisches Institut».
Neben den K o l o n i e n haben wir überall, wo es geboten erschien, der S t e l -^?/s Deutschtums im Auslande Berücksichtigung angedeihen lassen, besonders da, wo sich neue, zukunftsreiche Arbeitsfelder für unser Volk er-alfbj^anwachsende Jugend soll wissen, daß der Deutsche heute Überall ? Erdenrunde eine bedeutsame Kulturarbeit leistet und daß das deutsche Volk der Gegenwart e i n W e l t v o l k ist wie das englische.
1*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ratzel Friedrich Friedrich_Ratzel Friedrich Weule
30
§ 13. Das Chinesische Reich.
im N. den Hoangho (d. i. Gelber Fluß), der mit seinem
gelblichen Löß-Schlamme noch dem Meere, in welches er mündet, den
Namen des Gelben gibt, und in der Mitte des Landes den Jang-
tse k s a n g. Beide Ströme haben viele schiffbare Zuflüsse. Dazu kommen
viele Kanäle. Der Kaiser-Kanal ist 1100km lang und geht von
N. nach S. durch ganz O.-China. Gegen N. umgibt das Land die
große Mauer, einst von demselben Kaiser, welcher China zum Ein-
heitsstaate machte, als wirksamer Schutz gegen die Reiterhorden beute-
gieriger Nachbarn aufgeführt, jetzt halb verfallen.
2. Kultur, Bevölkerung, staatliche Verhältnisse
und Städte. Das Tiefland ist außerordentlich fruchtbar; im n. Teil
wird Getreide (Weizen, Hafer, Gerste) angebaut, im Gebiet der großen
Ströme Reis, Zucker, Baumwolle, Tee, Maulbeerbäume. Die Gebirge
sind reich an Metallen und Steinkohlen.
China ist ungeheuer bevölkert; es enthält die Mehrzahl aller Millio-
nenstädte auf Erden. Am dichtesten wohnt die Bevölkerung im Niederland
der beiden Hauptströme: für solche Menschenmengen, wie hier zusammen
wohnen, liefert selbst der fetteste Boden nicht genug Reis und Weizen.
Deshalb ist die Auswanderung aus China außerordentlich stark, alle Ge-
stadeländer des Großen Ozeans allmählich mit einer unstäten Bevölkerung
— der Chinese trachtet stets zu den Seinen in die Heimat zurückzukommen
— erfüllend. Aus den Hafenstädten wird vornehmlich Chinas Haupt-
produkt, Tee, demnächst Seide ausgeführt. — Staatsreligion ist die
Lehre des Confucins, welche das Schicksal als allwaltend lehrt und
Selbsterkenntnis empsiehlt. Ihr Oberpriester ist der Kaiser. Indes die
große Masse der niederen Klassen folgt einem ganz rohen Götzendienst.
Im S. hat sich der ans Indien eingeführte Buddhismus weit aus-
gebreitet.
Mit sehr beschränkter Gewalt herrscht ein Kaiser. Die jetzt re-
gierende Dpnastie gehört den M a n d s ch u an, welche 1644 China er-
oberten. Des Kaisers Titel ist „erhabener Herrscher"; durch den Bei-
namen „Sohn des Himmels" soll er als der vom Himmel, d. h. vom
Schicksal, mit der Regierung Beauftragte bezeichnet werden. Die Be-
amten nennt man Mandarinen. Einheitsstaat ist China 200 Jahre vor
Christi Geburt durch die Vereinigung von sieben Königreichen geworden,
deren Sondergeschichte noch um mehrere Jahrtausende weiter zurückreicht.
Mehrere wichtige Erfindungen (Porzellan, Schießpulver, Buchdruckerknnst,
Papier) haben die Chinesen lange vor uns gemacht, ja in einzelnen Ge-
werben und Künsten sind sie uns noch heute überlegen. Aber bis in die
jüngste Zeit haben die Chinesen der europäischen Kultur den Eintritt in
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Hoangho Jang- China China Niederland China Chinas Indien China China
128
§54. Das Kaiserreich Österreich-Ungarn.
und Tabak werden ausgeführt, ebenso Südfrüchte von den Gestaden des
Adriatischen Meeres. Ungarn liefert große Massen Vieh auf den Welt-
markt. Einige wenige Industriezweige, wie Eisen- und Stahlbearbeitung,
Papier- und Glasherstellung blühen. Durch seine Lage zwischen Sd.-
und Mitteleuropa ist das Land für den Handel sehr günstig, der durch
den mächtigen Donaustrom und seine Nebenflüsse gefördert wird.
4. Bevölkerung. Österreich, als Ostmark des Deutschen Reiches
gegen die Magyaren gegründet, gelangte unter den Habsburgern, welche
es seit 1278 besitzen, zur Bedeutung. Diese erwarben die umliegenden
Gebiete hinzu, 1526 fand die Vereinigung mit Ungarn und Böhmen statt.
Seit 1438 trugen die Habsburger auch ununterbrochen die deutsche Kaiser-
krone, ohne allerdings jemals viel für das Reich zu tun. Nur ihre eigne
Hausmacht wurde ständig erweitert. Schwer mußten sie unter Napoleons I.
Angriffen leiden; 1806 legte Franz Ii. die Kaiserkrone nieder und nannte
sich Kaiser von Österreich. Nach Napoleons Sturz an der Spitze des
deutschen Bundes (1815), wurde es 1866 durch Preußen gezwungen,
aus Deutschland auszuscheiden. Seit 1867 ist Ungarn als selbständiger
Staat anerkannt.
Die jetzige Bevölkerung zeigt ein buntes Gemisch von Stämmen,
Sprachen und Sitten, von denen ein jeder Teil versucht, seinen politischen
Einfluß zu vermehren, so daß wütende Parteikämpfe das Land entzweien.
Im Alpengebiet und an der Donau bis Wien wohnen überwiegend Ger-
manen, deren geistige Überlegenheit dem Staate stets am meisten
genützt hat, in Böhmen, Mähren, den Karpatenländern und s. von Ungarn
Slawen und zwar Tschechen,Polen,Slowaken,Ruthenen,
Kroaten, Slovenen; in Ungarn Magyaren. Im Etschtal und
ö. Ungarn wohnen Romanen (welche?). Die vorherrschende Kon-
fession ist die römisch-katholische, dazu je vier Millionen evangelisch und
griechisch-katholisch sowie viele Juden in den Städten.
5. Staat und Städte. Das Kaiserreich Österreich und das
Königreich Ungarn sind durch Personalunion unter dem Herrscherhause
der Habsburger verbunden. Gemeinsam ist beiden noch das Heer-, Zoll-
und Münzwesen.
A. Dirs Kaiserreich Österreich
umfaßt 14 Länder, die im Reichsrate vertreten sind.
(Wiederhole die bei jedem Lande schon erwähnten Städte und ihre
Bedeutung!)
1. Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg, Hauptstadt
Innsbruck am Inn, Universität und Ausgangspunkt für den Fremden-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons_I. Franz_Ii Franz Napoleons Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Adriatischen_Meeres Ungarn Mitteleuropa Donaustrom Ungarn Deutschland Ungarn Donau Wien Ungarn Ungarn Etschtal Ungarn Ungarn Heer- Vorarlberg
84
§ 40. Die Republik Frankreich.
stehen in hoher Blüte. (Zähle die bisher erwähnten Gebiete auf!) Die
Blumenzucht ist bedeutend (Gloire de Dijon-, Maréchal Niel-, La France-
Rosen), ebenso Gemüsebau. Nur an Mineralien und Kohlen, welche
eingeführt werden müssen, ist das Land nicht so reich wie England und
Deutschland. Trotzdem hat sich an einigen Punkten eine größere In-
dustrie, besonders in Luxusartikeln, Samt, Seide, Spitzen und Wolle
entwickelt. Daher ist Frankreich seit Jahrhunderten ein Kulturstaat ersten
Ranges, der lange Zeit (bis 1870) die erste Rolle in Europa gespielt hat
und noch heute in allen Angelegenheiten der Welt mitspricht.
4. Bevölkerung. Die Franzosen stammen von den Galliern,
welche Cäsar unterwarf, ab. Durch zahlreiche Einwanderung der Römer
verbreitete sich römische Kultur und Sprache, welche auch nicht durch die
seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. Geb. von O. her vordringenden deutschen
Stämme der Burgunder, Westgoten und Franken verdrängt wurde. So
sind die Franzosen Romanen und haben nur ihres Landes Namen, Irr
France, von dem deutschen Volksstamm. Von den alten Galliern haben
sie bis zum heutigen Tage in ihrem Blute die Gewandtheit im äußern
Benehmen, besonders auch in der Rede, dazu die Lust zu Neuerungen,
vor allem im politischen Leben, und die hohe Begeisterung für ihr Vater-
land. Nach mancherlei Kämpfen im Mittelalter entwickelte sich ein starkes
Königtum unter den Kapetingern, Valois und Bourbonen, von denen ein
Ludwig Xiv. und seine Zeit ganz Europa in Sprache und Sitte, in
Kunst und Wissenschaft, in Politik und Heerwesen beherrschte. Reste der
alten keltischen Bevölkerung leben noch in der Bretagne, an den Grenzen
Belgiens Flamänder, im O. Deutsche, im So. Italiener. Die Religion
ist überwiegend römisch-katholisch, etwa 600 000 sind Protestanten.
5. Staat und Städte. Seit 1870 ist Frankreich eine Repu-
blik, an deren Spitze ein Präsident, der Senat und die Deputierten-
kammer steht. Die Namen der alten Provinzen (Jsle de France, Picardie,
Bretagne, Dauphince u a.) sind verdrängt durch die seit der französischen
Revolution geschaffenen Departements, welche, 86 an Zahl, ihre Namen
meist von der Natur des Landes (de8 Alpes, des Pyrénées, de la
Seine inférieure, du Rhône u. a.) haben. Die wichtigsten Städte
(wiederhole bei einer jeden das bisher Gesagte!) sind:
Im N. Paris, 2^/4 Mill. Einwohner, herrlich durch seine öffent-
lichen Bauten, wie die ehemaligen königlichen Schlösser, die Tuilerien,
den Louvre (Gemäldegalerie), die Kirchen Notre Dame, Madeleine,
St. Chapelle, und durch seine seit Napoleon Iii. breit angelegten Straßen,
die Boulevards; bedeutend durch seine Industrie, besonders in Modesachen
(Nouveautés de Paris) und durch seinen Handel; daher Mittelpunkt
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Ludwig_Xiv Ludwig Picardie Rhône Madeleine Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Maréchal_Niel- England Deutschland Frankreich Europa Europa Bretagne Belgiens Frankreich Bretagne Paris Paris
§47. Die Balkan-Halbinsel.
107
besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine-
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der Be-
völkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die großen
Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich im letzten
Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner tatkräftigen
Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig Getreide, nnr
Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt, haben die
Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen.
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen, an-
dauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 14. Jahrhundert deni Ansturm
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten
und die im R. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter der
Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr Vor-
dringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein Schrecken
für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen (Prinz Eugen
von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern. In blutigen:
Kampfe (1821—29) riß sich Griechenland los.
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im R. wohnen
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder ortho-
doxen Kirche an.
5. Staaten und Städte:
1. Die Türkei.
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta.
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist-
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Morawa Eugen
von_Savoyen Eugen Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Bosnien Griechenland Asien Europa Altertum Ungarn Wien Europa Griechenland Asien Afrika Europa Albanien Bulgarien Ostrumelien Bosnien Kreta
178
§84. Geschichtlicher Rückblick.
als Mitteldeutsche, die Niedersachsen (Westfalen, Hannoveraner),
Niederfranken (Niederrhein) und Friesen als Niederdeutsche
(Plattdeutsche). Die Bewohner des O. sind ehemals aus Gebieten der
verschiedenen Stämme dorthin eingewandert und stark mit slawischen und
litauischem Blute durchsetzt.
§84.
Geschichtlicher Rückblick.
Die der indogermanischen Rasse angehörenden Germanen sind nach
der herrschenden Annahme in Urzeiten nach den Kelten und vor den Slawen
in Europa eingedrungen und haben Nord- und Mitteleuropa in Besitz
genommen. Ein Zweig der Germanen sind die Deutschen. Sie be-
wohnten zur Zeit der Völkerwanderung das Gebiet zwischen Maas und
Elbe. Im 9. Jahrhundert ging aus der Teilung der Universalmonarchie
Karls d. Gr. das nationale deutsche Königtum hervor, das aber 962 unter
Otto I. die verhängnisvolle Würde des römische n Kaisertums deutscher
Nation erwarb. Vom 9. Jahrhundert ab beginnt eine von W. nach O.
flutende Bewegung der deutschen Bevölkerung, die in der großartigen
Kolonisationstätigkeit des Deutschritterordens in Preußen ihren Höhe-
punkt fand. Andrerseits gingen im Lause des 16. und 17. Jahrhunderts
große deutsche Gebiete des W. verloren. Die Schweiz und die Nieder-
lande lösten sich los, und Frankreich schob seine Grenze allmählich gegen
das linke Rheinufer vor. Die Habsburgischen Kaiser, deren Politik mehr
und mehr in dem slawisch-magyarischen Osten ihren Schwerpunkt suchte,
opferten zugunsten ihrer Hausmacht deutsche Interessen auf. Erst die
nationale Politik Preußen-Brandenburgs tat dem Einhalt. Von den
Tagen des Großen Kurfürsten an bis 1815 verging kaum ein Menschen-
alter, in dem nicht Preußen gegen Frankreich zu kämpfen hatte. Im O.
aber setzten die Hohenzollern die Kolonisationstätigkeit der früheren Jahr-
hunderte fort, am umfassendsten Friedrich d. Gr. nach der Erwerbung
Westpreußens.
Nachdem 1806 das römische Reich deutscher Nation aufgelöst, der
1815 gegründete Deutsche Bund aber dem Sehnen des deutschen
Volkes nach nationaler Einigung nicht hatte genügen können, befreite
Kaiser Wilhelm I. mit Deutschlands größtem Staatsmanne, Otto von
Bismarck, zunächst Deutschland von dem Fluche des preußisch-österreichischen
Dualismus, indem durch den von König Wilhelm siegreich geführten Krieg
1866 Österreich zum Ausscheiden aus Deutschland gezwungen wurde.
Unter preußischer Führung wurde 1867 der norddeutsche Bund und nach
der Besiegung Frankreichs 1870/71 das Deutsche Reich gegründet.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Maas Karls Otto_I. Friedrich_d Friedrich Wilhelm_I. Otto_von
Bismarck Otto Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Westfalen Niederfranken_(Niederrhein Europa Mitteleuropa Karls Frankreich Frankreich Westpreußens Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreichs
Kulturgeographie.
247
werden. Gerade im deutschen Familienleben, von der Bauernhütte bis zum
Kaiserhause, prägt sich der echte deutsche Zug der „Gemütlichkeit" aus. —
Aus dem deutschen Idealismus entspringt endlich auch jener weltumspannende
Weltbürgersinn, der den Deutschen gegen andere Völker die hochherzigste
Teilnahme und Gerechtigkeit lehrt.
Aber das deutsche Volkstum hat auch seine Mängel, die sich zu Zeiten
unheilbringend hervorwagen. Gegenüber dem großartigen idealen Aufschwung
des deuischen Volkstums macht sich das deutsche „Spießbürgertum" breit,
dessen Gesichtskreis über den heimatlichen Winkel nicht hinausgeht. Gegenüber
der glühenden Vaterlandsliebe zeigt sich der Hang des Deutschen zur Fremde,
der sich in äffischer Nachahmungssucht fremder Dinge und Gewohnheiten
kunvgibt, die dem guten Geschmack und der deutschen Sitte widerstreiten.
Dem Weltbürgersinn des Deutschen entspringt in der Fremde die Neigung,
seine Nationalität aufzugeben, und in dem eigenen Vaterlande steht
ihm gegenüber Uneinigkeit und Sonderbündelei, die viel Unglück
über das deutsche Volk gebracht haben. Gegen diese Fehler anzukämpfen, ist
eine wichtige Aufgabe der Volkserziehung.
3. Das Wachstum der Bevölkerung. Das Deutsche Reich, das bei
seiner Gründung 1871 41 Millionen Menschen aufwies, zählte bei der
Volkszählung von 1910 65 Millionen Einwohner, hat sich also in dem
kurzen Zeitraum von 35 Jahren um mehr als die Hälfte vermehrt. Diese
rasche Volksvermehrung hebt Deutschland weit über das romanische Frankreich
und läßt es nur hinter derjenigen von England und Wales zurückstehen. In
den letzten Jahrzehnten ist dazu das Wachstum der deutschen Bevölkerung
größer gewesen als früher. — Im einzelnen weisen die verschiedenen Gebiete
Deutschlands freilich recht abweichende Entwickelungen auf. Wenn in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders landwirtschaftliche Distrikte eine rasche
Zunahme der Bevölkerung aufwiesen, so hat sich das in der zweiten Hälfte
wesentlich zu Gunsten der rasch aufblühenden Jndustriebezirke Brandenburg-
Berlin, Westfalen, der Rheinprovinz, Sachsen, Württemberg, besonders auch
Braunschweig, Anhalt und der Reichsstädte Bremen, Lübeck und Hamburg
verschoben. Deshalb ist auch Norddeutschland stärker gewachsen als Süd-
deutschland. Bei dem Anwachsen der Bevölkerung in industriellen Gebieten
spielen Wanderungen eine erhebliche Rolle. Im Königreich Sachsen, in West-
falen, in dem Rheinlande rc. überwiegt die Zunahme des Volkes die Geburten-
ziffer, was bloß durch fremde Zuwanderung erklärt wird. Im allgemeinen
läßt sich sagen, daß das westliche Deutschland den größten Zuzug, das östliche
den größten Wegzug hat; in Süddeutschland gleichen sich Zu- und Wegzug
ziemlich aus. — Die Gründe für die auffällig rasche Volksvermehrung in
der Gegenwart liegen in dem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwünge
Deutschlands seit 1871, der sich zeigt in der Steigerung des Geburtenüber-
schusses, in dem Zurückgehen der Sterblichkeitsziffer (besonders der Kinder-
sterblichkeit) auf Grund verbesserter und weiter ausgedehnter hygienischer Ein-
richtungen und sozialer Gesetzgebungen, schließlich in der Verminderung der
Auswanderung, die 1881 auf 220 902 Personen angestiegen war, seit 1900
aber jährlich nur etwa davon beträgt.
4. Die Verkeilung der Bevölkerung in Deutschland. Die Volks -
dichte betrug bei der Zählung von 1910 120 E. auf 1 qkm (1895:96;
1871:76). Mit dieser Zahl bleibt Deutschland in Europa hinter Belgien,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich England Wales Deutschlands Brandenburg-
Berlin Westfalen Sachsen Württemberg Hamburg Norddeutschland Sachsen Rheinlande Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Europa Belgien
248
Deutschland.
England und Wales zurück, die doppelt so dicht bevölkert sind; auch die
Niederlande (177 E. pro qkm) und Italien (121 E. pro qkm) weisen
höhere Durchschnittswerte aus. Abgesehen von Berlin und den drei freien
Reichsstädten sind das Königreich Sachsen, die Rheinlands und Westfalen am
dichtesten bevölkert, wo die 3—5 fache Bevölkerung auf derselben Fläche sitzt
wie im agrarischen O. In Mecklenburg, Pommern und Ostpreußen finden
wir die dünnste Bevölkerung. Ein Vergleich der letzten Volksdichteangaben
mit früheren zeigt, daß die Zunahme am größten in den Gebieten ist, die
ohnehin schon dichter bevölkert sind. Im 0. und 8. Deutschlands wohnt
die Bevölkerung besonders auf dem Lande, in den übrigen Teilen in Städten.
Großstädtische Bevölkerung findet man besonders im und Nw., mittel-
und kleinstädtische in Mitteldeutschland, klein- und landstädtische im W. Die
fortlaufenden Volkszählungen ergeben, daß die Landbevölkerung zurückgeht,
die Großstädte aber eine enorme Entwickelung aufweisen. 1871 wohnten
2 Mill. E. = 5 %, 1895 7 Mill. E. = 13%- 1905 11,5 Mill. = 19%,
1910 fast 14 Mill. — 21% der Gesamtbevölkerung in Großstädten.
Dieses unverhältnismäßige Wachstum, das in gewissem Sinne auch die
Mittel- und Kleinstädte aufweisen, geschieht auf Kosten des platten Landes,
wo die Bevölkerung deshalb trotz der hohen Geburtenziffer vereinzelt sogar
zurückgeht (Ostpreußen, Pommern, Hohenzollern, die beiden Mecklenburg,
Waldeck). In einzelnen Großstädten ist nur % der Bevölkerung am Orte
geboren, in keiner einzigen geht die ortsgebürtige Bevölkerung über %
hinaus. Die großen Städte üben eine förmliche Anziehungskraft aus, die mit
der Entfernung abnimmt. Daraus erklärt sich die eigentümliche Tatsache,
daß um die Großstädte ein förmlicher Saum stadtähnlicher Dörfer sich lagert,
deren Bevölkerung im engsten wirtschaftlichen Wechselverkehre mit dem groß-
städtischen Zentrum steht.
5. Die Verteilung der Geschlechter und der Lebensalter der Be-
völkerung. Europa unterscheidet sich dadurch wesentlich von anderen Konti-
nenten, daß in ihm das weibliche Geschlecht gegenüber dem männlichen in
bedeutender Überzahl vorhanden ist. Trotzdem in Deutschland mehr Knaben
geboren werden als Mädchen (106 : 100), beträgt infolge der größeren
Sterblichkeit des männlichen Geschlechts der Frauenüberschuß etwa 3%.
Hinsichtlich des Zahlverhältnisses der beiden Geschlechter zeigt sich wieder der
Gegensatz zwischen Industrie und landwirtschaftlichen Distrikten. Im 0. und
8. steigt der Frauenüberschuß über den Durchschnitt; in industriereichen Gebieten
sind die Männer in der Überzahl.
Hinsichtlich der Altersverteilung auf die einzelnen Gebiete in Deutschland
findet man, daß agrarische Distrikte (Süddeutschland, Schleswig-Holstein,
Mecklenburg) viel höhere Lebensalter ausweisen als industrielle. Dies macht
sich so entschieden geltend, daß bezüglich der Alters- und Jnvaliditätsver-
sicherung ein Ausgleich zwischen den einzelnen Gegenden angestrebt werden
mußte. Junge, arbeitskräftige Elemente findet man besonders in Industrie-
bezirken.
B. Volksbildung.
Jnbezug auf geistige Bildung nimmt das Deutsche Reich unter den
europäischen Großstaaten den ersten Rang ein. In den letzten Jahren fand
sich bei den Rekruteneinstellungen unter 2000 Leuten noch nicht ganz einer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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