22
Aus „Lampcrt, Die Völker der grbe". Teutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. Chinesische Teetrinker.
Jakuten mit der der Neger verbinden. Die Chinesen sind daher die einzigen Menschen, die bei der Auswanderung so gut wie niemals dem Klima zum £pfer fallen. Die geistigen Eigenschaften dieses ältesten Kulturvolkes aus der Erde erklären sich zum guten Teile aus d e r h o h e n D i ch t e d e r B e v ö l k e r u n g, die wiederum aus der Fruchtbarkeit des Bodens hervorgeht. Sie bewirkt den großartigsten Kampf ums Dasein, den je ein Volk gekämpft hat, und dieser erschus und vervollkommnete die Vorzüge des Chinesen-tums: den unvergleichlichen A r b e i t s f l e i ß, die geduldig st e A u § = dauer und d i e bescheiden ft e Einschränkungin den Genüssen des Lebens. In beni riesigen Arbeitshaus China, wo mau feine Sonntagsruhe und keinen Achtstundentag kennt, ist der Trieb zum emsigen Schassen dem Menschen zur anderen Natur geworden. Leben heißt hier arbeiten. Und trotz aller Rastlosigkeit bringt es der Chinese oft doch nur zu einem Hungerlohn. Es klingt wie ein Märchen, daß ein erwachsener Chinese den Tag über mit 8 Pfennig für seine Kost auskommt und damit seinen Bedarf au Reis, Gemüs, Fisch und Tee bestreitet und noch eine Kleinigkeit für Tabak übrig behält. Seine Genügsamkeit und sein Freisein von Ekel läßt ihm Hunde-, Katzen- und Rattenbraten, ja das Fleisch gefallener Tiere noch als willkommene Zukost erscheinen. Die Tugend der Sparsamkeit übt kein Volk in so hohem Maße wie das chinesische. Der nordchinesische Bauer wühlt sich wie ein Murmeltier in die steilen Lößwände, damit er seine Ernte nicht durch den Hüttenbau auf der Oberfläche um den Ertrag einiger Quadratnieter verkürze. Muß ein so eintöniges, freudloses Schaffen nicht unser wehes Mitgefühl erwecken? Ist die goldene Freiheit des Wilden nicht beneidenswerter als dieses Arbeits-elend des Kulturmenschen? Muß der Chinese bei seinem ewigen Hasten und sorgen für ein Nichts nicht in stumpssinnige Trübsal verfallen? Wir täuschen uns, wenn wir da
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Allgemeiner Überblick. 29
Hindernisse entgegen; von hier aus konnte die Besiedelung der Crde am leichtesten erfolgen. In der Tat gilt auch Asien als die Wiege der Menschheit.
Küstengliedernng. Ter Lüden und Osten Asiens weisen eine reiche Küsteugliede-rung aus. (Nenne die Meere und Meeresteile, dann die Halbinseln und Inseln nach der Karte!) Diese Küstengliederung wird mehrfach unterstützt durch ausgiebige Bewässerung und große Fruchtbarkeit des Landes (z. B. in Mesopotamien, Vorderindien und China) und so förderte sie in nicht geringem Maße die so frühzeitige Kultur jener Gebiete, in denen wir die Ursitze menschlicher Gesittung sehen. Die Zugänglichkeit Jnnerasiens dagegen ist gering; denn hohe und schwer überschreitbare Raudgebirge trennen es scharf von seinen Gliedern.
Zo bildete sich in der Geschichte Asiens der grotze Gegensatz aus zwischen den von der Natur begünstigten Randländern mit ihren aäerban- und handeltreibenden Kulturvölkern einerseits und den Lteppen- und Wüstengebieten Jnnerasiens mit ihren Nomadenvölkern anderseits.
In der Randzone reihen sich die Kultursitze der Griechen (Kleinasien), Phönizier, Juden (Syrien), Araber, Babylonier und Assyrer, Inder und Chinesen aneinander.
Bodengestalt. Seinem Ausbau nach setzt sich Asien aus mehreren Teilen zusammen; diese smd: ö
3*
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TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Asiens Mesopotamien China Jnnerasiens Kleinasien Syrien
Vorwort.
Das Studium der fremden Erdteile bietet der Jugend viel Neues und Reizvolles, aber durch das Auftreten völlig fremder geographischer Erscheinungen auch mancherlei Schwierigkeiten, die sich durch einfache Vergleichung mit der heimischen Landschaft nicht völlig überwinden lassen. Steppe und Heide, Wüste und weiße Düne, Galeriewald und Ufergebüsch bekunden wohl eine gewisse Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung, doch wie wechselvoll ist ihr Auftreten in den fremden Erdteilen! Ich erinnere nur an die Typen Steppe, Prärie, Llanos, Pampas und Savanne. Ant wenigsten erreicht hierbei die Schule durch Definitionen. Aber auch das Bild, wiewohl es viel lehrhafter ist als die Definition, erscheint nicht immer zulänglich. Wir haben deshalb zu einem weiteren, zuletzt von dem großen Meister der Länderkunde, Friedrich Ratzel, besonders hoch bewerteten Hilfsmittel gegriffen, zu den Schilderungen hervorragender Forschungsr/isender die unter dem gewaltigen Eindruck ihrer Entdeckungsfahrten fast immer auch die klassischen Schilderer der betreffenden Länderränme^ geworden sind. Wir hoffen dadurch entern wichtigen Ziele des erdkundlichen Unterrichtes in den Schulen ein anschauliches Bild der fremden Natur zu geben, näher gekommen zu fein' Als Ergänzung dieser Bestrebungen wird der Verlag in der nächsten Zeit ein einschlägiges größeres, den heutigen Anforderungen entsprechendes Werk erscheinen lassen Diese Einfugungen dienen selbstverständlich nichtzum Auswendig lernen sondern !mr jk \ J ä *ejt1 fr e n 2 ektür e. Größere Berücksichtigung erfuhr ferner auch
Sswü u rlej^5tf,Utl0' to0rin ebenfalls Friedrich Ratzel der Wissenschaft und der Schule neue Wege gebahnt hat. Seiner edlen, humanen Würdigung der Naturvölker sind wir hierbei freudig gefolgt. Die einschlägigen Vollbilder entstammen dem fchonen Werke von L a m p e r t, die Völker der Erde (Deutsche Verlagoanstalt Stuttgart), dessen pompöse illustrative Ausstattung wie dessen gediegener Inhalt Lehrern und Schülern Vortreffliches bietet. Für' einfachere Sckul-bedmfmsse empfiehlt sich der eben erschienene Leitfadender Völkerkunde
Wof. vr. K-irl Weule «Leipzig, Bibliographisches Institut».
Neben den K o l o n i e n haben wir überall, wo es geboten erschien, der S t e l -^?/s Deutschtums im Auslande Berücksichtigung angedeihen lassen, besonders da, wo sich neue, zukunftsreiche Arbeitsfelder für unser Volk er-alfbj^anwachsende Jugend soll wissen, daß der Deutsche heute Überall ? Erdenrunde eine bedeutsame Kulturarbeit leistet und daß das deutsche Volk der Gegenwart e i n W e l t v o l k ist wie das englische.
1*
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ratzel Friedrich Friedrich_Ratzel Friedrich Weule
Geographie der Lebewesen.
101
Keographie der Lebewesen.
A. Die Pflanzen- und Tierwelt.
Alles Leben auf Erden hat das Bestreben, sich zu erhalten
und zu vermehren.
Daraus ergibt sich mit Naturnotwendigkeit die Wanderung und Ausbreitung
der Lebewesen, die schließlich zur Allverbreitung des Lebens auf der
Erde geführt hat. Die größten Tiefen, die man im Meere gemessen hat,
sind bewohnt, es fehlt nicht an Leben in den dunkelsten Höhlen, auf der Ober-
fläche des ewigen Schnees und in den Eiswüsten der Polarwelt und höher als
alle Gipfel der Erde schwebt der Kondor, der Riese unter den Geiern.
Mannigfache Einrichtungen und Umstände begünstigen die Verbreitung und
Wanderung Migration) der Organismen; so
1. die Ausbildung der tierischen und pflanzlichen Bewegungs-
organe. Die Schwalben fliegen vom Polarkreise bis Ägypten; Störe und Alse
steigen zur Laichzeit aus dem Meere in die Flüsse und Bäche hinauf. Bei Pflanzen
kann freilich von solcher Bewegung keine Rede sein; aber nicht unerwähnt soll bleiben,
daß einige Pflanzen durch Entwicklung elastischer Organe Samen oder ihre Sporen
selbst fortschleudern und daß die Sporen der Algen wie Tiere im Wasser umher-
schwärmen und sich gleichsam selbst eine Keimstelle suchen;
2. die Winde; in großem Maßstabe werden die Sporen von Flechten und
Moosen und Pilzen sowie die Flugsamen mancher höheren Pflanzen durch die Luft
geführt. Insekten werden durch Winde oft weit verschlagen;
3. die Flüsse und Meere; die Flüsse führen die Pflanzen des Gebirges in
die Ebene herab und das Meer verschlägt Samen und ganze Baumstämme an die
entferntesten Küsten. Früchte und Hölzer aus Mexiko stranden an den westeuropäischen
Ländern, Fichtenstämme von den westindischen Inseln an den Azoren. Ebenso sieht
man auf schwimmenden Eisschollen die Bären und Wölfe des Nordens von Grönland
nach Island oder gar bis Europa kommen; ganz allgemein verbreiten sich durch
Strömungen und Wellenbewegungen die winzigen Eier und Jungen der Wassertiere;
4. die Tiere; Vögel tragen in ihren Eingeweiden Samenkörner fort, die un-
verdaut ihre Keimkraft nicht verloren haben. Auf Ceylon überläßt man den Elstern
die Verbreitung des Zimtbaumes, auf Banda den Tauben die der Muskatnuß. — An
die Füße der Wasservögel hängen sich Eier der Schnecken, Krebse und Fische, die
von Teich zu Teich getragen werden; das große Heer der Schmarotzer wandert mit
seinen Wohntieren;
5. der Mensch, a) Seit Handel und Völkerverkehr in nie gekannter Ausdehnung
die Weltteile verbinden, findet zwischen den entlegensten Ländern der großartigste
absichtliche Austausch der Erzeugnisse statt. So haben wir aus dem neuen Weltteil
Amerika Kartoffeln, Mais und Tabak für unsere Getreide eingetauscht. Auch die
bekanntesten Sträucher und Bäume unserer Gärten wie die Zierpflanzen
unserer Zimmer sind Fremdlinge aus den fernsten Himmelsstrichen. — Die ersten
Seidenraupen brachten zwei Mönche im 6. Jahrhundert nach Europa, das Kamel
wurde erst von den Arabern nach Nordafrika eingeführt. Viele unserer Haustiere
stammen aus Asien und noch jetzt werden u. a. zur Zucht Pferde aus Arabien und
Hühner aus China nach Europa gebracht.
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TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Mexiko Island Europa Ceylon Banda Amerika Europa Nordafrika Asien China Europa
Geographie der Lebewesen. 107
7. Groß ist der Einfluß des Menschen auf die Pflanzenwelt. Er zieht in
seinen Treibhäusern die Pflanzen und Früchte der Tropen, er erweitert den Verbreitungs-
bezirk der Gewächse nach seinen Absichten, sorgt aber auch unabsichtlich für die Ver-
breitung einer Menge von Pflanzen, wozu namentlich das Heer der Unkräuter gehört.
Ebenso zwingt er die Pflanzen, bestimmte Eigenschaften nach feinem Willen zu entwickeln
(die veredelten Obstarten).
8. In ähnlicher Weise hat der Mensch auch auf die Tierwelt gewirkt. In
gewissen Gegenden hat die menschliche Kultur schädliche Tiere verdrängt (Auerochs,
Lämmergeier) oder geradezu ausgerottet (Löwe in Europa, Wolf in England), nützliche
weiß der Mensch zu seinem Vorteile zu vermehren (Haustiere) und über ganz neue
Gebiete zu verbreiten. Etliche formt er zu feinem Nutzen: der einen Pferdeart vergrößert
er die Schnelligkeit, einer andern die Kraft; von etlichen Schafen erzwingt er Feinheit,
von andern Menge der Wolle usw.
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38 Vergleichende Übersicht der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege bis zur Gegenwart.
4. Auch in den friedlichen Beziehungen der Staaten tritt
der Einfluß der modernen Verkehrs mittel deutlich zutage. Eisen-
bahnen und Telegraphen sind für den Staat ein Machtmittel ersten Ranges,
in werdenden Staaten zur Befestigung des Staatsverbandes, in fertigen zur
Befestigung und Vermehrung des Einflusses der Regierung. Ganz besonders
begünstigen sie dann die staatliche Zusammenfassung der Nationen. Beweise
hierfür sind Italien und das Deutsche Reich. Der italienische und deutsche Ein-
heitsgedanke ist namentlich auch durch die Schienenstränge der Eisenbahn aus dem
Reiche gestaltlosen Wünschens und Sehnens zur tatkräftigen Verwirklichung ge-
diehen.
5. Die Wirkungen der modernen Verkehrsmittel erstrecken sich ferner über die
politische Grenze hinaus. Sie bringen Staaten, Völker und Raffen ein-
ander näher, wie sie denn auch zur Ausgleichung der Klassen- und
Standes unterschiede wesentlich beitragen.
6. Sie begünstigen ganz besonders die Entstehung und das
Wachstum von Siedelungen. So ist z. B. die Stadt Oberhausen, von
der vor hundert Jahren noch keine Spur vorhanden war und die jetzt an 70000
Einwohner zählt, an einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt der rheinisch-westsälischen
Verkehrsgebiete entstanden. Dortmund, im ersten Viertel des vorigen Jahr-
Hunderts ein Ort von 5000 Einwohnern, ist zu einer Stadt von 215000 Ein-
wohnern angewachsen.
7. Eine andere sehr bedeutsame Folge der modernen Verkehrsmittel ist die
außerordentliche Erweiterung des geistigen Gesichtskreises der Mensch-
heit und die fast unermeßliche Bereicherung durch neue Anschauungen und Wahr-
nehmnngen. Auch die Aufklärung zahlreicher Irrtümer, die Überwindung mannig-
facher Vorurteile dankt ihnen die Menschheit. Desgleichen haben die Wissenschaften
durch sie reiche Förderung erfahren. Die Schiffahrt hat sich fast allen Wissens-
zweigen unmittelbar oder mittelbar dienstbar erwiesen. Die Anlage telegraphischer
Linien trug zur Aufhellung unbekannter Länder und zur Erforschung von Meeres-
tiefen bei; der telegraphische Dienstbetrieb überhaupt stellt sich für zahlreiche Fragen
der Physik und Chemie als ein großes Versuchsgebiet dar. Ebenso haben sich
durch den Bahnbau sämtliche Jngenieurwifsenschaften in ganz hervorragender
Weise vervollkommnet.
Diesen überaus günstigen Wirkungen der modernen Verkehrsmittel stehen
freilich auch unerwünschte Folgen gegenüber: das Verschwinden alter Sitten und
Gebräuche, die starke Entvölkerung des platten Landes, das rasche Anwachsen der
Großstädte und im Zusammenhang damit manch traurige Erscheinung des Groß-
stadtlebens, ebenso die Ausbildung des Großkapitalismus.
Immerhin drängt der Wettstreit der Völker in allen Gebieten nach mög-
lichster Vervollkommnung der Verkehrsmittel und kein Staat, der seine politische,
wirtschaftliche und kulturelle Stellung behaupten will, darf hierin zurückbleiben.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Amerika. 29
aus die in nicht zu ferner Zeit zu erwartende Eröffnung des Panamakanals
sicherte sie sich im Süden den Einfluß auf Kuba und den Besitz von Porto-
rico. Ersteres beherrscht die Haupteinfahrt in den Golf von Mexico und ist
außerdem eines der fruchtbarsten Zucker- und Tabakländer der Erde; letzteres
dient als wertvolle Flottenstation. Ganz besonders bedeutungsvoll sind jedoch die
Erwerbungen der Union im Großen Ozean, dem Weltmeer der Zukunft (Hawaii,
Guam und die Philippinen, dann eine der Samoa-Jnseln). Dadurch hat
sie auf und an diesem Ozean sich eine allgemeine Vormachtstellung errungen und
zwar durch die erstere Gruppe von Besitzungen für ihren Handel und Verkehr
nach China-Japan, durch die Samoa-Jusel für ihre Beziehungen zu Australien.
Somit macht nicht bloß die Natur der Union den Ein-
druck des Kolossalen, auch ihr ganzes Werden und
Wachsen ist wahrhaft riesenhaft.
Ein neues Geschlecht greift dort kraftvoll und mit jugendlichem Vertrauen
in die Zügel der Weltgeschichte. Die ausgefahrenen Geleise, in denen die Kultur
der Alten Welt sich bewegt, sind ihm verhaßt. »Go ahead« (geh' voran!) ist
die Losung des Amerikaners. Freilich fehlt es diesem Staatswesen auch nicht an
Schattenseiten; dazu rechnet man das bedenkliche Anwachsen der Neger-
bevölkernng, der slavischen und italienischen Einwanderung, die heftigen Kämpfe
zwischen Unternehmertum und Arbeiterbevölkerung und den Ämterschacher.
Das Deutschtum in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Unter allen Völkern Europas haben, von den Angelsachsen abgesehen, die
Deutschen den tiesstgehenden Einfluß auf die Union ausgeübt. Zu vielen
Tausenden haben sie mit den englischen Einwanderern den Urwald gelichtet und
das Saatkorn gestreut, wo vorher die Büffel und die bronzefarbenen Wilden
hausten. Zu Zehntausenden und Hunderttausenden haben sie mit die großen
Städte gegründet, Philadelphia, Chicago, Ciucinnati, Milwaukee, St. Louis und
viele andere. Auch viele Gewerbe führen auf deutsche Anregung und deutsches
Können zurück. Deutsche brachten den Buchdruck und den Holzschnitt, chemische
Fabriken und Eisenhütten, die Klavierindustrie und die Brauereien. Deutsch-
amerikanische Ingenieure waren hervorragend beteiligt an den technischen Groß-
leistnngen der Neuen Welt, und deutsch-amerikanischer Reichtum half bei den
riesenhasteu Unternehmungen des Verkehrswesens und der Industrie. Des-
gleichen standen bei dem großen Kampfe zwischen dem Norden und dem Süden
(1861—65) 300000 Deutsche im Blachselde und vergossen ihr Blut für die neue
Heimat.
Der Segen, den die deutsche Einwanderung der Neuen Welt gebracht, be-
schränkt sich aber nicht auf die wirtschaftlich-politische Seite. Auch das geistige
Leben Amerikas hat seine Wurzeln vielfach in deutscher Bildung und Wissenschaft.
Deutsche Lehrer und Forscher wirken in großer Zahl in der Union und sür die
Einrichtungen von Erziehnngs- und Unterrichtsanstalten dienten die deutschen zu-
meist als Muster. Desgleichen stehen in der Pflege der Künste die Deutschen
obenan. Deutsche waren es namentlich, welche den Iankees das Verständnis der
Fischer-Geistbeck, Erdkunde für höhere Schulen. Vi. Teil. 4. Slufl. 3
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kuba Großen_Ozean Hawaii Guam China-Japan Amerika Europas Philadelphia Chicago Ciucinnati Milwaukee Amerikas
- 49 —
lüften weisen über den Ocean nach Amerika hinüber; in Jr-
land, Großbritanniens oceanischem Vorlande, nähert sich die West-
küste Amerika noch mehr als in der hesperischen Halbinsel. Auf
den Süd- und Ostküsten liegen die Berührungspunkte mit Europa.
Die Süd küste, einst durch die Stürme des Kanals von Gal-
lien losgetrennt, trotzdem bei der geringen Entfernung von Dover
nach Calais die Eingangspforte der alten keltischen Bevölkerung
wie der römischen Legionen und des normannisch-französischen
Adels. Die Nordseeküste hat den dorthin neigenden größten
und reichsten Theil des Tieflandes der germanischen Einwände-
rnng aus Deutschland und Skandinavien geöffnet. Hier der
Schwerpunkt und Mittelpunkt der politischen Einheit und Macht.
Erst seitdem ist das Land vor erfolgreichen Invasionen gesichert.
— Die vermittelnde Stellung zwischen dem maritimen Europa
und der oceanischen Welt, die an Griechenland erinnernde Küsten-
entwicklnng, die günstigen Erhebungsverhältnisse, die durch das
Seeklima*) begünstigte Ertragfähigkeit des Bodens, der Reich-
thum an Erzen und Kohlen und die glückliche Mischung der
Bevölkerung zu einem charaktervollen eigenartigen Ganzen auf
germanischer Grundlage**) sind die hauptsächlichsten natürlichen
Ursachen der englischen Macht und Seeherrschaft. Sie erstreckt
sich über Ländergebiete, deren Flächeninhalt nur von dem des
russischen und chinesischen Reiches übertroffen wird.
1) Die Insel Großbritannien***) (kelt: Albion), ein
langgestrecktes gleichschenkliges Dreieck auf der Basis Landsend-
*) Herrschend sind die warmfeuchten Westwinde, unter deren Einfluß
die Smaragdiusel Irland die meisten Regentage, Devonshire nebst der In-
fel Wight (Osborne) das relativ mildeste Klima in Europa hat. Der Win-
ter ist hier nicht kälter als in der Lombardei. Die Ostsee leidet im Früh-
jähr unter den rauhen Nostwinden (doch hat Südschottland noch dieselbe
Temperatur wie Essex), das ganze Tiefland unter dem Nebel; daher der
Spleen.
**) Auch die englische Sprache ein Produkt dieser Mischung. Ihre Aus-
breitung Hand in Hand mit der Ausdehnung der politischen und commer-
ciellen Macht über die ganze Erde. Die englische Literatur dem deutschen
Geiste mchr homogen als die französische. — Der Volkscharakter und die
Gliederung der Stände so wie die Stellung der Kirche zeigt, wie zähes
Festhalten am Alten (auch in den Formen) und freie Bewegung sich gegen-
seitig wohl vertragen.
"*) Britannia major, im Gegensatz zu Brit. minor, der Bretagne. Die
beiden Ränder des äußeren Beckens des Aermelmeeres sind sowohl hinficht-
lich der Bodenverhältnisse als der Bevölkerung einander ähnlich.
Götze, geographische Repetitionen. 4
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Osborne
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Europa Dover Deutschland Skandinavien Europa Griechenland Europa Bretagne
— 51 —
durchzogen und nur um den Washbuseu herum von größeren
Sumpfstrecken (tke Fenn) umgrenzt, hat dieses in England wie
in Irland das Uebergewicht. Eine Linie vom Kanal von Bristol
zum Humber die Grenze beider Theile. Dort die mächtigen Koh-
len- und Eisengruben von Newcastle bis Birmingham^),
die Gruudlageu der englischen industriellen und Handelstätigkeit.
Dort die nirgends erreichte Anzahl großer moderner, in Rauch
gehüllter Fabrik- und Handelsstädte (besonders an der Linie
Liverpool, Manchester, Leeds, Hull) mit dem reichen,
realistisch gebildeten Bürgerstande und dem großen der Schul-
bildung ermangelnden Arbeiter-Proletariat. Hier (old England)
das reiche Acker- und Wiesenland und die großen Parks**) mit
den alten Schlössern, die Latifundien der weltlichen und geist-
lichen Nobility, die alten zum Theil bis über die römische Zeit
hinaufreichenden kleineren Städte ***), unter ihnen die reich dotier-
ten Metropolen der bischöflichen Kirche und der wissenschaftlichen
Bildung (Canterbury, Jork, Oxford, Cambridge;
Eton, Shrewsbury). Hier aber auch London, der größte
Städtecomplex der Welt, auf dem Boden der 3 Königreiche
Essex, Sussex und Kent, der historische (Tower), politische,
geistige und merkantile Mittelpunkt des Reiches, in der Mitte
der fruchtbarsten Grafschaften-f), auf beiden Seiten der schon
unter dem Einflüsse des Meeres stehenden Themse; daher schon
als altbritische Stadt (Londinium bei den Römern) nicht nnbe-
deutend. Durch das hügelige Tiefland gieng auch die große
Römerstraße über Lincoln (Lindum) und Jork (Eboracum)
bis zum vallum Hadrianiff), der alten schottischen Grenze,
zwischen Earlisle und Newcastle, die später des Passes
von Berwick halber bis zur Mündung des Tweed vorgerückt
wurde. Ueber die Flächen führt ferner fast in gerader Linie
von Haftings, vor London, St. Albans (Verulamium)
*) Dazu kommen die Kohlendistrikte von Wales, in denen die Zinn-,
Kupfer- und Bleierze von Cornwall ausgeschmolzen werden.
**) Der Mangel an großen Wäldern wird dadurch nicht ersetzt.
***) Die alten englischen Städte zieren große Kirchen im normannisch-
gothischen Stil, dem die himmelanstrebenden deutschen Thürme fehlen.
f) Das ganze Reich wird in Grafschaften, Shires, (vgl. Scyregeresa,
Sherisf, Earl) oder (in Schottland und Irland) Counties getheilt.
ff) Im Westen ebenfalls viele römische Gründungen bis zur Mündung
des Severn (Sabrina). Die Römer giengen auch hier den warmen Quellen
nach (Bristol. Bath). Nordschottland und Irland blieb ihnen fremd.
4*
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Bristol Leeds England Oxford Eton Shrewsbury London Essex Sussex London Wales Cornwall Schottland Irland Bristol Irland
— 52 —
Northampton, Nafeby, Bosworth an der Schwelle des
höheren Landes vorbei, eine Schlachtenlinie bis nach Leieester
(Ratae) in Mercia, wo sie mit einer zweiten, von der Mulde
des Severn und Avon her*), zusammentrifft.
b. Das Königreich Schottland. Theilnng in Süd-,
Mittel-, und Nord-Schottland durch zwei quer das Gebirgsland
durchziehende und in Meerbusen endigende Vertiefungen (Clyde-
und Caledonische Kanal). Im S. und auf der Ostfeite des
mittleren Theils Wiederholung der englischen Natur, aber in
beschränktem Räume. Darum war die germanische Bevölkerung
(Peghten (?) später Norddeutsche) wohl im Stande, die keltischen
Schotten trotz der Zuzüge ihrer Landsleute aus Irland zu uu-
terwerfen, aber nicht dem mächtigern England gegenüber nnab-
hängig zu bleiben.**)
Englands Kohlen- und Eisenflöze finden sich wieder an den
Abhängen der Cheviot berge bis zu den breiten und frucht-
baren Niederungen des Clydethals (dessen oberer Theil reiches
Weideland), und hinüber durch Fise und Perthshire bis zum
Tay. Die einstigen Zierden dieser Striche und der Umgebungen
der Förth- und Taymündung, die prächtigen Abteien, Kirchen
und Schlösser, meist wie in England in den Reformationskämpfen
zu Grunde gegangen. Jetzt Hauptsitze der schottischen Gewerbe.
Am Elydebnsen Glasgow; am Forthbuseu, im reichstentheile
des Königreichs, Edinbnrg (Edwinesbnrg) nebst der Hafenstadt
Leith. Amphitheatralifche Lage (Castell. Holyroodpalast). Die
beste Aussicht über den ganzen Meerbusen und über das Schlacht-
feld von Bannokdnrn gewährt die alte hohe Residenz Stir-
ling. Am Taybuseu die alte Hauptstadt Perth (in der Nähe
Scone, die Krönungsstadt), und Dnndee, nächst Leith und
Aberdeen der bedeutendste Hafenplatz an der Ostfeite.***) Hier-
*) Gloucestershire <Tewkesbury); Worcestershire (Evesham nud St.
Andrews); Warwikshire. Eine dritte Linie im Norden. Marstonmoor in
Dorkshire.
**) Doch unterscheiden sie sich in Folge ihrer eigenthümlichen Entwick-
lnng vielfach von den Engländern. Presbyterialkirche. Allgemeine Volks-
bildnng, weniger Nationalstolz, daher größere Beachtung des Fremden. —
Keltische Bevölkerung, Sprache, Sitte und Lebensweise nur noch in den
ödern Berggegenden des Westens und Nordens und auf den Hebriden. Die
Bergschotten; ihre Clans und Farben. Basaltinsel Staffa und die Fingals-
höhle. Schilderung des Landes im Ossian.
***) In der Nähe der Leuchtthurm Bell Rock, wie in der Nähe von
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