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Männern an seinem Hose arbeitete ex eine deutsche Grammatik aus und exsand deutsche Namen süx die Monate und Winde.*)
Um den Ackexbau zu verbessern, legte Karl auf seinen Gütexn Musterwirtschaften an. Znx Vexmehxung des Handels und Verkehrs ließ ex Straßen, Bxücken und Kauäle bauen und bexoxdnete, daß in den Städten alljährlich große Mäxkte abgehalten wexden.
4. Wie Kaxl dex Gxoße aussah, und wie ex lebte.
Kaxl wax ein hochgewachsenex Mann von schlankex, kräftiger Gestalt. Seine Leibeslänge maß siebenmal die Länge seines Fußes. Seine Kxast wax anßexoxdentlich gxoß. Hnseisen zer-brach ex wie Brot; einen gehaxnischten Mann oexmochte ex mit einex Hand, frei, mit ausgestrecktem Arme, in die Höhe zu heben; ein Roß in stärkstem Lause hielt er aus. Sein Gesicht war majestätisch; dunkle Locken und ein stattlicher Bart zierten sein Haupt. Seine blauen Augen blickten gewöhnlich voll Milde; aber wenn er zornig war, vermochte niemand ihren Glanz m ertragen.
Die Kleidung Karls war einfach. Er trug gewöhnlich ein Untergewand und Beinkleider von Leinwand. Von den Knieen abwärts waren die Beinkleider kreuzweise mit sarbigen Bändern umwunden. Sein Leibrock war ebenfalls von Leinwand und mit Seidenstreisen verziert. Darüber trug er einen kurzen Mantel von weißer oder grüner Farbe, im Winter einen Pelz von Fischottersell. Nie zeigte er sich öffentlich ohne sein gewaltiges pchwert mit goldenem Griffe. Bei feierlichen Gelegenheiten schmückten ihn eine goldene Krone und ein langer Purpurmantel.
Im Essen und Trinken war Karl äußerst mäßig. Er genoß nur einfache Speisen, am liebsten Wildbret, am Spieße gebraten. Die Trunksucht war ihm ein Abscheu.
Niemals war der große Kaiser unbeschäftigt. Wenn ihm die Regierungsgeschäste Ruhe ließen, pflegte er Gespräche mit den gelehrten Männern an seinem Hofe, um vou ihnen zu lernen, oder las Bücher oft bis tief in die Nacht hinein. In seiner Jugend hatte er wenig Unterricht erhalten; als Mann in vorgerückten fahren lernte er noch schreiben und die griechische Sprache.
Karls liebste Erholung war die Jagd. Im Reiten, Schwimmen und tm Waffenwerk war er ein Meister. Er schlief immer nur wenige Stunden und erhob sich oft zur Nachtzeit von feinem Lager, um zu arbeiten.
*) Die Monatsnamen, die Karl aufstellte, lauten der Reihe nach: «n ttnanotl), Hornung, Lentzinmanoth, Ostarmanoth, Winnemanoth. ^rachmanoth, Heuvimanoth (Heumonat), Aranmanoth (Erntemonat), Witu-manoth (Holzmonat), Windumanoth (Weinlesemonat), Herbistmanotb Heilaa-manoth (Heiliger Monat Christmonat).
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Kaxl Karls Karl Karl Karls Karl Karl Hornung
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Lentzinmanoth Ostarmanoth Winnemanoth Windumanoth
Besondere Sorge wurde für die Neugestaltung des preußischen Heeres aufgewendet. Hierfür war besonders Gebhard David Scharnhorst tätig. Er war ein Bauernsohn aus dem Hannoverischen, hatte im Heere des Kurfürsten von Hannover gedient und war als Oberleutnant der Artillerie in das preußische Heer
Scharnhorst.
eingetreten. Scharnhorst war nicht nur eiu tapferer Kriegs-ntann, sondern auch ein tüchtiger Kenner der Kriegskunst und dem deutschen Baterlande treu ergeben. Bis zum Jahre 1806 bestand das preußische Heer zum großen Teil aus angeworbenen Leuten. Die gemeinen Soldaten wurden roh behandelt. Die Handhabung der Waffen war schwerfällig und durch vieles Überflüssige mühselig. Man setzte einen Stolz darein, daß ein Regiment beim Marschieren nur einen einzigen Tritt, beim Schießen nur einen einzigen Knall hören ließ; alle Soldaten mußten Zöpfe von gleicher Länge tragen und kamen in der Nacht vor einer Parade kaum zum Schlafen, weil sie einander frisieren und pudern mußten. Geringe Fehler im Dienste wurden mit Stockprügeln, größere mit Spießrutenlausen bestraft. Das ganze Heer war wie eine große Maschine und wurde nur durch sklavische
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_David_Scharnhorst David
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gefärbt; hochroter und blauroter Purpur war der kostbarste; ein Pfund fo gefärbter Wolle kostete nach unserem Gelde etwa fünfhundert Mark.
__ Den Phöniziern wird auch die wichtigste aller menschlichen Erfindungen, die Erfindung der Schrift, zugeschrieben. Doch möchte sich ihr Verdienst hierin daraus beschränkt haben, daß sie die ägyptische Hieroglyphenschrift vervollkommnet und bequemer zum Gebrauche eingerichtet haben.*)
Die phönizische Religion war heidnisch; der oberste Gott wurde Baal, die höchste Göttin Astarta genannt. Die Religionsgebräuche waren durch Menschenopfer und andere Greuel verunstaltet. Die Phönizier hatten kein gemeinsames Staatswesen. Jede Stadt bildete einen Freistaat sür sich, der von den vornehmen Geschlechtern regiert wurde. Manchmal geschah es auch, daß eiu tatkräftiger und ehrgeiziger Mann sich zum Könige einer Stadt auswarf. Übervölkerung der Städte oder auch bürgerliche Zwistigkeiten gaben oft Veranlassung, daß ein Teil der Einwohner mit all ihrer Habe in fernere Gegenden zog, um dort eine Kolonie zu grüudeu. Solche Kolonien waren auf der Insel Malta, Palermo auf Sizilien, Eadix in Spanien und das berühmte und mächtige Karthago, eine Gründung der Tyrier.
Ii. |>ie Griechen.
1. Die Achäer.
Der südliche Teil der Balkanhalbinsel war schon 1500 Jahre vor Christi Geburt von einer Nation bewohnt, die in viele einzelne Stämme geteilt war. Ihr Gesamtname war in frühester Zeit Achäer, später Hellenen; wir nennen sie, dem Gebrauche der Römer folgend, Griechen.
Daß der 9tarne des angeblichen Erfinders Thot oder Taut nur ein sagenhafter und kein geschichtlicher ist, wird wohl keiner weiteren Erörterung
bedürfen. Unser Alphabet — schon der Name Alphabet ist phönizischen
Ursprunges - stammt unzweifelhaft von dem phönizischen Alphabet ab; dies läßt sich aus vielen Buchstabenformen und besonders aus der Reihenfolge der Buchstaben beweisen. Die Deutschen haben ihre Schrift von den Römern erhalten; den italienischen Völkern haben sie entweder die Phönizier selbst, oder^die Griechen gebracht.
Die Schreibweise der ägyptischen Hieroglyphen hat ihr Wesen darin, daß in au für das Zeichen eines Lautes das Bild eines Gegenstandes malte, dessen Benennung in der ägyptischen Sprache mit dem Laute begann, den man Ichreiben wollte; man würde das deutsche Wort „Ast" in ähnlicher Weise darstellen, etwa durch die drei Bilder von Axt, Säge, Traube (Ast). Ganz meielbe Weise tritt uns in der phönizischen Schrift entgegen; nur wird für denselben Laut immer dasselbe Lautzeichen angewendet, und die Zeichen selbst haben nicht mehr den Charakter von Bildern, obgleich derselbe bei vielen^wch leicht erkennbar ist. Aber eben bannn werden wir die phöni= znche echrift nicht für eine neue Erfindung, sondern nur für eine — aller= bings höchst verdienstvolle — Verbesserung der ägyptischen halten bürsen.
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Malta Palermo Sizilien Spanien Karthago
— 168 —
vorgeschlagene Gesetze, über Krieg und Frieden und sonstige das Gemeinwesen betreffende Angelegenheiten. In der Folgezeit wurden die fünf Ephoren, die auf je ein Jahr gewählt wurden, die eigentlichen Machthaber in Sparta.
Lykurg wollte aus deu Spartanern ein einfaches, sittenstrenges, kriegerisches und vaterlandsliebendes Volk machen. Darum ordnete er an, daß alle Spartaner vor dem Gesetze gleich sein und auch die gleiche einfache Lebensweise haben sollten. Dies ging so weit, daß die Spartaner sogar ihre Mahlzeiten gemeinsam und sozusagen öffentlich einnehmen mußten. Ein spartanisches Nationalgericht war die „schwarze Suppe", die aus Fleischbrühe, Blut, Essig und Salz bestand, also ungefähr das war, was man in Süddeutschland einen „Pfeffer" nennt. Handel sollten die Spartaner weder in Sparta, noch im Auslande treiben; darum wurde eisernes Geld eingeführt. Die Kleidung war einfach, gerade hinreichend, um die Blößen zu bedecken. Leibesübungen zur Erlangung und Bewahrung kriegerischer Tüchtigkeit bildeten die Hauptbeschäftigung der Spartaner. Eigentümlich war die Erziehung in Sparta geordnet. Schwächliche Kinder wurden im Taygetnsgebirge ausgesetzt; die gesunden erhielten vom siebenten Lebensjahre an eine gemeinsame Erziehung in den öffentlichen Erziehungshäusern. Hier wurden sie zur Abhärtung des Körpers, zur Ertragung von Hunger, Durst, Körperschmerz angehalten, aber auch zur Vaterlandsliebe, zur Ehrfurcht uindem Alter, Wahrhaftigkeit und Sittenreinheit erzogen. Auf geistige Bildung legte man in Sparta keinen großen Wert; die Knaben lernten nur lesen und schreiben, heilige Gesänge und Kriegslieder singen; die Hauptsache blieb die Ausbildung zum Waffendienst und ernsten Bürgersinn.*)
3. Athen.
Die Landschaft Attika nahm den südöstlichen Teil von Mittelgriechenland ein. Sie war sehr fruchtbar; Getreidefelder, Wein-, Feigen- und Ölgärten gaben reichliches Erträgnis. Ursprünglich waren 10 Gemeinden in Attika. Durch Thefeus wurden sie zu einem einzigen Gemeinwesen vereinigt, dessen Hauptort die Stadt Athen war. Bis zur Wanderung der Dorier regierten Könige über Attika. Als die Dorier gegen Athen heranzogen, stellten sich ihnen die Athener, geführt von ihrem König Kodrus, entgegen. Den Doriern war eine Weissagung geworden, daß sie siegten, wenn König Kodrus am Leben bliebe. Kodrus erfuhr
*) Die kurze, schlagende Sprechweise — der „lakonische" Ausdruck — der Spartaner ist sprichwörtlich geworden. „Unserer Schützen sind so viele, daß man von der Menge ihrer Pfeile die Sonne nicht sehen wird," sagte ein Perser zu einem Spartaner und erhielt die Antwort: „Um so besser, dann werden wir im Schatten kämpfen."
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Extrahierte Personennamen: Leo_Ix Leo Leo Leo Friedrich_von_Büren Friedrich Friedrich_I. Friebrichs_I. Friedrich_der_Einäugige Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_— Friedrich Barbarossa Barbarossa
Haltung, durch seine fürstliche Gestalt die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich.
Aber bald drang das Gerücht in das Volk, daß der Kronprinz von einer tückischen Halskrankheit befallen sei und zu seiner Genesung in San Remo in Italien weile. Hier tras ihn die Nachricht von dem Tode Kaiser Wilhelms. Der kranke Kronprinz
Kaiser Friedrich Iii.
war Kaiser geworden. Die Pflicht rief ihn nach Berlin. Allein die Ärzte rieten ab und wiesen aus die ungünstige Witterung und die Gesahr einer Erkältung hin. Doch Kaiser Friedrich blieb unerschütterlich. „Und wenn ich unterwegs sterben müßte, ich kehre zurück," erklärte er aufs bestimmteste?)
In Berlin wurde alles getan, was menschliche Kunst, was aufopfernde Pflege vermochten, um das bedrohte teure Leben zu erhalten. Doch vergebens. Das Krebsleiden nahm zu. Aber in den gräßlichsten Qualen blieb der Kaiser ruhig und geduldig und schrieb, als er schon nicht mehr sprechen konnte, für seinen Sohn auf ein Blatt Papier: „Lerne leiden, ohne zu klagen."**)
*) Friedrichs edlen Sinn dürften wohl am besten die Worte kennzeichnen, die er beim Antritt seiner Regierung sprach: „Unbekümmert um den Glanz ruhmbringender Großtaten, werde ich zufrieden fein, wenn dereinst von meiner Regierung gefügt werden kann, sie fei meinem Volke wohltätig, meinem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen gewesen."
**) Vergl. im Anhang das Gedicht: Kaiser Friedrichs Mahnung.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Berlin Berlin Friedrichs
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mehr; sein Werk vollendete sein Nachfolger Mazarin, dessen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerkraft Frankreichs zu heben.
Ludwig Xiv. nahm die Regierung*) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter seiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Literatur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt.
Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsaß, soweit es österreichisch war, und die Landgrafschaft**) im Elsaß erhalten; das bedeutete nicht etwa, daß Elsaß sorthin französisches Land fein sollte, sondern es sollte beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige im Namen des Deutschen Kaisers und Reiches verwaltet werden. Ludwig Xiv. aber zwang die Elsässer, ihm als ihrem unbeschränkten Herrn und Könige zu huldigen, und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsamerweise die freie Reichsstadt Straßburg in Besitz.
Ludwigs Xiv. Bruder, der Herzog Philipp von Orleans, war mit Elisabeth Charlotte, der Schwester des kinderlosen Kurfürsten Karl von der Pfalz, verheiratet. Als der Kurfürst (1685) starb, erhob Ludwig für feinen Bruder Erbansprüche aus die Pfalz. Der Kaiser und die Reichsfürsten wiesen sie zurück und schlossen zur Abwehr einen Bund mit den Holländern und den Engländern. Ludwig besetzte die Pfalz im Herbste des Jahres 1688 mit einem Heere von 50000 Mann. Nachdem die Bewohner durch Plünderung und Gewalttaten aller Art mißhandelt worden waren, gab Ludwig (1689) den Besehl, Städte und Dörfer niederzubrennen. Es wurden französische Mordbrennerbanden ausgeschickt nicht nur in me Pfalz, sondern auch nach Schwaben, Franken und selbst nach Böhmen. Ludwig wollte sich durch diese Verwüstungen dafür rächen, daß feine Ansprüche
*) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er nnter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661.
**) Landgraf — Reichsstatthalter.
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Extrahierte Personennamen: Mazarin Ludwig_Xiv Ludwig Frankreichs_Kriegsruhm Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Philipp_von_Orleans Philipp Elisabeth_Charlotte Karl_von_der_Pfalz Karl Ludwig_für Ludwig Ludwig Ludwig_( Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Frankreichs Frankreichs Europa Frankreich Elsaß Reichsstadt_Straßburg Schwaben
Einfach wie die Kleidung und Wohnung, war auch die Lebensweise. Gleich nach dem Aufstehen wurde im Winter wie im Sommer^ein kaltes Bad genommen. Dem Bade folgte eine Mahlzeit. Sie bestand aus wildem Obst, Wildbret, Milch und Käse. Als Getränk biente Bier, das iit jedem Hause aus Gerste und Haber gebraut wurde. Beim Essen hatte jeder seinen besonderen Sitz von ausgeschüttetem Stroh oder Moos, worüber oftmals eine Bärenhaut ausgebreitet war, und vor sich ein niederes Tischlein von Holz, auf das die Speisen ausgestellt wurden. Nach dem Essen ging man den Geschäften nach. Die
'nth/»,mth.
Line Ansiedlung der alten Deutschen.
Männer zogen in den Wald auf die Jagd, die Frauen beschäftigten sich mit Spinnen, Weben und sonstigen häuslichen Arbeiten.
Schwere Arbeiten wurden als entehrend sür den freien Mann angesehen. Ihm ziemte nur Jagd und Krieg. Darum mußten die Frauen und Knechte das Feld bebauen. Der Ackerbau war nicht sehr ergiebig; wegen des rauhen Klimas gediehen nur Gerste und Haber, veredeltes Obst gab es nicht. An guten Weideplätzen war kein Mangel; man hatte darum große Herden von Schasen, Pferden und Rindvieh; allein diese Tiere waren klein und unansehnlich.
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bereuten sie ihren Ungehorsam und zwangen Lothar, den Vater
Tiei zu lassen. Ludwig der Fromme führte wieder die Regierung bis zu fernem Tode (840). ^ymung
2. Von den Straßburger Eiden, den Verträgen nt
Verdun und zu Mersen.
Nach dem Tode^Ludwigs des Frommen wollte Lothar das
ganze Frankenre:ch allein beherrschen. Aber Ludwig der Deutsche und tetn Stiefbruder Karl der Kahle schlossen ein Bündnis und zogen gegen Lothar zu Felde. Im Jahre 841 würde bei
wurde”besiegt X9 eme große Schlacht geschlagen. Lothar
vmit folgenden Jahre kamen die beiden Brüder Ludwig und .^arl — jupm war unterdessen gestorben — in Straßbura zusammen, um ihr Bündnis zu erneuern. Da schwuren sie sich die nachstehenden Erde der Treue, und zwar Ludwig der Deutsche ui französischer, Karl der Kahle in deutscher Sprache. Ehe sie ichrouren, redeten sie das Volk an, und Ludwig, als der ältere begann also:
„Wie oft Lothar mich und meinen Bruder verfolgte wie er uns zu vernichten trachtete, wißt ihr wohl. Der Not ae-horchend, haben wir unsere Sache dem Urteile des allmächtigen tzeev anheimgestellt und durch fein Erbarmen in einer großen echlacht den Sieg davongetragen. Aber auch jetzt gibt sich ^othstt nicht zufrieden, sondern läßt nicht ab, mit gewaffneter vand mich und diesen meinen Bruder zu bedrohen. Dazu sucht er unser Volk heim mit Brand, Raub und Mord. Deshalb jiub wir jetzt zusammengetreten, um den Eid unwandelbarer -treue und brüderlicher Eintracht uns zu leisten. Sollte ich, Wae (Sott verhüten möge, wagen, den Schwur meinem Bruder zu brechen, jo spreche ich euch von dem Gehorsam und der Treue gegen mich frei und ledig."
Darauf sprach Karl dieselben Worte in französischer Sprache, ^obann leistete jeder diesen Eid: „Aus Liebe zu Gott und um des christlichen Volkes und unser beider Heil willen will ich von diesem Sage an fürderhin, so weit mir Gott Wissen und Macht gibt, diesen meinen Bruder halten, wie man feinen Bruder halten soll, unter der Bedingung, daß er mir ein Gleiches tut. lind mit Lothar werde ich feinen Vergleich eingehen, der meinem Bruder zu Schaben gereicht."
. Zufolge dieser Einmütigkeit mußte Lothar einwilligen, mit feinen Brübern Ludwig und Karl das Reich zu teilen. Im Vsahre 843 würde zu Vetbun der Teilungsvertrag geschlossen Karl der Kahle erhielt das Land westlich von der Maas, der
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Extrahierte Personennamen: Lothar Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Ludwig Ludwig Lothar Karl Karl Lothar Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl Karl_der_Kahle Karl
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Reiches und große Vorrechte vor den anderen Fürsten und sollten den obersten Rat des Königs bilden. Aus einer großen Fürsteu-versarnniluug zu Metz wurde das neue Gesetz verkündigt. Es wurde aus Pergament geschrieben, an dem das Siegel des Kaisers in einer goldenen Kapsel angebracht wurde. Eine solche Kapsel mit dem Siegel nannte man eine Bulle, und davon hat das ganze Gesetz den Namen „die goldene Bulle" erhalten. Die goldene Bulle hatte bis zur Auslösung des alten deutschen Reiches im Jahre 1806 Geltung.
2. Sigismund.
Aus Kaiser Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel, ein roher, dem Trnnke ergebener Mann, der sich um die Regierung des Reiches wenig kümmerte. Darum setzten ihn die Kurfürsten ab itrtd wählten an seiner Statt den Psalzgrasen Ruprecht und nach dessen Tode Wenzels Stiefbruder Sigismund, der Markgraf von Brandenburg und König von Ungarn war.
In die Regierungszeit Sigismunds fallen die Kirchenversammlungen von Pisa, Konstanz und Basel.
Vom Jahre 1308 bis 1378 hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern zu Avignon in Frankreich. Endlich im Jahre 1378 wurde wieder ein Papst zu Rom gewählt, Urban Vi. Allein die französischen Kardinäle kündeten ihm den Gehorsam und wählten einen neuen Papst, zu dem die Franzosen, Engländer und Spanier hielten.
Hierdurch entstand eine Spaltung der Kirche?) Sigismund.
Um die Einigkeit in der Kirche wiederherzustellen, wurde in Pisa eine Kirchenversamm-lnng gehalten. Die versammelten Geistlichen erklärten die beiden streitenden Päpste sür abgesetzt und wühlten ein neues
*) Das große abendländische Schisma. (Schisma — Spaltung).
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Karl_Iv Karl Sigismund Sigismunds Urban Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Wenzels Brandenburg Ungarn Konstanz Basel Rom Avignon Frankreich Rom