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S. I 1804. 87. Kaiser Napoleon I.
Napoleon 1. war ein ausgezeichneter Feldherr und ein geistreicher Staatsmann. Wer mit seinen großartigen Fähigkeiten verband derselbe einen unbegrenzten Ehrgeiz. Die Herrschaft Frankreichs genügte ihm nicht, er wollte über ganz Europa gebieten. Zu diesem Zwecke führte er der Reihe nach mit allen europäischen Staaten blutige Kriege. Umsonst kämpften dieselben einzeln und auch verbündet in zahllosen Schlachten gegen ihn. Durch Heimtücke und Waffenglück wußte der siegreiche Eroberer sie alle zu überwältigen.
Auf solche Weise wurden Belgien und Holland, Spanien und Portugal, Italien und die Schweiz, Preußen und Oesterreich seinem allmächtigen Willen unterworfen. Einzelne dieser Staaten wurden Frankreich einverleibt, andere der Herrschaft seiner Verwandten oder Verbündeten übergeben. Mit grausamer Strenge knechtete Napoleon besonders das unglückliche Deutschland. Preußen und Oesterreich büßten die Hälfte ihrer Länder ein. Die kleineren Fürsten Deutschlands dagegen, sechzehn an der Zahl, mußten sich vom Kaiser und Reiche lossagen und den so genannten Rheinbund bilden, dessen Schuß Herr er selbst war. Das ganze linke Rheinland wurde mit Frankreich vereinigt. Unter diesen Verhältnissen legte auch der Kaiser Franz Ii. den deutschen Kaisertitel nieder und nannte sich nun Kaiser von Oesterreich (im Jahre 1806).
Der Emporkömmling wollte jetzt auch die Hand einer fürstlichen Frau besitzen. Kühn warb er um die Erzherzogin Maria Luise, die Tochter des Kaisers Franz von Oesterreich. Dieser willigte mit schwerem Herzen in die Vermählung, welche i. I. 1810 zu Paris unter großen Feierlichkeiten stattfand. Im folgenden Jahre wurde Napoleon ein Thronfolger geboren, den er schon in der Wiege zum Könige von Rom ernannte. Er stand nun auf der Höhe der Macht, und seine Weltherrschaft schien sich zu verwirklichen. Alle Völker zitterten vor dessen Willen. Seine Gunst erhob Fürsten, wie sein Zorn sie vernichtete. Nur England und Rußland standen noch ungebeugt da.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Maria_Luise Maria Franz_von_Oesterreich Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europa Holland Spanien Portugal Italien Oesterreich Frankreich Deutschland Oesterreich Deutschlands Rheinbund Frankreich Oesterreich Paris Rom England
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Wie die meisten vornehmen Römer, widmete sich auch Cäsar dem Staatsdienste. Er suchte hierbei besonders durch Freundlichkeit und Freigebigkeit die Gunst der großen Menge zu gewinnen. So gab derselbe dem Volke einmal prächtige Sprele, bei welchen alles Gerät aus gediegenem Silber bestand. Freilich stürzte sich Cäsar durch solche Verschwendung in große Schulden. Aber er war hierüber so unbekümmert, daß er einst frohgelaunt ausrief: „Ich brauche gerade drei Millionen Mark, um zu sagen, daß ich nichts habe!"
Der junge Mann wurde bald der Liebling des Volkes, das ihm nach und nach die höchsten Aemter übertrug. Nachdem er diese durchlaufen hatte, wurde er zum Statthalter der Provinz Gallien (Frankreich) ernannt. Hier schuf sich Cäsar durch viele glückliche Kriege ein ergebenes Heer und bildete sich selbst zu einem trefflichen Feldherrn heran. Doch der Ehrgeizige war mit seiner hohen Stellung nicht zufrieden. Er wollte der Erste im Staate sein. Der römische Staatsrat (Senat) durchschaute aber dessen Absicht und setzte ihn ab.
Da brach Cäsar mit seinem kampstüchtigen Heere aus und überschritt die Grenze Italiens mit den Worten: „Der Würfel ist geworfen!" In raschem Siegeslaufe eroberte er Italien und besiegte hierauf alle Gegner in zahlreichen Schlachten. Jetzt hatte der Emporkömmling das Ziel seiner Wünsche erreicht: er war unumschränkter Herrscher. Durch eine Reihe heilsamer Verbesserungen im Staatswesen bewies derselbe sich bald auch als ausgezeichneten Staatsmann. Da er jedoch offen nach der Königswürde strebte, verschworen sich die Anhänger des Freistaates (Republikaner) gegen sein Leben und ermordeten ihn. So fiel Cäsar als ein Opfer seiner Herrschsucht.
Um i. 24. Oetavianus.
Octavianus war ein Schwesterenkel Cäsars und der Erbe seines ungeheuern Vermögens. Er war ein Jüngling voll Schlauheit und Heuchelei. Fest stand in ihm der Entschluß, sich zum Alleinherrscher zu machen. Dennoch gab er sich als einen Freund der fteistaatlichen Verfassung aus. Durch glänzende Feste wußte derselbe die Gunst des Volkes, durch Anspruchslosigkeit
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das Vertrauen des Staatsrates (Senats) zu gewinnen. Daher wurde ihm sogar ein Heer übergeben, damit er zwei Gegner des Freistaates, den Antonius und Lepidus, bekämpfte.
Da schloß Octavmnus unvermutet einen schrecklichen Geheimbund mit ihnen, wornach alle Anhänger des Freistaates ausgerottet werden sollten. Sie fertigten öffentliche Mordlisten an. Wer ihnen verhaßt oder wer reich war, selbst Verwandte und ehemalige Freunde wurden auf diese gesetzt. Ihre Soldaten vollzogen die Bluturteile und erhielten für jeden Gemordeten 15,000 Mark. So fanden viele Tausende ihren Tod. Hierauf ward auch das Heer der Gegner besiegt. Nun teilten die Gewalthaber die Herrschaft unter , sich. Allein der ehrgeizige Octavianus duldete keinen andern neben sich; bald verdrängte er auch seine bisherigen Verbündeten. Dadurch wurde er Alleinherrscher des großen Reiches. Der Staatsrath (Senat) gab ihm den Namen Augustus, d. i. der Erhabene. Er selbst nannte sich nach seinem Oheime Cäsar. Daher kommt unser Wort Kaiser.
Augustus zeigte sich wider alles Erwarten als einen milden und weisen Kaiser. Er gab treffliche Gesetze, um dem verwilderten Volke wieder Liebe zur Einfachheit und Tugend einzupflanzen. Auch Künste und Wissenschaften wurden von ihm gefördert, und es lebten während seiner Regierung die berühmtesten römischen Dichter und Geschichtschreiber. Darum wird das Zeitalter desselben wohl auch das „goldene" genannt. Das römische Kaiserreich wurde um d. I. 400 n. Chr. in ein weströmisches (Rom) und in ein o st römisch es (Konstantinopel) Reich geteilt. Westrom ward um d. I. 500 n. Chr. von den Deutschen, Ostrom i. I. 1453 it. Chr. von den Türken erobert.
I. I. 1. 25. Jesus Christus.
Unter der Regierung des römischen Kaisers Augustus fand ein hochwichtiges Ereignis statt. Es wurde zu Bethlehem im Lande Palästina Jesus Christus, der göttliche Heiland der Welt, geboren. Jesus lebte bis zu seinem dreißigsten Jahre in stiller Zurückgezogenheit. Dann ging er in den Städten und Flecken Palästinas umher und verkündete die Religion der Liebe.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Augustus Cäsar Cäsar Augustus Jesus Christus Augustus Palästina_Jesus_Christus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Konstantinopel Westrom Ostrom Bethlehem
Lucius Iunius Brutus, oder die Befreiung Roms. 47
zu bald an sich selbst erfahren; in kurzer Zeit verlor er zwei ge-
liebte Söhne, und der große Eroberer Cyrus, welcher das Per-
serreich gründete, nahm ihm alles, worauf er so stolz gewesen
war. Sein Unglück rief ihm auf dem Scheiterhaufen Solons
Rede ins Gedächtniß zurück, und in Erwartung eines qualvollen
Todes stieß er den Namen des Weisen aus. Cyrus ließ den Un-
glücklichen herabnehmen, befragte ihn um die Ursache jenes Aus-
rufs und behielt ihn als ein warnendes Beispiel gefallener Größe
bei sich.
Als Solon nach Athen zurückkehrte, fand er alles verän-
dert; mehrere Parteien standen einander feindlich gegenüber. Der
Anführer der einen, Namens Pisistratos, wußte durch schlaue
Mittel seinen Anhang so zu verstärken, daß er sich der Burg be-
mächtigen und zum Oberhaupte des Staates machen konnte;
dock ließ er die Verfassung unverändert fortbestehen.
Solon überlebte diese Umwandlung der innern Verhältnisse
seiner Vaterstadt nicht lange. Er starb in hohem Alter; ob zu
Athen, oder im Auslande, ist unbekannt.
Lucius Junius Brutus, oder die Befreiung Nsms.
(509 v. Chr.)
Tarquinius mit dem Beinamen Superbus oder der
Uebermüthige war durch die Ermordung seines Vorfahrs auf
den Thron gekommen, und glaubte sich auch nur durch Grau-
samkeiten und ungerechte Hinrichtungen auf demselben erhalten zu
können. Viele der edelsten Römer verloren das Leben, blos weil
ihre Rechtschaffenheit und Einsicht dem Tyrannen gefährlich schie-
nen. Er verschonte selbst seine nächsten Verwandten nicht, und
Brutus, seiner Schwester Sohn, dessen Vater und Bruder be-
reits als Opfer des blutdürstigen Mißtrauens seines Oheims
gefallen waren, entging dem Tode nur dadurch, daß er sich blöd-
sinnig stellte. Als aber Tarquinius einst mit seinen Söhnen
Aedea, die Hauptstadt der Rutuler belagerte, legte Brutus
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Extrahierte Personennamen: Lucius_Iunius_Brutus Brutus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Namens_Pisistratos Lucius_Junius_Brutus Brutus Nsms Brutus
126
M. Ulpius Trajanus.
i
Mx. Mpius Trajanus.
Trajanus wurde um die Mitte des ersten Jahrhunderts
nach Christo in Spanien geboren. Unter seinem Vater, der sich
durch Verdienst bis zum Consulat emporgeschwungen hatte, bil-
dete er sich zum Krieger. Abgehärtet gegen die Beschwerden
seines Standes, von hoher, edler Gestalt, voll Geistesgegenwart
und Umsicht, würdig und doch leutselig in seinem Betragen,
wurde er bald der Liebling der Soldaten. Seine Kriegsthaten
in Asien und am Rhein erwarben ihm die Consulwürde, ltitb
nach dem Tode des menschenfreundlichen Kaisers M. Coccejus
Nerva, der ihn an Sohnes Statt angenommen hatte, bestieg
er den Thron (98).
Trajanus ist einer der vortrefflichsten Fürsten, welche die
römische Geschichte aufzuweisen hat. Er gab dem Volke und
seinen Stellvertretern mehr Antheil an der Staatsverwaltung,
veruünderte die Abgaben, verbesserte die Gesetze und unterzog
sich selbst denselben wie der gemeinste Bürger. Dem Befehls-
haber seiner Leibwache überreichte er das Schwert mit den Wor-
ten: „Für mich, wenn ich gut regiere; wider mich, wenn ich
schlecht regiere!" Den öffentlichen Gebeten, welche jährlich für
das Wohl des Kaisers dargebracht wurden, fügte er die Worte
bei: „Wenn er den Staat gut und zur allgemeinen Wohlfahrt
regiert." Sorgfältig in der Wahl seiner Beamten, vertraute
er nur Männern von anerkannter Einsicht und Rechtlichkeit
Staatsämter an. Durch Einfachheit und Sparsamkeit in seiner
Hofhaltung verschaffte er sich die Mittel, die Wissenschaften zu
befördern und dem Staate ein Wohlthäter zu seyn. Wenn
Theurung entstand, so steuerte er dem Mangel aus seinen Vor-
rathshäusern; 5000 arme Kinder wurden auf seine Kosten erzo-
gen. Er baute neue Straßen, Brücken, Häfen, beförderte über-
haupt durch Erleichterung des Verkehrs den Wohlstand und ver-
schönerte die Stadt durch herrliche Gebäude. Viele Herrscher
tragen schöne Beinamen, welche mit ihrer Handlungsweise in
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128
Traurigerer Zustand Roms.
licien. Zu Selinus (Trajanopel) machte der Tod seinem tha-
tenreichen Leben ein Ende (117 n. Chr.). Er wurde 64 Jahre
alt. Die Römer empfingen seine Asche mit eben der Auszeich-
nung, als zöge der angebetete Held noch lebend in ihre Thore
ein, und setzten sie dann unter seiner Ehrensäule bei.
Rechnen wir seine Eroberungssucht ab, welche übrigens
dem kriegerischen Geiste der Römer entsprach, so war er ein Mu-
ster von Regententugenden. Jedem der nachfolgenden Kaiser
riefen die Senatoren bei seiner Thronbesteigung zu: „Sey glück-
licher als Augustus und besser als Trajan!"
Traurigerer Julian- Noms.
Auf Trajanus folgten nur wenige gute Kaiser, desto mehr
üppige, leichtsinnige oder grausame Gewalthaber, welche von den
Soldaten erhoben und schnell wieder gestürzt wurden. Daher
bietet das zweite und dritte Jahrhundert der römischen Geschichte
wenig Anziehendes und für das zarte Jugendaltcr Lehrreiches
dar. Später mögt ihr lesen, wie Schwelgerei am Hofe, Schlech-
tigkeit in der Verwaltung, Zuchtlosigkeit und Plünderungssucht
des Heeres das ungeheure Reich dem Verfalle entgegenführten.
Rom, der Mittelpunkt eines Reiches, welches gegen Mitternacht
bis Schottland, über den Rhein und die Donau hinaus, gegen
Mittag bis zum Atlas und den Quellen des Nils, in der Rich-
tung von Westen nach Osten aber vom atlantischen Meere bis
zum Euphrat reichte, war damals der Sitz der äußersten Ver-
worfenheit. Die Bevölkerung Roms betrug gegen 3 Millionen
Menschen, meist Sklaven und bürgerliche Taugenichtse, welche
sich von jedem, der sie bezahlte, zu Schandthaten, zu Aufruhr
und Mord gebrauchen ließen. Ein Kaiser, welcher sie nicht durch
häufige Austheilung von Lebensmitteln und die blutigen Schau-
spiele der Thierkämpfe und Fechterspiele für sich gewann, schwebte
in beständiger Gefahr, Thron und Leben zu verlieren. Der freie
Bürger kannte im Frieden keine ordentliche Beschäftigung; denn
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Roms Rom Schottland Rhein Donau Rich-
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Cajus Julius Cäsar.
losigkeit zu, übertrug sogar manchem von ihnen wichtige Aemter,
steuerte den Erpressungen der Statthalter in den Provinzen,
schränkte den Luxus ein, verbesserte die Gesetze, brachte Ordnung
in die Staatsverwaltung, legte eine öffentliche Büchersammlung
an, und ging sogar mit dem großen Gedanken um, die pontini-
schen Sümpfe auszutrocknen, dem Hafen von Ostia mehr Aus-
dehnung und Sicherheit zu geben, die von den Römern zerstörten
Städte Karthago und Korinth wieder aufzubauen und den
Isthmus zu durchschneiden.
Bei der allgemeinen Begeisterung für Cäsar fehlte es übri-
gens auch nicht an solchen, welche entweder aus alter Anhäng-
lichkeit an die Republik, oder von Neid, Sucht nach Neuemngen,
oder von Ehrgeiz getrieben, den Diktator zu stürzen suchten. Die
Geringschätzung des Senats, einige eigenmächtige Handlungen
und der nach und nach sich verbreitende Glaube, Cäsar strebe
nach der Königswürde, verschafften ihnen Anhänger. Es bildete
sich eine Verschwörung, deren Urheber ein nach der pharsalischen
Schlacht begnadigter Patricier Namens C. Cassius war. Die
Verschwornen richteten ihr Augenmerk vorzüglich auf Marcus
Brutus, welcher wegen seiner Rechtschaffenheit, Tapferkeit und
Freiheitsliebe bei dem Volke in hohem Ansehen stand und daher
ihre Sache rechtfertigen konnte. Allein Brutus verdankte Cäsars
Milde bei Pharsalos das Leben, genoß seither sein volles Ver-
trauen, war Prätor und schon zum Consul bestimmt. Keiner
wagte es daher, mit ihm selbst von den: Plane zu sprechen, son-
dern man suchte ihn auf andere Weise zu gewinnen. Sie schrie-
den an die Bildsäule seines Ahnherrn, der den Tarquinius ver-
trieben: „O, daß du noch lebtest!" Brutus selbst fand auf
seinem Richterstuhle mehrmals Zettel, worauf die Worte standen:
„Brutus, schläfst du?" Als er so vorbereitet war, that die
Ueberredungskunst des Cassius das Uebrige. In einer nächtlichen
Versammlung wurde der 15. März zur Ermordung des Impe-
rators bestimmt. Cäsar merkte, daß etwas im Werke sey, auch
soll ihn ein Wahrsager vor jenem Tage gewarnt haben, aber
auf Brutus hatte er nicht den geringsten Verdacht. Den Tag
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Traurigerer Zustand Roms.
129
die Handwerke wurden von Sklaven getrieben. Daher das Jagen
nach Staatsstellen, zu deren Erlangung kein Mittel zu schlecht
war. Bestechung Lei den Wahlen wurde ungescheut geübt. Durch
Kriecherei suchte man sich Lei den Machthabern in Gunst zu setzen.
Oeffentliche Angeber und solche, welche durch Verrath andere
aus ihren Stellen verdrängen wollten, vernichteten alles Ver-
trauen.
Ungeachtet der großen Armuth des gemeinen Volkes waren
in Rom ungeheure Reichthümer angehäuft, und das Beispiel der
Kaiser reizte auch Privatleute zur unsinnigsten Verschwendung.
Ein Gastmahl, welches 30,000 Dukaten kostete, war gar nichts
Auffallendes. Aus allen Weltgegenden wurden den Küchen der
römischen Schwelger Leckereien zugeführt. Manche Schüssel kostete
eine Summe, von deren jährlichen Zinsen bei uns eine Familie
anständig leben konnte. Heliogabalus ließ Schüsseln mit
Pfauenzungen und Gehirn von Papageien austragen; seine Hunde
fütterte er mit Gänselebern, seine Löwen mit Rebhühnern und
Fasanen. Die alten Römer tranken den Wein sehr mäßig und
nur mir Wasser vermischt. Jetzt galt es für eine Ehre, ein Säu-
fer zu seyn; es gab solche, die sich rühmten, mehrere Maß hin-
unterzuschütten, ohne abzusetzen. Durch Brechmittel entleerte
man mehrere Male sich beim Schmause den überfüllten Magen,
und warme Bäder sollten den abgeschwächten Körper wieder zu
neuen Ausschweifungen stärken. Die Ueppigkeit an der Tafel
wurde von der Verschwendung in Kleidung und Wohnung wo
möglich noch übertroffen. Eine reiche Römerin besaß so viel der
kostbarsten Gewänder, daß sie jeden Tag im Jahr ein anderes
anlegen sonnte, und ihr Schmuck cut Edelsteinen und goldenem
Geschmeide kostete Hunderttausende. Die Männer gaben darin
den Frauen nichts nach; sie dufteten von wohlriechenden Salben
und feinen Oelen, brauchteil Schminke für Haare und Wangen
wie jene. Die Landhäuser und Paläste der Großen waren mit
einer Pracht ausgeschmückt, welche ihres Gleicheil selbst an kai-
serlichen Höfen der neuern Zeit nicht findet.
Bei diesem Streben nach Glanz und Sinnengenuß erstarb
Hugendubel, Weltgeschichte. 0
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