170 § 87. Das Heer in der Schlacht.
stützt. Dies geschieht namentlich bei der Reiterei, um die feindliche Schlachtlinie zu durchbrechen (Germanen, Spanier, Skythen, Thraker). Tac. hist. 4, 20:
in cuneos congregari. So stehen bei Liv. 7, 24. 8, 10 die Manipeln als cunei
in der Schlacht. Um dem feindlichen cuneus zu widerstehen, wurde ihm der forfex (gabelförmige Stellung) oder hohle Keil entgegengestellt, dessen Gabeln die Seiten des cuneus beunruhigten. So Liv. 39, 31. Kleinere Abteilungen bildeten bald einen globus (dichtgeschlossenes, carreartiges Angriffscorps. Liv. 4, 29: cum globo fortissimorum iuvenum . . . Tac. ann. 14, 61: emissi militum globi — turbatos disiecere), bald einen orbis, eine volle runde oder carreförmige Masse (Caes. b. G. 4, 37 : cum illi orbe facto sese defende-rent, u. ö. Sali. lug. 97). Endlich eine testudo (Schilddach), indem die mittleren Glieder die Schilde dicht geschlossen über die Köpfe, die äufsersten aber vor sich hielten, so dafs von keiner Seite die Geschosse leicht eindringen konnten. Bisweilen stellte sich bei Erstürmung von Festungsmauern eine zweite und dritte Abteilung auf das erste respektive zweite Schilddach. Caes. b. G. 2, 6 : testudine facta portas succendunt murumque subruunt. Beschrieben Liv. 34, 39. 44, 6. Tac. ann. 12, 35 u. ö. Die Reiterei kämpfte in offener Schlacht und dichten Reihen (confertis equis), bisweilen stiegen die Reiter ab und unterstützten die Infanterie; gewöhnlich eröffnete die Reiterei die Schlacht durch Angriff auf das feindliche Centrum oder stritt auf den Flügeln.
2. Schlacht (pugna 1 pedestris, equestris, navalis, muralis). Die Römer und besonders Cäsar wählten am liebsten einen Bergabhang zur Schlacht, wo die Legionen die schweren pila leichter werfen konnten. In einer Entfernung von cirka 120 Schritten erhoben die ersten Reihen die Geschosse (pilis infestis) und schleuderten sie auf 20—10 Schritte nahe gekommen in den Feind, was gewöhnlich Verwirrung und Lücken zu verursachen pflegte. Dann zogen die Angreifer sofort das Schwert und stürmten strictis gla-diis gegen den Feind. Gewöhnlich rückten jedoch nur die ungeraden Kohortennummern mit gezücktem Schwerte vor, die geraden hielten sich in Reserve. Wohl nie haben die Römer eine Schlacht geliefert, ohne ein Lager in der Nähe zu haben, in welches sie sich im Notfälle zurückziehen konnten; meist stellten sie sich unmittelbar vor demselben auf. Vor der Schlacht holt der Feldherr die Auspicien ein, reitet von Legion zu Legion und hält wohl auch eine Ansprache (allocutio) und giebt das Signal (signum), das die tubicines von Kohorte zu Kohorte weiter geben; zum Rückzug bliesen (receptui canere) die cornicines.
Anmerkung. In der Schlacht am Sabis, Caes. 2, 19 ff., standen sechs Legionen unmittelbar vor dem Lager, hinter diesem die Bagage unter zwei Legionen Deckung.
1 Von pugmis, "6;. Faust.
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§ 115. Die Augures und Haruspices.
219
Die fünf Arten von Erscheinungen, auf welche die divinatio sich stützte, waren:
a) signa ex coelo, vor allem Donner und Blitz. So durfte, weil aus jenen Zeichen ein göttliches Nein! gelesen wurde, z. B. keine Volksversammlung gehalten werden am Tage eines Gewitters Der terminus technicus für die Beobachtung der Himmelszeichen ist spectio oder de coelo servare.
b) signa ex avibus, Vogelzeichen, wenn aus dem Fluge oder der Stimme der Vögel eine Offenbarung entnommen wurde. Dies auspicium (avispicium) im eigentlichen und engeren Sinne. Durch den Flug gaben Anzeichen (omina) die alites (Adler, Geier, Habichte u. a. Vgl. die aves Remores des Remus); durch die Stimme die oscines (Rabe, Specht, Hahn und besonders die Krähe, divae corniscae, die Vögel der Juno). Man sagte: aves consulere und servare; aves addicunt (admittunt) = sie sagen zu, und abdicunt, raten ab. c) signa (auspicia) ex tripudiis (von pes und terere), Zeichen aus dem Hühnerfrafs. Man warf nämlich den Hühnern (pulli) Futter vor, und wenn einem von ihnen beim gierigen Fressen etwas aus dem Schnabel fiel (tripudium solistimum, von solum-sistere), so war es ein günstiges, d. h. zustimmendes Zeichen. Der pullarius besorgte für die Augurn die Hühner, d) signa ex quadrupedibus (auspicia pedestria), aus der Beobachtung des Laufes und der Stimmen von Vier— füfslern, wie Wölfen, Pferden, aber auch Schlangen, e) signa ex diris, Warnungen durch aufserordentliche unglückverkündende Zeichen, wie plötzliches Niefsen, Herabfallen eines Gegenstandes in einem Tempel, Fallen eines an dem morbus comitialis (Epilepsie) Leidenden u. a. — Die wichtigsten auspicia waren die ex coelo und ex avibus. Die Götter gaben jedoch ihren Willen nur mit Ja oder Nein kund, worin eben die Zu- oder Absage ihrer Hülfe lag. Man sagte: adversä, mala, falsa avi und bonis, secundis avibus. Dagegen waren aves sinistrae, d. h. diejenigen, welche von Osten kamen, günstige, indem die Römer nach griechischer Art südwärts schauten beim Einholen der Augurien; erst später kam die Sitte, nach Norden zu schauen, auf und jetzt sind aves dextrae die günstigen, sinistrae die ungünstigen Zeichen. — Wenn durch die Zeichen der Wille der Gottheit für den römischen Staat erforscht wird, so sind es auspicia publica. — Bei dem servare de coelo und ex avibus ging der Augur um Mitternacht, nachdem er Opfer und Gebete dargebracht, nach dem auguraculum auf dem Kapitol, und mit dem Gesichte nach Süden gewendet teilte er mit dem Augurstabe (lituus) den Himmel (templum = Visierraum) durch eine Mittagslinie (cardo) und eine diese kreuzende (decu-manus) in vier Regionen, und darnach wurden die Vorkommnisse am Himmel als günstige (sinistra) oder ungünstige (dextra) bezeichnet. Der Augur safs mit verhülltem Haupte ; silentium bei der spectio war Grundbedingung.
Das Kollegium der Augurn ist von Istuma organisiert und hat von da ab im Dienste des Staates eine hohe politische Bedeutung gehabt, indem das Augurwesen auf alle wichtigen Amtshandlungen der Magistrate den nächsten Einflufs übte. Früher wurden die Augures publici kooptiert, später in comitiis calatis gewählt; auf die Wahl folgte die Inauguration. Sie wareo unabsetzbar, hatten als Auszeichnung den apex, die purpurverbrämte trabea und den lituus, einen knotenlosen Krummstab. Sie bildeten allmälig ein
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256
§ 127. Das römische Wohnhaus.
rechts und links vom Haupteingang, waren oft vermietet und zu Läden und Schenken (tcibernae) eingerichtet. Keller (hypogaea) waren selten; denn der Wein wurde in Amphoren abgefiillt und in besonderen, im oberen Teile des Hauses gelegenen Kammern (apothecae) auf bewahrt, wo der Rauch Zugang hatte (daher auch fumarici genannt).
Wenn zwei oder mehr Stockwerke errichtet waren, so liefen diese nicht über das ganze Haus weg, sondern waren nur über einzelne der im Erd-geschofs liegenden Räume erbaut; die Zimmer dieser Stockwerke dienten teils als Schlafkammern (cenacula) für Kinder und Sklaven oder als Arbeitsräume (ergastula) und Mietswohnungen (ebenfalls cenacula). Den gleichen Zweck hatten die erkerartigen Vorsprünge (pergulae). Wir treffen auf den flachen und pavimentierten Dächern auch Gärten an und die Terrasse (solarium) hat ein auf Säulen ruhendes Dach zum Schutze gegen die Sonne.
2. Innere Ausschmückung. Ton der gröfsten ursprünglichen Einfachheit schritt der Römer, der hierin viel Kunstsinn bewies, zum höchsten Luxus in der inneren Ausstattung des Hauses fort. Der Fufsboden (solum) wurde anfänglich aus einer Lage von Mörtel oder Lehm hergestellt (pavimentum, von pavio, ~auo, stofsen). Dann begann man mit der einfachsten Art von Mosaik 0opus ist dafür der allgemeine Name). Man legte nämlich zuerst nur kleine Stücke von Ziegeln (opus signinum, von der Stadt Signia), Backsteinen, Stein, Muscheln etc. in den Mörtel (opus oder pavimentum ruderatum), ferner Scherben (pavimentum testa-ceum) oder Marmorstückchen (pavimentum marmoreum); endlich schritt man zu immer kunstvolleren Mosaik- oder Musivarbeiten fort, indem man aus buntem Marmor, Glas, Thon aufs kunstreichste dünne Stifte oder Stäbchen (tessellae) schnitt und auf weifsem Grunde einlegte, wodurch Malereien entstanden. Daher gehört das pavimentum sectile, wenn vieleckig geschnittene Stückchen buntfarbigen Marmors Malereien des Bodens bildeten, pavimentum tessellatum, wenn alle Marmorstückchen viereckig und dem entsprechend auch die Figuren waren- pavimentum vermicu-latum ist ein Mosaikboden, in welchem buntfarbige Marmorstäbchen Gegenstände aus der Natur (Tiere, Blumen) darstellten; pavimentum scalpturatum oder musivum (von uouasiov, opus musivum) bestand darin, dafs man farbige Glasstifte zusammensetzte und sie mit behauenen (scalpturare) Steinchen unterbrach, um Schattierungen zu erzeugen; pavimentum reticulatum war ein Fufsboden, wenn die marmornen Avürfel nicht auf eine der Seitenflächen, sondern auf eine Kante eingesetzt waren; endlich pavimentum Alexandrinum hiefs diejenige Mosaik, wenn auf weifsem Grunde nur Stäbchen von zwei Farben, z. B. rot und schwarz, eingelegt waren.
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Die Kriege mit den Rmern bis zum Ende des Aufstandes der Bataver. 13
Indes reichten diese Maregeln nicht aus, um Gallien und die Rhein-grenze zu sichern. Immer wieder gingen die Germanen der den Strom. Da entschlo sich Octavian. der inzwischen zur Alleinherrschaft gelangt war (reg. 31 b. Chr. bis 14 n. Chr.), die Lnder bis zur Elbe zu unter-werfen. Zubor aber lie er die keltischen Völker, die von dem Kamme der Alpen bis zur Donau und bom Bodensee bis zum Wiener Walde wohnten, durch seine Stiefshne Drusus und Tiberius bekriegen (15 b. Chr.). Rtien und Vindelicien (Ostschweiz, Tirol, Bayern) und Norlcum (Deutsch-sterreich) wurden rmische Probinzen. Bald erhoben sich am rechten Ufer der oberen Donau und in ihrer Nhe rmische Standlager, aus denen u. a. die Städte Augsburg und Passau er-wachsen sind. Um dieselbe Zeit scheinen die Rmer die ersten Festungen am Rhein erbaut zu haben: Vetera castra (Vetera = Birten?) bei dem heutigen Xanten !, das Lager in Kln und das Lager bei der keltischen Stadt Mainz (Mogonticum Stadt des Gottes Mogon).
d) Die Eroberung Germaniens durch Drusus (129 v. Chr.). Die Aufgabe, das Land zwischen Rhein und Elbe zu erobern, lste Drusus. Er berstrkte die bereits frher angelegten Pltze durch Brckenkpfe auf dem rechten Rheinufer (Kastel bei Mainz und bielleicht Deutz bei Kln) und grndete zahlreiche neue Standlager, aus denen u. a. die Städte Koblenz, Bonn und Neu herborgegangen sind. Von seinen bier Feldzgen unternahm er die beiden ersten bort dem Lager bei Xanten, die beiden letzten von Mainz aus. Da die Germanen nicht zusammen-hielten, so wurde ein Stamm nach dem andern unterworfen. In den eroberten Landstrichen legten die Rmer Festungen an, so an der Lippe An so (bielleicht Haltern). Als Drusus auf seinem bierten Feldzug bis zur Elbe bordrang, soll ihm ein Riesenweib entgegengetreten sein, das ihm seinen baldigen Tod weissagte. Auf seinem Rckmarsch strzte er bom Pferde und erlitt einen Schenkelbruch, an dessen Folgen er starb.
e) Germanien als rmische Provinz von 9 v. Chr. bis 9 n. Chr. Was Drusus begonnen hatte, bollendete sein Bruder Tiberius. Sogar die trotzigen Sugambrer unterwarfen sich und wurden auf das linke Rheinufer in die Gegend von Xanten berpflanzt (8 b. Chr.).
Als Tiberius mit seinem Heere an der Elbe lagerte, kam, so wird erzhlt, aus dem gegenberliegenden Lande der Semnonen ein alter Germanenfrst in einem Einbaum herbergerudert. Er lie sich vor den Feldherrn führen, be= trachtete ihn lange schweigend und rief dann entzckt aus, da er nie einen glck
. ' Die Stadt Xanten (niederd. Santen, aus Ad Sanctos) entstand erst unter Kaiser Trajan als clonia Traiana; ihre Bedeutung blieb nicht weit hinter der Klns zurck.
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Extrahierte Personennamen: Octavian Drusus Tiberius Drusus Drusus Drusus Tiberius Tiberius Trajan
16 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
rettete nur mit knapper Not sein Leben. Nach einem zweiten Siege er-richtete Germanicus eine Sule mit der stolzen Inschrift, da er die Völker zwischen Rhein und Elbe unterworfen habe.
Doch das Land war nicht beruhigt, und die kriegerischen Erfolge wurden mit groen Verlusten erkauft. Als nun Germanicus zu einem vierten Zuge rstete, berief ihn der Kaiser Tiberius (1437) ab, indem er, gesttzt auf seine langjhrige Erfahrung, erklrte, man knne die Germanen ruhig ihren inneren Zwistigkeiten berlassen. Bei dem glnzenden Triumphe des Germanicus wurden Thusnelda und ihr Sohn Thumelicus auf-gefhrt. Beide lebten fortan zu Ravenna.
g) Das Ende des Marbod und des Arminius. Kaum war die Gefahr eines neuen Angriffes der Rmer beseitigt, als die Flamme der Zwietracht unter den Germanen hell aufloderte. Es kam zum Kriege zwischen Marbod und Armin. Nach einer unentschiedenen Schlacht zog sich Marbod zurck. Als bald nachher ein Aufstand in seinem Reiche ausbrach, flchtete er zum Kaiser Tiberius und erhielt von diesem Ra-venna als Aufenthaltsort angewiesen (19 n. Chr.). Hier ist er 18 Jahre spter gestorben.
In der berzeugung, da nur eine feste staatliche Einheit seinem Volke die Freiheit von fremdem Joche verbrge, wollte Arminius seine vorber-gehende Stellung als Herzog in die dauernde eines Knigs verwandeln. Diesen Versuch mute er mit dem Tode den; er wurde von seinen Verwandten meuchlings ermordet (21 n. Chr.). So endigte der Befreier Germaniens", wie Tacitus ihn nennt, in einem Alter von 37 Jahren. Bei seinem Volke lebte er im Heibenliebe fort, und unsere Zeit hat ihm auf der Sttte seines weltgeschichtlichen Sieges ein gro-artiges Denkmal errichtet (vgl. S. 15).
h) Die Regelung der Rheingrenze durch den Kaiser Tiberius. Das wichtigste Ergebnis der Befreiungskmpfe der Germanen war der end-gltige Verzicht der Rmer auf die Unterwerfung der ostrheinischen Lande. Bei der Regelung der Grenze wurden am linken Rheinufer die Provinzen Ob^r- und Unter-Germanien mit den Hauptstdten Mainz und Kln eingerichtet. Mainz eignete sich als Ausfallstor gegen die mittel-deutschen Stmme. Die Ubierstadt, welche unter dem Kaiser Claudius (4154) sich zur Colonia Claudia ra Agrippinensis entwickelte (vgl. Alte Gesch. S. 142), hatte neben Vetera castra die gleiche Bedeutung fr Nieder-Deutschland. Zu Unter-Germanien gehrte die Rheinflotte, die bei Alteburg, 2 km sdlich von Kln, ihr Lager hatte.
Am rechten Ufer lie man dort, wo die Berge nicht an den Flu herantreten (im heutigen Baden und am Niederrhein), einen Streifen als
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Germanicus Germanicus Tiberius Armin Tiberius Tiberius Tiberius Claudius_( Claudia_ra_Agrippinensis
18 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
b) Die Romanisierung der Rhein- und Donanlande. Die Rmer haben in den Rhein- und Donaulanden nicht nur militrische Einrichtungen geschaffen, sondern auch auf die Gestaltung ihrer Kultur groen Einflu ausgebt. Besonders die rheinischen Standlager haben die Aus-breitung der rmischen Sprache und Sitte gefrdert. In ihrer Nhe siedelten sich ausgediente Soldaten (Veteranen) und italische Kaufleute an und legten so den Grund zu stdtischen Gemeinwesen (S. 13). Hier erhoben sich bald prchtige Bauten nach italischen Vorbildern. Amphi-theater, Bder und Wasserleitungen wurden angelegt. Dann drang man von den Heerstraen^ aus tiefer in das Land ein. So bedeckten sich bald die Nebentler des Rheins und ihre Bergabhnge, be-sonders an der Mosel und am Neckar, ja sogar die Hhen der Eifel und des Vorgebirges, mit rmischen Landhusern, von denen man noch heute zahlreiche Spuren findet.
Mit den fremden Ansiedlern fanden auch neue Kulturpflanzen, wie Kirschen, Blumen und die Weinrebe, Eingang. Ferner wurden die Boden-schtze des Landes nutzbar gemacht. Steinbrche, z. B. bei Brohl, unweit Andernach, lieferten den Stoff zu Prachtbauten; warme Quellen, wie bei Aachen, Wiesbaden, Baden-Baden, lockten zur Einrichtung kostspieliger Badeanstalten (Thermen).
Endlich blhte auch eine mannigfache Industrie empor, namentlich Ton-und Glaswaren wurden fabrikmig in groen Mengen und in trefflichster Aus-shrung, z. B. in Kln, hergestellt2.
Bekamen so die Landschaft und das uere Leben ein sdlndisches Geprge, so nicht minder die geistige und religise Bildung. Das Lateinische wurde die herrschende Sprache, und zahllose fremde Gottheiten wurden neben den einheimischen germanischen und keltischen Gttern verehrt; auch das Christen-tum schlug hie und da feste Wurzeln.
hnlich wie in den Rheinlanden hat die rmische Kultur an der Donau Boden gefat. Groe Bedeutung fr die Ausbreitung rmischen Wesens erlangten hier namentlich Augsburg (Augusta Vindelicorum), Regensburg (Regina castra) und Wien (Vindobna).
c) Die gesteigerten Handelsbeziehungen zwischen den Germanen und den Rmern. Whrend des langen Friedens wurden auch die Handels-beziehungen zwischen den Germanen und den Rmern lebhafter. Als Zahlungsmittel kamen rmische Silbermnzen immer mehr in Gebranch;
1 Solche fhrten z. B. das linke Rheinufer entlang, ferner von Metz nach Trier und von da nach Kln und Mainz. Noch heute tragen einige von ihnen den Namen Rmer st ratze.
2 Besonders wertvolle Sammlungen rmischer Altertmer bergen die Museen in Kln, Bonn, Trier und Mainz.
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12 Erster Zeitraum. Bis zur Grndung des Frankenreiches durch Chlodwig.
3. Die Kriege der Germanen mit den Wmern is zum Knde des Ausstandes der Wataver (113 v. Ghr. is 70 n. hr.).
113 a) Der Zug der Cimbern und Teutonen oder der erste Einbruch jqj der Germanen in das rmische Reich. Jahrhunderte vor dem Beginn der allgemeinen Wanderung der Germanen nach dem rmischen Reiche der-suchten die Cimbern und Teutonen Wohnsitze in den warmen und frucht-baren Mittelmeerlndern zu erlangen. Der Versuch endigte mit der gnz-lichen Vernichtung der beiden Völker. Auf den Schlachtfeldern von Aqu Sexti (102) und Vercell (101) verblutete die rohe Kraft tapferer Naturmenschen unter dem Schwerte der von C. Marius tchtig geschulten und trefflich gefhrten Legionen (vgl. Alte Gesch. S. 119).
b) Der Kampf der Germanen mit Csar um den Besitz Galliens (5853). Schon vor dem Zuge der Cimbern und Teutonen hatten sich im nrdlichen Gallien germanische Stmme niedergelassen. Dann fhrte der Suebenknig1 Ariovist, von den zwietrchtigen Galliern herbeigerufen, immer neue Scharen der den Oberrhein (7158). Wurde dem kein Einhalt geboten, so mute Gallien in kurzer Zeit germanisch werden. Diese Gefahr fr den rmischen Staat erkannte der Neffe des Marius,
58 C. Julius Csar. Er schlug den Ariovist bei Mlhausen im Elsa und trieb die Sueben der den Rhein zurck. Drei Jahre spter, nachdem er inzwischen ganz Gallien unterworfen hatte, vernichtete er die der den Niederrhein vorgedrungenen Stmme der Usipeter und Tenkterer bis auf die Reiterei, welche zu den Sugambrern flchtete (55). Um diesen Siegen noch mehr Nachdruck zu geben, ging er zweimal der den Rhein (vgl. Alte Gesch. S. 129 ff).
Gallien gehrte jetzt den Rmern; sie wurden nun statt der Kelten auf Jahrhunderte die Nachbarn der Germanen. Der Rhein war vom Bodensee bis zu seiner Mndung die westliche Grenze Deutschlands.
c) Die Sicherung der rmischen Rheingrenze und die Vorbereitungen zur Unterwerfung Germaniens (3812 v. Chr.). Csar hatte bereits im Elsa und in den Gegenden, wo jetzt die Städte Speier und Worms liegen, germanische Völker als Hter des Grenzstromes an-gesiedelt. Was er begonnen, setzte C. Julius Csar Octavianus fort. Dessen Berater und Helfer M. Vipfanius Agrippa verpflanzte im Jahre 38 v. Chr. die Ubier nach dem linken Rheinufer. Ihr Mittel-Punkt wurde oppidum Ubiorum (= Stadt der Ubier), spter nach dem Altar des Augustus auch ara Tjbiorum genannt, das heutige Kln.
1 Sueben oder Sweben bedeutet soviel wie Wandervlker.
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig C._Marius Marius Marius Marius Julius_Csar C._Julius_Csar_Octavianus Vipfanius_Agrippa Augustus
Otto Ii.
69
3. Htto Ii. (973-983).
Erst 18 Jahre alt, trat Otto Ii. die Regierung an, ein feuriger Jung-ling, der den Willen und die Kraft in sich fhlte, das Erbe seines Vaters ungeschmlert zu erhalten.
a) Die Stiftung des Herzogtums Krnten und die Verleihung der Ostmark an die Babenberger. Als der Vetter des Kaisers, Heinrich der Znker, sich emprte, verlor er zur Strafe sein Herzogtum Bayern. Gleich-zeitig wurde aus dem groen bayrischen Lande Krnten (Krnten, Steier-mark. Krain) als besonderes Herzogtum ausgeschieden. Auerdem erhielt die Ostmark eine von Bayern fast unabhngige Stellung. Ihre Ver-waltung bertrug der Kaiser dem Geschlechte der jngeren Babenberger (S. 59). Diese haben das Deutschtum in dem Pfortenlande der Donau krftig gefrdert, so da jene Gegend noch heute berwiegend deutsch ist.
b) Der Einfall der Franzosen und seine Vergeltung. Als Otto Ii. in Aachen Hof hielt, erschien pltzlich der franzsische König Lothar mit einem Heere, um das linke Rheinufer in Besitz zu nehmen (978). Nur mit knapper Not entging der Kaiser der Gefangenschaft K Da aber Lothar keinen Anhang im Lande fand, so zog er sich schon nach wenigen Tagen zurck. Otto sandte ihm einen Herold nach, der den Franzosen die Ver-geltung ankndigen sollte.
Noch im Herbste desselben Jahres drangen die Deutschen bis Paris vor. Sie belagerten die Stadt, konnten sie aber nicht einnehmen. Einige Zeit nachher verzichtete der franzsische König bei einer per-snlichen Zusammenkunft mit dem Kaiser endgltig auf Lothringen (vgl. S. 57 f).
Vc) Sieg und Niederlage Ottos Ii. im Kampfe mit den Arabern.
Seitdem die Araber oder Sarazenen (= Morgenlnder) Sizilien erobert hatten (827), fielen sie wiederholt in die apenninische Halbinsel ein. Nach dem Tode Ottos des Groen begannen sie sich in Unteritalien fest-zusetzen (vgl. S. 29).
3)er junge Kaiser war entschlossen, dieser gefhrlichen Bewegung des Islams Halt zu gebieten und, da die Griechen es mit den Sarazenen hielten, ganz Unteritalien seinem Reiche einzuverleiben. Er wandte sich zuerst gegen die griechischen Städte und eroberte u. a. Tarent. Von hier zog er am Meere entlang nach Sden. Unweit des alten Eroton (Eo-trone) besiegte er die Araber, geriet aber einige Tage spter in einen Hinterhalt und erlitt eine schwere Niederlage (982). Die Blte
1 K. er o f: Eine alte Geschichte".
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Extrahierte Personennamen: Otto Htto Otto Heinrich_der_Znker Heinrich Otto Lothar Otto Ottos Ottos
52 Zweiter Zeitraum. Von der Grndung des frnk. Reiches bis zu seiner Teilung.
Mit den Rodungen wurde fortgefahren und so immer neues Land fr den Anbau gewonnen.
Die gewerbliche Ttigkeit hielt sich in engen Grenzen, da die Masse der Bevlkerung die Kleider und Gerte im eigenen Hause an-fertigte. Sogar des Kaisers Tchter muten spinnen, weben, sticken und ihre Kleidungsstcke selbst zusammennhen. Ein selbstndiges Handwerk konnte daher noch nicht aufkommen. Die Handwerker auf den Herren-Hfen der Grogrundbesitzer und in den Klstern waren Hrige und arbeiteten fr ihre Herrschaft. Karl erlie Vorschriften, wonach auf jedem greren Knigsgute Eisenschmiede, Gold- und Silberarbeiter, Zimmer-leute, Schuster, Bcker, Schneider und andere Handwerker beschftigt werden sollten. Das sog. Kunstgewerbe wurde namentlich von den Mnchen gepflegt.
Wie das Gewerbe, so nahm auch der Handel eine untergeordnete Stellung ein; der Handel mit dem Auslande lag fast ganz in den Hnden von Griechen und Juden. Aus Italien und dem byzantinischen Reiche kamen hauptschlich Luxusgegenstnde (S. 40), nach dem Orient (Bagdad) gingen z. B. friesische Wollmntel. Der noch sehr schwache Binnenhandel entwickelte sich an den Stellen, wo von der groen Masse der Hrigen Waren der den Bedarf der Herrschaft hinaus hergestellt wurden, d. h. an den kniglichen Pfalzen, in den bischflichen Residenzen und in der Nhe der Klster. Hier entstanden Mrkte und im Laufe der Zeit stdtische Gemeinwesen. Fr den Verkehr hatten bei dem schlechten Zustande der Landwege1 die Wasserstraen eine erhhte Wichtigkeit. Am Rhein entwickelte sich Mainz zu einem ziemlich bedeutenden Stapelplatze. Hier wurde auf Befehl des Kaisers eine hlzerne Brcke der den Strom geschlagen, die kurz vor seinem Tode leider abbrannte.
d) Das Bildungswesen (Kirche und Schule, Wissenschaft und Kunst). Die Bildung seines Volkes suchte Karl im engsten Bunde mit der Kirche zu frdern. Deshalb sorgte er fr die Ausbildung eines tchtigen Klerus (Geistlichkeit), grndete zahlreiche neue Bistmer, Klster und Kirchen und richtete in den deutschen Landen vier Erz-dizesen: Mainz. Kln, Metz (dafr bald Trier) und Salzburg, ein. Geistliche waren neben angesehenen Laien seine stndigen Berater und wurden auch im Reichsdienste verwendet. So war in der Regel der eine der beiden Knigsboten ein Bischof oder Abt; der Erzkanzler, der hchste Beamte des Staates, wurde stets aus der Geistlichkeit gewhlt.
1 Seit der Zeit der Rmer ist bis gegen das Ende des 18. Jahrhunderts fr den Straenbau nichts Nennenswertes geleistet worden.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Schuster Schneider Karl Karl
134 Fnfter Zeitraum. Vom Ende der Staufer bis zum Beginn der Reformation.
der Fremde (S. 120). Der Unternehmungsgeist des deutschen Kaufmanns, der sich durch die schlechten Landstraen, die vielen Zollschranken und das kostspielige Geleite gegen Raubritter und Seeruber nicht abschrecken lie \ erregte die Bewunderung und den Neid des Auslandes. Von den Hauptsitzen des Handels unterhielt Kln besondere Beziehungen mit England (S. 97), Lbeck und Danzig mit den skandinavischen Lndern, Ulm, Augsburg und Nrn-berg mit Italien; Frankfurt am Main war berhmt durch seine Messen, aus denen die Waren des Sdens und des Nordens zusammenstrmten. Im Handel und Verkehr gewann das Geld immer grere Bedeutung. Es entstanden Bankhuser, wie das der Fugger in Augsburg, die als Geldverleiher und Geldwechsler einen Weltruf hatten.
3. Das husliche Leben (Nahrung, Kleidung, Wohnung, Beschftigung). Die Lebensweise unseres Volkes hatte ganz die frhere Ein-fachheit verloren. In allen Stnden, am meisten aber bei den Brgern, zeigte sich ein starker Hang zum Wohlleben und zur ppigkeit, den die Polizei vergebens mit Strafen bekmpfte. Die Mahlzeiten wurden immer mannig-faltiger und reicher. Die Trunksucht, das alte Laster der Deutschen, nahm mit jedem Jahre zu. In der Kleidung machte sich die Sucht nach bunten, grellen Farben und nach berladenem Schmuck breit. Mau liebte bermig enge, auf-geschlitzte Kleider, lange Schnabelschuhe, auffallenden Haar- und Kopfschmuck. Die Wohnungen der Bauern waren noch durchweg von Holz; alle Rume, auch die Stallungen, lagen, wie noch heute in einzelnen Gegenden, meist unter einem Dach. Um so prunkvoller gestalteten sich die Wohnungen der Brger. An die Stelle der Holzbauten traten immer mehr steinerne Huser mit Glas-senstern und zierlichen Erkern. Getfelte Wnde und Decken, kunstvoll geschnitzte Gerte und kostbare Teppiche fehlten in keinem wohlhabenden Brgerhause. Die Straen wurden bereits in einigen Stdten gepflastert. Sie waren meist sehr eng und dabei unsauber, weil jeder Brger einen kleinen Viehstand hatte und allen Unrat vor dem Hause aufhufte. Unter den ffentlichen Gebuden traten neben den Kirchen besonders die Rathuser hervor. Auch die Trinkstuben und Tanzhuser zeugten von dem Wohlstanbe der Stbte. Die tgliche Beschftigung der arbeitenben Stnbe wrbe bitrch zahlreiche Feste unterbrochen, welche sich, wie in altgermanischer Zeit, an das Leben der Natur (Frhlingsfeier usw.) knpften. In den Stdten traten neben die Turniere der Patrizier die Schtzenfeste der gewhnlichen Brger. Der Abel vergngte sich noch immer an Turnieren; boch erblate der Glanz des verarmenden Rittertums vllig vor dem Reichtum der stbtischen Feste. Bei allem Wohlstanb fehlte es auch in den Stbten nicht an Armut und Not.
4. Das geistige Leben. Die Bilbung unseres Volkes erhielt im ausgehenden Mittelalter von mehreren Seiten Anregung und Frberung: a) durch die Grnbuug von Universitten (zu Prag, Wien, Kln, Leipzig usw.); b) durch die Erfindung der Buchbruckerkunst; c) durch den Humanismus. Unter dem Humanismus versteht man die begeisterte Beschftigung mit den klassischen,
1 Der als Inschrift am Portal des Hauses Seefahrt" in Bremen angebrachte Wahlspruch der Hanseaten lautete: Navigare necesse est, vivere non est necesse (Schiffahrt mu fein, Leben mu nicht sein).
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Extrahierte Ortsnamen: England Danzig Ulm Augsburg Italien Frankfurt Main Augsburg Wien Leipzig Bremen