170 § 87. Das Heer in der Schlacht.
stützt. Dies geschieht namentlich bei der Reiterei, um die feindliche Schlachtlinie zu durchbrechen (Germanen, Spanier, Skythen, Thraker). Tac. hist. 4, 20:
in cuneos congregari. So stehen bei Liv. 7, 24. 8, 10 die Manipeln als cunei
in der Schlacht. Um dem feindlichen cuneus zu widerstehen, wurde ihm der forfex (gabelförmige Stellung) oder hohle Keil entgegengestellt, dessen Gabeln die Seiten des cuneus beunruhigten. So Liv. 39, 31. Kleinere Abteilungen bildeten bald einen globus (dichtgeschlossenes, carreartiges Angriffscorps. Liv. 4, 29: cum globo fortissimorum iuvenum . . . Tac. ann. 14, 61: emissi militum globi — turbatos disiecere), bald einen orbis, eine volle runde oder carreförmige Masse (Caes. b. G. 4, 37 : cum illi orbe facto sese defende-rent, u. ö. Sali. lug. 97). Endlich eine testudo (Schilddach), indem die mittleren Glieder die Schilde dicht geschlossen über die Köpfe, die äufsersten aber vor sich hielten, so dafs von keiner Seite die Geschosse leicht eindringen konnten. Bisweilen stellte sich bei Erstürmung von Festungsmauern eine zweite und dritte Abteilung auf das erste respektive zweite Schilddach. Caes. b. G. 2, 6 : testudine facta portas succendunt murumque subruunt. Beschrieben Liv. 34, 39. 44, 6. Tac. ann. 12, 35 u. ö. Die Reiterei kämpfte in offener Schlacht und dichten Reihen (confertis equis), bisweilen stiegen die Reiter ab und unterstützten die Infanterie; gewöhnlich eröffnete die Reiterei die Schlacht durch Angriff auf das feindliche Centrum oder stritt auf den Flügeln.
2. Schlacht (pugna 1 pedestris, equestris, navalis, muralis). Die Römer und besonders Cäsar wählten am liebsten einen Bergabhang zur Schlacht, wo die Legionen die schweren pila leichter werfen konnten. In einer Entfernung von cirka 120 Schritten erhoben die ersten Reihen die Geschosse (pilis infestis) und schleuderten sie auf 20—10 Schritte nahe gekommen in den Feind, was gewöhnlich Verwirrung und Lücken zu verursachen pflegte. Dann zogen die Angreifer sofort das Schwert und stürmten strictis gla-diis gegen den Feind. Gewöhnlich rückten jedoch nur die ungeraden Kohortennummern mit gezücktem Schwerte vor, die geraden hielten sich in Reserve. Wohl nie haben die Römer eine Schlacht geliefert, ohne ein Lager in der Nähe zu haben, in welches sie sich im Notfälle zurückziehen konnten; meist stellten sie sich unmittelbar vor demselben auf. Vor der Schlacht holt der Feldherr die Auspicien ein, reitet von Legion zu Legion und hält wohl auch eine Ansprache (allocutio) und giebt das Signal (signum), das die tubicines von Kohorte zu Kohorte weiter geben; zum Rückzug bliesen (receptui canere) die cornicines.
Anmerkung. In der Schlacht am Sabis, Caes. 2, 19 ff., standen sechs Legionen unmittelbar vor dem Lager, hinter diesem die Bagage unter zwei Legionen Deckung.
1 Von pugmis, "6;. Faust.
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§ 88. Belagerung und Belagerungswerke.
171
D. Belagerung und Belagerungswerke.
§ 88.
In der Belagerungskunst hatten es die Römer zu hoher Tollen dung gebracht, vornehmlich unter Cäsar. Doch waren die Griechen im Festungskriege und in Herstellung von Kriegsmaschinen die Lehrmeister der Römer und erst seit den punischen Kriegen erlernten diese die Kunst einer regelrechten Belagerung. Galt es eine Festung (oppidum *) oder feste Stadt zu erobern, so begann man mit einer einfachen Einschliefsung (obsidio, obsessio, obsidere, Cernierung, Blokade), d. h. man errichtete um die Stadt Wall und Graben und suchte durch Aushungern oder durch Ableiten des Trinkwassers die Bewohner zur Übergabe zu zwingen. War die Stadt leichter zu nehmen, so füllten die Belagerer den Graben um den Festungswall an und suchten die Mauern durch Sturmleitern (scalae) zu ersteigen oder durch Brechinstrumente zu zerstören, etwa auch durch unterirdische Gänge (Minen, cuni-culi), welche die Mineure (cunicularii) in die feindliche Stadt anlegten, in dieselbe zu gelangen. Halfen diese Yersuche nichts, so schritt man zu regelrechter Belagerung (oppugnatio, Berennung). Zu dem Zwecke legte man zuerst rings um die Festung, aufser Schufslinie, einen Gegenwall (circumvallatio) aus Erde oder Mauerwerk an und versah ihn mit Bastionen (loricae, pinnae, Brustwehren) und Türmen (turres), Caes. b. G. 5, 40: turres contabu-lantur, pinnae, loricaeque ex cratibus (Faschinen) attexuntur. Hinter dieser Schutzmauer lag und operierte die Armee. Fürchtete man ein Entsatzheer von aufsen, so legten die Belagerer rings um ihre Stellung einen zweiten Wall (contravailatio, so bei Xumantia) an. Xun begann als Hauptaufgabe die Herstellung des Belagerungsdammes {agger, d. i. adger, /(oaa). Dieser wurde senkrecht auf die feindliche Mauer zu aus Erde, Steinen oder Holzwerk (arbores, materia) hergestellt (aggerem iacere) und hatte im innern einen 7—-8 Fufs hohen Gang, worin die Soldaten arbeiteten. Darüber wurde ein zweites Stockwerk mit einem Gange angelegt und so fort, bis die Belagerer höher als die Festung standen und leicht auf die feindliche Mauer gelangen konnten. Oft war der Damm bis 130 m (400 Fufs) lang, 24 m hoch, oben 10 m und unten 18 m breit. War der Damm bis nahe an die Festungsmauer vorgeschoben, so führte man von rückwärts durch
1 Oppidum für ob-pedum, „Landstadt“, verwandt mit dem griechischen
~£§tov, Vgl. 3tpat0-c50v.
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198
§ 100. Juppiter
S P'.'Lv) U.vs .Cos. U
wickelte sie mit Binden und Kränzen, schlachtete ein Opfertier und gofs das Blut in die Grube (mundus), in welche die termini gesetzt werden sollten, und ebendahin that man Weihrauch, Feldfrüchte, Honig und Wein und setzte dann auf die Knochenreste, die von dem verbrannten Opfertiere übrig und in die Grube geworfen worden waren, die Steine.
Die merkwürdigsten Kultstätten Juppiters lagen auf dem Kapitol, wo die beiden Tarquinier einen glänzenden Gottesdienst einführten x. Der neue Tempel des Iuppiter Capitolinus wurde 509 v. Chr. eingeweiht. Rechts neben ihm thronte in besonderer cella Minerva, links Juno (der Tempel am 19. Dezember 69 n. Chr. verbrannt). Liv. 2, 8. Zahlreiche Weihgeschenke (dona), bestehend in Götterbildern, goldenen und silbernen Schalen, Kultusgeräten, goldenen
Fig. 39. Tempel des Iuppiter Capitolinus.
Krügen, Ehrenschilden u. s. w., wurden in den Schatzkammern des Tempels niedergelegt.
Heilige Tage waren ihm die Kalenden, Nonen und Iden; auch feierte man zu Juppiters Ehren vier große Festspiele (s. § 123). Auch der Triumph war eine dem Juppiter geheiligte, religiöse Handlung und der Sieger trug die Insignien des Staatsgottes. — Von den Bäumen sind ihm die Eiche mit efs-barer Frucht (esculus), Kastanie (iüglans = Ioviglans) und Trauerweide (salix viminea) heilig. Geopfert werden dem Juppiter weifse Stiere und Rinder. Seine Symbole: Adler, Scepter, Donnerkeil, Kiesel (lapis Iovis, iurare per Iovem lapidem).
1 Liv. 1, 38: aream ad aedem in Capitolio Iovis quam voverat (Tarqui-nius Priscusj bello Sabino iam praesagiente animo futuram olim amplitudinem loci occupat fundamentis.
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280
§ 134. Die Nahrung.
weilen wurde der fertig gedeckte Tisch herein und vor die Gäste gestellt, und dann, wenn gegessen war, wieder weggetragen, woher die Ausdrücke entstanden: mensarn ponere für auftragen und mensam tollere, auferre, removere (Cic. in Pis. 27. Verg. Aen. 1, 216) für abtragen.
Tisch- und Tafeltücher (mantelia) finden wir erst seit den Kaisern, Servietten (mappae) schon etwas früher {Hör. sat. 2, 8, 63: Yarius inappa com-pescere risum vix poterat). Übrigens pflegte der Gast die Serviette mitzubringen und in ihr nahm er Speisen vom Nachtische und Gastgeschenke (di6 bekannten xenia) mit sich nach Hause. Bei Tische erschien man in der leichten farbigen vestis cenatoria (synthesis § 132) und statt des schweren calceus trug man Sandalen. — Als Efswerkzeuge gebrauchte man nur einen kleineren Löffel (cochlear) und einen gröfseren (ligula). Messer und Gabel brauchte der Römer nicht, da alle Speisen vom Vorschneider (scissor) zerlegt waren. Auf keinem Tische durfte das Salzfafs (salinum) fehlen, da die mola salsa zum Opfern nötig war (Hör. Od. 2, 16, 14: vivitur parvo bene, cui pa-ternum Splendet in mensa tenui salinum).
3. Trinkgelage (comissatio, von edo, gr. au[A-oaiov). Dieses ist verschieden von dem convivium oder der cena und sclilofs sich bisweilen an die Mahlzeiten an oder wurde besonders am späten Abend veranstaltet (Liv. 40, 7: quin comissatum ad fratrem imusp). A or dem Gelage salbte und bekränzte man sich, am liebsten mit Rosen, Lorbeer, Myrten, Epheu, Eppich etc. (coronae convivales) ; der Boden des Triklinium wurde mit Blumen bestreut, ein Trinkkönig (rex, magister oder arbiter bibendi, Cic. Cat. mai. 14, 46 und Hör. Od. 2, 7, 25) erwählt, welcher die Mischung des Aveines und die Zahl der zu trinkenden Cyathi bestimmte. Cicero beschreibt uns Yerr. 5, 11 eine_ solche comissatio, die Yerres in Sizilien hielt, und vergleicht das Ende derselben mit dem Schlachtfelde von Cannae. Man nannte dies Graeco more bibere, wobei man sich zutrank {bene tibi, bene te, vivas, Z°^P£) und die Gesundheit ausbrachte (sa-lutem propinare. Ygl. Cic. Yerr. 1, 27. Tusc. 1, 40). Würfelspiel, Gesang und Musik waren sehr oft mit diesen Gelagen verbunden.
§ 134. Die Nahrung.
a) Das Hauptnahrungsmittel und Nationalgericht der älteren Römer war der aus dem Weizen (far, ador) bereitete Mehlbrei (puls, pulmentum), der zugleich die Stelle des Brotes vertrat. Das Korn stampfte die Hausfrau oder der Knecht in einem Mörser; Müller und Bäcker kannte die alte Zeit nicht. Eigentliches Brot war erst seit 170 v. Chr. allgemein, in welchem Jahre die erste Bäckerzunft in Rom entstand. Man buck jetzt grobes Kleien- wie feines Weizenbrot (panis siligineus); ersteres (panis ater, cibarius und plebeius genannt) war das Brot der Armen und der Landleute.
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290 § 137. Lancuvirtschaft und zusammenhängende Erwerbszweige.
2. Wein- und Ölbau (vitem et oleam serere). Obschon man in ünteritalien seit unvordenklichen Zeiten dea Rebstock hatte, wurde der Weinbau in Latium yerhältnismäfsig spät einheimisch und nahm erst mit dem Sinken des Ackerbaues zu. Die Weinstöcke standen wie heute noch in Italien entweder in freien Anlagen (vineae) oder wurden um Bäume, besonders Maulbeerbäume, gezogen. Die Weinlese (vindemia, vindemiare) fand in der Regel Anfangs Oktober statt; die Trauben (uvae) wurden zuerst in großen Tretkübeln (fori) mit nackten Füfsen getreten,
Fig. 56. Amphoren mit griechischen Inschriften zum Aufbewahren des Weins.
(Nach Presuhn.)
dann kamen sie auf die Trotte (torcular), eine der modernen Kelter entsprechende Vorrichtung. Den Wein füllte man in große thönerne, ausgepichte Stückfässer (dolia), um ihn gähren zu lassen; hierauf wird er in die amphorae abgefüllt und in die apotheca im oberen Stockwerk, wo möglich dafs der Rauch hindurchzieht; jetzt erst kehrt er in die cella vinaria zurück. (Tgl. Fig. 56.)
Die Amphoren verschlofs man mit Thonpfropfen und versiegelte (oblinere) sie. Hör. Od. 1, 20, 3: vile Sabinum . . . quod ego ipse testa conditum levi, und weil dazu gerne Pech genommen wurde, singt er Od. 3, 8, 10: liic dies anno redeunte festus Cor-ticem adstrictum pice dimovebit Amphorae. Endlich erhielt die Amphora eine Etiquette (nota). Hör. od. 2, 3, 6.
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§ 115. Die Augures und Haruspices.
219
Die fünf Arten von Erscheinungen, auf welche die divinatio sich stützte, waren:
a) signa ex coelo, vor allem Donner und Blitz. So durfte, weil aus jenen Zeichen ein göttliches Nein! gelesen wurde, z. B. keine Volksversammlung gehalten werden am Tage eines Gewitters Der terminus technicus für die Beobachtung der Himmelszeichen ist spectio oder de coelo servare.
b) signa ex avibus, Vogelzeichen, wenn aus dem Fluge oder der Stimme der Vögel eine Offenbarung entnommen wurde. Dies auspicium (avispicium) im eigentlichen und engeren Sinne. Durch den Flug gaben Anzeichen (omina) die alites (Adler, Geier, Habichte u. a. Vgl. die aves Remores des Remus); durch die Stimme die oscines (Rabe, Specht, Hahn und besonders die Krähe, divae corniscae, die Vögel der Juno). Man sagte: aves consulere und servare; aves addicunt (admittunt) = sie sagen zu, und abdicunt, raten ab. c) signa (auspicia) ex tripudiis (von pes und terere), Zeichen aus dem Hühnerfrafs. Man warf nämlich den Hühnern (pulli) Futter vor, und wenn einem von ihnen beim gierigen Fressen etwas aus dem Schnabel fiel (tripudium solistimum, von solum-sistere), so war es ein günstiges, d. h. zustimmendes Zeichen. Der pullarius besorgte für die Augurn die Hühner, d) signa ex quadrupedibus (auspicia pedestria), aus der Beobachtung des Laufes und der Stimmen von Vier— füfslern, wie Wölfen, Pferden, aber auch Schlangen, e) signa ex diris, Warnungen durch aufserordentliche unglückverkündende Zeichen, wie plötzliches Niefsen, Herabfallen eines Gegenstandes in einem Tempel, Fallen eines an dem morbus comitialis (Epilepsie) Leidenden u. a. — Die wichtigsten auspicia waren die ex coelo und ex avibus. Die Götter gaben jedoch ihren Willen nur mit Ja oder Nein kund, worin eben die Zu- oder Absage ihrer Hülfe lag. Man sagte: adversä, mala, falsa avi und bonis, secundis avibus. Dagegen waren aves sinistrae, d. h. diejenigen, welche von Osten kamen, günstige, indem die Römer nach griechischer Art südwärts schauten beim Einholen der Augurien; erst später kam die Sitte, nach Norden zu schauen, auf und jetzt sind aves dextrae die günstigen, sinistrae die ungünstigen Zeichen. — Wenn durch die Zeichen der Wille der Gottheit für den römischen Staat erforscht wird, so sind es auspicia publica. — Bei dem servare de coelo und ex avibus ging der Augur um Mitternacht, nachdem er Opfer und Gebete dargebracht, nach dem auguraculum auf dem Kapitol, und mit dem Gesichte nach Süden gewendet teilte er mit dem Augurstabe (lituus) den Himmel (templum = Visierraum) durch eine Mittagslinie (cardo) und eine diese kreuzende (decu-manus) in vier Regionen, und darnach wurden die Vorkommnisse am Himmel als günstige (sinistra) oder ungünstige (dextra) bezeichnet. Der Augur safs mit verhülltem Haupte ; silentium bei der spectio war Grundbedingung.
Das Kollegium der Augurn ist von Istuma organisiert und hat von da ab im Dienste des Staates eine hohe politische Bedeutung gehabt, indem das Augurwesen auf alle wichtigen Amtshandlungen der Magistrate den nächsten Einflufs übte. Früher wurden die Augures publici kooptiert, später in comitiis calatis gewählt; auf die Wahl folgte die Inauguration. Sie wareo unabsetzbar, hatten als Auszeichnung den apex, die purpurverbrämte trabea und den lituus, einen knotenlosen Krummstab. Sie bildeten allmälig ein
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I
228 § 118. Die heiligen Orte, Altäre und Tempelgeräte.
in jedem Ratshause (curia) ein Altar. Yiele Altäre standen im freien für sich an Flüssen, in Hainen, unter Bäumen, an Brunnen, auf Bergen und öffentlichen Plätzen, an Kreuzwegen (für die lares viales). Diese freistehenden Altäre waren immer mit einem Gitterwerk (cancelli) umgeben. — Um die Altäre hing man oft Bänder (vittae, infulae), Kränze oder Zweige von jenen Bäumen, welche der betreffenden Gottheit heilig waren. Mit der fortschreitenden Kunst wurden auch die Altäre reich verziert, mit Reliefs oder religiösen Emblemen geschmückt oder mit Inschriften, die den Namen der Gottheit und den Grund der Dedication (lex dedicationis) angaben, versehen. Die Altäre samt Götterbilder waren Asyle (daher ad aras confugere, considere).
4. Bilder. Die Römer haben verhältnismäfsig erst spät, durch das Eindringen griechischer Kunst veranlaßt, begonnen, die Bildnerei im Dienste der Götter zu verwenden; sobald aber einmal der Bilderkult Eingang gefunden hatte, war derselbe aufs engste mit dem ganzen religiösen Denken und Thun verwoben.
Der Name für Götterbild ist signum, während statua die menschliche Figur bezeichnet. An die signa also, da in ihnen die Gottheit unmittelbar gegenwärtig ist, richtete man Opfer und Gebete, bekränzte, salbte, badete, beschenkte sie, that ihnen bei Festaufzügen Prunkgewänder an, setzte sie bei Supplikationen auf die Polster und legte ihnen Speise vor u. dgl.
5. Tempelgeräte (vasa sacra). Beim Gottesdienste waren in Gebrauch: ampulla, ein henkelloses, bauchiges Gefäfs, um z. B. Wein auf die Opfer zu giefsen; simpulum oder simpuvium, eine Schöpfkelle an langem Stiele, um Wein in sehr kleiner Menge aus dem Mischkruge zu Libationen zu schöpfen, während die patera (cpiaxry) eine Schale war, teils ebenfalls zum Libiren, teils zum Auffangen des Blutes, urceoli, Weinkrüge, und guttus, ein kleines Gefäfs, um den Wein tropfenweise zu spenden. Diese Gegenstände waren anfangs von Holz, dann Thon, später von Silber oder Gold; acerra (Aißccvturoc) oder arcula turalis, ein viereckiges Weihrauchkästchen, das ein Diener herumtrug, damit man Weihrauch auf die Kohlen warf; turibulum ist ein mit Kettchen versehenes Weihrauch/afs. Die trulla gebrauchten vornehmlich die Yestalinnen, um Wasser zu schöpfen; es war eine gröfsere Schöpfkelle; in den ollae extares und corbes, jenes flache Schüsseln, dieses Körbchen, trug man die Eingeweide und Fleisch zum Altäre ; dagegen waren die calathi und canistra elegante Körbchen, oft aus Silberdraht, um Salzmehl, Kränze u. dgl. darin aufzubewahren. Die Beile (secures und bipennes) dienten den victimarii
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122. Die Festspiele.
239
Statilius Taurus das erste steinerne Amphitheater und Vespasian das grofsartige amphitheatrum Flavium. — Als Kämpfer wurden Sklaven, Kriegsgefangene, Verbrecher und zuletzt gedungene Leute verwendet. Diese wurden in eigenen Fechtschulen (lucli cjladia-torii) für ihr Avaffenhandwerk herangebildet.
Die Fechter, die in grofser Zahl herangezogen wurden, zerfielen je nach der Waffe, in der sie sich übten, in verschiedene Klassen (familiae), an deren Spitze der Fechtmeister (lanista) stand, welcher die Gladiatoren einübte und an diejenigen, welche ein munus gladiatorium veranstalten wollten, verkaufte oder vermietete.
Nach Bewaffnung und Kampfesart gab es: retiarii, welche ohne Rüstung am Leibe mit einem Netze (rete) und einer dreizinkigen Gabel (tridens, fus-cina) bewaffnet waren und dem Gegner (meist ein secutor) das Netz über den Kopf zu werfen trachteten, um ihn dann mit der Gabel anzugreifen. Secutores trugen Schwert und Schild und haben ihren Namen daher, dafs sie gewöhnlich dem retiarius nachsetzten, bis dieser sein Netz zum Wurfe bereit hatte. Mir-millones und Galli, die mit dem gallischen Helme, auf welchem ein Fischbild (p.'jpjj.uxo;, murmillo) statt des Helmbusches sich befand, bewaffneten Gladiatoren. Sammtes, Fechter in der Rüstung der samnitischen Soldaten, nämlich einem Helm mit Visier und Flügeln (pinnae), einem Langschilde und einer ocrea am linken Beine. Threces (Thrax, Thraex und Threx), thrakische Fechter in den Waffen der eingebornen Thraker. Diese führten eine krumme Klinge (sicct) und den kleinen thrakischen Schild. Der Thrax erwartete seine Gegner gewöhnlich in kauernder oder kniender Stellung. Die hoplomachi kämpften in schwerer Rüstung, die dimachaeri (von (Acr/atpa) führten zwei kurze Messer; die essedarü fochten vom britischen Streitwagen (essedum) herab, die auda-batae zu Pferde mit Visieren.
Um künstliche Seegefechte, besonders Darstellungen von historisch berühmten Seeschlachten, z. B. ein Seetreffen zwischen Athenern und Persern, zu geben, leitete man entweder Wasser in die Arena des Amphitheaters oder man baute eigene Naumachien,. riesige Bassins, in welchen 30 und mehr Schiffe Schlachten nachabmten. Cäsar baute 46 v. Chr. die erste Naumachie, Augustus 2 v. Chr. eine zweite; die größte aber Claudius 52 n. Chr. auf dem Fuciner-see, wo 19 000 Mann in Kostümen ein Seetreffen zwischen Rhodiern und Si-ciliern nachahmten (Tac. ann. 12, 56).
ß) Die Tierhetzen, venationes. Die erste venatio gab 186 v. Chr. M. Fulvius Nobilior bei seinen Spielen (Liv. 39, 22: venatio data leonum et pantherarum). Anfänglich wurden die Tierkämpfe im Cirkus, später im Amphitheater mit den Grladiatorenspielen gegeben, und zwar fanden vormittags die Tierhetzen, nachmittags die Fechterspiele statt. Immer glänzender und kostspieliger wurden diese Hetzen, und aus allen Teilen des Reiches die wilden liere in grofser Zahl nach Rom geführt oder in Menagerien (vivaria) herangezogen. Die Tierkämpfer, bestiarii, venatores, waren wie die Gladiatoren in Familien eingeteilt, rekrutierten sich aus
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Augustus Claudius Fulvius_Nobilior
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§ 127. Das römische Wohnhaus.
rechts und links vom Haupteingang, waren oft vermietet und zu Läden und Schenken (tcibernae) eingerichtet. Keller (hypogaea) waren selten; denn der Wein wurde in Amphoren abgefiillt und in besonderen, im oberen Teile des Hauses gelegenen Kammern (apothecae) auf bewahrt, wo der Rauch Zugang hatte (daher auch fumarici genannt).
Wenn zwei oder mehr Stockwerke errichtet waren, so liefen diese nicht über das ganze Haus weg, sondern waren nur über einzelne der im Erd-geschofs liegenden Räume erbaut; die Zimmer dieser Stockwerke dienten teils als Schlafkammern (cenacula) für Kinder und Sklaven oder als Arbeitsräume (ergastula) und Mietswohnungen (ebenfalls cenacula). Den gleichen Zweck hatten die erkerartigen Vorsprünge (pergulae). Wir treffen auf den flachen und pavimentierten Dächern auch Gärten an und die Terrasse (solarium) hat ein auf Säulen ruhendes Dach zum Schutze gegen die Sonne.
2. Innere Ausschmückung. Ton der gröfsten ursprünglichen Einfachheit schritt der Römer, der hierin viel Kunstsinn bewies, zum höchsten Luxus in der inneren Ausstattung des Hauses fort. Der Fufsboden (solum) wurde anfänglich aus einer Lage von Mörtel oder Lehm hergestellt (pavimentum, von pavio, ~auo, stofsen). Dann begann man mit der einfachsten Art von Mosaik 0opus ist dafür der allgemeine Name). Man legte nämlich zuerst nur kleine Stücke von Ziegeln (opus signinum, von der Stadt Signia), Backsteinen, Stein, Muscheln etc. in den Mörtel (opus oder pavimentum ruderatum), ferner Scherben (pavimentum testa-ceum) oder Marmorstückchen (pavimentum marmoreum); endlich schritt man zu immer kunstvolleren Mosaik- oder Musivarbeiten fort, indem man aus buntem Marmor, Glas, Thon aufs kunstreichste dünne Stifte oder Stäbchen (tessellae) schnitt und auf weifsem Grunde einlegte, wodurch Malereien entstanden. Daher gehört das pavimentum sectile, wenn vieleckig geschnittene Stückchen buntfarbigen Marmors Malereien des Bodens bildeten, pavimentum tessellatum, wenn alle Marmorstückchen viereckig und dem entsprechend auch die Figuren waren- pavimentum vermicu-latum ist ein Mosaikboden, in welchem buntfarbige Marmorstäbchen Gegenstände aus der Natur (Tiere, Blumen) darstellten; pavimentum scalpturatum oder musivum (von uouasiov, opus musivum) bestand darin, dafs man farbige Glasstifte zusammensetzte und sie mit behauenen (scalpturare) Steinchen unterbrach, um Schattierungen zu erzeugen; pavimentum reticulatum war ein Fufsboden, wenn die marmornen Avürfel nicht auf eine der Seitenflächen, sondern auf eine Kante eingesetzt waren; endlich pavimentum Alexandrinum hiefs diejenige Mosaik, wenn auf weifsem Grunde nur Stäbchen von zwei Farben, z. B. rot und schwarz, eingelegt waren.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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§ 127. Das römische Wohnhaus.
reich verzierte, oder sie wurde verkleidet und bemalt, mit Musiv oder Stuck geschmückt. Auch die T Vein de (parietes), früher nur geweifst (dealbare), wurden jetzt bemalt oder mit Marmorplatten (crustae marmoreae) belegt. (Namentlich in Pompeji war die Wandmalerei ausgebildet.) Die Säulen (columnae), die entweder die Decken trugen oder besondere Gänge (portions) bildeten, wurden aus dem edelsten Marmor genommen: teils von weifsem (pariscliem, pentelischem, hymettischem), teils von gesprenkeltem (numidischem, phrygischem, lakonischem). — Das Licht erhielten die inneren Räume meist von den Deckenöffnungen; in den oberen Stockwerken, selten in den unteren, hatte man auch Fensteröffnungen (fenestrae, lumina), die mit Läden oder Vorhängen geschlossen wurden. Dann stellte man eigentliche Fenster von einem durchsichtigen Stein (lapis specular is, Marienglas), später von Glas (vitrnm) her (so in Pompeji). Die Römer fertigten bereits auch selbst Glas. — Die Beleuchtung geschah in alter Zeit durch Kienspäne oder Fackelbrände (faces, faculae), doch waren Lichter aus Talg oder Wachs (candelae sebaceae, cereae) schon frühe bekannt; später kamen die Öllampen (lucernae) allgemein in Gebrauch. Die Lampe, gewöhnlich aus Terracotta, oder Bronze, bestand aus einem flachen Ölbehälter mit einer Schnauze (myxa) für den Docht und einem Henkel oder Griffe; viele Lampen hatten zwei (lucerna bi-lychnis) oder mehrere Dochte, und die Lampe wurde entweder aufgehängt (lucerna pensilis) oder gestellt, oft auf einen hohen Ständer (candelabrum). — Für Heizung sorgten nicht Ofen, sondern der Herd (focus), aufgestellte Kohlenbecken (carhini) oder tragbare Öfen (fornax). Oder es wurde durch Röhren Wärme aus einem unterirdischen Ofen (hypocaustum) in die Zimmer geleitet.
An Mobiliar besafs das römische Haus nicht viel: es bestand im wesentlichen aus Tischen, Stühlen (sella, ohne, cathedra, mit Lehne), Sophas (lecti) und Schränken (armaria) zum Aufbewahren von Kleidern etc. Dazu kommen als kleinerer Hausrat (suppellex): verschiedene Arten von arcae, als area argentaria, Geldtruhe, area vestiaria, Kleiderkoffer; scrinia, kleine Schränke, cistae, locult und capsae, Körbe und Kästchen manchfacher Art; abaci, Prunk-und Schenktische, oft von edlem Holze (citrus); endlich die verschiedenen Gefäfse (vasa), vom einfachsten Geschirre bis zu den korinthischen Yasen (vasa Corinthia). Hier seien noch genannt die amplora, ein weites irdenes Gefäfs mit Doppelhenkel, besonders zum Aufbewahren des Weines dienend; die ampulla, Flasche
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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