Vi. Wie Perser.
Von der Perser Sitten und Gebräuchen zu reden: so weiß ich da-
von so viel, Bildsäulen, Tempel und Altäre zu errichten ist bei ihnen
nicht Brauch, ja sie legen es denen als Thorheit aus, die das thun,
und das meines Bedenkens darum, weil sie nicht, gleich wie die Hel-
lenen, glauben, daß ihre Götter von Menschenart sind. Dem Zeus
schlachten sie das Opser auf den höchsten Berggipfeln. Zeus heißt
nämlich bei ihnen der ganze Himmelskreis. Sie opfern aber auch der
Sonne und dem Monde, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den
Winden. Denselbigen allein opferten sie ursprünglich, sie haben aber
dazu gelernt den Dienst der Urania von den Assyriern und Arabern.
Bei den Assyriern heißt Aphrodite Mylitta, bei den Arabern Alitta,
bei den Persern Mitra. Das Opfer aber für die genannten Götter
verrichten die Priester also: Wenn sie opfern wollen, so errichten sie
keinen Altar, zünden kein Feuer an, sie spenden auch nicht des Weines,
Flöten und Kränze und geröstete Gerste haben sie nicht, sondern wenn
einer sein Opfer will darbringen, so führet er das Thier an eine ge-
reinigte Stätte imd betet zu dem Gott, die Tiare bekränzet mehren-
theils mit Myrthenzweigen. Für sich allein darf aber der Opfernde
kein Heil erflehen, sondern er betet für alle Perser und für den König;
denn unter allen Persern ist er ja auch mit einbegriffen. Wenn er
nun das Opferthier in Stücke zerschnitten und das Fleisch gekocht hat,
streuet er das zarteste Gras unter, gemeiniglich Klee, darauf leget er
alles Fleisch. Ist dieses geschehen, so tritt ein Mager hinzu und
stimmt an den Gesang der Götterzeugung', wie sie den Zauberspruch
nennen, denn ohne einen Mager dürfen sie nicht opfern. Nach einiger
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Die Perser.
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Zeit trägt dann der Opferer sein Fleisch von dannen, und braucht es,
wozu er Lust hat. Von allen Tagen feiern sie am höchsten ein Jeg-
licher seinen Geburtstag. Da muß ein reichlicheres Mahl denn ge-
wöhnlich anfgctragen werden. Die Reichen lassen auftragen ganze
Ochsen, Pferde, Kameele und Esel im Ofen gebraten. Die Arinen
aber tragen kleineres Vieh aus. Gerichte haben sie wenig, aber desto
mehr Nachtisch, immer eines nach dem andern. Deshalb sagen auch
die Perser, die Hellenen ständen hungrig vom Tische ans, weil den-
selben nichts Ordentliches mehr vorgesetzt würde, wenn sie abgegessen;
setzte man ihnen nur Etwas vor, so würden sie nicht aufhören zu
essen. Dein Weine sind sie sehr ergeben, und cs ist nicht fein, zu
harnen oder auszuspeien in anderer Leute Gegenwart. Auch pflegen
sie, wenn sie trunken sind, über die wichtigsten Dinge sich zu be-
sprechen, und was sie beschlossen, das trägt am andern Tage der
Herr des Hauses, darin sie sich besprochen, noch einmal vor. Sind
sie auch nüchtern damit zufrieden, so thnn sie darnach, wo nicht, so
lassen sie es. So auch, was sie nüchtern vorher besprochen, gehen sie
trunken wieder durch. Wenn ihrer zwei sich auf der Schatze begegnen,
so kann man sehen, ob sie gleichen Standes sind daraus: statt des
Grußes küssen sie einander auf den Mund. Ist der Eine ein wenig
geringer, so küssen sie sich auf die Wangen, ist der Eine aber viel
niedrigeren Standes, so fällt er zur Erde und betet den Andern an.
Am meisten achten sie die, die ihnen am nächsten wohnen —- nach
ihnen selber, versteht sich — dann die, die dann kommen, und dann
nach Maß immer so weiter. Ain wenigsten aber halten sie von denen,
die ihnen am entferntesten wohnen, denn sie selber sind ihrer Meinung
nach in allen Stücken bei weitem die vorzüglichsten von allen Men-
schen, die andern kommen der Vorzüglichkeit nahe, nach besagtem
Matz, und die am entferntesten von ihnen wohnen, sind die schlechte-
sten. Nämlich als die Meder noch Herren waren, herrschte ein Volk
über das andere, aber die Meder über alle und über die, so ihnen
zunächst wohnten, diese über ihre Nachbaren, und diese wieder über
die, so ihnen angrenzten. Und nach demselben Maß achteten die
Perser andere Leute, denn des Volkes Herrschaft und Verwaltung
erstrecket sich sehr weit. Nach fremden Sitten ist kein Volk so arg,
als die Perser. So tragen sie das medische Kleid, weil sie glauben,
es stehet ihnen besser, als das ihrige, so legen sie im Krieg ägyptische
Panzer an, und wo sie nur hören von einer Vergnügung, der trachten
Histor. Lesebuch. I. ñ
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Aegypten.
Haar wachsen, beides, an Haupt und Kinn, so zuvor abgeschnitten
war; andere Leute leben besonders, und ihr Vieh auch besonders, die
Aegyptier aber leben mit ihrem Vieh zusammen; andere Leute leben
vor: Weizen und Gerste, wenn aber ein Aegyptier davon lebet, so
gereicht ihm das zum größten Vorwurf, sondern sie bereiten ihr Brod
mtö Dinkel, so auch von Einigen Spelt genannt wird; den Teig
kneten sie mit den Füßen und den Lehm mit den Händen, so nehmen
sie auch den Mist mit den Händen auf; Kleider hat der Mann zwei,
das Weib aber nur eins; die Segelringe imb Segeltaue binden andere
Leute auswendig an, die Aegyptier aber inwendig. Buchstaben schrei-
den und mit Steinchen rechnen, thun die Hellenen von der Linken zur
Rechten, die Aegyptier aber von der Rechten zur Linken, und dabei
sagen sie doch, sie machten es rechts und die Hellenen links; der
Buchstaben haben sie eine doppelte Art, nämlich, eine Art sind die
heiligen, die andere fürs Volk. Gottesfürchtig sind sie über die Maßen,
mehr, denn alle andern Völker, und dabei haben sie folgende Bräuche:
sie trinken aus ehernen Bechern, die sie alle Tage auöwaschen, und
nicht etwa der, und der wieder nicht, sondern allesammt; sie tragen
linnene Kleider, immer frisch gewaschen, darauf sehen sie am aller-
meisten. Die Priester bescheeren sich den ganzen Leib, jeden dritten
Tag, auf daß weder eine Laus, noch irgend ein anderes Ungeziefer
sich einfinde bei ihnen, die da den Göttern dienen; auch tragen die
Priester nur linnen Kleid und Schuhe von Byblos, und ein anderes
Kleid dürfen sie nicht anlegen, auch keine anderen Schuhe. Sie baden
sich zweimal des Tages und zweimal des Nachts in kaltem Wasser.
Und noch viel tausend andere Gebräuche, möchte ich sagen, müssen sie
beobachten. Dafür haben sie aber auch große Vortheile. Denn von
ihrem Vermögen verzehren, noch geben sie nichts aus; sondern es
wird ihnen ihr heiliges Brod gebacken, und Gänse und Rindfleisch
bekommt ein Jeglicher eine große Menge jeden Tag, auch wird ihnen
Rebenwein geweiht, aber Fische dürfen sie nicht essen. Bohnen säet
man in Aegypten eben nicht; so kauet man sie weder roh, noch isset
man sie gekocht, die Priester können sie nicht einmal sehen, denn cs
gilt ihnen für ctit unreines Gemüse. Es hat aber jedweder Gott
nicht bloß einen einigen Priester, sondern viele, davon ist einer der
Oberpriester, und wenn einer stirbt, so tritt fein Sohn an seine Stelle.
Die Stiere, glauben sie, sind dem Epasos heilig, und deshalb
prüfen sie dieselbigen also: wenn man auch nur ein wenig schwarzes
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