41
waren. Die Priester waren Zugleich im Besitz der wissenschaft-
lichen Bildung; sie waren Richter, Aerzte, Zeichendeuter, Bau-
meister, aus ihnen wurden die Staatsbeamten gewählt und sie
standen den Königen rathend zur Seite. Die Residenz der Kö-
nige war anfangs Theben in Oberägypten, dann Memphis im
mittleren Theile des Landes, zuletzt Sais im sogenannten Delta.
Die Religion der Aegypter war ein eigenthümlicher Götzendienst;
in den ältesten Zeiten wurden die schaffenden Kräfte der Natur,
besonders Sonne und Mond verehrt. Da diese Gottheiten vielfach
mit der thierischen Natur in Verbindung gebracht und häufig
in Thiergestalten dargestellt wurden, so übertrug man später die
Verehrung auf die Thiere selbst, und in den verschiedenen Thei-
len des Landes wurden die verschiedensten Thiere verehrt; zu
diesen gehören der Stier Apis, Katzen, Hunde, Schlangen, der
Ibis, Krokodile, von denen einzelne in den Tempeln von beson-
ders dazu bestellten Priestern gepflegt und nach dem Tode ein-
balsamirt wurden. Dieses Einbalsamiren fand auch bei mensch-
lichen Leibern statt, die dann Mumien hießen, und hing mit dem
Glauben zusammen, daß die Fortdauer der Seele an die Erhal-
tung des Körpers geknüpft sei.
Nachdem Aegypten Jahrtausende in strenger Absonderung
von den Nachbarstaaten unter einheimischen Königen ein glück-
liches und blühendes Land gewesen war, wurde es 525 v. Chr.
von dem Perserkönige Kambyses erobert; er, wie seine Nachfol-
ger bedrückten das Volk und verfolgten besonders die Priester
und deren Götzendienst. Deßhalb empörten sich die Aegypter
auch häufig, wurden aber jedesmal wieder unterworfen, bis
Alexander der Große 332 das Land eroberte.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
58
Handel und Völkerverkehr deö Mittlern Aflen's.
Wohnsitzen der Budinen und Gelonen und der hölzemen Stadt der
letztem gelangte. Von hier nahm die Caravane eine nordöstliche Rich-
tung, der Weg lief nun durch eine siebentägige Wüste, bis sie die
Wohnsitze der Thyssageten und Jyrken, an den sibirischen Grenzen,
berührte. Sodann überstieg sie die Kette des Urals, und langte in
den Steppen der Kirgisen und Kalmücken, dem letzten Ziel ihrer
Reise, an.
Es fällt von selbst in die Augen, daß diese Straße nicht die gera-
deste und kürzeste war, um von Olbia in daö Land der Argippäer
zu kommen. Sie bog links ab, und nahm einen nördlichen Umweg,
so daß sie bis zu den Grenzen Sibiriens, wo nicht bis in dasselbe,
sich hitlaufzog. Denn südlicher können wir die Völker, durch welche
sie giilg, nach allen von mir angeführten Angaben Herodot's nicht
setzen. Man könnte zwar annehmen, daß Unsicherheit der Wege diesen
Umweg nöthig gemacht habe. Aber im Herodot selbst haben sich so
deutliche Beweise erhalten, daß nicht sowohl diese, als vielmehr Handelö-
bedürfnisse es verursachten, daß daran schwerlich ein Zweifel sein kann.
Schon daß die Griechen der Dollmetscher bedurften, lehrt dies, denn
wozu hätten sie ihrer sonst, als zu dem Verkehr mit diesen Völkern
bedurft? Worül aber dieser Verkehr zunächst bestand, geht klar aus
Herodot hervor: es war die älteste Straße des Pelzhandels.
Die nördlichen und nordöstlichen Völker, von den Budinen an,
diese selbst, die Thyssageten und Jyrken sind nach Herodot's ausdrück-
lichem Bericht Jägervölker. Sie wohnen in dichten Wäldern, sie
lauern den Thieren auf, indem sie die Bäume besteigen, sie erlegen
sie mit Pfeilen und jagen sie mit Pferden und Hunden. Zwischen
diesen Völkern ist gewöhnlich eine Wüste von mehreren Tagereisen.
Was kann sie anders sein, als ihr Jagdrevier? Sollte diese Jagd
einen andern Zweck gehabt haben, als sich der kostbaren Felle dieser
Thiere zu bemächtigen, so wie sie ihn in Sibirien noch jetzt hat?
Jndeß Herodot sagt es ja ausdrücklich! „In dem Lande der Bu-
dinen," sagt er, „ist ein See und Morast mit Rohr, in dem die
Ottern gefangen werden und die Biber und andere Thiere mit vier-
ecktem Kopf, deren Felle um die Pelzkleider gesetzt werden." Bedarf
es weiterer Zeugnisse?
Wo diese Jägervölker ihren Anfang nahmen, in dein Lande der
Budinen, lag die große hölzerne Stadt, mit einer hölzernen Einfas-
sung versehen, von der jede Seite 30 Stadien (dreiviertel Meilen)
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
96
Griechenland.
heilig. Dieselbige weidet bei Tage an dem Fluß, der von dem Berge
Lakmon herab durch das Gebiet von Apollonia bei dem Hafen Orikoö
in das Meer fließt, bei Nacht aber wird sie bewacht von einem der
durch Reichthum und Geburt ausgezeichnetsten Männer der Stadt,
der dazu auserwählt worden, immer einer auf ein Jahr. Denn die
von Apollonia halten gar sehr viel auf diese Heerde, einer Weissagung
wegen. Sie übernachtet aber in einer Höhle, fern von der Stadt.
Hier nun wachte einmal jener Euenios, und als er einmal einschlief,
statt zu wachen, kamen Wölfe in die Höhle und erwürgten von den
Schafen etwa sechszig Stück. Als Jener das gewahr worden, schwieg
er still und sagte Keinem etwas davon, denn er war Willens, andere
zu kaufen und jene zu ersetzen. Aber das entging den Apolloniaten
nicht, sondern sie erfuhren es, und alsbald führten sie ihn vor Ge-
richt und verurtheilten ihn, daß er, weil er die Wache verschlafen,
des Gesichts sollte beraubt werden. Und wie sie den Euenios ge-
blendet, alsbald bekamen ihre Heerden keine Jungen, so trug auch
die Erde keine Frucht. Das war ihnen zu Dodona und Delphi
geweissaget worden. Darauf fragten sie die Seher um die Ursache
dieses Unglücks, diese aber sagten ihnen, weil sie ungerechter Weise
den Wächter der heiligen Schafe, den Euenios, des Gesichtes beraubt,
denn sie selber hätten die Wölfe hingeschickt, und sie würden nicht
eher ablassen, jenen zu rächen, bis sie ihm die Genugthuuug dafür
gegeben, die er selber verlangen und bestimmen würde; wäre das ins
Werk gerichtet, so würden sie selber dem Euenios eine Gabe geben,
darum ihn viele Menschen sollten glücklich preisen. Diesen Spruch
bekamen sie von den Weissagungen. Die Apolloniaten aber hielten es
geheim und übertrugen es einigen Männern der Stadt, die Sache
abzumachen. Diese machten es also ab: Euenios saß auf einer Bank,
und sie gingen hin und setzten sich zu ihm und sprachen mit ihm von
ganz anderen Dingen, endlich kamen sie dann auf sein Unglück und
bezeugten ihn: ihr Mitleid darüber. So täuschten sie ihn, und nun
fragten sie ihn, was er wohl für eine Genugthuuug verlangte, wenn
die Apolloniaten sich anheischig machen wollten, Genugthuuug dafür
zu geben. Euenios aber, der da noch nichts von dem Götterspruch
gehört, sagte, wenn man ihm die Anker gäbe von dem und von dem
(nun nannte er die Bürger, von denen er wußte, daß sie die beiden
besten Kabeln hatten in Apollonia) und dazu eine Wohnung, die er
als die beste in der Stadt kannte, wenn er das bekäme, sagte er, so
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]