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den Greis. Bei seiner Ankunft in Theben war das Land in
großer Bedrängniß; ein Ungethüm, halb Jungfrau, halb Thier,
Sphinx genannt, hatte sich in der Nähe der Stadt gelagert und
gab jedem Vorübergehenden ein Räthsel auf; konnte er es nicht
lösen, so tödtete es denselben. Oedipus löste das Räthsel, wel-
ches so lautete: „Was ist das, das morgens auf vier, mittags
auf Zwei und abends auf drei Beinen geht?" indem er erklärte,
das sei der Mensch, und erhielt zur Belohnung die Hand der
Königin; denn jener Greis, den Oedipus erschlug, war Laius
gewesen und mithin der Königsthron erledigt. So war denn
das Orakel in Erfüllung gegangen. Oedipus regierte das Land
mit Weisheit und Milde, und es wurden ihm Zwei Söhne und
wei Töchter geboren. Rach vielen Jahren brach eine Pest in
Theben aus, und als das Orakel deßwegen befragt wurde, ver-
kündigte es, daß der Mörder des Laius gelobtet und aus der
Stadt vertrieben werden müsse. Durch sorgfältige Untersuchung
und zufälliges Zusammentreffen verschiedener Umstände trat die
Wahrheit ans Licht. Jokaste erhängte sich; Oedipus stach sich
selbst die Augen aus und Zog dann an der Hand seiner Tochter
Antigone in die Fremde. Rach langer Wanderung fand er end-
lich im Hain der Eumeniden (Göttinnen der Rache) bei Athen
den Tod und das Ende seiner Leiden.
Die Söhne des Oedipus, Eteokles und Polynices, vereinig-
ten sich dahin, daß sie abwechselnd, ein Jahr um das andere,
die Regierung führten. Nachdem Eteokles ein Jahr regiert hatte,
wollte er die Herrschaft seinem Bruder nicht abtreten. Dieser
floh nach Argos, vermählte sich mit der Tochter des dortigen
Königs und erhielt das Versprechen der Hülfe Zur Erlangung
seines Rechts. Fünf andere Helden gesellten sich noch zu ihnen
und so entstand der Krieg der Sieben gegen Theben.
Da sich Eteokles hinter den Mauern der Stadt vertheidigte,
und der Krieg sich in die Länge zog, so kam man endlich darin
überein, daß er durch einen Zweikampf der beiden Brüder ent-
schieden werden sollte. In demselben tödteten sie sich gegenseitig;
den Leichnam, des Polynices verbot Kreon, der die Regierung
Thebens übernahm, zu beerdigen. Antigone aber, die Schwester
des Polynices, that dieses dennoch; deßhalb wurde sie verurtheilt,
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Landes noch immer mit einzelnen aufrührerischen Völkerschaften
zu kämpfen hatten; aber seinen eigentlichen Ruhm erwarb er sich
im dritten panischen Kriege.
Mit Neid sahen cs die Römer, daß die Macht Carthagos
sich allmählich wieder hob und suchte daher nach einer Gelegen-
heit zum Kriege. Namentlich war es Marcus Porcius Cato, der
die Kriegsflamme von Neuem anzufachen eifrigst bemüht war und
keine Rede im Senate hielt, ohne am Schlüsse hinzuzufügen:
„Uebrigens ist meine Meinung, daß Carthago zerstört werden müsse."
Als nun die Carthager gegen die Bedingungen des Friedens einen
Krieg mit dem Könige Massinissa von Numidien begannen, weil
er sie beständig reizte, so beschloß der römische Senat, trotz des
Widerspruchs einiger wohldenkenden Männer, den Krieg. Um
diesen abzuwehren, hatten die Carthager bereits in die Stellung
von dreihundert Geiseln aus den vornehmsten Familien und die
Auslieferung ihrer Schisse und Waffen gewilligt, als die Römer
forderten, sie sollten ihre Stadt der Zerstörung preisgeben und
zwei Meilen vom Meere eine neue bauen. Da rüsteten sie sich
zur verzweifelten Gegenwehr, und das römische Heer sah sich ge-
nöthigt zur Belagerung zu schreiten. Dieselbe zog sich bereits
zwei Jahre hin, da die Carthager sich mit dem äußersten Muthe
vertheidigten und alle ihre Mittel und Kräfte aufboten, sich die
nöthigen Waffen und Vertheidigungsmaschinen zu verschaffen, die
Weiber sogar ihre Haare hingaben für die Anfertigung der Stricke
an den Wurfmaschinen; da erhielt unser Scipio, der sich während
der Belagerung um das Heer verdient gemacht hatte, obschon ihm
noch zehn Jahre an dem. gesetzmäßigen Alter (43 Jahre) fehlten,
das Consulat und damit den Oberbefehl. Er stellte die verfallene
Mannszucht im Heere wieder her, betrieb die Belagerungöarbeitcn
mit größerer Thätigkeit, und so wurde denn die Stadt im dritten
Jahre erobert. Nachdem die Mauer überstiegen war, dauerte der
Kampf noch sechs Tage und Nächte in den Straßen der Stadt,
bis endlich auch die Burg in die Hände der Römer siel. 900 Ver-
theidiger eines Tempels zündeten denselben selbst an und stürzten
sich in die Flammen. Siebcnzehn Tage soll der Brand der Stadt
noch gedauert haben; traurig blickte Scipio auf die rauchenden
Trümmer hin und ahnte das Schicksal seiner eigenen Vaterstadt,
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122
mals in Europa geschlagen sind. Einen ganzen Tag wurde auf
der Ebene gestritten, und die Kämpfenden führten immer neue
Schaaren herbei; am tapfersten fochten die Westgothen, deren
König fiel. Vergebens suchten die Hunnen mit ihrem gewöhn-
lichen Ungestüm die feindlichen Schaaren zu durchbrechen, sie
wurden auf ihre Wagenburg zurückgetrieben, und Attila hatte
schon beschlossen, sich mit derselben zu verbrennen, als die Feinde
von dem Angriff auf dieselbe abstanden, um ihn nicht zum Aeußer-
sten zu treiben. Denn auch sie hatten schwere Verluste erlitten,
und mehr denn hundertundsechszigtausend Leichen bedeckten das
Schlachtfeld. So traten denn die Hunnen ungehindert ihren
Rückzug über den Rhein an und kehrten nach Ungarn zurück.
Attila beschloß nun, das römische Reich von einer andern Seite
her anzugreifen. Er brach im Jahre 452 von Norden her in
Italien ein, zerstörte viele Städte, unter ihnen Aquileja, dessen
Einwohner sich zum Theil auf die Inseln in den Lagunen an
den Küsten des adriatischen Meeres retteten, dort sich anbauten
und so den Grund zu der jetzigen Stadt Venedig legten. Bald
machte sich der Mangel an Lebensmitteln in dem verödeten Lande
bemerkbar, und die ungesunden Ausdünstungen in den sumpfigen
Gegenden am Po erzeugten in seinem Heere Krankheiten.
Aetius, der von Gallien nach Italien geeilt war, sing da-
her Unterhandlungen mit Attila an und schickte eine Gesandt-
schaft an ihn, bei der sich auch der römische Bischof Leo der
Große befand. Dieser vermochte ihn durch nachdrückliche Vor-
stellungen und durch reiche Geschenke zum Rückzüge. Nach einer
Sage sollen die Apostel Petrus und Paulus auf Leos Gebet
dem Hunnenkönige erschienen sein und ihn mit Alarichs Schick-
sal, der bald nach Roms Eroberung gestorben sei, bedroht ha-
den, wenn er die Stadt nicht verschone. Er kehrte heim und
starb im folgenden Jahre 453 nach Genuß eines reichlichen Mah-
les in seinem Zelte an einein Blutsturz. So war Europa von
den Heimsuchungen dieses gewaltigen Mannes, der sich selbst
die Gottesgeisel zu nennen pflegte, befreit. Seine Söhne
geriethen unter einander in Streit, die unterworfenen Völker
machten sich frei und sein großes Reich zerfiel. In Ungarn
gründeten die Gepiden und Ostgothen deutsche Reiche und die
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Leo_der
Große Leo Apostel Leos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rhein Ungarn Italien Gallien Italien Roms Europa Ungarn
60
sich der Stadt. Die Tarentiner, ungewohnt des Krieges, wand-
ten sich an Pyrrhus, den König der Italien gegenüberliegenden
Landschaft Epirus, der als ein ritterlicher Held und erfahrener
Feldherr sich bereits einen großen Namen verschafft hatte und
sich außerdem durch eine riesenhafte Leibesstärke auszeichnete.
Die Tarentiner spiegelten ihm die Unterstützung eines ungeheu-
ren Heeres vor, das aus Unteritalien zusammenströmen würde,
und so ließ er sich bestimmen, mit 20.000 Schwerbewaffneten,
2500 Bogenschützen und Schleuderern, 3000 Reitern und 20
Elephanten nach Italien hinüberzugehen. Nachdem sich seine
durch einen Sturm zerstreuten Truppen gesammelt hatten, lagerte
er sich den Römern am Flusse Siris gegenüber. Der Consul
Lävinus wartete fünzig Tage, dann begann er er durch Ueber-
schreiten des Flusses den Angriff. Die Schlacht schwankte lange
unentschieden hin und her; siebenmal sollen die Römer geworfen
und wieder vorgedrungen sein. Da entschied Pyrrhus dieselbe,
indem er seine Elephanten, eine den Römern bisher ganz unbe-
kannte Erscheinung, vorrücken ließ. Da wurden die Pferde der
Römer scheu, kehrten um und brachten das Fußvolk in Unord-
nung. Die Niederlage der Römer war vollständig; 15ooo Mann
verloren sie auf dem Schlachtfelde. Aber auch Pyrrhus hatte
bedeutende Verluste erlitten und die römische Tapferkeit hatte ihn
mit hoher Achtung erfüllt. „Mit solchen Kriegern," soll er sich
geäußert haben, „wäre es mir ein Leichtes, die Welt zu ero-
bern." Nun rückte Pyrrhus auf Rom los, um durch die Erobe-
rung dieser Stadt dem Kriege ein Ende zu machen. Aber ein
römisches 'Heer unter Lävinus folgte ihm auf dem Fuße uach,
und ein anderes rückte aus Etrurien gegen ihn. So zwischen
zwei Heere gedrängt sah er sich zur Umkehr 'genöthigt und ging
nach Tarent zurück. Nun schickten die Römer eine Gesandtschaft
an ihn, bei der auch Fabricius war, um die Auslösung der Ge-
fangenen zu erwirken. Pyrrhus suchte die Gesandten dafür zu
gewinnen, daß man einen ehrenvollen Frieden und ein Bündniß
abschlösse. Aber weder angebotenes Geld, noch versuchte Schreck-
mittel vermochten den Fabricius, von dem ihm gewordenen Auf-
träge abzuweichen, und Pyrrhus, der Redlichkeit und Hochherzig-
keit zu schätzen wußte, gab 2oo Gefangene ohne Lösegeld frei
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Epirus Unteritalien Italien Rom Etrurien Tarent Hochherzig-
106
paira wünschte eine Seeschlacht, und diesem Verlangen gab
er nach.
Hier war aber Octavian im Vortheil, da sein Feldherr
Agrippa ein ausgezeichneter Admiral war und seine Schiffe durch
Leichtigkeit und Beweglichkeit die unbeholsenen und schwerfälligen
Schiffeolosse des Gegners übertrasen. Die Schlacht fiel am
2. September des Jahres 31. v. Chr. bei Aetium am Eingänge
des ambraeischen Busens (Busen von Arta) vor. Lange schwankte
der Sieg, bis es dem Agrippa endlich gelang, die feindliche
Schlachtlinie zu durchbrechen; da ergriff Cleopatra mit ihren
sechszig Schiffen die Flucht, und Antonius folgte ihr nach, indem
er seine Flotte im Stich ließ, die den Kampf noch fortsetzte. Die
meisten Schiffe wurden durch Feuer, das man auf sie warf, zer-
stört, der Rest ergab sich. Das Landheer wartete noch sieben
Tage auf die Rückkehr des Feldherrn, dann eapitulirte es eben-
falls. Antonius und Cleopatra flohen nach Aegypten, dorthin
folgte ihnen Octavian im folgenden Jahre nach; Antonius suchte
mit ihm Zu unterhandeln, als er aber keine Antwort erhielt, sah
er sich genöthigt, das Kriegsglück noch einmal zu versuchen. Vor
Alexandrien geschlagen, stürzte er sich in sein eigenes Schwert und
starb in den Armen der Cleopatra, die auf die Nachricht davon
herbeigeeilt war. Nun suchte diese die Gunst des Siegers zu ge-
winnen; als sie -über merkte, daß er damit umgehe, sie gefangen
nach Rom zu bringen und dort im Triumph aufzuführen, gab
sie sich durch den Biß giftiger Nattern den Tod.
Aegypten wurde nun römische Provinz und einem Prafeeten
aus dem Ritterstande zur Verwaltung übergeben.
Octavian kehrte im Jahre 29 nach Rom zurück; nachdem
er einen dreitägigen Triumph gefeiert hatte, ließ er den Tempel
des Janus schließen, was seit Roms Gründung damals zum
drittenmal geschah, Zum erstenmal nämlich unter Numas friedli-
cher Regierung und dann nach Beendigung des ersten punischen
Krieges. Er nannte sich von da an Imperator, welches Wort
eigenlich Anordner, Gebieter, dann Feldherr bedeutet,
von nun an aber der gewöhnliche Titel der römischen Kaiser
wurde, und aus dem das französische empereur entstanden ist.
Der Senat berieth außerdem darüber, ihn durch einen besondern
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Arta) Agrippa Cleopatra Antonius Antonius Cleopatra Antonius Octavian
Schlacht bei Marathon.
87
legten, denn die Karystier gaben ihnen keine Geisseln, so wollten sie
auch nicht mit in den Streit ziehen wider ihre Nachbarstädte, nämlich
sie meinten Eretria und Athenä; da belagerten sie dieselben und ver-
wüsteten ihr Land, bis auch sie den Persern sich ergaben.
Die Eretrier aber, als sie erfuhren, daß das persische Heer wider
sie augefahren käme, baten die Athenäer, sie möchten ihnen zu Hülfe
kommen. Die Athenäer versagten ihnen ihren Beistand nicht, sondern
die viertausend Mann, die unter sich die Ländereien der Ritter von
Chalkis verlooset, gaben sie ihnen zu Hülfe. Die Eretrier aber mein-
ten es nicht aufrichtig; sie hatten zwar die Athenäer herbeigernfen,
schwankten aber zwischen zweien Meinungen. Nämlich Einige wollten
entweichen aus der Stadt auf die Klippen von Euböa, Andere aber,
die da großen Vortheil für sich von den Persern erwarteten, waren
bereit zum Verrath.
Weil nun Aeschines, Nothon's Sohn, der da einer der Ersten war
in Eretria, dies alles Beides wußte, so sagte er den Athenäern bei
ihrer Ankunft, wie die ganze Sache stand und bat sie, sie möchten
nach Hause gehen, damit sie nicht mit ins Verderben gezogen würden.
Die Athenäer gehorchten nun dem Rath des Aeschines und gingen
hinüber nach Oropos und retteten sich selber. Die Perser aber lan-
deten im eretrischen Gebiet bei Tamynä, Chöreä und Aegilia, und wie
sic in diesen Gegenden ans Land gekommen, schifften sie alsobald die
Pferde aus und hielten sich gerüstet zur Schlacht mit den Feinden.
Die Eretrier aber beschlossen nicht hinauszugehen und mit ihnen zu
kämpfen, sondern waren nur darauf bedacht, ihre Mauern zu verthei-
digen, da die Meinung obgesiegt, die Stadt nicht zu verlassen. Und
da nun ein heftiger Angriff auf die Stadt gemacht ward, fielen sechs
Tage eine Menge Leute von beiden Seiten, am siebenten aber ver-
riethen Euphorbos, Alkimachos Sohn, und Phplagros, Kyneos Sohn,
die Stadt an die Perser. Und dieselben drangen in die Stadt, und
zuerst plünderten und verbrannten sie die Tempel, zur Vergeltung für
die verbrannten Tempel in Sardiö, und sodann »rächten sie die Ein-
wohner zu Knechten, nach dein Befehl des Dareios.
Nachdem sie Eretria in ihre Gewalt bekommen, warteten sie noch
einige Tage, dann segelten sie nach Attika und richteten große Ver
Wüstungen an, und glaubten, die Athenäer würden es ebeir so machen,
wie die Eretrier. Und nun war da die Gegend Marathon, das war
der schicklichste Ort von Attika für die Reiterei, dahin führete sie
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98
Griechenland.
sich, wie zur Belagerung und zum Siege; denn auf Beides rüsteten
sie sich nach reiflichem Nachdenken.
Als aber die Hellenen erfuhren, daß die Barbaren davon gesegelt
waren nach dem festen Lande, ging es ihnen nahe, daß sie ihnen
sollten entwischt sein und waren in großer Verlegenheit, was sie thun
sollten, ob sie sollten wieder umkehren oder hinabfahren nach dem
Hellespontos. Am Ende aber beschlossen sie, keines von beiden zu
thun, sondern nach dem festen Lande zuzufahren. Sie machten also
bereit zur Seeschlacht die Landungsbrücken und alles Andere, dessen
man bedurfte, und segelten nach Mykale. Als sie nun nahe an dem
Lager waren, und kein Mensch ihnen entgegen kam, sondern sie sahen,
daß die Schiffe ans Land gezogen waren in die Verschanzung hinein,
und eine große Landmacht auf der Küste in Schlachtordnung stand,
da segelte Leotychideö mit seinem Schiffe voraus, hielt sich so nahe
an der Küste, als er nur immer konnte, und ließ durch einen Herold
den Ioniern also zurufen:
Ihr Ionier, wer von Euch mich verstehen kann, der höre, was ich
Euch sage, denn die Perser werden durchaus nichts verstehen von
dem, was ich Euch rathe. Wenn die Schlacht beginnt, so gedenke
ein Jeglicher zuerst vor allen Dingen der Freiheit, sodann des Feld-
geschreies, das ist: Hebe. Und wer von Euch das nicht gehört hat,
dem sage es Derjenige, welcher es gehört hat.
Bei dieser Geschichte hatte Leotychideö dieselbe Absicht, wie Themi-
stokles bei Artemision, nämlich entweder sollten die Perser nichts da-
von erfahren, und die Ionier den Worten gehorchen, oder wenn es
den Barbaren hinterbracht würde, den Persern die Ionier verdächtig
werden.
Nachdem ihnen Leotychideö diesen Rath gegeben, so thaten die Hel-
lenen zum andern also: Sie ruderten nahe an die Küste und fliegen
ans Land, und diese stellten sich in Schlachtordnung. Wie aber die
Perser sahen, daß die Hellenen sich rüsteten zur Schlacht, und daß
sie die Ionier aufgemuntert hatten, so entwaffneten sie zuerst die Sa-
mier, weil sie dieselben in Verdacht hatten, daß sie es mit den Hel-
lenen hielten. Denn die Samier hatten, als die gefangenen Athenäer
auf den Schiffen der Barbaren ankamen, welche in Attika waren
zurückgelassen und von den Leuten des Serres gefangen worden, sie
alle mit einander losgekauft, mit allem Röthigen zur Reise versehen
und nach Athenä zurückgeschickt; darum hatte man vorzüglich Verdacht
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Makedonien und das macedonische Reich. 125
persischen Reichs verdollmetscht haben, weshalb der vergnügte Sieger
allen Juden den Tribut auf ein Jahr erließ.
Die Bergveste Gaza, die Palästina im Zaum hielt und Schlüssel
zu Aegypten war, trotzte ihm mit ihrer persischen Besatzung zwei
ganzer Monden. Erst beim vierten Sturmaulaufe, bei welchem Alerander
auch Miuirer oder Sappeurs brauchte, fielen die starken Mauern, und
die Ueberwundenen fühlten des Siegers grausame Rache. Wie Justin
berichtet, soll Alexander den Befehlshaber Betis, wie Achill den Leich-
nam Hektars, aber lebendig, an den Fersen um die Stadt geschleift
haben. Wie immer, wollen auch hier die Macedonier nur wenig
verloren haben.
Mit frischen Völkern aus Griechenland war Alexander binnen sieben
Tagen bei Pelusium in Aegypten. Das ganze Land nahm ihn freudig
als Retter von dem persischen Joche auf, weil bitterer Religionshaß
die Völker trennte. Alerander fuhr den Nil herauf, opferte zu Mem-
phis dem Apis der Aegyptier, wie den Göttern Griechenland'ö, und
kam bald wieder bis nach Kauopus herab. Hier, an einem Arme
des Nils, wo sich eine schmale Landzunge zwischen dem Meere und
dem marmother See hiustreckt, zeichnete Alexander eigenhändig den
Plan einer neuen Stadt, die nach ihm genannt ward. Schon die
seltsamen Prodigien von dem ausgestreuten Mehle, womit man den
Umfang der künftigen Stadt bezeichnet, und die aus allen Gegenden
herbeifliegenden Vögel, die es begierig aufpickten, wurden vom Seher
Ausländer, den Alexander homerischer Weise bei allem Ungewissen be-
fragte, gut gedeutet, aber zuverlässiger, als diese Fabeln, verrieth das
schnell ausblühende Schicksal Alexandriens, daß der Blick des Genies
ihre Stätte gewählt hatte. Der Welthandel bekam eine ganz neue
Richtung, und Alexandrien war Mittelpunkt dcsselbigen, wie ein be-
rühmter Sitz der Gelehrsamkeit.
Der Sieger ward nun immer kühner und schwärmerischer. Gleich
Herkules und Perseus wollte er den Jupiter Hammou sehen, dessen
orakelgebendes Heiligthum in der lybischen Oase lag, und wollte dessen
Sohn werden, vielleicht um den Glauben an seinen göttlichen Beruf
allgemeiner zu machen. Wundersame Dinge werden von den Alten
I bei dieser gefahrvollen Reise durch die wasserleere, alles versandende
; Wüste berichtet. Alexander kehrte zufrieden mit dem Ausspruche des
l Orakels zurück, und ließ sich seitdem mit dem orientalischen Symbole
i der Kraft, den Widderhörnern, abbilden, entweder, weil Jupiter
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Extrahierte Personennamen: Justin Alexander Alexander Achill Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander_homerischer Alexander Alexander Alexander
236
Rom.
bei Mika und schlug in der Nähe von Karthago sein Lager auf.
Hier war sein erstes Geschäft, die ganz zerfallene Zucht im Heere
wiederherzustellen. Darauf bemächtigte er sich der Erdenge, welche
Karthago, das auf einer Halbinsel lag, mit dem festen Lande verband,
zog von einem Meere zum andern in einer Ausdehnung von fünf-
undzwanzig Stadien, zwei Gräben, und befestigte diese mit Wall und
Verpfählung, den einen nach der Seite von Karthago hin, überdies
noch mit einer Mauer und Thürmen. Durch dieses Bollwerk, welches
ihm zugleich zum Lager diente, schnitt er der Stadt alle Zufuhr vom
Lande ab. Als er sodann gewahrte, daß von der See her doch noch
einige Zufuhr möglich war, die seine Schiffe nicht hindern konnten, so
baute er, um den Eingang des Hafens zu sperren, einen langen
Damm ins Meer hinein, oben vierundzwanzig Fuß, unten viermal so
so breit. Die Karthager aber gruben auf der entgegengesetzten Seite
des Hafens eine neue Mündung mitten in das Meer, und zugleich
bauten sie eine Menge Schiffe. Diese Arbeit betrieben sie ganz geheim
bei Tag und Nacht sehr eifrig. Plötzlich öffneten sie eines Morgens
die neue Mündung und liefen mit fünfzig furchtbar ausgerüsteten
Schiffen aus. Diese unerwartete Erscheinung versetzte wirklich die
Römer in Bestürzung, so daß die Karthager wohl ihr Schiffslager
hätten erobern können, wenn sie sogleich angegriffen hätten, da die-
selben gerade ziemlich von Vertheidigern entblößt waren. Aber sie
benutzten diesen Vortheil nicht, sondern nachdem sie den Feind verhöhnt,
fuhren sie wieder zurück. Und als sie erst nach drei Tagen zu einem
Seetreffen sich aufstellten, wurden sie von den Römern in der besten
Ordnung empfangen und init großem Verlust wieder zurückgetrieben.
Nun richtete Seipio sein Augenmerk auf einen breiten Wall, der
vor der Mauer neben dem Hafen errichtet und mit einer Brustwehr
versehen war. Da er diesen als einen gelegenen Angriffspunkt gegen
den Hafen ansah, so griff er ihn mit Belagerungsgeräthen an und
zerstörte bereits einen Theil der Brustwehr. Da machten eine Anzahl
Karthager einen kühnen nächtlichen Ausfall auf die Geräthe und
steckten sie in Brand. Nackt und waffenlos schwammen oder wateten
sie durch das hier seichte Meer heran, rannten mit verzweifeltem
Muthe, keine Wunde scheuend, den feindlichen Waffen entgegen und
ließen nicht eher ab, als bis sie die Belagerungsgeräthe angezündet
und große Verwirrung im ganzen römischen Lager angerichtet hatten.
Darauf schwammen sie wieder nach Hause. — Die Römer jedoch
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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206
Rom.
Natur und durch Abhärtung zu jedem Dienste geschickt; er war eben
so gewandt, als stark; kein Uebermaß der Speise beschwerte ihn, nie
ermattete ihn der Hunger; Anstrengung schien ihm die Stärke, Schlaf-
losigkeit die Kraft zu vermehren. Unersättlicher Ehrgeiz, Verachtung
der Menschen, die er nur als Mittel seiner Zwecke betrachtete, Grau-
samkeit, mehr als panische Treulosigkeit, wie Livius sagt, verdunkelte
aber die großen Eigenschaften des Feldherru.
Haunibal beschloß, den Feind nicht in Spanien zu erwarten, son-
dern ihn in seinem eignen Lande anzugreifen. Er begab sich nach
Gades, stellte sich durch ein feierliches Opfer unter den Schutz des
dort verehrten Herkules, und forderte die Gallier in Italien auf, das
Joch der Römer abzuwerfen, welches die Bojer auch zu thun nicht
säumten, als Hanuibal ohne Widerstand über die Pyrenäen ging,
und sein Heer zu Illebens im narbonischen Gallien sammelte.
Der Cónsul Scipio, welcher von Pisa abgesegelt war, hatte in-
zwischen seine Truppen in der Nähe von Massilien ans Land gesetzt.
Durch eine Kriegslist bewerkstelligte Hannibal den Uebergang über
die Rhone, ließ nach einem Reitergefechte die Römer unangegriffen,
zog den Strom hinauf und lagerte nach vier Tageözügeu auf der
Insel, wo Rhodanns und Jsara zusammenfließen. Hier benutzte
Hannibal die Zwistigkeiten zweier fürstlichen Brüder der Allobroger,
sich einen Anhang zu schaffen; von hier trat er den berühmten Zug
über die Alpen au, die er, wahrscheinlich über den kleinen St. Bern-
hard sein Heer führend, in fünfzehn Tagen überstieg.
Als Hanuibal in Jnsubrien anlangte, fand er sein Heer auf zwölf-
tausend Reiter, zwölftausend Karthager und achttausend Spanier her-
abgcschmolzen. Seine Krieger glichen theils Gerippen, welche vom
Tode erstanden waren, theils Wilden, die ans öden Steppen kamen.
Dennoch gewährte Hannibal ihnen nur kurze Ruhe; die blutige Er-
oberung von Taurininm erregte solchen Schrecken bei den Galliern,
daß sie sich Alle unterwarfen, das Heer mit Lebensmitteln versorgten
und es durch zahlreiche Mannschaft verstärkten.
Als der Cónsul Seipio Hannibal's Abzug von den Ufern der
Rhone erfahren hatte, sendete er seinen Bruder Enejus Scipio, nach
Spanien wider Haödrubal; er selbst schiffte sich nach Pisa ein und
zog durch Etrurien und über den Po, Hanuibal entgegen. Am Tici-
nus (Tessino) traf er mit Hannibal's Reiterei zusammen, wurde ge-
schlagen und dankte sein Leben nur der heldeumüthigen Rettung seines
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