Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Geographie in der Volksschule - S. 17

1897 - Gera : Hofmann
Ii. Verwertung des heimatkundlichen Anschauungs-Materials. 17 Wenn der Sturm die Wassermasse des heimatlichen Teiches oder Sees peitscht, so daß verhältnismäßig hohe Wellen an das Ufer rollen, so spülen diese auf das flache Ufer eine Sandschicht, die durch die Gewalt der Wellen über den gewöhnlichen Wasserstand des Sees hinausgeworfen wird. Später trocknen die heißen Sonnenstrahlen den Sand, und der Wind beginnt damit zu spielen. — An flachen Meeresküsten (Holland, Schleswig-Holstein, Preußen) werden auch durch die hohen Wellen der stürmischen See große Sandmassen ans Ufer gespült. Der heiße Sonnenbrand trocknet sie, und der Wind be- ginnt damit sein Spiel. Wie man bei Schneetreiben oft im Winter be- obachten kann, reicht eine geringere Erhöhung des Bodens hin, um hier etwas Schnee anzusammeln. Die wachsende Erhöhung nötigt den Wind, hier immer mehr Schneemassen sinken zu lassen, und es entsteht ein Schneewall, wie man deren im Winter nach Schneetreiben zahlreich beobachten kann. Ähnliche Verhältnisse tragen mit zur Entstehung der Düne am flachen Meeres- strande bei. Auch das Wandern dieser Dünen läßt sich an den wandernden Schneedünen wohl veranschaulichen. An den Erscheinungen am Steilufer des heimatlichen Sees läßt sich oft die Entstehung der Brandung verdeutlichen. So wird man bei einigem Nachdenken noch mancherlei Vorbilder für entfernte geographische Objekte entdecken. Der Fall des Wassers am Mühlrade oder an den Kaskaden des heimatlichen Baches wird in seiner Erscheinung und Wirkung zum Vorbilde für entfernte große Wasserfälle. Die Fahrstraße, welche in einer Bodenver- tiefung (Hohlweg) quer durch die heimatliche Hügelkette führt, hilft beim Unterricht den Begriff eines Gebirgspasses verdeutlichen, die geringere Boden- senkung in dem Kamme des heimatlichen Höhenzugs das Wesen eines Ge- birgsjochs. Die Palwe (Ostpreußen) wird in ihrer Bodenform, Vegetation und ihrem Tierleben zum Vorbilde für den Charakter weiter Heidestrecken; das Quellgebiet zweier nach entgegengesetzter Richtung sprudelnder Bäche im Heimatland veranschaulicht das Wesen der Wasserscheide. Auch die Wechselbeziehungen zwischen Bodenart, Pflanzenwuchs, Klima, Tier- und Menschenleben der Heimat können in sehr fruchtbringender Weise zu Analogien im geographischen Unterricht verwendet werden. Aus den Erscheinungen der Heimat entnimmt der Schüler leicht den Einfluß des Bodens auf die Pflanzenwelt. Er sucht die Erle an den feuchten Ufern des Baches und sieht, daß aus den feuchten Wiesen das Erdreich andere Pflanzen hervorbringt, als am sonnigen Abhang des Berges. Aus dem sandigen Erdreich wächst die Kiefer empor und bildet einen stattlichen Wald, und auf dem anliegenden sandigen Felde wuchert üppig die Lupine, während der Roggen und selbst das Häserlein nur dünne und spärliche Halme treiben. Tromnau, Geographie in der Volksschule. 2. Aufl. 2

2. Die Geographie in der Volksschule - S. 93

1897 - Gera : Hofmann
A. Nordwesteuropa. Ii. Dänemark. 93 Welche breitere Meeresstraße kann statt des Sundes benutzt werden? — Der große Belt zwischen Seeland und Fünen. Er wird seines tiefern Fahrwassers wegen vielfach von Kriegsschiffen benutzt. Alle genannten Meeresstraßen sind aber gefährlich wegen der vielen Untiefen und Strömungen. Im Kattegat wüten außerdem viele Stürme. (Wiederholen!) Welche kürzere, künstliche Wasserstraße wird daher von vielen Schiffen be- nutzt, um aus der Ostsee in die Nordsee zu gelangen? — Der neue Kaiser Wilhelms-Kanal, der von Kiel über Rendsburg nach Bruns- büttel an die untere Elbe führt. Außer den genannten Hauptländern gehören in Europa noch andere Inseln zu Dänemark, z. B. diese Ostseeinsel. (Zeigen!) Wie heißt sie? — Bornholm. Auch die größte Insel im Nordwesten Europas ist in Dänemarks Besitz. Welche ist es? — Island. Alle diese Länder sind aber zusammen nur x/4 so groß, als das Deutsche Reich. Zusammenfassung: Sprich über die Lage und Bestandteile Dänemarks und gieb seine Größe an! Die kleinste Ländergruppe Nordwesteuropas ist Dänemark. Es liegt nördlich vom nordwestlichen Deutschland und südlich von Skandinavien, zwischen Ost- und Nordsee. An Schleswig-Holstein, welches bis 1864 auch unter dänischer Herrschaft stand, grenzt die dänische Halbinsel Jütland, und östlich davon als Ostseeinseln liegen die übrigen Länder Dänemarks. Die größten dieser Inseln sind Fünen, Seeland und Laaland. Durch die nachbarliche Lage der Inseln zu einander und zu Skandinavien werden mehrere Meeresstaßen gebildet, von denen der Sund und der große Belt, das Kattegat und das Skager Rak die bedeutendsten sind. Sie sind aber wegen vieler Untiefen und Strömungen gefährlich, und im Kattegat wüten außerdem viele Stürme. Deshalb benutzen viele Schiffe den Kaiser Wilhelms-Kanal. Zu Dänemark gehört die Insel Bornholm und auch die große Insel Island. Alle Länder zusammen haben nur den vierten Teil der Größe Deutschlands. 2. Klima und Vodengestaltung. Von welcher Beschaffenheit muß, nach der Lage zu urteilen, das Klima der dänischen Jnselländer sein? — Sie haben Seeklima oder ozeanisches Klima.

3. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 4

1901 - Leipzig : Hofmann
4 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. anderswo den unbestrittenen Vorzug weit mannigfaltigerer Gliederung, weit größerer Individualisierung in Bodenbeschaffenheit und Volksleben; aber auch das Weite, Auseinandergezogene, Bequeme, Stetige, Gleich- mäßige unserer Heimat, wie es sich in Sitte und Tracht, in Sprache und Art der Leute darstellt, heimelt den stillen Beobachter an. Hier ist, wenn auch bedächtiger, oft schwerfälliger und plumper, doch sicherer Schritt und Tritt, ruhige Bewegung und bewußte, dann und wann bis zu sprödem Trotze gesteigerte Haltung. Wie die einzelnen alten Wirtschaften meist in breiten, sehr kenntlichen Zügen angelegt, wie die einzelnen Bauernhöfe unter den alten Eichen mit einem Zaun oder einer Steinmauer umgeben und die zu ihnen gehörigen Ländereien in manchen Gegenden durch Hecken und Grüben geschieden sind, so bequem abge- schlossen und auf sich selbst ruhend, gemessen und scharf umschrieben ist des Menschen Sinn und Sitte. Aus der zerfahrenen Weite der Außen- welt hat er sich ins Enge und Heimliche seines Gemütes zurückgezogen und bekundet in dieser heiteren Selbstbeschränkung einen tiefen Zug echt germanischen Wesens. Wenn auf der Giebelseite mancher Bauernhäuser die Worte zu lesen sind: „Wat frag ick na de lü'i — Gott helpet mi!" so spiegelt dieser auserlesene Sinnspruch das stolze Selbstbewußtsein unseres Volkes wieder. 6. Was ferner die großen historischen Ereignisse betrifft, so fehlt es auch daran nicht. Wir werden auf der Wanderung durch unser Land viel des Schwertgeklirres und des Waffengerassels vernehmen. Allerorten reden zu uns ans der ältesten wie aus der jüngsten Geschichte unseres Vaterlandes gewaltige Erinnerungen, vom ersten Auftreten unseres Volkes in der Geschichte und seinem Zusammenstoße mit den Römern, von den Zeiten Karls des Großen und Wittekinds bis in die ruhm- reiche Zeit der Freiheitskriege, ja, bis in die Gegenwart hinein. Ein nicht unbedeutender Teil der deutschen Geschichte hat sich ans dem Boden unserer Heimat abgespielt. Joh. Meyer, die Provinz Hannover. Ob höherer Glanz und Schimmer die Fremde gleich erhellt, die Heimat bleibt doch immer der schönste Fleck der Welt. Joh. Nep. Vogl. 3. Die Kalkigen. 1. Wir bestiegen einen Husumfahrer, eine kleine Smak, welche aus Holland gekommen war. Unser Ziel war die Hallige Oland, und wir segelten ziemlich munter zum Hafen hinaus. Das Meer hatte bei klarem Himmel und Sonnenschein eine helle Farbe, so hell wenigstens, wie die Nordsee sie haben kann. Einige Male sahen wir in dieser hellschimmernden Meeresoberfläche den schwarzen Kopf eines Seehundes hervortreten. Die Seehunde ziehen jetzt da herum, wo sonst Kühe weideten, und wir schiffen auf salzigen Wogen über die Fluren weg, auf denen ehemals des Nachts die friesischen Halbdunkelgänger die Pferde von den Weiden wegfingen. Wirft man nämlich einen Blick auf jene genauen Seekarten dieser Länder, wo alle Sandbänke, Vorlande und Strömungen verzeichnet

4. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 5

1901 - Leipzig : Hofmann
A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder. 5 sind, so wird man einen Begriff von dem erhalten, was der Seegrund hier birgt. Da sieht man die versunkenen Wiesen und Fluren, die noch jetzt zum Teil ihre alten Namen behalten haben und noch als Sand- bänke nach den Dörfern genannt werden, die in den Fluten ver- schwunden sind. Da erkennt man noch in den tieferen Einschnitten und Wasserstreifen den Lauf der Flüsse, die sonst das Land durchirrten. An ihren Ufern blühten einst Blumen; jetzt fristet an denselben Ufer- rändern die Auster ihr schmuckloses Dasein. Man bemerkt da große, breite Schlünde und Streifen, die lang sich erstrecken und in vielen Krümmungen sich verzweigen. Sie bezeichnen die Bahnen, auf welchen das zerstörende Element, in die Länder einbrechend, einherschritt. An einigen Bänken, die höher hervortreten, glaubt man, altes Ackerland zu erkennen. Einst war es die Freude des erntenden Schnitters; jetzt ist es der Schrecken des die Wellen pflügenden Schiffers, der ängstlich diese Höhen meidet. Nur über die Knochen, die hier bleichen, und über die Häuser und Steintrümmer, die noch im Sande versteckt sein mögen, hat der Kartenzeichner nicht berichten können. Von ihnen er- zählen die Sagen und zum Teil auch noch die historischen Erinnerungen der Menschen, die bald auf diese, bald auf jene Stelle im Meere deuten und dabei von der traulichen Herdflamme sprechen, welche dort vor kurzem oder langem im Wasser erloschen ist. Von manchem dieser untergegangenen Orte wird noch erzählt, daß man zu Zeiten ihre Glocken unter dem Wasser ertönen höre. Ja, es giebt Orte, deren Ruinen sogar noch über dem Meere erscheinen sollen, wenn lange anhaltende Ostwinde das Wasser in die hohe See hinaus- treiben und weite Strecken Meeresboden bloßlegen. 2. Heute glänzte die Meeresfläche freundlich, die soviel Grauses verschleiert. Die Halligen,'welche wir bald sahen, hießen Langenäs und Oland. Von weitem bemerkt man von ihnen nur die einzelnen auf hohen Wurten liegenden Häuser, deren Aussehen schon der Römer Plinius so treffend geschildert hat, als wäre er selbst hier gewesen. Er sagt, sie lägen bei niedrigem Wasser da wie Schiffe, die auf den Strand gelaufen, bei hohem aber wie solche, die mitten im Wasser schwimmen. Der verschiedenartigen und häufig wechselnden Luftzustände wegen zeigen sie fast alle Tage ein anderes Ansehen. Mehrere Male hat man sogar die Insel Helgoland, die doch 25 Stunden von hier entfernt liegt, wie ein Gespenst aus dem Meere hervorsteigen sehen. Es geschieht dieses ohne Zweifel infolge einer Luftspiegelung. Die Halligen ragten bei unserer Ankunft zur Flutzeit nur wenige Zoll über die Oberfläche des Wassers hervor. Das Ufer der Insel ist rund herum vom Meere angenagt. Diese Benagung geht noch immer fort, und es drängt sich dem Besucher die Überzeugung auf, daß auch diese Insel dem Untergange geweiht ist. Das Land ist ein schöner und fruchtbarer Marschboden; aber er kaun nicht bebaut werden, weil die dem Acker anvertraute Saat keinen Augenblick vor der Flut sicher wäre. 3. Das erste, was uns beim Beschreiten der Insel auffiel, waren

5. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 7

1901 - Leipzig : Hofmann
A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder. 7 mehr. Es schlossen sich noch mehr Ansiedler mit ihren Wurten an; man warf auch die Wurte für die Kirche auf, und so entstand all- mählich eine ansehnliche Dorfwurte und dann ein ganz kleines Wurt- dorf. In der Regel haben die Wurten mehr gekostet und sind mehr- wert als die Häuser und Dörfer, die darauf stehen. Die Häuser der Dorfbewohner stehen dicht beisammen, weil man mit dem mühsam ge- wonnenen Raume sparsam umgehen muß. Bei jedem Hause sind mehrere kleine Räume durch dünnes Pfahlwerk abgeteilt und abgezäunt, ein Raum für sechs Schafe oder Schweine, ein anderer für ein paar Kohl- pflanzen oder einige eßbare Unkräuter. Dazwischen hin führt ein sehr unebener Fußpfad, in dem sich inmitten des Pfahlwerks eben nur zwei Menschen nebeneinander hindurchzwängen können. Auf der Insel findet sich keine einzige Süßwasserquelle. Das macht den Bewohnern unendlich viel, zu schaffen; sie leiden unter doppelter Wassernot, an beständigem Überfluß an Seewasser und an immerwährendem Mangel an Süßwasser. Zuweilen müssen sie durch Sturm und Unwetter zum Festlande segeln, um für Geld und gute Worte einige Tonnen Trinkwasser zu erhalten. Sie sammeln daher jeden Tropfen Regenwasser von oben her sorgfältig in Erdgruben, die sie „Sote" nennen. Dieses Wasser dient den Schafen zur Tränke und ihren Herren zur Bereitung ihres Thees. 5. Doch glücklich die Hallig, wenn ihr Bild immer dem sonnigen Tage gliche, den wir dort verlebten. Aber es bleibt noch eine furcht- bare Nachtseite zu zeichnen übrig: die Überschwemmungen, von denen wir schon wiederholt reden mußten. Wir gelangten auf unserer Wanderung bis zum Wurtkirchhofe. Er ist höher gelegen denn die übrigen Teile der Werft. Vom Lande her sanft ansteigend, fällt er gegen das Meer schroff ab; die Wellen haben das Erdreich an dieser Seite abgenagt, und eine Sturmflut hat ein Stück des Kirchhofs mit Särgen und Totengebein fortgerissen. Welch grausige Predigt der Vergänglichkeit dieses Stücklein Erde, das der Halligbewohner seine Heimat nennt! Ein schauriges Bild entrollt sich vor unserm Auge. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen geworden, die, alles stäche Land überwogend, bis an die Werften hinauf- steigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaum anschlagen. Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten, umrollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von denen man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen und Kinder unterdessen vielleicht ruhig um ihren Theetisch her-' sitzen und kaum einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ocean werfen. Manch ein fremdes, aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen bedeckt, keinen andern Grund als diese Wellen zu haben schien. Aber es bricht der Sturm zugleich mit der Flut auf das bange

6. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 6

1901 - Leipzig : Hofmann
6 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. gewisse schmale Kanäle, welche sich durch die Wiesen hinziehen und sich darin vielfach verzweigen. Die Friesen nennen sie „Schlote". Sie sind Erzeugnisse der Ebbe und Flut. Wir fanden unsere „Olander" mit der Heuernte beschäftigt und traten an dem schönen warmen Tage auf einer üppigen Wiese unter sie. Mädchen und Frauen, Kinder und halberwachsene Knaben waren eifrig bemüht, das Heu, welches das Hauptprodukt ihrer Insel ist, ein- zubringen. Dieses Geschäft bringt hier natürlich ganz eigene Scenen hervor, weil die Leute keine Pferde und Wagen auf der Hallig haben. Da es hier keine Äcker zu pflügen giebt und die Wege auf der Insel nicht weit sind, so würden ihnen Pferde den größten Teil des Jahres über unnützes Futter kosten. Das Heu sammeln sie ans den Wiesen in Haufen, packen es in große Leinwandtücher und schleppen es auf dem Kopfe nach dem Dorfe. Die Leute waren mitten im Schweiße der Arbeit ganz sauber ge- kleidet und hatten eine gesunde Gesichtsfarbe. Sie verhielten sich bei ihrer Arbeit still, wir hörten kein Gelächter, keinen Gesang, kein Trillern und Pfeifen, geschweige denn Schelten. Von der Wiese führte ein Pfad, der auf einem Stege über einen Schlot ging, ins hohe Wurtdorf. Geschäftig trippelten alle mit ihren dicken massigen Heubündeln auf dem Kopfe über diesen Steg hin. Die, welche ihr Bündel abgegeben hatten, kamen mit den leeren Tüchern zurück und holten sich neue Bündel, welche ihnen die auf der Wiese zurückgebliebenen in die Tücher einpackten, damit nichts verloren gehe. Sie hoben sich gegenseitig die schweren Ballen aus den Kopf; sie wichen sich einander aus, und dies alles thaten sie, ohne einen Laut zu verlieren. Es ging hier also gerade wie in einem Ameisenhaufen zu, wo man auch sich quält und nichts spricht. Die Leute waren übrigens ziemlich rührig bei ihrem Verfahren und rannten hin und wieder; das Meer trieb sie immer wieder zu Angst und Eile. Denn obwohl es ein ruhiger Tag war, so gab es heute doch eine Springflut, und bei der Schwüle konnte man sich eines Gewitters versehen. Es drohe, sagten sie, im Westen, und komme das Wetter herauf, so gehöre nicht viel dazu, daß das Meer über seine Ufer steige und sie um die Ernte eines ganzen Jahres bringe. 4. Die Sonne brannte heiß, und rings herum war kein Schatten außer unter einer halbverfallenen Windmühle, die mitten auf der Insel stand. Hier hatten sich die schnaufenden und nach Kühlung lechzenden Schafe zusammengedrängt. Wir gingen mit den Frauen ins Dorf. Der künstliche Hügel, auf dem es lag, mochte etwa 15 bis 20 Fuß über die gewöhnliche Höhe der Flut erhaben sein. Diese Hügel oder Wurten sind das müh- same Werk der Zeit. Zuerst mochte einer eine kleine Wurte für seine Hütte aufgeführt haben; dann siedelten sich einige Nachbarn bei ihm an und klebten ihren Hügel an den seinen. In einer der großen Fluten, die alle Jahrhunderte einmal kommen, gingen diese Häuser zu Grunde, und als sie sich wieder anbauten, erhöhten sie auch ihre Hügel noch

7. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 8

1901 - Leipzig : Hofmann
8 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. Eiland ein. Dann steigen die Wasser gegen zwanzig Fuß über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Die Wogen dehnen sich zu Berg und Thal, und das Meer sendet in immer neuen, langen Zügen seine volle, breite Gewalt gegen die einzelnen Wersten, um sie aus seiner Bahn wegzuschieben. Der Erdhügel, der nur eine Zeitlang zitternd wider- stand, giebt nach; bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein Stück nach dem andern ab und schießt hinunter. Die Pfosten des Hauses, welche die Vorsicht eben so tief in die Werste hineinsenkte, als sie dar- über hervorstehen, werden dadurch entblößt; das Meer faßt sie, rüttelt sie. Der erschreckte Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf den Boden; dann flieht er selbst nach. Und hohe Zeit war es! Denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden, die letzte Zuflucht. Mit furchtbarem Siegesübermute schalten nun die Wogen in dem untern Teile des Hauses. Sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiele durcheinander, schlagen sich immer freieren Durchgang, um alles hinauszureißen auf den weitern Tummelplatz ihrer unbändigen Kraft, und der Stützpunkte des Daches werden immer weniger, des Daches, dessen Niedersturz rettungslos der Familie ein schäumendes Grab bereitet. Ängstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen des Sturmes abnehme; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschütterung; immer enger drängen die Unglücklichen sich zusammen. In der Finsternis sieht keiner das entsetzenbleiche Antlitz des andern. Im Donnergeroll der tobenden Wogen verhallt das bange Gestöhn. Aber jeder kann an seiner eigenen Qual die marternde Angst seiner Lieben ermessen. Der Mann preßt das Weib, die Mutter ihre Kinder mit verzweiflungsvoller Todesgewißheit an sich. Die Bretter unter ihren Füßen werden von der drängenden Flut gehoben; aus allen Fugen quellen die Wasser auf. Das Dach wird durchlöchert vom Wogensturz; ein irrer Mondstrahl dringt durch die zerrissenen Wolken, fällt hinein auf die Jammerfcene, die, von seinem bleichen, zuckenden Lichte beleuchtet, in all ihrer Furcht- barkeit erscheint und die angstverzerrten Gesichter einander spiegelt. Da kracht ein Balken. Ein furchtbarer Schreckruf! Noch eine martervolle Minute! Noch eine! Der Dachboden senkt sich nach einer Seite; ein neuer Flutenberg schäumt herauf und — im Sturmgeheul verhallt der letzte Todesschrei. Die triumphierenden Wogen schleudern sich einander Trümmer und Leichen zu. — Dennoch liebt der Halligbewohner seine Heimat, liebt sie über ' alles, und der aus der Sturmflut Gerettete baut sich nirgends sonst wieder an als auf dem Fleck, wo er alles verlor, und wo er in kurzem wieder alles und sein Leben mit verlieren kann. — Der Schiffer, welcher uns nach dort geführt, war auch ein Hallig- mann. Er hatte nur wenige Jahre seiner Kindheit dort zugebracht; aber Thränen standen ihm in den Augen, als wir mit seinem Fahr- zeug wieder abfuhren. Seine Lippen bewegten sich, als wolle er seine Landsleute auf den Halligen still segnen. Auch wir schieden mit Rührung von dem meerumspülten Eilande. Nach Kohl und Bternatzn..

8. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 10

1901 - Leipzig : Hofmann
10 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. dem Inneren des Landes heranführten, gebildet hat, indem sie dasselbe an die Küsten warf und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken aufhäufte, die nachher der Mensch durch Bedeichung sicherte und durch Bebauung benutzte. Etwas Ähnliches wie diese Marschbildung findet sich an den Mündungen fast aller großen Ströme. So haben die Mündungen der preußischen Flüsse ihre fetten Niederungen, die Danziger, die Memeler, die Tilsiter Niederungen. So haben der Po, der Nil, der Ganges, der Rhein ihre Delta-Länder. Die großartigsten Marschen und Flußniederungen der Welt giebt es wohl an den Mündungen und längs den Ufern der großen südamerikanischen Ströme, des Marannon, des Orinoko u. a. In ihren fetten Schlamm verkriechen sich einst- weilen noch die Krokodile und andere Untiere. Der Himmel weiß, ob hier dereinst blühende Marschlandschaften entstehen werden. Wenn der Fluß viel feines fruchtbares Material mit sich führt und zu gleicher Zeit in seinem unteren Gebiete ein flaches Land er- reicht, das sich allmählich unter dem Meere verläuft, so wird die Marschbildung am leichtesten sein. Dies ist bei der Eider, der Elbe, der Weser, der Ems und dem Rhein der Fall. Daher findet sich überall an ihren Mündungen der Ansatz so reicher und schöner Marsch- ländereien. Die genannten norddeutschen Ströme fallen in eins der bewegtesten Meere der Welt, dessen Gewässer sowohl durch ursprüngliche Strömungen als auch durch eine starke Ebbe und Flut beständig in Aufregung er- halten werden. Auch sind die herrschenden Winde dieses Meeres gerade der Richtung der Ströme entgegen. Die Elbe und die Weser kommen aus Südosten, die herrschenden Stürme aus Westen und Nordwesten. Sie verschlagen das herangebrachte Material beständig zur Rechten und Linken. — Daher kommt es, daß wir den fetten Flußschlamm weit und breit zerstreut und gleichsam an das Land verspritzt finden. Ein fetter, vielfach zerrissener Marschstrich zieht sich wie ein grüner Saum überall an den Küsten der Mündungsgebiete dieser Ströme hin und setzt sich weit nach Norden hinauf hier und dort an Inseln, Halbinseln und Sandbänken an. Die westlichen und nördlichen Küsten der Länder Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg, Ostfriesland und Holland sind sämtlich von diesen grünem Marschsaume umzogen. Diese Marschen bilden eine besondere Welt für sich. Schon dem äußeren Auge stellen sie sich als eine solche dar. Da die Marsch ein Niederschlag aus dem Wasser ist und keine von unten wirkenden vul- kanischen Kräfte ihr Niveau zerrissen und zerstört haben, so ist sie voll- kommen flach. Sie unterscheidet sich daher scharf von dem ursprüng- lichen, von Vulkan und Neptun gebildeten hügeligen Festlande, das ihr, wie dem Fleisch die Rippe, als Anhaltpunkt diente. 2. Die Marschbewohner, sowohl die in Schleswig-Holstein als die in Hannover, Oldenburg und Ostfriesland, nennen dieses Hügel- land „die Geest" oder „Gast". Die hohe, hügelige unfruchtbare Geest tritt natürlich in bunt-

9. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 18

1901 - Leipzig : Hofmann
18 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. Wittenberge führt eine mächtige Eisenbahnbrücke über den Elbstrom, welche die Provinzen Brandenburg und Sachsen verbindet. Je weiter stromabwärts, desto notwendiger sind die hohen Deiche, welche auf beiden Seiten des Flusses mit großen Kosten erbaut sind. Sie dienen dazu, um zur Zeit des Eisganges und der Schneeschmelze die an- grenzenden Ländereien vor Überschwemmung zu schützen. Dennoch richtet das Hochwasser durch Überflutungen und Deichbrüche in manchen Jahren großen Schaden an. 3. Unterhalb der großen Handelsstadt Hamburg mündet die Elbe, fast zwei Meilen breit, in die Nordsee. Viele tausend Handels- schiffe aus allen Weltteilen laufen jährlich im Hafen von Hamburg aus und ein. Dampfschiffe gehen von hier aus sowohl nach England, Holland, Frankreich und Amerika als auch die Elbe aufwärts nach Magdeburg und Dresden, ja, selbst bis Prag. So kommen die aus- ländischen Waren stromaufwärts in das Land hinein. Was dagegen die rege Fabrikthütigkeit und der Ackerbau des Binnenlandes zur Aus- fuhr erzeugen, findet zum großen Teil seinen Weg über Hamburg ins Ausland. Wen berührt es nicht eigenartig, wenn er sich vergegen- wärtigt, daß ein Strom, der bei seiner Mündung Tausende von Schiffen aller Nationen trägt, einen so kleinen Ursprung hat! A. Mauer. 9. Stade und das ^5and an der untern Ktöe- 1. Stade verdankt seine Entstehung zwei Hügeln, welche unmittelbar aus dem Thal der Schwinge aufsteigen und sich im Mittelalter vor- züglich zur Verteidigung eigneten. Auf dem einen, Spiegelberg genannt, wurde die Burg angelegt. Unter ihrem Schutze siedelten sich in der Niederung zwischen dem Spiegelberge und der zweiten Anhöhe, dem Sande, sowie auf letzterer allmählich Bewohner an. Anfangs gehörte der Ort den Grafen von Stade. Durch Erbschaft kam er an das Erz- bistum Bremen. Am 17. Juni 1866 zogen die Preußen in Stade ein. Der enge Gürtel von Wall und Graben, der die Stadt umschlossen hielt, ist gefallen; nur die sich um die Stadt ziehenden Burggräben und Reste von Wällen erinnern an ihren frühern Beruf. Schöne, mit Linden eingefaßte Promenaden sind an ihre Stelle getreten, welche fast um die ganze Stadt führen, um die mau in 1/2 bis 3/4 Stunden herum- wandern kann. Der größte freie Platz innerhalb der Stadt ist der „Sand". Die Stadt hat nach der letzten Volkszählung 10575 Einwohner, ist Sitz der Königlichen Regierung, des Konsistoriums der Herzogtümer Bremen und Verden, eines Land- und Amtsgerichts, eines Hauptzoll- amts und der Direktion der Landschaft. Als Garnison liegt ein Bataillon des 75. Regiments in der Stadt. An höheren Schulanstalten sind vorhanden: Gymnasium, Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Höhere Töchterschule, Mittelschulen. Die verschiedenen Behörden geben der Stadt das Gepräge einer Beamtenstadt; eigenartige Jndustrieen haben sich nur wenig entwickelt, dagegen ist der Handel wichtig, der in einzelnen Zweigen schon weit über die Grenzen der Umgegend reicht. Eine Saline in nächster Nähe liefert jährlich bis 150000 Centner Salz.
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 3
6 1
7 5
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 6
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 5
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 19
2 0
3 151
4 45
5 17
6 6
7 8
8 3
9 10
10 4
11 21
12 1
13 16
14 1
15 3
16 18
17 50
18 9
19 20
20 1
21 19
22 0
23 30
24 10
25 8
26 1
27 11
28 9
29 14
30 1
31 1
32 9
33 12
34 7
35 3
36 4
37 12
38 4
39 6
40 10
41 16
42 4
43 16
44 9
45 123
46 17
47 0
48 18
49 18
50 36
51 11
52 3
53 0
54 20
55 4
56 4
57 40
58 1
59 6
60 5
61 13
62 29
63 0
64 3
65 13
66 21
67 6
68 14
69 6
70 59
71 11
72 14
73 39
74 3
75 4
76 30
77 33
78 2
79 4
80 3
81 11
82 12
83 25
84 6
85 16
86 8
87 6
88 2
89 3
90 4
91 12
92 80
93 6
94 6
95 9
96 15
97 1
98 14
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 7
35 0
36 0
37 0
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 2
51 1
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 5
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 1
123 0
124 0
125 2
126 0
127 1
128 0
129 2
130 0
131 0
132 0
133 1
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 1
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 2
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0