Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Verwertung des heimatkundlichen Anschauungs-Materials. 17
Wenn der Sturm die Wassermasse des heimatlichen Teiches oder Sees
peitscht, so daß verhältnismäßig hohe Wellen an das Ufer rollen, so spülen
diese auf das flache Ufer eine Sandschicht, die durch die Gewalt der Wellen
über den gewöhnlichen Wasserstand des Sees hinausgeworfen wird. Später
trocknen die heißen Sonnenstrahlen den Sand, und der Wind beginnt damit
zu spielen. — An flachen Meeresküsten (Holland, Schleswig-Holstein, Preußen)
werden auch durch die hohen Wellen der stürmischen See große Sandmassen
ans Ufer gespült. Der heiße Sonnenbrand trocknet sie, und der Wind be-
ginnt damit sein Spiel. Wie man bei Schneetreiben oft im Winter be-
obachten kann, reicht eine geringere Erhöhung des Bodens hin, um hier
etwas Schnee anzusammeln. Die wachsende Erhöhung nötigt den Wind, hier
immer mehr Schneemassen sinken zu lassen, und es entsteht ein Schneewall,
wie man deren im Winter nach Schneetreiben zahlreich beobachten kann.
Ähnliche Verhältnisse tragen mit zur Entstehung der Düne am flachen Meeres-
strande bei. Auch das Wandern dieser Dünen läßt sich an den wandernden
Schneedünen wohl veranschaulichen.
An den Erscheinungen am Steilufer des heimatlichen Sees läßt sich
oft die Entstehung der Brandung verdeutlichen.
So wird man bei einigem Nachdenken noch mancherlei Vorbilder für
entfernte geographische Objekte entdecken.
Der Fall des Wassers am Mühlrade oder an den Kaskaden des
heimatlichen Baches wird in seiner Erscheinung und Wirkung zum Vorbilde
für entfernte große Wasserfälle. Die Fahrstraße, welche in einer Bodenver-
tiefung (Hohlweg) quer durch die heimatliche Hügelkette führt, hilft beim
Unterricht den Begriff eines Gebirgspasses verdeutlichen, die geringere Boden-
senkung in dem Kamme des heimatlichen Höhenzugs das Wesen eines Ge-
birgsjochs. Die Palwe (Ostpreußen) wird in ihrer Bodenform, Vegetation
und ihrem Tierleben zum Vorbilde für den Charakter weiter Heidestrecken;
das Quellgebiet zweier nach entgegengesetzter Richtung sprudelnder Bäche
im Heimatland veranschaulicht das Wesen der Wasserscheide.
Auch die Wechselbeziehungen zwischen Bodenart, Pflanzenwuchs, Klima,
Tier- und Menschenleben der Heimat können in sehr fruchtbringender Weise
zu Analogien im geographischen Unterricht verwendet werden.
Aus den Erscheinungen der Heimat entnimmt der Schüler leicht den
Einfluß des Bodens auf die Pflanzenwelt. Er sucht die Erle an den feuchten
Ufern des Baches und sieht, daß aus den feuchten Wiesen das Erdreich andere
Pflanzen hervorbringt, als am sonnigen Abhang des Berges. Aus dem
sandigen Erdreich wächst die Kiefer empor und bildet einen stattlichen Wald,
und auf dem anliegenden sandigen Felde wuchert üppig die Lupine, während
der Roggen und selbst das Häserlein nur dünne und spärliche Halme treiben.
Tromnau, Geographie in der Volksschule. 2. Aufl. 2
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Schleswig-Holstein Mühlrade
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
A. Nordwesteuropa. Ii. Dänemark.
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Welche breitere Meeresstraße kann statt des Sundes benutzt werden? — Der
große Belt zwischen Seeland und Fünen.
Er wird seines tiefern Fahrwassers wegen vielfach von Kriegsschiffen
benutzt. Alle genannten Meeresstraßen sind aber gefährlich wegen der vielen
Untiefen und Strömungen. Im Kattegat wüten außerdem viele Stürme.
(Wiederholen!)
Welche kürzere, künstliche Wasserstraße wird daher von vielen Schiffen be-
nutzt, um aus der Ostsee in die Nordsee zu gelangen? — Der neue
Kaiser Wilhelms-Kanal, der von Kiel über Rendsburg nach Bruns-
büttel an die untere Elbe führt.
Außer den genannten Hauptländern gehören in Europa noch andere Inseln
zu Dänemark, z. B. diese Ostseeinsel. (Zeigen!) Wie heißt sie? —
Bornholm.
Auch die größte Insel im Nordwesten Europas ist in Dänemarks Besitz.
Welche ist es? — Island.
Alle diese Länder sind aber zusammen nur x/4 so groß, als das Deutsche
Reich.
Zusammenfassung: Sprich über die Lage und Bestandteile
Dänemarks und gieb seine Größe an!
Die kleinste Ländergruppe Nordwesteuropas ist Dänemark. Es
liegt nördlich vom nordwestlichen Deutschland und südlich von
Skandinavien, zwischen Ost- und Nordsee. An Schleswig-Holstein,
welches bis 1864 auch unter dänischer Herrschaft stand, grenzt die
dänische Halbinsel Jütland, und östlich davon als Ostseeinseln
liegen die übrigen Länder Dänemarks. Die größten dieser Inseln
sind Fünen, Seeland und Laaland. Durch die nachbarliche Lage
der Inseln zu einander und zu Skandinavien werden mehrere
Meeresstaßen gebildet, von denen der Sund und der große Belt,
das Kattegat und das Skager Rak die bedeutendsten sind. Sie
sind aber wegen vieler Untiefen und Strömungen gefährlich, und
im Kattegat wüten außerdem viele Stürme. Deshalb benutzen
viele Schiffe den Kaiser Wilhelms-Kanal.
Zu Dänemark gehört die Insel Bornholm und auch die große
Insel Island. Alle Länder zusammen haben nur den vierten Teil
der Größe Deutschlands.
2. Klima und Vodengestaltung.
Von welcher Beschaffenheit muß, nach der Lage zu urteilen, das Klima der
dänischen Jnselländer sein? — Sie haben Seeklima oder ozeanisches
Klima.
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Extrahierte Ortsnamen: Nordwesteuropa Seeland Ostsee Nordsee Kiel Rendsburg Europa Bornholm Europas Dänemarks Island Nordwesteuropas Deutschland Skandinavien Nordsee Schleswig-Holstein Seeland Skandinavien Bornholm Island Deutschlands
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
anderswo den unbestrittenen Vorzug weit mannigfaltigerer Gliederung,
weit größerer Individualisierung in Bodenbeschaffenheit und Volksleben;
aber auch das Weite, Auseinandergezogene, Bequeme, Stetige, Gleich-
mäßige unserer Heimat, wie es sich in Sitte und Tracht, in Sprache
und Art der Leute darstellt, heimelt den stillen Beobachter an. Hier
ist, wenn auch bedächtiger, oft schwerfälliger und plumper, doch sicherer
Schritt und Tritt, ruhige Bewegung und bewußte, dann und wann
bis zu sprödem Trotze gesteigerte Haltung. Wie die einzelnen alten
Wirtschaften meist in breiten, sehr kenntlichen Zügen angelegt, wie die
einzelnen Bauernhöfe unter den alten Eichen mit einem Zaun oder einer
Steinmauer umgeben und die zu ihnen gehörigen Ländereien in manchen
Gegenden durch Hecken und Grüben geschieden sind, so bequem abge-
schlossen und auf sich selbst ruhend, gemessen und scharf umschrieben ist
des Menschen Sinn und Sitte. Aus der zerfahrenen Weite der Außen-
welt hat er sich ins Enge und Heimliche seines Gemütes zurückgezogen
und bekundet in dieser heiteren Selbstbeschränkung einen tiefen Zug echt
germanischen Wesens. Wenn auf der Giebelseite mancher Bauernhäuser
die Worte zu lesen sind: „Wat frag ick na de lü'i — Gott helpet mi!"
so spiegelt dieser auserlesene Sinnspruch das stolze Selbstbewußtsein
unseres Volkes wieder.
6. Was ferner die großen historischen Ereignisse betrifft, so
fehlt es auch daran nicht. Wir werden auf der Wanderung durch
unser Land viel des Schwertgeklirres und des Waffengerassels vernehmen.
Allerorten reden zu uns ans der ältesten wie aus der jüngsten Geschichte
unseres Vaterlandes gewaltige Erinnerungen, vom ersten Auftreten unseres
Volkes in der Geschichte und seinem Zusammenstoße mit den Römern, von
den Zeiten Karls des Großen und Wittekinds bis in die ruhm-
reiche Zeit der Freiheitskriege, ja, bis in die Gegenwart hinein.
Ein nicht unbedeutender Teil der deutschen Geschichte hat sich ans dem
Boden unserer Heimat abgespielt. Joh. Meyer, die Provinz Hannover.
Ob höherer Glanz und Schimmer die Fremde gleich erhellt,
die Heimat bleibt doch immer der schönste Fleck der Welt.
Joh. Nep. Vogl.
3. Die Kalkigen.
1. Wir bestiegen einen Husumfahrer, eine kleine Smak, welche aus
Holland gekommen war. Unser Ziel war die Hallige Oland, und
wir segelten ziemlich munter zum Hafen hinaus. Das Meer hatte bei
klarem Himmel und Sonnenschein eine helle Farbe, so hell wenigstens,
wie die Nordsee sie haben kann. Einige Male sahen wir in dieser
hellschimmernden Meeresoberfläche den schwarzen Kopf eines Seehundes
hervortreten. Die Seehunde ziehen jetzt da herum, wo sonst Kühe
weideten, und wir schiffen auf salzigen Wogen über die Fluren weg,
auf denen ehemals des Nachts die friesischen Halbdunkelgänger die
Pferde von den Weiden wegfingen.
Wirft man nämlich einen Blick auf jene genauen Seekarten dieser
Länder, wo alle Sandbänke, Vorlande und Strömungen verzeichnet
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A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder.
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sind, so wird man einen Begriff von dem erhalten, was der Seegrund
hier birgt. Da sieht man die versunkenen Wiesen und Fluren, die noch
jetzt zum Teil ihre alten Namen behalten haben und noch als Sand-
bänke nach den Dörfern genannt werden, die in den Fluten ver-
schwunden sind. Da erkennt man noch in den tieferen Einschnitten
und Wasserstreifen den Lauf der Flüsse, die sonst das Land durchirrten.
An ihren Ufern blühten einst Blumen; jetzt fristet an denselben Ufer-
rändern die Auster ihr schmuckloses Dasein. Man bemerkt da große,
breite Schlünde und Streifen, die lang sich erstrecken und in vielen
Krümmungen sich verzweigen. Sie bezeichnen die Bahnen, auf welchen
das zerstörende Element, in die Länder einbrechend, einherschritt. An
einigen Bänken, die höher hervortreten, glaubt man, altes Ackerland zu
erkennen. Einst war es die Freude des erntenden Schnitters; jetzt ist
es der Schrecken des die Wellen pflügenden Schiffers, der ängstlich
diese Höhen meidet. Nur über die Knochen, die hier bleichen, und
über die Häuser und Steintrümmer, die noch im Sande versteckt sein
mögen, hat der Kartenzeichner nicht berichten können. Von ihnen er-
zählen die Sagen und zum Teil auch noch die historischen Erinnerungen
der Menschen, die bald auf diese, bald auf jene Stelle im Meere deuten
und dabei von der traulichen Herdflamme sprechen, welche dort vor
kurzem oder langem im Wasser erloschen ist.
Von manchem dieser untergegangenen Orte wird noch erzählt, daß
man zu Zeiten ihre Glocken unter dem Wasser ertönen höre. Ja, es
giebt Orte, deren Ruinen sogar noch über dem Meere erscheinen sollen,
wenn lange anhaltende Ostwinde das Wasser in die hohe See hinaus-
treiben und weite Strecken Meeresboden bloßlegen.
2. Heute glänzte die Meeresfläche freundlich, die soviel Grauses
verschleiert. Die Halligen,'welche wir bald sahen, hießen Langenäs
und Oland. Von weitem bemerkt man von ihnen nur die einzelnen
auf hohen Wurten liegenden Häuser, deren Aussehen schon der Römer
Plinius so treffend geschildert hat, als wäre er selbst hier gewesen.
Er sagt, sie lägen bei niedrigem Wasser da wie Schiffe, die auf den
Strand gelaufen, bei hohem aber wie solche, die mitten im Wasser
schwimmen. Der verschiedenartigen und häufig wechselnden Luftzustände
wegen zeigen sie fast alle Tage ein anderes Ansehen. Mehrere Male
hat man sogar die Insel Helgoland, die doch 25 Stunden von hier
entfernt liegt, wie ein Gespenst aus dem Meere hervorsteigen sehen.
Es geschieht dieses ohne Zweifel infolge einer Luftspiegelung.
Die Halligen ragten bei unserer Ankunft zur Flutzeit nur wenige
Zoll über die Oberfläche des Wassers hervor. Das Ufer der Insel
ist rund herum vom Meere angenagt. Diese Benagung geht noch
immer fort, und es drängt sich dem Besucher die Überzeugung auf,
daß auch diese Insel dem Untergange geweiht ist. Das Land ist ein
schöner und fruchtbarer Marschboden; aber er kaun nicht bebaut werden,
weil die dem Acker anvertraute Saat keinen Augenblick vor der Flut
sicher wäre.
3. Das erste, was uns beim Beschreiten der Insel auffiel, waren
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A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder.
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mehr. Es schlossen sich noch mehr Ansiedler mit ihren Wurten an;
man warf auch die Wurte für die Kirche auf, und so entstand all-
mählich eine ansehnliche Dorfwurte und dann ein ganz kleines Wurt-
dorf. In der Regel haben die Wurten mehr gekostet und sind mehr-
wert als die Häuser und Dörfer, die darauf stehen. Die Häuser der
Dorfbewohner stehen dicht beisammen, weil man mit dem mühsam ge-
wonnenen Raume sparsam umgehen muß. Bei jedem Hause sind mehrere
kleine Räume durch dünnes Pfahlwerk abgeteilt und abgezäunt, ein
Raum für sechs Schafe oder Schweine, ein anderer für ein paar Kohl-
pflanzen oder einige eßbare Unkräuter. Dazwischen hin führt ein sehr
unebener Fußpfad, in dem sich inmitten des Pfahlwerks eben nur zwei
Menschen nebeneinander hindurchzwängen können.
Auf der Insel findet sich keine einzige Süßwasserquelle. Das
macht den Bewohnern unendlich viel, zu schaffen; sie leiden unter
doppelter Wassernot, an beständigem Überfluß an Seewasser und an
immerwährendem Mangel an Süßwasser. Zuweilen müssen sie durch
Sturm und Unwetter zum Festlande segeln, um für Geld und gute
Worte einige Tonnen Trinkwasser zu erhalten. Sie sammeln daher
jeden Tropfen Regenwasser von oben her sorgfältig in Erdgruben, die
sie „Sote" nennen. Dieses Wasser dient den Schafen zur Tränke und
ihren Herren zur Bereitung ihres Thees.
5. Doch glücklich die Hallig, wenn ihr Bild immer dem sonnigen
Tage gliche, den wir dort verlebten. Aber es bleibt noch eine furcht-
bare Nachtseite zu zeichnen übrig: die Überschwemmungen, von
denen wir schon wiederholt reden mußten.
Wir gelangten auf unserer Wanderung bis zum Wurtkirchhofe.
Er ist höher gelegen denn die übrigen Teile der Werft. Vom Lande
her sanft ansteigend, fällt er gegen das Meer schroff ab; die Wellen
haben das Erdreich an dieser Seite abgenagt, und eine Sturmflut hat
ein Stück des Kirchhofs mit Särgen und Totengebein fortgerissen.
Welch grausige Predigt der Vergänglichkeit dieses Stücklein Erde, das
der Halligbewohner seine Heimat nennt! Ein schauriges Bild entrollt
sich vor unserm Auge. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen
geworden, die, alles stäche Land überwogend, bis an die Werften hinauf-
steigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen
Schaum anschlagen. Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten,
umrollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von denen
man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer,
Frauen und Kinder unterdessen vielleicht ruhig um ihren Theetisch her-'
sitzen und kaum einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ocean
werfen. Manch ein fremdes, aus seiner Bahn verschlagenes Schiff
segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig
weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben,
wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die
hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen
bedeckt, keinen andern Grund als diese Wellen zu haben schien. Aber
es bricht der Sturm zugleich mit der Flut auf das bange
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
gewisse schmale Kanäle, welche sich durch die Wiesen hinziehen und sich
darin vielfach verzweigen. Die Friesen nennen sie „Schlote". Sie
sind Erzeugnisse der Ebbe und Flut.
Wir fanden unsere „Olander" mit der Heuernte beschäftigt und
traten an dem schönen warmen Tage auf einer üppigen Wiese unter
sie. Mädchen und Frauen, Kinder und halberwachsene Knaben waren
eifrig bemüht, das Heu, welches das Hauptprodukt ihrer Insel ist, ein-
zubringen. Dieses Geschäft bringt hier natürlich ganz eigene Scenen
hervor, weil die Leute keine Pferde und Wagen auf der Hallig haben.
Da es hier keine Äcker zu pflügen giebt und die Wege auf der Insel
nicht weit sind, so würden ihnen Pferde den größten Teil des Jahres
über unnützes Futter kosten. Das Heu sammeln sie ans den Wiesen
in Haufen, packen es in große Leinwandtücher und schleppen es auf
dem Kopfe nach dem Dorfe.
Die Leute waren mitten im Schweiße der Arbeit ganz sauber ge-
kleidet und hatten eine gesunde Gesichtsfarbe. Sie verhielten sich bei
ihrer Arbeit still, wir hörten kein Gelächter, keinen Gesang, kein Trillern
und Pfeifen, geschweige denn Schelten. Von der Wiese führte ein
Pfad, der auf einem Stege über einen Schlot ging, ins hohe Wurtdorf.
Geschäftig trippelten alle mit ihren dicken massigen Heubündeln auf
dem Kopfe über diesen Steg hin. Die, welche ihr Bündel abgegeben
hatten, kamen mit den leeren Tüchern zurück und holten sich neue
Bündel, welche ihnen die auf der Wiese zurückgebliebenen in die Tücher
einpackten, damit nichts verloren gehe. Sie hoben sich gegenseitig die
schweren Ballen aus den Kopf; sie wichen sich einander aus, und dies
alles thaten sie, ohne einen Laut zu verlieren. Es ging hier also
gerade wie in einem Ameisenhaufen zu, wo man auch sich quält und
nichts spricht.
Die Leute waren übrigens ziemlich rührig bei ihrem Verfahren
und rannten hin und wieder; das Meer trieb sie immer wieder zu
Angst und Eile. Denn obwohl es ein ruhiger Tag war, so gab es
heute doch eine Springflut, und bei der Schwüle konnte man sich
eines Gewitters versehen. Es drohe, sagten sie, im Westen, und komme
das Wetter herauf, so gehöre nicht viel dazu, daß das Meer über seine
Ufer steige und sie um die Ernte eines ganzen Jahres bringe.
4. Die Sonne brannte heiß, und rings herum war kein Schatten
außer unter einer halbverfallenen Windmühle, die mitten auf der Insel
stand. Hier hatten sich die schnaufenden und nach Kühlung lechzenden
Schafe zusammengedrängt.
Wir gingen mit den Frauen ins Dorf. Der künstliche Hügel,
auf dem es lag, mochte etwa 15 bis 20 Fuß über die gewöhnliche
Höhe der Flut erhaben sein. Diese Hügel oder Wurten sind das müh-
same Werk der Zeit. Zuerst mochte einer eine kleine Wurte für seine
Hütte aufgeführt haben; dann siedelten sich einige Nachbarn bei ihm
an und klebten ihren Hügel an den seinen. In einer der großen Fluten,
die alle Jahrhunderte einmal kommen, gingen diese Häuser zu Grunde,
und als sie sich wieder anbauten, erhöhten sie auch ihre Hügel noch
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8 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Eiland ein. Dann steigen die Wasser gegen zwanzig Fuß über ihren
gewöhnlichen Stand hinauf. Die Wogen dehnen sich zu Berg und
Thal, und das Meer sendet in immer neuen, langen Zügen seine volle,
breite Gewalt gegen die einzelnen Wersten, um sie aus seiner Bahn
wegzuschieben. Der Erdhügel, der nur eine Zeitlang zitternd wider-
stand, giebt nach; bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein Stück
nach dem andern ab und schießt hinunter. Die Pfosten des Hauses,
welche die Vorsicht eben so tief in die Werste hineinsenkte, als sie dar-
über hervorstehen, werden dadurch entblößt; das Meer faßt sie, rüttelt
sie. Der erschreckte Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe
hinauf auf den Boden; dann flieht er selbst nach. Und hohe Zeit
war es! Denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne
Ständer halten den schwankenden Dachboden, die letzte Zuflucht. Mit
furchtbarem Siegesübermute schalten nun die Wogen in dem untern
Teile des Hauses. Sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit
wildem Spiele durcheinander, schlagen sich immer freieren Durchgang,
um alles hinauszureißen auf den weitern Tummelplatz ihrer unbändigen
Kraft, und der Stützpunkte des Daches werden immer weniger, des
Daches, dessen Niedersturz rettungslos der Familie ein schäumendes
Grab bereitet. Ängstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen des
Sturmes abnehme; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschütterung;
immer enger drängen die Unglücklichen sich zusammen. In der Finsternis
sieht keiner das entsetzenbleiche Antlitz des andern. Im Donnergeroll
der tobenden Wogen verhallt das bange Gestöhn. Aber jeder kann an
seiner eigenen Qual die marternde Angst seiner Lieben ermessen. Der
Mann preßt das Weib, die Mutter ihre Kinder mit verzweiflungsvoller
Todesgewißheit an sich. Die Bretter unter ihren Füßen werden von
der drängenden Flut gehoben; aus allen Fugen quellen die Wasser auf.
Das Dach wird durchlöchert vom Wogensturz; ein irrer Mondstrahl
dringt durch die zerrissenen Wolken, fällt hinein auf die Jammerfcene,
die, von seinem bleichen, zuckenden Lichte beleuchtet, in all ihrer Furcht-
barkeit erscheint und die angstverzerrten Gesichter einander spiegelt. Da
kracht ein Balken. Ein furchtbarer Schreckruf! Noch eine martervolle
Minute! Noch eine! Der Dachboden senkt sich nach einer Seite; ein
neuer Flutenberg schäumt herauf und — im Sturmgeheul verhallt der
letzte Todesschrei. Die triumphierenden Wogen schleudern sich einander
Trümmer und Leichen zu. —
Dennoch liebt der Halligbewohner seine Heimat, liebt sie über
' alles, und der aus der Sturmflut Gerettete baut sich nirgends sonst
wieder an als auf dem Fleck, wo er alles verlor, und wo er in kurzem
wieder alles und sein Leben mit verlieren kann. —
Der Schiffer, welcher uns nach dort geführt, war auch ein Hallig-
mann. Er hatte nur wenige Jahre seiner Kindheit dort zugebracht;
aber Thränen standen ihm in den Augen, als wir mit seinem Fahr-
zeug wieder abfuhren. Seine Lippen bewegten sich, als wolle er seine
Landsleute auf den Halligen still segnen. Auch wir schieden mit
Rührung von dem meerumspülten Eilande. Nach Kohl und Bternatzn..
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
dem Inneren des Landes heranführten, gebildet hat, indem sie dasselbe
an die Küsten warf und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken
aufhäufte, die nachher der Mensch durch Bedeichung sicherte und durch
Bebauung benutzte.
Etwas Ähnliches wie diese Marschbildung findet sich an den
Mündungen fast aller großen Ströme. So haben die Mündungen
der preußischen Flüsse ihre fetten Niederungen, die Danziger, die
Memeler, die Tilsiter Niederungen. So haben der Po, der Nil, der
Ganges, der Rhein ihre Delta-Länder. Die großartigsten Marschen
und Flußniederungen der Welt giebt es wohl an den Mündungen und
längs den Ufern der großen südamerikanischen Ströme, des Marannon,
des Orinoko u. a. In ihren fetten Schlamm verkriechen sich einst-
weilen noch die Krokodile und andere Untiere. Der Himmel weiß, ob
hier dereinst blühende Marschlandschaften entstehen werden.
Wenn der Fluß viel feines fruchtbares Material mit sich führt
und zu gleicher Zeit in seinem unteren Gebiete ein flaches Land er-
reicht, das sich allmählich unter dem Meere verläuft, so wird die
Marschbildung am leichtesten sein. Dies ist bei der Eider, der Elbe,
der Weser, der Ems und dem Rhein der Fall. Daher findet sich
überall an ihren Mündungen der Ansatz so reicher und schöner Marsch-
ländereien.
Die genannten norddeutschen Ströme fallen in eins der bewegtesten
Meere der Welt, dessen Gewässer sowohl durch ursprüngliche Strömungen
als auch durch eine starke Ebbe und Flut beständig in Aufregung er-
halten werden. Auch sind die herrschenden Winde dieses Meeres gerade
der Richtung der Ströme entgegen. Die Elbe und die Weser kommen
aus Südosten, die herrschenden Stürme aus Westen und Nordwesten.
Sie verschlagen das herangebrachte Material beständig zur Rechten
und Linken. — Daher kommt es, daß wir den fetten Flußschlamm
weit und breit zerstreut und gleichsam an das Land verspritzt finden.
Ein fetter, vielfach zerrissener Marschstrich zieht sich wie ein grüner
Saum überall an den Küsten der Mündungsgebiete dieser Ströme hin
und setzt sich weit nach Norden hinauf hier und dort an Inseln,
Halbinseln und Sandbänken an. Die westlichen und nördlichen Küsten
der Länder Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg, Ostfriesland
und Holland sind sämtlich von diesen grünem Marschsaume umzogen.
Diese Marschen bilden eine besondere Welt für sich. Schon dem
äußeren Auge stellen sie sich als eine solche dar. Da die Marsch ein
Niederschlag aus dem Wasser ist und keine von unten wirkenden vul-
kanischen Kräfte ihr Niveau zerrissen und zerstört haben, so ist sie voll-
kommen flach. Sie unterscheidet sich daher scharf von dem ursprüng-
lichen, von Vulkan und Neptun gebildeten hügeligen Festlande, das ihr,
wie dem Fleisch die Rippe, als Anhaltpunkt diente.
2. Die Marschbewohner, sowohl die in Schleswig-Holstein als
die in Hannover, Oldenburg und Ostfriesland, nennen dieses Hügel-
land „die Geest" oder „Gast".
Die hohe, hügelige unfruchtbare Geest tritt natürlich in bunt-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Hannover Oldenburg Ostfriesland Holland Schleswig-Holstein Hannover Oldenburg Ostfriesland
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Wittenberge führt eine mächtige Eisenbahnbrücke über den Elbstrom,
welche die Provinzen Brandenburg und Sachsen verbindet. Je weiter
stromabwärts, desto notwendiger sind die hohen Deiche, welche auf
beiden Seiten des Flusses mit großen Kosten erbaut sind. Sie dienen
dazu, um zur Zeit des Eisganges und der Schneeschmelze die an-
grenzenden Ländereien vor Überschwemmung zu schützen. Dennoch
richtet das Hochwasser durch Überflutungen und Deichbrüche in manchen
Jahren großen Schaden an.
3. Unterhalb der großen Handelsstadt Hamburg mündet die
Elbe, fast zwei Meilen breit, in die Nordsee. Viele tausend Handels-
schiffe aus allen Weltteilen laufen jährlich im Hafen von Hamburg
aus und ein. Dampfschiffe gehen von hier aus sowohl nach England,
Holland, Frankreich und Amerika als auch die Elbe aufwärts nach
Magdeburg und Dresden, ja, selbst bis Prag. So kommen die aus-
ländischen Waren stromaufwärts in das Land hinein. Was dagegen
die rege Fabrikthütigkeit und der Ackerbau des Binnenlandes zur Aus-
fuhr erzeugen, findet zum großen Teil seinen Weg über Hamburg ins
Ausland. Wen berührt es nicht eigenartig, wenn er sich vergegen-
wärtigt, daß ein Strom, der bei seiner Mündung Tausende von Schiffen
aller Nationen trägt, einen so kleinen Ursprung hat! A. Mauer.
9. Stade und das ^5and an der untern Ktöe-
1. Stade verdankt seine Entstehung zwei Hügeln, welche unmittelbar
aus dem Thal der Schwinge aufsteigen und sich im Mittelalter vor-
züglich zur Verteidigung eigneten. Auf dem einen, Spiegelberg genannt,
wurde die Burg angelegt. Unter ihrem Schutze siedelten sich in der
Niederung zwischen dem Spiegelberge und der zweiten Anhöhe, dem
Sande, sowie auf letzterer allmählich Bewohner an. Anfangs gehörte
der Ort den Grafen von Stade. Durch Erbschaft kam er an das Erz-
bistum Bremen. Am 17. Juni 1866 zogen die Preußen in Stade ein.
Der enge Gürtel von Wall und Graben, der die Stadt umschlossen
hielt, ist gefallen; nur die sich um die Stadt ziehenden Burggräben
und Reste von Wällen erinnern an ihren frühern Beruf. Schöne, mit
Linden eingefaßte Promenaden sind an ihre Stelle getreten, welche fast
um die ganze Stadt führen, um die mau in 1/2 bis 3/4 Stunden herum-
wandern kann. Der größte freie Platz innerhalb der Stadt ist der „Sand".
Die Stadt hat nach der letzten Volkszählung 10575 Einwohner,
ist Sitz der Königlichen Regierung, des Konsistoriums der Herzogtümer
Bremen und Verden, eines Land- und Amtsgerichts, eines Hauptzoll-
amts und der Direktion der Landschaft. Als Garnison liegt ein
Bataillon des 75. Regiments in der Stadt. An höheren Schulanstalten
sind vorhanden: Gymnasium, Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt,
Höhere Töchterschule, Mittelschulen. Die verschiedenen Behörden geben
der Stadt das Gepräge einer Beamtenstadt; eigenartige Jndustrieen
haben sich nur wenig entwickelt, dagegen ist der Handel wichtig, der
in einzelnen Zweigen schon weit über die Grenzen der Umgegend reicht.
Eine Saline in nächster Nähe liefert jährlich bis 150000 Centner Salz.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberge Brandenburg Sachsen Hamburg Nordsee Hamburg England Holland Frankreich Amerika Magdeburg Dresden Prag Hamburg Stade Stade