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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 62

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 62 — der Inschrift: Jesus Maria. Außerdem trug sie ein Schwert, das nach ihrer Anweisung in einer Kirche zu Fair-Bois unter alten Waffen gefunden war, am Griffe mit fünf Kreuzen geschmückt, das sie aber nur gebrauchte, um sich zu vertheidigen. Ihre erste Sorge war, Zucht und Sitte unter den wilden Soldatenhausen herzustellen, sie zum Gebete und zur Erfüllung der religiösen Pflichten anzuhalten und so einen Grund zur Hoffnung auf glückliches Gelingen zu legen. Glücklich brachte sie die Zufuhr während eines Ausfalles nach Orleans hinein, und neuer Muth belebte Aller Herzen. Alle ihre Ausfälle hatten einen glücklichen Erfolg, und als es ihr gelang, einen festen Thurm der Engländer jenseits der Loire zu erstürmen, sahen diese, nachdem auch sonst viele ihrer Belagerungswerke zerstört waren, die Erfolglosigkeit ihrer Veranstaltungen ein und zogen ab. So war Orleans befreit. Nun drang sie in den König, sich von ihr nach Rheims zur Krönung führen zu lassen und setzte ihre Ansicht durch, trotz des Widerspruchs der Feldherren, die einen solchen Zug mitten durch ein von zahlreichen Feinden besetztes Land für unmöglich hielten. An der Spitze eines Heeres von siebentausend Mann schlug sie den Weg nach Rheims ein und eroberte auf dem Marsche mehrere Festungen mit Gewalt, theils auch ergaben sie sich ihr bei der bloßen Annäherung. Am 16. Juli 1429 öffnete Rheims die Thore, und am folgenden Tage ging die Krönung vor sich, bei der Johanna, die Fahne in der Hand, neben dem Könige stand. Dann bat sie den König mit Thränen in den Augen, sie in ihre Heimat zu entlassen, da ihre Sendung erfüllt sei. Doch der König drang in sie, noch ferner beim Heere zu bleiben und es zum Siege zu führen; ungern gehorchte sie und wohnte noch verschiedenen Schlachten bei. Als sie sich 1430 in die Stadt Eompiegne geworfen hatte, um sie gegen den Herzog von Burgund zu vertheidigen, nahm sie eines Tages an einem Ausfalle Theil und ward bei dieser Gelegenheit, da man das Thor zu früh schloß, gefangen. Es scheint fast, als ob man die Absicht gehabt habe, sich des Mädchens zu entledigen, das seine Rolle ausgespielt hatte; wenigstens that man nachher von Seiten des Hofes nichts, um sie aus der Gefangenschaft zu befreien. Der Herzog von Burgund lieferte sie für zehntausend Livres den Engländern aus; diese brachten sie nach Rouen und setzten sie in ein abscheu-

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 44

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 44 — Schlacht, die, anfangs für die Christen ungünstig, endlich durch die zeitige Dazwischenkunft Gottfrieds gewonnen wurde. In der glühendsten Sonnenhitze zogen die Pilger weiter, stets mit Noth und Gefahren. kämpfend; dazu brachen Zänkereien und Streitigkeiten aller Art unter ihnen aus, die zur Trennung eines Theiles der Mannschaft vom Hauptheere führten. Man gelangte vor Antiochia in Syrien; die Stadt war stark befestigt und Monate vergingen, ehe man etwas ausrichtete. Dazu trat der empfindlichste Mangel an Lebensmitteln, so daß man sich vom Fleische der Pferde, die auf zweitausend herabgeschmolzen waren, von Leder, Baumrinde und noch ekelhafteren Dingen nähren mußte. Viele verließen das Heer, unter ihnen auch Peter, der jedoch auf der Flucht ergriffen und zurückgeführt wurde. In den Einzelkämpfen mit den Türken gab Gottfried Proben seines Muthes und seiner Körperkraft, indem er z. B. einen riesenhaften Türken vom Wirbel bis zum Sattel zerspaltete. Bald aber erschien eine Flotte aus Genua und brachte Lebensrnittel herbei; es zeigte sich jeboch noch immer keine Hoffnung auf Uebergabe, und der Sultan Kerboga nahte mit einem Heere von zweirnalhunberttausenb Selbschucken. Da gewann Bohemunb einen Mann in der Stadt, Namens Pyrrhus, der ihm einen der festen Thürme überlieferte. In der Nacht bemächtigten sich die Christen desselben und drangen in die Stadt, deren sie unter furchtbarem Gemetzel Meister wurden (1098). Die Belagerung hatte acht Monate gedauert. Jetzt aber kam Kerboga herbei und belagerte die Christen selbst in der Stadt. Die Noth in berselben war bereits aufs Höchste gestiegen, als ein Priester, Petrus Bartholomäus, zum Grafen Raimunb kam mit der Melbung, der Apostel Andreas sei ihm im Traum erschienen und habe ihm angezeigt, wo in der Kirche des Apostels Petrus die H. Lanze verborgen sei, mit der die Seite des Heilandes durchstochen sei; durch diese würden sie siegen. Diese Lanze wurde denn auch wirklich gesunden, und die Christen, von neuer Kampfbegierde beseelt, machten einen Ausfall auf die zahllosen Schaaren der Feinde, die den wüthenden Angriffen nicht widerstehen konnten und eine vollständige Niederlage erlitten. Kerboga floh mit den Trümmern seines Heeres dem Euphrat zu.

3. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 87

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
I. Friedrich Ii., der Große, 1740 —1786. 87 bitten mußte. Friedrich folgte dem Rufe; mit ihm erschienen aber auch zwei österreichische Heere unter Dauu und Lasers) iu Schlesien und vereinigten sich mit'laudon. Um den König vollends einzuschließen, riefen die österreichischen Heerführer auch noch ein russisches Hilfscorps herbei. Doch ehe die Russen herangerückt waren, schlug Friedrich die Österreicher unter Laudon bei Liegnitz in der Frühe des 15. August 15.«ug. und öffnete sich durch diesen Sieg den Weg nach Breslau. Überfall von Berlin. Um den siegreichen König wenigstens aus Schlesien zu entfernen, verabredete Daun mit den Russen einen gemeinsamen Angriff auf Berlin: während Lascy von Süden heranzog, erschienen von der Warte her im Osten Berlins die Russen unter Czernitscheff und Tottleben. Da die vorhandenen Streitkräfte zu einer erfolgreichen Verteidigung der Hauptstadt unzulänglich waren, mußte Berlin die Plünderung durch die Zahlung einer Kontribution von mehr denn iy8 Millionen Thaler abkaufen, und überdies wurde an öffentlichem und privatem Eigentum von den Feinden ein großer Schade angerichtet. Dagegen wurde Charlottenburg von den Sachsen geplündert. Als Friedrich seiner bedrängten Hauptstadt zu Hilfe eilte, warteten die Feinde seine Ankunft nicht ab, sondern räumten Berlin bereits nach vier Tagen. Torgau. Diese Abwesenheit Friedrichs hatten die Österreicher benutzt, um sich wieder in Sachsen auszubreiten, indem Daun sich auf den Süptitzer Höhen bei Torgau verschanzte. Trotz der Gefährlichkeit des Unternehmens beschloß Friedrich den überlegenen Feind anzugreifen, um Sachsen wiederzugewinnen. Sein eigener Angriff glückte zwar nicht, aber Zieten entschied durch eine Umgehung die Schlacht zu Gunsten der Preußen, 3. November. Daun zog sich nach 3. Nov. Dresden zurück. Das Jahr 1761. Bunzelwitz. Die Streitkräfte des Königs waren beim Beginne des neuen Feldzuges so zusammengeschmolzen, daß er sich genötigt sah, mit 50000 Mann bei Bunzelwitz in der Nähe von Schweidnitz ein festes Lager zu beziehen und sich durch die Österreicher unter Laudon und die Russen unter Butturlin einschließen zu lassen. Nur der Feinde Mangel an Lebensrnitteln und die Uneinigkeit der feindlichen Heerführer retteten den König nach mehrwöchentlicher Einschließung aus äußerster Bedrängnis. — Um nach dem Abzüge der Russen auch die Österreicher aus Schlesien zu entfernen, rückte Friedrich gegen die mährische Grenze. Da warf sich aber Laudon plötzlich auf Schweidnitz und überrumpelte diese starke Festung, deren Fall den Verlust eines Teiles von Schlesien nach sich zog. — Einen zweiten Verlust der Art brachte die Eroberung der Festung Kolberg durch die 1) Sprich: Leszi.

4. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 106

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
106 Napoleons Weltmachtstellung. 1786 Hier besiegte Napoleon die Österreicher an der Addabrücke bei Lodi/) so daß sie die Lombardei 1796 aufgeben mußten, belagerte Mantuas und schlug nacheinander vier Entsatzheere der Österreicher zurück, woraus sich die Festung ergeben mußte. Dadurch war ganz Italien den Franzosen unterworfen. Hierauf rückte Napoleon gegen Wien vor und gelangte bis Steiermark. Während der nun folgenden Friedensverhandlungen nahm er Venedig ein. Im Frieden zu Campo Formto3) im Jahre 1797 trat Österreich seine Niederlande (Belgien) und die Lombardei ab und erhielt als Entschädigung das Gebiet der gestürzten Republik Venedig mit Istrien und Dalmatien. Frankreich nahm Belgien und das ganze linke Rheinufer von Deutschland. Die Lombardei mit Umgebung wurde in die cisalpinische, Genua in die ligurische Republik umgewandelt. Reichliche Kriegsentschädigungen und zahllose Kunstschätze wanderten nach Paris und hoben das Ansehen Napoleons. Die Koalition war gesprengt, nur England stand noch gegen Frankreich in Waffen und schädigte es durch die Wegnahme französischer und holländischer Kolonieen. Ii. 1797 Friedrich tthlljrlm Ii., 1786—1797. 1. Ter Regierungswechsel. Die Organisation, welche Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. dem preußischen Staate gegeben hatten, setzte einen Fürsten voraus, der gleich ihnen den Mittelpunkt und die Triebfeder der gesamten Staatsverwaltung bildete. Dem neuen Könige Friedrich Wilhelm Ii., den: Bruderssohne Friedrichs, ging jedoch trotz all seiner Befähigung, trotz der Liebenswürdigkeit seines Charakters und einer gewissen Ritter- feines Bruders Joseph, der am 15. August 1769 zu Ajaccio auf Corsika geboren war. So wurde er auf den Kriegsschulen zu Brienne und Paris vorgebildet, trat als Offizier in die Artillene ein und bewirkte durch seine Anordnungen vor Toulon den Fall der Stadt. Da er Robespierre und den Jakobinern nahe gestanden hatte, so verlor er nach ihrem Sturze seine Stellung, bis ihm das Direktorium beim Aufstande der Royalisten die Beschützung des Konvents übertrug. Nach seinem Siege heiratete er Josephine, die reiche Witwe des durch die Guillotine Hingerichteten Generals Beanharnais und wurde vom dankbaren Direktorium zum Oberfeldherrn der Armee in Italien ernannt, wodurch sich seinem großartigen Feldherrngenie sowie seiner Ruhm- und Herrschbegierde ein weites Feld eröffnete. Italien wurde die Wiege seines Ruhms. 1) Lodi liegt am rechten Addauser südöstlich von Mailand. 2) Mantua liegt am Mincio. 3) Campo Formio liegt südwestlich von lldine in Friaul (Venetien).

5. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 111

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Napoleons Militärherrschaft bis zum Sturze Preußens. 111 litzi) in der sogenannten „Drei-Kaiser-Schlacht" einen glänzenden Sieg über die Russen und Österreicher. Ohne Einfluß aus den Verlaus des Krieges war die Vernichtung der vereinigten französischen und spanischen Flotte am Kap Trafalgars durch die Engländer unter Nelson, der in der Schlacht fiel. — Im Frieden zu Preßburg trat Österreich Venetien an das Königreich Italien, Tirol an Bayern und seine „vorderösterreichischen" Besitzungen an Baden und Württemberg ab. Bayern und Württemberg wurden Königreiche. Infolge des Sieges in der Drei-Kaiser-Schlacht ging Napoleon immer rücksichtsloser vor. Nach dem Friedensschlüsse ließ er 1806 die Bourbonen aus Neapel vertreiben, wo er seinen Bruder Joseph als König einsetzte; die batavische Republik wurde in ein Königreich Holland verwandelt, das Napoleons Bruder Ludwig erhielt. Sein Schwager Joachim Murat wurde Großherzog von Berg. — Im Juli 1806 schlossen sechzehn deutsche Fürsten den Rheinbund unter dem isoe „Protektorate" Napoleons. Franz Ii., der schon 1804 den Titel eines Kaisers von Österreich angenommen hatte, legte daher am 6. August 1806 seine deutsche Kaiserwürde nieder, denn das deutsche Reich isog hatte in Wahrheit zu bestehen aufgehört. 4. Ter unglückliche Krieg Preußens und Rußlands, 1806—1807. isoo-iso? (Ter vierte Koalitwuskrieg.) Veranlassung. Durch die Nichtachtung der Neutralität während des dritten Koalitionskrieges fühlte sich Friedrich Wilhelm Iii. derartig verletzt, daß Alexander I. am Sarge Friedrichs des Großen mit ihn: ein Freundschaftsbündnis schloß. Der König versprach seinen Beitritt zur Koalition, falls Napoleon seine Vermittelungsvorschläge abweisen sollte, und sandte Haugwitz mit seinen Forderungen zum französischen Kaiser, dessen Minister Talleyrand ihn in Wien so lange hinhielt, bis bei Austerlitz die Entscheidung gefallen war. Nach der Schlacht war Haugwitz nicht sofort nach Berlin zurückgekehrt, sondern hatte sich von Napoleon zu Schönbrunn3) ein Schutz- und Trutzbündnis aufdrängen lassen. Preußen sollte Ansbach an Bayern abtreten und dafür von Napoleon Hannover annehmen. Um einen Krieg mit Frankreich zu vermeiden, mußte der König den Vertrag bestätigen. Seit dem Schönbrunner Vertrage stand Preußen vollständig vereinsamt da. Es erfuhr sogar von England eine Kriegserklärung, während es an Frankreich einen Bundesgenossen gewonnen hatte, der 1) Austerlitz liegt in Mähren östlich von Brünn. 2) Das Kap Trafalgar liegt an der Südküste Spaniens, nordwestlich von Gibraltar. 3) Schönbrunn liegt nahe bei Wien.

6. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 120

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
120 Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens durch den Wiener Kongreß. an, weshalb am Tage darauf die „große Armee" den Rückmarsch antreten mußte. Durch die Strapazen des Marsches, den Mangel an Lebensrnitteln und warmer Kleidung, durch die (im November eintretende) eisige Kälte und durch das Schwert der Feinde ging auf diesem Rückzüge die ganze französische Armee bis auf wenige Trümmer zu Grunde. Nach einem letzten grausigen Kampfe an der Beresina^) löste sie sich völlig auf. Nicht mehr als 20000 Mann erreichten die Weichsel. 3. Tic Konvention von Tauroggcn und die Erhebung Preußens. Auf die Nachricht von dem Unglück der „großen Armee" hatte auch das Macdonaldsche Corps mit Jork und den Preußen den Rückmarsch angetreten. Da Jork, der den Rückzug decken sollte, durch die verfolgenden Russen von Macdonald abgedrängt war, schloß er in der Überzeugung, daß jetzt für Preußen und Deutschland der Augenblick gekommen sei, sich von dem französischen Joche zu befreien, und in der 30. Derbr. Absicht, fein Corps dem Könige zu erhalten, am 30. Dezember 1812 181-2 in der Poscheruner Mühle bei Tauroggen2) mit den Russen eine Konvention ab, durch die das preußische Hilssheer für neutral erklärt wurde. Der König Friedrich Wilhelm konnte zwar dieses Abkommen noch nicht gutheißen und enthob Aork des Oberbefehls; dieser aber blieb in feiner Stellung, da er die Nachricht hiervon nur durch die Zeitungen erhielt. Unterstützt von dem Oberpräsidenten der Provinz Preußen v. Auerswald und dem Gumbinner Regierungspräsidenten v. Schön, ging Aork vielmehr daran, in jener Provinz eine allgemeine Volksbewaffnung vorzubereiten, damit Preußen neben Rußland als eine selbständige Macht in den Kampf eintreten könne. Als Beauftragter des Kaisers Alexander bewog Stein, der aus Rußland herbeigeeilt war, den Oberpräsidenten, die preußischen Stände zu berufen, und diese beschlossen am 5. Februar auf Iorks Antrag, die Provinz in Kriegsbereitschaft zu fetzen. 20000 Mann Landwehr und 10000 Mann Reserve verpflichtete sich Preußen östlich von der Weichsel auszustellen. Dazu kam noch die Ausrüstung des Landsturms. Um sich der drückenden Nähe der Franzosen zu entziehen, hatte der König sich von Potsdam nach Breslau begeben. Von hier aus schloß er zu Kaltsch3) ein Bündnis mit Rußland, dem bald auch 1813 England und Schweden beitraten. Am 10. März 1813 stiftete der König den Orden des eisernen Kreuzes; am 16. erfolgte die Kriegserklärung, am 17. ordnete er die Errichtung der Landwehr und des Landsturms an und erließ an demselben Tage den „Aufruf 1) Die Beresina ist ein rechtsseitiger Nebenfluß des Dnjepr. 2) Tauroggen liegt nordöstlich von Tilsit auf russischem Boden. 3) Kalisch liegt an der Prosna in Rußland nahe der posenschen Grenze.

7. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 124

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
124 Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens durch den Wiener Kongreß. Willenberg) den Übergang über den Strom erzwungen hatte („Jork von Wartenburg"), vereinigte sich die schlesische Armee mit der Nordarmee. Durch diesen Flankenmarsch in seinen Rückzugslinien bedroht, sah sich Napoleon gezwungen, seine Stellung bei Dresden aufzugeben und nach der Ebene von Leipzig zu ziehen, wo sich nun alle Heere zur Entscheidung sammelten. Napoleon hoffte Schwarzenberg zu schla-geu, ehe Blücher erschien. In der That wars er die böhmische Armee iß. crtbr. am 16. Oktober bei Wachau, im Süden von Leipzig, zurück. Blücher aber durchbrach bereits an demselben Tage bei Möckern, im Norden Leipzigs, die französische Ausstellung und entriß dadurch Napoleon die Früchte seines Sieges. Nachdem der 17. Oktober unter vergeblichen Verhandlungen vergangen war, die Nordarmee und russische Reserven eingetroffen waren, die die Verbindung zwischen Blücher und Schwarzen- 18. Lkibr. berg herstellten, erfolgte die Entscheidung am 18. Oktober durch einen allgemeinen Angriff der auf 300000 Mann angewachsenen Verbündeten auf die nur halb so starken Franzosen. Der Hauptkamps drehte sich an diesem Tage um das Centrum bei Probstheida, das von ihnen behauptet wurde. Aber der Sieg Bülows bei Paunsdorf nötigte Napoleon, den Rückzug anzuordnen, der die ganze Nacht hindurch währte. Macdonald deckte dem abziehenden Heere durch die Verteidigung Leipzigs mit Italienern, Polen und Rheinbündlern den Rücken. Die Königs- 19. cktbr. berger Landwehr drang am Vormittage des 19. Oktober zuerst iu die Stadt. Infolge der verfrühten Sprengung der Elsterbrücke durch die Franzosen selbst wurden noch Tauseude abgeschnitten und gefangen genommen. Der polnische Fürst Poniatowski ertrank im Flusse. In fluchtähnlichem Rückzüge suchte Napoleon den Rhein zu gewinnen und wurde hierbei durch Schwarzenberg, der die Verfolgung übernommen hatte, uur wenig beunruhigt. Bei Hanau1) stellten sich ihm die Bayern, welche noch in letzter Stunde von Frankreich zu den Verbündeten übergetreten waren, unter Wrede entgegen; aber Napo-30. si.cft. leort wars sie am 30. und 31. Oktober zurück und setzte ungestört seinen Rückzug fort. Nur mit 70000 Mann überschritt er den Rhein. Die Wirkungen der Schlacht bei Leipzig waren folgende: 1) Deutschland war bis zum Rhein befreit 2) Der König von Sachsen wurde kriegsgefangen nach Berlin geführt und sein Land unter die Centralverwaltung, an deren Spitze Stein stand, gestellt. 3) Der Rheinbund löste sich aus; seine Fürsten beeilten sich, dem Beispiele Bayerns zu folgen. Nur die Herrscher von Westfalen, Berg und Frankfurt fanden keine Gnade. 4) Die von Napoleon aus ihren Besitzungen vertriebenen Fürsten erhielten ihre Länder zurück. 5) Alle Festungen außer Hamburg, wo Davout befehligte, und Magdeburg mußten sich, jedes Entsatzes beraubt, ergeben. 6) Bülow befreite Holland, wo der Erb-statthalter Wilhelm Vi. wieder eingesetzt wurde. 7) Napoleons Ver- 1) Hanau liegt am Main, an der Mündung der Kinzig.

8. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 128

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
128 Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens durch den Wiener Kongreß. Seiten des Rheins an Preußen. Die sächsischen Erwerbungen wurden mit den Provinzen Brandenburg, Sachseu und Schlesien verbunden, während die rheinischen Besitzungen die neuen Provinzen Westfalen und Rheinprovinz bildeten. So war es durch deutsche Länder für den Verlust polnischer Gebiete entschädigt worden. 2) Österreich gab die „vorderösterreichischen" Lande und Belgien ans und nahm Tirol, Salzburg, Jllprien und Dalmatien, Venetien und die Lombardei zurück. Von seinen polnischen Erwerbungen behielt es Galizien. Es rundete sich also im Osten ab. 3) In Italien wurden die alten Dynastieen wieder hergestellt. Auch der Papst erhielt den Kirchenstaat zurück. Marie Luise empfing Parma. Der größte Teil der Halbinsel stand unter österreichischem Einfluß. 4) Rußland, das int Jahre 1809 Finnland von Schweden gewonnen hatte, erhielt das ehemalige Herzogtum Warschau, soweit es nicht wieder preußisch geworden war, als ein selbständiges Königreich Polen. 5) England behielt Helgoland, Malta, das Kapland und Ceylon. 6) Mit Holland wurde Belgien vereinigt. Das neue „Königreich der vereinigten Niederlande" sollte ein Bollwerk gegen Frankreich bilden. 7) Norwegen wurde mit Schweden durch Personalunion vereinigt. 8) Die Schweiz wurde für neutral erklärt und unter den Schutz der Großmächte gestellt. Die zweite Ausgabe des Kongresses war die künftige Verfassung Deutschlands. In der Erkenntnis, daß die Zersplitterung Deutschlands die Niederlagen Österreichs und Preußens und die Schöpfung des Rheinbundes herbeigeführt hatte, ersehnten die deutschen Patrioten die Herstellung eines kräftigen deutschen Kaiserreiches. Österreich wollte aber das Kaisertum nicht wieder herstellen, aber andererseits sich die Oberherrschaft über die deutschen Staaten sichern. Da außerdem den ehemaligen Rheinbundstaaten von Österreich die volle Souveränität zugesichert war, so war eine straffe Bundesverfassung trotz aller Bemühungen Preußens nicht durchzusetzen. So kam durch i8i5 die Bundesakte vom 15. Juni 1815 der deutsche Bund zustande, der die 39 souveränen deutschen Staaten nur lose verband. Preußen und Österreich gehörten ihm nicht einmal vollständig an, denn von ersterem waren die Provinzen Preußen und Posen ausgeschlossen, von letzterem gehörte nur Cisleithanien zum Bunde. Beide behielten uch also ihre Stellung als europäische Großmächte vor. Sogar drei auswärtige Könige waren Bundesmitglieder: die Herrscher von England für Hannover, von Dänemark für Holstein und Lauenburg, von den Niederlanden für Luxemburg und Limburg. — Die ständige Vertretung der Bundesstaaten, der Bundestag, tagte zu Frankfurt a. M. unter

9. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 110

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
110 Napoleons Weltmachtstellung. des linken Rheinufers Verlust erlitten hatten. Frankreich sprach dabei das entscheidende Wort; um seine Fürsprache bewarben sich alle, denn das Vaterlandsgefühl war tief gesunken. Die geistlichen Gebiete wurden zum größten Teile „säkularisiert", die meisten freien Reichsstädte „mediatisiert". Preußen erhielt die Bistümer Hildesheim, Paderborn und Münster, dazu Erfurt und die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhausen. Die Bewohner des abgetretenen linken Rheinufers, 3y2 Millionen Einwohner, murrten nicht über ihre Vereinigung mit Frankreich, zufrieden mit äußerem Vorteil: der Befreiung von der Leibeigenschaft, von Fronen und Zehnten. iso5 3. Ter dritte Koalitionskrieg, 1805. Der Friede zwischen England und Frankreich währte nur ein Jahr. Daher besetzten die Franzosen gegen die Abmachungen des Baseler Friedens Hannover, sperrten die Mündungen der Weser und Elbe und verboten die Einfuhr englischer Waren, um so ihren überseeischen Gegner wirtschaftlich zu Grunde zu richten. — Napoleon, der mit dem Papste Pins Vii. 1801 ein „Konkordat" abgeschlossen hatte und 1802 zum Konsul auf Lebenszeit ernannt war, hatte 1804 eine royalistische Verschwörung entdeckt, die Häupter hinrichten und den Herzog von Enghien auf deutschem Boden (in Baden) ergreifen und trotz seiner Unschuld erschießen lassen. Diese Rechtsverletzung bewog den Kaiser Alexanders von Rußland und den König Gustav Iv.2) von Schweden zum Bündnis mit England, dem auch Österreich beitrat, als Napoleon durch Senatsbeschluß und eine allge-1804 meine Volksabstimmung 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen erklärt, vom Papste am 2. Dezember feierlich gesalbt war und sich selbst isoo gekrönt hatte und 1805 nach Beseitigung der Republik „König von Italien" geworden war. Die Franzosen hatten dieser Erhebung Napoleons zugestimmt, weil sie der Herrschaft der Demagogen überdrüssig waren und sich nach Ruhe im Innern und dadurch nach einer Wiederbelebung der wirtschaftlichen Verhältnisse sehnten. Der neue Herrscher gab ihnen ein einheitliches Recht (code Napoleon) und nahm ihnen die Besorgnis vor einer Wiederkehr, zu den Zuständen vor der Revolution. Während die Österreicher noch in zerstreuten Stellungen an der obern Donau standen, gelang es Napoleon, verstärkt durch süddeutsche Truppen und durch Bernadotte, der von Hannover das preußische ans-bachische Gebiet durchzog, sie mit überlegenen Streitkräften bei Ulm unvermutet zu umstellen und das ganze Heer gefangen zu nehmen. Dos*. Napoleon besetzte Wien und errang am 2. Dezember 1805 bei Auster- 1) Alexander I. regierte von 1801—1825. 2) Gustav Iv. regierte von 1792—1809.

10. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 113

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Napoleons Militärherrschaft bis zum Sturze Preußens 113 auch er mußte, allerdings nach tapferster Gegenwehr, in der Nähe von Lübeck die Waffen strecken. 3) Eine allgemeine Mutlosigkeit ergriff nach diesen Schlägen die Gemüter der Menschen; der Staat schien verloren. Die stärksten Festungen ergaben sich ohne Widerstand; besonders schmachvoll war die Kapitulation von Magdeburg, Küstrin und Stettin; bald war bis auf Kolberg, welches Gneisenau mit Hilfe der Bürgerschaft unter Führung des alten Nettelb eck verteidigte, und bis auf einige schlesische Festungen alles Land bis zur Weichsel in den Händen der Franzosen. 4) Die Polen erhoben sich. 5) Sachsen schloß sich Napoleon an, trat dem Rheinbünde bei und erhielt die Königswürde. Der Feldzug in Ostpreußen 1807. Im Anfange des Jahres 1807 erschien zur Rettung Preußens ein russisches Heer unter Bennigsen. Mit ihm vereinigten sich die letzten Reste der preußischen Armee unter Lestocq. Nachdem am 7. Februar 1807 um die Stadt Pr. 7./8. Febr. tstjlait1) selbst gekämpft war, griff Napoleon am 8. die Russen auf ls0‘ offenem Felde an. Schon wichen diese, als die rechtzeitige Ankunft und der Heldenmut der Preußen unter Lestocq durch Scharnhorsts Verdienst die Schlacht wiederherstellte. Napoleon, der zum ersten Male eine Schlacht nicht gewonnen hatte, ging über die Passarge zurück und bot unter dem Eindrücke dieses Mißerfolges Preußen einen günstigen Frieden und ein Bündnis an. Doch Friedrich Wilhelm Iii. verwarf beides, und Kaiser Alexander versprach seinem Bundesgenossen, keinen Frieden ohne ihn zu schließen. Bevor Napoleon den Feldzug von neuem eröffnete, sollten Grau-denz und Danzig genommen werden. Graudenz aber widerstand unter dem alten Courbitzre, während Danzig sich ungeachtet der tapfern Verteidigung durch Kalkreuth und der Versuche, die Stadt zu entsetzen, ergeben mußte. Trotz der Übermacht, mit der sich jetzt Napoleon auf seine Gegner warf, behauptete Bennigsen dank der Tapferkeit der preußischen Reiterei bei Heilsberg an der Alle am 10./11. Juni das Schlachtfeld. Die eigenen großen Verluste bewogen indessen die Russen doch zum Rückzüge. Napoleon holte sie bei Friedland an der 14. Juni Alle ein und brachte ihnen hier ant 14. Juni eine entschiedene Nieder- 1s0< läge bei. Die Folge der Schlacht war der Verlust von Königsberg, das Lestocq räumte, und das Zurückweichen der russischen und der preußischen Truppen bis hinter die Mentet. Napoleon zog in Tilsit ein. _ Der Friede zu Tilsit. Da Kaiser Alexander sich jetzt zum Frieden entschloß, wurde für Preußen ein fernerer Widerstand unmöglich. Nach einer persönlichen Zusammenkunft beider Kaiser auf dem Memelstrom, wobei es Napoleon gelang, Alexander durch die Vorspiegelung einer Teilung der Herrschaft über Europa ganz für sich zu gewinnen, schlossen sie am 7. Juli zu Tilsit miteinander Frieden. So von seinem Verbündeten im Stiche gelassen, mußte sich Friedrich 1) Pr. Eylau liegt südlich von Königsberg. Lohmeyer u. Thomas, Teutsche u. brandenb.-preuß. Geschichte. 8
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