234. Land- und Gartenbau vor dreihundert Jahren. 309
Familie von Tag zu Tag wuchs. Schon die Enkel Hans Fuggers
galten als die reichsten Kaufleute in Europa; ohne ihre Geld-
hilfe vermochten die mächtigsten Fürsten dieses Erdteils keine
irgend bedeutende Unternehmung zu vollführen, und die Fugger
traten bald mit den vornehmsten und edelsten Geschlechtern in
Blutverwandtschast. Kaiser Maximilian I. erhob sie in den Adel-
stand und räumte ihnen mancherlei Vorrechte ein.
Die Fuggersche Familie zeichnete sich aber auch durch ihre
Mildthätigkeit gegen Arme und durch wohlthätige Stiftungen
für dieselben aus. So ließ sie gegen Ende des 15. Jahrhunderts
in der Jakobervorstadt zu Augsburg 51 Häuser mit 106 Woh-
nungen erbauen, in denen arme Augsburger Familien gegen
ein jährliches Mietgeld von ungefähr 3'/- Jt- ein bequemes
Unterkommen fanden. Noch heute dienen diese Häuser ihrem
ursprünglichen Zwecke.
Der Ruf der Fuggerschen Reichtümer drang bis in das
ferne Spanien, wo das Sprichwort entstand: „Er ist reich wie
ein Fugger", und Kaiser Karl V. soll in gerechtem Stolze auf
Fugger, als ihm der königliche Schatz zu Paris gezeigt wurde,
ausgerufen haben: „In Augsburg habe ich einen Leinweber,
der das alles mit Gold bezahlen kann!"
234. Land- und Gartenbau vor dreihundert Jahren.
Im 16. und 17. Jahrhundert erhielt der deutsche Land-
und Gartenbau durch Einführung einer Menge fremder
Frucht- und Pflanzenarten eine wesentliche Bereicherung.
Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der ans Asien
stammende Buchweizen (Heidel, Heidekorn) zuerst in Deutsch-
land angebaut. Die Rapskultur brachten Niederländer nach
Süddeutschland. Der Anbau des schon zur Zeit Karls des
Großen bekannten Krapp wurde namentlich in Schlesien
und Böhmen betrieben, die besonders in Thüringen blühende
Kultur des Waid aber durch die Einfuhr des Indigo sehr
beeinträchtigt. Den Mais hatte Kolumbus 1493 von
Amerika nach Europa gebracht; er kam jedoch erst um
1650 unter dem Namen Welschkorn aus Italien nach
Süddeutschland.
Von ungleich größerer Bedeutung war eine andere
Gabe Amerikas, die Kartoffel, welche in Deutschland gegen
das Ende des 16. Jahrhunderts bekannt wurde. Ihre Ver-
breitung als Nährfrucht ging langsam von statten. Während
in einigen Gegenden schon um 1613 Kartoffeln gebaut
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Fuggers Maximilian_I. Karl_V. Karl_V. Heidel Karls Krapp Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Augsburg Spanien Asien Heidekorn Deutsch- Schlesien Amerika Europa Italien Süddeutschland Amerikas Deutschland
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180. Schwedische Feste.
Schweden werden Ost- und Nordsee verbunden. Der Wetter-,
Wen er- und Mälarsee sind Schwedens größte Seen.
Die Hauptstadt des Landes ist Stockholm am Abflusse
des Mälarsees. Es hat eine herrliche Lage und wird oft das
„nordische Venedig" genannt. Götaburg ist die zweitgrößte
Stadt Schwedens. In Upsala ist eine Hochschule. Dort
wird eine Übersetzung mehrerer Bücher der heiligen Schrift in
die gotische Sprache ausbewahrt. Aus diesem kostbaren
Buche kann man ersehen, wie die deutsche Sprache um das
Jahr 350 n. Chr. beschaffen war.
Der größte Teil der Bevölkerung Schwedens und Norwegens
ist von deutscher Abstammung. Die Ureinwohner, die Finnen
und Lappen, sind von den Goten und Normännern, deutschen
Einwanderern, in die Schneefelder des Nordens zurückgedrängt
worden (Finnland, Lappland).
180. Schwedische Feste.
Durch ganz Schweden werden zwei grosse Feste gefeiert:
das Weihnachtsfest und das Johannisfest.
Das Weihnachtsfest währt vom 24. Dezember bis zum
6. Januar; es ist die Feier der „heiligen zwölf Nächte“, das
Winterfest des Nordens. — Alle Räume des Hauses schmückt
man da mit Decken, Teppichen und bunten Bildern. Auf
Uen Fussböden werden grüne Zweige der nordischen Tanne
ausgebreitet. Alle Arbeit ruht. In den Schlössern der
Reichen brennen Kerzen, und in den Hütten der Armen
leuchten die Flammen der Kienbrände. Die Bewohner der
Dorfschaften ziehen mit Fackeln zur Christmette in die Kirche
und begrüfsen sich auf dem Wege dahin singend und mit
Freudenrufen. Auch ausserhalb der Kirchen erklingen heilige
Lieder. — In diesen freudvollen zwölf Tagen darf das Tisch-
tuch nicht abgenommen werden; jeder Fremde ist gastlich
willkommen.
Es besteht auch die schöne Sitte, dass an diesem Feste
verschämte arme Familien von unbekannten Wohlthätern be-
schenkt und die Thränen geheimer Not heimlich getrocknet
werden. Jeder gibt und schenkt, und der Staat lässt durch
Herolde überall im Lande den Weihnachtsfrieden aus-
rufen. Alle Frevel und Verbrechen, in der Weihnachtszeit
begangen, werden doppelt bestraft.
Das zweite grosse Fest ist der Johannistag, die
Frühlingsfeier, wo die Bäume zu blühen anfangen und die
Sonne am höchsten steht. Alle Häuser werden da mit grünen
Zweigen geziert. Geistliche Lieder singend zieht man Tags
über durch die Dörfer und empfängt hiefür Bewirtung; des
Abends aber leuchten die Sonnenwendfeuer von den Bergen,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Stockholm Venedig Schwedens Schwedens Norwegens Finnland Lappland
28. Der Vater und die drei Söhne. — 29. Edelmut. 21
gegen die Dänen, und heimtückisch feuerte er seine Pistole aus
seinen Wohlthäter ab. Doch der Schuß ging fehl. Hierauf er-
griff der Düne ruhig die Flasche, trank sie halb aus und reichte
sie dem Hilflosen abermals mit den Worten: „Nun erhältst du
nur die Hälfte."
28. ver Vater und die drei 8öline.
An Jahren alt, an Gütern reich, teilt' einst ein Vater scir
Vermögen und den mit Müh erworbenen Segen selbst unter die
drei Söhne gleich. „Ein Diamant ist's,“ sprach der Alte, „den
ich für den von Euch behalte, der mittels einer edlen That
darauf den grössten Anspruch hat.“
Um diesen Anspruch zu erlangen, sieht man die Söhne
sich zerstreu'n. Drei Monden icaren kaum vergangen, so stellten
sie sich wieder ein.
Darauf sprach der älteste der Brüder: ,.Hört! es vertraut'
ein fremder Mann sein Gut ohn' einen Schein mir an; ich
gab es ihm getreulich ivieder. Sagt, war die That nicht lobens-
wert?“ — „Du that'st, mein Sohn, was sich gehört,“ liess sich
der Vater hier vernehmen; wer anders thut, der muss sich
schämen; denn ehrlich sein ist unsre Pflicht. Die That ist gut,
doch edel nicht.“
Der ziveite sprach: „Auf meiner Reise fiel einmal unacht-
samerweise ein Kind in einen tiefen See. Ich stürzt' ihm nach,
zog's in die Höh und rettete dem Kind das Leben. Ein ganzes
Dorf kann Zeugnis geben.“ — „Du thatest,“ sprach der Greis,
„mein Kind, was wir als Menschen schuldig sind.“
Der jüngste sprach: „Bei seinen Schafen war einst mein
Feind fest eingeschlafen an eines tiefen Abgrunds Rand; sein
Leben stand in meiner Hand. Ich weckt' ihn und zog ihn
zurücke.“ — „0rief der Greis mit holdem Blicke, „Dein
ist der Ring! Welch edler Mut, wenn man dem Feinde
Gutes thut.“
29. Edelmut.
Edelmütig ist derjenige, welcher gute Handlungen vollbringt,
die mit schweren Aufopferungen verbunden sind. So lange wir
thun, was wir schuldig sind, und was die Pflicht fordert, oder
so lange uns unsere guten Thaten keine besondere Aufopferung
kosten, können wir uns nicht des Edelmutes rühmen. Aber wer
in Fällen, wo es darauf ankommt, etwas Gutes zu fördern,
seinen Vorteil, seine Meinungen und Gefühle, vielleicht auch
eine Beleidigung, vergessen und unterdrücken kann, der ist edel-
mütiger Handlungen fähig.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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