Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
66
Volkswirtschaft.
No. 37. 38.
Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder
und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in
der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch
verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die
Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter-
kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein,
ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung
der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen
kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und
Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen.
Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch
wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen,
wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte
dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden
Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung
befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit
die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird,
meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf
die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen-
lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge-
bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab-
härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer.
C. Volkswirtschaft.
38. Wanderung ins Leben.
26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen
Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie
der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und
rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann
stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem
luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge-
raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der
Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige,
wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch:
Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See;
Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
206
Geographie.
No. 109. 110.
Hügeln und grünen Matten umkränzt. Kristallhelle Fluten entströmen
diesen Seen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in einem
Bette vermischt wogen sie mächtig und friedlich dahin durch lachende
Fluren, an stattlichen Schlössern, hohen Domen, kunstreichen, belebten
Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge
winken lange aus blauer Ferne und spiegeln sich dann in dem herrlichen
-Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem
Schoße des Meeres zueilt. An den Wiegen des Rheins erklingen die
Gesänge armer, aber freier und froher Hirten; an seinen Mündungen
zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerbefleißiges,
unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten
Länder und Meere beschiffen und einst beherrscht haben. Wo ist der
Strom, der eine Schweiz an seinen Quellens ein Holland an seinen
Mündungen hätte, den seine Bahn durch lauter fruchtbare, freie, ge-
bildete Landschaften führte? Haben andere Ströme weit größere Wasser-
fülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer volle, sich fast gleich-
bleibende Fluten. Seine Breite ist gerade die rechte, hinreichend für
Floß und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so groß,
daß sie die beiden Ufer voneinander schiede, daß nicht der erkennende
Blick, der laute Ruf ungehindert hinüberreichte. Mächtig und ehr-
furchtgebietend erscheint er als ein bewegter Wasserspiegel in den hei-
tersten Rahmen gefaßt, nicht als eine wässerige Öde mit nebeligen Ufern.
Aus der schönen Stromebene des mittleren Rheines führen natür-
liche Wasserstraßen durch lange, enge Felsenthore zu reichen, herrlichen
Landschaften, tief in das Innerste von Deutschland und Frankreich hinein.
Der Rheinstrom selbst aber und die seinen Ufern entlang laufenden
Verkehrswege sind die großen Handels- und Reifestraßen zwischen Süden
und Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien,
die eine immer größere Bedeutung erhalten, je inniger und lebendiger
die Berührungen aller Art zwischen den verschiedenen europäischen
Völkern werden. Mendelssohn.
110. Das Uationaldenlnnal auf dem Niederwald.
Mainz bis Bingen strömt der Rhein in westlicher Richtung.
Da, wo er sich wieder nach Norden wendet, erhebt sich an seinem rechten
Ufer ein hoher Bergrücken, der Niederwald. Unten liegt, im Rhein sich
spiegelnd, das Städtchen R n d e s h e i m mit seinen glänzenden Gasthöfen und
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Extrahierte Personennamen: Mendelssohn
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Rhein Rheines Deutschland Frankreich Rheinstrom Holland Schweiz England Italien Niederwald Mainz Rhein Niederwald Rhein
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 113.
Geographie.
211
hoben sich an den Ufern des Stromes feste Lager mit Türmen, die
dnrch Pfähle zu einem großartigen Festungsring zusammengeschlossen
wurden. Aus solchen festen Lagern entstanden dann allmählich im
frühen Mittelalter Städte. Überall an günstigen Orten erhoben sich
Marktplätze, und das menschliche Leben wurde an den Fluß gefesselt,
wie sehr auch natürliche und künstliche Hindernisse der Schiffahrt sich
entgegenstellten und das Gebiet des Stromes von gewaltigen Gebirgs-
manern umlagert erscheint.
Am meisten ist der Fluß geöffnet bei seinen Quellen und an der
Mündung; darum geschah von beiden Endpunkten her ein beständiges
weltgeschichtliches Einströmen: von der Mündung nach Westen herauf,
von den Quellen nach Osten hinab. Von der Mündung kamen und
kommen die Völker und Produkte des Morgenlandes, von der Quelle
strömt das Leben des Abendlandes hinein.
Dem Lauf der Donau folgend kam Attila auf die Felder von
Chalons, nach ihm die Magyaren und andere Donauvölker in dieselbe
Gegend. Aus Frankreich und vom Rhein nach Osten vorbrechend drangen
die Kelten, dann Karl der Große, weiter die Kreuzfahrer, endlich Napoleon
an der Donau hinab. Jetzt legen sich die Hauptlinien der Donau-
eisenbahnen in diese Richtung. In das Herz von Deutschland aber
greift die Donau am tiefsten bei dem großen Winkel von Regensburg,
dem Ausgangspunkt des ganzen Verkehrs von Mitteldeutschland.
So einst eine willkommene Heerstraße in der Zeit des Wander-
dranges und der Raubzüge der östlichen Völker, hat die Donau die
Spuren der Verheerung schon lange verwischt. Indessen hat der Rhein
ein halbes Jahrtausend der Kultur vor ihr voraus, und viel zahlreichere
und in frühere Zeiten hinaufreichende Denkmäler der Kunst zeugen an
feinen Ufern von alter, ungestörter Blüte. Wohl hat es der Donau
niemals an Schiffahrt, selbst nicht an großen Flotten gefehlt, wie aus
den merkwürdigen Unternehmungen einzelner Städte, z. B. Ulm und
Regensburg, im 12. und 13. Jahrhundert hervorgeht; aber trotz der
eifrig fortgesetzten Regulierung des Strombetts von der Mündung der
Iller stromabwärts hatte sie bisher nie einen Verkehr, der dem auf
dem Rhein an die Seite gestellt werden konnte. Jetzt erst, nachdem
im September 1896 das „eiserne Thor" durch großartige Felsen-
fprenguugen und Herstellung eines Schiffahrtskanals an der gefähr-
lichsten Stelle für größere Schiffe das ganze Jahr hindurch geöffnet
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Extrahierte Personennamen: Attila Karl_der_Große Karl Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Donau Frankreich Rhein Donau Deutschland Donau Regensburg Mitteldeutschland Donau Rhein Donau Ulm Regensburg Rhein
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No. 114. 115.
Geographie.
213
So rauscht, ihr Ströme, denn zu-
Zn ein gewaltig Heldenlied! fsammen
.Zumhimniel schlagt,ihr hellen Flammen,
Die ihr im tiefsten Herzen glüht!
Eins wollen wir uns treu bewahren,
Doch eins erwerben auch zugleich:
Du, Herr, beschütz es vor Gefahren.
Und zu uns komm dein freies Reich!
. K. Büchner.
115. Der Kaiser Wilhelm-Kanal.
Cclion seit Jahrhunderten hatte man die Herstellung eines
Schiffahrtskanals zur Verbindung der beiden nordischen Meere,
der Nordsee und der Ostsee, angestrebt. Ein solcher Versuch
ist auch der noch vorhandene Eiderkanal, welcher gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts von den Dänen angelegt wurde. Die
beschränkten Geldmittel gestatteten jedoch nicht, jenen Kanal
für Fahrzeuge von grösserem Tiefgang anzulegen; seine Wasser-
fiese beträgt nur 3,43 m. Infolge dessen dachte man immer
ernstlicher an die Anlegung eines grösseren, den Anforderungen
der Neuzeit entsprechenden Kanals. Aber erst nach der Ver-
einigung Schleswig-Holsteins mit Preussen und der Wieder-
aufrichtung des deutschen Reiches konnte zur Verwirklichung
dieses Planes geschritten werden. Der preussische Landtag und
der deutsche Reichstag bewilligten die Mittel im Betrag von
156 Millionen Mark, worauf Kaiser Wilhelm I am 3. Juni 1887
den Grundstein zu der Schleuse in Holtenau und damit zu
«einem Werke legte, dessen Ausführung 8 Jahre angestreng-
tester Arbeit erforderte.
Der Kanal beginnt bei Brunsbüttel, 3 Meilen oberhalb der
Elbemündung, und führt in einem erst nordöstlich, dann östlich
gerichteten Bogen quer durch Holstein. Bei Rendsburg er-
reicht er die Eider und mündet, von da an fast ununterbrochen
dem alten Eiderkanal folgend, nördlich von Kiel, bei Holtenau,
in den geräumigen Kieler Kriegshafen. Die Länge des Kanals
beträgt 99 km, seine Breite in der Sohle 22, im Wasserspiegel
60 m, seine Tiefe 8,5 m. An sechs Punkten sind zudem noch
breite Ausweichstellen von 400 m Länge und 100 m Breite
angelegt. Besonders bemerkenswert sind auch die beiden eiser-
nen Hochbrücken, auf welchen an zwei Stellen die den Kanal
Kreuzenden Eisenbahnlinien in schwindelnder Höhe über den
Wasserspiegel des Kanals hinübergeleitet werden. Dieselben
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm-Kanal Cclion Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Ostsee Preussen Holtenau Holstein Rendsburg Kiel Holtenau
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Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
214
Geographie.
No. 115.
haben die grösste bis jetzt auf dem Festland ausgeführte Spann-
weite, nämlich 165, bez. 156 m, bei einer lichten Durchfahrts-
höhe von 42 m über dem Wasserspiegel und einer Breite von
10 m. Der Kanal bietet somit auch den grössten Kriegs- und
Handelsschiffen eine jederzeit benützbare Fahrstrasse, zumal
da er bei Nacht in seiner ganzen Ausdehnung elektrisch be-
leuchtet ist. An seinen beiden Mündungen ist er mit Schleusen
versehen, welche die Aufgabe haben, ihn gegen etwaige Sturm-
fluten in der Ostsee und gegen die täglich wechselnden Flut-
und Ebbewasserstände der Unterelbe abzuschließen. Die Ost-
seeschleuse ist fast das ganze Jahr hindurch geöffnet, die Elbe-
schleuse dagegen steht täglich während jeder Flutperiode offen;
in der übrigen Zeit, in welcher der Wasserstand der Unterelbe
der Ebbe unterworfen ist, wird sie geschlossen gehalten.
In erster Linie wird durch diese Wasserstrasse die Wehr-
kraft der deutschen Flotte in hohem Grade verstärkt, indem
dieselbe eine rasche Verwendung der Kriegsschiffe sowohl in
der Nordsee als in der Ostsee ermöglicht. Aber auch viele
Handelsfahrzeuge ziehen diesen kürzeren und sicheren
Wasserweg dem viel längeren und sehr gefährlichen um Kap
Skagen vor; sind doch z. B. in einem Zeitraum von fünf
Jahren auf dem letztgenannten Wege 92 deutsche Schiffe unter-
gegangen. Die seitherige Verbindung der beiden nordischen
Meere aber wird durch den Kanal um 230 Seemeilen abge-
kürzt.*
„Zur Ehre Deutschlands, zu seinem fortschreitenden Wo hie,
seiner Macht, seiner Stärke“ — mit diesen Worten legte einst
Kaiser Wilhelm I den Grundstein zu diesem hervorragenden
Friedens- und Kulturwerk, das sich mit dem Suezkanal messen
kann. Und nicht weniger denkwürdig sind die Worte, mit
denen Kaiser Wilhelm Ii die Bedeutung dieser neuen Verkehrs-
strasse am Tage der Schlusssteinlegung, dem 21. Juni 1895,
kennzeichnete, indem er derselben zugleich den Namen „Kaiser
Wilhelm-Kanal“ beilegte. „Auf das Meer,“ sprach der Kaiser,
* Im Juni 1896 befuhren 872 abgabepflichtige Dampfer und 1135 abgabe-
pflichtige Segler den Kanal. Von denselben wurden an Gebühren 84 354 Mark
bezahlt.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm_Ii Wilhelm
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348
Bürgerkunde.
No. 174.
Zur Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen ist angeordnet, daß
der Besitzer von Haustieren von dem Ausbruch des Milzbrandes, der Tollwut,
des Rotzes, der Maul- und Klauenseuche, Lungensenche, Pockenseuche, Beschälseuche,
des Bäschenausschlags, der Räude und der Rinderpest unter seinem Viehstande
und von allen verdächtigen Erscheinungen bei demselben, welche den Ausbruch
einer solchen Krankheit befürchten lassen, sofort dem Ortsvorsteher Anzeige machen
muß. Die Unterlassung dieser Anzeige hat Strafe und außerdem Verlust der
Entschädigung zur Folge. Die Entschädigung beträgt unter Umständen bei Lungen-
seuche, Milzbrand, Maul- und Klauenseuche 4/5, bei Rotz 3/4 des Wertes des
Tieres. Sämtliche Tierbesitzer des Landes haben Beitrüge in eine gemeinsaiue
Kasse zu zahlen. Bei der Rinderpest wird die Entschädigung aus der Reichskasse
vergütet. Beim Verkauf einiger Arten von Haustieren hat der Verkäufer Gewähr
zu leisten; bei Pferden: für schwarzen Star, Koppen ohne Abnützung der
Zähne 8 Tage laug, für Rotz, Hautwurm, Dämpfigkeit 14 Tage, für Koller 21 Tage,
fallende Sucht 28 Tage, Moudbliudheit 40 Tage; bei Rindvieh: für Tragsack-
und Scheidevorfall 8 Tage, Lungensucht 14 Tage, fallende Sucht und Perlsucht
28 Tage; bei Schafen: für Milbenraude und Fäule 14 Tage; bei Schweinen:
für die Finne 28 Tage. Beim Vorhandensein einer Krankheit hat der Käufer
innerhalb der genannten Zeit beim Amtsgericht Klage zu erheben.
2. Forst- und Jagdpolizei. Das Sammeln von Beeren, Pilzen, Kräutern
u. s. w. ohne Erlaubnis ist nicht gestattet. Zum Sammeln von dürrem Holz
werden Leseholzzettel abgegeben. Das Betreten das Waldes ist nur auf den ge-
bahnten Wegen gestattet. Bestraft wird das Rauchen von Eigarren und aus
offener Pfeife im Walde oder das Wegwerfen von brennenden oder glimmenden
Gegenständen. Jedermann muß bei Ausübung der Jagd eine Jagdkarte bei sich
führen. Das Jagen ist au Feiertagen während des Gottesdienstes, an Sonn- und
Festtagen aber ganz untersagt. Mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft
wird bestraft das Zerstören und Ausheben von Restern oder Brutstätten der Vögel,
das Ausnehmen von Eiern und Jungen, das Fangen und Erlegen der nützlichen
Vögel (Ammern, Bachstelzen, Amseln, Eulen (mit Ausnahme des Uhnsp Gras-
mücken, Lerchen, Spechte, Kuckucke, Meisen, Schwalben u. s. w.). Richt unter dieses
Verbot fallen: Tagraubvögel (mit Ausnahme des Turmfalken), Uhu, Sperlinge,
Raben, Elstern, Dohlen, Häher, Wildtauben, Wasserhühner. Wer fischt oder krebst,
hat eine Fischkarte bei sich zu führen. Wer unberechtigt fischt oder krebst, wird
mit Haft oder Geldstrafe bis zu 150 Mark bestraft.
3. Straßenpolizei. Das übermäßig schnelle Fahren oder Reiten auf öffent-
lichen Plätzen oder Straßen wird bestraft. Einem begegnenden oder vorfahrenden
Fuhrwerke oder Radfahrer muß jeder Wagenführer rechtzeitig zur rechten Seite
ausweichen. Ein Fuhrmann darf sein bespanntes Fuhrwerk nicht ohne Aufsicht
lassen. Jedes auf öffentlicher Straße sich befindende Fuhrwerk, mit Ausnahme der
mit Geläute fahrenden Schlitten, muß zur Nachtzeit, wenn die Nacht nicht voll-
ständig mondhell ist, beleuchtet sein. Es ist nicht gestattet, auf Straßen oder
öffentliche Plätze Sachen auf eine Weise auszugießen oder auszuwerfen, daß da-
durch jemand beschädigt oder verunreinigt wird; ferner ist verboten, auf Straßen.
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No. 18.
Hauswirtschaft.
37
Güte nicht gleich. Berlegene Matratzen müssen neu aufgearbeitet wer-
den, wobei das alte Material ausgezupft und gereinigt, der Abfall ent-
fernt und durch neues Material ergänzt wird. Die geleerten Überzüge
werden bei dieser Gelegenheit gewaschen. Durch Unterbetten von Federn
wird der Körper leicht zu übermäßiger Schweißabsonderung angeregt
und dadurch verweichlicht.
Als Zudecke benütze man im Winter ein leichtes Feder-
bett von genügender Größe, im Sommer eine wattierte oder eine
Flanell decke. Die Deckbetten sollen mit den besten und weichsten
Federn gefüllt werden. Zn diesen rechnet man vor allem die feinen,
elastischen Flaumfedern, welche den Tieren ausfallen; nach den-
selben kommen hinsichtlich ihres Wertes die gerupften Federn von leben-
den und zuletzt die von geschlachteten (noch nicht erkalteten) Vögeln.
Den geringsten Wert haben die größeren Federn, von denen nur die
abgestreiften Bärte benützt werden können. Wer Federn kaufen will,
prüfe durch Zusammendrücken ihre Elastizität; denn von dieser Eigen-
schaft hängt die Güte der Federn ab. Zum Füllen der Kopfkissen
verwende man ein Gemisch von Flaum- und Schleißfedern; doch müssen
die ersteren vorherrschen. Beim Auffüllen der Fußkifsen find die
teuern Flaumfedern am entbehrlichsten. Ein zu starkes Füllen der
Bettstücke macht dieselben steif und unbequem; zu sparsam gefüllte
Betten dagegen wärmen schlecht.
Eine besondere Aufmerksamkeit ist der Reinhaltung und Reini-
gung der Betten zuzuwenden; denn unreine Betten sind jederzeit unge-
sund und gefahrbringend für den Benützer derselben und oft auch für-
feine Umgebung. Gleich nach dem Aufstehen sind die Betten aufzu-
schlagen oder auf Stühlen auszubreiten, damit die darin befindlichen
Dünste sich verflüchtigen können. Je luftiger das Bettzeug behandelt
wird, um so zuträglicher ist es für die Gesundheit.
Vom Frühjahr bis zum Herbst sind Federbetten, Matratzen und
wollene Decken bei gutem, sonnigem, nicht zu heißem Wetter mehr-
mals im Freien aufzuhängen oder auf trockene Unterlagen zu legen,
wiederholt zu wenden und dabei gut auszuklopfen, um allen Staub daraus
zu entfernen und die Federn zu lockern. Mit Stroh, Streu u. drgl.
gefüllte Unterlagen sind jährlich oder doch alle zwei Jahre zu leeren,
die Säcke zu reinigen und mit neuem Inhalt wieder zu füllen. Alte
Federbetten werden entleert, die Federn in Säckchen gefüllt, in nicht
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134
Landwirtschaft und Gewerbe.
No. 73.
73. Des Kandmanns Freunde und Feinde.
^ie Gewächse, welche im Gemüse- und Obstgarten, aus dem
Feld und aus der Wiese angebaut werden, dienen auch Tieren aller
Art zur Nahrung, würden die letzteren nur in geringer Zahl auf-
treten, so könnte sie der Landmann schon gewähren lassen. Aber nicht
wenige von ihnen vermehren sich in manchen Zähren außerordentlich
und richten dann so großen Schaden an, daß für den Menschen nichts
mehr übrig bliebe, wenn er sie nicht beizeiten bekämpfte.
Gegen diese Feinde ist, wenn nur allgemein gegen sie vorgegangen
wird, schon etwas auszurichten, um so mehr als dem Landmann treue
Gehilfen zur Seite stehen. So räumt der Maulwurf unter dem Un-
geziefer in der Lrde gehörig auf. Spitzmäuse, Lidechsen und Kröten,
Sand- und Laufkäfer jagen den am Boden lebenden, Fledermäuse den
fliegenden kleinen Schädlingen nach. Die Marienkäfer und ihre Larven
halten sich an die Blattläuse. Fuchs, Wiefel, Igel, Iltis, Marder und
die größeren Raubvögel (Lulen, Mäusebussard u. a.) sind bei Mäuse-
plagen unermüdlich thätig, was aber die insektenfressenden Bögel jahr-
aus jahrein in der Vertilgung schädlichen Ungeziefers leisten, läßt sich
kaum ermessen; sie besorgen eine Arbeit, welche Hunderte von Menschen-
händen nicht halb so gut ausführen könnten. Linsichtige Landwirte
haben sich diesen nützlichen Tieren gegenüber stets erkenntlich gezeigt.
Sie haben dieselben, auch wenn sie nebenbei einigen Schaden anrichten,
soviel wie möglich gewähren lassen, haben den nützlichen Vögeln Nist-
stellen geboten, sie im harten Winter gefüttert und gegen ihre Feinde,
namentlich die großen Raubvögel, zu schützen gesucht. Im Kampfe
gegen das Ungeziefer aber, die schädlichen Insekten, werden sie nicht
müde, und wahrlich, der Landmann darf diese letzteren, die „kleinen
Feinde der Landwirtschaft", das ganze Jahr hindurch nicht ans den
Augen verlieren, wenn er nicht erst durch Schaden klug werden will.
Im bjerbst verkriechen sich die Apfelblütenstecher, die Raupen des
Apfelwicklers und andere Infekten unter die abgestorbene Rinde, unter
Moose und Flechten, mit denen Stamm und Aste vieler Obstbäume be-
deckt sind, um hier zu überwintern. Die schädlichen Räupchen des
Goldschwänzchens und Baumweißlings umspinnen etliche Blätter und
befestigen sie an den Zweigen; in diesen „Raupennestern" trotzen sie
der Nässe und Kälte, Andere Schädlinge suchen Schutz in der Lrde,
unmittelbar unter der Baumkrone. Lntfernt nun der Obstbaumbesitzer
im Winter die alte Rinde, das Moos und die Flechten, und be-
streicht er hierauf den Staunn und die dickeren Äste mit Kalkmilch, der
etwas Lehm und reiner Kuhdünger zugesetzt wurde, so gehen die hier
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
148 Landwirtschaft und Gewerbe. No. 76.
Der Fegling wird aus einem Volke mit vielen jungen, noch nicht aus-
geslogenen Bienen gebildet, indem sämtliche Bienen des Stockes von den
Waben in eine neue Wohnung gekehrt werden. Die Flugbienen kehren in den
Mutterstock zurück und erziehen sich aus einer jungen Arbeitermade eine
Königin. Eine andere Art der Kunstschwärme ist der Fluglrng, welcher aus
einem Stocke gebildet wird, dessen junge Bienen schon ausgeslogen waren.
Derselbe wird hergestellt, indem inan die Wabe mit der Königin im Mutter-
stocke beläßt, alle anderen Waben samt Bienen aber in die neue Wohnung
bringt. Hier kehren nun bei der ersten Fluggelegenheit die Flugbienen in die
alte Wohnung zur Königin zurück, während die Stockbienen und die aus-
schlüpfende Brut im neuen Kasten bleiben. Damit dieses Volk bald eine
fruchtbare Königin erhält, setzt der Imker eine reife Weifelzelle ein; und da-
mit es diesem jungen Volk nicht an des Leibes Nahrung und Notdurft fehle,
bietet man ihm ein Futter aus verdünntem Honig. Auch die Drohnen sind
Liebhaber für den Futtersaft und können ohne denselben nicht bestehen. So-
bald ein Mangel an diesem feinen Nahrungsmittel eintritt, haben die Drohuen
am ersten darunter zu leiden. Sie werden schwach; die Arbeitsbienen drängen
sie zum Stocke hinaus, und dort finden sie bald ihr Ende. Ein unnützes
Glied ist beseitigt. Völker ohne Königin behalten die Drohnen länger, gehen
aber zu Grunde, wenn ihnen nicht beizeiten eine Königin, eine Königinzelle
oder eine Wabe mit Eiern eingehängt wird.
Unter den mancherlei Feinden der Biene steht der Mensch obenan.
Unvorsichtigkeit in der Behandlung von Süßigkeiten, über welche sich die
Bienen im Sammeleifer stürzen, kostet vielen das Leben. Wie viele Bienen-
völker sterben ferner nach ungünstigen Sommerzeiten im Winter den grau-
samen Hungertod, weil der habgierige Bienenhalter ihnen im Herbste zu viel
von ihren Vorräten genommen hatte oder zu geizig war, ihnen aus dem
Überfluß der fetten Jahre das Nötige zu spenden. In manchen Gegenden
werden noch jetzt im Herbst die schwersten Körbe geleert, nachdem man zu-
vor die Insassen durch brennenden Schwefel getötet hat — ein abschreckendes
Beispiel menschlicher Undankbarkeit und Kurzsichtigkeit. Die Bienen bekämpfen
und töten sich auch gegenseitig. Die Bienen eines andern Stockes werden
von einem starken Volke nicht eingelassen. Zur Abwehr solcher Räuber wird
von der giftigen Waffe Gebrauch gemacht; nur schwache oder königinlose
Völker erliegen im Kampfe mit den Raubbienen. Die Bienen selbst und
auch ihre Erzeugnisse haben unter den Tieren viele Liebhaber. Storch und
Schwalbe, Rotschwanz und Bachstelze, Meisen und Spechte fangen manches
Bienlein weg. Mäuse dringen durch weite Fluglöcher bis in die Wohnung
ein. Wespen und Hornisse überfallen und töten die Bienen namentlich im
Herbste. Im zarten und doch festen Netze lauert die Spinne. In älteren
Waben hausen die Maden der Wachsmotte, eines grauen Schmetterlings, der
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TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 119.
Geographie.
223
kalische Instrumente liefern vornehmlich Nürnberg, München,
Leipzig, Berlin. Gold- und Silberarbeiten werden in Pforzheim,
Hanau, München, Berlin und anderen Orten in großer Menge und kunst-
voller Ausführung angefertigt. In der Herstellung musikalischer In-
strumente haben Breslau, Nürnberg, Leipzig und Marknenkirchen
einen vorzüglichen Ruf. Besonders berühmt sind auch die Porzellan-
waren, die in Meißen, Berlin und Nymphenbnrg hergestellt werden.
Im ganzen giebt es in Deutschland 110 Porzellanfabriken. Ebenso
hebt sich die deutsche Glasfabrikation, die in 300 Anstalten be-
trieben wird, immer mehr. Daneben ist die Gewinnung von Pro-
dukten durch den Bergbau eine ganz bedeutende. In den Eisen-
werken Deutschlands werden jährlich ungefähr 5000 Millionen kg
Roheisen, in den Kohlenbergwerken ca. 100 000 Millionen kg Kohlen
gewonnen, ans den Salzbergwerken etwa 1200 Millionen kg Stein-
und Kochsalz. Die bergmännisch gewonnenen Erzeugnisse haben einen
Geldwert von über 1200 Millionen Mark, und zu ihrer Gewinnung
sind gegen 500 000 Arbeiter erforderlich.
Um die ungeheure Menge von Erzeugnissen der gewerblichen Thätig-
keit zu verwerten, muß der Handel mit ihr gleichen Schritt halten.
Zu seiner Erleichterung tragen Dampfschiffs- und Eisenbahn-
verbindungen, Post- und Telegraphenwesen bei. Nachdem im
Jahr 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland auf der kurzen Strecke
zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet worden war, betrug 1894 die
Länge der gesamten Eisenbahnen Deutschlands 43500 km. Kunststraßen
(Chausseen) besitzt Deutschland in einer Länge von über 112500 km,
Kanüle in einer Länge von etwa 2250 km. Mehr als 5000 Schiffe,
darunter über 700 Dampfer, vermitteln den Verkehr auf den Meeren.
Die Zahl der ein- und auslanfenden Schiffe in den deutschen See-
häfen beläuft sich jährlich auf mehr als 135 000. Die Länge aller
Telegraphendrähte in Deutschland betrügt ungefähr 445 000 km. Die
Post befördert jährlich über zwei Milliarden Briefe, Postkarten und
Zeitungen sowie gegen 60 Millionen telegraphische Depeschen. Wenn
früher das Porto für Briefe selbst innerhalb Deutschlands oft bis zu
50 Pfennig, ja noch mehr betrug, so betrügt es jetzt bis Asien und
Australien 20 Pfennig, für eine Postkarte 10 Pfennig. Dies ist vor-
zugsweise dem von dem deutschen Staatssekretär Stephan im Jahr
1874 gegründeten Weltpostverein zu verdanken, dem neuerdings fast alle
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Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg München Leipzig Berlin Pforzheim Hanau München Berlin Breslau Nürnberg Leipzig Meißen Berlin Deutschland Deutschlands Deutschland Nürnberg Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschlands Asien Australien