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1. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 154

1828 - Soest : Nasse
154 zen Leben nicht ruhig bleiben lassen! Nein! ich mag die Uhr nicht haben! — Er hängte sie wieder weg, stieg in das Kamin, und ging von seiner Arbeit nach Hause, in der Meinung, daß' niemand ihn im Zimmer bemerkt hätte. Aber gehört und gesehen hatte ihn eine Dame, die neben dem Zimmer noch im Bette gelegen, und deren Schlaf- kammerthür etwas offen gewesen war. Sie ließ noch an eben dem Tage den ehrlichen Jungen zu sich rufen, rühmte seine Ehrlichkeit und ermahnte lhn freundlich, fernerhin gottesfürchtig und ehrlich zu sein. Auch an die Nachkonrmen muß man denken. vfut Landmann rottete von einem wüst liegenden, nur mit Haide und kleinem Gesträuche bewachsenen Platze das Gesträuch aus, und bepflanzte ihn mit jungen Eichen und Buchen. — Sein Nachbar tadelte ihn deswegen und sprach: „Ihr hättet ja von dein Gesträuche noch mehr Nutzen, als von diesen jungen Bäumen, wovon Ihr ja in Eurer ganzen Lebenszeit keinen Bortheil zu hoffen habt." Musi man denn — antwortete der Landmann — nur immer auf den gegenwärtigen Nutzen sehen, und nicht auch auf die Nachkommen denken! — Wie sehr wird für sie mein Gut verbessert sein, wenn es über 25, 50 oder 100 Jahre anstatt dieses elenden Gesträuchs mit einem holzreichen Walde pranget.' Der König und> der Bauer. Gsut gewisser König ritt einmal vor einem Acker vorbei, auf dein ein schon etwas bejahrter Bauersmann pflügte. „Sv fleißig?" rief der leutselige Monarch dem Bauer zu: „gehört der Acker, auf dem Du hier so emsig arbeitest, Dir?" — Nein, Herr, antwortete der Ackersmann, welcher den König nicht kannte, ich pflüge ihn für Lohn.— „Und wie viel bekommst Du denn für Deine Arbeit ?" — fragte er weiter.

2. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 224

1828 - Soest : Nasse
— 224 handeln. In seine Hände übergab der Soldat die kostbaren Neste. Der Monarch wurde von Sprengporten davon unterrichtet und belohnte den Krieger mit der Stelle des Fähudrichs dieser Fahne, die er so sorgfältig erhalten hatte. Marie Eleonore Seibolv. ^)?arie Eleonore Seibold, die Frau eines Dorfschullch- rers in Pommern, hatte zwei Söhne, die in dem Preu- ßischen Heere gedient und schon in dem Kriege des Jah- res l80tj mit gefochten hatten. Der älteste war in einer Schlacht geblieben, und der jüngste, Christoph, der seinen Abschied erhalten, lebte als Besitzer eines Maierhofes, zwei Stunden von ihrem Dorfe, glücklich in dem Besitz eines guten Weibes. Sobald aber der König von Preußen 1813 die Vaterlandsvertheidiger zu den Waffen rief, eilte sie ungesäumt bei rauhem und stürmischem Wetter zu ihrem Christoph und forderte ihn auf, sich freiwillig den Reihen der Streiter anzuschließen, Der Sohn war bereit; nur seine junge Frau mochte in die schnelle Entfernung ihres Mannes nicht sogleich willigen. Aber mit Begeisterung rief die Mutter: Kinder, es geht für Gott, König und Vaterland! und der Sohn folgte. Er ließ sich als reiten- der Landwehrmann anstellen, und die Mutter segnete ihn mit einem Abschiedskuß, indem sie zu ihm sagte: Kehre nie, oder kehre als braver Preuße zurück! Sie selbst brach sich die Zeit von ihrem Schlafe ab, um beim Schein der Lampe bis nach Mitternacht aus dem an Lin- nenzeug ihr zugefallenen Erbthcil ihres erstgebornen Soh- nes Wundsäden zu zupfen und Binden zu machen, die sie, um das Andenken desselben würdig zu ehren, einem Laza- rethinspector zustellte. Späterhin ging sie selbst zum Preu- ßischen Heere ab, nachdem sie vorher ihr Testament ge- macht hatte. Zwei Tage vor der großen Schlacht bei Leipzig kam sie an und erbat cs sich sogleich, unentgeldlich Lazarethdienste übernehmen zu dürfen. Hier hatte sie denn auch das Glück, ihren Sohn Christoph wieder zu sehen; aber cs war das letzte Mal; denn er starb nachher

3. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 229

1828 - Soest : Nasse
229 ab und schwamm einsam und majestätisch auf dem Teick-c umher. Bald dehnte sie ihren Hals, dessen verrlcherischer Kürze sie mit aller Macht abhelfen wollte; bald suchte sie ihm die prächtige Biegung zu geben. Doch vergebens: er war zu steif, und mit aller ihrer Bemühung brachte sie es nicht weiter, als daß sie eine lächerliche Ganö ward, ohne ein Schwan zu werden. Der junge und der alte Hirsch. C!sm Hirsch, den die gütige Natur Jahrhunderte batte leben lassen, sagte einst zu einem seiner Enkel: Ich kaun mich der Zeit noch sehr wohl erinnern, da der Mensch das donnernde Feuerrohr noch nicht erfunden hatte. —-- Welche glückliche Zeit muß da gewesen sein! seufzte der Enkel. —• Du schließest zu geschwind! sagte der alte Hirsch. Die Zeit war anders', aber nicht besser. Der Mensch hatte damals statt des Feuerrohrs Pfeile und Bogen, und wir waren eben so schlimm daran, alü jetzt. Die Ceder auf Libanon.- König Hiram von Tyrus und Salomo, der König von Israel, besuchten einst gemeinschaftlich den Eederuwald auf dem Libanon. Arm in Arm wandelten die beiden Könige unter den duftenden Schatten des hohen Waldes einher, und Hiram frenete sich der weisen Reden des Kö- nigs von Israel. — Unten aber zu ihren Füßen lagen weit umher die Lander und blübeten in Frieden. Denn Salomo und Hiram hatten einen Bund gemacht und waren Freunde; so waren auch ihre Volker Freunde unter einander. Und die Könige standen still und schanetcn in die Ferne. Da ging Hiram, dem Beherrscher von Tyrus, das Herz auf, und er sprach zu Salomo: O wohl uns, daß wir Freunde sind! Stehen wir nicht auch wie die Eedern auf unsern Hohen, und unsere Völker um uns her? Da antwortete Salomo und sprach: Wohl nennet ruan die Ceder mit Recht

4. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 230

1828 - Soest : Nasse
230 — Recht den königlichen Baum. Er ist der höchste von allen, und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächset auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt er und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umfasset die Felsen der Erde, und er tau- chet sein Haupt in die Bläue des Himmels. Jahrhun- derte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er stehet unerschüttcrt, frei wie ein Gott, und ohne die Bedürfnisse des niedern Thales. Darum heißet er auch ein Baum Gottes, den Jehova gepflanzt hat —* und stehet ein Bild des Gesalbten des Höchsten. Eines nur fehlet ihm, sagte Hiram, — die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht. Da lächelte Salomo und sprach; Redest Du im Scherz, Hiram, oder als der Be- herrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Köni- gin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbet sie nicht die Palläste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Jehovas, r— Mein Freund, es giebt edlere Früchte, als welche der Gaumen verlangt. Indem sie also redeten, rollte plötzlich ein Gewitter hinauf gen Libanon, und es donnerte gewaltig. Die Kö- nige aber standen im Dickicht des Waldes schweigend und voll Ehrfurcht. Da kam ein Strahl aus dem Gewölk und zerriß eine Ceder von dem Gipfel bis an die Wur- zel, und krachend stürzte sie am Abhange des Gebirges hernieder. Das Gewölk aber zog brausend vorüber. Da traten die Könige zu der gefallenen Ceder und sprachen unter einander: Was ist alle irdische Größe vor dem Angesichte des Erhabenen! — Er rollet die Himmel zu- sammen, wie ein Gewand, und die Erde ist vor ihm, wie ein Tropfen am Eimer. — Wer mag bestehen vor dem Könige der Könige? Nach einem langen stillen Nachdenken, während sie vor der zerschmetterten Ceder standen, sprach Hiram: Wenn man die Natur in ihrer furchtbaren Größe gesehen hat, dünket es beinahe thöricht, dem Herrn der Schöpfung einen Tempel

5. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 396

1828 - Soest : Nasse
396 doch nicht vordringen. Da führte Preußen skönig, der in der Nähe war, Hilfe herbei, und nun wurden die Fran- zosen gedrängt. Sie sandten nach Rettung, und sahen sehnsuchtsvoll nach den Höhen, von denen sie hcrabfteigen sollte. Bald zeigten sich auch Männer und Rosse auf den Bergen, aber es war der Preußische General Kleist, der ihnen in Rücken siel. Jetzt verzweifelten die Franzosen und nur wenige hauten sich durch, zwei Drittel aber blie- den todt oder gefangen zurück. Auch Vandamme wurde gefangen. Als das Napoleon hörte,zürnte er sehr und sagte: „Einem geschlagenen Feinde muß man eine goldne Brücke bauen, oder einen eisernen Baum vorlegen.' Aber Vandamme war zu dem Letzter» nicht stark genug, und ist wegen seiner Unklugheit geschlagen." Napoleon hatte Berlin noch nicht vergessen, und was Oudinot nicht gekonnt hatte, sollte der kühne Marschall St cv versuchen. Er stieß mit seinen 80,006 Mann bei D e n n ewitz auf Bülow' s Schaar, die nur ein Viertel so groß war. Da galt es, nicht die Menge zu achten und tapfer dazustehen gegen die Uebermacht. In Sturmschritt und mit dem Bajonette in der kräftigen Faust drangen die Preußen auf den Feind ein und achteten dessen Feuer nicht. Darüber wurden die Franzosen wüthend und durchbohr- ten selbst schon hingestreckte Preußen, die mit dem eisernen Kreuze geschmückt waren, mit mehrern Stichen. Als am Abend der Kronprinz von Schweden herbeieilte, wurde das Werk vollendet und die Schlacht in einem Augenblicke entschieden. Ein Viertel der feindlichen Armee wurde ge- fangen oder getödtet, und die Uebrigen — eilten größten- teils stracks nach der Heimath über den Rhein, so daß Ney schrieb: „Ich bin nicht mehr Herr meines Heers; es versaget mir den Gehorsam und hat sich selbst aufgelöset." Jetzt konnte Napoleon einsehen, daß er sich in Sach- sen nicht mehr zu halten vermöge; denn auch an Lebensmit- teln fing es an, ihm zu mangeln. Aber sein Herz war ver- härtet und sein Auge verblendet. Er zog hin und her; von Dresden bald auf die Straße nach Böhmen, bald auf die Straße nach Schlesien. Ueberall umschwebten ihn seine Gegner, die ihm den Rückzug nach dem Rhein abzuschnei- den drohten. Endlich verließ er Dresden, zog sich aber nur

6. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 412

1828 - Soest : Nasse
412 rmd gedachte rasch die Gegner in den N i e d e r l a n d e n zu schlagen; dann hätte man das reiche belgische Land ge- wonnen, und Geld und Menschen würden ihm zuströmen. Darauf wollte er die Ocstrcicher verdrängen und den Russen in Deutschland entgegen eilen. Am 14. Juni sprach er zu seinem Heere: „Soldaten, heute ist der Jahrestag von * *)Mareng o und **) Fried land, der zweiinal das Schicksal von Europa entschied. Damals, wie öfters, waren wir zu großmüthig. Wir ließen die Fürsten auf ihren Thronen, die setzt die Unabhängigkeit Frankreichs bedrohen. Die Unsinnigen! Sie und wir, sind wir nicht noch die Nemlichcn? Wenn sie in Frankreich einrücken, so sollen sie in Frankreich ihr Grab sindcn!" Solche Zuversicht hatte sich in ihm wiedergefunden, als er sein Heer um sich versammelt hatte. Es war in der That das schönste, welches Frankreich je aufgestellt hatte. 150 tausend Krieger, aufs beste gerüstet, mit 400 Geschü- tzen versehen, was ließ sich mit solcher Zahl auf Einer Stelle nicht ausrichten! Was dieses Heer am furchtbarsten mach- te, war die Entschlossenheit zu siegen oder zu sterben. Die Garde, welche wieder auf 00 tausend angewachsen war, hatte ihre Adler mit Trauerflor umhüllt, bis ein großer Sieg sie wieder in ihrem Glänze zu zeigen erlauben würde. Links vor sich hatte N a p o l e o n den Lord Wellington mit einer halb so starken Macht, als die seinige war; rechts von ihm stand Blücher, dessen Heer um Ein Drittel schwächer war, als das Französische. Aber die Hausen seiner Geg- ner waren sehr weit auseinander gelegt, des Unterhalts we- gen und um eine lange Streife zu besetzen, weil »imi nicht wußte, wo er durchbrechen würde. Napoleon griff am 15. eine Abtheilung der Preußen an, die sich freilich mit Ver- lust, aber doch in guter Ordnung zurückzog. Den 16. nahm Blücher, der von den Seinen nur 80,000 hatte zu- sammenziehen können, bei Ligny die Schlacht mit Na- poleon au, in der Hoffnung, daß noch ein Preußischer Ar- meehaufen während der Schlacht zu ihm stoßen, und die Engländer ihm helfen würden. Aber die erwartete Hilfe blieb aus, weil Bulow, der Führer der erwarteten Preu- __________________ ßen. *) Niederlage deroestreicher. **) Niederlage der Preußen u. Russen.

7. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 414

1828 - Soest : Nasse
414 ir? sie endlich, diese Engländer! — Um 10 Uhr Vormittags griff er sie an, und es dauerte nicht lange, so war die Schlacht auf der ganzen Linie. Mit ungemeiner Heftigkeit stürmte Napoleon; doch an der Tapferkeit der Engländer scheiterten die wiederholten Angriffe der alten französischen Garden. Indessen gelang es doch der Uebermacht Napo- leons, einige Vorwerke, die die Errgländer rasch in Festun- gen umgeschaffen hatten, zu erobern, aber erst Nachmit- tags 2 Uhr erhielt er diesen festen Punkt. Nun zog er gegen die Höhen und gedachte, im Sturme ihr Geschütz zu erobern; aber die Engländer ließen die Franzosen in sichre Nähe kommen; daun erst donnerten ihre Kanonen, und ihr Fußvolk mit der Reiterei brach rasch hervor. Jetzt wurde mit großer Erbitterung zwischen den beiden Völkern gestritten, die sich schon lange haßten. Doch als die fran- zösischen Reiter geworfen waren, folgte das Fußvolk, und der Kampf erneuerte sich. Dreimal gelang es Napoleon beinahe, die Höhen zu ersteigen und die Engländer aus ihrer trefflichen Stellung zu drängen; doch Wellingtons unerschütterliche Entschlossenheit und seiner Truppen Tap- ferkeit, sein ruhiger kalter Blick, seine Gewandheit als Krieger, ihr Vertrauen auf ihren Feldherrn und ihre Liebe zur Ehre hielten es im langen schweren Kampfe mit der überlegenen wüthenden Menge aus. Kinder, rief er sei- nen hart bedrängten Haufen zu, wir müssen uns tavfcr halten, wir dürfen nicht geschlagen werden; was würde man in England sagen! — Als der Kampf noch schwerer ward, und'manche der Seinen vom Rückzüge redeten, setzte er sich nieder und sprach: „Hier werde ich bleiben und keinen Fuß breit weichen." Doch Napoleon drängte und drängte mit seinen Massen, und immer riefen sich die Feinde zur Ermunterung zu: Vorwärts, Vorwärts! Sie' errangen einige Vortheile, und um drei Uhr Nach- mittags sendete Napoleon einen Sicgesbotcn nach Paris. Gewiß die größten Anstrengungen der tapfern Engländer hatten ihre Gränzen erreicht, und Wellington seufzte: Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen! Es war 4\ Uhr. Die sehr schwierigen Wege hatten die Preußen aufgehalten, so daß nur zwei Abtheilungen des ei- ne» preuß. Haufens in» Walde, im Rücken des rechten feind- lichen

8. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 415

1828 - Soest : Nasse
415 T*’* lichen Flügels angekommen waren. Doch cs war keine Zeit zu verlieren, und die prcuß. Feldherrn beschlossen un- gesäumt den Angriff mit dem, was zur Hand war. So brach der Preuße aus dem Walde hervor; aber der Feind verlor seine Besonnenheit nicht, sondern stellte ihm seinen Rückhalt entgegen, und es entstand ein mörderischer Kampf. Das Gefecht stand lange Zeit, und mit gleicher Heftigkeit wurde der Kampf gegen die Engländer fortgesetzt. Ungefähr um Uhr Abends traf die Nachricht ein, daß ein ganzer preuß. Heereshaufen auf seinem Zuge von den Franzosen hart bedrängt würde; doch der Fürst Blücher ließ sich nicht dadurch erschüttern; vor ihm lag die Ent- scheidung, und nicht anders wo, und wenn hier der Sieg gewonnen wurde, so ließ sich jeder Nachtheil ver- schmerzen. Darum eilte er unaufhaltsam zur Schlacht. Es war Ix Uhr und noch stand die Schlacht. Fast zwei Heereshanfcn waren angekommen, und die Franzosen foch- ten wie Verzweifelte; allmählich bemerkte man jedoch einige Unsicherheit in ihren Bewegungen. Jetzt erschienen einige Abtheilungen von einem dritten Heereshaufen der Preußen an der rechten Seite des Feindes, so daß dessen rechter Flügel von drei Seiten bedrängt wurde. Als Wellington im Rücken des Feindes die ersten Kanonen losblitzen sahe, rief er ans: Gott Vob, daö ist der alte Blücher! und als jetzt die Feinde im Rücken und von der Seite gedrängt wurden, da setzte sich die gcknze englische Schlachtlinie i'n Bewegung und drang in das Herz des Feindes. Emen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffs- seite des preuß. Heers. Es waren Anhöhen über Anhöhen, so daß mehrere Stufen Geschützeöfener über einander entwi- ckelt werden konnten, zwischen denen die Truppen briga- denweise in der schönsten Ordnung hinabstiegen, während aus dem auf der Höhe hinten liegenden Walde sich immer neue Massen entfalteten. Mit dem Rückzüge des Feindes ging es noch so lange erträglich, bis ein Dorf, das die Garden vertheidigten, mit Sturm genommen wurde. Nun wurde aus dem Rückzüge eine Flucht, die immer wilder und wilder wurde, und alles mit sich fortriß. Es war 9z Uhr. Der Feldmarschall Blücher versammelte die höher» Officiere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch ' und

9. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 416

1828 - Soest : Nasse
Tt? 416 und Pferd zur Verfolgung aufgeboten werden sollte. Da gerieth das französische Heer in etite völlige Auflösung; die Straße sah wie ein großer Schiffbruch aus; sie war mit Geschützen, Pulvcvwagen, Gewehren und andern Trüm- mern, wie besäet. Ans mehr als 9 Nachtlagern wurden die Franzosen aufgejagt, welche sich einige Ruhe hatten verschaffen wollen und solche Störung nicht erwartet hat- ten. Der ganze Marsch war ein stetes Aufstöbern des Feindes in den Dörfern und Getreidefeldern. Der Mond schien hell und begünstigte ungemein die Verfolgung. Man gelangte vor das Städtchen G e n a p p e. N a p o- leon war darin, und die Seinen wollten das Städtchen vertheidigen; aber einige Kanonenschüsse, ein Hurrah, und die wradt war genommen. Die Wagen Napoleons und seiner Großen hatten sich wegen der Eile in einander ver- schlungen; die Preußen kamen heran, und Napoleon mußte so eilig ans dem Wagen springen, daß er seinen Degen zurückließ und seinen Hut vom Kopfe verlor. Er selbst aber entkam unter dem Schutze der Nacht. Eine Menge Juwelen, Silbergeschirr und andere Kostbarkeiten erbeute- ten hier die Soldaten, und fanden auch in dem prächtigen Wagen Napoleons den schwarzen Preuß. Adlerorden, welchen er früher von Preußen erhalten hatte, als er noch furchtbar unter den Regenten dastand. Den Orden sende- ten sie als Zeugen der nnverdroßnen Eile, womit sie den Flüchtigen verfolgt hatten, an ihren König, welcher damit den General Gneisenan beehrte. Dieser Held befehligte die Preußen, welche so rasch den Feind in dieser Nacht verfolgt hatten. Bis zum Anbruche des Taaes ging cs rastlos fort. Im wildesten Durcheinander rettete sich kaum der dritte Theil als Nest der ganzen Armee, und noch dazu größtentheils unbewaffnet. 300 Kanonen und 500 Pulvcrwagen fielen in die Hände der Verbündeten. Selten ist ein so vollkom- mener Sieg erfochten worden, und beispiellos war es, daß eine Armee den zweiten Tag nach einer verlornen Schlacht einen solchen Kampf unternahm und so glücklich bestand. Im Mittelpunkte der franz. Stellung lag eine Meierei La belle allancc *) (Schönbuttd) genannt. Auf dieser Stel- le Vraé: Ln Kess'"illiangs.

10. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 417

1828 - Soest : Nasse
417 r le befand sich Napoleon wahrend der Schlacht, und von da aus gab er seine Befehle. Auf diese Höhe war der Marsch aller Preußen gerichtet, und da entschied sich seine Niederlage. Durch eine anmuthige Gunst des Schicksals trafen au diesem Orte mit dem so bedeutenden Namen der Fürst Blücher und der Lord Wellington in der Dunkelheit zusammen und begrüßten sich gegenseitig als Sieger, und zum Andenken an den schönen Bund, durch den der stolze Feind geschlagen war, befahl Fürst Blücher, daß diese Schlacht die Schlacht von del le a I liti n co heißen solle. Die Engländer nennen sie die Schlacht von Waterloo. Wie sicher Napoleon auf die Niederlage der Engländer rechnete, und wie wenig er an einen kräftigen Antheil der Preußen ain 18. dachte, beweisen nicht blos sein Sieges- bote nach Paris und der Umstand, daß er sein Gepäck so nahe dem Heere gestellt hatte, sondern es leuchtete auch aus seinem Aufrufe an die Belgier hervor, welchen er schon im Voraus mit der Ortsuuterschrift: Lacken versehen hatte. Lacken ist ein großes Schloß bei Brüssel, worin der falsche Rechner nach errungenem Siege zu übernach- ten gemeint hatte. Dieser Aufruf sprach von den großen Siegen des Kaisers Napoleon. Ein ganzer Ballen, mit diesem Aufrufe bedruckt, war unter der Beute. Auf wunderbare Art war der Fürst Blücher am 16. Juni gerettet, und nur eine höhere Hand schützte am 18. den Held Wellington, daß er nicht sank, wie viele seiner Freunde an seiner Seite. Beide erkannten cs wohl, daß der glückliche Ausgang nächst Gott dem schönen Geiste zu verdanken war, welcher die tapfern Schaarcn des Bundes beseelte. Wel- lington schrieb nach England: Nicht mir kommt die Ehre des Sieges zu, sondern der körperlichen Kraft und dem standhaften Muthe der Krieger; und Fürst Blücher rief Tages darauf seinem Heere zil: Ihr habt große Dinge ge- than, Ihr meine braven und hochgeachteten Waffengefähr- ten! Zwei Schlachten habt Ihr in drei Tagen geliefert. Die eine war unglücklich, und dennoch war Euer Muth nicht gebeugt. f Alle großen Feldherren haben von jeher ge- meint, man könne mit einem geschlagenen Heere nicht so- gleich eine Schlacht wieder wagen. Ihr habt den Ungrund dieser Meinung dargcthan, und gezeigt, daß tapfere Krieger wol können überwunden, aber ihr Muth nicht könne ge- brochen werden. D d 13
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