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It. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte.
20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Aller-dings verlangte er dafr ein Frstentum. . Da er versprechen konnte, ein ganzes Heer zu besolden, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegnng Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil er nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) dessen zahlreiche Anhnger in Bhmen gechtet und sie ihrer Gter beraubt. Da erwarb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde.
Wallenstein vor Stralsund.
Die Krieg. gr stellte daneben den Grundsatz auf, da der Krieg den Krieg er-Wallcnstcws. nhren msse. Das Land, worin sich das Heer befand, mute fr dessen Unterhalt und die Besoldung zum grten Teil sorgen. Waren die Bewohner die Feinde des Kaisers, so sollten sie suhlen, was es hie, gegen den Kaiser Krieg zu fuhren; war es ein befreundetes Land, so sei es richtig, meinte Wallenstein, da die Bewohner fr den Schutz auch etwas zahlten.
Bald konnte er ein groes Heer zusammenbringen, durch das er sich den evangelischen Fürsten, die gegen Ferdinand die Waffen erhoben hatten, frchterlich machte. Sein dankbarer Herr gab ihm das Herzogtum Mecklen-brg, dessen angestammte Fürsten er vertrieben hatte.
Belagerung eilt weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee Straliund.. ^ gf0tte zu schaffen, um den Kaiser dadurch auch seegewaltig zu
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Friedrichs_V. Ferdinand
19. Wallenstein und Gustav Adolf.
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machen. Er belagerte die Stadt Stralsund, um einen Hafen an der Ostsee zu gewinnen. Tapfer wehrten sich die Brger, die von Schweden aus untersttzt wurden. Da Wallenstein keine Flotte hatte, konnte er ihnen den Zugang zur See, von wo sie immer von neuem Lebensmittel und Munition bekamen, nicht rauben. Er schwur zwar, er wolle Stralsund nehmen, und wenn es mit Ketten am Himmel festgebunden wre, aber schliej
zusammen. Wollenstem hatte einen unvershnlichen Feind, jenen Maxi-milian von Bayern; dieser war infolge seiner Hilfeleistung gegen den Winterknig der mchtigste Mann in Deutschland geworden und hatte sogar den Kaiser in Abhngigkeit erhalten, solange er kein eigenes Heer besa. Nun hatte aber Wallenstein fr seinen Gebieter eine Armee auf-gestellt, so da der Kaiser Maximilian nicht mehr brauchte und gegen seine Ansprche weniger willfhrig wurde. Dazu durfte dieser sowie die anderen Fürsten sich mit Recht beschweren, da Wallenstein auch in ihren Lndern die Untertanen bedrckte. Auch krnkte es die Fürsten aus altem Geschlecht, da ein gewhnlicher Edelmann, ein Emporkmmling, wie sie ihn nannten, Fürst des Reiches geworden war. So drangen Maximilian und viele andere katholische Fürsten so heftig auf die Absetzung Wallen-steins, da dem Kaiser schlielich nichts anderes brigblieb, als darein zu willigen und damit auf einen groen Teil seiner Macht zu verzichten;
denn mit dem Feldherrn verlor der Kaiser auch einen groen Teil von dessen Heer, weil viele Soldaten nur der Name Wallensteins bewogen hatte, im kaiserlichen Heere zu dienen. Es war ein gefhrlicher Augenblick,
in dem sich der Kaiser seiner besten Sttze selbst beraubte.
Im Norden erhob sich ein gewaltiger Held gegen Ferdinand und den Katholizismus: der Schwedenknig Gustav Adolf. Der Plan Deutschland. Wallensteins, die Ostsee zu beherrschen, der Schweden bedrohte, hatte ihn zum Kampfe herausgefordert. Aber nicht als König allein fhlte sich Gustav Adolf zum Eingreifen bewogen; mit Schmerz und Entrstung hrte er, wie seine Glaubensgenossen, die Evangelischen, mit Gewalt zu Katholiken gemacht, die, welche sich nicht fgen wollten, von Haus und Hos vertrieben wurden. Fr sein bedrohtes Knigreich und fr den evangelischen Glanben zog er das Schwert, und seine tapferen Schweden folgten dem geliebten Herrscher gern in diesen Krieg. Nun wurde gerade Wallenstein seines Amtes ent-setzt. Eben weil er wute, wie bald man ihn gegen den neuen Feind brauchen wrde, ging er ohne Widerspruch er sagte, er habe es in den Sternen vor-ausgelesen von dem Heere weg und richtete sich aus seinem Schlosse zu Friedland so ruhig und prchtig ein, als gbe es in der Welt keinen Krieg.
j
Bald brach das schnell errichtete Gebude fetifrr Macht wieder
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Schweden Deutschland Deutschland Schweden Friedland
19. Wallenstein und Gustav Adolf.
77
Niemand vermochte nun dem Schwedenknig zu widerstehen. Erst Ag Gustav hatten die Kaiserlichen gespottet, dieser Schneeknig werde bald vor der slboif-kaiserlichen Sonne zerschmelzen"; aber die Protestanten rhmten ihn als den Lwen aus Mitternacht, als den Gideon, den Gott selbst ihnen geschickt". Der schlachtenergraute Feldherr Maximilians, Tilly, der, als Gustav Adolf schon in Deutschland war, die Stadt Magdeburg gestrmt und schrecklich verwstet hatte, wurde gnzlich besiegt. Gustav Adolf besetzte sogar Mnchen und stand schon im Begriff, bis nach Wien vorzurcken, als Ferdinand Ii. die dringende Bitte an Wallenstein richtete, 2s die Fhrung des Heeres wieder zu bernehmen. gerufen.
Lange lie sich der stolze Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich verrieten, da nur eine Knigskrone ihm der wrdige Lohn fr seine Hilfe zu sein schien. Auch verlangte er fr sich das Recht, selbst der den Friedensschlu mitzubestimmen, ein Recht, das noch niemals ein Untertan seinem Herrscher gegenber zu beanspruchen gewagt hatte. In seiner Not ging Ferdinand auf alles ein. In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallensteins zahlreiche Scharen seiner alten Soldaten zu-sammen. Er hemmte den weiteren Siegeslauf des bisher unbesiegbaren Schwedenknigs durch sein bloes Erscheinen. Gustav Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Verschanzungen heraustreiben^
Die entscheidende Schlacht (1632) fand bei Ltzen statt. Das kaiser- ^ Ltzel liche Heer, bei dem der tapfere Pappenheim, der allerdings erst während der Schlacht mit seinen Krassieren eintraf, die Reiterei befehligte, war strker als das Gustav Adolfs. Am Morgen sangen die Schweden und die Deutschen seines Heeres des Knigs Lieblingslied: Verzage nicht, du Huflein klein." Dann begann der Kampf. Der König, der anfeuernd,
tadelnd jetzt bei dem Regiment, dann bei jenem ist, wird von einer Kugel getroffen. Bald trifft ihn noch eine zweite. Ich habe genug, Bruder,"
sagt er zu einem Fürsten seiner Umgebung, rette du dein Leben!" Er sinkt vom Pferde, und der ihn hinweg rast das Schlachtgetmmel. Das reiterlose, den Soldaten wohlbekannte Pferd galoppiert die Schlachtreihe entlang. Der König ist tot!" der Ruf erschreckt den Mutigsten. Ein deutscher Fürst aber, Bernhard von Weimar, ruft: Dann rchen wir ihn!" und mit verdoppelter Wut werfen sich die Regimenter auf den Feind. Auf kaiserlicher Seite fllt Pappenheim, Wallenstein rumt das Schlachtfeld, aber die Schweden klagten der den gefallenen König, dessen Leiche man gefunden. Und die evangelischen Deutschen beweinten ihn,
mit dem die Hoffnung der Evangelischen geschwunden schient
Der Krieg tobte danach schrecklicher denn je in den deutschen Ottensteins Landen. Die Schweden, die kein edler König mehr fhrte, wurden bald
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Extrahierte Ortsnamen: Mitternacht Maximilians Deutschland Magdeburg Wien Nrnberg Pappenheim Schweden Pappenheim Schweden
19. Wallenstein und Gustav Adolf.
73
Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus und erwarb sich die Gunst einer beraus reichen Witwe, die er dann Ansehen, heiratete. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein -fein. Mmmn war die Letzte ihrer Familie gewesen frei der ge-walkige Geloinun? '^M^rsch^u^erte sie nicht, sondern verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erztp^zog Ferdinand von Steier-mark, den spteren Kaiser, warb er zweihundert Dragoner an und unter-hielt sie auf eigene Kosten. Tglich hielt er an feiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr als fr sich selbst. So machte er sich im ganzen Heere beliebt. Auch bei dem Erzherzog kam er in groe Gunst.
In noch engere Verbindung mit hohen, einflureichen Personen ^ Waven-kam er durch seine zweite Ehe. Er vermhlte sich mit der Grfin Jsabella ftein-von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr einflureichen Rates.
Es war eine glckliche he. Wallenstein war ein zrtlicher Gatte, und Jfa-bella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger.
Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angetan, einen hochstrebenden, tatkrftigen Kriegsmann emporzutragen, f
Es tobte seit 1618 der Krieg, der dreiig Jahre lang die Fluren jl^igs| Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Es war dieser Krieg der letzte groe gewaltsame Versuch, den die katholische Kirche und der Kaiser, der katholisch war, machten, die Evangelischen gnzlich zu unterdrcken und womglich zum katholischen Glauben zurckzufhren. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstanden, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln.
Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden^
Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands, der schon als Bhmen.'" ein grimmer Feind der Evangelischen bekannt war, aus Furcht, da er auch sie wie seine Untertanen in Steiermark katholisch machen mchte,
entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten gewhlt, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland,
ja die meisten Lnder Enropas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch keiu Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm fein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, der mit ihm in derselben Schule von Jesuiten erzogen worden war; fr feine Hilfe beanspruchte er aber Belohnung. Gern htte deshalb der Kaiser ein eigenes Heer gehabt, um der Hilfe Maximilians nicht mehr zu bedrfen.
Deshalb war er sehr erfreut, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand_von_Steier-mark Ferdinand Grfin_Jsabella_ftein-von_Harrach Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinands Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Maximilian_von_Bayern Maximilian Maximilians
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Pfalz Deutschland Maximilians
19. Wallenstein und Gustav Adolf.
79
rgere Qulgeister als die Soldaten Wallensteins. Jetzt schien dieser Deutschland allein aus der Not retten zu knnen. Er war friedliebender als der Kaiser. Vor allem wollte er die Schweden aus Deutschland wieder hinausbringen; denn fr den Tod ihres Knigs wollten sich diese durch ein schnes Stck deutschen Landes bezahlt machen. Da er den Kaiser oon seinen Absichten nicht unterrichtete, so fate dieser ein tiefes Mitrauen gegen ihn, und als er gar glaubte, frchten zu mssen, da Wallenstein im Begriff stehe, sich mit des Kaisers Feinden zu verbnden,
um bei dieser Gelegenheit fr sich die Krone von Bhmen zu gewinnen, da entschlo man sich, ihn zum zweitenmal abzusetzen. Aber wrde er sich diesmal wieder fgen? Da man frchtete, da das Heer vielleicht mehr feinem Feldherrn als feinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu ermorden. Der hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff,
schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und warnte sie, die Ruhe seines Herrn zu stren. Aber sie verfetzten ihm eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen!" Whrend Wallenstein bei diesem Lrm im Nachtgewande nach dem Fenster ging, stieen die Dragoner Butlers die Tr auf und schrien ihm die Worte zu: Schelm und Verrter!" Jetzt erkannte Wallenstein, da er verloren sei. Au einen Tisch gelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben,
spannte er die Arme weit ans und empfing den Todessto.
Das Ende dieses bedeutenden Mannes war um so bedauerlicher, als er^j*ns dadurch der Abschlu des Krieges weit hinausgerckt wurde. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle und doch so notwendige Westflische Friede" zustande. Aber da berhaupt Friede wurde, war ein Glck, und dankbar sang man: Nun danket alle Gott!"
War auch das Land wst, viele Drfer verschwunden, die Städte Trmmerhaufen, die Evangelischen dursten von nun an ihres Glaubens (eben, und das Land erholte sich, wenn auch sehr langsam, von jenem furchtbarsten aller Kriege./
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Butler Butlers
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Eger Deutschland
I
56 Vi. Ztk. Karl V. bis zum weftph. Fried 1520 — 1648.
hörten, der Oberste von Büren sey mit der Hülfe ans
den Niederlanden bereits über den Rhein gegangen, bra-
ch cnsie plötzlich mit ihrem Langer auf, ihm entgegen. Der
Kaiser traute seinen Augen kaum, als er das große Heer
so unverrichteter Sache abziehen sah, und ritt selbst mit
dem Herzog von Alba aus dem Lager, um den Abzug zu
beobachten.
Die Vereinigung des Grafen von Büren mit dem Kai-
ser konnten die Verbündeten dennoch nicht hindern, und
dieser, so ansehnlich verstärkt, fing nun an, vorzurücken,
einen Ort nach dem andern an der Donau wegzunehmen
und sich zum Herrn des Flusses zu machen. Als darauf
auch Augsburg von ihm bedroht wurde, riefen die Bürger
ihren Obersten Schärtlin von dem Bundeshecre zum Schütze
ihrer Stadt zurück.
Der Winter kam heran; es fehlte an Vorräthen und
an Gelde; in dem Verbündeten Heere zeigte sich Mißmuth
und Zaghaftigkeit, weil die Heerführer kein Vertrauen ein-
zuflößen wußten; die schwäbischen Bundesgenossen waren
am verdrossensten, weil die ganze Last des Krieges auf ihnen
ruhte und die Heere nun schon sechs Wochen unthätig ge-
gen einander lagen.x Da schickten die Fürsten ein Schrei-
den in des Kaisers Lager und versuchten, wegen des Frie-
dens oder doch eines Anstandes zu unterhandeln. Dadurch
aber thatcn sie ihre Schwäche ganz laut und offenbar kund
und gaben sich auch ohne Schlacht besiegt. Voller Freude
ließ der Kaiser das Schreiben vor der ganzen Schlachtord-
nung ablesen, und statt aller weiteren Antwort mußte der
Markgraf von Brandenburg den Fürsten kund thun: „Er
wisse keinen Weg, den Frieden einzuleiten, als wenn der
Churfürst und der Landgraf sich selbst und alle ihre Anhän-
ger, ihr ganzes Heer und Land und Unterthanen, der Gnade
und Ungnade des Kaisers Hingaben."
Nach solchem Bescheide brachen die Bundesfürsten in den
letzten Tagen des Novembers von G iengen auf und zo-
gen in ihre Länder zurück. ^ '
Der Herzog Moritz und der Churfürsi. — Den
Churfürstcn von Sachsen rief auch die Bothschaft dringend
in sein Land, daß der Herzog Moritz dasselbe, bis auf we-
nige Oerter, eingenommen habe. Der Kaiser nemlich hatte
seinem Bruder Ferdinand, als Könige von Böhmen, auf-
getragen, gemeinschaftlich mit dem Herzog Moritz die Acht
gegen den Chnrfürsten zu vollziehen ; und die Lage der Din-
ge war so, daß, wenn Montz nicht Theil nahm und die
churfürstlichen Länder nicht selbst besetzte, diese auf
immer verlöre» schienen. So wenigstens stellte es Moritz
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Mißmuth Moritz Moritz Ferdinand Ferdinand Moritz
100 Vi 2tr. Karlv. bis zum westph. Fried. 1520 — 1643.
mcyt oiui^cn. vielleicht habe er dieses Aeußerste geschehen las-
sen damit sich die Herrn auf einmahl dieser Knechtschaft ihrer
eigenen Unterthanen entledigten. Demnach batte er dafür,
daß jetzt nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen. "
Aus diesem Schreiben Ferdinands lernen wir am besten
die Festigkeit seiner Grundsätze kennen. Zu den Worten
fügte er sogleich die That hinzu, ließ aller Orten Krieger wer-
den und zeigte solchen Ernst, daß man sah, erwerbe sich
- durch des-Kaisers Unentschlossenheit nicht hemmen lassen.
Oie Bödmen rüsteten gleichfalls und besetzten alle Städte
ihres Landes, bis auf Budw ei s und Pilsen, die dem
Kaiser treu blieben. Ihnen kam eine ganz unerwartete Hülfe
durch einen Mann, welcher Zu den merkwürdigen Kriegshel-
den jener Zeit gehört und das erste Beispiel gab, wie ein
Einzelner, ohne Land und Leute, bloß durch seines Namens
Zstss. tapfere Schaaren um sich sammelte, und gleich den
alten Kriegsfürsten der Deutschen zu der Römer Zeit,
mit seinem Gefolge für Lohn und Beute dabin zog, wo
man ,eines, Armes bedurfte. Solche Männer fanden sich
auch damals ein, als Zeichen einer außerordentlichen, aus
ihren Fugen getretenen, Zeit. Ihre Schaaren erhielten
und ergänzten sich durch den Krieg; cs mußte der Krieg sich
selbst ernähren, nno hierin liegt das Geheimniß, wie er drei-
ßig Jahre lang auf dem deutschen Boden fortwütben konnte.
Jener Mann war der Gras Ernst von Mansfeld, ein
Krieger von Jugend auf, kühn und von unternehmendem
Geiste, der schon in vielen Gefahren mit gewesen war, und
jebt für den Herzog von Savoyen, gegen die Spanier, Trup-
pen geworben hatte. Der Herzog, der sie gerade nicht brauch-
te, gab ihm die Crlaubniß, den Umnen in Deutschland zu
dienen; und diese schickten ihn mit 3000 Mann nach Böhmen,
als habe er von dorr eure Bestallung erhalten. Er erschien
ganz unerwartet und nahm den Kaiserlichen gleich die wichtige
Stadt Pilsen weg.
Indeß starb der Kaiser Matthias den 10. Marz 1619,
und die Böhmen, welche ihn als König aiierkannt hatten,
so lange er lebte, beschlossen nun, von dem feindlich gesinn-
ten Ferdinand abzufallen.
25. Kaiser Ferdinand Íj\ 1619 — 1607.
Ferdinand kam unter den schwierigsten Umständen zur
Regierung. Die Böhmen in den Waffen und Wien selbst
mit einem Uederfalle bedrohend; Schlesien und Mähren
ihnen befreundet; Obstreich sehr geneigt, sich will ihnen zu
verbinden; Ungarn nur an schwachen ^aden gehalten und
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Extrahierte Personennamen: Karlv Ferdinands Ernst Ernst_von_Mansfeld Ernst Matthias Ferdinand Ferdinand_Íj\ Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Pilsen Deutschland Pilsen Wien
104 Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1-20 — Í648.
Schlacht auf dem weißen &ergr bei Prag. 1620,
8 November. Bey der Annäherung der Feinde zogen sich
die böhmischen Schaaren nach Prag und verschanzten sich
auf dem weißen Berge b.i der Stadt. Ehe die Verschan--
zungen aber fertig waren, zogen die Oeftreicher und Baiern
heran, und die Schlacht fing an, indem Marimilians Un-
geduld kerne Stunde die Entscheidung ungewiß lachen wollte.
Und ui weniger als einer Stunde war das Schicksal Böh-
mens entschieden, Friedrichs Heer geschlagen, und alles
Geschütz nebst 100 Fahnen von dem Feinde erobert. Friedrich
selbst hatte die Schlacht nur aus der Ferne, von den Wallen
der Stadt, mit angesehen und verlor mit ihrem Verluste so-
gleich alle Entschlossenheit. Gegen den Rath kühnerer Freun-
de entsiok er in der folgenden Nacht mit dem Grafen von
Thurn und einigen andern aus Prag nach Schlesien; konnte
sich auch hier nicht zu bleiben entschließen, um seine Freunde
zu sammeln , sondern floh weiter, nach Holland, und lebte
dort, ohne Länder und ohne inner« Much, auf Kosten sei-
nes Schwiegervaters des englischen Königs. Der Kaiser
aber erließ gegen ihn die Achtserklarnng, wodurch ihm alle
seine Länder abgesprochen wurden.
Prag ergab sich sogleich; ganz Böhmen außer Pilsen, wel-
ches Ernst von Mansfeld kühn besetzt hielt, folgte dem Bei-
spiel; die pfälzischen Länder wurden durch die Spanier un-
ter Spin ola besetzt, und die Union löste sich, aus Furcht
vor ihrer Nähe, 1621 ganz auf. Sie hat ein gleich unrühm-
liches Ende genommen, als der schmalkaldische Bund, und
beide sind, gleichfals durch übereinstimmendes Schicksal,
von den Niederlanden aus zerstört worden; denn erst durch
die niederländischen Truppen unter dem Grafen von Büren
wurde auch ehemals Karl V. der Sieger. *)' N .
Schmerzhaft für Böhmen war die Strafe, welche der Kai-
ser an dem Lande übte. Drei Monate lang geschah nichts;
dann, plötzlich, da viele d^r Geflohenen zurückgekehrt wa-
ren, wurden an Einem Tage, und in einer Stunde, 48 der
'Anführer der prolestanrischen Parthei gefangen genommen,
uno nach vorgenommener Untersuchung 27 von ihnen zum
Tode verurtheut, drei vom Herrenstande, sieben vom Rit-
terstanve, die übrigen aus den Bürgern. Das Vermögen
der Hiugerichteteu wurde eingezogen, so wie auch dasjenige
der Äbweicuden und als Verbrecher Erklärten ; unter diesen
war der Graf von Thurn begriffen. — Daraui wurden nach
uno nach alle protejcaniischen Prediger aus dem Laude
mi tn Wink für das nördliche Deutschland, ws seine schwache
Sette zu suchen sey.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Marimilians Friedrichs Friedrich Friedrich Ernst_von_Mansfeld Ernst Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Prag Prag Baiern Friedrichs Prag Holland Pilsen Deutschland
106 Vi» Ztr.karl V.'bks zum westph. Fried. 1520 — 1648.
Da fand Mansfeld einen neuen Helfer an dem Herzog
Christian von Braun schweig, des reaierendcn Her-
zogs Bruder, der in jugendlichem Feuer sich gleichfalls zum
Kämpfer für den vertriebenen 'Churfürsten anfwarf. Mit
einem ansehnlichen Haufen stieß er nach manchen Abentheucrn
zu Mansfeld, und nun suchten beide zum zweitenmahle das
Elsaß heim; dann wandten sie sich bald hier, bald dorthin,
fielen in Lothringen, machten sogar Paris einen Augenblick
^zittern, indem sie den Hugonotten zu Hülfe zu ziehen drob,
ten, und trieben das kühne Kriegsspiel zum Schrecken al-
ler Länder umher. s Zuletzt gingen sie den Holländern gegen
die Spanier zu Hülfe.
Tilly hielt indeß die pfälzischen Länder besetzt, und in
dieser Zeit war es, als er sich der vortrefflichen Heidelber-
ger Bücher-Sammlung bemächtigte, die der Herzog von
Baiern dem Papste Gregor Xv. schenkte. Sie wurde nach
Rom gebracht und mit der großen vatikanischen Bibliothek
vereinigt *).
Jetzt schien wiederum ein Augenblick gekommen zu seyn,
da die Ruhe in Deutschland hergestcllt werden konnte, wenn
die Sieger Mäßigung übten. Allein Ferdinand gedachte in
seinen Umwandlungen nicht inne zu halten. Er hielt sich,
wie er sich in einem eigenhändigen Schreiben nach Spanien
ausdrückt, „zur Ausrottung der aufrührerischen Factionen,
welche durch die kalvinischeketzerei am meisten genährt wür-
den," von der Vorsehung berufen, und sah in den bishe-
rigerfi glücklichen Begebenheiten einen Fingerzeig Gottes,
auf dem betretenen Wege fortzugehen.
Ein großer Schritt zu seinem Ziele war, wenn sein
Freund, der Herzog von Baiern,. zur Belohnung treuer
Dienste, mit der pfälzischen Churwürde belehnt
wurde; so hatten beide schon in's Geheim verabredet. In
dem erwähnten Schreiben nach Spanien sagt Ferdinand:
„Wenn wir eine Stimme mehr im churfürstlichen Collegio
haben, so werden wir für immer sicher seyn, daß das
Reich in den Händen der Katholischen, und bei dem Hause
Oestreich bleiben werde."
Aber der Schritt war bedenklich, weil er alle Protestan-
ten zu dem heftigsten Widerstande zu reizen, und besonders
das bis jetzt treue chursachsische Haus zum Feinde zu »machen
drohte. Dennoch setzte Ferdinand seinen Willen durch ; auf
*) Im I. 1815. auf Verwenden des Kaisers von Oestreich und des
Königs von Preußen, ist sie zurückgegeben und wieder nach Heidel-
berg gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Christian_von_Braun Tilly Gregor_Xv. Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Lothringen Baiern Rom Deutschland Spanien Gottes Baiern Spanien Katholischen Heidel-
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Dreißigjähriger Krieg.
dem Churfürstcntage zu Regensburg 1023 schritt er rasch
zur Belehnung Maximilians, und nach manchen Unterhand-
lungen wurde auch Sachsen durch die Eiuräumuug der Lau-
sitz zur Einwilligung bewogen.
In demselben Jahr wurde der Herzog Christian von
Braunschweig durch Tilly bei Stadt loo geschlagen, da
er sich eben wieder im Felde zeigte; und so schien das Glück
des Kaisers Zuversicht nur mit Erfolgen zu krönen. Aber
noch viele Glieder sollten sich in der Kette dieses wechselvol-
len Krieges an einander reihen.
28. Krieg mit Dänemark. 1624 — 1629.
Die Protestänten glaubten jetzt nicht unthätig ihr Schick-
sal erwarten zu dürfen, so lange noch einige Kraft und Be-
sonnenheit in ihnen sey. Zuerst regten sich die Stände
des niedersächsischen Kreises, an dessen Gränzen der furcht-
bare Tilly mit seinem Heere stand. Da ihre Vorstellungen
um seine Zurückberufung nicht fruchteten, fingen sie an zu
rüsten und erwählten den König Christian Iv. von Dä-
nemark, als Herzog von Holstein, zum Kriegsobersten
des Kreises. Er versprach eine ansehnliche Hülfe, und auch
England hatte eine solche zugesagt. Christian von Braun-
schweig und Mansfeld erschienen wieder, und warben
Krieger mit englischem Gelde.
Bisher war der Krieg in Deutschland von katholischer
Seite fast einzig mit dem Heere der Ligue geführt worden;
bei den größeren Anstalten der Gegner forderte diese auch
vom Kaiser eine nachdrücklichere Unterstützung. Der Kai-
ser wünschte selbst, ein eignes ansehnliches Heer in's Feld zu
stellen, damit nicht Alles durch das Haus Baiern allein
geschehe; aber es fehlte an den nöthigen Mitteln zur Rü-
stung. Da erbot sich ein Mann, welcher als Einzelner,
in Mansfelds Sinne, den Krieg im großen zu führen ge-
dachte , diese Verlegenheit durch eigne Kräfte zu lösen.
Albrechr von wallenstein, eigentlich Waldstein,
war aus einem edlen, böhmischen Geschlechts entsprossen,
und 1583 zu Prag von lutherischen Eltern geboren; später
war er zur katholischen Religion übergetrcten. Sein feu-
riger , rastloser Geist hatte ihn von Kindheit an in vielen
menschlichen Verhältnissen und in den Ländern Europa's
Herumgetrieben, und mtt Erfahrungen und Kentnissen ge-
rn et ging er in die Dienste des Kaisers Rudolf. Ein un-
begränzter Ehrgeiz füllte seine Seele, und er fühlte in sich
dre Kraft, ein ganzes Zeitalter mit sich fortzureißen. Dar-
um hielt er das Größte nicht für unerreichtbar. — Ein ge-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians Christian_von
Braunschweig Tilly Tilly Christian_Iv Christian_von_Braun- Waldstein Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Maximilians Sachsen Holstein England Mansfeld Deutschland Baiern Mansfelds