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Nordsee, finden sich aber anch in der Ostsee und in den nord-
asiatischen und nordamerikanischen Knstenmeeren. Zur Laichzeit
verlassen sie die Tiefe des Meeres, nähern sich dem Lande und
drängen sich in unberechenbarer Menge an die Küsten und bis in
die Mündungen der Flüsse. Ein Weibchen legt an 68,656 Eier.
Die alten Häringe verschwinden nach 2 bis 3 Tagen wieder und
kurz darauf wimmeln die Küsten von unzähligen jungen Fischchen,
die sich später auch in die Tiefen des Meeres zurückziehen. Lai-
chende Schaaren erscheinen vom Anbeginn des Frühjahrs bis zum
Spätherbst, aber in großer Menge erst Vom Juni an, weswegen
auch die holländischen Häringsjäger vor dem 25. Juni und nach
dem 25. Januar kein Netz auswerfen dürfen. Die Nahrung des
Härings besteht aus kleinen Seethierchen; er selbst wird von un-
zähligen Raubfischen, von Finnfischen, Delphinen, Möven und
andern Vögeln verfolgt; seine Eier frißt vorzüglich die Lachsforelle
und der Schnepel. Am meisten stellt ihm aber der Mensch nach,
und jährlich geht eine sehr große Anzahl von Schiffen auf diesen
Fang aus. Schon im Jahre 1667 waren mehr als 800,000 Leute
aus Holland und Westfriesland damit beschäftigt. Eine holländische
Flotte von 1200 Buysen (Fahrzeugen) bringt jährlich an 432
Millionen Häringe heim, und man kann annehmen, daß jetzt im
Ganzen jährlich tausend Millionen gefangen werden. In den ersten
3 Wochen der Fangzeit werden die Häringe, als etwas Neues,
eilig durch Jachten (Häringsjäger) nach den Häfen geschickt und
von da als „neue holländische Häringe" durch die Posten aller-
wärts hin verbreitet. Die Häringe sterben außer Wasser äußerst
schnell, werden daher nur wenig frisch verspeist, sondern meist ein-
gesalzen. Bücklinge (Bückinge) sind Häringe, welche 24 bis 48
Stunden in der Häringslake gelegen, dann in eigens dazu erbau-
ten Oefen, deren jeder 12,000 Stück faßt, gedörrt und geräuchert
worden sind.
Der Lachs (Salm), ebenfalls ein Meerbewohner, kennt genau
die großen, schnell fließenden Ströme. Er zieht sie allen übrigen
vor, und keine Gefahr ist ihm zu groß, sie zu erreichen. Sobald
das Eis es nur erlaubt, verläßt er seine Heimath, das Meer,
und eilet mit der angestrengtesten Kraft, stroman unsere Flüsse
hinauf, aus diesen wieder in die Nebenflüsse und selbst bis in die
Bäche, um dort zu laichen. Tausende von Rogenern und Milchern
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deutende Mündungsarme : Assel, Waal, Leeck, Vecht und
alter Rhein. Letzterer, vor seinem Ausflüsse in's Meer längst
schon gänzlich versandet, hat erst jüngst durch menschliche Nach-
hülfe wieder einen geregelten Abfluß erhalten. Flußarme, welche
in dem einen Jahrhundert die größten Kauffahrteischiffe iu's Meer
führten, wurden durch allmälige Versandung für die Schifffahrt
unbrauchbar, verloren ihre Bedeutung und geriethcn nebst den
daran gelegenen Handelsstädten in Vergessenheit. Dieses Schicksal
traf nicht blos die Rhein-, Weichsel- und Nilarme, son-
dern sämmtliche große Ströme der Erde, welche mehrere Mün-
dungen iu's Meer haben. Der Nil soll von seinen vielen Armen
7, der Sat-el-Arab (aus der Vereinigung des Euphrat und
Tigris entstanden) 8, der Ganges von seinen 100 über 50
zum Meere senden, von welchen jedoch nur wenige für größere
Schiffe fahrbar sind. Dadurch erweitert sich die Mündungsgegeud
bedeutend; der äußerste rechte ist daun vom äußersten linken Mün-
dungsarme oft 60, 100, ja 200 Stunden entfernt.
16. Die inselähnlichen Laudtheile zwischen den Mündungsarnien
bilden zusammengenommen ein großes //, welches das Zeichen
für den griechischen Buchstaben D (Delta) ist, weßhalb die Alteu
das Mündungsland des Nil das Nil-Delta nannten, welcher
Name von den spätern Geographen auf jede Mündungsgegeud
übertragen wurde, die von mehreren Flußarmen durchzogen wird.
Die denl Delta vorgelagerten, oft zahlreichen Sandbänke, welche
Barren heißen, nehmen au Umfang und Mächtigkeit zu, erheben
sich über das Niveau des Meeres und bilden dann die bewohn-
baren, meist sehr fruchtbaren Ntündungsinseln. Auch diese
werden nicht selten nach vielen Jahren und Jahrhunderten durch
Versandung und Schlammausfüllung der sie vom Lande trennen-
den ruhigern Meerestheile mit dem Deltaboden verbunden. Um
Ravenna, ursprünglich aus einer Insel erbaut, welche einst
einen berühmten Kriegshafen besaß, hat der Pofluß seit Kaiser
Augustus Zeiten eine Landstrecke von Meilen-Breitc angeschwemmt
und die Stadt vom Meere getrennt. Vor dem Nil-Delta lag zu
Hvmer's Zeiten, etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt, die Insel
Pharos eine Tagereise von der Küste; Seneca erwähnst dersel-
den 1000 Jahre später als ganz nah am Ufer liegend und nun
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Christi
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Iaede - Busen ist seit 1016 nach und nach musgespült worden.
Jni Jahre 1421 drangen die Springsiuthen in die Mündung der
Maas und Waal, überflutheten 72 Dörfer und bildeten das
sogenannte Biesbosch. Im 13. Jahrhundert wurden nach und
nach mehrere Theile Frieslauds verschlungen, bis 1282 ein
bedeutender Durchbruch erfolgte, der mehrere Städte zerstörte und
den Zuyder-See bildete, welcher nachher noch bedeutend erweitert
wurde. i f-uo
33. Sind Meerbusen sehr groß und allseitig von Land ein-
geschlossen , daß die Verbindung mit dem Ocean nur schmal oder
enge ist, so heißen sie Vinnen-Meere, Mittel-Meere. An
Enropa's Küste sind die Ostsee, das Schwarze Meer und
das Mittelländische solche Binnen-Meere. Haffe oder Strand-
seen sind sehr kleine Binnen-Meere oder Busen, welche durch
Inseln oder Landzungen vom offenen Meer theilwcise abgeschnittcu
sind (Kurisches, Frisches, Stettiner Haff). Kleine,
geschützte Buchten, die den Schiffern gute Ankerplätze bieten,
Ruhe zur Ausbesserung der Fahrzeuge und Zeit zum Ab- und
Aufladen gönnen, werden Rheden genannt. Häfen sind kleine
abgeschlossene Buchten und Bayen bei Seestädten, oft durch Kunst
hergestellt, welche durch Tiefe des Wassers sichern Grund, und
eine solche Bildung des umgebenden Landes haben, daß das Ein-
dringen des Windes und der hohen Wellen des Meeres verhindert
wird. Hier suchen Seeleute zu jeder Jahreszeit Schutz bei heftigen
Stürmen und widrigen Winden.
36. Zwei Inseln liegen manchmal einander so nahe, daß sie
dem Schiffer eben noch eine Fahrstraße bieten; häufig ist dieser
Durchgang jedoch bedeutend breiter, oft Stunden- und Meilen-
weit. Derartige Durchgänge im Meere heißen Straßen, Pas,
Kanäle, Meerengen, in der Ostsee Sunde (Oere-Sund,
Cal mar-Sund, Feniern-Sund). Meerengen finden sich
nicht bloß zwischen zwei genäherten Inseln, wie die Straße von
Bonifacio, der Georgs-Kanal, der große Belt, son-
dern auch zwischen einem Kontinente und einer Insel (Pas de
Calais, Straße von Messina, der Sund und kleine
Belt) und selbst zwischen zwei nahe liegenden Festländern können
solche Durchgänge oder Wasserstraßen liegen. (Straße von
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fehlende Viertel ausmachen, umspült. Die Vertiefung des Bodens,
welche vom Meereswasser ausgefüllt ist, heißt das See- oder
Meeresbecken und die Oberfläche des Wassers die Meeres-
fläche (das Niveau des Meeres). Die Vertheilung des Meer-
wassers auf der Erde ist nicht regelmäßig und gleichartig; die
südliche Erdhälfte ist bei Weitem wasserreicher, als die Nord-
hälfte; diese dagegen enthält das meiste Land.
Mit Recht kann man das Meer die Mutter aller Gewässer,
aller Quellen, Seen und Flüsse nennen. Seine Ausdünstungen
steigen zu Wolken in den Dunstkreis und senken sich zu dichten
Nebeln in den untern Luftraum und spenden den flachen Küsten-
gegenden und unzähligen Meeres-Jnseln die befruchtende Feuchtig-
keit. Winde tragen die höher schwebenden Wolken über die dürstenden
Länder, welche sie mit fruchtbarem Regen tränken oder im Winter
mit dem schützenden Schneekleide verschleiern. Regen- und Schnee-
wasser füllen die Seen und Teiche, schwellen die Flüsse und ver-
sorgen die Quellen mit unversiegbaren Wasservorräthen, welche
Bäche, Flüsse und Ströme in tausendfachen Windungen und laby-
rinthischen Verzweigungen aus den höhern und höchsten Berg-
landschaften in die niedern Küstenländer verführen und dem Ocean
wieder zurückgeben, woher sie gekommen, um dann den zurückge-
legten Weg, ihre wundervolle Laufbahn, von Neuem zu beginnen.
34. Wie das Land an den Küsten durch Delta-Bildung, Sand-
bänke , Barren, Korallenbauten und Muschelbänke gewinnt und
immer weiter in's Meer hineingreift, so hat dieses an vielen Orten
die niedrigen Küstentheile überschwemmt, unterwühlt, zernagt,
verschlungen und deren Räume nun mit Wasser ausgefüllt. Solche
in's Land hineinreichenden Meerestheile bezeichnet man mit dem
Namen Buchten, Bayen, Busen, Golfe, Fiorde, Haffe.
An den Küsten der Nordsee sind es der Dollart, der Jaede-
Busen und Zuyder-See (sprich : Seuder-See), welche sich in
den letzten 4 Jahrhunderten bedeutend vergrößert haben und noch
nicht vor gar langer Zeit entstanden sind. Vom Dollart weiß
man, daß er zur Römerzeit (Christi Geburt) nicht vorhanden war.
Die nach und nach vom 13. bis 16. Jahrhundert verschlungene
Strecke enthielt außer der Stadt Forum noch 50 Märkte, Dörfer
und Klöster, die reichsten und schönsten in Fri es land. Der
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die Preise der Waren festzusetzen und ihre Geldangelegenheiten zu be«
sprechen und zu ordnen. Die Börsen kommen in Handelsstädten (Fruchtbörse
in Aachen) vor.
Schriftl. Ausg.: Welche Produkte des Regierungsbezirks Aachen werden
ausgeführt oder exportiert? Welche Artikel müssen eingeführt oder importiert
werden? Wie nennt man den Platz, wo zu bestimmten Zeiten Handelsartikel
zum Verkaufe ausgeboten werden? Welche Angelegenheiten werden an der
Börse geordnet?
Vii. Verkehrswege und Verkehrsmittel.
Um den Handel und das Gewerbe zu heben und auch den Anbau einer
Gegend zu erleichtern, sind gute Verkehrswege notwendig. Zu solchen rechnet
man: 1. Wasserwege (schiffbare Flüsse und Kanäle), 2. Landwege (Land-
straßen und Gemeindewege), 3. Schienenwege (Voll- und Neben-, sowie
Kleinbahnen), 4. Luftwege.
Einen schiffbaren Fluß hat der Regierungsbezirk Aachen nicht; im Jahre
1550 soll zuletzt ein Schiff auf der Rur in Jülich angekommen sein. — Da-
gegen hat der Bezirk nach allen Richtungen hin gut gebaute Landwege:
Kunststraßen oder Chausseen und Gemeinde- oder Kommunalwege. Die meisten
Kunststraßen gehen von der Bezirkshauptstadt aus: 1. die Cöln-Lütticher
(„große Straße von Paris nach Cöln") über Aachen, Aldenhoven und Jülich'
von hier führt eine Abzweigung über Titz nach Düsseldorf: 2. die Nochen-
Trierer über Montjoie und Bütgenbach; von hier führt eine Abzweigung nach
Malmedy: 3. die Aachen-Maastrichter über Baals, auch über Richterich,
Heerlen: 4. die Aachen-Roermonder über Herzogenrath, Geilenkirchen, Heins-
berg; 5. die Aachen-Duisburger über Alsdorf, Baesweiler, Setterich, Linnich,
Erkelenz, Gladbach: 6. die Aachen-Düren-Cölner: 7. die Aachen-Stolberger über
Brand und Eilendorf: 8. die Aachen-Eupener? 9. die Aachen-Luxemburger über
Bütgenback, St. 93ith. Folgende Landstraßen berühren die Bezirkshauptstadt
nicht: 1. die Cöln-Trierer über Münstereifel, Blankenheim, Stadtkyll: 2. die
Coblenz-Lütticher über Stadtkyll, Büllingen, Malmedy: 3. die Cöln-Malmedyer
über Gemünd, Schleiden: 4. die Cöln-Sittarder über Jülich, Geilenkirchen,
Gangelt und über Heinsberg, Tüddern. Außer diesen Hauptstraßen sind die
einzelnen Ortschaften meistens durch gute Kommunalwege verbunden. — Viele
Eisenbahnlinien durchschneiden den Bezirk. Die wichtigsten Strecken sind:
1. Aachen-Düren-Cöln. 2. Aachen-Herbesthal-Eupeu oder Verviers. 3. Aachen-
M.-Gladbach-Düsseldors oder Ereseld. 4. Aachen-Bleyberg-Verviers. 5. Aachen-
Maastricht-Brüssel oder Antwerpen. 6. Aachen-Jülich-M.-Gladbach. 7. Aachen-
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Montjoie- St. Bich oder Malmedy. 8. Düren-Jülich- 9. Düren-Neuß. 10.
Düren-Euskirchen. 11. Düren-Heimbach. 12. Lindern-Heinsberg. 13. Kohlscheid-
Würselen-Stolberg. 14. Stolberg-Jülich. 15. Stolberg-Walheim. 16. Euskirchen-
Gerolstein. 17. Call-Hellenthal. 18. Herzogenrath-Sittard. Den nördlichen Teil
des Bezirks, in dem Ackerbau, Viehzucht. Waldwirtschaft, Bergbau und Industrie
betrieben werden, wird die 36,1 km lange, mit 6,25 Million M. erbaute und
am 15. Dezember 1911 eröffnete Bahnlinie Jülich-Dalheim, dem allgemeinen
Verkehr mehr anschließen und namentlich die Aufschließung der reichen Stein-
kohlen- und Tonlager fördern. Zur Hebung des Verkehrs im südlichen Teile
des Bezirks wäre notwendig, daß die Vennbahn Anschlüsse erhielte an die Rur-
bahn über Heimbach hinaus nach Montjoie und an die Urftbahn über Hellen-
thal hinaus nach Bulgenbach. — In mehreren Kreisen des Bezirks hat man
zur Förderung des Verkehrs Klein- oder Industriebahnen angelegt ^Aachen-
Stadt und -Land, Geilenkirchen, Erkelenz, Jülich, Düren). Von den Verkehrs-
kräften sind zu nennen Last- und Zugtier (Pferd, Ochs, Esel), Dampf und
Elektrizität. — Durch den Telegraphen oder Fernschreiber, dessen Drahtleitung
an allen Eisenbahnen und auch an vielen Landstraßen zu sehen ist, werden
Mitteilungen und Nachrichten in wenigen Minuten auf große Entfernungen
gelragen. Das Telephon oder der Fernsprecher befördert nicht bloß den Verkehr
innerhalb einer größeren Gemeinde, sondern auch zwischen nahen und entfernten
Orlen. Die Funkentelegraphie dient vorzugsweise dem Verkehr zwischen Punkten,
von denen einer oder beide beweglich sind.
Eine schöne Veranstaltung, die den Verkehr schnell und sicher vermittelt,
ist die Post. Was befördert die Post? Was ist eine Brief-, Paket-, Geld-,
Personenpost? Was eine Boten-, Tauben-, Telegraphen-, Telephonpost?
Wo ist das nächste Postamt? Welche Personenposten gehen von deinem Wohn-
orte oder deiner Kreisstadt aus? Welche Orte berühren sie?
Schriftl. Ausg.: Wie viele Arten ron Verkehrswegen gibt es? Wie
heißen sie? Nenne die ältesten Landstraßen des Bezirks! Welche Eisenbahnen
durchschneiden den Bezirk? In welchen Kreisen des Bezirks gibt es Klein-
bahnen? Was befördert die Post? Gib die Landstraßen, Eisenbahnen und
Kleinbahnen deines Kreises an!
Viii. Die Bewohner des Regierungsbezirks.
Unser Regierungsbezirk zählte am 1. Dezember 1910 690 777 Einwohner.
Demnach kommen durchschnittlich auf ein qkm 150 Bewohner. Sie verteilen sich
nicht gleichmäßig auf den Bezirk. Die Bevölkerung ist dichter im Flach- und
Hügellande als in den Gebirgskreisen. Warum wohl? — Der Abstammung
nach gehören die Bewohner des Bezirks meistens dem deutschen Volke
an, etwa 12 000 Bewohner des Kreises Malmedh sprechen wallonisch.
Müllermeister, Heimaikunde.
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durch Wachen, Fasten, Beten und Empfang der Hl. Sakramente vorbereiten. Am Altare hatte der Jüngling zu geloben, ein tapferer und ehrenhafter Ritter zu fein, die Religion und ihre Diener zu beschützen, das Recht zu verteidigen und Witwen und Waisen zu beschirmen. Nach dem Gelöbnis legte man ihm die Rüstung an, und vou einem Fürsten oder Ritter erhielt er drei leichte Schläge mit dem flachen Schwerte in den Nacken. Jetzt bestieg der junge Ritter das Roß. Gewöhnlich wurde dieser Tag auch durch Ritterspiele oder Turniere geehrt. Zwei oder mehrere Ritter sümpften mit Lanze oder Schwert gegen einander, bis der eine aus dem Sattel gehoben wurde. Als Anerkennung erhielt der Sieger eine goldene Kette, oder Sporen und Waffen. Als größtes Lob galt, wenn der Siegespreis von Frauenhand überreicht wurde.
Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden drei Ritterorden, welche mit dem Mönchtum eng verbunden waren. Der Johanniter-orden hatte sich Johannes den Täufer zum Schutzpatron gewählt. Die Aufgabe dieses Ordens bestand in der Pflege kranker und hilfloser Pilger. Das Hospital der Johanniter stand in der Nähe des hl. Grabes. Später verlegte der Orden seinen Sitz nach Rhodos (Rhodiser) und von hier nach Malta (Malteserritter). Der Orden der Tempelherren wurde von neun französischen Rittern gegründet. Auf der Stätte, wo der salomonische Tempel gestanden, gründeten sie ihr Ordenshaus. Diese Ritter trugen weiße Mäntel mit rotem Kreuz. Die Aufgabe des Ordens bestand im Waffenschutz, den sie den Pilgern gewährten. Der wichtigste Orden für unser Vaterland war der deutsche. Dieser eroberte später das heidnische Preußen und machte es zu einem christlichen und deutschen Lande. Die Tracht der Ritter war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz.
So sorgfältig die Erziehung und Ausbildung der Edelknaben war, so anpassend war auch die Heranbildung der Edeldamen. Bis zum siebenten Jahre verblieb das Mädchen der körperlichen und geistigen Pflege der Mutter. Nach dieser Zeit übernahmen das Erziehungsgeschäft meistens Hofmeister und Hofmeisterinnen. In vornehmen Familien wuchs das Kind in Gesellschaft von Gespielinnen aus dem befreundeten Adel auf. Der erste Unterricht beschränkte sich ans Schreiben und Lesen. Im Winter mußten die jungen Mädchen der Familie oder Gesellschaft Geschichten, Sagen und Lieder vorlesen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man dem Religionsunterrichte und der Übung religiöser Pflichten. Neben der Erlernung des Gesanges und Harsenspiels betrieb man auch das Studium der lateinischen und französischen Sprache. Die Tugenden, zu welchen man die Edeldamen erzog, waren Gottesfurcht, Demut und
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— 15 —
man 1097 nach Kleinasien über. Die erste eroberte Stadt war Nicäa. Später tour den Antiochien und Edessa eingenommen und hier von Boemund von Tarent und Balduin von Flandern eigene Fürstentümer errichtet. Die vielen Kämpfe und Beschwerden aller Art, unter welchen sich das Heer die Wege zum hl. Lande bahnen mußte, hatten es sehr verkleinert. Im dritten Jahre nach dem Aufbruch (1099) langten die Streiter in Palästina an. 1099 am 6. Juni erblickten sie von einer Anhöhe die Zinnen Jerusalems. Ehrfurchtsvoll sank das Heer auf die Kniee, lobte Gott und küßte den heiligen Boden. Jetzt drang wieder Mut und Begeisterung in die Brust der entmutigten Krieger. Alle Ermattung und Beschwerden vergessend, zogen sie begeistert zur hl. Stadt. Die Thore waren jedoch verschlossen und mehrere Wochen mußte das Heer vor denselben lagern. Nach wiederholten, vergeblichen Stürmen wurde Jerusalem endlich am 15. Juli unter Todesverachtung der Streiter eingenommen. Die Sieger richteten ein gräßliches Blutbad unter den Bewohnern der Stadt an. Hiernach zogen die Krieger barfuß unter Bußgesängen zur Grabeskirche. Gottfried von Bouillon wurde zum Oberhaupte des neu errichteten christlichen Staates gewühlt und nannte sich Beschützer des hl. Grabes. Später ging leider ein Ort nach dem andern den Christen wieder verloren, was Veranlassung zu noch sechs Kreuzzügen gab. Aber auch diese Kämpfe schützten das hl. Land nicht vor der Gewalt der Türken. 1291 entging den Christen die letzte Besitzung (Akkon).
15. Htttlcrtum und Hullerorden.
Erziehung der Edelfräulein im Rittertum.
In den Kreuzzügen war besonders die Ritterschaft vertreten. Helm, Panzer und Armschild schützten sie in den Kämpfen zu Roß und zu Fuß vor den feindlichen Pfeilen und Hieben. Die Ritter mußten von edler Abkunft, ehrenhafte und kriegstüchtige Männer sein. Von frühester Jugend wurden sie für den Ritterstand vorbereitet. Mit dem siebenten Jahre kam der Edelknabe als Page in den Dienst eines Ritters, damit er schon früh höfliche Sitte und ritterliche Würde kennen lerne. Mit dem 14. Jahre wurde der Knabe wehrhaft und begleitete als Knappe seinen Herrn zur Jagd, zum Krieg und zu Festen. Nach gutem Bestehen einer siebenjährigen Lehrzeit, erhielt er mit dem 21. Lebensjahre unter großen Feierlichkeiten den Ritterschlag. Auf diesen wichtigen Tag mußte er sich
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bis auf den Papst Hildelrand. 171
Wie gehl cs in diesen Perioden mit der Macht der Arar
5er?
Sin wen kömmt der größere Theil von Spanien und
Portugal?
Wer schwächt das Cbakifat im Morgenlande?
Was waren die Türken bei den Arabern?
Wo stammen sie der?
Welche Länder entrissen sie itzt den Chalifen?
Welcher türkische Stamm ist vorzüglich merkwürdig?
Was gewinnt das Byzantinische Kaiserthum bei dieser
Schwächung der Arabischen Macht?
Mit welchen Feinden hat dieses Kaiserthum zu kämpfen?
Was thut Basilius?
Welchem Feinde kann das Vordringen nach Dorderasicn
nicht mehr gewehret werden?
Zehnte
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Extrahierte Personennamen: Basilius
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Morgenlande Dorderasicn
10
[§3]
Klima wesentlich in Betracht. Zu heiße und zu kalte Zonen eignen
sich nicht für dauernd angestrengte Arbeit. Ein kühleres Klima
zwingt geradezu zum Schaffen, „was soll man den größten Teil
des Jahres in einem Lande wie Deutschland ansangen, wenn man
nicht arbeitet", ist nicht so unrecht gesagt worden, „in einem solchen
Lande hat man nichts Besseres zu tun als seine verdammte Pflicht
und Schuldigkeit" (Sombart). Das gemäßigte Klima benötigt einer
Industrie, warme Zonen lassen die Tätigkeit weit entbehrlicher er-
scheinen, da hier die Natur Nahrung und Wärme reichlich spendet
und die Kleidung stark beschränkt. Die gemäßigte Zone ist die
Wiege der Kultur, und die ihr entstammende weiße Nasse besitzt
eine außerordentliche Fähigkeit, klimatische Verhältnisse zu über-
winden. Darum hat man sie auch, soweit das Physische inbetracht
kommt, für befähigt erklärt, als Massenaristokratie die Welt zu be-
herrschen. Verstärkt wird die Befähigung durch die für die Schiff-
fahrt hochbedeutsame Tatsache, daß Europa auf eine Meile Küsten-
land nur 40 Quadratmeilen Binnenland, Asien dagegen 115, Afrika
sogar 156 aufweist. Welchen Einfluß ferner das Meer hat, dafür
bietet England das klassische Beispiel: eine umfassende Küstengliede-
rung, breite, sich weit in das Land erstreckende Flußmündungen, die
durch Ebbe und Flut der Schiffahrt eine höchst günstige Fahrgelegen-
heit bieten. Deutschland erscheint in dieser Beziehung wenig be-
günstigt, die Küste ist geteilt und hat nur wenige noch dazu nicht
gerade hervorragende Häfen. Doch übte die völkerverbindende
Macht des Meeres auf das deutsche Volk den größten Einfluß aus,
so daß es zur Zeit der Hansa die erste Seemacht war; die reine
Binnenmachtspolitik des Hauses Habsburg hat den Rückgang ver-
schuldet. Soviel ist sicher, „jeder Staat großen Stils, der danach
trachtet, auf eigenen Füßen zu stehen, muß eine Küste haben"
(Treitschke). Von großem Einfluß sind sodann die Gebirge. Gebirge,
aber nicht die Flüsse, wie es so oft heißt, trennen, und zwar bilden
sie nicht nur Stammes- und Völker-, sondern auch Kulturgrenzen.
Das norddeutsche Flachland weist in Kultur, Leben und Sprache
weit weniger Verschiedenheit auf, als Süddeutschland. Das Hügel-
und Flachland pflegt die Stätte des Gewerbefleißes zu bilden,
während Mittel- und Hochgebirge hauptsächlich die Stätten des
Waldes sind. Die Gebirge fördern häufig den Partikularismus,
doch nur bedingter Weise, wie das Beispiel der Schweiz zeigt.
Flüsse dagegen verbinden; bis weit ins 19. Jahrhundert waren sie
die besten Verkehrsstraßen. Die Flüsse sind auch meist Hauptkultur-
stätten, cs sei nur an die großen deutschen Ströme, vor allem an
Rhein und Donau gedacht, dann aber auch au Themse und Wolga,
an den Nil und Kongo, an den Missisippi-Missuri und die großen
indischen und chinesischen Wasserläufe. Zahlreiche Berufe sind auf
das Wasser angewiesen, namentlich die älteren Gewerbe wie Flachs-
bereitung, Gerberei, Walkerei, Färberei, Schlächterei, Brauerei, ferner
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Extrahierte Personennamen: Sombart
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Asien Afrika England Deutschland Schweiz Rhein Missisippi-Missuri