— 41 —
versandt werden sollen, werden bis zu dessen Abfahrt in dem
Güterschuppen aufbewahrt, der hinter dem Hauptgebäude
liegt.
13.
Die Palmaille.
Die schönste Straße unserer Stadt ist die Palmaille, die
südliche Grenzstraße des Südwesterteils. Das Wort Palmaille
bedeutet ein Ballspiel (Mailspiel) ähnlich dem Croquet, wie
auch die lange, an beiden Seiten mit Bäumen besetzte Bahn
zu solchem Spiel*). Zum Zweck eines solchen Ballspiels ließ einer
der Schauenburger Grafen, Otto V., im Jahre 1638 die Pal-
maille in einer Länge von etwa 640 in anlegen und mit
400 Bäumen in vier Reihen bepflanzen. Da der Graf
schon im folgenden Jahre starb, so verfiel die Palmaille
einstweilen und wurde auch später nicht zum Ballspiele her-
gerichtet.
Mit der Elbe in gleicher Richtung (von O. nach W.)
sich erstreckend, gestattet die Palmaille an mehreren Stellen
einen herrlichen Durchblick über dieselbe. An ihrem westlichen
Ende erhebt sich das Krieger-Denkmal, welches von Altonaer
Einwohnern zu Ehren des neunten (schleswig-holsteinischen)
Armeecorps und zum Gedächtnis an dessen Thaten im deutsch-
französischen Kriege errichtet und 1875 feierlich enthüllt worden
ist. Das Denkmal ist eine hohe Säule, deren Spitze ein
Adler krönt. An jeder Ecke ist ein deutscher Krieger dargestellt.
Die zwanzig französischen Geschütze, welche teils am Denkmal
angebracht, teils in dessen Nähe aufgestellt sind, hat Kaiser
*) Es ist abzuleiten von dem italienischen palla = Ball oder
Kugel und maglio = hölzerner Hammer oder Schlägel. „Palla
a maglio" bedeutet also: Das Kugelsviel mit dem Hammer. Im
Holländischen wurde daraus „Palmaille" oder „Palmalte". In
Deutschland übernahm man dieses holländische „Palmaille". Das
Wort hat also gar nichts mit dem französischen „maille" (d. h. Masche)
thun, vielmehr wäre „Pallmail" die richtige Schreibweise. Vergl.
Ehrenberg, Altona unter Schauenburgischer Herrschaft, Heft Iii, S. 66.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Diese Liebe zum Gotteshause und zu allem, was dort vor-
fiel und damit in Verbindung stand, sprach sich zugleich durch
mancherlei Einrichtungen und Sitten aus. Es fanden mehrere
öffentliche Andachten an jedem Sonntage statt, und schon in
der Frühe des beginnenden Morgens lud bei feierlichem Kerzen-
schein die Religion ihre Freunde zu den geliebten Altären. Jeder
einzelne Wochentag hatte außerdem noch seine besonderen gottes-
dienstlichen Versammlungen. Hohe Feste vorzüglich meinte man
möglichst verlängern zu müssen und dehnte sie daher zu drei
Tagen aus. Auch die Gedächtnißtage merkwürdiger Personen aus
der heiligen Geschichte beging man, statt daß sie späterhin auf
Sonntage verlegt wurden, einen jeden für sich, wenn er einfiel.
Wie sehr man sodann den Werth dieser Zeiten schätzte,
das bewies die Pünktlichkeit, mit welcher man jedesmal noch
vor dem Anfange der Gottesverehrung im Tempel sich einfand,
und die Liebe und Luft, mit welcher man blieb bis zum ver-
hallenden Segenswunsche; das bewies die Sorgfalt, womit man
aus Ehrfurcht für die Stätte des Herrn auch sein Außeres
schmückte, das bewies die Stille, die während der heiligen Zu-
sammenkünfte überall herrschen mußte, und die Strenge, mit
welcher man sich alles Kausens und Verkaufens, aller Arbeiten
und Verrichtungen sowol in den Häusern als auf den Straßen,
sowol in der Werkstatt als auf dem Felde enthielt, das beweist
noch jetzt, als Nachhall gleichsam aus jenen Zeiten her, die
Versicherung frommer Einfalt: Es sei ihr gar nicht sonntäglich
zu Muthe, wenn sie das Gotteshaus nicht besucht habe.
Und nicht bloß auf den Sonntag wurden die Übungen der
Andacht beschränkt. Wo wäre ein christlicher Hausvater Mor-
gens erwacht, ohne die Seinigen zu Gebet und Loblied um sich
her versammelt, wo wäre er von der Mahlzeit aufgestanden,
ohne mit ihnen den Geber aller Güter aus innig gerührtem
Herzen gepriesen, wo wäre er Abends mit ihnen zur Ruhe ge-
gangen, ohne dem höchsten Schutze sich und die Geliebten em-
pfohlen, wo hätte er einen Sonntagnachmittag verstreichen las-
jen können, ohne das Glauben und Wissen seiner Kinder ge-
prüft, ohne mit seinem Hausgesinde die Predigt wiederholt,
ohne fromme Lehren an jedes einzelne Herz gelegt,,, und sich
selbst, wie sie, im Guten befestigt zu haben? — Überall, in
den goldenen Palästen der Großen wie in den ftrohbedeckten
Hütten der Armuth, überall baute sich die Andacht neben den
17*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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506
leben, den Aus- und Zusammenfluß aller gleichzeitig zusammen-
wirkenden Kräfte des Verstandes, der Vernunft und'des Wil-
lens zu suchen haben, also den Sitz aller Gefühle, Neigungen
und Gesinnungen, der Freude und des Schmerzes, der Liebe,
des Glaubens und der Hoffnung. Für sich selbst bildet das
Herz eine abgeschloffene, verborgene Werkstätte, eine geheime
Tiefe, worauf sich eben die Falschheit verläßt — Ps. 64,
7 —aber Spr. 26, 24 —. Nur Gott allein durchschauet und
kennet die Tiefen und Falten des Herzens —Spr. 17, 3. Rom.
8, 27. Offenb. 2, 23. Zoh. 2, 25. Jer. 17, 10. Nach der
Schrift legt es Gutes und Böses als,einen Schatz in sich nie-
der: Ap. Gesch. 16, 14. Luc. 2, 51 und 21, 14 — ist also
Sammelpunkt und Lebensbehälter. Das Aufgenommene wird
dann weiter verarbeitet in Gutes oder Böses: Joh. 16, 6.
Marc. 4, 26. Luc. 8, 15. Ist es aber davon voll oder er-
füllt, so ergießt es sich, indem es sich in Wort und That ent-
äußert, Beides aus dem innern Schatz hervorbringend: Matth.
12, 31, Luc. 6, 45. Das Herz ist also auch der Erzeugungs-
heerd der verschiedenen Ausflüsse; diese begründen daher das Ur-
theil über die Beschaffenheit des Herzens, so wie diese wiederum
entscheidet über den ganzen Menschen und sein Handeln, indem
das Herz der tiefe Born des Gesammt-Lebens ist. Und wenn
nach Spr. 4, 23 darum das Herz mit allem Fleiße behütet
werden soll, weil daraus das Leben hervorgeht, und Jesus, die
reines Herzens sind, selig preis't im Anschauen Gottes: so muß
wol das Herz oder Gemüth über den Werth und Unwerth und
Adel des Menschen im Ganzen und in seinen einzelnen Außerun-
gen vor Gott, über Ähnlichkeit mit ihm und die Fähigkeit und
Würdigkeit zur Seligkeit in seiner Gemeinschaft unfehlbar ent-
scheiden. Ob nun das Herz, das sich sowol an die Erde wie
an Gott hängen, dem Fleische wie dem Geiste dienen, fleischlich
und göttlich gesinnt sein kann, ob es nun in seiner gegenwärti-
gen Beschaffenheit unmittelbar aus Gottes Schöpferhand hervor-
gegangen sei, darüber mag denn auch die heilige Schrift ent-
scheiden. Sie sagt Matth. 15, 19: Aus dem Herzen kommen
die argen Gedanken; — 1 Mos. 8, 21: sein Tichten und Trach-
ten sei böse von Jugend auf; — Jes. 32, 6 u. 7: es habe
Tücken; — Jer. 17, 9: sei trotzig und verzagt, — hart, schwer-
hörig und widerspenstig, — wankelmüthig gleich dem Rohr, —-
leicht zu verführen, — schwer zum Guten zu bringen und dabei
zu erhalten. — Dagegen dringt die heilige Schrift darauf, daß
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Extrahierte Personennamen: Luc Marc Matth Luc Matth
30
Chronologie.
Die ersten Geschichtschreiber und Chrono-
logen daher, welche die Folge dieser Obrigkei-
ten wahrscheinlich selbst nicht einmal kannten,
wählten andere Arten, die Jahre zu zählen. He-
rodot (um 4-1.4) rechnet nach Menschenaltern,
yevexiç, auf 100 Jahre drei Menschenalter; Thu-
cydides (420) nach Jahren des peloponnesischen
Krieges.
Nach dem Jahre 400 endlich fing man an,
die Jahre nach einer den Griechen allgemein
wichtigen Epoche zu zählen, nach den olympi-
schen Spielen. Seit Lykurg (883) wurden diese
alle vier Jahre, oder, was dem gleich ist, in je-
dem fünften Jahre (Ludi quinquennales) gefeiert.
Für das erste Jahrhundert war diese Anordnung
ohne Nutzen für die Chronologie : erst von 777
an, hatte man die Sieger im Wettlaufe aufge-
zeichnet. Diese Verzeichnisse wurden nach 400
abgeschrieben, mit ihren Archonten f Ephoren u.
s. w. verglichen, und sie zur Grundlage der Zeit-
rechnung gemacht. Jede Olympiade enthält vier
Jahre, und das erste Jahr der ersten Olympiade
fängt an 777 vor Ohr. mit dem Vollmonde, der
nach dem Sonnenstillstande im Sommer folgt,
auf den immer der fünfte oder letzte Tag der
Feier der olympischen Spiele fiel. Scaliger hat
dafür als Mittelzahl den 23 Julius bestimmt. Man
mufs daher, um genau zu bestimmen, in welches
Jahr vor Christo eine Begebenheit fällt, nicht
blos die Olympiade und das Jahr der Olympiade,
sondern auch den Theil des olympischen Jahres
wissen, denn z. B. 01. 95, 1. fällt zum Theil in
die letzte Hälfte des Jahres 400, und zum Theil
in die erste des Jahres 399 vor Chr. I) —* In
Xenophons griechischer Geschichte (um 400) le-
sen wir zwar in unsern Ausgaben die Jahre der
Olympiaden ; allein diese Zahlen sind wahrschein-
lich nicht von Xenophon, sondern von irgend
i) Sokrates stirbt 01. 95, 1. im Frühling: also
399 vor Chr.
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Extrahierte Personennamen: Herodot Herodot_Pheron Herodot B._Pherons Herodot Herodot Helena P._M.
der Israeliten.
117
rawanen-Handel nach Aegypten trieb. 6. Die
Moabiter, von abrahamitischera Stamme, auf der
Ost-Seite des Asphalt-Sees bis an den Arnon,
meist Nomaden, welche die Götzen Chemos und
Baalpeor anbeteten und Menschen opferten.
Endlich 7. die Ämmoniter, nördlich von den
Moabitern , mit denen sie gleichen Ursprung ha-
den. Sie waren meist Ackerbauer, und opferten
dem Götzen Moloch besonders Kinder. Ihre
Hauptstadt war Rabba, die Stadt der Wasser.
Anm. Unter einem dieser arabisch israelitischen
Völker, meint man, habe der Verfasser des
Buches Hiob gelebt, welches inöefs von neue-
ren Kritikern wegen Inhalt, Geistund Spra-
che in spätere Zeiten der hebräischen Litera-
tur gesetzt wird.
Geschichte.
Die Israeliten haben zwar in den Zeiten vor
Christi Geburt keinen bedeutenden Einflnfs auf
das Schicksal und die Bildung anderey Völker ge-
habt; indefs ist uns ihre Geschichte wichtig,
tlieils weil sie in so frühe Zeiten zurück geht,
wie die Geschichte keines andern Volkes, theils
weil das Volk* selbst in Religion und Sitten man-
ches Eigenthümliche hat. Auch haben ihre Reli-
gionsbücher, aufser dem, dafs sie die wichtigste
Quelle für ihre Geschichte, zugleich das Interes-
sante, dafs einige unter ihnen, als die ältesten
uns übrigen Schriften, uns tiefe Blicke in die frü-
here Bildung des Menschengeschlechts werfen
lassen. Die Griechen und Römer haben die Ju-
den so wenig gekannt, dafs sie bis gegen 100
Jahre vor Chr. kaum wnfsten, dafs ein Volk die-
ses Namens auf der Erde lebte; und als sie von
ihrem Dasein hörten, machten übertriebene Nach-
richten vom jüdischen Aberglauben (credat Iu-
daeus Apella, Hör. Sat. I, 5, 100.), und von ih-
rem allgemeinen Menschenhasse (Tacit. Hist. V,
c. 5.) sie ihnen zu verächtlich, als dafs sie diesel-
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der Israeliten,
125
ihre drei großen jährlichen Feste, da9 Passah im
Nisan (April) beim Anfänge der Aerndte, das
Aerndtefest (Pfingsten) sieben Wochen nach dem
Passah, am Schlüsse derselben, und das Laub-
hütten - Fest zur Zeit der Obst- und Weinlese,
im October, gottesdienstliche Handlungen, doch-
nicht unbegleitet von einer öffentlichen wohl
geordneten Freude. — Nach dem Gesetze soll-
ten alle Israeliten Ackerbauer sein ; auch waren
nur wenige Nomaden. Jedes andere Gewerbe,
besonders der Handel, war ausgeschlossen, da-
mit die Israeliten, an ihr Grundeigenthum ge-
fesselt, keine Veränderung wünschen, und un-
vermischt mit andern Nationen bleiben mögten.
Diese Gesetze beförderten den später übertrie-
benen Hafs gegen Fremde: denn 5 Mos. 10, v.
18. 19» heifst es noch: ,,Jehovah hat die Fremd-
linge lieb; also sollt ihr auch die Fremdlinge
lieben.“ — Die Israeliten waren, ohne Unter-
schied der Stände, einander gleich. Nur ein
Stamm, der Stamm Levi, der zwar kein Grund-
eigenthum hatte, sondern durch alle Stämme
veitheilt, einzelne Städte und den Zehnten des
Gewinnes erhielt, bildete gleichsam einen ge-
lehrten Adel: aus ihm wuraen die Priester, die
Richter, die Schreiber, die Polizeiaufseher er-
wählt; sie handelten im Namen des Jehovah, und
das Oberhaupt derselben , der Hohepriester, hatte
unmittelbaren Umgang mit dem Jehovah, und
war Stellvertreter des eigentlichen Oberhauptes
der Nation. Selbst die Könige waren ihm unter-
geordnet, oder, wie es in der Sprache der Prie-
ster heifst, standen unter dem Gesetze Jehovah’s.
Indefs mufste doch jede neue Anordnung erst
einer Versammlung von Volks - Repräsentanten
vorgelegt werden; und die besondern Angele-
genheiten jedes einzelnen Stammes wurden von
den Stamm- und Familien - Aeltesten besorgt.
Denn Stamm - Verfassung blieb; die einzelnen
gesonderten Stämme verband der gemeinschaftli-
che Jehovah-Dienst zu einem verbündeten Staate.
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der Israeliten.
127
Heerführer an der Spitze Aller; die Hohenprie-
ster scheinen in dieser Zeit wenig politischen Ein-
fluß gehabt zu haben; die schwachem Stämme
waren eifersüchtig auf die mächtigem; nur der
Druck von aufsen hinderte, dafs die Nalional-
Verbindung sich nicht gänzlich auflöste. Man
mufs muthmafsen, dafs besonders die Benjamini-
ten, als Nachkommen eines Lieblingssohnes Isra-
els , durch Anmafsung die übrigen Stämme be-
leidigt hatten. Daraus wird es erklärbar, wie
die Mifshandlung eines Priesters von Benjami-
niten, die übrigen eilf Stämme so aufbringen
konnte, dafs sie sich zu einem Kriege gegen Ben-
jamin vereinigten, den sie anfangs unglücklich
führten, endlich aber glücklich, und mit solcher
Wuth, dafs nur 600 Männer von diesem Stamme
übrig blieben. Jetzt, gerührt durch das Schick-
sal dieser Unglücklichen, erbeuteten sie ihnen
400 Jungfrauen aus dem neutralen Jabes in Gi-
lead, und erlaubten ihnen, 200 sich selbst bei
einem Feste zu Silo (an welchem Orte das Haupt-
heiligthum und die Bundeslade war) zu rauben:
doch erholte sich der Stamm nur sehr allmälig
von dieser Niederlage. — Bei solchen innern
Unruhen, die von Zeit zu Zeit immer wiederkehr-
ten, mufste es den kriegerischen Nachbaren der
Israeliten, die in der mosaischen Constitution den
Grund einer für sie gefährlichen Macht sahen,
leicht werden, sie zu unterjochen oder zinsbar
zu machen, und in dieser Abhängigkeit wären sie
vielleicht immer geblieben, da es dem Volke an
Geist und Muth fehlte, um fremde anlockende
Systeme und verbotene Reize der Sinnlichkeit zu
verschmähen, und am altväterlichen Glauben und
an häuslicher Sitte vestzuhalten; wenn nicht von
Zeit zu Zeit Männer von Einsicht und Kraft an
die Spitze eines oder mehrerer, selten aller Stäm-
me getreten wären, und ihr Land becreiet hätten.
Man nennt diese Befreier des Vaterlandes Scho-
phetim, Suffeten, Richter; weil gewöhnlich nach
geendigten Kriegen sie als Rathgeber und Richter
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154
Geschichte
Arädus am Eleutherus bis Tyrus am Leontes:
doch mögen ihnen auch noch südlicher im Ge-
biete von Palästina einige Küstenstädte gehört ha-
den, so dafs Ptolemäus die südliche Gränze bis
■zum Chorseus, an dem Cäsarea lag, ausdehnen
konnte, und dafs (Strabo Xvi, 2, 12.) wohl die
ganze Seeküste vom Eleutherus bis Pelusium Fhö-
nicien genannt wurde. Dieses kleine, nicht viel
über 100 Quadrat-Meilen große Ländchen war
zum Theil sandig und gebirgig:* 1) der Libanon
und Anti-Libanon liefen in nord - östlicher Lich-
tung neben einander hin, und zwischen beiden
Gebirgsketten lag Hohlsyrien, Cöle-Syrien, in
der Bibel die Breite (das Thal) des Berges Liba^
non. — Es hatte daher Mangel an Getreide;
dagegen aber gute Fischereien, die Wälder des
cedernreichen Libanon, die bequemste Lage zur
Schifffahrt am mittelländischen Meere, mit vielen
durch die Natur selbst gesicherten Häfen, und
in seiner blühendsten Periode eine Menge wichti-
ger und berühmter Städte. — Die älteste ist Si-
cion, jetzt Said (1 Mos. 10, 15. 19.); im Llomer
wird sie allein genannt, und alle künstliche Ar-
beit kommt aus ihr, (Iliad. Xxiii, 744, Vi, 290.
üdyss. Iv, 84. Xiii, 285. Xiv, 288. Xv, 116,
414. 424.), mit einem doppelten Hafen, Glasfa-
briken und Leinwand-Manufakturen. — Tyrus,
die Tochter Sidons (Jes. 25, 12.), am berühmte-
sten durch ihre Purpurfärbereien, auf deren Er-
findung eine lange Schnecke (Purpurmuschel)
führte; ihr alter Name war Zor oder Sarra, da-
sprungs, von den sonst an der Küste häufigen
Palmbäumen, (pounv.ts.
1) Später freilich machte es der fleifsigste Anbau
einer ausgezeichnet zahlreichen Bevölkerung
zu einer regio plena gratiarum et venustatis
Ammiau. Marc. Xiv. c. 8, zu einem großen
Garten, voll hoher Häuser (die Häuser der Al-
ten hatten gewöhnlich nur ein Stockwerk) die
da prangten von Erz.
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4
/ >
162 Geschichte
sie rauthlos machte, ward Tyrus nach 7 Mona-
ten, vielleicht noch durch Verrätherei (Justin.
Xi, iö.), von Alexander eingenommen. Die
Stadt wurde zum.theil verbrannt, und die Ein-
wohner theils getödtet, theils als Sklaven ver-
kauft. Diod. Sic. Xvii, c. 7. Arrian. de expe-
dit. Alex. Ii, c. 18 — 25. Curtius Iv, c. 2— 4.
— So sank die Bildnerin eines Theiles der
Erde: denn obgleich Alexander die Stadt wie-
der aufbauete, so erhob sie sich doch nie wieder
zu ihrem vorigen Ansehen; Alexandria ward
jetzt der Hauptsitz des Welthandels, und Tyrus
ward nicht wieder unabhängig. Im Jahre 315
ward Tyrus 15 Monate hindurch von Antigonus
belagert, dem sie Ptolemäus Soter abnahm. Die
Streitigkeiten über ihren Besitz dauerten bis 218;
in diesem Jahre fiel sie Antiochus dem Grofsen
zu, und blieb nachher unter der Herrschaft der
Seleuciden, bis Syrien durch Pompejus römische
Provinz ward. Die übrigen Städte, unter denen
noch zuweilen Aradus, Byblos, Berytus mit eig-
nen Königen erwähnt werden, mufsten gewifs
auch irgend einem mächtigen Nachbar sich un-
terwerfen.
Schifffahrt, Handel, Buchstaben-
schrift, und Religion der Phö-
nicier. x)
Wichtiger als in ihren Innern Begebenhei-
ten sind uns die Phönicier auf Reisen, und wohl-
thätig für die Menschheit durch ihre Anlegung
von Kolonien, und durch die friedliche Verbrei-
tung ihrer gewonnenen Cultur. Die Noth hatte
sie gezwungen, auf Schiffen die Gefahren des Mee- l)
l) Vergl. Heerens Ideen über die Politik, den
Verkehr und den Handel der vornehmsten Völ-
ker der alten Welt. Ersten Theiles zweite Ab-
theilung 1815/ S. in.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Arrian Curtius Alexander Alexander Heerens