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heißt Ramme. Zwischen Fußweg und Fahrstraße ist der
Rinnstein. Dieser dient dazu, das Wasser in die Siele zu
leiten. Die Siele sind gemauerte Kanäle, die sich unter den
Straßen hinziehen. Ihren Inhalt führen sie in die Elbe ab.
Damit das Wasser in den Rinnstein hineinströmt, ist die
Fahrstraße in der Mitte am höchsten und senkt sich nach
beiden Seiten. Für die Reinigung der Straße sorgen die
Gassenkehrer; sie fegen jede Woche einigemal den Schmutz zu-
sammen und schaffen ihn auf Karren fort. Man erkennt diese
Leute an ihren blauen Kitteln und Mützen. Auf einem
blanken Schild vor der Mütze stehen die Buchstaben A. S. R.
(= Altonaer Straßen-Reinigung). Über dem Schild befindet
sich eine Nummer. Dieselbe Nummer steht auch auf einem
Schild am linken Arm. Bei längerer Trockenheit sieht man
solche Leute mit roten Wasserwagen durch die Straßen fahren,
um sie zu besprengen. Diese Wagen zeigen an den Seiten
die Inschrift A. S. R. Sie werden mittelst großer Schläuche
gefüllt, die an den sogenannten Notpfosten befestigt und so
mit den unterirdischen Wasserleitungsröhren in Verbin-
dung gebracht werden. Die Notpfosten sind zu erkennen an
den kleinen runden Eisenplatten, die wir hier und da auf
dem Fußsteig und der Fahrstraße sehen, und die mit den
Buchstaben A. W. K. (= Altonaer Wasser-Kunst) bezeichnet
sind. Bei einer Feuersbrunst bringt die Feuerwehr die langen
Wasserschläuche auf dieselbe Weise mit den Wasserleitungsröhren
in Verbindung. Außer diesen Röhren und den Sielen befinden
sich unter den Straßen noch die Gasröhren. Das Gas ist
eine Luftart, die in der Gasanstalt (S. 51) aus Steinkohlen
bereitet wird. Von dieser Anstalt gehen unterirdische Röhren
nach allen Richtungen durch die Stadt. Mit diesen Röhren
stehen die Gaslaternen in Verbindung, die abends vom
Laternenanzünder angezündet und morgens wieder gelöscht
werden. Auf diese Weise werden die Straßen zur Abend-
und Nachtzeit erleuchtet. In einigen Straßen geschieht dies
durch elektrisches Licht. (S. 39.) Auch in einigen Häusern,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
— 80 —
hänge dieses Hügellandes. Die herrliche, aus Laub- und
Nadelholz bestehende Waldung wird häufig von denjenigen
aufgesucht, die dem geräuschvollen Treiben der Stadt entfliehen
und frische Waldluft atmen wollen. Einige Punkte des Ge-
Hölzes sind besonders schön, z. B. die „majestätische Aussicht",
von deren Aussichtsturm man eine prachtvolle Fernsicht über
die ganze Umgegend hat. Von der Rainville-Terrasse aus
sieht man deutlich, wie er über seine Umgebung hervorragt.
In den Ortschaften Hausbruch und Ehestorf findet man
nach einer Tour durch den Wald Erquickung. Die Hake ist
reich an Bickbeersträuchern. Die Aufsicht über den Wald führt
der Förster, der meistens zugleich Jäger ist.
Von der Rainville-Terrasse aus gesehen, giebt der Höhen-
zug jenseit der Elbe den Schülern ein einfaches Bild einer
Gebirgskette.
31.
Von Blankenese nach Wedel.
Westlich von Blankenese liegt die kaum 2000 Einwohner
zählende Stadt Wedel, nicht unmittelbar an der Elbe, sondern
ungefähr zwei Kilometer landeinwärts, an der Wedeler Au,
die in südwestlicher Richtung der Elbe zufließt. Die Eisenbahn
dahin führt über Sülldorf und Rissen. Ein Fußweg führt
unmittelbar an der Elbe entlang nach Schulau, dem Hafen
von Wedel. Bis Wittenbergen führt dieser Weg am Strand
entlang. Nachdem man hier die Höhe erstiegen hat, wandern
wir unmittelbar an dem schroffen Abhang einer Hochebene
entlang nach Tinsdahl, wo sich eine Pulverfabrik befindet.
In Schulau steht am Ufer der Elbe ein Leuchtturm.
Beim Untergang der Sonne wird in der Spitze des Turins
ein Licht angezündet und mit Tagesanbruch wieder ausgelöscht.
Es ist dazu bestimmt, dem Schiffer während der Nacht das
Fahrwasser, den Hafen, zu zeigen. Damit das Feuer während
der Nacht nicht verlöscht, wird es vom Turmwärter sorgfältig
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
— 77 —
Elbschloßbrauerei befindet, verläßt die Chaussee den hohen
Uferrand und führt über Dockenhuden nach Blankenese.
Nienstedten hat reichlich 1200, Dockenhuden 1400 Einwohner.
Die große Bevölkerungszahl aller dieser Dörfer erklärt sich
zum größten Teil aus der Fruchtbarkeit des Bodens, der reiche
Erträge liefert. — Berühmt ist der Baursche Park vor
Blankenese.
Blankenese ist ein großes Dorf mit reichlich 4000 Ein-
wohnern. Diese sind größtenteils Schiffer. Sie gehören zu
den kühnsten Seeleuten der Welt, sind im Besitze einer an-
sehnlichen Handelsflotte — kein Ort in Schleswig-Holstein
besitzt so viele eigene Schiffe wie Blankenese — und besuche«
mit ihren Schiffen die Seehandelsplätze der verschiedensten
Völker. Das Dorf ist sehr schön an und zwischen ziemlich
hohen Hügeln erbaut, von welchen der Süllberg, der
Kösterberg und der Baursberg die höchsten sind. Die
Aussicht vom 75 m hohen Gipfel des Süllberges ist wahrhaft
großartig. Im W. verschmilzt der Spiegel des breiten Stromes
mit dem Horizont, man glaubt in der Ferne das endlose Meer
zu erblicken. Nach S. gewendet, schweift der Blick über den
mit Schiffen aller Art belebten Strom, und im O. sehen wir
die Türme der in Dunst gehüllten Städte Altona und Hamburg.
Auf dem 93 m hohen Baursberge liegen die Behälter zur
Reinigung und Aufbewahrung des Elbwassers, womit unsere
Stadt versorgt wird. (Altonaer Wasserkunst.) Sie sind
durch drei Hauptleitungen mit den engeren Röhren verbunden,
durch welche das Wasser bis in die höchsten Etagen geleitet
wird. Die Maschinenhäuser liegen am Strande. Von hier
aus wird das Elbwasser durch mächtige Druckpumpen in die
Behälter auf dem Baursberg getrieben.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
35
schütten, schützen, schwärzen, schwenken, schwinden, schwören, segnen,
sehen, sengen, senden, senken, setzen, sichern, sichten, sieben, sieden,
siegeln, singen, sonnen, spalten, spannen, speisen, spiegeln, spielen,
spießen, spinnen, spitzen, splittern, spornen, sprechen, spülen, spüren,
spulen, stählen, stehlen, stempeln, stärken, stechen, stecken, stehlen, stei»
gern. stellen, steuern, sticken, stiften, stillen, stimmen, stören, stoßen,
strafen, strecken, streichen, streuen, stricken, striegeln, stürmen, stürzen,
stützen, stutzen, suchen, sühnen, tadeln, täuschen, tanzen, tauchen, tau-
fen, tauschen, theilen, thürmen, tödten, tränken, träumen, tragen,
treffen, treiben, trennen, treten, trinken, trocknen, trösten, trüben,
trügen, tummeln, üben, verbessern, verbergen, verdrehen, verbittern,
verbrämen, verderben, verdichten, verdicken, verdünnen, vereiteln,
vergiften, verglasen, vergüten, vermählen, vcrläumden, wägen, wäh-
len, wälzen, wagen, walken, walzen, warnen, warten, waschen,
wässern, weben, wechseln, wecken, weichen, erweichen, weiden, weißen,
weiten, wenden, werben, werfen, wetzen, wichsen, wickeln, wiegen,
winden, wirken, wischen, wissen, wollen, wittern, wölben, wünschen,
würdigen, würgen, würzen, zählen, zähmen, zäumen, zäunen, zahlen,
zeichnen, zerren, ziehen, zieren, zimmern, züchtigen, zügeln, zünden,
zwicken, zwängen, zwingen.
13.
Der Wohlthätige erbarmet sich des Nothleidenden. Der
Eitle rühmt sich seiner That. Der Arme schämt sich seines
Kleides. Der Redliche gedenket seines Versprechens. Der Ge-
sunde freut sich seines Lebens; er enthält sich aller Klagen. —-
Jeder warte seines Amtes. Jeder gedenke seiner Pflicht. Der
Mensch bedarf der göttlichen Offenbarung. Auch der Größte
und Edelste bedarf des Rathes und Beistandes. Die Wahrheit
bedarf keiner Verbesserung. Man kann des Guten nicht zu
viel thun. Gedenke des erlittenen Unrechts nicht mehr. Der
Arbeiter ist seines Lohnes werth. Eine Liebe ist der andern
werth. Einen ungetreuen Knecht entläßt man seines Dienstes.
Rühme dich des Guten nie; man würde deiner lachen. —
Gedenke meiner und unser; ich werde deiner, seiner, ihrer, eurer
in Liebe gedenken! Ich werde mich des angenehmen Beisam-
menseins noch oft erinnern. — Der Mann ist aller Ehren
werth, der alle Ding zum Besten kehrt.
Zur Übung.
Des Undanks achten, der Hülfe bedürfen, des Beistandes begehren,
des Rathes entbehren, der Liebe ermangeln, des Edlen gedenken, des
Guten erwähnen —:
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
286
fen, sagt er, ist göttlich; und am wenigsten bedürfen
führt der Gottheit am nächsten.
Und was er erkannt, das gewöhnte er sich zu verwirkli-
chen ; und in der That bewundernswürdig war die Selbstbeherr-
schung, die er in allen Stücken übte. Hatte er sich durch Lau-
fen, Ringen, oder andere Leibesübungen erhitzt, und kam dann
zu einem Brunnen, so füllte er mehrmals einen Eimer und goß
ihn wwder aus, nur um sich in der Selbstbeherrschung zu üben.
— Einst grüßte er einen vornehmen Bürger, dem er auf der
Straße begegnete; dieser aber ging stolz vorüber, ohne zu dan-
ken. Des Socrates junge Begleiter wurden voll Zorns. Er
aber erwiderte ihnen lächelnd : „Nicht doch ! Ihr würdet ja auch
dem nicht zürnen, der häßlicher wäre als ich." — Seine Frau,
Xantippe, war besonders dazu geeignet, durch ihr leicht über-
wallendes Temperament seine Ruhe und Gleichmüthigkeit auf
die Probe zu stellen. Einst schalt sie mit ihm, ohne daß er
ihr anders als ruhig antwortete. Da sie aber immer hef-
tiger stürmte, stand er auf und ging schweigend davon. Dieß
erbitterte sie nun noch mehr; und während Socrates unten aus
der Hausthür trat, schüttere sie voll geifemden Zorns ihm den
Inhalt eines Waschbeckens auf den Kopf. Als ein Nachbar
sein Erstaunen und seinen Unwillen darüber aussprach, sagte
Socrates mit Heiterkeit: „Ich dachte es wol, auf ein Donner-
wetter folgt schon Regen."
. Socrates hatte sich überzeugt, daß er das Werk der Sitten-
verbefserung bei der Jugend beginnen, und daß er unter dieser
sich Freunde und Helfer gewinnen müsse, und so sammelte er
einen Kreis der ausgezeichnetsten Jünglinge um sich, von de-
nen ein Jeder in irgend einer Beziehung später sich hervorge-
than hat. Plato, Lenophon, Antisthenes, Euclides, Alcibiades,
Aeschines, Aristipp sind die berühmtesten unter denselben. In
welch anziehender Weise er diese Jünglinge zu gewinnen wußte,
davon mag die folgende Erzählung einen Beweis geben.
Schon lange hatte Socrates einen ausgezeichneten Jüngling,
Namens Xenophon, ins Auge gefaßt und an sich zu fesseln ge-
wünscht. Da begegnete er ihm einst in einem engen Gäßchen.
„Halt," ruft ihm Socrates entgegen und hält ihm den Stock
vor. „Sage mir doch,,, wo man Mehl kauft?" — „Auf dem
Markte." — „Und Öl?" — „Eben da." — „Aber wo die
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
369
♦
189. Das Gradiren der Salzsoole bei Oldesloe.
Das Kochsalz ist für alle Völker die allgemeinste Würze
der Speise. Es ist fast über alle Länder der Erde verbreitet;
die Fluthen des Weltmeers tragen es in ihrem beweglichen
Schoosie als S eesalz, auf vielen Steppen — wol früher der
Grund des Meeres — blüht es als Steppen salz aus dem
sandigen oder thonigen Boden derselben, in den Tiefen der
Erde liegt es als Steinsalz verborgen; an vielen Stellen
aber quillt es aus dem Innern der Erde als Salzsoole her-
vor; aus dieser scheidet dann der Mensch das körnige Salz durch's
Verdunsten des Wassers.
"Es ist schon erwähnt worden, das; 100 Gewichtstheile
Soole der Oldesloer, Saline 2\ Theile Salz enthalten. Folg-
lich sind die 97^ Theile Wasser. Um nun das Salz zu gewin-
nen, musi man das Wasser entfernen. Dieses könnte einfach
dadurch geschehen, daß man die Soole so lange in einem Kessel
kochte, bis das Wasser verdampft wäre, und man würde ein
sehr gutes, aber auch sehr theures Salz bekommen; denn der
Werth der dazu verbrauchten Feurung würde 4—5mal so groß
sein, als der Werth des gewonnenen Salzes. Aber es gibt noch
eine andere Art, das Wasser zu entfernen, nämlich die Verdunstung
durch die Luft. Da diese Verdunstung durch die Berührung der
Luft mir dem Wasser vor sich geht, so ist es auch klar, daß sie
desto größer sein wird, je mehr Luft damit in Berührung kommt.
Je größere Oberfläche die Soole einnimmt, desto mehr Luft
kann sie berühren, und desto mehr Wasser wird also verdunstet.
Eine sehr große Oberfläche wird sie einnehmen, wenn man sie
über Dornenreiser — von Schwarz- oder Schlehdorn — träu-
feln läßt, warum auch die Verdunstung bedeutender ist, wenn
solche benäßte Dornenreiser dem Winde ausgesetzt sind. Man
hat deßwegen große flache Kasten gebaut, worauf man hölzerne
Gerüste errichtet, um darin Dornenbündelchen einpacken zu kön-
nen. Solche Gebäude nennt man Gradirhäuser, und „die
Soole gradiren" bedeutet, das Wasser davon verdunsten zu
lassen, indem man sie über die darin angebrachten Dornen
träufeln läflt. Oben auf den Gradirhäusern hat man Kasten
gebaut, worin die Soole eingepumpt wird. Von dem Kasten
fließet sie durch Hähnchen nach kleinen Rinnen, die mit vielen
Einschnitten versehen sind. Indem sie nun über diese Einschnitte
fließt, fällt sie auf die Dornen, wo sie sich vielfältig vertheilt,
24
373
möge seiner Schwere abwärts senke. Er blch't aus und bildet
auf diese Weise einen länglich runden Körper — eine Blase —
dem er durch Schwenken in der Luft, wie durch Hin- und
Herrollen auf einer Marmorplatte beliebige Formen zu geben
vermag. Darauf wird das in so weit fertige Glas, das noch
lange heisi und verarbeitbar bleibt, durch mancherlei Werkzeuge,
z. B. durch Haken, Zangen, Scheeren rc. in eine gefällige
Gestalt gebracht und von allen Ansätzen und Unregelmäßigkeiten
befreit. So werden Flaschen, Gläser, Fensterglas und selbst
kleine Spiegel geblasen. Der Flasche gibt man einen stachen
oder hohlen Boden, jenachdem man sie auf ein Eisenblech oder
auf einen eisernen Kegel aufdrückt. Die Gläser mit verzierten
Rändern, wie sehr künstliche Glaswaaren überhaupt, werden in
hiezu verfertigten eisernen und thönernen Formen gebildet. Die
Vertiefungen in manchen Trinkgläsern drückt man mit einem
Eisen ein. Die Kelchgläser werden aus drei Theilen zusammen-
gesetzt: aus dem Fuße, aus dem Stiele und Halse und aus
dem Glase. Die schlangenförmigen Windungen in dem Fuße
mancher Gläser entstehen durch Ziehen und Blasen. Die Taschen-
uhrengläser werden mit einem glühenden Eisen aus hohlen Glas-
kugeln geschnitten. — Auch das Tafelglas (zu Fenstern rc.)
machr man aus hohlen, durch das Blasen entstandenen walzen-
oder birnförmigen Tuten, welche mit einem glühenden Eisen
im Streckofen der Länge nach aufgeschnitten und zu Tafeln
ausgebreitet werden. — Das geformte Glas darf nicht an der
freien Luft erkalten, weil es sonst sehr spröde werden und beim
schnellen Wechsel von Hitze und Kälte leicht zerbrechen würde.
Man bringt es daher in einen mäßig geheizten verschlossenen
Ofen, den Kühlofen, und läßt diesen mit dem Glase nach
und nach kalt werden. — Das Spiegelglas ist das reinste und
feinste Tafelglas. Die Bereitung desselben erfordert große Sorg-
falt, und die größeren und besseren Spiegel werden nicht ge-
blasen, sondern gegossen. Man gießt nämlich die geschmolzene
Glasmasse auf eine metallene, durch untergelegte Kohlen zuvor
erwärmte, mit messingenen Leisten eingefaßte Platten, rollt sie
mit einer heißen, metallenen Walze, um sie zu ebnen, und
bringt sie dann in den Kühlofen. Ist sie hier gehörig abgekühlt,
so wird die Tafel, weil sie noch nicht eben und blank genug
ist, geschliffen und polirt. Zum Schleifen nimmt man feinen
Sand und Schmirgel, streut diesen zwischen zwei auf einander
gelegten Tafeln und reibt diese über einander ab. Um die ge-
370
In den niedern und weichen Pflanzen, besonders in denjenigen,
welche im Wasser leben, zeigen sic sich meistens rundlich; in den höher»
aber und mehr trockenen eckig, und sollen letztere durch den wechsel-
seitigen Druck dann 12 Flächen bekommen. Um eine Kugel kann man
nämlich nicht mehr als sechs andere gleich große legen, darüber und
darunter nur drei; so daß also Zwölf Kugeln die mittlere drücken und
an derselben zwölf Flächen verursachen. Da nun alles Zellgewebe in
der Pflanze dicht an einander liegt, so müssen alle Zellen diese Gestalt
bekommen; versteht sich mit vielen Abänderungen, weil der Druck ver-
schieden ist und das Streben der Pflanze in die Höhe geht. Die äußer-
sten Zellen in der Oberhaut fallen daher mehr ins -Rundliche; die
innern dagegen sind so lang und dünne, daß man sie Fasern genannt
hat. Wenn'diese Zellen sich verhärten, so entstehen daraus die Holz-
fasern, welche zusammen das Holz bilden.
Überall, wo drei Zellen zusammenstoßen, bleiben dreieckige Zwi-
schenräume, welche durch die ganze Pflanze sowol nach der Länge als
nach der Breite mit einander in Verbindung stehen, und durch welche
sich der nährende Pflanzcnsaft bewegen kann. Man hat sie Zwischen-
zellen-Gänge oder Adern genannt. Sie enthalten den eigentlichen
Pflanzensast, welcher durchsichtig ist, aber auch Körner, Schleim, Zucker
und einige Salze enthält. Zn einigen Pflanzen, z. B. im Schüllkraut
— ist dieser Saft gefärbt.
Zerreißt man irgend ein dünnes Blatt, z. B. ein Rosenblatt vor-
sichtig und langsam entzwei, indem man etwa die Arme an die Sei-
ten der Brust legt; so bleiben beide Stücke an einander hängen, und
zwar durch spiralförmig gewundene Fäden, welche aus den Blattrippcn
hervorkommen und noch dünner als ^-pinnengewebe sind. Dieß sind
aufgezogene Spiralgefäße, auch Luftröhren oder Drosseln genannt.
Diese Röhren fehlen in der Rinde und im Bast, in den Pilzen, Tan-
gen, Flechten und Moosen, und beginnen zuerst in den Farrenkräutern.
Man nimmt an, daß bei den meisten Pflanzen eine Drossel von der
Wurzelspitzc an bis zu den Spitzen der Blätter und Blüthen ohne Un-
terbrechung fortlaufe. Gewöhnlich stehen mehre Drosseln zusammen und
machen ein Bündel aus. Bei manchen Pflanzen, wie z. B. an den
Laubbäumen, sind dergleichen Drosselbündcl in so großer Menge vor-
handen, daß sie alle kreisförmig an einander stoßen und den sogenann-
ten Holzring bilden.
6. Pflanzenfasern.
Wenn man einen Stengel oder ein Stück Holz zerschneidet, so sicht
man, daß es sich mehr oder weniger leicht in verlängerte Fasern theilen
läßt, die fester sind als das übrige Gewebe, und die sich schwerer zer-
reißen als von einander trennen lassen. Dieß ist etwas so Bekanntes,
daß man im Holze im gemeinen Leben eine gewisse Richtung unter-
scheidet, die man den Faden des Holzes nennt, welche auch die Rich-
tung der Fasern ist. Aus den Stengeln des Leins und des Hanscs
benutzt man diese Fasern zum Verfertigen von Stricken und Geweben,
die sehr fest sind. Die Fasern bestehen aus Gefäßen, die mit verlän-
gerten Zellen vermischt und umgeben sind. Zuweilen sind unter den
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
380
Gefäßen Cpiralgcfäße, häufiger aber, besonders im Holze, sind cs
punktirtc Gefäße und auch sehr lange, spindelförmige Zellen. Die Fa-
sern sind von Zeuengeweben nmgeben. Wenn man Pflanzen im Wasser
weichen läßt, wie inan's beim Hanfrosten thut. so bewirkt man eine
Zersetzung dieses Zcllengewcbcs, wodurch sie sich leichter von einander
trennen.
Co viel bekannt ist, sind die zähesten Fasern die des neuseeländi-
schen Flachses, einer vom Flachs sehr verschiedenen Pflanze, obgleich sie
nach dem von ihr gemachten Gebrauche alio genannt wird. Indem
man Gewichte an Fäden von gleichem Durchmesser aufhing, hat man
gcfilnden. daß ein Fade» Ceide ein Gewicht trägt von 34, von neu-
seeländischem Flachs 23|, von Hans und von Flachs Hz.
194. Die Pflanzen und das Licht.
Die Pflanze hat ein wesentliches Verhältnis; zum Lichte.
Das Licht gibt den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit
und die reine Ausbildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie
bekommen am Licht erst Saft und ein kräftiges, selbstständiges
Leben. Ohne Licht werden sie wol größer, aber bleiben ge-
schmack-, färb- und geruchlos. Sie kehren sich daher dem Lichte
zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller ausschlagen, kriechen
von entfernten Punkten, viele Ellen weit, auf dem Boden nach
der Seite zu, wo ein Lichtroch ist, und ranken sich, „als ob sie
den Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Öffnung zu
erreichen, wo sie des Lichts genießen können. Und scheinr's
nicht, als ob die Blumen, die wir in Torfen vor den Fenstern
ziehen, diese mit ihren Zweiglein zerdrücken möchten? Sind
dazu nicht Blätter und alle Blüthen dem Lichte zugekehrt? Ja
die Sonnenblumen und eine Menge anderer Blumen richten sich
gar nach der Bewegung der Sonne am Himmel, und drehen
sich nach ihr hin. Abends, wenn man von der Morgenseite auf
eine blumenreiche Wiese tritt, sieht man wenige, vielleicht keine
Blumen, weil alle der Sonne zugewendet^ sind; von der Abend-
seite prangt dann Alles voller Blüthen. Auch am Morgen auf
der Wiese, wenn es früh ist, sieht man, von Morgen kommend,
keine Blumen; erst wenn die Sonne wirkt, kehren sie sich ge-
gen Morgen. Einige öffnen sich der Sonne erst um 12 Uhr
Mittags. Nach Hegel.
195. Holsteins Pflanzenreich.
Schon gegen tausend wildwachsende Pflanzcnarten hat man bei
uns gezählt.
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
349
Egypren an längs der ganzen Nordküste Äfrika's kommt oft ein
ähnlicher Wind aus der Sahara und heißt Harmattan. Er
weht sogar nach Europa herüber, freilich durch den Einfluß des
Meeres gemildert, und heißt z. B. in Italien Sirocco. Men-
schen und Thiere fühlen sich in den 3 — 4 Tagen, wo er hier
gewöhnlich anhält, sehr erschlafft. Selbst im südlichen Frankreich
ist er zu spüren, wo man ihn spanischen Wind nennt."
„Auch bei uns entwickeln sich manchmal Luftarten, die zum
Athmen nicht taugen und in denen schon Mancher erstickt ist,
z. B^ aus gährendem Bier, aus glühenden oder dampfenden
Kohlen, in verschlossenen Brunnen, Kellern, unterirdischen Gän-
gen, Bergwerken u. s. w. — In Norwegen wollte eine Magd
auf einer Leiter in einen lange verschlossen gewesenen Brunnen
hinabsteigen, um Wasser zu schöpfen. Kaum hatte sie den Fuß
auf die dritte oder vierte Stufe gesetzt, so stürzte sie todt hinab.
Der Hausherr wollte ihr zu Hülfe kommen und hatte dasselbe
Schicksal. Zwei Nachbarn wollten die beiden Unglücklichen ret-
ten und stürzten ihnen nach. — Diese Geschichte hat sich bei
ähnlichen Gelegenheiten an andern Orten schon hunderte Male
wiederholt."
„Durch solche Erfahrungen mußte man darauf kommen,
daß es verschiedene Luft- oder Gasarten geben müsse, und Un-
tersuchungen, mit denen man freilich erst im vorigen Jahrhun-
dert ernstlich begann, haben dieß bestätigt. Untersuchungen —
denn wie der Mensch in dem kleinen Raume der unendlichen
Schöpfung, auf den er wirken und den er überblicken kann, ver-
sucht, die Natur zu erkennen und sich Unterthan zu machen, Al-
les erforschen, scheiden, zusammensetzen, messen und wägen will,
so ist auch die Luft ein Gegenstand seiner Thätigkeit und seines
Forschens geworden; denn die Natur kennen ist der erste Schritt
zur Herrschaft über sie." (Schlichting.)
Nähere Untersuchungen haben nun dargethan, daß die
Stoffe, aus denen die Atmosphäre zusammengesetzt ist, zwar
sehr mannigfaltig und vielerlei Weise verschieden fern können,
ihre Hauptbestandtheile indessen nur vier sind, nämlich: Stick-
stoffgas, Sauerstoffgas, Wassergas und kohlensaures
Gas, wovon die beiden ersteren Gasarten so wenig veränder-
lich >ind, daß man sie mit vollem Recht als in einem unverän-
derlichen Verhältniß beigemengt betrachten kann. Man hat bei
Luftschifffahrten mehrere 1000 Klafter über der Erdoberfläche,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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