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1. Bd. 4 - S. 78

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
78 I. Die Zeit der Konstitutionen. verkannt, zuletzt 1846 durch seine eigene Hand starb. — Allmählich aber näherte man sich da und dort: 1828 schloßen Baiern und Würtemberg einen Zollverein, zugleich trat Preußen in Einigung mit Darm stadt, und Sachsen brachte einen mitteldeutschen Handelsverein zusammen, der Preußen entzwei schnitt. Da gewann der preuß. Minister Motz Gotha und Meiningen, ihm Verbindungsstraßen mit Süddeutschlaud einzuräumen, und 1831 schloß sich Kassel dem preußisch-hessischeu Zollverein an. Endlich erkannten auch Baiern und Schwaben, trotz des Widerstands aller Liberalen und der Abmahnungen Englands, daß Preußen ehrlich sei und viel nachgebe; so verschmolzen beide Zollvereine 1833. Die übrigen Westdeutschen sammt Sachsen sahen sich 1835 genöthigt beizu^ treten, während Hannover mit seinen Nachbarn nun einen Steuerverein gründete. Metternich als Cavalier beschäftigte sich nicht viel mit so langweiligen wirtschaftlichen Fragen. Doch erkannte er in dieser Einheitsbewegung schon 1833 „eine für den deutschen Buud und für Oestreich höchst nachtheilige, uuheildroheude Erscheinung" und sah voraus, daß diese Vereiusstaateu unter der thätigen preußischen Leitung und bei den nothwendig sich bildenden gemeinsamen Interessen in „einen kompakten Körper" zusammenfließen werden, „wodurch alle nützliche Diskussion beim Bundestag (d. H. die Zweiköpsigkeit) aufhören wird." Schon ahnte er, Preußen durfte bald mit einer „neurepräfenta-tiven Verfassung" sich an die Spitze des übrigen konstitutionellen Deutschlands stellen. — Aber warum trieb er nicht Oestreich zum Beitritt? Das eben war der Fluch jener Trägheit, die er selbst der Staatsmaschine beigebracht hatte, daß diese sich, auch wenn Eile noth that, zu keiner beschleunigten Thätigkeit aufraffen konnte. Er warnte, flehte. Allein Oestreich konnte nicht so schnell seinen Zolltarif ändern, und nachher schämte es sich vor dem Scheine der Nachgibigkeit. Als es endlich den Willen zum Beitritt fand, hieß es: Zu spät!

2. Bd. 4 - S. 135

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 5. Die Union und Olmütz. 135 ten König von Hannover. Am 26. Mai 49 kam dieß Dreikönigsb ündniß zu Stande, in welchem Preußen Reichsvorstand wurde und so ziemlich nach der Frank-furter Reichsverfassung die gemeinschaftlichen Angelegenheiten bereinigen sollte. Da aber seine beiden Bundesgenossen im Stillen auf die Verhinderung des Werks hinarbeiteten, so half es wenig, daß die kleineren Regierungen sich ihm anschloßen. — Oestreich hatte sich indessen aus allen seinen Nöthen herausgearbeitet und trat mit Preußen zu einer Jnterimskommission zusammen, in deren Hände Erzherzog Johann 20. Dez. die Würde eiues Reichsverwesers niederlegte. Seinen engern Bund in's Leben zu rufen, versammelte jetzt zwar Preußen in Erfurt 20. März 50 ein kleindeutsches Parlament; aber ans Scheu vor Oestreichs Einsprache mußte es schon nach einem Monat vertagt werden, um nie wieder zusammen zu treten. Denn die kleineren Königreiche schloßen 27. Febr. ein „Vierkönigsbündniß," welches auf Anlehnung an Oestreich losstrebte. Dieses aber bestand dar-ailf, den alten Bundestag wieder zu erneuen, was ihm 10. Mai gelang. Immer mehrere Staaten fiele» ihm bei, und die Könige von Baiern und Württemberg jauchzten dem Kaiser Franz Joseph in Bregenz 11. Okt. zu, falls er auch gegen Preußen marschiren lasse. Wirklich rüstete man zum Kriege. Das kam so. Der Kurfürst von Hessen nahm den verhaßten Hassenpflug zum Minister, löste seine Stände auf und wollte ohne solche regieren; da weigerten sich die Behörden, die Steuern zu erheben, und weigerte sich das Heer, die Widerspenstigen zu zwingen. Der Kurfürst floh Sept. 50 ohne Noth nach Frankfurt und bat den Bundestag um Schutz, der ihm auch gewährt wurde; weil er aber auch Zur Union gehörte, bestritt ihm Preußen das Recht, beim Bundestag Hilfe zu suchen. Damit war der Knoten geschürzt. Die Preußen standen in Kassel, ein bairisch-östreichisches Korps aber rückte in Hanau ein und drang gegen Kassel vor. Bei Bronzell kam es 8. Nov. zu einem

3. Bd. 4 - S. 219

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 18. Der norddeutsche Bund. 219 Emannel, der zur Demüthigung Preußens mitwirken wollte, aber sich durch Mazzini gehindert fand rc., dauerten fort und mahnten zu steter Wachsamkeit. Daneben hatten, nach alter deutscher Unart, die Parteien ihre Lust darau, das Große, das erreicht war, zu bemäkeln und dem Ausland zuzuwinken, als sei noch nicht alles verspielt. Das stärkste darin leisteten die Ultramontanen, die sich in Baiern die patriotische Partei nannten, und die Demokraten in Schwaben. In der Luxemburger Aufregung hetzten sie unausgesetzt gegen Preußen, das um eines so armseligen Gegenstandes willen mit dem friedlichen Völklein der Franzosen anbinden wolle; sobald aber der Friede gesichert war, schleuderten sie heuchlerische Auflagen gegen den schwachen Minister, der ein so werthvolles deutsches Grenzland preisgebe. Und der jüdische Fortschrittsheld Jacoby rief in der preußischen Kammer aus: „Ein in der Freiheit einiges Deutschland ist die sicherste Bürgschaft des Friedens in Europa, unter der preußischen Militärherrschaft hingegen ist Deutschland eine beständige Gefahr für die Nachbarländer." Der aufreibende Kampf mit solchen Widersachern im eigenen Hanse drohte mehr als einmal die Kraft und Geduld auch eines Bismarcks zu erschöpfen. Eine zeitweilige Wichtigkeit bekamen jetzt durch ihre unnatürliche Stellung die vier süddeutschen Staaten. (Liechtenstein wäre eigentlich der fünfte, es wurde aber im Frieden von Prag vergessen und besteht seither, an Oestreich angelehnt, als souveränes Ländchen fort, ganz vhne Militär, seit seine 70 Mann, die 1866 bis Innsbruck gekommen waren, zurückgekehrt sind und die Waffen abgelegt haben). Diese vier also hiengen durch das Schutz-und Trutzbüudniß militärisch mit Preußen, durch den Zollverein merkantilisch mit dem Nordbunde zusammen. Ihnen wars freigestellt, ob sie unter sich einen Südbund schließen wollten; der kam aber für Hessen und Baden kaum in Betracht, weil jenes durch Oberhessen doch schon mit dem Nordbund verstrickt war, dieses seiner vorherr- 10*

4. Bd. 4 - S. 208

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
208 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. verfahren kenne. Da er kein Gehör fand, erklärte erden Bundesvertrag für erloschen und verließ den Saal. Tags darauf bot Preußen noch feinen nächsten Nachbarn Hannover, Sachsen, Knrhefsen (und Nassau) Frieden, d. H. Neutralität au; auf abschlägige Antwort zogen schon „16. Juni allerwärts die Preußen in diese Länder ein. Man hatte nun den Krieg. Ein tragischer Bruder-kampf sollte den unseligen Zwiespalt im deutschen Wesen schlichten. Zu Preußen hielten nur Mecklenburg, Oldenburg, Thüringen und die Hansestädte; Baden, das zu ihm neigte, konnte diesem Zuge nicht Folge geben um seinem Nachbarn willen. Oestreichs Gesandter war so siegsgewiß, daß er am gleichen Tage allen bundestreuen Regierungen ihren Besitzstand garantirte, während die Preußen „mit affenmäßiger Behendigkeit" und größter Präzision ohne Störung und Kreuzung, schlagfertig über die Grenzen vordrangen und am 17. Juni in Hannover, 18. in Dresden und Kassel einrückten. Umsonst suchte die hannoversche Armee mit ihrem blinden König, planlos tastend, sich nach Baiern durchzuschlagen; bei Langensalza 27. Juni festgehalten, erwehrte sie sich wohl tapfer des preußischen Angriffs, war aber bald durch rasche Benützung der Eisenbahnen von 40,000 Preußen so umschlossen, daß sie am 29. kapitnliren mußte. Die Sachsen und Hessen dagegen zogen sich südwärts ans ihre Bundesgenossen zurück. — Während also gegen alle Erwartung Norddeutschland im Flug erobert wurde, siel auch iu Italien ein Schlag. Umsonst hatten die Preußen dem Piemontesen La inarmora anempfohlen, alles Ernstes ans Wien zu marschireu und einen Stoß ins Herz zu versuchen. Der schwache General folgte dem Wink Napoleons, der den Angriff aufs Festungsviereck zu beschränken rieth, und rückte darauf so blindlings los, daß Erzherzog Albert, ein Sohn des tüchtigen Feldherrn Karl, mit seinen 85,000 Mann den Feind trotz aller Tapferkeit 24. Juni bei Enstozza anss Haupt schlug und über den Mincio zurückwarf. Auf dieser Seite trat vorerst

5. Bd. 4 - S. 5

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 1. Deutschlands Ernüchterung 5 Staatskasse warf er mit seinem Privatbeutel zusammen. Dagegen gieng der Freund Göthe's und Schillers, Karl August von Sachsen-Weimar allen Fürsten voran in Ertheiluug einer wirklich freisinnigen Verfassung 1816. Hier dursten die Vertreter des Volks an der Gesetzgebung mitarbeiten und die Verwaltung der Finanzen beaufsichtigen ; ein Beispiel, das auf die übrigen sächsischen Herzoge nicht ohne Wirkung blieb. Mehr jedoch geschah in Süddeutschland für die Einführung eines geordneten Rechtslebens. König Maximilian I. (1799 —1825) war im Grunde napoleonisch gesinnt und sein Minister Montgelas, früher ein Jllumi-nat, hatte sehr rücksichtslos resormirt, um 83 geistliche und weltliche Länder zu einem neuen Baiern zusammen zu schmelzen; er hatte 200 Klöster aufgehoben, sodann protestantische Männer nach München eingeladen und damit wohl etwas Licht im stockkatholischen Lande verbreitet, aber auch die Kirchenmänner bitter gekränkt. Er mußte 1817 abtreten, worauf dann ein Concordat der Kirche versprach, sie in allen kanonischen Rechten zu schützen. Veröffentlicht wurde es erst, nachdem 1818 eine ständische Verfassung gegeben worden war, freisinnig, aber mit dem Concordat im Widerstreit. Da hals denn 1821 eine königliche Erklärung nach, welche den Katholiken erlaubte, die Versassuug nur so zu beschwören, daß sie dadurch zu nichts verbindlich gemacht werden, was den katholischen Kirchensatzungen entgegen wäre! — War diese Verfassung gewissermaßen der Eifersucht gegen Preußen entsprungen, so fiel die badische 1818 vermöge der Eifersucht gegen Baiern noch freier und vielversprechender aus. Baiern sprach nämlich als Erbe der alten Pfalz den nördlichen Theil Badens an, worüber sich ein Streit entspann, der erst 1819 geschlichtet wurde. — In Württemberg entbrannte ein heißer Kampf über das „alte Recht,“ das der Rheinbundsionig über den Hansen geworfen hatte. Wilhelm I. (1816—64) bot hier 1817 eine gute Verfassung an, welche aber die Stände hartnäckig verwarfen,

6. Bd. 4 - S. 76

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
76 I- Die Zeit der Konstitutionen. pfindlichste verletzt, aber der Bund rührte sich nicht. — Dem König gelang es nun zwar, eine Ständeversammlung zusammenzubringen, der er 1838 einen neuen Ver-sassungsentwurf vorlegte. Sie verwarf aber denselben und beschloß, den Bundestag um Schutz für das Grundgesetz von 1833 zu bitten. Darauf wurde sie vertagt, und erst die Stände des I. 1840 ließen sich den neuen Entwurf mit einigen Abänderungen gefallen. Beim Bunde aber stellten wohl Baiern, Würtemberg und Baden vor, wie gefährlich solches Verfahren des neuen Königs sei, wie leicht die Menge aus einem Umstürze des Rechtes ein Recht des Umsturzes ableite rc. Doch wurde mit 9 gegen 7 Stimmen die Klage der hannöverschen Stände abgewiesen, „da bei obwaltender Sachlage eine bundesgesetzlich begründete Veranlassung zur Einmischung in diese innere Landesangelegenheit nicht bestehe." Also regte sich der Bundestag nur als Zuchtmeister der Deutschen, und vom Schiedsgericht, das er 1834 zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Regierungen und Ständen eingesetzt, hoffte man fortan nichts mehr. Man sagte sich nun offen, daß eine freiere Luft in Deutschland erst dann zu hoffen sei, wenn eine seiner Großmächte sich auf Verfassuugswege begebe. Diesen Schritt hoffte man natürlich mehr^von Preußen, als von dem abgestandenen Oestreich. Schon 1831 hatte der Schwabe Paul Pfitzer ausgesprochen, daß Preußen mit Ausscheidung Oestreichs die Führung der deutschen Stämme zu übernehmen und durch ein Parlament in Berlin zu sichern habe. Urtheilte er auch ungerecht, wenn er schrieb: „Unser ganzer Jammer kommt daher, daß 30 Familien noch nicht zur Erkenntniß gekommen sind, daß für 30 Mill. Deutsche 30 Könige zu viel sind" (sofern ja auch die Volksstämme und ihre Wortführer der Einigung widerstrebten) so mußte man ihm doch beistimmen, wenn er darthat: „das heiligste Recht einer Nation ist, eine solche zu sein und als solche anerkannt zu werden." — Dann wagte der badische Rechtsprofeffor Welker in der schon

7. Bd. 4 - S. 77

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 12. Deutschland sucht sich. Der Zollverein. 77 damals redefreisten Kammer Süddeutschlands darauf anzutragen, daß neben dem deutschen Bundestag eine Nation nalvertretnng geschaffen werden sollte, bestehend aus Mitgliedern der verschiedenen Ständeversammlungen, um bei allen das gauze Deutschland betreffenden Angelegenheiten mitzusprechen. Dieser Antrag wurde jedoch als revolutionär bezeichnet. Den freien Redeübungen in den süddeutschen Kammern stellte» sich vorerst in Prenßen hauptsächlich Exercierübungen an die Seite. In anderer Weise aber bahnte sich doch die Einheit Deutschlands fühlbar an, und zwar auf unscheinbarem Wege. In der Hungersnoth 1817 hatte Württemberg beim Bundestag geklagt, daß die Ausfuhr von Vieh und Frucht zwischen den deutschen Staaten in unverantwortlichem Grade gesperrt sei; die Sache wurde, weil jeder uur über den Nachbar klagte, ans die lange Bank geschoben. In Preußen selbst bestanden Schranken, die den Scheffel Weizen am Rhein um 5 M. theurer machte als in Posen. So schaffte es zuerst alle Zollgrenzen der Provinzen ab und nahm auch Enklaven wie Schwarzburg 1819 iu sein Zollsystem auf; 1828 nach langem Sträuben Köthen. Für den Bund arbeitete dann der badische Nebenins 1818 eine Denkschrift aus, welche alle Forderungen enthielt, die der Handel zu seinem Gedeihen ansprechen mußte; aber der Bundestag that nichts und Berathungen einzelner Regierungen in Darmstadt (1820 bis 23) führten zu keinem Resultat; die Sonderinteressen waren noch zu gewaltig. — Der Rentlinger Li st gründete wohl 1819 mit Kaufleuten, welche die Frankfurter Messe besuchten, einen Verein zur Betreibung dieser Angelegenheit; dessen Konsulent wurde er selbst und verlor darüber seine Tübinger Professur. Weil er «och weiter agitirte und die würtembergische Verwaltung scharf kritisirte, wurde er sogar seines Sitzes in der Ständekammer verlustig erklärt, fuhr jedoch fort, für einen allgemeinen Zollverein und ein Eisenbahnsystem über alle deutsche Gaue hin zu wirken; ein Prophet in staatswissenschaftlichen Fragen, der viel

8. Bd. 4 - S. 132

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
132 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. derte. Zugleich empörte sich die trunkene Garnison in Karlsruhe, mordete einen Rittmeister und stürmte gegen das Zeughaus, welches die Bürgerwehr noch mnthig vertheidigte. Der Großherzog aber floh in der Nacht und alle Ordnung im Ländchen löste sich auf. Ein Lieutenant Sigel und der Pole Mieroslawski riefen alles in die Waffen und suchten den Aufstand zu organisiren, fanden aber die Massen zu zügellos. Sie trachteten ihn auszubreiten; die Odeuwälder wollten sich auch bereits anschließen und erschossen den abmahnenden Kreisrath; das empörte aber die Darmstädter Truppen so, daß sie unter die Aufrührer schossen, wodurch Hessen vom Aufstand bewahrt blieb. Das Reichsparlament, das schon die sächsische Revolution anerkannt hatte, war nun aus einen Rumps von 100 Radikalen zusammengeschmolzen, welcher aus Furcht vor den herannahenden Preußen 30. Mai die Paulskirche räumte und sich nach Stuttgart zurückzog, dort den Reichs-Verweser absetzte und fünf Reichsregenten ernannte, die sofort von dem Württembergischen Ministerium Geld und Mannschaft verlangten. Die Aufregung im Volke, durch republikanische Geldspenden auch unter die Truppen verbreitet, wuchs dergestalt, daß der Minister Römer, um Badens klägliches Loos von seinem Lande abzuhalten, 18. Juni das Sitzungslokal der Versammlung sperrte und den Zug der Abgeordneten durch Militär auseinander trieb. Also verendete das von so hochansteigenden Hoffnungen getragene Reichsparlament; seinem Reste selbst mußte der gewaltsame Schluß als ein noch erträglich ehrenhafter Ausgang fast willkommen sein. Der badisch-pfälzische Ausstand war damit ans einen engen Raum beschränkt. Aus die Bitte des Großherzogs rückte der Prinz von Preußen 13. Juni in die Pfalz und warf die Freischaaren auf's rechte Rheinufer hinüber, worauf er die Säuberung des Landes den Baiern überließ, 20. Juni bei Germersheim den Rhein überschritt und den Mieroslawski bei Waghäusel 21. Juni gründ-

9. Bd. 4 - S. 212

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
212 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. hatte; die reiche Bundesstadt mußte starke Kontributionen zahlen. Dann übernahm Manteuffel den Oberbefehl über die 60,000 Mann starke Mainarmee, die 50,000 Baiern und wohl 50,000 Südwestdeutscheu gegenüberstand, und schlug 23. Juli die Badeuser bei Huudheim, 24. die Württembergs bei Tauberbischossheim, 26. die Baiern bei Roßbrunn, bis 2. August vor Würzburgs Mauern die Nachricht vom Abschluß des Waffenstillstandes auch mit den Süddeutschen eintraf, gerade als deren Heere sich endlich zusammengefunden hatten. Sie gestanden sich, ihr Feldzug sei ein Fehlzug gewesen; die Mängel der Bundesarmee, welchen Preußen so lange vergeblich abzuhelfen gesucht hatte, wareu vollständig an's Licht getreten. — Preußen aber forderte nicht nur Kriegskosten, sondern auch ein Stück Land, namentlich von Baiern, dessen fränkische Fürstentümer vor 60 Jahren noch preußisch gewesen wareu. Erschreckt wandten sich alle Höfe (außerdem badischen) an Napoleon um Hilfe. Am 5. August forderte er durch feinen Gesandten Benedetti von Preußen nicht blos die Grenze von 1814 für Frankreich, nein geradezu Rheinbaieru und Rheinhessen sammt Mainz, worauf Bismarck ruhig sagte: Dann ist's Krieg! Napoleon sah sich zu diesem ungerüstet und lenkte ein; er wollte sich zur Noth mit Luxemburg, Landau rc. begnügen, aber Wilhelm blieb dabei: Nicht einen Schornstein von Deutschland! Doch konnte nun Bismarck den Süddeutschen zeigen was von Westen drohe; so verständigte man sich schnell, Würtemberg (13. Aug.), Baden (17.), Baiern (22. A.), Darmstadt (3. Sept.) schloßen nacheinander Friede mit Preußen, und traten zugleich in Schutz- und Trutzbündnisse mit demselben, die aber vorerst geheim blieben. Darmstadt und Baiern hatten etwas Land abzutreten; für Sachsen, welchem anfangs die Aenderung der Dynastie zugemnthet wurde, genügte schließlich (21. Okt.) der vollständige Beitritt zum norddeutschen Bund. Schon vorher 3. Okt. war der Friede zwischen Oestreich und Italien in Wien unterzeichnet worden. Jetzt

10. Bd. 2 - S. 331

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 9. Zeit der letzten Hohenstaufen. 331 einst so hochbeglückte, hellstrahlende, schleunig, blutig und jammervoll untergegangen! tz 9. Noch etwas von der Gestalt des deutschen Reichs um die Zeit der letzten Hohenstaufen. Das deutsche Reich war nicht mehr so groß als früher. Burgundische und Lothringische Landschaften hatten sich schon von ihm losgetrennt, wie sich in der Folge noch manches von ihm ablöste, ohne daß wir es jedesmal an- führen können. Dänemark, Ungarn. Polen erkannten seine Oberherrlichkeit nicht mehr an. Und in seinem Bestände hatte es jetzt gar eine andere Gestalt als früherbin. Die alten großen Herzogthümer hatten sich zersplittert oder ganz aufgelöst. So waren ans dem alten Bayern die getrennten Lande: Bayern, Kärnthen, Oestreich, Steiermark, Tvrol geworden. Das große Herzogthum Sachsen war in den beschränkten Theil, der den Namen fortführte, die Erzbisthümer Magdeburg, Bremen, die Bislhümer Halberstadt, Osnabrück k., die Landgrafschaft Thüringen, die Markgrafschaft Meißen, die Grafschaften Holstein, Oldenburg k. auseinandergegangen. Schwa- den zerfiel mit dem Untergange der Hohenstaufen gänz- lich; Baden, Württemberg, Hohenzoücrn und viele an- dere, zum Theil winzige Herrschaften treten da hervor. Franken hatte schon vorher als Herzogthum völlig auf- gehört; aus diesem hatten sich die Stifter Mainz, Würz- burg, Bamberg re., die Pfalzgrafschaft bei Rhein, die Grafschaft Nassau re. die Reichsstädte Frankfurt, Nürn- berg rc. gebildet. So stand denn der Kaiser mit seinen immer mehr verarmten Rechten und Einkünften über einem in eine Menge einzelner, von einander unabhängiger Herrschaften zertheilten Reiche. Alle unmittelbar unter dem Kaiser stehenden oder, wie man sagte, „reichsfreien" Herren und Körperschaften
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