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1. Bd. 4 - S. 161

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 10. Der Sipahi-Aufstand. 161 Militäraufstand im britischen Indien alle Blicke nach dem Osten. Hat man schon je und je gemeint, England stetig sinken zu sehen, weil sein Einfluß in Europa dem früher ausgeübten nicht mehr gleich kommt, so muß dabei berücksichtigt werden, daß die britischen Bestrebungen sich nicht wie die der andern Mächte auf einen Welttheil concen-trtren, vielmehr geradezu in alle Meere sich verbreiten. Auf 42 beläuft sich jetzt die Zahl der britischen Kolonien. Ganz unbeschrieen wachsen solche in Canada, Südafrika, Australien :c. zu bedeutenden Staaten heran, welche seit 1850 das Recht erhielten, ihre Verfassungen selbständig zu ordnen. Dieselben werden voraussichtlich dereinst auf weite Gebiete bestimmend einwirken, während jetzt die Rücksicht auf das Gedeihen dieser jungen Kinder die Mutter oft davon abhält, für näher liegende, speziell europäische Fragen sich übermäßig zu ereifern. Von dem, was die fleißigen Briten in Ostasien zu Stande brachten, soll nun die Rede sein. Wie das Reich der Haudelskompagnie in den Kriegen gegen Frankreich heranwuchs, haben wir (Iii, § 8) gesehen. Es wuchs aber seither beständig durch Eroberungen nach außen, durch Aufhebung der Monopole und Binnenschranken nach innen. Im I. 1818 gelangten die Mahrattakriege zum Abschluß; ein Armeekorps wurde damals von der in Bengalen ausgebrüteten Cholera fast vernichtet, eine Seuche, die sofort ihren ersten Zug nach Westen antrat. Schwere Kämpfe aber im Innern Ostindiens schienen hinfort kaum mehr möglich, die Hauptaufgabe blieb, Räuber* und Mörderbanden, wie die Thags, niederzujagen und die Kräfte des Landes in friedlichem Fortschritt zu entwickeln. Dagegen erhob sich immer neuer Streit an den Grenzen und gab Aulaß, dieselben stets weiter hinauszurücken. Da war z. B. der Kaiser von Barma, gewöhnt, sich als den höchsten Erde-herrn anzusehen; er richtete stolze Forderungen an den Generalgouverneur Lord Amherst, und mußte durch Schaden klug werdeu, indem eine britische Flotte Rangun 1824 7**

2. Bd. 4 - S. 182

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
182 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. Poleon geradezu verboten hatte; und im Sommer 62 stiftete er allenthalben Schützenvereine, um Südtyrol und Venetien zu überfallen. Da ihm aber die Regierung hier entgegentrat, landete er wieder mit 3000 Freiwilligen in Calabrien unter dem Rufe: Rom oder den Tod! Napoleons Drohung nöthigte den Minister Rattazzi, ein Heer unter Cialdini gegen ihn zu schicken. Dieser vertrat den Freischaaren den Weg und bei Aspromonte 28, Aug. 62 wurde Garibaldi verwundet und gefangen^ Der König vergab ihm zwar den eigenmächtigen Schritt, aber die langsam heilende Fußwunde verdammte den kühnen Mann zu längerer Unthätigkeit. Am 15. Sept. 64 versprach Napoleon, nächstens seine Truppen aus Rom zurückzuziehen, falls Italien dasselbe dem Papste lasse und Florenz zu seiner Hauptstadt erwähle. Das geschah 1865 und im nächsten Jahre zogen die Franzosen aus Rom ab. § 13. Der nordamerikanische Bürgerkrieg. Haben wir nur kurz (S. 17 ff.) der neuen amerika^ nischen Staaten gedacht, so verdient dagegen der älteste, die Union, schon darum eine eingehendere Betrachtung, weil er seit seiner Gründnng (111, 476) mit Deutschland durch immer innigere Bande verknüpft worden ist. Obwohl aber Auswanderung und Handelsverkehr Nordamerika allen vaterländischen Heimstätten so nahe gerückt haben, daß fast jede Familie ihre Vertreter da drüben hat, bildet doch jenes ungeheure, mächtig anwachsende Ländergebiet eine Welt für sich, welche schon in ihren jüngeren Jahren sich jede Einmischung europäischer Staatsinteressen alles Ernstes verbat (S. 20), ebenso aber auch allen Verwick-lungert in europäische Fragen mit Geschick auswich; nur versteht sich von selbst, daß sie Nationen, welche sich ihre Freiheit erkämpfen, und republikanischen Regierungsformen besondere Sympathieen entgegenbringt. Doch die Gefühle gelten da wenig; Geschäfte machen ist in jenem betriebsamen Staatenbund die Hauptsache. Um der Freiheit des

3. Bd. 4 - S. 186

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
186 H. Die Zeit neuer Staatenbildungen. Ilvr Staaten, die als „Conföderirte Staaten von Amerika" unter dem früheren Kriegsminister Jefferson Davis in der Hauptstadt Virginiens, Richmond, zusammentraten, da denn ihr Vicepräsident Stephens die göttliche Institution der Sklaverei für den Eckstein der neuen Republik erklärte. Es waren etwa öl/2 Mill. Weiße mit 4 Mill. Farbigen, welche die 22 Mill. des Nordens zum Kampf herausforderten. Durch Verrath der Minister hatten sie sich erst der Kriegsvorräthe des Bundes bemächtigt, alle Anstalten zum Kriege getroffen, auch die meisten und besten Offiziere auf ihre Seite gezogen. Lincoln, obwohl von allen Hilfsmitteln entblöst, schrack vor der Aufgabe, die ihm (s. 4. März) gestellt war, nicht zurück. Die Südliuger eröffneten den Kampf, indem sie das bei Charleston gelegene Fort Snmter, kraft ihrer Ansicht vom Recht des Einzelstaats, zur Ergebung aufforderten und es (11. April) mit Glühkngeln beschossen, bis der Major kapitulirte. Lincoln, dem damit der Krieg aufgezwungen war, betonte die Unauflösbarkeit der Union, und behandelte die Secession jedes Staats als Rebellion, obwohl er vorerst keineswegs gegen die Sklaverei vorzugehen dachte, vielmehr durch seine gemäßigten Erklärungen auch schwankende Grenzstaaten bet der Union festhielt. Zunächst rief er 75,000 Freiwillige auf 3 Monate unter die Waffen; dann 60,000 für die Dauer des Kriegs. Doch was wollte das heißen gegen die begeisterten, kampfgeübten Südliuger unter ihrem trefflichen Lee! Die erste Schlacht am Bullrun, der in den Potomac fließt, 21. Juli endete mit schmachvoller Flucht der Nördlinger. Da war denn Napoleon sogleich bereit, die (Konföderation anzuerkennen und zwischen den beiden Parteien „zu vermitteln;" aber England, so schwer es durch die Blokade der Südstaaten und das Ausbleiben der Baumwolle in seinem Gewerbsleben gestört war, so willkommen auch ihm eine Schwächung der unverhältnismäßig rasch herangewachsenen Uebermacht Nordamerikas gewesen wäre, wies seine Vorschläge ab. Der Flotte gelang April 62

4. Bd. 4 - S. 320

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
320 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. Preußen u. a. Ländern eingeführt wurde. In bester Absicht unternommen, war sie doch ein verfehltes Werk (S. 9)'; gedeihliche Schöpfungen auf dem Boden der Kirche gehen einmal nicht ans bloßen Cabinetsordren hervor. In Schlesien trennte sich nach hartem Kampf 1831 ein Theil der Lutheraner völlig von der unkten Landeskirche. In Sachsen, Baiern, Hannover rc. wollte man aber von der Union gar nichts wissen; und so haben wir denn statt zwei nicht eine, sondern drei Kirchen bekommen, eine lutherische, eine reformirte und eine nnirte, auf welches Ergebniß schon Spener eventuell hingedeutet hatte. Durch die Ereignisse von 1866 ist in mehreren nun mit Preußen vereinigten Landeskirchen der Wirrwarr noch vermehrt worden; und die Schwäche des deutschen Protestantismus in Herstellung einer kirchlichen Verfassung und Anbahnung wirklicher Selbstregierung offenbart sich sowohl in den Anläufen, die man dazu nimmt, als auch in der Rath-losigkeit, die resignirt davon absteht. Mehr als durch große Organisationen gelang der Kirche durch freiwillige Gesellschaften. So namentlich die Verbreitung der heil. Schrift. Die 1804 durch Gottes besondere Vorsehung hervorgerufene große Britisch-Ausländische Bibelgesellschaft wirkte fortwährend und in immer wachsender Ausdehnung, wie sie denn jetzt schon 80 Mill. Bibeln (in 215 Sprachen der Welt) verbreitet hat; rührig auch die s. 1812 entstandenen deutschen Bibelvereine. Anfangs hatten sich auch Katholiken eifrigfreudig an dieser Thätigkeit betheiligt, bis der Papst mit dem heftigsten Fluch über das Treiben der Bibelgesellschaften dem entgegentrat. In den evangelischen Landen aber wurde das theuerwerthe Wort in alle Häuser und Hütten gebracht, nach und nach auch in die Heidenländer verbreitet. — Andere Vereine arbeiteten für die Verbreitung kleinerer Erbauungsschriften, angeregt durch die 1799 in England gestiftete Traktatgesellschaft, welche allein schon 1720 Mill. solcher unansehnlichen Boten ausgesandt hat. Es erschienen mit den alten, neue von Christo zeugende Predigtbücher,

5. Bd. 4 - S. 159

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 9. Alexander Ii. 159 ihre Kinder das Erbrecht. Priestersöhne sind s. 1869 nicht mehr genöthigt Priester zu werden; und so bahnt sich auf mehreren Punkten eine europäischere Behandlung der kirchliche» Frage an. Lange hütete sich der Zar vor allen kriegerischen Verwicklungen in Europa, ohne aber darum die Erweiterung seines riesigen Reichs zu vernachlässigen. Einerseits freilich zog er sich vom dritten Welttheil zurück, indem er das arme Aljaska im nordwestlichen Amerika 1867 um 77s Mill. Dollars an die nordamerikanische Union ver-kaufte. Ju Asien aber hat Rußland, wie Nikolaus sagte, keine Grenze, d. H. dieselbe ist noch immer im Flnß. Wie es den Kaukasus 1859 eroberte und befriedete, ist schon S. 71 erzählt. Auch gegen China hin begann es schon vor dem Krimkrieg saust zu drängen, indem am Unterlauf des Amur Nikolajewsk und andere Stationen angelegt wurden; dann benützte es den Zwist, in welchen das himmlische Reich mit den Westmächten gerieth, um sich 1858 das dünn bevölkerte Amurgebiet abtreten zu lassen, womit es sich einen offenen Eingang in wärmere Meere sicherte. Zum Dank für die Vermittlung des Friedens mit den Seemächten erhielt sein Gesandter Jgnatiesf 1860 noch einen weiteren Landzuwachs bis au die Grenze Koreas. Die öden Kurileu-Juselu trat Alexander 1875 an Japan ab und tauschte dagegen deu kohlenreichen Rest der Insel Sachalin ein. — Seit 1775 hatte der chinesische Kaiser sich die Dsungarei unterworfen; bis 1863 standen chinesische Besatzungen in den bedeutenderen Städten. Da begannen die unterdrückten Muhammedaner den heiligen Krieg in Schansi, welcher bald das ganze Jnnerasien aufregte. Dieseu Rebellen nahmen die Russen 1871 die Hauptstadt Kuldscha weg, ohue erst in Peking anzufragen, wandelten dann das Chanat Dsuugarien ins Prilensker Generalgouvernement um und vereinigten dies auf ewige Zeiten mit dem Mutterlande. In jenen innern Kriegen hat ein Glückssoldat, der kräftige Usbege Jaknb Beg (f 1877) Kaschgar er-

6. Bd. 4 - S. 339

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 31. Die Mission. 339 8 Vereine bildeten sich unter den Holländern im weiteren Verlauf. Jänike in Berlin wollte nicht dahinten bleiben und sandte s. 1800 den um Männer verlegenen Niederländern und Engländern treffliche deutsche Jüngliuge zu, die er siir's Werk vorbereitet hatte, z. B. für Afrika Renner und Echmelen, für Indien Rheni ns (f 1838), für Chiua Gützlaff :c. Der gleiche heilige Drang erfaßte auch Süddeutsche und Schweizer; 1815 trat die „Ev. Missivusgesellschaft" in Basel auf den Plan, die Kan-kasien und Westafrika, später Indien und Chiua mit Arbeitern versah. Ein Berliner Verein s. 1824 bedachte Südafrika; eben dort fieng 1826 ein rheinischer seine Arbeit an, verbreitete sie aber auch nach Borneo, Sumatra und China; ein norddeutscher s. 1836 arbeitet in Neuseeland und Westafrika. Die lutherische Mi)-sionsgesellschast in Leipzig setzt s. 1836 das Werk der Hallischen Senbboten fort; und der geisteskräftige Ludwig Harms in Hermauusburg (f 1865) hat s. 1848 gezeigt, wie eine einzige Gemeinde, wenn sie erst selbst zum Leben gebracht ist, es großen Gesellschaften gleich thun kann, indem sie alle ander Jahre Duzende von Missionaren zu Kassern und Betschuaneu, zu den Telugus in Südindien und den aussterbenden Australiern, nenestens zu den Gallas sandte. — Daß sich auch in Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland rc. ähnliche Vereine gebildet haben, beweist, wie allerwärts in lutherischen Landeskirchen die Pflicht und Lust gefühlt wird, den Schatz, in dessen Besitz man wahres Glück gesunden hat, durch Hinauswerfen zu vermehren. Und vergessen dürsen auch die evangelischen Franzosen nicht werden, welche 1824 ein Seminar gründeten, das für die Basuto in Südafrika eine Segensquelle geworden ist. So zählt man nun wohl über 80 Missionsgesellschaften. von denen die meisten, 28 britische und 26 continen-tale, aus Europa kommen; in Amerika haben sich jedenfalls ihrer 20 gebildet, in Afrika und Australien je 3. Es gab auch Christen, welche die Formen und Normen 15*

7. Bd. 4 - S. 346

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
346 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. Hawaii, sich Kanaka-Prebiger von dort zu holen. Und Mikronesien, wie man die winzigen Inseln im Westen nennt, mit vielen nichtpolynesischen Dialekten, ist gleichfalls 1852 ein Arbeitsfeld für Hawaiische Missionare geworden, das jetzt in schönster Blüthe steht. Das Jubiläum, welches die Hawaii Kirche 1870 feierte, war ein fröhliches Fest, nur getrübt durch die sichere Thatsache, daß die Bevölkerung von 120,000 Seelen in 50 Jahren auf die Hälfte geschmolzen war. Mau sucht jetzt die Arbeitskräfte durch eiugewauderte Chinesen zu ersetzen, unter welchen auch fleißig missiouirt wird. Der Staat ist von den christlichen Mächten anerkannt und wird nach einer Verfassung (1840) regiert. — Ein ähnliches Reich am andern Ende Polynesiens hätte Neuseeland werden können; leider aber stach das schöne Land der menschenfressenden Maoris seinen Antipoden, den Briten, zu lockeud in die Augen. Nachdem nämlich Marsdeu 1814 den Maoris das Evangelium gebracht und dieses sich reißend schnell verbreitet hatte, drängten sich viele Matrosen und Ansiedler auf die einst so gefürchteten Küsten; auch ein französischer Bischof erschien 1837 und suchte für Frankreich und Rom zu werben. Das zu verhüten, bewogen die englischen Missionare 512 Häuptlinge, trotz alles Einredens der Franzosen, die Oberhoheit Englands anzuerkennen 1840, damit zwischen Maori und Pakeha Recht und Gesetz eingeführt werde. Aber wie nun die Schaaren der Pakeha (Einwanderer) nachrückten und immer mehr Land ankauften, fürchteten sich die an Zahl jährlich abnehmenden Maoris, endlich gar vom geliebten Boden verdrängt zu werden, und weigerten sich weiteren Landverkaufs, wählten auch selbst einen König, um unter dessen Herrschaft als Nation aufzublühen. Obwohl nun die Kolonisten die große, früher wenig bewohnte Südinsel mit ihren Goldfeldern völlig besaßen, und schon zwei Drittel der Nordinsel inne hatten, genügte ihnen das doch nicht: sie eigneten sich noch weiteres Land mit Unrecht an; und als die Maoris sich erlaubten, die eingesteckten Grenzpfähle auszureißen, ent«

8. Bd. 4 - S. 183

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 13. Der nordamerikanische Bürgerkrieg. 183 Seehandels willen kämpfte er (1812—14) nicht unrühmlich mit dem Mutterstaat, welchem er bald in allen Meeren Konkurrenz machte. Als das Jahrhundert anbrach, bildeten 16 Staaten mit 5 Mill. Einwohner einen Streifen am atlantischen Meer, worin vom großen Westen noch kaum die Rede war. Im Innern handelte es sich vornehmlich um die Förderung und den Schutz der nationalen Interessen; und da that sich zwischen den Süd- und Nordstaaten mit der Zeit eine gähnende Kluft auf. letztere hatten einen Vorsprung durch den mächtigen Anwuchs freier Arbeit, da deutsche, britische und andere Einwanderer die Indianer immer rücksichtsloser aus ihren Jagdgründen zurückdrängten, alljährlich neue weite Gebiete bevölkerten und bebauten und auch die Industrie der englischen mächtig nacheiferte. In den Südstaaten dagegen wurde Baumwolle ein immer lohnenderer Anbau, dessen Ernten alle Fabriken Enropa's und Amerika's versorgten. Das war aber eine von Weißen verschmähte Arbeit, daher man sich hier je mehr und mehr auf das Züchten und Halten von schwarzen Sklaven legte, bereit Preis mit dem der Baumwolle beständig stieg. Die Einfuhr von Afrikanern war s. 1814 verboten; sie einzuschmuggeln wurde ein einträglicher Handel. Aus den riesigen Pflanzungen lernten die großen Grundbesitzer die Kunst des Regierens, durch welche sie mehr und mehr auch die Centralregierung in ihre Hände zu bringen suchten. Da stritt man denn lange um das rechte Zollsystem; wollten die Nördlinger die Einfuhr fremder Manufakturen erschweren, um ihre eigenen zu schützen, so sahen die Südlinger nur daraus, wie sie ihre Sklaven am wohlfeilsten nähren und kleiden, ihre Baumwolle, Tabak rc. am gewinnreichsten verkaufen konnten. Immer strenger aber verbot man bett Farbigen jedes Bildungsmittel, damit sie bloße Lastthiere würden. Ebenso waren die Südlinger darauf bedacht, daß die Zahl der Sklavenstaaten int gleichen Verhältniß mit den freien zunehmen. Das geschah zuerst durch die Erwer-

9. Bd. 2 - S. 398

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
398 lx. Zeit des sinkenden Papstthums. gleichung mit Johann Xxii., der ja doch der Papst blei- den tollte. Allein dieser wies, wie es freilich nach den Vorgängen in Italien gar nicht anders zu erwarten stand, alle seine demüthigen Anträge schroff zurück. Zwar starb Johann 1334 und ein friedliebender Mann, Be- nedict Xii., folgte ihm; aber gegen Ludwig durfte er keine» Friedensgedanken Raum geben, denn das litt sein Herr und Meister, der französische König, nicht. Ludwig sandte dem Papste ein Sündenbekenntniß und Gehor- samsgelöbniß zu, erhielt aber nur diese Antwort: wenn er der Milde und Erbarmung des apostolischen Stuhls genießen wolle, so solle er zuvor seine Krone nie- derlegen, die er ohne päpstliche Genehmigung trage. Doch da mußten nun alle nickt Stockblinden deut- lich sehen, worauf gezielt werde, daß das deutsche K a iser th u m zu Schanden gemacht und D eu tsch- land unter Frankreich geknechtet werden solle, und da erhob sich jetzt das ganze Reich mit lauter Stimme wider solcheschnödigkeit, und die Kurfürsten traten zu dem berühmte» K urverein z u Rense (am Rheine), 1338, zusammen, allwo beschlossen wurde, „daß der recht- mäßig gewählte deutsche Kaiser seine Macht von Gott habe und der päpstlichen B e st ä t i g u n g gar nicht bedürfe." Dieser Beschluß wurde auf einem nachfolgenden Reichstage a ls R e i ch s gr u n dgese tz auf- gestellt. Somit war denn auch das deutsche Kaiserthum, so wie schon vorher das französische Königthum (tz 4), von der römischen Hierarchie unabhängig erklärt worden. Wie hätte Ludwig von dieser Erhebung der Deutschen ermnthigt werden können! Aber bald stellte sich wieder sein Klcinmuth ein, und in der Verzagtheit seines Herzens handelte er merkwürdig verkehrt und sehr ärger- lich. Er wollte jetzt den französischen König, seinen und Deutschlands Erbfeind, zu seinen Gunsten stim- men, um durch diesen des Papstes Gnade und Los- sprechung vom Banne zu erlangen, und verließ zu dem Ende ein mit England gegen Frankreich nicht lange zu-

10. Bd. 2 - S. 400

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
400 Ix. Zeit des sinkenden Papstthums. half Ludwigen seine tiefe Erniedrigung vor dem Kirchen- haupte. Uebrigens ermannte er sich jetzt wieder und wich dem Böhmen nicht. Und viele von den deutschen Ständen, namentlich die Reichsstädte, blieben ihm trotz ihres Un« willens über seine Schwächen und Verirrungen doch un- erschütterlich treu, so daß jener bei seinen Lebzeiten nicht aufkommen konnte. Aber schon im nächsten Jahre raffte ihn ein schneller Tod hinweg. Auf einer Bärenjagd un- weit Fürstenfeldbruck sank er plötzlich vom Pferde; er rief noch: „Allmächtiger Gott, verzeih mir armen Sünder! oft hab' ich gefehlt, doch nie dich im Herzen und Glauben verleugnet," — und starb, den Ii.okt. 1347, an der Stelle, wo noch heute ein Denkstein dieses Er- eigniß bezeichnet. — Es sei noch erwähnt, daß im Todesjahre Ludwigs ein furchtbares Erdbeben die Länder erschütterte; Berge stürzten ein und Städte zusammen; in Kärnthen wurden die Stadt Villach und 30 Ortschaften gänzlich zerstört. Wenige Jahre vorher hatte» Heuschreckenzüge, welche die Sonne verfinsterten, auch die Abendlande be- sucht, wo sie sich niederließen, alles Grüne aufgezehrt und in vielen Gegenden Hnngersnoth verursacht. Gleich im Jahre nach dem Erdbeben, 1348, kam der schwarze Tod, eine Pest, welche von China, dem äußersten Ende Asiens, aus schrecklich durch die Länder schritt und noch Italien, Frankreich, England und Deutsch- land heimsuchte. Da fuhren schwarze Blattern und Beu- len an den Menschen auf, und sie wurden wahnsinnig und starben gräßlich hin. In vielen Städten nahm der schwarze Tod die Hälfte oder ein Drittel der Bewohner ohne Unterschied des Standes, Alters und Geschlechtes hinweg. In Lübeck erlagen ihm 90,000 Menschen. Manche kleinere Orte starben ganz ans. Man erkannte in diesen Ereignissen göttliche Strafen und sah darin zugleich Zeichen der letzte» Zeit. Wie
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