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1. Bd. 4 - S. 7

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 1. Deutschlands Ernüchterung. 7 Jenenser forderten den Verkläger der deutschen Burschen, einen walachischen Bojaren, Stu^rbza, zum Duell heraus, was er ablehnte, weil er seine Schrift auf seines Kaisers Befehl geschrieben habe. Noch widerlicher aber als diese „Schreibmaschine" wurde den Studenten der lockere Vielschreiber Kotzeb ne, der Polizeiberichte nach Petersburg sandte. Es lebte aber in Gießen ein Kleeblatt von Brüdern Follen, die auch mit Dolch und Meineid eine deutsche Republik gründen wollten. K. Follens Jünger war der stille, schwärmerische Karl Sanb, der meinte, er müsse zum Wohl des Volkes jene „Verkörperung aller Gemeinheit" ausrotten. Kotzebne war von Weimar nach Mannheim gezogen; hieher reiste Sanb ihm nach, ließ sich anmelden und stieß ihm am 23. März 1819 mit den Worten: „Hier, du Verräther des Vaterlands!" den Dolch in's Herz. Alsbald brachte er sich selbst einen Stich bei, lief doch noch auf die Straße um zu rufen: „Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" kniete nieber und sprach : „Ich banke Dir, Gott, für bieseit Sieg!" worauf er sich zum zweiten Mal das Messer in die Brust stieß. Ein ähnlicher Mordversuch gegen den nassauischen Präsidenten Jbell mißlang im Jnli. Sand verhehlte hartnäckig, daß er Mitwisser hatte, und würde 1820 hingerichtet. Diese That schabete unsäglich. Der Verfassungsentwurf für Preußen, den Wilh. von Humbolbt eben ausarbeitete, würde nun bei Seite geschoben. Metternich hielt beut ängstlichen Friedrich Wilhelm das Schreckbilb einer beut-scheu Revolution vor Augen, machte ihm alle Freisinnigen als Jakobiner verbächtig, ja hetzte ihn gegen die „Demagogen" bermaßen auf, daß Preußen sich dazu hergab, alle Herbe der Freiheit und nationalen Gesinnung mit östreichischen Polizeimaßregeln zu löschen. Im Juli 1819 würden alle preußischen Turnplätze geschlossen, und der begeisterte Vater Jahn, der die Burschen in den Krieg begleitet und sich's zum Beruf gemacht hatte, kräftig frische Jünglinge nach Spartaner Art herauzubilben, mußte nun auf die Festung wanbern — von feinem sterbenben Kinbe

2. Bd. 4 - S. 59

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 9. Die Julirevolution. 59 niß der Ordonnanzen eingeweiht war. Die H. Jungfrau, die Polignac im Traum zurief: Vollbringe dein Werk! soll ihn zu solchem Dreinfahren begeistert haben. § 9. Die Iulirevolution. Während der Köuig in St. Cloud getrost auf die Jagd gieug, versammelten sich in Paris die Journalisten, Thiers rc., um eine Protestation aufzusetzen; von Aufstaud wurde dabei wohl geredet, der Gedanke aber bekämpft. Am 27. Juli jedoch, da die Polizei die Druckereien der protestireudeu Zeitungen versiegelte, begannen die entlassenen Arbeiter die Gährung auf den Straßen weiter zu verbreiten, bis endlich der Pöbel den Patrouillen so hartnäckig widerstand, daß eine schoß und einen Mann umbrachte. Am Abend entbrannte schon da und dort ein kleines Gefecht; die Waffenlädeu wurden ausgeplündert und etliche Barrikaden erbaut; schon trug auch ein Mann stillschweigend eine Tricolore an der Seine hin und viele weinten beim Anblick der längst vermißten Farben. Die Phantasie der Menge war so aufgeregt, daß vielfach der Generalmarsch geschlagen, die Glocken zum Sturm geläutet und die Laternen zertrümmert wurden. Nationalgardisten, Studeuten, Polytechniker, bona-partische Offiziere regten die Volkshaufen weiter an und betrieben den Barrikadenbau; die abenteuerliche Rauflust begeisterte schon auch ruhige Bürger. Doch erst in der Frühe des 28. entspann sich der gräßliche Straßenkampf; man würgte sich unter Scherzen und Witzmorten, Kinder und Weider verrichteten Helden- und Greuelthaten; Ziegel und Schornsteine wurden auf die Soldaten geworfen, siedendes Wasser und Vitriolöl ans den Fenstern gegossen. „Nieder mit den Bourbonen!" war bereits der Schlachtruf geworden, nachdem man gestern noch mit einem Ministerwechsel befriedigt gewesen wäre. Hatten die Truppen eine Barrikade genommen, gleich schloß sie sich wieder hinter ihnen; an dem heißen Tage ohne Lebensrnittel und Erfrischungen gelassen, verfielen sie in eine klägliche

3. Bd. 4 - S. 277

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 26. Die Commune von Paris und die Internationale. 277 Asche auf, die unermeßlichen Kunstschätze wurden durch die Ankunft der Truppen gerettet. Man hatte eine Anzahl Dominikanermönche als unnütze Glieder der Gesellschaft verhaftet und zu Handlangern am Bau der Befestigungen gebraucht. Jetzt wurde ihr Gefängniß geöffnet und ihnen zugerufen: Kommt heraus, ihr seid frei, aber schnell! Wie sie heraus eilen, schießen hinter den Bäumen versteckte Meuchelmörder auf die fliehenden Mönche und strecken ihrer 21 zu Boden. Am 24. Abends wurde der Erzbischof Darboy mit seinen Gefährten, vier Priestern und einem Präsidenten, hinausgeführt und erschossen. Dann kam die Reihe an 10 weitere Priester, 2 Geiseln und 35 Gensdarmen. Unter Kolbenschlägen trieb man sie vorwärts; wer wollte, durfte noch sein Müthchen an ihnen kühlen. Man pferchte sie zusammen, eine Marketenderin schoß zuerst in den Menschenknäuel und das Gemetzel gieng vor sich unter dem Beifallklatschen der umstehenden Weiber, die auch die Leichen noch beschimpften, während Knaben sich an ihnen im Zielen übten. Aber wie manches unschuldige Blut wurde auch von den Versailler» ohne viel Federlesens vergossen! Am 23. hatten sie den wichtigsten Punkt, den Montmartre, genommen; am 24. wogte der Kampf besonders ums Stadthans. Da gieng nun auch die Angeberei los, irgend wer wurde denuncirt und alsbald ihm das Hirn eingeschlagen; in solchen Morbthaten wetteiferten selbst Offiziere mit den Soldaten. Alle Gossen waren voll Bluts, denn Gefangene wurden in Massen niedergemetzelt. Man fand auch überall Bomben voller Zündstoffe, begegnete Frauen, die Petroleum in Gießkannen herbeischleppten und in die Kellerlöcher goßen (Petroleufen), begegnete Kindern, die brennende Schwefelhölzchen nachwarfen, und Wer dachte ba an Gnade! Weiber nahten sich den Soldaten mit freundlichster Frechheit, gaben ihnen Cigarren und erschossen sie während des Anzündens, spritzten ihnen Bitriol ins Gesicht oder vergifteten sie mit schmeichelnd

4. Bd. 4 - S. 278

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
278 Ii. Die Zeit neuer Slaatenbildungen. credenztem Weine. Dicker Rauch bedeckte Paris, so daß man Lei der Blutarbeit kaum zu athmen vermochte. Erst am 27. fiengen die Feuersbrünste zu erlöschen an, nachdem etwa 300 der prächtigsten Gebäude in Asche gelegt waren. Am Pfingsttag (28.) wurde das Arbeiterviertel Belleville genommen, und die Reste der Com-munisten fanden sich zwischen den Franzosen und den Preußen eingekeilt; sie wurden hinter dem Kirchhofe Pere La-chaise aufgerieben. Das letzte Häuflein der Insurgenten streckte 29. in Vincennes die Waffen. Maffenerschie-ßungen räumten unter ihnen noch weiter auf; doch wurden auch noch 38,000 Gefangene in Satory zusammengepfercht, um in den folgenden Monaten abgeurtheilt oder freigelassen zu werden. (Ihrer 4000 hat man nach Neu-kaledonien deportirt.) Noch am 6. Juni ergriff man eine Frau, die ein Haus mit Erdöl in Brand stecken wollte; sie wurde sogleich erschossen. Nachträglich wunderte man sich nur, viele Häuser, Bibliotheken und Paläste, die auch schon dem Untergang geweiht waren, trotz allerlei aufgehäufter Brennstoffe gerettet zu siuden; mancher zündende Schwefelfaden war wie durch eine höhere Hand gelöscht worden. Extrazüge beförderten erst Feuerwehren von Brüssel, London rc. nach Paris, dann aber Schaaren von Bergnüguugsreisenden, welche sich die Ruinen ansehen wollten. Mögen sie alle an diesen Feuerzeichen und dem Greuel der Verwüstung etwas gelernt haben! Die Internationale aber pries laut dieses Pfingstfest der heroischen Selbstverbrennung von Paris, und erklärte: „Zwischen den französischen Arbeitern und ihren ewigen Gegnern, den Priestern, Königen und Kapitalisten, ist hinfort weder ein Friede noch ein Waffenstillstand mehr möglich. Wir sind erlegen, aber nicht besiegt. Der Socialismus läßt sich nicht besiegen, denn er ist die Gerechtigkeit. Allen Mitgliedern der Internationale liegt ob, den Herd des Hasses und der Rache, den wir gegen die Religion, die Autorität, die Reichen und die Bürger angezündet haben, um so mehr anzuschüren, als man die be-

5. Bd. 4 - S. 256

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
256 Ii Die Zen neuer Staaten bild im gen, eine unannehmbare Bedingung schien. Allein To ul, das bisher die Eisenbahn gesperrt hatte, kapitulirte am 23. Straßburg, der Schlüssel zu unserem Haus, wie Bismarck ihn nannte, war schlecht gerüstet, von badischen Truppen seit I I. Aug. umstellt, mit Flüchtlingen angefüllt. Da sein Kommandant Uhrich das Anerbieten, Frauen, Kinder und Gebrechliche abziehen zu lassen, nicht annahm, vielmehr das gegenüberliegende badische Kehl zusammenschoß, ließ Werder 24—27. Aug. die Stadt bombar-direu; dann schritt er zum kunstgerechten Angriff von der Nordwestseite und wollte eben die zerbröckelnden Bollwerke stürmen, als am Abend des 27. Sept. die weiße Fahne auf dem Münster wehte und Uhrich sich mit 17,000 Mann übergab. Fast 500 Gebäude waren zerstört, die kostbare Bibliothek, die Bildergallerie und andere Schätze vernichtet; die Einwohner in den Kellern hatten schwer gelitten. Aber „unser Schlüssel" war nach 189-jähriger Fremdherrschaft wieder gewonnen. Werder breitete sich nun weiter im Elsaß und auf den Vogesen aus, wo Blousenmänner, Freischützen und andere unheimliche Feinde wie Pilze aus der Erde ausschoßen. Während der alte Thiers als Gesandter der neuen Republik London, Petersburg, Wien und Florenz besuchte, um nach einem Friedensvermittler zu fahnden, und Rußland eine gemeinsame That der Neutralen verhinderte, suchte Trochu aus der Hauptstadt eine uneinnehmbare Burg und aus den verwöhnten Parisern 300,000 Soldaten zu machen, zu feinen 60,000 regulären hin. Eine Erfindung zur Vernichtung der Preußen schlug die andere: da gab es Stinkbomben, Brandraketen, Explosionsminen, Ballonbomben voll Nitroglycerin, Fiuger Gottes (Blausäure in einem zugespitzten Fingerhut) rc.; an klugen, feinen Köpfen war ja hier kein Mangel. Doch brodelte es stark in diesem Hexenkessel, schon am 8. Okt. suchte der Erzphantast Flourens mit den Demokraten von Belleville die Regierung zu stürzen, in der auch sein Freund, der Laternenmann R ochefort für

6. Bd. 4 - S. 143

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 7. Napoleon Hi. 143 betitelt, blieb er der eine Punkt, auf den sich alle Aussichten für eine bessere Zukunft bereinigten. § 7. Napoleon Iii. Daß der französische Präsident es wagte, eine Schwesterrepublik zu vernichten, nahmen die Helden des Februars, ein Ledru Rollin, Arago :c. ihm sehr übel, wollten ihn sogar in Anklagestand versetzen; ihr Antrag siel aber in der Versammlung durch, ein Zeichen, daß ihr selbst am Republikanismus nicht viel lag. Auch der Ausstand, den sie 13. Juui 49 darüber ansiengen, wurde von General Changarnier ohne Mühe unterdrückt. Ledru mußte fliehen, und die Blätter und Vereine der Socialdemokraten verwelkten; das Land seufzte nach Ruhe und der Präsident that alles, sie zu sichern. Er machte Rundreisen, hielt Ansprachen und Revuen und wußte den verschiedenen Schichten der Gesellschaft fein und plump anzudeuten, was alles sie von seiner Regierung zu gewarten hätten. Die Geistlichkeit wurde 1850 durch ein Gesetz gewonnen, das ihr den Jugendunterricht in die Hand spielte. Wie schade, daß dieser Edle schon mit dem vierten Jahre wieder abtreten mußte und nur einen Gehalt von 400,000 Frcs. bezog, daß er die Nationalversammlung weder auflösen noch vertagen durfte! Der Geist seines großen Oheims schien ihn doch überallhin zu begleiten; wenn er sich auch meist in Schweigsamkeit einhüllte, ließ er einmal merken, er sei bereit, den Volkswillen zu vollziehen, ob derselbe Entsagung von ihm verlange oder Beharrlichkeit. Und wenn die Truppen, denen er etwa Erfrischungen gespendet hatte, ihm einmal zuriefen: Es lebe der Kaiser! so nahm er es nicht gerade übel. Während die Nationalversammlung immer mißtrauischer wurde, weil er den Beamtenstand mit seinen Anhängern füllte, brachte sie sich durch ihr Parteigezänke in zunehmende Mißachtung. Die Bittschriften um eine Revision der Verfassung mehrten sich; manche forderten schon eine

7. Bd. 4 - S. 310

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
310 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. Das alles wurde erst möglich durch das Aufkommen der Chemie, d.h. der Wissenschaft von den Elementen, aus deuen alle Stoffe zusammengesetzt sind. Sie ist aus der wunderlichen Alchymie oder Goldmacherkunst hervorgegangen, seit es 1777 dem Engländer I. Priestley gelang, die Luft, die man für ein einfaches Element gehalten hatte, zu zerlegen und den Sauerstoff zu entdecken. Seither haben sich die größten Denker über alle irdischen Stoffe hergemacht und dieselben so nach und nach in 64 Grundstoffe zerlegt; zahllose Gewerbe und Fabriken aber nützen diese Entdeckungen aus. Außerordentliches hat Justus Liebig (1803—73) geleistet, indem er den Kreislauf der Stoffe nachwies, und seine Ergebnisse auf Feldbau und Viehzucht anwandte; die Stoffe, welche unsere Ernten dem Boden entziehen, diesen! wieder zu ersetzen, hat man auch ganz neue Anstrengungen gemacht, z. B. tausendjährige Lager von Vogelmist und Vogelnestern (Guano) aus regenlosen Strichen nach Europa verschifft. So weiß man auch das Fleisch australischer Schafe und argentinischer Rinder auf europäische Märkte zu bringe«. Von den vielen Erfindungen, die sich im gemeinen Leben bemerflich machen z. B.: Gillotts Stahlfedern (1840), den Zündhölzchen (1833), der Gasbeleuchtung rc. können wir hier nicht einmal anfangen zu handeln. Wir kommen zur Philosophie. Kaut und Fichte hatten die Außenwelt, die Natur, zu wenig beachtet: nach ihnen trat ein Philosoph auf, welcher beides, Inneres und Aeußeres, das Ideale und Reale mit einander verbinden wollte. Es ist der Schwabe Fried. Wilh. Jos. Sch elling, 1775—1854, Pros. zu Jena, Erlangen, München und Berlin, ein Mann von ungewöhnlicher Kraft und Tiefe des Geistes, auch sehr phantasiereich. Er sagte, etwa wie Plato, daß man zur Erkenntniß der hohem Wahrheit nicht durch die Thätigkeit des nachdenkenden Verstandes, sondern durch eine unmittelbare Anschauung des Geistes gelange. Ihm gieng eine solche

8. Bd. 2 - S. 389

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 4. Demüthigung der Papstmacht. 389 rief, was vergessen werden wollte: „Es giebt nur Eine Gewalt auf Erden, die geistliche, von welcher jede weltliche n n r e i n Ausfluß ist," — und hinzufügte: „Der Glaube, daß jede mensch- liche Kreatur dem Papste unterworfen sei, ist zur Seligkeit nothwendig." Dagegen hielt aber Philipp eine neue Reichsver- sammlnng zu Paris, 1303, auf welcher nunmehr sein Rath Wilhelm von No garet, ein ausnehmend ge- wandter und ränkevoller Mann, eine Menge Beschuldi- gungen gegen Bonifacius vorbringen und den Antrag stellen mußte, „Hobe Versammlung wolle den König von Frankreich als Schutzherrn der Kirche bitten, daß er ein allgemeines Concil v e r a n st a l t e n möge, d a m i l von diesem der unwürdige Papst abgesetzt und der Kirche ein würdigeres Haupt gegeben werde." Dieser Antrag wurde wenigstens „als beachtens- wertb" niedergeschrieben. Als Bonifacius dieß hört, kann er sich natürlich nicht mehr halten; er schleudert nun den langverhaltenen Fluch auf den Ruchlosen, nimmt ihm sein verwirktes Königreich und bietet eö dem deutschen Kaiser an, der sich jedoch dafür bedankt. Philipp bleibt guter Dinge, wirft alle in den Kerker, die den päpstlichen Bann im Lande be- kannt machen wollen. Ja er hält noch in demselben Jahre, 1303, eine drille Versammlung, auf welcher die Ein- rufung eines allgemeinen Concils zu d ein be- zeichneten Zwecke fest und förmlich beschlossen wird. Der Papst weiß nicht, wie ihm geschieht. Er hält zu Anagni (in Jlalien) ein Kardiualconsistorium, er- klärt die französischen Beschuldigungen für boshafte sata- nische Lügen und spricht den Philipp nochmals seines Thrones verlustig. Aber siehe, eines frühen Morgens erscheint unversehens Wilhelm von Nogaret, von seinem Könige heimlich dazu abgesandt, mit einer bewaffneten Schaar in der Stadt, umzingelt die päpstliche Wohnung

9. Bd. 2 - S. 394

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
394 Ix. Zeit des sinkenden Papstthums. Anne, doch nicht nachhaltig tapfer mit dem Herzen, im Mißgeschick leicht, im Unglück sehr verzagt. Ihr könnet ench aber denken, meine Leser, wie es jetzt wieder in Deutschland anssah und hergieng. Es war jämmerlich zerspalten, und acht Jahre fort ver- heerte der Krieg zwischen beiden Gegnern seine lieben Gauen. Endlich wurde bei Mühldorf (in Altbayern), 1322, die enscheidende Schlacht geschlagen. Der schöne Friedrich zog seinem Heere in goldener Rüstung mit dem blinken- den Reichsadler auf dem Helme prächtig voran. Ludwig trug einen unscheinbaren blauen Waffenrock und enthielt sich beim Hintertreffen. Das Kommando hatte er wohl- weislich dem kriegserfahrnen Nürnberger Hauptmanue Seyfried Sch w epp ermann übergeben, welcher die Schlacht vortrefflich ordnete und leitete. Friedrich focht mit seinen Mannen überaus tapfer; er streckte mit eignem Arme 50 Feinde zu Boden; nach zehnstündiger heißer Arbeit begannen Ludwigs Reihen zu wanken. Aber siehe, da stürzte nun nach Schweppermanns Anordnung der Burggraf von Nürnberg mit einem starken Hinterhalt und mit täuschenden östreichischen Feldzeichen dem Feinde in den Rücken, der darüber in große Verwirrung gerieth. So stellte sich das Treffen für die Bayern bald wieder her und endete mit der vollständigsten Niederlage der Oestreicher. Friedrich selbst mit Hunderten seines Adels wurde gefangen. Als die bayerischen Kriegsobersten nach der Schlacht ein Mahl hielten, zu dem in der verödeten Gegend nur einige wenige Eier aufgefunden werden konn- ten, sprach Kaiser Ludwig das Wort: „Jedem Mann ein Ei, dem frommen Schweppermaun zwei!" was diesem ohne Zweifel so wohl that, als ein Ordensgroßkreuz. Ter schöne Friedrich wurde nach der festen Burg Transnitz (bei Naabburg in der Oberpfalz) in Ver- wahrung gebracht. Allein Ludwig war darum doch noch nicht in ruhigem Besitze seines Thrones. Friedrichs Bruder, der Herzog Leopold von Oestreich (es ist der

10. Bd. 2 - S. 421

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
L2t 8 13. Der zweite Mongolensturm. Und es waren tigerwilde, entsetzliche Menschen, die, wo sie hinkamen, alles verwüsteten und vernichteten, wie ein rasender Orkan alles zerbricht und wegfegt. Tamer- lan selbst aber mag doch immer der tigerhafteste, grau- samste und gräßlichste von allen gewesen sein. Wie er Tausende und Hunderttausende von Menschen auch außer der Schlacht niedermetzeln ließ, davon will ich nicht weiter reden, so machte es Dschingischan ja auch schon; aber ein paar Exempel seiner eigenthümlichen Bar- barei will ich noch anführen: Einmal ließ er 4000 Ar- menische Reiter lebendig begraben, ein andermal 2000 lebendige Perser mit Lehm und Kalk zu Thürmen aufbauen; nach der Erstürmung von Bag- dad mußte ans seinen Befehl eine S iegs p y ra m id e von 90,000 Menschenköpfen aufgerichtet werden. Nach seiner Residenz Samarkand wurden die Güter und Schatze aller durchranbten Länder geschleppt, und Reichthum, Glanz und Pracht dieser Stadt war damals unbeschreiblich. Auch viele Gelehrte hatte er dort um sich versammelt, denn er wollte auch ein gebilde- ter Mann sein. Er starb, der gräuliche Barbar, 3. 1405, eben da er im 70. Lebensjahre auf neue Eroberungen auszuziehen gedachte. Unter seinen 36 Söhnen und Enkeln löste sich sein ungeheures Reich eben so schnell auf, als es entstanden war.
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