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1. Bd. 4 - S. 17

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 3. Spanien und feine amerikanischen Kolonieen. 17 Macht gelangten die Cortes erst, als die Engländer ihnen den Weg nach Madrid eröffneten und Hilfsgelder zahlten. Napoleon hatte dann Ferdinand Vii. aus feiner Gefangenschaft entlassen, und derselbe kehrte nicht sobald (Mai 1814) nach Spanien zurück, als er auch schon vor feinem Einzug in Madrid die Cortes und deren Verfassung für null und nichtig erklärte. Er war ein treu- und haltloser, argwöhnisch feiger und grausamer Mensch. Für die Cortes hätte sich niemand gewehrt, wenn er nur selbst ein würdiges Regiment zu führen verstanden hätte; einer Verfassung war das tief herabgebrachte Land weniger bedürftig als einer geordneten Verwaltung. Aber entzückt vom Zuruf des Pöbels: Es lebe der unumschränkte König! wüthete er nun gegen die Mitglieder der Regentschaft und der Cortes, ja gegen alle Liberalen und Jofefinos. Die „Servilen" triumphirten: Folter und Inquisition wurden wieder eingeführt, die Jesuiten zurückberufen und den Klöstern ihre früheren Besitzungen zurückgegeben. Bis zum Juli 1814 zählte man schon 50,000 Verhaftete, und die Hinrichtungen wurden endlich durch massenhafte Abschlachtungen verdrängt. Des Königs Umgebung, die Camarilla ^Kammerdiener-wirthschaft) ließ alles verrotten und verderben, wenn sie nur ihre Rache oder ihre Lüste befriedigen und sich vom Staatsseckel bereichern konnte. Tausende wanderten aus, oder schloßen sich den Räuberbanden an, die ihr Wesen immer frecher trieben, oder stifteten sie Verschwörungen und Ausstände. Südamerika war inzwischen durch die Macht der Umstände während der napoleonischen Kriege von Spanien losgetrennt worden. Spanien hatte diese unermeßlichen Strecken kolonisirt und drei Jahrhunderte lang in dem Sinne ausgebeutet, daß bei allen Verfügungen nur an den Vortheil des Mutterlandes gedacht wurde. Sie durften also nur spanische Waaren gegen hohe Zölle einführen, durften ihre Erzeugnisse nur auf spanischen Schiffen versenden, auf spanischen Märkten verkaufen und keine Pro- 1-».

2. Bd. 4 - S. 156

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
156 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. mäh, die Bojarenversammlung, habe Befugniß über eine so wichtige Reichsangelegenheit zu entscheiden, so entschlossen verfolgte der Kaiser seinen Plan. Am 17. März 1861 wurde in allen Kirchen der Hauptstädte ein Manifest verlesen, welches die Emancipation regulirte. Binnen zwei Jahren sollten alle Haussklaven und die Obrok (Tribut) zahlenden Arbeiter ihrer Verpflichtungen gegen den bisherigen Herrn ledig sein. Der Bauer aber kann sein Gehöft und Land durch Kauf als freies Eigenthum erwerben; so lang er das nicht thut, behält er sie gegen bestimmte Leistungen in beständigem Gebrauch. Alexander gieng mit gutem Beispiel voran, erklärte alle Leibeigenen des Kaiserhauses für frei und überließ denselben die von ihnen bebauten Güter unentgeltlich. Leider erschwerten Ausstände der aufgeregten Bauern die Ausführung au vielen Orten; die Massen wären am liebsten ohne Ablösung frei geworden; da und dort giengen die Schlösser der Edelleute in Rauch auf; der Bauer im Norden verschleudert seinen Viehstand, sanft und faullenzt ober sinnt auf Auswanberung nach dem fruchtbareren Sübrußlanb. Der verarmenbe Grundbesitzer sehnt sich nach Staatsämtern, und so werben die Güter, namentlich im Norden, zusehends werthloser. Jetzt sind 8 Mill. Bauern freie Eigenthümer geworden, noch 2 Mill. sind abzulösen. Eine Schule in jedem Kirchspiel und dazu die allgemeine Militär-pflicht (s. 74) sollen die Volkserziehung vollenden. Obgleich Alexander eine versöhnliche Politik gegen Polen befolgte, alle Verbannten amuestirte, und beit Druck der Verwaltung mäßigte, erwachten boch die Nationalitätsbestrebungen auch hier mit neuer Stärke. Int Febr. 1861 wallsahrtete man nach dem Schlachtfelb von Grochow (S. 69), trauerte um mancherlei im Auf-staub gefallene Größen; besonbere Gottesbienste riefen den Haß der Katholiken gegen die Herrscher wach. Vergebens suchten diese durch Reformen die steigenbe Gährnng zu beschwichtigen; vergebens würde dem russischen Statthalter ein gemäßigter Patriot, Marquis Wielopolski,

3. Bd. 4 - S. 188

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
188 Ii- Die Zeit neuer ©taatenbilbimgen blos durch die Ausdehnung seines Schauplatzes und die Zahl der Kämpfer, sondern auch durch die Organisirung der Pflege Kranker und Verwundeter, welche man nicht in Spitälern anhäufte wie bisher, sondern sogleich nach hinten vertheilte, und durch eine Unzahl freiwilliger Hände am Leben erhielt. Jammervoll aber gestaltete sich das Loos der unionistischen Gefangenen im hungernden, der* bisseueu Süden, man brachte sie nicht unter Dach, sondern pferchte sie wie Thiere ein; wen Hunger oder Dnrst über die Grenzpfähle trieb, der wurde vou den Schildwachen erschossen. Ihrer wohl 20,000 sind dort verschmachtet. Im Herbst 1864 wurde Lincoln wiederum von 2‘/5 Mill. zum Präsidenten gewählt und setzte nun 3. Jan. 1865 die Abschaffung der Sklaverei für die ganze Union im Kongreß durch. Mit 65,000 Mann, die ihm geblieben, versuchte der unermüdliche Lee (23. März 65) noch einmal die eherne Kette zu bersten, mit welcher Grant ihn umschlossen hielt, sie riß aber nicht; dagegen durchbrach Grant mit Sheridan die feindlichen Befestigungen, und nöthigte Lee in fünftägigem Schlachten (29. März bis 2. April) zur Räumung von Richmond. Im April ergab sich derselbe mit dem ausgehungerten Rest seiner Truppen; ebenso Johnston, nachdem er von Sherman aus dem Süden nach Nordkarolina zurückgedrängt war; zuletzt im Mai auch die Armee von Texas. Der vierjährige Riesenkampf, der den Süden wohl eine halbe Million, den Norden fast 300,000 Menschenleben gekostet, war beendet; weniger durch die Geschicklichkeit der Führer, als durch die reichere Fülle vou Mitteln, die den freien Staaten zu Gebot stand. Ueber 21/2 Mill. hatten allein im Norden gekämpft (doch kaum mehr als 600,000 Mann zu gleicher Zeit), ll/9 Mill. im Süden. Die Kosten des Kriegs werden auf 9 Milliarden Dollars berechnet, etwa dreimal so viel als der Werth der Sklaven je betragen hatte; eine Schuldenlast von 2757 Mill. Dollars lag auf der nun erst wieder ausathmenden Union. Aber Großes

4. Bd. 4 - S. 190

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
190 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. (S. 159) noch 378,000 zählte, zur Hebung mittelst christlichen Unterrichts zu verhelfen und damit einen weiteren Schandfleck früherer Regierungen zu entfernen, nachdem der andere mit so viel Blut ausgewaschen worden. Immerhin zwingt die ungezügelte Landgier der Weißen noch 1876 und 77 die Rothhäute zu Verzweiflungskämpfen. Auf 40 Millionen beläuft sich nun die Bevölkerung der Union, und auch die Zahl der farbigen 5 Mill. nimmt zu; letztere werden von den verschiedensten Kirchengemeinschaften umworben, auch schon von gewissenlosen Wahlagenten umschmeichelt, weil ihr Wahlrecht sie zu einem politischen Kapital gemacht hat. Eine Eisenbahn, die Pacific, verbindet s. 1869 die äußersten Weststaaten mit dem großen Mississippithal und hat es der Regierung möglich gemacht, auch gegen die in Utah angesiedelte Mormonensekte, welche eine religiös moti-virte Polygamie eingeführt hatte, und gegen den Despotismus ihres Propheten Brigham Joung, der seine Widersacher durch „Daniten" heimlich ermorden ließ, endlich einzuschreiten. Aoung starb 1877. Eine ordentliche Verwaltung zu schaffen, ist der Union bis jetzt noch nicht gelungen, weil die jeweilig herrschende Partei alle Aemter und Stellen, 41,000 an der Zabl, mit ihren Kreaturen besetzt, ohne auf Tüchtigkeit viel Rücksicht zu nehmen. Da suchen denn die meisten Beamten in der kurzen Zeit, die sie während der vierjährigen Herrschaft ihres Präsidenten haben, sich nur möglichst rasch zu bereichern; und gerade die gewissenhaftesten Männer meiden den Staatsdienst, in welchem Unterschleife, Amtsschacher und Bestechung kaum mehr für strafbar gelten. 6—8 Eisenbahnkönige aber beherrschen das ganze ungeheure Bahnnetz und den Kongreß. Präs. Hayes, der 1877 durch künstliches Stimmenzählen ins Amt kam, will wo möglich ein znverläßigeres Beamtenheer aufstellen und es vom Wechsel der Parteien unabhängiger machen. Eine Folge des Bürgerkriegs drohte wiederholt weitere Verwicklungen herbeizuführen. Agenten der Südstaaten

5. Bd. 4 - S. 338

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
338 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildnngen. an, so beschränkte sie sich daraus, dort Deutsche aus Halle mit dem nöthigen Unterhalt zu versehen. Alles das wurde anders, als in England (S. 326) der neue Geist zu wehen begann. Zuerst stetigen 1786 die Methodisten an, der Brüdergemeinde nach ans Westindien und Nordamerika ihre Predigt auszudehnen, gleichviel ob unter Namenchristen oder Heiden. Dann wachten die Baptisten auf und stifteten 1792 einen Missionsverein, der den Schuster Carey u. a. nach Bengalen sandte. Dissenters aber und Anglikaner gründeten 1795 auf weitherziger Grundlage die Londoner Missionsgesellschaft, welche zunächst in der Südsee ihr Arbeitsfeld wählte. Doch bald trennten sich von ihr die evangelischen Anglikaner und traten 1799 zu einer kirchlichen Missionsgesellschaft „für Afrika und den Osten" zusammen; zunächst fanden sie 1804 nur deutsche Arbeiter für ihr Werk in Sierra Leone und in Südindien (s. 1814), welchen jedoch englische Handwerker und endlich Universitätsmänner in reicher Anzahl nachfolgten. Eine schottische Gesellschaft 1796 suchte erst die Tataren am seismischen Meere ans; s. 1824 aber setzte sich die schottische Kirche als solche die Missiouirung Jnbieris zu einem ihrer Ziele, und als sich die Kirche spaltete (S. 331), führten die 3 Theile berfelkn die Arbeit mit verdoppeltem Eifer fort. — Wie nun in Euglaub Missions-Vereine sich allmählich bei allen, auch vielen kleinen Zweigen der christlichen Kirche bilbeten, so geschah es in Nordamerika. Es trat bort zuerst 1810 der sog. American Boarb zusammen, der nach Barma, Bombay, in die Türkei rc. seine Arbeiter in Schaaren fanbte; baun erstand 1814 eine baptiftifche, 1819 eine methobistische, 1820 eine epis-copale, 1831 eine presbyterianische, 1837 ein beutsche Mission, benen immer weitere folgten. Auf dem europäischen Kontinent ist die niederländische Missionsgesellschast die erste. Sie kam 1797 in Rotterdam zu Stande und sorgte zunächst für die Kap-kolonie, f. 1819 auch für den indischen Archipel. Andere

6. Bd. 4 - S. 77

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 12. Deutschland sucht sich. Der Zollverein. 77 damals redefreisten Kammer Süddeutschlands darauf anzutragen, daß neben dem deutschen Bundestag eine Nation nalvertretnng geschaffen werden sollte, bestehend aus Mitgliedern der verschiedenen Ständeversammlungen, um bei allen das gauze Deutschland betreffenden Angelegenheiten mitzusprechen. Dieser Antrag wurde jedoch als revolutionär bezeichnet. Den freien Redeübungen in den süddeutschen Kammern stellte» sich vorerst in Prenßen hauptsächlich Exercierübungen an die Seite. In anderer Weise aber bahnte sich doch die Einheit Deutschlands fühlbar an, und zwar auf unscheinbarem Wege. In der Hungersnoth 1817 hatte Württemberg beim Bundestag geklagt, daß die Ausfuhr von Vieh und Frucht zwischen den deutschen Staaten in unverantwortlichem Grade gesperrt sei; die Sache wurde, weil jeder uur über den Nachbar klagte, ans die lange Bank geschoben. In Preußen selbst bestanden Schranken, die den Scheffel Weizen am Rhein um 5 M. theurer machte als in Posen. So schaffte es zuerst alle Zollgrenzen der Provinzen ab und nahm auch Enklaven wie Schwarzburg 1819 iu sein Zollsystem auf; 1828 nach langem Sträuben Köthen. Für den Bund arbeitete dann der badische Nebenins 1818 eine Denkschrift aus, welche alle Forderungen enthielt, die der Handel zu seinem Gedeihen ansprechen mußte; aber der Bundestag that nichts und Berathungen einzelner Regierungen in Darmstadt (1820 bis 23) führten zu keinem Resultat; die Sonderinteressen waren noch zu gewaltig. — Der Rentlinger Li st gründete wohl 1819 mit Kaufleuten, welche die Frankfurter Messe besuchten, einen Verein zur Betreibung dieser Angelegenheit; dessen Konsulent wurde er selbst und verlor darüber seine Tübinger Professur. Weil er «och weiter agitirte und die würtembergische Verwaltung scharf kritisirte, wurde er sogar seines Sitzes in der Ständekammer verlustig erklärt, fuhr jedoch fort, für einen allgemeinen Zollverein und ein Eisenbahnsystem über alle deutsche Gaue hin zu wirken; ein Prophet in staatswissenschaftlichen Fragen, der viel

7. Bd. 4 - S. 134

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
134 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. Kommissär sammt einem preußischen übernahm 6. Jan. 51 die Regierung Holsteins, um sie sammt allem schles-wig-holsteinischen Kriegsmaterial den Dänen zu übergeben. Nochmals saß man in London zusammen und setzte 8. Mai 52 fest, weder solle die weibliche Linie erben, noch die am Aufstand betheiligten Augnstenbnrger, sondern Prinz Christian von Glücksburg. Doch stimmten dieser Bestimmung weder der wiederhergestellte deutsche Bund, noch die Stände der Herzogtümer bei. Nun aber schämte sich jeder echte Deutsche erst recht seines Bundes. Die zu Deutschland gehörigen Festungen Friedrichsort und Rendsburg wurden den Dänen übergeben, welche sie schleiften. Die deutsche Flotte, welche während des Seekriegs durch patriotische Beiträge rc. zu Staude gekommen war, wurde in Bremerhaven den Meistbietenden öffentlich verkauft. Die Dänen aber durften alle Friedensbestimmungen verhöhnen, das Deutschthum in den schleswigschen Kirchen und Schulen nach Willkür ausrotten und alle Mißliebigen in die Verbannung treiben; die Domänen der Herzogtümer wurden verkauft, um dänische Staatsschulden zu tilgen. So waren die großen Anläufe des I. 1848 in einem übelriechenden Sumpf untergegangen. Dennoch blieb eine gute Frucht dieser Versuche, daß nämlich drei Gedanken in vielen Herzen eine festere Gestalt gewannen: „Deutschland wird ein Bundesstaat, — durch preußische Centralregierung, — mit Ausscheidung Oestreichs." § 5. Die Union nnb Olmiitz. Während Preußens Adler siegreich bis zum Bodensee vordrangen, hatte Oestreich mit der Unterwerfung der Magyaren vollauf zu thun. Benützte man diese Frist, so ließ sich durch rasches Vorgehen der reindeutschen Regierungen noch immer eine gewisse Einigung erzielen. Aus einen engern Bund mit diesen sah es auch Preußen ernstlich ab und gewann dafür das ihm verpflichtete Sachsen und den gleichfalls durch die Revolution erschreck-

8. Bd. 4 - S. 140

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
140 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. müßig gierigen, Zeitungen lasen und besprachen ac., Alles für 2 Frcs. des Tages. Arbeiterklubbs aber debattirteu im Palast des Socialisten L. Blanc, der jetzt Minister des Fortschritts hieß, wie etwa mit weniger Arbeit noch besserer Unterhalt zu erzielen wäre. Außerdem hatte man 20,000 Mobilgarden, junge Proletarier, zu bezahlen, die um 1 Frc. täglich exerciren lernten. Da mußten die Stenern fast verdoppelt werden, was den Bauern die Republik sehr verdächtig machte. Zweimal, 16. März und 16. April, drohten die Socialdemokraten die provisorische Regierung zu stürzen; doch mit der National- und Mobilgarde konnte Lamartine sich ihrer noch erwehren. Am 4. Mai trat endlich die Nationalversammlung zusammen, die zwar die Republik annahm, aber nicht für sie schwärmte, vielmehr aus so gemäßigten Männern bestand, daß die Socialisten in Verzweiflung geriethen. Unter ihren Führern Barbes, Blanqni, Ras-pail 2c. rückten 15. Mai 100,000 Mann heran, die Regierung zu sprengen, die Reichen mit einer Steuer von 10ö0 Mill. zu belegen und Polen wieder herzustellen. Doch nahm die Nationalgarde die Schlimmsten gefangen; und rum beschloß man, die Arbeiter nur nach dem Stück zu bezahlen, andere aus Paris zu entfernen und an Kanalbauten zu beschäftigen, irgendwie aber die Nationalwerkstätten mit Nächstem aufzuheben. Die Socialdemokraten dagegen rüsteten sich zu einem Kampf auf Leben und Tod, und brachen am 23. Juni los. Der Kriegsminister Cavaignac, jetzt mit diktatorischer Gewalt bekleidet, leitete die Vertheidigung. Als der Erzbischof Asfre Frieden predigen wollte, wurde er auf einer Barrikade erschossen, ein anderer Unterhändler, General Brea, schändlich ermordet. Der fürchterliche Straßenkampf, in welchem auch Weiber wie Furien fochten, oder siedendes Wasser und Cet auf die Soldaten goßen, wüthete 4 Tage und Nächte fort; am Abend des 26. war „die Gesellschaft gerettet" und Paris, damals bereits der Verbrennung geweiht, athmete wieder auf. Seit dem Bauern-

9. Bd. 4 - S. 211

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 17. Der deutsche Krieg. 211 wegen des Eiterns der mexikanischen Beule konnte sein Kriegsminister Rcmdou keine 50,000 Mann ausrüsten. Er bat also wenigstens Italien, seinerseits vom Kriege abzustehen, da er ihm Venetien gern überlasse; doch diese Znmnthung wies Ricasoli als uuehreuhast ab. Immerhin konnte der Erzherzog Albrecht sonder Gefahr seine meisten Truppen uach Wien versetzen, da von Italien nicht viel zu befürchte« stand. Als die durch ihre Panzerschiffe übermächtige Flotte des Admirals Persauo gegen Dalmatien segelte, um Lissa zu erobern, überfiel sie der kühne T eg et t hoff 26. Juli und trieb sie in heißem Kampfe nach Ancona zurück. Mittlerweile wurde in Nikolsburg uuter französischer Vermittlung lange hin und her verhandelt, bis 22. Juli Waffenruhe eintrat und 26. ein Prälimiuarfriede erzielt wurde. Die französische Vermittlung kam übrigens Oestreich theuer zu stehen. Für den Fall, daß Frankreich sich fern hielt, bot Bismarck annehmlichere Bedingungen, namentlich forderte er keine Entschädigung der Kriegskosten. Da aber Esterhazy dies Anerbieten verwarf und der Franzose Benedetti sich mit großem Eifer in die Verhandlungen einmischte, ermächtigte Bismarck Magyareu wie Klapka zur Bildung einer ungarischen Legion, und bestand dann auf der Zahlung von 20 Mill. Thlr. Kriegsentschädigung, eine Bestimmung , die auch im definitiven Frieden von Prag (23. Aug.) festgehalten wurde. Oestreich mußte aus dem deutschen Bund austreten und die Annexion von Schleswig-Holstein zugeben; bis au den Main sollte der norddeutsche Bund reichen. Für Sachsen legte Oestreich noch ein gutes Wort ein, nicht aber für seine übrigen Verbündeten. Gegen diese rückte Vogel von Falkenstein aus Eiseuach vor, drängte erst die Baieru 10. Juli bei Kis-singen und anderwärts über den Main zurück, warf durch Gobeu 14. Juli die Hessen bei Afchaffenburg, und besetzte 16. Frankfurt, von wo die Bundesversammlung sich zu den drei Mohren in Augsburg noch rechtzeitig geflüchtet

10. Bd. 4 - S. 331

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 30. Hinblick auf die Kirche Christi. 331 anderes Lokal und fonftituirten sich als assembly der Freikirche. Alles war vorbereitet und wurde mit ebenso viel Umsicht als Begeisterung ins Werk gesetzt: neben der Staatskirche erhob sich fast in jeder Gemeinde der Ban der Freikirche. Ein Baufonds sorgte für gottesdienstliche Lokale, ein Erhaltungsfonds für die Besoldung der Prediger, andere Fonds für Schulunterricht und Pfarrhäuser, für die Wetterführung der Heiden- und Jnden-miffion rc., und bald hatten sich in Schottland die Kirchen und Schulen und allerlei gemeinnützliche Anstalten verdoppelt, da durch die Macht der Coucurrenz auch die in der Nationalkirche verbliebene Masse zu energischerem Streben genöthigt wurde. Auf 11 Mill. M. beläuft jetzt sich die jährliche Einnahme der Freikirche, die sich bereits mit einer der früheren Secessionen verbunden hat, während die „Unirten Presbyterianer" über 2 Mill. ausbringen. — Im Waadtlande hat dieser Vorgang Nachahmung gefunden, 1847, ebenso bei einem Theil der französischen Resormirten 1849. Die irische Christenheit ist vorherrschend katholisch; und zwar bigott römisch. Aber im Norden der Insel besteht eine kräftige presbyteriauische Kirche; und die englisch-bischöfliche, welche bisher in den übrigen Provinzen eine viel angefochtene, weil hauptsächlich auf den Staatsschutz gegründete Existenz behauptete, hat wohl ober übel sich auch als Freikirche fonftituiven müssen, weil ein Parlamentsbeschluß 1869 sie vom Staat ablöste. Dieser Vorgang, der zuerst in den überseeischen Kolonien probehaltig gefunben worben war, schien Manchen bebauerlich als ein Sieg des Katholicismus; man bars aber auch der Hoffnung Raum geben, daß die so lange vom Staat getragene und gegängelte reformirte Kirche Erins nun erst einen festen sichern Schritt anschlägt, seit sie genöthigt ist, alle ihre Kräfte zusammenzunehmen. Jedenfalls bleibt dieses Beispiel nicht vereinzelt: schon redet man davon, auch die bischöfliche Kirche in Wales auf ähnliche Weise abzutrennen, weil die Mehrzahl der Einwohner sie ver-
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