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1. Bd. 4 - S. 13

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 2. Oestreich und Italien. 1z freisinnigere Einrichtungen treffe als welche es selbst erlaube. Dazu gab der englische Lord Be nt in cf Anlaß, welcher, solang er Sicilien gegen Murat vertheidigte, 1812 dieser Insel eine englisch-artige Verfassung verliehen hatte. Ferdinand war seelenfroh, dieses schwere Joch abzuwerfen und in beiden Sicilien die unumschränkte Monarchie herzustellen. Die Schulen kamen nun unter die Leitung der Jesuiten, die Soldaten unter einen östreichischen General; die Räuber, bald 30,000 an der Zahl, blühten von neuem auf und nöthigten endlich die Regierung, mit ihren Häuptlingen Verträge zu schließen. — Dieses vulkanische Land ist aber von jeher der geeignete Boden für Geheim büude gewesen; auch jetzt (s. 1811) gelangte ein solcher, der aus der Freimaurerei herstammte, der Bund der carbonari oder Köhler zu großer Bedeut tuug. General W. Pepe suchte besonders die Soldaten darein zu verstricken; die gebildete Jugend strömte dem Orden von selbst zu. Eiu Polizeiminister suchte der car-boneria durch Gründung eines monarchischen Gegenbuudes, der calderari oder Keßler, entgegenzuwirken. — Da hörte man, wie die Liberalen in Spanien (§ 3) aufgestanden seien und ihren König zur Annahme der Konstitution vou 1812 genöthigt hätten. Das mußte nachgeahmt werden. Am 2. Juli 1820 erschien der Lieutenant More lli in der Reiterkaserue zu Nola, schilderte die Schmach des Vaterlandes und forderte seine Soldaten auf, dem glänzenden Beispiel der Spanischen Armee zu folgen. Alles jauchzte ihm zu: unter den Farben der carboneria (schwarz, rosa und himmelblau) zog der Hause nach Avel-lino, wo sich ihm ein Oberst mit Militzeu anschloß. In Neapel verliert man den Kops und sendet den General Pepe gegen die Rebellen, nimmt ihm dann wieder den Oberbefehl. Doch führt er diesen zwei Reiterregimenter zu und wird an die Spitze des Aufstands gestellt. Der König muß schon am 7. Juli die spanische Verfassung annehmen, und nun kleidet sich alles, Hof und Volk, in die carbonarischen Farben. Ferdinand schwört, Gott solle

2. Bd. 4 - S. 20

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
20 I. Die Zeit der Konstitutionen. 1. Jan. 1825 die Unabhängigkeit aller dieser neuen Staaten aus, mit denen beide einen gewinnreichen Handel führten. Es war für Europa etwas neues, auch den nordamerikanischen Freistaat nun kräftig in die Politik der Welt eingreifen zu sehen. Sein Präsident Monroe erklärte (Dez. 1822) im Kongreß: Amerika könne es nicht gleichgültig sein, wenn die europäischen Mächte ihr politisches System auf irgeud einem Theil des westlichen Continents ausdehnen wollten; derselbe könne in Folge der freien Lage, die er angenommen habe und behaupte, hinfort nicht mehr als Gegenstand künftiger Kolonisation durch irgend eine europäische Macht angesehen werden. Damit war die Scheidung der beiden Welttherle vollbracht; wohl oder übel, die andern Mächte fügten sich so nach und nach in die vollendete Thatsache. — Was aber aus diesen Freistaaten werden soll, ist auch jetzt, nach einem halben Jahrhundert, noch kaum zu ahnen. Sie brauchen vor allem Kräfte, die beten und arbeiten können, und von beidem ist dort nichts wahrzunehmen, wenn man von den schwachen Einwanderungen aus Europa (besonders in Argentina, Uruguay, Chile) absieht. Sie zerreißen sich lieber in unaufhörlichen Kämpfen um die Oberherrschaft, sei's nun gewisser Personen oder der verschiedenen Parteien, als da sind Liberale und Klerikale, Unionisten und Föderalisten; zu Zeiten wird auch ein Racenkrieg daraus, zwischen weißeren Kreolen und farbigen Indianern. Bald herrscht ein brutaler Soldat, bald ein schlauer Advokat; aber unter keinem Regiment ist noch was Wesentliches geschehen, um Sittlichkeit und Bildung zu heben, oder auch nur Leben und Eigenthum zu sichern. Bolivar, der zuletzt den Diktator spielte und sich alle Herzen entfremdete, erklärte sterbend (1830): „Er schäme es sich zu sagen, aber die Unabhängigkeit sei das einzige Gut, das auf Kosten aller anderen in diesen Ländern erreicht worden sei," und er selbst trug daran so viel Schuld als einer. Eine tüchtige Schule thäte ihnen sehr noth: solche bietet der steigende Fremdeneinfluß wenigstens in Argentina

3. Bd. 4 - S. 105

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 1. Die Februarrevolution. 105 Dennoch hat diese Epoche des Umsturzes zu einem andern als dem prophezeiten Verlauf geführt. Es stellt sich heraus, daß was die Zeit anstrebte, nicht blos neue Verfassungsformen waren, sondern daß nach dem Vorgang der Schweiz neue Staatenbildungen, vornehmlich in Mitteleuropa (Italien, Deutschland, Oestreich-Uugaru), entstehen sollten. Diese Umwälzungen sind aber verbunden mit einer zusehends steigenden Theilnahme des Volks an den Aufgaben seiner Regierung, so daß man allerdings von einer zunehmenden Republikauisiruug oder Amerikanisirung Europas sprechen kann. Was aus dem Hintergründe der Zukunft früher oder später noch auftauchen wird, ob „die Republik der Vereinigten Staaten Europas," oder die Herrschaft einer internationalen Verbindung aller Gottesfeinde, oder der Sieg des autiuatioualeu Jesuitenordens :c.: wer wollte wagen, das heute auch nur anzudeuten! Nur wird die Sorge für den Arbeiterstand und die Lösung der socialen Frage zuseheuds wichtiger als alle politischen Streitigkeiten. § 1. Die Februarrevolution. Ein geistreicher Franzose Tocqueville sprach es Jan. 48 in der Kammer der Abgeordneten ans: „Die öffentliche Sittlichkeit ist in einem Zustand der Entartung, welcher bald, vielleicht alsbald, uns in neue Revolutionen jagen wird." Die Meisten lachten, der Mann hatte aber der ganzen Strömung auf den Grund gesehen, welche der Dichter Lamartine mit dem Wort bezeichnet hatte: Frankreich langweilt sich. Alles erhitzte sich in Paris gegen die Korruption am Hof, in den höhern Ständen, unter den Besitzenden; aber nicht das verletzte Tugendgefühl, son» dem eine gleiche Korruption unter den Armen war der Grund dieses Eifernd. Die Pariser wollten ein Schaustück und sie bekamen es. Die Oppositionspartei der Herren Thiers, Barrot rc., welche „Wahlreform" auf ihrem Schilde führte und mit großer Bitterkeit den fittenreinen Guizot bekämpfte, kün-

4. Bd. 4 - S. 86

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
86 I Die Zeit der Konstitutionen. beide Länder zumal beglücke. Als Odounel den rebellischen General 1866 über die portugiesische Grenze gejagt, sich selbst -aber nur Feinde gemacht hatte, zog der Hof Nar-vaez wieder hervor. Der führte nun einen Staatsstreich aus, verhaftete die Häupter der Liberalen, um sie zu de-portiren, daß der bis in die Wurzel erschütterte Thron Jsabella's noch einmal sichergestellt werde. Da starb er 23. April 68, nur etliche Monate nach seinem im französischen Exil verschiedenen Nebenbuhler Odonnel, und mit ihm sank die letzte Stütze der armen Jsabella. § 14. Der Bürgerkönry. Louis Philipp saß aus keinem bequemen Thron, so unzweifelhaft ihm selbst sein Beruf scheinen mochte, die Monarchie mit der Volkssouveränität zu versöhnen. Ob er auf den Thron gelangte, weil er ein Bourbon war, oder wiewohl er es war, ob der Zuruf der Kammern die Wahl dnrch's Volk ersetzen konnte, diese und andere Fragen mochten ihn gleichgültig lassen, so lang er nur selbst fest darauf saß. Gewiß ist doch, daß die Unsicherheit seines Rechts sich wie ein dunkler Schatten über seine ganze Regierung hinzog und ihn aus dein Tasten und Balanciren heraus zu keinem selbstgewissen Handeln vorschreiten ließ. Er sollte erfahren, daß die Revolution in Frankreich mit allem Loyalismus aufgeräumt hatte. Wie viel war da zu thun, um fest zu sitzen; wie wenig Zeit blieb übrig, die Wohlfahrt des Staats zu fördern! Die „richtige Mitte" halten, war sein Grundgedanke, und dabei stützte er sich, wie er selbst ein guter Haushalter war, auf die Kreise der Geldmänner und der Wohl-habenden. Damit konnten sich die Legitimisten nicht befreunden, die nun größtenteils aus dem Staatsdienst sich zurückzogen. Doch war kaum zu befürchten, daß sie ihm wirkliche Gefahr bereiten konnten. Anders stand's auf der linken Seite, wo die feurigsten Kämpfer für Freiheit, Gleichheit und andere unbestimmte Ideale standen, unter

5. Bd. 4 - S. 155

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 9. Alexander Ii. 155 eine Verfassung der bulgarischen Kirche zu Stande brachte. Darnach nehmen die Laien an der Verwaltung des Kirchenvermögens Theil und sorgen für Volksunterricht; ein Exarch aber, auf 5 Jahre ernannt, regiert die Kirche itt blos nomineller Abhängigkeit vom griechischen Patriarchen. Natürlich verfluchte dieser den Exarchen und ließ von einer Synode 1872 den Phyletismus (das Lan-deskircheuthum) als eine Häresie verdammen. Die Bulgaren aber hofften, so nach und nach das Exarchat noch zu einem Fürstenthum zu erheben und ließen je und je ihr gesteigertes Volksgefühl so unvorsichtig kund werden, daß die Pforte Argwohn gegen sie faßte. Auch die armenische Kirche führt eine Neuerung um die andere ein, so erbittert sie auch auf diejenigen Gemeinden ist, welche unter englischen und amerikanischen Missionare« sich zum Protestantismus bekennen. Daß aber ein bedeutender Anstoß zu neuen Lebeusreguugeu von diesen kirchlichen Kreisen ausgeht, ja daß gerade hierin die Keime einer besseren Zukunft der Türkei zu suchen sind, kann nur der Unverstand leugnen. § 9. Alexander Ii. So tief unter seinen gewaltigen Vater sich Alexander auch stellte, war er doch berufen, Größeres zu leisten. Er suchte zunächst sein erschöpftes Reich durch innere Reformen und Erleichterung des geistigen Drucks zu stärken. „Rußland sammelt sich," war das Losuugswort seines im April 56 antretenden Ministers Gortschakofs. Nach allen Seiten hin wurden nun von dem Knotenpunkte Moskau Eisenbahnen gebaut, wurden Handel und Verkehr gehoben, auch die geistigen Interessen mehr als bisher gepflegt. Die Bibelgesellschaft durste wieder arbeiten, den Schulen, höheren und niederen, wurde neue Aufmerksamkeit zu Theil. Hauptsächlichstes Anliegen des Kaisers war aber die Aufhebung der Leibeigenschaft, in welcher noch 23 Mill. Bauern lagen. So sehr sich der Adel sträubte, indem er 1858 erklärte, nur die von Peter d. Gr. beseitigte Du-

6. Bd. 4 - S. 161

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 10. Der Sipahi-Aufstand. 161 Militäraufstand im britischen Indien alle Blicke nach dem Osten. Hat man schon je und je gemeint, England stetig sinken zu sehen, weil sein Einfluß in Europa dem früher ausgeübten nicht mehr gleich kommt, so muß dabei berücksichtigt werden, daß die britischen Bestrebungen sich nicht wie die der andern Mächte auf einen Welttheil concen-trtren, vielmehr geradezu in alle Meere sich verbreiten. Auf 42 beläuft sich jetzt die Zahl der britischen Kolonien. Ganz unbeschrieen wachsen solche in Canada, Südafrika, Australien :c. zu bedeutenden Staaten heran, welche seit 1850 das Recht erhielten, ihre Verfassungen selbständig zu ordnen. Dieselben werden voraussichtlich dereinst auf weite Gebiete bestimmend einwirken, während jetzt die Rücksicht auf das Gedeihen dieser jungen Kinder die Mutter oft davon abhält, für näher liegende, speziell europäische Fragen sich übermäßig zu ereifern. Von dem, was die fleißigen Briten in Ostasien zu Stande brachten, soll nun die Rede sein. Wie das Reich der Haudelskompagnie in den Kriegen gegen Frankreich heranwuchs, haben wir (Iii, § 8) gesehen. Es wuchs aber seither beständig durch Eroberungen nach außen, durch Aufhebung der Monopole und Binnenschranken nach innen. Im I. 1818 gelangten die Mahrattakriege zum Abschluß; ein Armeekorps wurde damals von der in Bengalen ausgebrüteten Cholera fast vernichtet, eine Seuche, die sofort ihren ersten Zug nach Westen antrat. Schwere Kämpfe aber im Innern Ostindiens schienen hinfort kaum mehr möglich, die Hauptaufgabe blieb, Räuber* und Mörderbanden, wie die Thags, niederzujagen und die Kräfte des Landes in friedlichem Fortschritt zu entwickeln. Dagegen erhob sich immer neuer Streit an den Grenzen und gab Aulaß, dieselben stets weiter hinauszurücken. Da war z. B. der Kaiser von Barma, gewöhnt, sich als den höchsten Erde-herrn anzusehen; er richtete stolze Forderungen an den Generalgouverneur Lord Amherst, und mußte durch Schaden klug werdeu, indem eine britische Flotte Rangun 1824 7**

7. Bd. 4 - S. 166

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
166 Ii- Die Zeit neuer Staatenbildungen. formen und die Herrschaft des Kastenbanns unter den 200 Mill. Hinbn's, welche den Briten zur Erziehung anvertraut finb. Die Verhältnisse der 154 Vasallenstaaten (mit 55 Mill. E.) finb so georbnet, daß biefe Dynastien auch durch Ab option ihren Fortbestanb sichern können. Nachbem der Prinz von Wales das große Reich burchreist hatte, würde am Neujahr 1877 Viktoria allerwärt s als Kaiserin von Hinb ausgerufen. §11. Ostasien geöffnet. Die Nenzeit hat es auf sich, ein innigeres Banb um alle ©lieber der großen Menschenfamilie zu schlingen; auch Ostasien, von 2/s unseres Geschlechts bewohnt, konnte sich auf die Länge dem Verkehr mit der christlichen Welt nicht verschließen. Das wirkte der englische Handel. Das gewaltige Tsin (Tschina) ist eine Welt für sich, in welcher lange die Morallehre des Kongs utfe (f 479 v. Chr.) neben dem mystischen Monotheismus seines Zeitgenossen Laotse die Geister beschäftigte, bis auch die Bnbbhalehre (s. 65 n. Chr.) bebeutenben Anhang gewann. Es fehlte von Alters her nicht am Einwaubern frember Volks- und Religionsgenossen; Juben, Nestoria-uer, Muhammebaner, s. 1560 Portugiesen setzten sich ba und bort fest. Erst die Manbfchu Dynastie, welche 1644 das Land eroberte und durch tartarische Garnisonen im Zaume hielt, auch das Unterwürfigkeitszeichen des Zopfes einführte, versuchte es gegen die Außenwelt abzuschließen, und verfolgte s. 1723 das mächtig eingebrungene Christenthum der Jesuiten. Blos in einem Hafen, Kanton, bürste unter allen erfinnlichen Beschränkungen auswärtiger ©eehaubel getrieben werben. Dieser beschäftigte sich be^ fonbers mit der Ausfuhr von Thee, Seibe :c. und bereicherte China, das sonst in allen Stücken sich selbst genügte, mit eblen Metallen; nur eine Einfuhr von frember Waare nahm allmählich bebeufliche Dimensionen an, der Opium hanbel. Diesen Mohnsaft zu rauchen, war leiber einer Masse von Chinesen ein Lebensbebürsniß geworben;

8. Bd. 4 - S. 182

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
182 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. Poleon geradezu verboten hatte; und im Sommer 62 stiftete er allenthalben Schützenvereine, um Südtyrol und Venetien zu überfallen. Da ihm aber die Regierung hier entgegentrat, landete er wieder mit 3000 Freiwilligen in Calabrien unter dem Rufe: Rom oder den Tod! Napoleons Drohung nöthigte den Minister Rattazzi, ein Heer unter Cialdini gegen ihn zu schicken. Dieser vertrat den Freischaaren den Weg und bei Aspromonte 28, Aug. 62 wurde Garibaldi verwundet und gefangen^ Der König vergab ihm zwar den eigenmächtigen Schritt, aber die langsam heilende Fußwunde verdammte den kühnen Mann zu längerer Unthätigkeit. Am 15. Sept. 64 versprach Napoleon, nächstens seine Truppen aus Rom zurückzuziehen, falls Italien dasselbe dem Papste lasse und Florenz zu seiner Hauptstadt erwähle. Das geschah 1865 und im nächsten Jahre zogen die Franzosen aus Rom ab. § 13. Der nordamerikanische Bürgerkrieg. Haben wir nur kurz (S. 17 ff.) der neuen amerika^ nischen Staaten gedacht, so verdient dagegen der älteste, die Union, schon darum eine eingehendere Betrachtung, weil er seit seiner Gründnng (111, 476) mit Deutschland durch immer innigere Bande verknüpft worden ist. Obwohl aber Auswanderung und Handelsverkehr Nordamerika allen vaterländischen Heimstätten so nahe gerückt haben, daß fast jede Familie ihre Vertreter da drüben hat, bildet doch jenes ungeheure, mächtig anwachsende Ländergebiet eine Welt für sich, welche schon in ihren jüngeren Jahren sich jede Einmischung europäischer Staatsinteressen alles Ernstes verbat (S. 20), ebenso aber auch allen Verwick-lungert in europäische Fragen mit Geschick auswich; nur versteht sich von selbst, daß sie Nationen, welche sich ihre Freiheit erkämpfen, und republikanischen Regierungsformen besondere Sympathieen entgegenbringt. Doch die Gefühle gelten da wenig; Geschäfte machen ist in jenem betriebsamen Staatenbund die Hauptsache. Um der Freiheit des

9. Bd. 4 - S. 221

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 19. Oestreich-Ungarn. 221 übernehmen, da ist der rechte Platz für Kain-Preußen/ Gewiß ist dem Deutschen zu empfehlen, daß er die Schmach der noch nicht völlig überwunden n Zerrissenheit, die ihn so lange dem Ausland gegenüber wehrlos gemacht hat, nicht gar zu schnell vergesse. § 19. Oestreich-Ulmrn. Nicht bloß der Sieger, auch der Besiegte im letzten deutschen Kriege mußte nun darauf deukeu, sich in seinem Hause auf's Neue wohnlich einzurichten. Die östreichische Monarchie hatte nicht nur Venetien und ihre Stellung in Deutschland eingebüßt, das Anseinanderstreben ihrer Nationalitäten war auch sonst auf einen solchen Grad gestiegen, daß alles aus dem Leim zu gehen drohte und mit einem neuen Experiment Hilfe geschafft werden mußte. Weil es dem geistarmen Reich an Staatsmännern fehlte, welche über den Parteien standen, versuchte es der Kaiser 1866 — 71 mit einem Minister aus Deutschland. Der Freiherr von Benst (S. 131) war bisher als sächsischer Minister der eifrigste Gegner Preußens gewesen; er wnrde 2. Nov. an die Spitze der Regierung nach Wien berufen, das Zerfallen der Monarchie aufzuhalten und mit ihr womöglich in ein frisches Geleise einzulenken. Ein um Plane nie verlegener, redefertiger Herr, der Oestreich wohl anstand, nur daß er für dessen Kräfte etwas zu viel nach außen wirken wollte; denn gar zu gern hätte er Preußen in allerhand Unbequemlichkeiten hineingezogen, um es endlich in einen großen Rachekrieg zu verstricken. So wollte es der, welcher ihu in Wien empfohlen hatte, der französische Kaiser. Doch sehen wir von dieser nergelnden auswärtigen Politik ab! Im Innern machte er sich ernstlich daran, die vielen Gegensätze, welche das Reich zu keiner Ruhe kommen ließen, zu versöhnen. Hier handelte es sich zunächst um die trotzigen Ungarn, denen zu lieb er das Stichwort des Dualismus erwählte, als sollte nun endlich der Doppeladler des alten östreichischen Wappens eine Wahrheit werden. Beust versprach den ge-

10. Bd. 4 - S. 279

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 26. Die Commune von Paris und die Internationale. 279 rühmten Chefs des französisch-socialistischen Aufstands ohne Gnade erwürgt hat. Bald werden wir zu heftigen und schrecklichen Explosionen unsere Zuflucht nehmen, dem bestehenden socialen System ein Ende zu machen." — Marx, der übrigens für seine Person den Ausbruch in Paris als verfrüht angesehen hatte, wartet auf einen allgemeinen Weltbrand, der sich an 100 Punkten zumal entzünde, als „die immense Morgenröthe des neuen Tags," da die staatliche Einheit Europas durch die zu einer großen Arbeiternation verschmolzenen Proletarier sämmtlicher Länder hergestellt sein wird. — Eifriger als zuvor wird gerade auch in Deutschland auf den „freien Volksstaat," d. H. die rothe Republik hingearbeitet; man spricht es offen aus, daß die Entthronung aller Fürsten eine Nothwendigkeit sei, zu deren Verwirklichung die Bildung eines Revolutionsheers in erster Linie gehöre; „die Citadelle der Knechtschaft ist in Berlin, Krieg gegen Gott und Christus der Schlachtruf des großen Kreuzzugs." a. 76 zählte man schon 51 socialistische Blätter in Deutschland, mehr als in der ganzen übrigen Welt. — Nun der innere Feind mitleidlos niedergeworfen war, brach allmählich wieder das Parteigezänke hervor, das einige Zeit geschwiegen hatte. In Bordeaux war ein ungeschriebener „Pakt" vereinbart worden, daß diese Nationalversammlung noch keine definitive Regierung begründen solle. Um seiner rettenden That willen wurde aber Thiers (31. Aug. 71) förmlich zum Präsidenten auf drei Jahre ernannt, als welcher er seine Hauptaufgabe, die Auslösung des noch von Deutschen besetzten Gebiets und die Aufrichtung Frankreichs mit großem Geschick vollbrachte. Die Finanzen zu ordueu griff er aus fein Schutzzollsystem zurück, die Milliarden flößen ihm nur so zu, ohne daß das Volk merkte, wie viel mehr es auszubringen hatte; das Heerwesen begann er nach deutschem Muster einzurichten. Nachdem er aber (März 73) für die Abzahlung der 5 Milliarden gesorgt und damit einen Räumungsvertrag zu Stande gebracht hatte, vermöge dessen
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