174
Erste Periode
chen Wittwe Kadidscha, deren große Handelsgeschäfte er schon
als Faktor geführt hatte, zu bessern Glücksumständen gelangt war.
Am liebsten beschäftigte er sich mit Nachdenken über die verschie-
denen, ihm bekannten Religionen. Er kannte den heidnischen Aber-
glauben seiner Landsleute, lernte auf seinen mannigfaltigen Reisen
die zwar reinere, aber allzu sinnliche Religion der Magier kennen,
fand das Judenthum durch mancherlei Ungereimtheiten von den
Rabinern entstellt und sah, wie selbst das Christenthum durch die
ärgerlichen Religionsstreitigkeiten seiner Bekenner ein Gegenstand
des Hasses und der Verachtung geworden war. Da faßte er den
Gedanken, die Religion seines Stammes gänzlich umzuftossen und
eine neue aus dem Juden- und Christenthume zusammengewebte
und für den sinnlichen Charakter seiner Landsleute passende Reli-
gion zu gründen. Seine feurige Einbildungskraft riß ihn so sehr
hin, daß er in einsamen Stunden, oder wenn die fallende Sucht
ihn ergriff, mit Hähern Geistern umzugehen wähnte und sich zuletzt
überzeugt fühlte, er sei derjenige, dessen die Volker bedürfen.
Im vierzigsten Jahre seines Lebens erschien „die Nacht der Rath-
schläge Gottes," worin Gabriel, wie er sagte, ihn zum Propheten
des Höchsten berief. Dieß erzählte er der Kadidscha und seinem
Vetter Waraka. Beide glaubten und schwuren bei dem, in dessen
Hand die Seele der Kadidscha und Warakas ist: „Mohammed ist
Prophet." Hierauf glaubten auch der junge Ali, der Erste der
Zeugen, sein Sklave Said, sein Schwiegervater Abubokr und
einige andere. Doch nur langsam und unter großen Schwierig-
keiten breitete sich anfangs seine Lehre aus. Eingewurzelte Vor-
urtheile, blinder Fanatismus, Neid und Parteihaß machten ihm
den größten Theil der Koreischiten zu den heftigsten Feinden.
Selbst in der Familie Haschem fand er kräftigen Widerstand. Er
mußte sich mehrmals ans Mekka entfernen, und als bei seiner Rück-
kehr sein Anhang sich vermehrte, als man ihn schon an der Spitze
einer beträchtlicheu Religionsgesellschaft sah, die er durch einen Eid
an sich knüpfte, und aus der er nach Christi Beispiel zwölf Apo-
stel in die umliegenden Gegenden anssandte; da verschwuren sich
seine Feinde, daß aus jeder Familie Einer die Pflicht auf sich
nehmen wolle, ihn, wo er ihn träfe, zu ermorden. Mohammed
aber rettete sich durch Ali'ö heldenmüthige Treue auf der Flucht
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Kadidscha Volker Mohammed
von 476 bis 768 n. Chr.
175
(16. Juli 62*2 Anfang der Hedschira) in die Wüste und gelangte,
fast wunderbar den Verfolgern entrinnend, nach Medinah, wo
fünfhundert Schüler ihn mit großer Ehrfurcht empfingen, und
bald auch die übrigen Einwohner der Stadt, welche ohnehin einen
erblichen Haß gegen die Koreischiten hegten, für seine Lehre ge-
wonnen wurden. Er bildete seine Anhänger zu fanatischen Krie-
gern, trat als geschickter Heerführer an ihre Spitze und besiegte
zuerst einzelne arabische Stämme. Im siebenten Jahre der Ver-
bannung erstürmte er Mekka, worauf bald ganz Arabien seiner
Lehre und Herrschaft huldigte. Nun befahl er den Islam in alle
Länder zu verbreiten und durch Glauben oder Waffen die Nationen
zu vereinen, wobei er seinen Anhängern den Grundsatz einpragte,
gegen alle, welche weder an Gott, noch an den Tag des Gerichts
glauben, zu streiten; auch wider Inden und Christen so lange zu
kämpfen, bis sie sich bequemten, Tribut zu zahlen und sich zu
unterwerfen. Schon hatte er den Auftrag zu einem Feldzuge ge-
gen die Byzantiner und ihre Schützlinge gegeben, als er in Me-
dinah erkrankte und nach einem vierzehntägigen Fieber starb, wie
er selbst glaubte, an den Folgen des Giftes, das ihm einst eine
rachsüchtige Jüdin beigebracht hatte (d^8. Juni 632 n. Ehr.).
Die Lehre Mohammeds heißt Islam, d. i. Glaube oder
selbstverleugnende Ergebung in Gott. Ihre Grundzüge sind: Es
gibt nur Einen Gott und Mohammed ist sein Höchsterund letzter
Prophet, durch den das Gesetz Mosts und Jesu die Vollendung
erwarb. Gott hat die guten und bösen Schicksale der Menschen
durch einen unbedingten und unabänderlichen Rathschluß von
Ewigkeit her voransbestimmt, und Niemand kann diesem seinem
Verhängnisse (Fatum) entgehen. Zur Ausführung seines Willens
bedient sich Gott der Engel, welche anfangs alle gut waren, zum
Theil aber von ihm abgefallen sind. Nach der Auferstehung der
Tobten wird ein Gericht gehalten. Ueberstuß an Allem, was der
Sinnlichkeit nur schmeicheln kann, selbst die gröbsten sinnlichen Ge-
nüsse werden den wahren Gläubigen (Moslemin, Muselmänner)
im Paradiese verheißen. Schrecklich sind dagegen die Qualen der
Bösen in der Hölle, und eine nie endende Strafe trifft alle Un-
Ungläubigen. Außer dem Bekenntnisse dieser Hauptlehren ver-
langte Mohammed von den Gläubigen, daß man täglich fünfmal
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Mohammeds Mohammed Mohammed
212
Dritte Periode
thago, welche zuerst Kairwan und später Tunis zu ihrem Haupt-
sitze machten und bis 907 bestanden; die Tuluniden (v. 877
bis 904) und Jchschididen (v. 935—969) in Aegypten, wel-
ches in letztgenanntem Jahre der Fatimide M o ez eroberte, dessen
Großvater dem Reiche der Aglabiden und Cdrisiden ein Ende ge-
macht hatte (908). Moez gründete die Stadt Cairo und erhob
sie zum Sitze eines dritten Chalifates, des Fatimidischen,
welches seine Herrschaft also nicht nur über die Nordküste von Af-
rika, sondern auch über Syrien, Sicilien, Sardinien und das
glückliche Arabien auöbreitcte und bis 1171 sortbestand, wo der
Kurde Saladin ebn Ajub den Thron sich aneignete und die
Religion der Sunniten wieder herstellte. Die Asubiden herrschten
bis 1250, wo ihre Leibgarde, die Mamluken, ihren Anführer
zum Sultan ausriefen und einen Soldatenstaat gründeten, welcher
dritthalb hundert Jahre dauerte und Aegypten in völlige Barbarei
versinken ließ.
Vom Fatimidischen Chalifate in Aegypten machten sich unab-
hängig die Zeiriden in Tunis (v. 971 — 1148), die Mora-
bethen in Marocco (v. 1050—1150), deren Reich die Muahe-
dier zertrümmerten. An die Stelle dieser traten um 1269 die
Meriniden in Fez und Marocco, die Zianiden in Algier
und die Abuhaffier in Tunis, deren Reiche sich bis in das
sechzehnte Jahrhundert erhielten.
In Asien war Chorasan die erste Provinz, welche für das
Chalifat zu Bagdad verloren ging (820). Die Thaheriden
konnten sich aber nur bis 873 behaupten, wo die Soffariden
mit Sedschestan auch Chorasan und Persien vereinigten. Bald
mußten diese den Samaniden weichen (um900), welche wieder
von den Gasnaviden um 1004 überwältigt wurden. Der
Gründer dieser Dynastie, Mahmud, der sich zuerst Sultan d.i.
König der Könige nannte, breitete seine Herrschaft von Trans-
oriana bis in die Nähe von Jspahan, vom kaspischen Meere bis
zum Ausflüsse des Indus aus. Er war ein rechtschaffener, kluger
und die Wissenschaften liebender Fürst. Seine Nachkommen wurden
zuerst durch die Seldschuken geschwächt (1038) und endlich durch
die Gauriden verdrängt (1183). Diese letztern herrschten nur
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
176
Zweite Periode
zu bestimmter Stunde mit gegen Mekka gewandtem Antlitze bete,
nach der gegebenen Vorschrift Almosen gebe, das gebotene Fasten
im Monate Ramadan streng halte und wenigstens einmal im Le-
den nach Mekka wallfahrte. Gebet führe auf halbem Wege zu
Gott, Fasten bringe an den Eingang zum Himmel, Almosengeben
eröffne dessen Thüre; das größte Verdienst aber erwerbe sich der-
jenige, welcher im Kampfe gegen die Ungläubigen falle. Häufi-
ges Waschen, Enthaltsamkeit von Wein und Glücksspielen, sind
ebenfalls strenge geboten. Die Polygamie ist erlaubt und die
Beschneidung als Landessitte beibehalten. Der Freitag jeder
Woche ist zum öffentlichen Gottesdienste in der Moschee be-
stimmt.
Mohammed hinterließ keinen männlichen Erben. Rach dem
Erbrechte würde sein Schwiegersohn Ali, der Erste der Gläubi-
gen , den er zu seinem Wesir oder Amtsverweser ernannt hatte,
den gegründetsten Anspruch auf die Nachfolge gehabt haben. Allein
der Neid der Koreischiten gegen die Familie Haschem, deren Haupt
Ali jetzt war, vorzüglich aber der Haß der Ayescha, einer der
Wittwen des Propheten, die einst von Ali beleidigt worden war,
standen ihm entgegen, so tzaß die meisten Stimmen den Abubekr,
Ayescha's Vater, zum Chalifen d. i. Nachfolger des Propheten
ernannten. Als solcher war er das unumschränkte geistliche und
weltliche Oberhaupt des neuen Reiches. Während sein Feldherr
Kaled, das Schwert Gottes genannt, erobernd bis an den Eu-
phrat vordrang, ein oströmisches Heer besiegte und Damaskus er-
oberte ; sammelte und vereinigte Abubekr die Lehren und Gebote
des Glaubens, welche Mohammed vom Erzengel Gabriel erhalten
zu haben vorgab, und die desselben Schüler einzeln ausgeschrieben
und sorgfältig bewahrt hatten, in dem Koran, der das heilige
Buch der Moslemin ist.
Unter seinem Nachfolger Omar (634— 644>, der sich zuerst
den Titeln Emir al Mumenim (Fürst der Gläubigen) beilegte,
wurde die Eroberung von Syrien und Palästina vollendet, das
durch Thronstreitigkeiten erschütterte Perserreich zertrümmert und
Aegypten von dem tapfern Feldherrn Amru nach einer hartnä-
ckigen Belagerung Alerandria's zur arabischen Provinz gemacht
(640). Als Omar eben in der Moschee betete, wurde er durch
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Mohammed Ali Ali Mohammed Gabriel Omar_( Omar
177
von 476 bis 768 n. Cffr.
einen rachsüchtigen Sklaven ermorbert. Hierauf ernannte die Zeche
d.i. eine Wahlversammlung der vornehmsten Häupter und der Freunde
Mohammeds, den Othman (v. 644—655), des Propheten Ge-
heimschreiber, zum Chalifen. Dieser publicirte den von Abubekr
gesammelten Koran, nachdem er ihn zuvor durchgesehen und berich- ^
tigt hatte. Er fiel als Opfer einer Empörung, welche er durch
eine parteiische Begünstigung seiner Verwandten veranlaßt hatte.
Ohngeachtet dieser Stürme im Innern, gewann vie arabische
Macht doch nach außen an höherm Glanze. Die Streiter des
Islams griffen Cypern und Rhodus an und drangen in Kleina-
fieu, Armenien und Nubien ein.
Nach Othmaus Ermordung genoß Ali (v. 655—661), Mo-
hammeds Schwiegersohn, die ihm gebührende Ehre. Auf die Bitten
des Volkes bestieg er nach einigem Weigern den ihm augeboteuen
Chalifenthrou. Seine Regierung war aber von kurzer Dauer und
unglücklich. Zuerst trat Ayescha, seine unversöhnliche Feindin»,
im Kampfe gegen ihn aus. Nach ihrer Gefangenuehmuug warf
sich der mächtige Moawiah, der aus dem Hause der Om mai-
jaden stammte und Statthalter von Syrien war, zum Chalifen
auf. Der innere Krieg dauerte fort, bis Ali durch die Hand eines
schwärmerischen Meuchelmörders fiel.
Sein ältester Sohn, Hassan, wurde nach des Vaters Tode
zwar zum Chalifen auögerufeu, entsagte aber bald, weil sein
sanftes, friedliches Gemüth die Waffen haßte, dem Throne, und
sein gleich edler Bruder vermochte nicht, sich gegen Moawiah zu
halten. Doch blieb die Partei der Aliten fortwährend mächtig,
und die grausame Verfolgung, so wie die oft wiederholte- Empö-
rung derselben erschütterte den Thron der Chalifen und veranlaßt
eine Spaltung der Moslemin in Schiiten und Sunniten,
von denen die erstern die durch Ali überkommenen Traditionen,
die andern aber diejenigen in Ehren halten, welche von den ersten
Chalifen stammen und von den Schiiten verworfen werden.
Moawiah (661 — 680) verlegte den Sitz des Chalifates
nach Damaöcuö und wußte den Thron in seiner Familie erblich
zu machen. Nachdem er die innern Unruhen unterdrückt halte,
wandte er die Waffen nach Außen und gründete eine Seemacht.
Er eroberte Cypern und Rhodus, ließ Sicilien verwüsten und durch
Beitelrocks Grundriß der allgem. Geschichte. 12
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
179
von 476 bis 768 n. Ehr.
Mehrere Könige starben bald nach einander eines gewaltsamen
Todes; die Parteiungen unter den Großen, durch die Leiden,
schäften der Eifersucht, Rache und des Fanatismus hervorgerufen,
wurden um so verderblicher, da die ursprüngliche Tapferkeit der
Westgothen durch Weichlichkeit allmählig erschlafft war. Als daher
König Witiza mit ihnen härter verfuhr, ward er durch Ro drigo
vom Throne gestossen und geblendet (720). Graf Julian und
der Erzbischof Oppas von Sevilla riefen gegen den Usurpator
den arabischen Statthalter in Afrika, den Musa, zu Hülfe. Der
Feldherr desselben, Tarik, landete bei dem Vorgebirge Ealpe, be-
siegte den Rodrigo bei Leres de la Frontera (Jul.711) und machte
unterhalb eines Jahres fast das ganze Land den Arabern unter-
than. Nur ein kleiner Theil der Westgothen zog sich in die nörd-
lichen Gebirge Asturiens zurück und behauptete unter Pelayo,
einem edlen Gothen, den sie zu ihrem Könige gewählt halten, mit
Heldeumuthe seine Unabhängigkeit.
Im Chalifate zu Damaskus war unterdessen auf Walid I.
fein kriegerischer, aber unmäßiger Bruder Soliman I. (v. 714
— 717) gefolgt. Unter ihm wurde Georgien erobert und der
zweite Angriff auf Constantinopel unternommen. Das griechische
Feuer aber zerstörte zweimal seine Flotte, und sein Landheer erlag
dem Hunger und den Seuchen. Der rechtliche und sanfte Omar
(717—720) wurde wegen seiner Achtung und Milde gegen Ali's
Nachkommen vergiftet. Schon unter seinen Nachfolgern begann
der Thron der Ommaijaden zu wanken. Ihre Rechtgläubigkeit
wurde in Zweifel gezogen, und Grausamkeiten und Ausschweifun-
gen mancher von ihnen machten das ganze Geschlecht verhaßt.
Vergebens suchte der kraft- und muthvolle Merwan Ii. (v. 744
— 750) das Verderben, welches seinem Geschlechte von den Ab-
bassiden drohte, abzuwenden. Er wurde von Abul Ab das,
dem vierten Abkömmlinge von des Propheten Oheim Abbas, ge-
schlagen und auf der Flucht getödtet (749). Mit ihm fielen acht-
zig Ommaisaden, nur ein einziger. Abdorr ha man, entrann nach
Spanien, wo er ein unabhängiges Chalifat gründete.
12*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: König_Witiza Julian Oppas_von_Sevilla Musa Tarik Rodrigo
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Damaskus Georgien Constantinopel Spanien
Glück eines Volkes nur in der Aufklärung bestehe. Diesem Grunde
satze treu, errichteten mehrere seiner Nachfolger, wie frühes Al
Man sur und Harun al Raschid, zu Bagdad, Bassora,
Samarkand, Cahira, Corduba und in andern Städten arabische
Academien, bei jeder Moschee eine Schule und selbst in kleinern
Städten Bibliotheken. Man baute Krankenhäuser, Laboratorien
für Chemiker, Sternwarten für Astronomen. Dichtkunst und Mu-
sik wurden hoch geehrt, und selbst Fürsten stritten um den Preis
des Gesanges. An Geschmack und Feinheit des geselligen Tones
erreichte die Araber kein damaliges Volk.
Von der glänzendsten und originelsten Seite zeigt sich die
arabische Literatur in der Poesie. Die Romanze ist eine Erfin-
dung der Araber. Auch bedienten sie sich zuerst des Reims. Un-
ter ihren zahlreichen Dichtern sind die berühmtesten: Ali den
Abutaleb (geft. 660), Ad mai, einer der geistreichsten Männer
unter Al Raschids Regierung, Motanabbi (geft. 965) u. Abul'
O l a, ein Syrer (geft. 1058). Unbestritten ist der Araber Einfluß
auf die Philosophie des Mittelalters, auf die ganze Scholastik.
Ihr Hauptführer und Lieblingsschriftsteller, den sie abschrieben,
übersetzten und nach welchem sie auf ihren Hochschulen lehrten,
wurde Aristoteles. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Dialektik
gerichtet, die ihnen bei der Polemik unter den verschiedenen Re-
ligionssekten gute Dienste leistete. In der Mathematik waren
zwar ebenfalls die Griechen ihre Führer, aber sie bereicherten
einige Theile derselben und wir verdanken ihnen unsere Ziffern,
Verbesserung der Zeitrechnung und Erweiterung der Astronomie.
Ihre Leistungen in der Medicin waren mehr praktisch als theo-
retisch; doch werden die Schriften eines Rhazes, aus Ray in
Persien (gest. 940), und eines Avicenna, aus Bokhara (geft.
1036) noch jetzt hochgeschätzt. Aber auch Alchymie, Magie, Chi-
romantie und Astrologie sind durch die Araber in das Abend-
land gekommen. Am wenigsten sind die historischen Wissenschaf-
ten durch die Araber gefordert worden. Das Hinderuiß lag in
ihrer despotischen Verfassung und im orientalischen Charakter über-
haupt. Malerei und Bildhauerkunst betrieben sie nicht, weil es
ihnen verboten war, Bilder aufzustellen; aber in der Baukunst
schreibt man ihnen die Erfindung des kühnen, zierlichen und phan-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
/ - :
Vierte Periode.
Vom Anfänge der Kreuzzüge bis zum Ende des Mittel-
alters oder von 1096 bis 1500 nach Christi Geburt.
I. Die àeuzzirge und ihre Folgen.
Schon seit der Auffindung des heiligen Kreuzes unter des
ersten christlichen Kaisers Regierung besuchten Christen Palästina,
das heilige Land, und begeisterten sich auf Golgatha, wo das
Blut des göttlichen Erlösers für das Heil der Menschen geflossen/
durch heiße Gebete zu einem himmlischen Sinne. So lange die
griechischen Kaiser und arabischen Chalifen Jerusalem befassen,
fanden die Pilger meist freundliche Aufnahme. Die Christen zu
Jerusalem hatten ihren eigenen Patriarchen und genossen das
Recht der freien Religionöübung. Als aber im Jahre 1075
Syrien und Palästina und hiemit auch Jerusalem durch die Seld-
schukischen Türken den Fatimiden entrissen worden waren, verschlim-
merte sich der Zustand der Christen in dem heiligen Lande auf eine
schreckliche Weise. Dennoch wurde die Zahl der Pilger immer
größer, weil man damals allgemein glaubte, es nahe das Ende
der Welt. Das ganze Abendland schmerzte es tief, daß die den
Christen so geheiligten Orte in den Händen der grausamen Un-
gläubigen sich befänden.^
Da erschien im Jahre 1093 Peter von Amiens, genannt
der Einsiedler, mit Schreiben des hartbedrängten Patriarchen zu
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
*ß24 Vierte Periode.
Mens, gründete sich daselbst einen Fürstensitz, den er allmählig
durch neue Eroberungen erweiterte und durch seine Vermählung
mit einer armenischen Christin sicherte.
Beinahe acht Monate belagerte nun das wieder vereinte
Kreuzheer Antiochia, die große, durch Natur und Kunst gleich
feste Hauptstadt Syriens. Krankheiten, Hungersnot!) und häufige
Ausfälle der Belagerten bedrängten das Christenheer, unter dessen
Führern noch überdieß Uneinigkeit herrschte. Endlich fiel dieselbe
dnrch Verrath (Juli 1098), aber schon nach wenigen Tagen eilten
Korboga, Fürst von Mosul, und andere Emire mit unzähligen
Schaaren zur Befreiung dieser Stadt herbei und schlossen die
Christen ein. Schon waren sie dem Hungertode nahe, als man
verkündete, man habe die Lanze, mit welcher einst die Seite des
göttlichen Erlösers durchstochen worden war, gefunden. Voll hei-
liger Begeisterung, verlangten sogleich die abgezehrten, Leichen
ähnlichen Krieger in den Kampf geführt zu werden. Wüthend
war der Angriff, Korboga s Schaaren wurden schnell durchbrochen
und in die Flucht getrieben. Nacht und Entkräftung hinderten die
Sieger, ihre Gegner zu verfolgen. Das reiche, mit Schätzen
und Lebensmitteln im Ueberflusse versehene Lager fiel in ihre
Hände. Auch die Burg von Antiochia ergab sich nun in Folge
des glänzenden Sieges. Antiochia selbst mit seinem Gebiet erhielt
Boemund als eigenes Herzogthum.
Endlich ging im Mai 1099 der bis auf 60,000 Mann ge-
schmolzene Zug zwischen dem Libanon und der Seeküste, von der
sie zuweilen Zufuhr erhielten, hinab, machte die Emire von Tri-
polis, Tyrus, Sidon, Acre und Cäsarea von den Christen ab-
hängig, bemächtigte sich des Hafens von Joppe und eroberte mit
Sturm am 15ten Juli 1099 Jerusalem, welches seit drei Jahren
wieder den ägyptischen Chalifen aus der Dynastie der Fatimiven
gehörte. /
Einige Tage darnach wurde der edle Held Gottfried von
Bouillon einstimmig zum Könige gewählt. Die Herrschaft
nahm er an, aber die königliche Würde schlug er standhaft aus.
Er ließ sich nur Beschützer des heiligen Grabes nennen
und hielt sich für unwürdig, da eine goldene Krone zu tragen,
wo der Heiland der Welt unter einer Dornenkrone geblutet habe.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
von 1096 bis 1500 n. Chr.
259
alleinige Herrschaft ans dem adriatischen Meere erlangte.. Durch
die sogenannte Schließung des Rathes (1297) wurde die
venetianische Staatsverfassung eine reine, oft sehr drückende Ari-
stokratie.
Seit den Zeiten der Kreuzzüge, besonders aber seit dem
Jahre 1204, in welchem die Venetianer das griechische Kaiser-
thum zerstören halfen, stieg der Handel und die Macht Venedigs
auf den höchsten Gipfel. Es gelangte dadurch zu dem Besitze der
schönsten Inseln des Archipelagus, mehrerer Küstenstriche von
Epirus bis nach dem schwarzen Meere und behauptete selbst bei
Wiederherstellung des griechischen Kaiserthums (1261) einen groß-
ßen Theil der ehemals gemachten Beute. Die größte Nebenbuh-
lerin Venedigs war Genua, und schon um 1256 entstand zwischen
beiden Republiken aus Handelseisersucht ein heftiger Krieg, der
nach abwechselndem Glücke erst im Jahre 1381 durch den Frie-
den zu Turin glorreich für Venedig beendigt wurden Bald
darauf breitete die Republik ihre Heerschaft auch auf dem festen
Lande aus. In dem Zeiträume von 1338 — 1496 erwarb es
die Treviser-Mark, die Insel Corfú, Vicenza, Bassano, Feltre,
Velluno, Padua und Verona, Friaul, Sebenico und Cattare in
Dalmatien, von dem mailändischen Gebiete noch Brescia, Ber-
gamo und Crema. Cypern, dessen Besitzerin Katharina Cor-
naro von Venedig adoptirt uttb bevormundet ward, nahm es
(1489) ganz in Besitz. Im I. 1499 bekam es auch Cephalonia
von den Türken. Die meisten dieser Länder benützte Venedig zur
Vermehrung seiner Manufakturen, die in Asien damals einen
unermeßlichen Absatz fanden, und wurde dadurch die erste Han-
dels - und Seemacht der Welt. Seitdem aber Constantinopel
von den Türken eingenommen, der Seeweg nach Ostindien gefun-
den, und durch die Eroberung Aegyptens von dem osmanischen
Sultan Selim I. (1517) der ostindische Handel genommen wor-
den war, fing die Macht dieser Republik zu sinken an.
Schon durch seine günstige Lage am Meere zum Handel be-
stimmt, besaß Genua noch früher als Venedig den levantischeu
Handel, erwarb sich aber auch während des zwölften Jahrhunderts
bedeutende Besitzungen auf dem Festlaude und nöthigte Pisa nach
einem, aus Handelseifersucht und über den Besitz von Sardinien,
17 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]