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1. Neue und neueste Geschichte - S. 154

1880 - Dillenburg : Seel
in welchem er betonte, daß man auch in Westfalen den Geist der Unzufriedenheit erhalten müsse und daß zwischen Preußen und Oestreich noch ein Bund zu gemeinsamer Erhebung gegen die Fremdherrschaft zu schließen sei. Stein mußte um seine Entlassung bitten; er floh nach Rußland. Er wurde als Verräther gegen Frankreich gebrandmarkt, und seine Güter wurden eingezogen. Sein Nachfolger war der Freiherr von Hardenberg, welcher als Staatskanzler im Sinne und Geiste Stein's weiter arbeitete. b. Tod der Königin Luise. Die schweren Schicksalsschläge, welche Preußen getroffen hatten, lasteten besonders schwer aus der treuen Mutter des Landes, aus der Königin Luise. In tiefstem Schmerze empfand sie das Unglück ihres Landes und ihres Gemahls, nicht um ihrer Person willen, denn sie opferte ja alles mit der größten Bereitwilligkeit auf dem Altare des Vaterlandes; ihre Geschmeide und Kostbarkeiten, ihre Juwelen, alles gab sie mit Freuden. Auch unter dem schwersten Drucke verlor sie die Hoffnung nicht, daß ihr liebes Preußen nicht untergehen, sondern wieder herrlich erstehen werde. Viele ihrer Briese zeugen von dieser Gewißheit. Der König erkannte auch, welch' herrlichen Schatz er in seiner Gemahlin gerade in der Zeit des Königin Luise. Unglücks habe. „Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch werther und lieber geworden," sagte er einst zu ihr. Mit Freuden begrüßte die Königin die ersten Anzeichen von dem wiedererwachenden Glauben; erkannte sie doch darin die Ursache des Unglückes, daß man von Gott abgefallen sei. Der Schmerz über das Unglück des Landes hat ihr einen allzufrühen Tod gebracht. Im December 1809 zog sie mit ihrem Gemahl und mit den Kindern wieder nach Berlin; an allen Orten bezeigten die Bewohner ihre Freude darüber; besonders aber war es Berlin selbst, das sich freute, das geliebte Königspaar wieder in feinen Mauern zu sehen. Unter dem Donner der Geschütze und dem

2. Neue und neueste Geschichte - S. 155

1880 - Dillenburg : Seel
Geläute aller Glocken zog die königliche Familie in Berlin ein und War an demselben Tage und zu derselben (Stunde, in welcher vor sechzehn Jahren Luise als Braut ihren Einzug gehalten hatte. Aber schon vor dieser Reise nach Berlin hatte die edle Königin gefühlt, daß ihr keine lange Lebenszeit mehr beschießen sei. „Schwarze Ahnungen erfüllen und ängstigen mich/' schrieb sie damals, und an ihrem Geburtstage, am 10. März 1810, äußerte sie: „Ich glaube, es wird wohl das letztemal sein, daß ich meinen Geburtstag hier feiere." Ihre Ahnungen sollten sich nur zu bald erfüllen. Im Sommer 1810 unternahm sie eine Reise nach Strelitz, um ihren Vater und besonders die einundachtzigjährige Großmutter, die treue Führerin ihrer Jugend, zu besuchen. Große Freude herrschte bei ihr und erregte sie durch ihren Besuch; aber mitten durch diese Freude zogen sich bange Ahnungen und eine tiefe Wehmut. Am 28. Juni kam auch der König nach Strelitz, worüber die Königin so erfreut war, daß sie zu ihrem Bruder Georg sagte: „Run, lieber Georg, bin ich erst ganz glücklich," und an ihren Vater schrieb sie an demselben Tage: „Mein lieber Vater! Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Gattin des besten der Männer." Es waren ihre letzten Worte, die sie schrieb. Gegen Abend begab sich die Königin mit ihrer Familie nach dem Lustschlosse Hohen-Zieritz. Sie kam dort leidend an, erholte sich wieder, so daß der König sich wichtiger Staatsgeschäfte wegen entschloß, auf einige Tage nach Berlin zu reisen, hoffend, daß er bei feiner Rückkehr seine Gemahlin völlig genesen wiederfinden werde. Wohl schien die Krankheit abzunehmen, aber eine große Schwäche behauptete sich. Unterdes; war auch der König in Charlottenburg erkrankt, worüber sich die Königin so ängstigte, daß sie den Gedanken einer Übersiedelung nach Charlottenburg faßte, um ihren Gemahl zu pflegen. So vergingen mehrere Tage; mit unendlicher Geduld ertrug die Königin ihre Leiden. Am 16. Juli wurde sie plötzlich von heftigen Brustkrämpfen befallen, so daß die anwesenden Aerzte die Hoffnung auf Wiederherstellung der hohen Patientin aufgaben. Man sandte Eilboten nach Berlin an den König; mit diesem traf auch der berühmte Berliner Arzt Heim ein. In der Rächt vom 18. auf den 19. Juli wiederholten sich die Krämpfe; gegen 4 Uhr Morgens kam der König mit den beiden Prinzen, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm, an. Der König, auf die große Gefahr vorbereitet, konnte seine Thränen nicht verbergen. „Bin ich denn so gefährlich krank?" fragte sie. Darauf ging der König hinaus und holte die beiden y

3. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

4. Neue und neueste Geschichte - S. 90

1880 - Dillenburg : Seel
— 90 — düng mit England zu erhalten suchten, entstand Streit in der königlichen Familie, in dessen Folge sie einige trübe Jahre verlebte; der Kronprinz und Prinzessin Wilhelmine mußten sich auf Besehl des Vaters gegen ihren Wunsch verheiraten. In dem 1733 ausbrechenden polnischen Erbfolgekrieg mußte der König die Waffen für den Kaiser gegen Frankreich ergreifen; aber auch er erntete, wie sein Vater und sein Großvater, vom Kaiser keinen Dank. Derselbe schloß mit Frankreich ohne Vorwissen Preußens Frieden, in welchem er Lothringen an Frankreich abtrat (1735); Berg kam nicht an Preußen, ja der Kaiser versprach es einem andern Fürsten. Friedrich Wilhelm war ergrimmt über diese Behandlung und rief aus: „Der Kaiser behandelt alle Reichsfürsten wie Schubjaks; ich habe das gewiß nicht verdient!" Und auf deu neben ihm stehenden Kronprinzen zeigend, sprach er: „Da steht einer, der mich rächen wird!" Der Kaiser selbst hatte den Vertrag zu Wusterhausen gebrochen; so war anch Preußen nicht mehr an denselben gebunden, und Friedrich d. Gr. hatte später in Folge dessen völlig freie Hand. h. Friedrich Wilhelms Ende. Friedrich Wilhelms Alter war ein ruhiges. Die wieder hergestellte Eintracht Zwischen ihm und dem Kronprinzen trng wesentlich dazu bei, die letzten Jahre zu verschönern. Im Herbste 1739 wurde der König krank, und der folgende sehr harte Winter vermehrte die Leiden noch. Da ließ der König den Propst Roloff zu sich kommen und bekannte seine Sünden, behauptete aber, daß er alles zur Ehre Gottes gethan habe. Der Propst redete ihm scharf zu, hielt ihm vor, wie manches Urtheil er ohne Noth verschärft, wie manchen er ungerecht zum Tode verurtheilt und wie manche Familie er durch seine Baubefehle arm gemacht habe. Da sprach der König: „Er schont meiner nicht; er spricht als ein ehrlicher Mann und als guter Christ mit mir; ich danke ihm dafür und bekenne, daß ich ein großer Sünder bin." Alle Anwesenden beteten am Bette des Königs, und der König wünschte, Roloff alle Tage bei sich zu sehen. Als gegen das Frühjahr hin des Königs Zustand sich besserte, brachte man den Kranken nach Potsdam. Dort hatte er im Mai einen starken Rückfall der Krankheit; er ließ deshalb den Kronprinzen sehr oft zu sich kommen und besprach sich mit ihm über Staatsangelegenheiten. Nach einer solchen Unterhaltung sprach er zu den Umstehenden: „Ist das nicht große Gnade, daß mir Gott einen so würdigen Sohn gegeben hat?" Dieser küßte

5. Neue und neueste Geschichte - S. 96

1880 - Dillenburg : Seel
— 96 — Peters Bemühungen um die Hebung der Cultur waren ernst gemeint; aber er vergaß, daß er vor allen Dingen auf sich zu achten habe und seinem Volke mit gutem Beispiele vorangehen müsse. Statt dessen aber blieb er in seinen Sitten roh, in seinen Leidenschaften wild, oft thierisch; es konnte daher nicht fehlen, daß auch die Bildung des Volkes nur eine oberflächliche war; das Volk, dies selbst fühlend, wurde mistrauisch und unzufrieden, und Peter merkte gar wohl, daß alle seine Neuerungen nach seinem Tode verschwinden und daß seine wohlgemeinten Pläne in feinem Lande nicht zur Ausführung gelangen würden. Er starb 1725. 10. Friedrich der Große. a. Friedrichs d. Gr. Jugendzeit. Es war am 24. Januar 1712 mittags, als dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ein Sohn geboren wurde. Seine Geburt verursachte sehr große Freude, da den Eltern schon zwei Söhne durch den Tod entrissen worden und ihnen nur eine Tochter, Wilhelmine, geblieben war. Große Festlichkeiten wurden veranstaltet, besonders bei der Taufe, bei welcher Friedrich I. und der deutsche Kaiser als Pathen standen und dem Prinzen den Namen Karl Friedrich beilegten. Die erste Pflege und Erziehung blieb in den Händen der Mutter, welche dabei die Hülfe der Frau von Kameke hatte. Als besondere Erzieherin nahm der König Frau von Rocoulles an, welche auch ihn erzogen hatte und nun, da sie sich durch den wiederholten Auftrag, den Kronprinzen zu erziehen, sehr geehrt fühlte, dem Prinzen die zärtlichste Sorgfalt widmete; durch sie wurde auch eine dauernde Vorliebe für französisches Wesen und französische Sprache in ihn gepflanzt. Friedrich bedurfte großer Sorgfalt, denn er war etwas schwächlich und befaß ein stilles, fast schwer-wüthiges Wesen. Seine Schwester Wilhelmine liebte er zärtlich und nur in ihrer Gesellschaft überließ er sich dem Spiel. Als sie ihn attet einst aufforderte, feine Trommel stehen zu lassen und ihren Puppenwagen zu ziehen oder mit Blumen zu spielen, antwortete er: „Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen." Auch der König erfreute sich oft an den Spielen der Kinder. Die Königin, welcher es eine große Freude war, andern wohlzuthun, pflanzte auch in ihre Kinder diesen Wohlthätigkeitssinn. Als auf einer Reise nach Hannover das Volk einer Stadt sich um den königlichen Wagen drängte und Friedrich viele Arme unter den Umstehenden erblickte, eilte er in einen Bäcker-

6. Neue und neueste Geschichte - S. 99

1880 - Dillenburg : Seel
Mühen seines Lebens in Betreff des Heeres vergeblich sein möchten und Friedrich nie ein rechter Kriegsmann werden würde. Dazu kam, daß eine Menge von Hofbeamten als Zwischenträger dem König alles, was Friedrich that, berichteten und seine Zuwiderhandlungen gegen die Befehle des Vaters vergrößerten, so daß letzterer dem Prinzen immer härter begegnete und ihn sogar vor versammeltem Hose mehrmals mißhandelte. Als Friedrich 16 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater mit zu einem Besuche des sächsischen Hofes in Dresden. Daß Friedrich den dort herrschenden Ausschweifungen nicht widerstand, brachte den Vater wieder gegen ihn auf. Tiefen Eindruck machte das in Dresden herrschende künstlerische Treiben auf den Kronprinzen; er hörte auch den vortrefflichen Flötenbläser Qu an z. Nach der Rückkehr nach Berlin brachte er es mit Hülfe der Königin dahin, daß Quanz mit einigen Mnsikern nach Berlin berufen wurde, wo er sofort Unterricht bei ihm nahm. Eines Abends hörte man während des Unterrichts den König kommen; so sehr man sich beeilt hatte, Noten und Instrumente wegzuräumen, so merkte der König doch, was vorgegangen war; er schalt den Prinzen tüchtig aus, warf dessen Schlafrock und die Perrücke ins Feuer und sandte Noten und Bücher dem Buchhändler zurück. Durch derartige Vorfälle steigerte sich der Zorn des Königs so sehr, daß er den Prinzen eines Tages in Potsdam erdrosseln wollte. Noch schlimmer wurde das Verhältnis, als Friedrich Wilhelm das Bündnis mit Frankreich und England löste und den Gedanken an die Vermählung seiner Kinder mit Gliedern der englischen Königsfamilie ganz aufgab, die Königin und ihre Kinder selbst aber an diesem Gedanken noch festhielten. Der König wollte von der englischen Heirat nichts mehr wissen, seine Gemahlin aber hoffte noch immer auf Gelingen ihres Lieblingsplanes; das entfremdete die Gatten und den Vater den Kindern; als nun Friedrich es sogar wagte, einen Brief nach England zu schreiben, ward der Groll seines Vaters so groß, daß er die Kinder aus seiner und der Königin Nähe verbannte; nur bei den Mahlzeiten dursten sie erscheinen. Dieses unglückliche Verhältnis zwischen Vater und Sohn rief iu dem letzteren den Gedanken an Entfliehen hervor; die Schwester Wilhelmine wurde mit in das Geheimnis gezogen, während die Mutter nichts von dem Fluchtplane erfahren sollte. Die Flucht sollte ausgeführt werden während einer Reife, welche Friedrich mit seinem Vater nach Süddeutschland machen mußte. Der König

7. Neue und neueste Geschichte - S. 142

1880 - Dillenburg : Seel
— 142 — so ergriffen, daß er um ihre Hand anhielt; sein Bruder that das gleiche bei Friederike, der Schwester Luisens, und am 24. April wurde zu Darmstadt die Doppelverlobung gefeiert. Als Lnife nach Beendigung des Krieges mit dem Bräutigam in Berlin einzog, wurde sie von einer Schar weißgekleideter Mädchen festlich begrüßt; eines derselben überreichte ihr einen Myrthen-kranz und sprach einige Verse. Da neigte sich Luise zu ihm herab und küßte es auf die Stirne. Die Vorwürfe der Oberhofmeisterin, daß das gegen den Anstand sei, wies sie mit den Worten zurück: „Darf ich denn das nicht mehr thun?" Noch im December desselben Jahres fand die Hochzeit statt. Ein Leben in Zufriedenheit und ungetrübtem Familienglück begann für die Neuvermählten. Die Hofsitte schrieb auch für den persönlichen Verkehr der Gatten die Anrede „Sie" vor; Friedrich Wilhelm und Lnife aber gebrauchten das vertrauliche „Du". Als dies dem Könige mitgetheilt wurde, stellte erden Kronprinzen darüber zur Rede; dieser aber entgegnete: „Mit dem Dn weiß man doch immer, woran man ist; bei dem Sie ist das immer ein Bedenken, ob es mit einem großen S geschrieben wird oder mit kleinem." Als Luise ihren Geburtstag zum erstenmale in Berlin feierte, schenkte ihr der König das Schloß Oranienburg. Das junge Paar begab sich bald nach dem Landgute Paretz, das der Kronprinz eigens für sich und feine Luise erbauen ließ; einfach und ländlich war dieser Wohnsitz, einfach, aber außerordentlich'herzlich und lieblich war das Leben des kronprinzlichen Paares auf diesem Landsitze. Das Landvolk nannte Lnife „die gnädige Frau von Paretz." Bei dem Erntefest im Dorfe Paretz vergaßen sie ihren fürstlichen Stand, mischten sich unter die Laudleute und tanzten vergnügt mit. — | Das kronprinzliche Paar genoß schon vor der Thronbesteigung die Liebe und Zuneigung, die Verehrung des ganzen Volkes. Am 16. November 1797 bestieg Friedrich Wilhelm Iii. den Thron. Da er sich durch den Frieden zu Basel, welchen sein Vater mit Frankreich geschlossen hatte, gebunden fühlte, seinem Lande auch die Unruhen des Krieges ersparen wollte, nahm er vorerst keinen Antheil an den Kämpfen gegen Napoleon. Als aber Napoleon im Jahre 1805 so wenig Rücksicht auf Preußens Neutralität nahm, auch früher eingegangene Verpflichtungen nicht erfüllen zu wollen schien, da sandte Friedrich Wilhelm seinen Minister Hangwitz an Napoleon. Dieser begegnete dem Gesandten freundlich, schmeichelte ihm sogar. Als er aber am 2. December 1805 die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz gewonnen hatte, schlug er einen andern

8. Neue und neueste Geschichte - S. 80

1880 - Dillenburg : Seel
— 80 — laubte ihm auch, daß er alle seine auf so unrechtmäßige Weise erworbenen Reichthümer im Betrage von mehr als drei Millionen Thalern nach Frankfurt a/M. führte. Die gemachten Erfahrungen beugten den König; auch anderer Kummer blieb ihm nicht erspart: so raffte in Ostpreußen die Pest ein Drittel der Bevölkerung, etwa 25 000 Bewohner, weg. Vor feinem Ende hatte Friedrich I. noch die Freude, einen Enkel, den nachmaligen großen König Friedrich Ii., über die Taufe halten zu können; es geschah dies im Anfange des Jahres 1712. Zu Anfang 1713 trat heftiges Brustleiden bei ihm ein, und er fühlte deutlich die Abnahme feiner Kräfte. Als er fein Ende nahe fühlte, ließ er den Kronprinzen zu sich kommen, segnete ihn und sprach: „Ich überlasse dir jetzt meine Krone und damit zugleich die Sorge für Dein Volk!" In christlicher Ergebung starb 1713 er am 25. Februar 1713 nach fünfundzwanzigjähriger Regierung, aufrichtig beweint von feinem Volke, das über den vortrefflichen Eigenschaften feines Geistes und Herzens feine Schwächen gerne vergaß und der Verdienste des Verstorbenen um das Vaterland gerne eingedenk blieb. 8. Friedrich Wilhelm I. a. Friedrich Wilhelms Jugend und Erziehung. Bald nach dem Tode des großen Kurfürsten wurde dem Nachfolger desselben, Friedrich Iii., ein Sohn geboren; derselbe war ein ungewöhnlich kräftiges Kind, und feine Geburt bereitete nicht nur dem Elternpaare, sondern auch den Großeltern in Hannover viel Freude; die Großmnttsr, die Herzogin Sophie, kam eigens von Hannover nach Berlin, um das Kittb zu sehen. Die erste Wartung und Pflege des Prinzen würde der Frau von Rocoulles,*) einer geflüchteten französischen Protestantin, übertragen; biefelbe hatte sich durch den bei ihrer Flucht aus Frankreich bewiesenen Muth bei Sophie Charlotte beliebt gemacht; ihr ebler, fester (Scharafter erhöhte das ihr geschenkte Vertrauen. Aber bei dem jungen Prinzen, bei dem sich lebenbiges Wesen ttttb starker Eigenwille sehr frühe entwickelten, reichten weibliche Einflüsse nicht aus, . so daß sich die Eltern genöthigt sahen, die Erziehung einem Charakter-- ; festen Manne zu übertragen. Die Wahl fiel auf den General Graf von Dohna, einen rechtschaffenen und ehrenfesten Mattn. *) spr. Rokul.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

10. Neue und neueste Geschichte - S. 182

1880 - Dillenburg : Seel
— 182 — Nach dem Kriege wandte Wilhelm sich wieder den Studien zu. Am 8. Juni 1815 empfing er in der Schloßkapelle zu Potsdam die Confirmation. Bei derselben legte er folgendes Gelübde ab: „Meine Kräfte gehören der Welt und dem Vaterlande. Ich will unablässig in dem mir angewiesenen Kreise thätig sein, meine Zeit auf's beste anwenden und so viel Gutes stiften, als in meinem Vermögen steht. Den Pflichten des Dienstes will ich mit größter Pünktlichkeit nachkommen; meine Untergebenen will ich zwar mit Ernst zu ihrer Pflicht anhalten, ihnen aber auch mit freundlicher Güte begegnen. Verderbte Menschen und Schmeichler will ich entschieden von mir weisen. Die Besseren, die Geradesten, die Aufrichtigsten sollen mir am liebsten sein. Die will ich für meine wahren Freunde halten, die mir die Wahrheit sagen, wo sie mir misfallen könnte." — Worte, würdig eines edlen Prinzen. Bald nach der Confirmation mußte der Prinz wieder in's Feld rücken. Zwar kam er zur Schlacht bei Waterloo zu spät; aber er begleitete das Heer auf dem Zuge nach Paris und nahm Theil am zweiten Einzuge in die Stadt. In den nun folgenden Friedensjahren erstieg Prinz Wilhelm eine militärische Stufe nach der andern; sein Rath und seine Ansichten fielen bei den Heereseinrichtungen schwer in's Gewicht; der König und das Heer erkannten seine Tüchtigkeit und feine Lei- ; ftungen gerne an, und sowohl unter der Regierung feines Vaters, als später unter der seines Bruders galt er als die Seele des ganzen Militärwesens. Die Vermählung des Prinzen Karl von Preußen mit der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar führte ihn 1827 nach Weimar, wo er die Schwester der Braut, die Prinzessin Angusta, kennen lernte; diese fesselte feine Blicke. Am 12. Juni 1829 verheiratete er sich mit derselben; sie gebar ihm am 18. Octo- j der 1831 einen Sohn, den jetzigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, und am 3. December 1838 eine Tochter, die Prinzessin Luise, . jetzige Großherzogin von Baden. Als nach dem Tode Friedrich Wilhelm's Iii. Friedrich Wilhelm Iv. den Thron bestiegen hatte, wurde Prinz Wilhelm, da der König kinderlos war, zum Prinzen von Preußen ernannt. Da in den Revolutionstagen des Jahres 1848 der Haß des Volkes sich hauptsächlich auf das Militär und damit auch auf den Prinzen von Preußen richtete, sandte ihn sein Bruder nach England, und erst im Jahre 1849 griff er wieder in die Geschicke Deutschlands ein, indem er mit einem preußischen Heere die Unzufriedenen,
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