Vorwort.
Wenn es der Unterzeichnete hiermit unternimmt, ein Lehrbuch der Geschichte für Präparauden-Austalten der Oeffeutlichkeit zu übergeben, so ist er sich der entgegenstehenden Bedenken und der obwaltenden Schwierigkeiten wohl bewußt.
Von verschiedenen Seiten ist es nicht nur bezweifelt, sondern geradezu verneint worden, daß es nöthig sei, für die Präparanden-Bilduug eigne Lehrbücher zu besitzen. Aber der Umstand, daß die Vorbildung der Präparanden durch die allgemeinen Bestimmungen vom 15. October 1872, noch mehr durch den vou Sr. Exeellenz dem Herrn Minister Dr. Falk im Octoberheft des Centralblattes pro 1878 veröffentlichten Normal-Lehrplan für Prä-paranden-Anstalten mehr, als dies früher der Fall war, in bestimmte Grenzen gewiesen worden ist, ferner die meist so sehr ungleiche Vorbildung der die Präparauden-Austalten besuchenden Schüler, hauptsächlich aber die Eigenthümlichkeit der Zwecke und Ziele des Geschichts-Unterrichts in den genannten Anstalten und die dadurch bedingte Eigenart der Wege — das alles ist wohl Grund genug, den Präparanden-Anstalten eigens für sie bearbeitete Lehrbücher zu bieten. Daß die Vorbildung der Präparanden noch vielfach hinter den berechtigten Anforderungen zurückbleibt, daran trägt wohl nicht zum kleinsten Theile die Verschiedenheit der im Gebrauche befindlichen Lehrbücher die Schuld. Wo für eine Gattung von Schnlanstalten gute, eigens für sie bearbeitete Lehrbücher vorhanden sind, da wird ein ruhiges, sicheres Fortschreiten im Unterricht wesentlich erleichtert, wie dies z. B. bei
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am meisten fühlbar. Dort war aller Wohlstand vernichtet, Handel und Gewerbe lagen darnieder. Jeder dachte nur an sich, nicht an die Wohlfahrt des Staates; alle edleren Regungen waren durch Selbstsucht erstickt; selbst die Religion hatte ihren Einfluß verloren. Neben hoher Bildung fand man Rohheit und Unsittlichkeit. Zur Herbeiführung und raschen Verbreitung dieser Sittenverderbnis hatten hauptsächlich die Sophisten beigetragen, welche durch Redekünste, durch Trugschlüsse und Spitzfindigkeiten die Wahrheit in Irrthum und die Lüge in Wahrheit verkehrten. Sie lockten reiche Jünglinge an sich, prägten diesen ihre falschen Lehren ein und trugen auf diese Weise ihre Sinnesgenuß und Befriedigung der Begierden predigende Weisheit ins Volk. Zu diesen Sophisten gehörten besonders Gorgias, Protagöras und Hippias.
b. Sokrates. Den Sophisten und ihren Lehren gegenüber 469 stand ein Mann, „der die Verirrungen seiner Zeit erkannte, der die Hs geistigen Büttel besaß, die Irrthümer zu bekämpfen und der seines 399 Berufes, zu retten und zu helfen, so gewiß war, daß er bnfür Css;r* zu leben und zu sterben bereit war."*) Dieser Mann war So-kr ates. Er war der Sohn eines Bildhauers und erlernte in feiner Jugend auch die Bildhauerei. Von feinem dreißigsten Jahre an wandte er sich dem Studium der Philosophie zu. Die tiefen Schäden feiner Zeit erkennend, arbeitete er zunächst an seiner eigenen Besserung und Veredlung. Er befleißigte sich der größten Mäßigkeit in Nahrung und Kleidung, härtete durch einfache Lebensweise feinen Körper derart ab, daß er alle Anstrengungen mit Leichtigkeit ertragen konnte; gegen sich selbst war er sehr strenge und aufmerksam, daß er in keine Rohheit und Ungehörigfeit gegen seine Mitmenschen verfiel. Auch er zog Jünglinge an sich und suchte in ihnen das Gefühl für Religion, Wahrheit, Recht und Sittlichfeit zu wecken. Von diesen Schülern erfuhr er die größte Siebe; einer derselben, Alcibiades, rettete ihm in einer Schlacht unter eigener größter Gefahr das Leben. Er lehrte feine Weisheit nicht in öffentlichen Vorträgen, sondern durch Fragen und Antworten auf der Straße, auf dem Felde oder in den Werkstätten der Handwerker. Mit geschickten Fragen fnüpfte er an ein gehörtes Wort, an eine soeben ausgesprochene Meinung an und leitete so den Gefragten direkt zur richtigen Erfenntnis, oder er beließ denselben auf feiner falschen .Ansicht, leitete ihn aber durch Fragen
*) Weber.
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die Folgen desselben in religiöser und sittlicher Beziehung in Sparta nicht weniger geltend, als in Athen. Durch Lysander verleitet, hatte es den Weg zur Seemacht betreten, obgleich offenbar Athen an denselben Bestrebungen zu Grunde gegangen war. Nachdem in Athen die alte Verfassung wieder hergestellt war und noch während die Athener mit Ordnung ihrer inneren Angelegenheiten beschäftigt waren, erhob sich Sparta zum Haupte aller Staaten des Festlandes und der kleinasiatischen Colonien. Da hieraus der persische Statthalter Tissapherues Anstrengungen machte, die letzteren wieder unter die Herrschaft der Perser zu bringen, leistete ihnen Sparta unter seinem Könige Agesilans Hülfe. Dieser schlug den Tissaphernes bei Sardes, eroberte die Städte in Phrygien und Bithynien und wollte gerade den Krieg mitten in Persien fortsetzen, als es einem andern Statthalter gelang, mehrere Staaten, darunter Korinth, Theben und Argos, zum Abfall von Sparta zu bringen und so den korinthischen Krieg zu veranlassen. Da die Spartaner unter Lysander eine bedeutende Niederlage erlitten, so wurde Agesilaus von dem asiatischen Kriegsschauplätze abberufen. Dadurch freigeworden, stellten die Perser eine mächtige Flotte auf, mit deren Hülfe die Athener unter Konon die Spartaner schlugen, ihre Seemacht brachen und darauf sämmtliche an der Küste liegenden Staaten zum Abfall von Sparta brachten. Mit persischer Hülse wurde nun auch Athens Befestigung wieder hergestellt und Athen das Streben nach der Vorherrschaft zur See ermöglicht. Um dies letztere zu verhindern, schloß Sparta mit Persien den schimpflichen antalcidifchen Frieden (387), in welchem es die Oberherrschaft Persiens über die griechischen Colonien und die Freiheit und Selbstständigkeit aller griechischen Staaten anerkannte.
b. Th eben's Erhebung. Trotzdem Sparta die Selbstständigkeit aller Staaten anerkannt hatte, fuhr es doch fort, den peloponnesischen Bund wieder zu befestigen und selbst mit Gewalt Städte zur Theilnahme an demselben heranzuziehen. Ans dieser Veranlassung gerieth Sparta auch in Krieg mit der Stadt Olynth (auf der thrazifchen Halbinsel). Auf dem Zuge dorthin besetzte der spartanische Feldherr mitten im Frieden Thebens Burg Kadmea, vertrieb die Volks-Partei und setzte den Adel in die Herrschast ein. Die Vertriebenen fanden in Athen freundliche Aufnahme. Wohl mußte Sparta seinen Feldherrn bestrafen; aber die Besatzung war und blieb in Theben. Die Partei der Vertriebenen
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Feuer von jungfräulichen Prie-sterinnen, Vestalinnen genann t, unterhalten wurde. Die Vestalinnen standen in hohem Ansehen und hatten bedeutende Vorrechte. Als Göttin des Glückes verehrte man Fortuna, welche ihre Aussprüche durch Loose ertheilte. Der
Gott des Krieges war Mar s; ihm war der Wolf heilig. — Wie die Griechen, so verehrten auch die Römer ihre Gottheiten durch religiöse Feste,
durch Opser und Waschungen. Um den Willen der Götter zu erforschen, beobachtete mau den ?janu0 Flug heiliger Vögel oder das
Fressen der heiligen Hühner. Die Zukunst wurde von den Sibyllen geweißagt, und diese Weißagnngen uahm man in die heiligen, die sog. sibyllinischen Bücher aus. An der Spitze des gesammten Religionswesens standen die Pontisrces, die Wächter über Religion und Ausübung derselben; ihr höchster war der Poutisex Maximus. Jede Gottheit hatte einen oder mehrere Priester, welche die heiligen Gebräuche ausführten und die Opfer darbrachten. Neben
den obeu genannten Göttern hatte man später noch andere Gottheiten, wie: Victoria, Fides, Concordia n. a. — Im Gegensatz zu dem griechischen Cultus kannten die Römer keine Götter in Menschengestalt. In allem sah der Römer Gottheiten oder Aeußerungen derselben; „der Himmel, die Erde, die Lust, das Wasser, alles wimmelte vou göttlichen Wesen."*) Jede Veränderung in der Natur, das Wachsen und Abnehmen, das Geborenwerden und Sterben war ihm die Aeußerung einer göttlichen Kraft; aber er ahnte nur die Gottheit, er schaute sie uicht. Diese Eigenthümlichkeit im Verhältnisse des Römers zu seinen Göttern erklärt es auch, daß die Römer nicht wie die Griechen eine eigene Mythologie, Götterlehre, haben.
*) Weber.
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und begeisternden Dichter Tyrtäns gesandt haben. Durch dessen Gesänge angefeuert, drängten sie die Messenier, jedoch nur nach einem erkauften Verrathe der Arkäder, iu die Bergfestung Jra zurück. Mit 300 auserlesenen Kämpsern hielt sich Aristo men es hier lange Zeit und that den Spartanern durch Ausfälle und Streifereien großen Schaden. Als aber in Folge einer Verwundung des Aristomenes die gehörige Wachsamkeit nicht beobachtet worden war, erstiegen die Spartaner in einer Nacht die Festung. Da Aristomenes, der sich noch drei Tage lang heldenmüthig vertheidigte, alles verloren sah, bahnte er sich mit den übrig gebliebenen Kämpfern blos durch seine ehrfurchtgebietende Persönlichkeit einen Weg mitten durch die Feinde und zog nach Arkadien ab. Er starb zu Rhodus. Sein Sohn Gorgos zog mit den Messeniern nach Sieilien und eroberte die Stadt Zankle, welche dann den Namen Messana (jetzt Messina) erhielt. Die in Messenien Zurückgebliebenen wurden zu Heloten gemacht.
5. Athen.
a. Athens alte Zeit. Die dem jonischen Stamme ange-hörigen Athen er waren in ihren Anschauungen und Sitten das gerade Gegentheil der Spartaner. Zwar hielten sie auch auf körperliche Ausbildung, aber die geistige Ausbildung durch Knust und Wissenschaften stand ihnen entschieden höher. Während in Sparta der Einzelne als solcher nicht beachtet wurde, sondern nur als Glied des Ganzen zur Geltung kam, verschaffte die athenische Staatseinrichtung jedem Einzelnen Geltung und Bedeutung. Der erste Staatsordner Athens war Theseus (s. o.). Aus seinem Geschlechte stammte der schon oben erwähnte Kodrns. Nach dem Opfertode des Kodrns brach Streit zwischen seinen beiden Söhnen aus, weshalb die Königswürde ganz abgeschafft und die Königsmacht einem Archon übertragen wurde. Diese Würde blieb lange Zeit bei einem aus der Familie des Kodrns, im Jahre 683 aber wurde sie auf 9 Archonten übertragen, welche alle Jahre abgelöst wurden. Um diese Adelsherrschaft zu befestigen, gab 624 Drako im Jahre 624 v. Chr. dem Staate neue Gesetze, durch v. Chr. welche die bisherige Staatseinrichtung zwar nicht geändert, aber auf die kleinsten Vergehen so harte Strafen gesetzt wurden, daß man diese Gesetzgebung die „mit Blut geschriebene" nannte. Dadurch entstand Erbitterung im Volke, und diese führte zu man-
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nur Handelszwecken; die Erwerbsucht der Kaufleute war die Triebfeder der Gründung und Erhaltung der Colonien. Und diese Gründung und Erhaltung der Colonien lohnte sich meist sehr reichlich: die Bergwerke und Fabriken, der Grundbesitz mit seinen herrlichen Ernten waren Eigenthum der Gründer; die besten und einträglichsten Aemter waren in ihren Händen. So war es auch in Karthago, das wohl mit Recht die reichste Stadt der Welt genannt wurde. Dort gab es nur zwei Stände: Reiche, welche alle Gewalt, die Leitung der Rechtspflege, des Heerwesens, der Verwaltung u. s. w. in den Händen hatten — und Arme, die ohne jeglichen Besitz und ohne jedes Recht, nur von der Hand in den Mund lebten. Eine tiefe Kluft trennte diese beiden Stände und verhinderte die Entwicklung eines freien, kräftigen Bürgerthums, dieser Hauptstütze eines jeden Staates. Man achtete, trieb und wollte nur das, was greifbaren Nutzen brachte, auch Kunst und Wissenschaft wurden mit diesem Maßstabe gemessen; höheres geistiges Leben war in Karthago nicht zu finden. So war der Staat bei allem äußeren Glanze morsch und gebrechlich, und aus dem eben Angeführten ergibt sich, daß ein Kamps zwischen dem in sich selbst erstarkten Rom und dem innerlich schwachen Karthago lange dauern, aber mit Unterliegnng des Letzteren enden mußte.
b. Der erste punische Krieg. (264—241 v. Chr.) Als Köuig Pyrrhus von Epirns von Sicilien abgezogen war, beeilten sich die Römer, den Karthagern in der Eroberung des schönen und fruchtbaren Sicilieus zuvorzukommen, wie auch diese Bestrebt waren, sich der Hauptstadt Syrakus zu bemächtigen. Der Heerführer H i e r o versöhnte zunächst die streitenden Parteien der Stadt, schuf sich ein tüchtiges Heer und brach damit die Kraft der Marti e r 11 u e r, italienischer Söldner, welche Sicilien raubend und plündernd durchzogen. Als er darauf zum Könige von Syrakus gewählt wurde, bedrängte er die Mamertiner, welche sich in Messana festgesetzt hatten, so sehr, daß die Karthager sich veranlaßt sahen, ihnen ihre Hülse anzubieten. Doch wiesen sie diese zurück und wandten sich nach Rom, um Hülfe bittend. Der Senat wies sie mit ihrer Bitte ab, doch die Cousulu wußten es bei der Volksversammlung durchzusetzen, daß die erbetene Hülfe gewährt wurde. -Do begann im Jahre 264 der erste jener drei Kriege, die, weil die Karthager auch Puuier hießen, gewöhnlich die punischen genannt werden. 264 Im Jahre 264 v. Chr. betrat ein römisches Heer unter dem v.chr.consul Appius Claudius Caudex zum erstenmale die Insel
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an, die ihn zu der Anordnung veranlaß: haben, die einzelnen Abschnitte der preußischen Geschichte in die deutsche Geschichte da einzulegen wohin sie der Zeit nach gehören. Er sagt dann weiter: „Die Befürchtung daß der dieser All der Behandlung das scharfe Auseinanderhalten der beiden Gebiete erschwert werde und daß vielleicht unklares Vermischen beider mochte herbeigeführt werden, hat sich als nicht zntressend erwiesen; im Gegentheil, die preußische Geschichte wurde durch die jedesmal vorher behandelten Abschnitte der deutschen Geschichte näher beleuchtet, so daß sie im Zusammenhang mit dieser nur noch klarer und verständlicher wird Mehrjährige Erfahrung hat die Richtigkeit dieser Behandluugsweise bestätigt."
>r_as Merkchen i|t unmittelbar ans der Praxis hervorgegangen und ist in der Bearbeitung den allgemeinen Bestimmungen vom 15. October 1872 sowie dem Normallehrplan für Präparanden-Anstalten vom October 1878 entsprechend. Daß es dem Herni Verfasser, der von dem Wunsche beseelt ist m diesem Lehrbuch einen Beitrag zu einer besser werdenden Vorbildung für den hochwichtigen Lehrerberuf zu bieten, gelungen ist, die gestellte Aufgabe zu losen, beweist wohl die günstige Aufnahme, welche der 1. Theil des Merkchens bei seinem Erscheinen gefunden hat. Nicht nur vortheilhafte Beurtheilungen von angesehenen Schulmännern wurden ihm zu Theil, sondern es ist ihm auch bereits gelungen, sich die Einführung in einigen Praparanden-Anstalten zu erwerben.
Herr Seminardir.ector Richter zu Dillenbnrg, der das Werk im Maim-scnpte einer Prüfnng unterzogen, hat seine Anerkennung über dasselbe ausgesprochen.
Von anderer Seite wird geschrieben: „Das Buch zeichnet sich aus durch seine außerordentliche Klarheit, Deutlichkeit und übersichtliche Anordnung. "
Ein weiteres Urtheil lautet: „Daß das Buch von einem Manne stammt, der den hohen Werth des Lehrerberufes richtig erkennt, davon zeugt sein klarer Ausdruck, wodurch es auch schwächeren Schülern möglich wird, sich ein klares Bild der Thaten der Vorzeit zu erwerben. Daß das Werkchen mit vielem Verständnis und vieler Einsicht, mit Fleiß und Eifer bearbeitet ist, daß muß auch der übelwollende Kritiker bezeugen/
Der Dirigent einer Präparanden-Anstalt schreibt: „Das Geschichtswerk-chen gefällt mir in seiner frischen Erzählungsweise und seiner ganzen Anlage nach so gut, daß ich dasselbe unbedingt in meiner Anstalt einführen werde."
Die „Katholische Zeitschrift für Erziehung und Unterricht" urtheilt: „Der Verfasser bietet hier ein Büchlein, das zum Unterricht in der Geschichte bei den Präparanden vollständig genügt, die Stoffwahl ist eine zweckmäßige ; die Ausführung hält die Mitte zwischen zu großer Ausführung und zu knapper Form."
Ich empfehle das Werkchen einer geneigten Aufmerksamkeit und bin gerne bereit, bei beabsichtigter Einführung ein Freiexemplar zu liefern.
Dillenbnrg, im August 1879.
ß. Seel, Verlagshändler.
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völkerung gehabt. Waren es doch nicht blos Leibesübungen, die dem Zuschauer geboten wurden; oft erstrebten sich diese Festspiele besonders auf Kunst und Wissenschaft. Welche Bedeutung diesen Festspielen von den Griechen selbst beigelegt wurde, ergibt sich daraus, daß man nach der regelmäßigen Wiederkehr derselben die Zeitrechnung bestimmte, In Olympia wurden diese Spiele alle 4 Jahre gefeiert, und diesen Zeitraum nannte man eine Olympiade. Die erste Aufzeichnung der olympischen Spiele geschah im Jahre 776 v. Chr. Außer den olympischen Spielen gab es noch die pythischen Spiele zu Delphi, die isthmischen Spiele zu Korinth und die nemeischen Spiele bei Nemea in Argolis. — Bei den Spielen selbst führten Kampfrichter den Vorsitz und wurden nur männliche Zuschauer zugelassen. Bei Olympia waren zwei Bahnen eingerichtet, die eine, Hippödro mos, sür das Wettrennen zu Pferd und zu Wagen, die andere, das Stadion, für das Pentathlon (d. h. für 5 Uebungen) für Wettlauf, Ringen, Faustkampf, Discus- (Wurfscheiben-) und Speerwerfen, und für das Pankration, d. H. die Verbindung des Fauftkampses mit dem Ringen. Der Preis des Siegers war ein Oelkranz; in Athen wurden die Sieger lebenslänglich aus Staatskosten im Prytanenm gespeist.
2. Das Heroen-Zeitalter.
Die älteste Geschichte Griechenlands knüpft an die Thaten einzelner Helden oder Heldengeschlechter an, welche sich durch Erlegen wilder Thiere und Ungeheuer, Bekämpfen feindlicher Helden oder durch Ausrotten von Räubern um das Land verdient gemacht hatten. Sie gründeten Städte und Dörfer und förderten so das Gemeinwohl und die Cultur des Landes. Die Helden der ältesten Zeit schon Zeigen neben ihrem Heldenmnthe, ihrer Kühnheit und Verwegenheit die ersten Keime von Gesittung, von Humanität, von Achtung und Scheu vor den Göttern. Die Helden betrachtete man als Halbgötter, als ein Vermittlnngsgeschlecht Zwischen den Göttern und den Menschen. Die griechische Sage erwähnt hauptsächlich zwei derselben: Herkules (Herakles) und Thes ens.
a. Herkules. Herkules galt als das Ideal der menschlichen Kraft und Vollkommenheit und eines Lebens, das dem Wohle der Mitmenschen geweiht war. Er war der Sohn des Zeus und der Alk mene, Königin von Theben. Hera, die
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Extrahierte Ortsnamen: Olympia Korinth Argolis Athen Griechenlands Theben
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und Reinheit der Sitten verschwand mehr und mehr und machte einer Sittenverderbnis Platz, welche auch durch die nach Rom gebrachten Werke griechischer Bildung in Kunst und Wissenschaft nicht vermindert werden konnte; auch die Strenge der Censoren • (derjenigen Senatsmitglieder, welche über die Sitten Zu wachen hatten) wie eines Cato, hatte nicht den beabsichtigten Erfolg. Der alte, feste Rechtssinn der Römer war gebeugt; die früher von den Plebejern unter schweren Opfern erkämpfte Rechtsgleichheit der Stände wich der durch Versprechungen und Bestechungen erkauften Vorherrschaft der patrizischeu Familien. Letztere ließen ihre Arbeiten nicht mehr durch römische Bürger, sondern durch die zu Tausenden in Rom eingeführten Sclaven verrichten, so daß das Volk immer mehr in Armut versank. Daher kam es, daß das Volk den Bestechuugsversuchuugeu nicht widerstand, sondern der Käuflichkeit und Feilheit verfiel. Diese Uebelstände führten zu den gracchisch en Reso rmv ersuchen, so genannt von ihren Urhebern, den beiden Brüdern Tiberius und Cajus Gracchus.
Die beiden Brüder waren die Söhne der Cornelia, der vortrefflichen Tochter des älteren Scipio Afrikanus. Diese gab ihren beiden Söhnen und der Tochter Sempronia die vortrefflichste Erziehung. Ais sie einst von einer reichen Römerin besucht tourbe und diese ihr ihre Schmucksachen und iverth-volleu Steine zeigte, antwortete sie auf das Befrageu berfelbeu uach ihren Kostbarkeiten, tnbem sie auf ihre Kinder hinwies: „Hier mein Schmuck, hier meine Kostbarkeiten." Die Tochter Sempronia würde die Gemahlin des Scipio Afrikauus Minor. — Cornelia trieb ihre Söhne fortwährenb zu großen Thaten an, und ba ihnen der Weg zu Kriegsruhm durch ihren Schwager Scipio verlegt war, so zeigte sie ihnen den Weg, durch weise Gesetze dem Volke nützlich und bei bet Mit- und Nachwelt berühmt zu werben.
Der ältere der beiden Brüder, Tib erius Gracchus, wußte 133 sich im Jahre 133 v. Chr. das Volkstribunat Zu verschaffen, und «-Chr. sofort beantragte er die genaue Ausführung der liciuischen Ackergesetzgebung durch eine billige Vertheilnng der Staatsländereien, um dadurch der drückenden Armut des Volkes Zu wehren. Sein College, der Tribun Octavianns, der von den Patriziern bestochen worden war, widersetzte sich dem Antrage und war durch die flehentlichste Bitte, ja selbst durch die Thränen des Tiberius nicht zum Nachgeben Zu bewegen. Da veranlaßte Tiberius, um seinen Antrag durchzubringen, daß Octavianus von der Volksversammlung abgesetzt wurde. Damit aber hatte er sich gegen ein Grundgesetz der römischen Republick, die Unabsetzbarkeit der Tribunen, vergangen, so daß das Volk schon anfing, irre an ihm zu werden. Als der Senat die Ausführung seines zum Gesetz
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Extrahierte Personennamen: Cato Tiberius Cajus_Gracchus Cornelia Scipio_Afrikanus Scipio Sempronia Sempronia Scipio Cornelia Scipio Scipio Tiberius Tiberius
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Nieter, Baumeister. Die zweite Kaste war die Krieg er-Kaste. Die Krieger lebten von dem Ertrage der Ländereien, welche ihnen der Staat zur Bewirthschaftuug überließ. Aus dieser Kaste wurde der König gewählt: dennoch war sie der Priefterkaste untergeordnet. Die dritte Kaste war die der Ackerbauer oder Riuder-hirten. Zu der vierten Kaste, derjenigen der G ew erb treib enden, gehörten Handwerker, Künstler, Kaufleute. Jeder durfte nur ein Gewerbe treiben, welches jedesmal vom Vater aus den Sohn überging. Die technischen Fertigkeiten der Egypter waren schon im hohen Alterthum berühmt. In Folge des Verkehrs mit andern Völkern entstanden zwei andere Kasten, die der Nilschiffer, welche sehr zahlreich war, und die der Dolmetscher <1. Mos. 42, 23), welche aus Griechen bestand und als Handlanger und Makler im Verkehr mit Fremden diente. Die letzte Kaste war die der Schweinehirten. Diese wurden für unrein gehalten und durfteu keinen Tempel betreten.
e. Religion der Egypter. Die Religion der Egypter war die heidnische: sie hatte eine astronomische und astrologische Grundlage. Der Cultus bestand in der Anbetung der in der Natur wirkenden großen Kräfte, welche entweder wohlthätig, Segen und
Mris. Isis.
Nutzen bringend, oder nachtheilig, Verderben und Schaden anrichtend, wirkten. Diese Naturkräfte dachten sie sich als Personen, mit Bewußtsein und Willen begabt. Sämmtliche Götter zerfielen in drei Kreise. Den ersten, höchsten Kreis bildeten
1*
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