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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 173

1904 - Cöthen : Schulze
— 173 — es auf das ganze fürstliche Haus und auf die neuerworbenen Länder allmählich ausgedehnt wurde. Um nicht den Anschein der Rechtsverweigerung bei ihren Untertanen zu erwecken, hatten die übrigen Wahlfürsten auf jenes Privilegium freiwillig verzichtet; doch nehmen sie dasselbe stückweise wieder in Anspruch, indem sie nur dann Appellationen von ihren Gerichten gestatten, wenn es sich um bestimmte, größere Summen handelt. Der Kurfürst von Hannover hat mit der neuen Würde auch dieses Privilegium sehr bald sich nutzbar gemacht. — Einem Hippolithus a Lapide entging es nicht, daß die Kurfürsten ihre überkommene Sonderstellung zur Unterdrückung der Libertät der übrigen Reichsstände nur zu gern und zu leicht ausnützten; doch mußten jene aus Grund des westfälischen Friedens und der ständigen Wahlkapitulation ihre Vorrechte mit den Fürsten und übrigen Ständen je länger je mehr teilen, so in Sachen der Erteilung von Münz- und Zollprivilegien oder in der Bestimmung von Steuern und Auflagen. Selbst in äußeren Ehrungen ließen wenigstens die Fürsten jene nicht leicht einen Vorsprung gewinnen: als die Kurfürsten bei den westfälischen Friedensverhandlungen für ihre Gesandten den sonst nur königlichen Abgeordneten zukommenden Titel Excellenz begehrten, erhoben die Fürsten Einspruch, und bei den Friedensberatungen zu Nimwegen erreichten letztere ebenfalls, daß auch ihre, die fürstlichen Gesandten, in derselben Weise geehrt wurden. Immerhin standen die Kurfürsten schon durch die Größe ihrer Länder den übrigen Fürsten voran; sie stellten sich auf eine Linie mit den auswärtigen gekrönten Häuptern, und schon Luther schreibt den Kurfürsten seiner Zeit königliches Ansehen zu. — Es hängt mit der zunehmenden völkerrechtlichen Selbständigkeit der deutschen saftswesen Fürsten zusammen, wenn dieselben jetzt besondere Geschäftsträger in Wien oder anderswo unterhalten, oder wenn umgekehrt der Kaiser oder eine auswärtige Macht an den Höfen deutscher Fürsten ständige Residenten oder Agenten bestellen; wie ja auch der permanente Reichstag den deutschen Reichsständen einen stetigen diplomatischen Verkehr mit dem Kaiser oder unter einander ermöglichte. Auch die Prokuratoren und Agenten beim Reichshofrate besorgten die Geschäfte der Reichsstände wie etwa unsere heutigen Gesandten und Botschafter. — Die innere Landeshoheit 3|e®“b'e§=der basierte auf den Regalien. Die sogenannten nutzbaren Hoheits- ^erren-

2. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 335

1904 - Cöthen : Schulze
— 335 — 125b. (1553. 1. Mai. Nieder-Österreichische Berg-Ordnung Ferdinands I., Art. I.:) Nachdem Uns, als regierenden Herrn und Landes-Fürsten alle Bergwerck und Fünde, wo die allenthalben, in Unsern Fürstenthumben, Landen, Herrschafften, Gerichten, Gebieten, Thälern und Gebürgen, jezo im Wesen seyn, oder künfftig-lich gefunden, aufgeschlagen und gebauet werden, sampt allen andern und jeden Hoheiten, Obrigkeiten, Wasserflüssen ... ohn alles Mittel, als unser Cammer-Gut, zustehen . . . Pfeffmger, Vitriarius, Tom. Iii, S. 1459b und 1460a. 125 c. (1548. 1. Januar. Bergwercks Ordnung des Berg-Aiercks S. Joachims-Thal Part. 2, Art. I, von Schürffen:) Einem jeglichen Bergmann soll hiemit nachgelassen und vergünstiget seyn, auf diesen und andern Unsern zuständigen Gründen, aus alle Metall, Nachgängen, Klüfften und Schichten, ohne der Grund Herren und Besitzer Einhalt, zu schürffen, und welcher also einen neuen Gang entblösen und ausrichten wird, der soll der Erste Finder seyn, auch des Ersten Finders Recht, nemblich eine Fund-Grube haben; die Massen aber sollen dem Ersten Muth-Herren verliehen werden . . . Pfeffmger, Vitriarius, Tom. Iii, S. 1461. 125 d. (Um 1700). Im Römischen Reiche deutscher Nation hat Kaiser Karl Iv. dieses Recht (der Salinen und Berg-wercke) den Kurfürsten allein durch ein Privilegium zuerteilt;1) doch heute ist dasselbe aus alle Stände kraft landesfürstlicher Hoheit übergegangen .. Dem Fürsten steht dieses Recht nicht nur unter öffentlichen Wegen und Punkten zu, sondern auch an privaten, nicht weil Privatleute die großen Kosten und den ungeheuren Aufwand nicht erschwingen könnten, wie manche meinen, sondern, weil das Besitzrecht Privater allein über die Oberfläche eines Ackers oder Gutes und soviel nötig ist, um ein Fundament zu legen, und sich nicht unter die Erde erstreckt; sondern dieses hat der Landesherr offenbar sich vorbehalten . .. Ebenda, Tom. Iii, S. 1457, § 29. *) Einzelne Stände haben natürlich auck schon vor und nach 1356 durch eine besondere kaiserliche Begnadigung obiges Recht erhalten; s. Blume, Quellensätze, Bd. 3, Abt. 2, S. 78, Sz. 91.

3. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 427

1904 - Cöthen : Schulze
— 427 — feiner Verdienste gebührende Besoldung zu bestimmen) bey-zuordnen . . wann sich aber . . befindet und zeiget, daß ein-oder anderer Officier oder Soldat in des Reichs Dienst vor dem Feind, oder sonst durch Kranckheit zu Grund gangen, ist deren Hinterbliebenen Weib und Kindern der ausständige Sold, samt der Verlassenschafft, . . abzufolgen. N. Slg. d. R. A. T. Iv., S. 22 s. 311a. (1722. Instruktion für das General-Direktorium. Art. I, § 15:) Zu allen Thorschreiber-, Mühlenbereuter-, Polizeireuter-, Ausreuter- und dergleichen geringeren Bedienungen wollen wir niemand anders als In valid en-Unterofficiers und Soldaten emploiret wissen, und zwar solche, die unter unserer allergnädigsten Approbation von unseren General-Adjutanten jedesmal in Vorschlag gebracht werden. Altmann, a. a. O., T. I, S. 113. 311b. Vgl. Sz. 268 am Ende. 312a. (1521. Ordnung des Land-Friedens zu Worms, Tit. Xv:) Und als viel Reisige und Fuß-Knecht sind, der eines Theils kein Herrschafft haben, auch etliche Dienst verpflicht, darinn sie sich wesentlich doch nicht halten, oder die Herrschafft, daranff sie sich versprechen, ihr zu Recht und Billigkeit nicht mächtig seyn, sondern in Landen ihrem Vortheil und Reuterey nachreiten; Ordnen . . Wir, daß Hinfür solche Reisige und Fußknecht im Heil. Reich nicht sollen gedultei . . werden . . N. Slg. d. R. A. T. Ii, S. 201. 312 b. S. Sz. 151. 312 c. (1569. Reichstagsabschied zu Frankfurt, § 8s.) . . dieweil es leider! sichtiglich an dem, daß das jetzig gemein Wesen mehrentheils Teutschen Kriegs-Volcks, so hiebevor vor anderen Nationen, wegen kündlicher Frommkeit, Zucht und Erbarkeit den Preiß gehabt, nunmalen ein Ansehen fast barbarischer Art gewinnen, auch in ein solche Freyheit verwandelt werden will, daß in die Länge kein Biedermann bey Hauß und Hofs, auch kein Herr bey Land und Leuten bleiben soll — Als dann auch noch diese merckliche große Gefahr für Augen, da das in Franckreich geführt Teutsche Kriegsvolck ettoan zurück getrieben, oder sonsten zum Abzug kommen solt, daß der gantze Schwal und Überlast solcher freywilligen, ungezeumten Haussen, darbey kein Regiment, sondern nur höchste Freywilligkeit zu Verbringung alles Übels gespürt, nicht

4. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 271

1904 - Cöthen : Schulze
— 271 — die von Aachen heraufkommenden Reichs-Insignien von den Pfälzern weggenommen worden. Goethe, Aus meinem Leben, T. I, Buch V. 40 a. (1520. Sleidanus berichtet von der Krönung Karls V.ggj in Aachen:) . . Der Kölner Erzbischof fragt Karl V. auf lateinisch, a^®Ju§" ob er den katholischen Glauben festhalten, die Kirche schirmen, Gerechtigkeit üben, das Reich wiederherrichten, Witwen und Waisen und derartige Unglückliche schützen, die schuldige Ehre dem Römischen Pontifex erweisen wolle. Als er es zugesagt, führt man ihn vor den Altar, in genau bestimmten Worten leistet er den Eid, darauf schreitet er zurück zum Throne. Sleidanus, a. a. O. Lib. Ii, S. 29 b. 40b. (1690. Joseph I. verpflichtet sich) Zum ersten, daß Wir . . die Christenheit, und den Stuhl zu Rom, auch Päbstl. Heiligkeit, und Christi. Kirchen, als derselben Advocat, in gutem treulichen Schutz und Schirm halten, darzu insonderheit in dem Heiligen Reich Frieden, Recht und Einigkeit pflantzen, aufrichten, und verfügen sollen und wollen, damit sie ihren gebührlichen Gang, den Armen wie den Reichen, ohne Unterschied der Personen, Stand, Würden, und Religion, . . gewinnen und haben . . . Wahlkapitulation Josephs I. Art. I. 41. Vgl. Sz. 10a. — 42 a. (1690.) Und zum dritten, sollen und wollen Wir .... den Ständen, samt (der) Reichs-Ritterschasft, ihre Regalia und Obrigkeiten, Freyheiten, Privilegien, Psandschassten und Gerechtigkeiten, auch Gebrauch und gute Gewonheiten, so sie bißhero gehabt haben . . auf gebührendes Ansuchen, . . . confirmiren und bestätigen, sie auch darbey, als erwählter Röm. König, handhaben, schützen und schirmen, und niemanden einig Privilegium darwider ertheilen . . . Wahlkapitulation Josephs I. Art. Iii. 42 b. (1541.) Wir Carl der V..................thun kund . als Uns . . Philips, Landgraf zu Hessen, . . . vorbringen lassen, wie S. Liebd. ^erschienener Jahr (1526) ... in Seiner Statt Marpurg, eine Universität und Hohe Schul ausrichten lassen, mit untertänigster Bitt, daß Wir, als Römischer Kayser Ihm dasselb gnädigst zu konfirmiren, und zu bestatten, auch sie mit denen Privilegien, Begnadung und Freyheiten, damit andere Universitäten im H. Reich tiersehen wären, zu begnaden, gnädigst geruheten; Darauf haben

5. Alte Geschichte - S. 67

1879 - Dillenburg : Seel
— 67 — schieden entgegen, daß sie Wohl merkten, daß er auch mit persischen Kräften sein Werk fortsetzen zu können glaubte; darcins beschenkte er sie reichlich und entließ sie unter des Kraterns Führung in die Heimat. Während eines großen Festes, das er in Medien feierte, starb Plötzlich Alexanders innigftgeliebter Freund öepöäftion; wodurch Alexander in die tiefste Trauer versetzt wurde. Alexander ließ ihn zum Halbgott erklären und feierte dann seinem Freunde Zu Ehren ein großes Todtenopfer; ebenso ließ er wegen eines beabsichtigten Feldzuges nach Arabien neue Opferseste und Gast-mahler veranstalten. • Da wurde er in Folge der ungeheuren geistigen Anstrengungen einesteils und der übermäßigen Trauer um Hephästion und des dazu gekommenen Uebermaßes im Genusse anderntheils von einem Fieber ergriffen, dem er am 11. Juni 323 v. Ghr. im 33. Jahre seines Lebens erlag. Macedouier 323 und Perser trauerten gleich sehr um ihn, der für sein Werk viel Chr. zu frühe dahin gerafft war. Ueber feine Nachfolge war keinerlei Anordnung getroffen; beim Herannahen des Todes hatte Alexander feinen königlichen Siegelring ausgezogen und feinem Leibwächter Perdlcas überreicht. Sein großes Reich zerfiel nach feinem Tode in 4 kleinere Reiche, welche noch lange Zeit durch die Kämpfe um die Herrschaft in denselben zu leiden hatten. Erst die Entscheidungsschlacht bei Jpsus im Jahre 301 brachte einige Ruhe. b. Die Römer. 1. Das Land der alten Dörner. a. Lage und Beschaffenheit des Landes. Die mittlere der drei südlichen Halbinseln Europas ist der Schauplatz der Geschichte des römischen Volkes. Nur im Norden hängt diese Halbinsel mit dem Festlande von Europa zusammeb^ aus den andern Seiten ist sie von Theilen des Mittelmeeres umgeben. Die im Verhältnisse zur Größe des Landes (5800 ^M.) bedeutende Küstenentwicklung erleichterte und erhielt den Verkehr der Römer mit andern Völkern, und so finden wir denn auch schon in der vorrömischen Zeit bei den Etruskern einen ausgedehnten Seehandel mit den wichtigsten Landesproducteu: Eisen, Kupfer und Silber 'öo ziemlich in der Mitte der alten Culturländer gelegen, concen--tnrte sich gleichsam in Rom Handel und Gewerbthätigkeit,' Wissen-

6. Mittelalter - S. 3

1879 - Dillenburg : Seel
— 8 — erstemal. Da wandte sich Chlotilde im Gebet an den Herrn, und das Kind blieb erhalten. Trotzdem weigerte sich Chlodwig noch, den Gott der Christen zu bekennen; er sollte die Macht desselben erst an sich selbst erfahren. Um diese Zeit waren die am Oberrhein wohnenden Alemannen weiter rheinabwärts vorgedrungen und wurden den am Unterrhein wohnenden rivnarischen Franken gefährlich. Da ries der Fürst derselben, Sigbert, ein Vetter Chlodwigs, den Chlodwig Zn Hülse. Chlodwig eilte herbei; bei Zülpich (zwischen Bonn und Aachen) kam es 496 zur Schlacht, in welcher Chlodwig die 496 Alemannen schlug und das Gelübde ablegte, ein Christ zu werden. Als sich nach dem Beginn der Schlacht der Sieg auf die Seite der Alemannen zu neigen schien, rief Chlodwig aus: „Hilf mir, Jesus Christus, den sie Gottes Sohn nennen, denn meine Götter verlassen mich! Wenn du mir in dieser Noth beistehst, so will ich an dich glauben." Wirklich wandte sich das Tressen; Chlodwig blieb Herr des Schlachtfeldes und durchzog als Sieger die schönen alemannischen Gauen, welche sich, da die Alemannen fast alle flohen, mit fränkischen Ansiedlern füllten und zum fränkischen Reiche geschlagen wurden. — Bei seiner Rückkehr vom Siege zog ihm Chlotilde bis in die Champagne entgegen. Chlodwig begrüßte sie mit den Worten: „Ich habe die Alemannen und du hast Chlodwig besiegt." Chlotilde gab dem Herrn die Ehre des zweifachen Sieges. Nach der Schlacht erinnerte Chlotilde den Chlodwig fleißig an die Erfüllung seines Gelübdes; aber Chlodwig erforschte erst klüglich die Gesinnung seiner Großen über diesen Punkt. Als diese in einer Versammlung erklärten, sie wollten dem Christengotte, der ihnen so wunderbar zum Siege verholseu habe, gehorchen, da ließ er sich vom Bischos Remigius in der christlichen Lehre unterrichten und empfing amweih nachtsfeste 4 9 6 mit 3000 seiner Edlen in der herrlich geschmückten Kirche zu Rheims*) die heilige Tause. Da Chlodwig in die katholische Kirche eintrat, während die meisten andern Fürsten Arianer waren, so erhielt er vom römischen Bischof den Namen „der Allerchristlichste", welcher später aus alle seine Nachkommen überging. Als Chlodwig an der Hand des Bischofs Remigius in die hell erleuchtete Kirche eintrat, fragte er den Bischof: „Mein Vater! ist dies das Reich, welches Ihr mir versprochen habt?" „Rein," antwortete Remigius, „es ist nur der Weg, der dahin führt." — Einen ähnlichen tiefen Eindruck hatte die Leidensgeschichte Jesu auf ihn gemacht; er soll dabei ausgerufen haben: „Wäre ich mit meinen Franken dabei gewesen, so wäre das nicht geschehen!" ■ — Als bei der Tanfhandlung das heilige Salböl fehlte, brachte, so erzählt die Sage, eine Taube dasselbe vom Himmel. *) spr. Rängß. ^

7. Mittelalter - S. 19

1879 - Dillenburg : Seel
— 19 — Nachdem letztere zurückgetrieben waren, wurde Thassilo Ii. auf 788 dem Reichstage zu Ingelheim zum Tode verurtheilt, von Karl jedoch wieder begnadigt und in ein Kloster geschickt; die Herzogswürde wurde für Baiern abgeschafft (788). • Im folgenden Jahre (789) war Karl's kriegerische Thätigkeit gegen die Slaven gerichtet. Ein slavischer Volksstamm, die Milzen (sie wohnten in der heutigen Mark Brandenburg), hielt es stets mit Karl's geschworenen Feinden, den Dänen. Um sie zu unterwerfen, verband sich Karl mit den Obotriten (im henti- 789 gen Mecklenburg wohnend), überfiel plötzlich die Milzen und brachte sie zur Unterwerfung. Noch während dieses Krieges hatte er auch einen Zug gegen die Avaren unternommen, die er dafür züchtigen wollte, daß sie so häufig Raubeinfälle in fein Reich ausführten. Die Avareu (im heutigen Ungarn wohnend) waren keine Slaven, sondern gleicher Abstammung mit den Türken, auch ihre Heimat war das innere Asien. Sie waren von Körper groß und stark, dabei sehr kriegerisch und gewandt; sie kannten bereits die Kunst, Brücken zu bauen und Städte und Dörfer zu befestigen, und unter ihnen gab es geharnischte Reiter und gepanzerte Rosse. Die häufigen Raub-einsälle in die umliegenden Länder hatten einen bedeutenden Reichthum in ihr Land gebracht, und dieser war durch Handel noch sehr vermehrt worden. Da wurde das Volk weichlich und schlaff und lebte nur seinen thierischen Neigungen. Karl eröffnete in eigner Person den ersten der sieben gegen sie geführten Feldzüge; die Fortsetzung übertrug er seinem Sohne Pipin, welcher in den Jahren 791—799 das ganze Land der Avareu eroberte und das Volk gänzlich vernichtete. Karl schlug das Land der Avaren bis an die Raab als östliche Mark zum Frankenreiche und setzte deutsche Ansiedler in das verödete Land. In diesem Kriege begann Karl auch einen Kanal zwischen der Allmühl und Retzat graben zu lassen, um dadurch Main und Rhein mit der Donau, die Nordsee mit dem schwarzen Meere zu verbinden. Die Arbeit gelang jedoch nicht, theils aus Unkunde der Arbeiter, theils wegen Unruhen, welche im Sachsenlande aufgebrochen waren. Erst 1000 Jahre später wurde das Werk wieder aufgenommen und vollendet (unter Ludwig I. von Baiern). Noch ein Feind Karl's stand unbesiegt da, die Dänen. Diese hatten die Sachsen in ihren Kriegen gegen Karl unterstützt und sie zu den mehrmaligen Empörungen aufgestachelt; die flüchtigen Herzöge Wittekind und Albion hatten bei ihnen stets willige Aufnahme gefunden. Dafür waren sie schon einmal von Karl 2*

8. Mittelalter - S. 24

1879 - Dillenburg : Seel
— 24 — Andre gelehrte Männer, welche an Karl's Hofe lebten, waren: Angilbert, Karl's sehr gelehrter und staatsmännisch gebildeter Schwiegersohn; Einhard, der Geheimschreiber und Aufseher der königlichen Bauten (von ihm rührt eine Lebensbeschreibung Karl's her); Peter von Pisa, ein großer Sprachgelehrter, und Paul Diakonus, welcher Karl's Lehrer in der griechischen Sprache war. f Karl's Tod. Im Jahre 806 faßte Karl d. Gr. den Entschluß, sein großes Reich unter seine drei Söhne, Karl, Pipin und Ludwig zu theilen, welche sich gegenseitig unterstützen und unter der Oberhoheit dessen, dem er die Kaiserkrone zugedacht hatte, ihre Völker regieren sollten. Aber der Plan kam nicht zur Ausführung; 810 starb Pipin und 811 auch Karl. Da brach die Kraft des Kaisers, und von nun an war er fast immer kränklich. Die Rathschläge seiner Aerzte befolgte er nur selten und suchte sich durch Fasten zu helfen. Aber der krankhafte Zustand ward immer schlimmer, so daß er im Herbste 813 fein Ende herannahen fühlte. Da versammelte er die weltlichen und geistlichen Großen in Aachen und machte in ihrem Beisein fein Testament. Nach diesem erhielt der noch übrige Sohn Ludwig die Kaiserkrone und alle Länder mit Ausnahme Italiens; dieses fiel Karl's Enkel Bernhard (Pipins Sohn) zu, der jedoch unter der Oberhoheit Ludwigs stand. Die Armen wurden von ihm reichlich bedacht; ebenso erhielten die Geistlichen an den Bischofskirchen des ganzen Reiches bedeutende Zuwendungen an Geld und Kostbarkeiten. Nachdem diese Anordnungen von den Großen des Reiches gebilligt worden waren, begab sich Karl mit diesen in die von ihm erbaute herrliche Marienkirche. Dort warf er sich am Altare zum langen und brünstigen Gebete nieder. Darauf legte er in einer längeren Rede seinem Sohne Ludwig alle Pflichten eines Regenten aus Herz und fragte ihn: „Willst du, mein Sohn, alle diese Pflichten gewiffenhaft erfüllen?" Er antwortete: „Ja, mit Gott!" Daraus fetzte sich Ludwig auf feines Vaters Geheiß selbst die Krone auf's Haupt und empfing von den Anwesenden das Gelübde des Gehorsams. Ludwig begab sich bald darnach wieder in das bisher schon von ihm regierte Aauitanien und sah seinen Vater nie wieder. Im Anfang des Jahres 814 wurde Karl von einem hitzigen Fieber überfallen; die bisher manchmal mit Erfolg angewandten Mittel fruchteten diesmal nichts. Da Karl die unmittelbare Nähe des Todes fühlte, genoß er noch das heilige Abendmahl, schlug dann

9. Mittelalter - S. 27

1879 - Dillenburg : Seel
— 27 — schimpflichen Frieden abschloß, so wurde er in Frankreich und in Deutschland abgesetzt. Die Deutschen wählten einen Sohn Karl- 887 manns, Enkel Ludwig des Deutschen, mit Namen Arnulf von Kärnthen, der durch seine Besiegung der Slaven bekannt war. Arnulf schützte Deutschland gegen die Normannen und gegen die Mähren, beging aber in dem Kriege gegen die letzteren den Fehler, die Magyaren zur Hülfe herbeizurufen, wodurch er dies Volk veranlaßte, nach seinem Tode auch Deutschland alljährlich mit ihren Raubzügen heimzusuchen. Unter ihm machten sich wieder Herzöge der einzelnen Länder geltend, so bei den Sachsen, Schwaben, Baiern'nnd Lothringern. Arnulf starb 899; ihm folgte Ludwig 89» das Kind, der schon wegen seiner Jugend keine Kraft in der. Negierung zeigen konnte und auch im 18. Lebensjahre (911) starb. 911 In dieser Zeit rissen die Herzoge und die Fürsten die Macht an sich und schmälerten die Königs-Rechte mehr und mehr; anderer- seits nahm das Faustrecht, d. i. die gewaltsame Selbsthülfe, sehr überhand. h. Die ursprünglichen Bewohner der Mark Brandenburg. In der Geschichte Karl's d. Gr. und seiner Nachfolger treten uns zum ersten Male die Bewohner der Landestheile entgegen, welche später der Ausgangspunkt des jetzt mächtigen preußischen Staates geworden sind. Zur Zeit der Völkerwanderung wohnten dort die Semnonen und neben ihnen die Langobarden. Während der Völkerwanderung jedoch drangen von Osten her slavische Völkerschaften in Deutschland ein, vertrieben die Semnonen und Langobarden und drangen bis an die Elbe vor. In Deutschland nannte man sie Wenden; die bedeutendsten unter ihnen waren die Sorben, Milzen und Obotriten. Sie hatten einen kleinen Körperbau, braungelbe Haut, dunkle Haare und dunkle, feurige Aitgeu; sie wohnten gerne zusammen, und so entstanden bei ihnen schon frühzeitig Städte und Dörfer, welche sie auch gar wohl zu befestigen wußten. Mit den Deutschen gemein hatten sie die Sitte der Gastfreundschaft; in andern Gebräuchen waren sie wesentlich von den Deutschen verschieden. ^ So mußten z. B., wenn ein Mann starb, seine Frauen den Scheiterhaufen besteigen und ihm nachfolgen in den Tod; kranke und schwache Eltern ließen sich von ihren Kindern tobten, ebenso wurden verkrüppelte oder schwächliche Kinder im Walde ausgesetzt. — Der Religion nach waren die Wenden Heiden; sie glaubten an den guten Gott Belbog, den Schöpfer der Welt und der Krea-

10. Mittelalter - S. 33

1879 - Dillenburg : Seel
33 — Im Jahre 936 erkrankte Heinrich auf seiner Burg Bodseld im Harz, nachdem sich der Tod kurz vorher schon durch euren Schlagfluß angekündigt hatte. Zu Erfurt versammelte er noch einmal die Großen seines Reiches und nahm rhnen das Versprechen ab, seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger zu Wahlen. Bald darauf starb er im Kloster zu Memlebeu an der Unstrut J936), 936 von dem ganzen deutschen Volke auf's tiefste betrauert, ^n der von ihm gestifteten Abtei zu Quedlinberg hegt er begraben. 6. (Dtto der Große. a. Otto's Wahl und Krönung. Auf dem Reichstage zu Erfurt Hatten die Fürsten und Henoge Heinrich I. versprochen, . seinem Sohne Otto die königliche Macht zu übertragen; aber nach Heinrichs Tode erhoben sich Bedenken gegen Otto, und manche der Fürsten waren geneigt, dem jüngeren Bruder Otto s, ö eumch, ihre Stimme zu geben. Da letzterer erst geboren war, als _ Heinrich 1. '^eits König war, Otto dagegen, als Hemrrch I. nur Her-wu von Lachsen war, so behauptete-, auch Heinrich, etn größeres . Recht auf die Nachfolge zu haben als Otto. Dazu kam , daß Heinrich nicht nur von seiner Mutter Mathilde gegen Otto bevorzugt wurde, sondern daß Heinrich auch bei den Großen dev R^chs und im Volke mehr beliebt war als Otto. So tont es, daß bei der Wahl nur zwei Stämme, die Sachsen und die Franken, ihres Versprechens eingedenk, Otto ihre Stimme gaben, und aly Otto, damit unzufrieden, auch die Anerkennung der andern verlangte, wurde eine nochmalige Versammlung der Rerchs-Vasauen nach Aachen berufen, wo die getroffene Wahl attgentern erf amt t und die Krönung Otto's vorgenommen werden sollte. - eo geschah es am 8. August 936. , ^ Die Großen des Reiches versammelten stch ant genannten Tage in der- Säulenhalle, welche die kaiserliche Pfalz und dte Hanptkirche verband; hier huldigten ihm alle Reichs-Vaiallen und gelobten ihm Treue und Beistand gegen seine Feinde. Jcach der Huldigung begab sich Otto in Begleitung aller Fürsten trt feter-lichent Zuge zum Münster; an der Thüre desselben empnng thn der Erzbischof von Mainz, der sich das Recht, den neuen Kantg zu salben, erst erstritten hatte, und führte ihn in dte Jjcttte der Kirche an das Grab Karl's d. Gr.; hier konnte Otto von allen Anwesenden gesehen werden. Darauf wandte steh der Ermchof zu dem Volke und rief: „Seht, ich führe euch Otto zu, den Gort. Hopf, Lehrbuch, Ii.
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