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1. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 271

1904 - Cöthen : Schulze
— 271 — die von Aachen heraufkommenden Reichs-Insignien von den Pfälzern weggenommen worden. Goethe, Aus meinem Leben, T. I, Buch V. 40 a. (1520. Sleidanus berichtet von der Krönung Karls V.ggj in Aachen:) . . Der Kölner Erzbischof fragt Karl V. auf lateinisch, a^®Ju§" ob er den katholischen Glauben festhalten, die Kirche schirmen, Gerechtigkeit üben, das Reich wiederherrichten, Witwen und Waisen und derartige Unglückliche schützen, die schuldige Ehre dem Römischen Pontifex erweisen wolle. Als er es zugesagt, führt man ihn vor den Altar, in genau bestimmten Worten leistet er den Eid, darauf schreitet er zurück zum Throne. Sleidanus, a. a. O. Lib. Ii, S. 29 b. 40b. (1690. Joseph I. verpflichtet sich) Zum ersten, daß Wir . . die Christenheit, und den Stuhl zu Rom, auch Päbstl. Heiligkeit, und Christi. Kirchen, als derselben Advocat, in gutem treulichen Schutz und Schirm halten, darzu insonderheit in dem Heiligen Reich Frieden, Recht und Einigkeit pflantzen, aufrichten, und verfügen sollen und wollen, damit sie ihren gebührlichen Gang, den Armen wie den Reichen, ohne Unterschied der Personen, Stand, Würden, und Religion, . . gewinnen und haben . . . Wahlkapitulation Josephs I. Art. I. 41. Vgl. Sz. 10a. — 42 a. (1690.) Und zum dritten, sollen und wollen Wir .... den Ständen, samt (der) Reichs-Ritterschasft, ihre Regalia und Obrigkeiten, Freyheiten, Privilegien, Psandschassten und Gerechtigkeiten, auch Gebrauch und gute Gewonheiten, so sie bißhero gehabt haben . . auf gebührendes Ansuchen, . . . confirmiren und bestätigen, sie auch darbey, als erwählter Röm. König, handhaben, schützen und schirmen, und niemanden einig Privilegium darwider ertheilen . . . Wahlkapitulation Josephs I. Art. Iii. 42 b. (1541.) Wir Carl der V..................thun kund . als Uns . . Philips, Landgraf zu Hessen, . . . vorbringen lassen, wie S. Liebd. ^erschienener Jahr (1526) ... in Seiner Statt Marpurg, eine Universität und Hohe Schul ausrichten lassen, mit untertänigster Bitt, daß Wir, als Römischer Kayser Ihm dasselb gnädigst zu konfirmiren, und zu bestatten, auch sie mit denen Privilegien, Begnadung und Freyheiten, damit andere Universitäten im H. Reich tiersehen wären, zu begnaden, gnädigst geruheten; Darauf haben

2. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 69

1867 - Rostock : Hirsch
69 unter großem Geleite beigesetzt. Also ist Bonifacius gestorben, der treue Knecht Gottes, der in unserm Gedächtnisse oben an stehen sollte, wenn wir Gott danken, daß wir Deutsche und Christen sind. Das Gedächtniß seines Todestages bewahrt der Kalender uns auf. Gott, Eltern und Lehrern kann man nimmer genug danken. Die flsekeliriiug der Sachsen. Im nordwestlichen Deutschland, von Holstein bis ins Thüringische hinein, labte ein Volk, die Sachsen genannt, welches bisher von dem Christenthum noch nichts hatte wissen wollen. Sie waren gewaltthätige Leute und machten in althergebrachter Weise beständig Raubzüge in die umliegenden Länder. Was sie fortschaffen konnten , schleppten sie mit fort. Von den Gefangenen schlachteten sie einige als Opfer für die Götter, die andern führten sie in eine schwere, drückende Sklaverei. Ihre Raubzüge wurden insonderheit ihren westlichen Nachbarn, den Franken, so unerträglich, dass deren König Karl, um seine eigenen Unterthanen zu schützen , einen Kriegszug gegen die Sachsen unternahm. Mit wohl- geübten Heeren rückte er ein und schlug die Feinde in mehreren grossen Schlachten. Weil er wohl wusste , dass die Roheit nicht mit dem Schwerte , sondern mit dem Worte Gottes gebrochen wird , so nahm er Priester und Missionare mit , welche das Volk belehren und ihm milde Sitten bringen sollten. Aber kaum war Karl mit seinem Heere abgezo- gen , so standen die Sachsen wieder auf, ermordeten die Priester und fielen raubend in das Land der Franken ein. Karl eilte schnell herbei und unterwarf die Sachsen von neuem. Aber dreissig Jahre wiederholten sich diese Auftritte. Die Sachsen kämpften für ihre Freiheit und ihre Götter gegen ihre Unterdrücker; die Franken kämpften für Christi Reich gegen Barbarei und Menschenopfer. Auf beiden Seiten nahm die Erbit- terung von Jahr zu Jahr zu und rief schreckliche Grausamkeiten hervor. Die Sachsen opferten die gefangenen Franken den Göttern; die Franken nahmen für ihre geschlachteten Brüder blutige Rache an den gefangenen Sachsen. Endlich wurden die Sachsen gänzlich unterworfen und mit Gewalt zur Taufe getrieben. Lange hatten sie sich gewehrt. Nachdem sie aber in Christo den Herzog ihrer Seligkeit gefunden hatten, dienten sie ihm bald eben so herzlich, so innig, so treu, wie nur irgend ein andrer deutscher Stamm. Ii. Wie Mecklenburg ein christliches Lund geworden ist. Die Wenden und ihre Götzen. Von allen Ländern Deutschlands ist Mecklenburg zuletzt eilt christliches Land geworden. In der Zeit, in welcher wir die erste Kunde von unserm Vaterlande erhalten, wohnte hier ein nichtdentsches, ein slavisches Volk,

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 70

1867 - Rostock : Hirsch
70 Wenden genannt, welches vor langen Jahren von Osten her eingewandert war, als die frühere deutsche Bevölkerung das Land verlassen hatte. Die Wenden zerfielen in zahlreiche größere und kleinere Stämme, von denen die Obotriten im Westen und die Milzen oder Lutizier im Osten die be- deutendsten waren. Sie verehrten eine große Menge von berathenden und helfenden Göttern. Glicht bloß jeder Ort, auch jedes Geschäft und jede Ge- nossenschaft hatte ihren eigenen Schußgott. Einige Götzen, z. B. der „Do- beran", „Perkun", „Godebuz" und andere wurden nur an einzelnen Orten verehrt, andere im ganzen Wendenlande angebetet. Zu letzteren gehörten die „Siwa", welche der Stadt Schwaan lsywan) den Namen gegeben hat, und „Rad eg äst", der seinen Haupttempel in Rh etra an der Tollense hatte. Das größte Ansehen unter allen aber besaß der Götze „Sw ante- wit", dessen Tempel zu Arkona auf Rügen stand. Sein Bild war von übermenschlicher Größe und hatte'4 Köpfe. Ihm wurden Schafe und Rinder, bei außerordentlichen Gelegenheiten auch Menschen geopfert. Seit das Christenthum iu Mecklenburg Eingang fand, wurden oft gefangene Christen den Göttern dargebracht. Außerdem unterschieden die Wenden den B e l b o g, d. i. weißen oder guten Gott, und den Zerneb o g , d. i. schwarzen oder bösen Gott, und leiteten von ersterem das Glück, von letzterem das Unheil ab, welches det^Menschen widerfährt. Die erste vergebliche Arbeit. Als Kaiser Karl d. Gr. die schweren Kriege gegen die Sachsen führte, gelang es ihin, die Obotriten zu seinen Bundesgenossen äit machen und da- durch deu Sachsen einen Feind üit Rücken zu erwecken. Das war für ihn ein großer Gewinn; denn die Obotriten waren wackere Streiter und standen dem Kaiser getreulich bei. Karl hat dies auch wohl erkannt und hat sie als Freunde gehalten; aber für ihre Bekehrung hat er nichts gethan. Sein Nachfolger, Kaiser Ludwig, setzte nach Hamburg einen Bischof, Ansgarius mit Namen, und trug ihm auf, nach Möglichkeit die Mission unter den Wenden zu betreiben. Der Bischof Ansgarius aber, der für Dä- nemark, Schweden und Norwegen dasselbe gewesen ist, was Bonifaeius für Deutschland, that für das benachbarte Mecklenburg weiter nichts, als daß er einige gefangene Wendenknaben loskaufte und sie im Christenthum unter- richtete, damit sie künftig als Missionare unter ihr Volk zurückkehren könnten. Über bunbert Fahre vergingen, bevor ein ernster Versuch gemacht wurde, unseren Vorfahren das Evangelium zu predigen. Die unruhigen, räuberi- schen Wenden lebten von der Zeit Karls des Großen her in beständigen Feh- den mit ihren Nachbarn, den Sachsen. Aber das Blatt hatte sich gewandt. Die Sachsen waren jetzt Christen und Freunde des Kaisers und konnten auf die Hülfe der übrigen Deutschen rechnen. Wenn nun die Wenden in da-- Sächsische einfielen, rückten schnell die deutschen Heere zum Schutz des Lan- des heran. Dann zogen sich die Wenden in ihre Wälder zurück, aber nur, um verheerend wieder in das deutsche Gebiet einzufallen, sobald jene sich entfernt hatten. Lange Zeit dauerte das gegenseitige Morden imb Rauben.

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 244

1867 - Rostock : Hirsch
244 nach dem Namen seines Volkes das „Frankenreich" genannt wurde. Chlodwig hatte eine christliche Frau, war aber selbst noch ein Heide. In einem Kriege mit den Alemannen im südwestlichen Deutschland schien das gewohnte Glück ihn zu fliehen. Da that Chlodwig in der Hitze der Schlacht das Gelübde, wenn er den Sieg gewinne, so wolle er dem Gotte der Christen dienen. Und siehe, er erfocht einen glänzenden Sieg. Er hielt sein Versprechen. Anr Weihnachtsfeste 496 ließ er sich zu Rheims taufen und nach der Taufe zum Könige der Franken salben. Nach der Sage ist die Flasche mit dem heiligen Salböl durch eine Taube vom Himmel herniedergebracht und bis 1794 in der Kirche zu Rheims aufbewahrt worden. 26. Die Schlacht bei Zülpich. Chlodewig der Frankenkönig sah in Zülpichs heißer Schlacht, Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß, Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edlen, vor dem Troß. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur, Rust mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr: „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt! So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt, „Hilf mir dieses Volk bezwingen, gieb den Sieg in meine Hand, Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand. „Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen baun Und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertraun." „Sprach es, und aus Wolken leuchtend, brach der Sonne voller Strahl; Frischer Muth belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reihn, Und die Franken siegesmuthig stürzen jauchzend hinterdrein. Schreck ergriff der Feinde Rotten; feige werden sie und fliehn; All ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin. König Chlodwig ließ sich taufen und sein edles Volk zugleich, Und ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich. Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh, Ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie. Tv. Eünig Pistill. Das war Pipin der Kleine, der stahl dem König die Krön; Er setzt sie auf seine Stirne und setzt sich auf den Thron. Da sprach er: „Ich hab im Reiche der edlen Grafen viel; Zu Hofe sollen sie kommen, zu Kampf und Ritterspiel.“ Da zogen zu Königs Schlosse die Grafen von fern und nah; Es sass Pipin der Kleine mit Krön und Scepter da. Das that die Herrn verdriessen; sie sprachens voller Hohn: „„Ist er nicht unser einer und trägt eine güldne Krön?““ Das hört der König und winket; da öffnet sich das Thor; Es treten aus dem Zwinger ein Stier, ein Leu hervor.

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 245

1867 - Rostock : Hirsch
245 Und brüllend springt der Leue da auf den Stier zuband; Er greift ihn mit den Klauen, er reisst ihn in den Sand. Da rief Pipin der Kleine: „Ihr Herren, jung oder alt, Wer wagts, den Stier zu retten da aus des Leuen Gewalt ?“ Da sprachen die Grafen: „„Herr König, gereuen würd es uns schier; Es hat so grimmen Rachen das ungestüme Thier.““ Und auf sprang da im Zorne Pipin von seinem Thron, Warf hin den Königsmantel, warf hin die goldene Krön. Kühn trat er in die Schranken, nicht achtend des Leuen Wuth; Er führte so scharfe Klinge, er hegte so grimmen Muth. Und mit dem ersten Streiche lag da der wilde Leu; Er lag zerspalten am Boden, als wärens ihrer zwei. Und: „Bin ich euer einer?“ so schaut der König um. Wie waren da im Kreise die edlen Grafen so stumm! Da schritt zurück der König, nahm wieder die goldne Krön; Es war Pipin der Kleine; er setzte sich aut den Thron. 28. Karl der Große. Als Karl der Große auf den Thron kam, fand er ein starkes und mächtiges Reich vor. Aber rings umher wohnten kriegerische Nachbarn, die oft in wilden Horden hereinbraäien und verwüstend tief in sein Land ein- drangen. Dies nöthigte ihn, unaufhörlich bald in diesem, bald in jenem Theile von Europa zu Felde zu liegen. Die Aquisanier im südwestlichen Frankreich waren die ersten, welche die Schärfe seines Schwertes fühlten und schnell besiegt wurden. Dann gings nach Italien, wo die Langobarden in die Länder des Papstes eingefallen waren. Karl schlug sie, steckte den Longobardenkönig ins Kloster und vereinigte dessen Land mit seinem Reiche. In einem Kriege mit den B aiern und Av aren eroberte er alles Land bis an die Theiß in Ungarn und legte es zum fränkischen Reiche. Auch gegen die Araber in Spanien unternahm er einen Kriegszug und trieb sie bis über den Ebro zurück. Die schwersten und längsten Kümpfe hatte Karl gegen ein deutsches Volk, die Sachsen, zu bestehen. Im Jahre 800 war Karl in Rom und hielt Gericht über mancherlei Unbill, die dem Papste von seinen Gegnern zugefügt worden war. Am Weihnachtstage war er in der Kirche und trug den königlichen Mantel um seine Schultern. Nach der Blesse trat er vor den Altar und betete knieend. Als er sich wieder erheben will, tritt der Papst auf ihn zu, setzt ihm die Kaiserkrone auf das Haupt und salbt ihn zum römischen Kaiser. Posaunen erklingen, und Trompeten schmettern; voll und kräftig ertönt durch die Hallen der groben Kirche das feierliche Krönungslied, und alles Volk ruft: „Karolo Augusto, dem von Gott gekrönten großen und friedenbringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!" Die altrömische Kaiserwürde war wieder von den Todten auferstanden und auf einen Fürsten von deutschem Geblüte überge- gangen. Von der Zeit an kam ein Glaube auf, der Jahrhunderte lang in der Christenheit gelebt hat, der Glaube: Gott hat zweierlei Schwert geordnet, ein geistliches und ein weltliches, daß sie seine Kirche auf Erden bauen; die höchste geistliche Macht führt an Gottes Statt der Bischof in Rom, und von ihm haben alle Bischöfe, Äbte, Priester und sonstige geistliche Ämter ihre Gewalt; die höchste weltliche Macht trägt an Gottes Statt der römische Kaiser, und von ihm fließt die Gewalt auf Könige, Herzoge und Obrigkeiten aller Art aus. Wie dem Papste die geistliche, so gebührt dem Kaiser die weltliche Herrschaft über die ganze Erde.

6. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 250

1867 - Rostock : Hirsch
250 Wir schlossen dichte Reihen bis an die Berge fern. Gerüstet, ihn All schirmen, den kaiserlichen Herrn; Da zog in blanken Waffen der Söhne Schar heran. Vom dumpfen Rauschen dröhnte der weite Nasenplan. So stürmten sie herüber, die freveln Brüder vorn. In ihren Fäusten Schwerter, in ihren Blicken Zorn! Durch unser Lager schlüpfte der tückische Lothar Und bot uns blanke Münze und glatte Worte dar. Der heilge Vater selber hat uns den Sinn bethört: Es gelte keine Treue, die man dev: Sünder schwört! So schlich er durch die Reihen und streute schlimme Saat, Bis alle wir verblendet uns fügten dem Verrath. Draus schlugen die Verruchten des alten Vaters Hand — Er bot sie schon zum Frieden —- in schweres Eisenband, Sie rissen ihn: die Krone vom Haupte silberweiß Und führten ihn von hinnen, den weltverlassnen Greis. Und Ludewig der Fromme das Aug gen Himmel schlug: „Ist denn geschworne ¿reue und Kindesliebe Trug? Weh, falsche Söldnerscharen, so falsch und so verrucht! Weh dir, o Lügenstätte, ihr seid fortan verflucht!" Der Himmel hat vollzogen des Greises Rachewort, Die Bäche sind vertrocknet, der Anger liegt verdorrt. Und keine Saaten sprießen, es schallt kein Vogellied, Nur Farrenkräuter schießen empor aus schwarzem Ried. Und in den Höhlen drunten, in meilenweitem Gang, Da schlafen unsre Scharen viel hundert Jahre lang, Da schlafen auch die Brüder, die freveln Söhne drei, Verrostet sind die Schwerter, verstummt das Siegsgeschrei. Fleuch, Wandersmann, von hinnen und sag es aller Welt, Wes Fluch in diesen Gauen uns tief im Schlummer hält!" —- Der Wandersmann sich kreuzet und thut zur selben Stund Im Thanner Münster drüben die Mähre beichtend kund. 3t. Otto der Große. Seit dem Jahre 843, wo durch den Vertrag zu Verdun das gewaltige Reich Karls des Großen in drei Theile getheilt wnrde, sind die germanischen Stämme, welche Bonifacius kirchlich geeinigt hatte, auch weltlich zu einem Volke zusammengeschlossen. Ludwig der Deutsche war der erste König dieses deutschen Reiches. Aber es sah traurig in demselben aus. Normannen, Slaven und Ungarn drangen ein und streiften plündernd bis in die Mitte des Landes, ohne daß die schwachen Könige dem wehren konnten. Diese Zeit der Noth benutzten die großen Lehnsträger, sich zu fast unabhängigeu Herrschern in ihren Ländern zu machen, so daß die Macht der deutschen Kö- nige immer schwächer wurde. Eine bessere Zeit trat erst ein, als Heinrich, Herzog von Sach- sen, genannt der Vogelsteller, zum König erwählt wurde. Er schlug die Slaven in Brandenburg und Meißen und sandte deutsche Kolonisten in jene

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 252

1867 - Rostock : Hirsch
252 Geehrt und gefürchtet starb Otto der Große im Jahre 973, nachdem er dem Reiche sieben und dreißig Jahre mit Kraft vorgestanden hatte. Im Dome zu Magdeburg liegt er begraben. Seine Nachkommen haben etwa hundert Jahre auf dem deutschen Throne gesessen; dann ist sein Haus aus- gestorben. 32. Die Kaiserwahl. Der fromme Kaiser Heinrich war gestorben, Des sächsischen Geschlechtes letzter Zweig, Das glorreich ein Jahrhundert lang geherrscht. Als nun die Botschaft in das Reich erging, Da fuhr ein reger Geist in alles Volk, Ein neu Weltalter schien heraufzuziehn; Da lebte jeder längst entschlafne Wunsch Und jede längst erloschne Hoffnung auf. Kein Wunder jetzo, wenn ein deutscher Mann, Dem sonst so Hohes nie zu Hirne stieg, Sich heimlich forschend mit den Blicken maß: Kanns doch nach deutschem Rechte wohl geschehn, Daß, wer dem Kaiser heut den Bügel hält, Sich morgen selber in den Sattel schwingt. Jetzt dachten unsre freien Männer nicht An Hub- und Hain-Gericht und Markgeding, Wo man um Esch und Holztheil Sprache hält; Nein, stattlich ausgerüstet, zogen sie Aus allen Gauen, einzeln und geschart, Ins Maienfeld hinab zur Kaiserwahl. Am schönen Rheinstrom zwischen Worms und Mainz, Wo unabsehbar sich die ebne Flur Auf beiden Ufern breitet, sammelte Der Andrang sich; die Mauern einer Stadt Vermochten nicht das deutsche Volk zu fassen. Am rechten Ufer spannten ihr Gezelt Die Sachsen sammt der slavschen Nachbarschaft, Die Baiern, die Ostfranken und die Schwaben; Am linken lagerten die rheinschen Franken, Die Ober- und die Nieder-Lothringer. So war das Mark von Deutschland hier gedrängt; Und mitten in dem Lager jedes Volks Erhub sich stolz das herzogliche Zelt. Da war ein Grüßen und ein Händeschlag, Ein Austausch, ein lebendiger Verkehr! Und jeder Stamm verschieden an Gesicht, An Wuchs und Haltung, Mundart, Sitte, Tracht, An Pferden, Rüstung, Wasfenfertigkeit, Und alle doch ein großes Brudervolk, Zu gleichem Zwecke festlich hier vereint! Was jeder im Besondern erst berieth, Im hüllenden Gezelt und im Gebüsch Der Jnselbuchten, mählich wars gereift Zum allgemeinen offenen Beschluß. Aus vielen wurden wenige gewählt, Und aus den wenigen erkor man zween,

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 254

1867 - Rostock : Hirsch
254 Und als er wieder aus dem Tempel trat, Erschien er herrlicher, als kaum zuvor, Und seine Schulter ragt ob allem Volk. 33. Kaiser Friedrich Rothbart. In dem schönen Schwabenlande erhebt sich aus den Thälern der schwäbischen Alp heraus ein einzeln stehender kegelförmiger Berg, auf dessen Gipfel noch wenige morsche Theile von einem alten längst verfallenen Gebäude stehen. Es sind die armseligen Überreste der Burg Hohenstaufen, aus deren Hallen die ge- waltigsten Kaiser ausgegangen sind, die einst auf dem Thron von Deutschland gesessen haben. Als das Haus Konrads des Franken ausgestorben war und man sich zur Wahl eines neuen Kaisers anschickte, schwankten die Meinungen zwischen dem kraftvollen Kon- rad von Staufen und dem mächtigen H einrich dem Stol- zen, Herzoge von Sachsen und Baiern. Letzterer war dadurch, daß er zweiherzogthümer besaß, so angesehen, daß er wahrschein- lich gewühlt sein würde, wenn es zu einer richtigen Wahl gekom- men wäre. Aber viele mochten ihn nicht; denn er hatte ein hoch- fahrendes Wesen und stieß durch seinen Stolz die Leute vor den Kopf. Damit Heinrich nicht König würde, kamen eilig seine Feinde zusammen und wählten Konrad den Hohenstaufett zu ihrem Herrn. Über diesen Gewaltstreich waren anfangs die andern erbittert und wollten nichts von einem Kaiser wissen, der nicht in rechter Ord- nung von ganz Deutschland gewählt sei. Aber einer nach dem andern wurde durch Vorstellung und Überredung gewonnen, den König anzuerkennen, bis schließlich Heinrich allein noch übrig war, der sich widersetzte. Der aber wollte sich unter keinen Umständen fügen. Als alle Mittel, ihn mit Güte zu gewinnen, vergebens angewandt waren, setzte der Kaiser ihn ab und gab seine Herzog- thümer an andere. —« Die Hohenstaufen waren ein Heldengeschlecht. Darüber ist vergessen worden, wie sie auf den Thron gekommen sind. Aber es blieb ein schlimmes Vorbild, daß ein Theil sich einen Kaiser gewählt und die andern mit List und Gewalt ge- zwungen hatte, sich dem ohne ihr Zuthun gewählten Kaiser zu unterwerfen. Heinrich starb bald, nachdem er abgesetzt war. Nach seinem Tode ergriff sein Bruder Welf die Waffen, um für das brüder- liche Erbe zu streiten. In dem Kriege, der nun zwischen den Welfen und Hohen- staufen ausbrach, gebrauchte die eine Partei nach dem Namen ihrers Führers das Feldgeschrei: „Hie Welf", und die andere nach dem Namen einer kaiserlichen Burg die Losung: „Hie Waibling". Daraus sind in der Folgezeit Parteinamen ent- standen , die an die hundert Jahre und darüber itu deutschen

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 251

1867 - Rostock : Hirsch
251 Gegenden. Die Magy aren, ein asiatisches Volk, das den Hannen an Roheit und Grausamkeit nichts nachgab, verfolgte er tief in ihr Land hinein. Zum Schutz des Landes baute er Burgen und bildete sich ein tüchtiges Heer heran. So machte er den deutschen Namen in ganz Europa geehrt. Noch größern Ruhm erwarb demselben sein großer Sohn Otto, der König an seiner Statt wurde. Als Otto gekrönt wurde, verrichteten die Fürsten des Reichs mancherlei Dienste selbst, um ihren Herrn zu ehren. Der eine trug das Essen auf, der andere sorgte für die Wohnung, der dritte schenkte den Wein in die Becher u. s. iv. Von der Zeit an wurden die Ämter des Truchsessen, Kämmerers, Mundschenks, Marschalls erblich in denjenigen Fürstenhäusern, deren Söhne sie damals verwaltet hatten. Otto hatte mehr, als irgend ein deutscher Kaiser, mit den widerspenstigen großen Vasallen zu kämpfen; denn diese trachteten darnach, sich zu unabhän- gigen Herrschern in ihren Ländern zu machen. Dazu widerstrebten ihm mehrere deutsche Stämme, namentlich die Franken und Baiern, lange Zeit; denn sie hatten nicht Lust, sich einem Herrn aus dem kürzlich erst unterworfenen Stamme der Sachsen zu beugen. Endlich erhoben sich an den Grenzen des Reiches die alten Feinde, Slaven und Magyaren, und versuchten, ob sie gegen den neuen König nicht mehr Glück haben würden, als gegen seinen ruhmreichen Vater. Wahrlich/ Otto mußte alle Kraft zusammennehmen, um in der schwierigen Lage das Feld zu behalten. Von den äußern Feinden rührten sich zuerst die Slaven und versuchten das von König Heinrich ihnen auferlegte Joch abzuschütteln. Otto eilte herbei und zerschlug ihre Macht bis zur Oder hin. Von da zog er gen Norden, um die Dänen zu züchtigen, die mehrmals räuberisch in die deutschen Lande eingefallen waren. Er drang siegreich bis zur Nordspitze Jütlands und zwang den Dänenkönig Harald, sich mit seinem Volke taufen zu lassen. Auch die Ungarn wollten es sich nicht nehmen lassen, sich mit dem jungen Könige zu messen. Mit großer Heeresmacht fielen sie in Deutschland ein und prahlten laut, ihrer wären so viele, daß ihre Rosse die deutschen Flüsse aussaufen würden. Otto zögerte nicht, ihnen entgegen zu gehen. Auf dem Lechfelde, einer großen, kahlen Ebene in der Nähe von Augsburg, trafen beide Heere auf einander. Gleich beim ersten Angriff mußten die Ungarn merken, daß die 3)eutic[)eti noch nicht verlernt hatten, deutsche Hiebe auszu- theilen. Sie wehrten sich wie verzweifelt, wurden aber dennoch geschlagen und eilten in wilder Flucht in ihr Vaterland zurück. Nach dieser Schlacht ist ihnen für immer die Lust vergangen, wieder Raubzüge nach Deutschland zu unternehmen. Als Otto der Große dem Reiche Ruhe verschafft hatte von der Maas bis zur Oder, von Dänemark bis zu den Alpen, richtete er seine Augen auf Italien, wo inzwischen alles kopfüber gegangen war. Die Großen bekämpften sich dort unter einander mit Dolch und Gift und Schwert. In Rom führten freche Weiber das Regiment und setzten Päpste ein und wieder ab. In den erbitterten Parteikämpfen wurde das arme Land mit barbarischer Roheit verwüstet. Otto zog über die Alpen und machte dem wilden Treiben mit Waffengewalt ein Ende. In Mailand ließ er sich die eiserne, in Rom die Kaiserkrone aufsetzen. Von der Zeit an galt es als ausgemacht, daß der deutsche König auch König von Italien und Kaiser von Rom sei. Das alt- römische Kaiserreich, das von Karl dem Großen wieder hergestellt wurde, war auf die deutsche Nation übergegangen, aber nicht als das heidnische Reich, das unter der Drachenfahne kämpfte, sondern als christliches Reich, das unter der Kreuzesfahne stand. Dies hat es zu bedeuten, wenn Deutschland von dieser Zeit an „das heilige römische Reich deutscher Nation" genannt wird.

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 253

1867 - Rostock : Hirsch
Allbeide Franken, fürstlichen Geschlechts, Erzeugt von Brudern, Namensbruder selbst, Kunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt. Da standen nun auf eines Hügels Saum, Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk Die beiden Männer, die aus freier Wahl Das deutsche Volk des Thrones werth erkannt Vor allen, die der deutsche Boden nährt, Von allen Würdigen die Würdigsten, Und so einander selbst an Würde gleich, Daß fürder nicht die Wahl zu schreiten schien, Und daß die Wage ruht im Gleichgewicht. Da standen sie, das hohe Haupt geneigt, Den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht, Von stolzer Demuth überwältiget. Ein königlicher Anblick wars, ob dem Die Thräne rollt in manches Mannes Bart. Und wie nun harrend all die Menge stand Und sich des Volkes Brausen so gelegt, Daß man des Rheines stillen Zug vernahm, — Denn niemand wagt es diesen oder den Zu küren mit dem hellen Ruf der Wahl, Um nicht am andern Unrecht zu begehn, Noch aufzuregen Eifersucht und Zwist, — Da sah man plötzlich, wie die beiden Herrn Einander herzlich faßten bei der Hand Und sich begegneten im Bruderkuß; Da ward es klar, sie hegten keinen Neid, Und jeder stand dem andern gern zurück. Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt: „Weil doch," so rief er, „Einer es muß sein, So seis der Ältre." Freudig stimmten bei Gesammte Fürsten und am freudigsten Der jüngre Kunrad; donnergleich erscholl, Oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf. Als der Gewählte drauf sich niederließ, Ergriff er seines edlen Vetters Hand Und zog ihn zu sich auf den Königssitz. Und in den Ring der Fürsten trat sofort Die fromme Kaiserwittwe Kunigund; Glückwünschend reichte sie dem neuen König Die treu bewahrten Reichskleinode dar. Zum Festzug aber scharten sich die Reihn, Voran der König, folgend mit Gesang Die Geistlichen und Laien: so viel Preis Erscholl zum Himmel nie an Einem Tag; Wär Kaiser Karl gestiegen aus der Gruft, Nicht freudiger hätt ihn die Welt begrüßt. So wallten sie den Strom entlang nach Mainz, Woselbst der König im erhabnen Dom Der Salbung heilge Weihe nun empfing. Wen seines Volkes Ruf so hoch gestellt, Dem fehle nicht die Kräftigung von Gott!
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