— ¿0 —
. gjmltze 3. ent
sehen entsetzen derentsatz— schließen entschließen der Entschluß
6. nn
der Mensch der Unmensch die Muhewküe Unruhe
die Geduld die Ungeduld der Glaube der Unglaube
: 7. j nt rj
der Wald der Urwald der Stoff der Urstoff
die Zeit die Urzeit das Wesen das Urwesen
8. miß
gönnen mißgönnen die Mißgunst — wachsen mißwachsen der
Mißwachs brauchen mißbrauchen der Mißbrauch — Miß-
ton Mißlaut
Eigenschaftswörter:
1. Stammwörter.
weiß schwarz grün grau blau gelb braun bunt groß klein lang
kurz rund breit schmal grade krumm schief — alt jung hart weich
kalt warm heiß fest los -- reich arm stark schwach taub stumm
blind klug dumm gut fromm recht schlecht schlicht
2. Sproßwörtcr. Nachsilben:
1. en ern
-Gold golden Seide seiden Eiche eichen
Esche eschen Weide weiden Erle erlen
Birke birken Tanne tannen Linde linden
Blei bleiern Bein beinern Blech blech«rn
Zinn zinnern Eisen eisern Leder ledern
-Knochen knöchern Wachs wächsern Flachs flachsen
- 2. Lg — er Lg rig — et ig elig tig
Klei kleiig Eis eisig Blut blutlg
Fleisch fleischig Bauch bauchig Staub staubig
Fett r, ■ fettig Locke it lockig Ecke eckig
,Fleck , fleckig Schatten schattig .Spitze spitzig
Schmutz schmutzig Kante kantig Sand ' sandig
Gast saftig Gift giftig Luft lustig
Zorn zornig Mark markig Berg bergig
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
424
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
daß die Masse vollständig gleichartig wird und eine dunklere mehr braune
Farbe annimmt. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie zähe und leder-
artig, im warmen Wasser wird sie weicher; bei 60—66° läßt sie sich
formen wie Wachs und nimmt beim Erkalten ihre frühere Härte wieder
an. Die so wichtige plastische Eigenschaft unterscheidet sie namentlich vom
Kautschuk, das, durch starke Hitze erweicht, nie wieder hart wird. In
kochendem Wasser wird sie so weich, daß sie sich in Fäden ziehen läßt.
Bis zum Schmelzen erhitzt, erhärtet sie, wie das Kautschuk, nicht mehr.
Bleibt Guttapercha lange an der Luft liegen, so verwandelt sie sich all-
mählich in einen harzartigen Körper, zerbröckelt schließlich und zerfällt in
Staub. Bei Blöcken ist dies nicht von Bedeutung, da die Veränderung
nur an der Außenseite vor sich geht, dünne Platten und Blätter dagegen
werden in einigen Monaten vollständig zerstört und müssen daher beim
Aufbewahren vor zu starker Berührung mit der Luft geschützt werden.
Sie ist löslich in Schwefelkohlenstoff, Benzin, Chloroform, in warmen
ätherischen Ölen, wie Terpentin- und Kautschuköl; unlöslich im Wasser;
Alkohol löst nur das darin enthaltene Harz, weshalb es zur Fällung
des Guttaperchas aus Lösungen benutzt wird. Unvollständig gelöst, wird
sie teigartig und klebend. Guttapercha darf kochendes Wasser nicht trüben.
Sie ist etwas leichter als Wasser und schmilzt bei 110 0 zu einer dicken
klaren Flüssigkeit. Für Wasser ist sie undurchdringlich. Durch Reiben
wird sie wie Kautschuk elektrisch, ist aber selbst ein schlechter Leiter der
Elektricität und Wärme.
Die ersten zwei Centner Guttapercha kamen erst 1844 von Singapur
nach Europa. Die Bedeutung dieses Stoffes stieg aber so, daß 1863
der Export schon 36 000 Ctr. betrug, die von 300 000 Bäumen ge-
wonnen wurden.
Bevor die Guttapercha zu irgend welchen Artikeln verarbeitet wird,
muß sie gereinigt werden. Mittelst Walzen oder Messer wird die Masse
unter beständigem Zufluß von Wasser in kleine Späne zerrissen oder zer-
schnitten; nachdem dann diese kleinen Stückchen im Wasser umgerührt
werden, wobei die schweren Beimengungen untersinken, die leichteren aber
schwimmen, werden sie in der Wärme zusammengeknetet. Durch Pressen
kann sie eine Härte erlangen, daß sie sich auf der Drehbank bearbeiten läßt.
Eine große Zahl verschiedenartiger Gebrauchsgegenstände wird aus
der Guttapercha angefertigt. Hauptsächlich wird sie gebraucht zu plasti-
schen Abdrücken bei der Galvanoplastik; zur Isolierung der unterirdischen
Telegraphenleitungen wird gewöhnlich Guttapercha verwandt, jedoch mir
Draht umsponnen, weil die Mäuse sie sonst anfressen, während die vulka-
nisierte durch den Schwefelgehalt den Kupferdraht angreift. Da sie den
Alkalien und Säuren, ausgenommen starker Schwefelsäure und Salpeter-
säure, widersteht, wird sie in Laboratorien zu Untersätzen von Flaschen
und photographischen Wannen benutzt. Statt der ledernen Treibriemen
bei Maschinen hatte man solche von Guttapercha, die jedoch wegen der
großen Menge der durch Reibung entstehenden Elektricität lästig wurden;
auch dient sie zu Laufschnüren an Drehbänken. Sohlen werden mit einer
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
17
Trieb zum Lesen beseelte ihn und suchte und fand Befriedigung durch die
Gunst des fürstlichen Bibliothekars. Die Weltgeschichte, die 21 Bände
der Reisen zu Wasser und zu Lande gaben dem Knaben Beschäftigung.
Prinz Heinrich, der Seefahrer, Albuquerka wurden seine Helden. Dann
fiel ihm die Bertuch'sche Übersetzung des Ton Quixote in die Hände und
verdrängte schnell Campes Robinson und erfüllte seine Seele. Daß er
dabei nicht in leeres Träumen versank, verdankte er einem anderen Oheim,
der als Landbaumeister auf Schloß Schwarzburg wohnte. Monatelang
ließ dieser den Knaben bei sich wohnen und mutete ihm große Anstren-
gungen zu, wenn er mit ihm Berg und Thal durchwanderte, die Forsten
besuchte oder auf den Vogelhütteu sich aufhielt. Nie ist in Perthes die
Erinnerung an diesen Aufenthalt und an diese Wanderungen erloschen.
Die dunklen Tannen, die das Gebirgsgeschiebe des wunderbar schönen
Ortes bedecken, das Rauschen der Schwarza, die unten tief im Thale den
Berg umschlingt, auf welche das Schloß gebaut ist, drückten sich unver-
tilgbar in das Gedächtnis des Knaben ein.
Als Perthes konfirmiert und 14 Jahr alt geworden war, mußte ein
Beruf gewählt werden. Ihn studieren lassen, war unmöglich; was man
in Rudolstadt Kaufmann nannte, wollte er nicht werden. Der jüngste
Bruder seines Vaters war Buchhändler in Gotha und ihm ging es
zieinlich gut; natürlich wurde nun für den Knaben an den Buchhändler
gedacht; was das eigentlich war und was dazu gehörte, wußte er zwar
nicht, denn in Rudolstadt war keine Buchhandlung; aber daß es da Bücher
gebe, die man lesen könne, schien ihm gewiß, und das war für ihn ent-
scheidend.
Im Jahr 1786 nahm der Buchdruckereibesitzer Schirach den Knaben
mit sich zur Messe nach Leipzig, um dort einen Lehrherrn für ihn zu
suchen. Zuerst stellte er ihn Herrn Ruprecht aus Göttingeu vor, der ihn
freundlich anredete und sich amo konjugieren ließ, dann aber, als das nicht
ging, ihn nicht nehmen wollte. Nun wurde er zu Herrn Siegert aus
Liegnitz gebracht, aber der lange, hagere Mann und sein feuerfarbener bis
zur Ferse hinabreichender Oberrock setzte den Knaben so sehr in Furcht,
daß er kein Wort hervorzubringen vermochte; er sei zu blöde zum Buch-
handel, hieß es. Endlich zeigte sich Adam Friedrich Böhme, welcher in
Leipzig selbst eine Handlung hatte, gezeigt, ihn zu nehmen. Aber der
Junge muß noch ein Jahr wieder nach Haus; er ist für die Arbeit noch
zu klein und schwach.
Als das Jahr verflossen war, wurde zwischen dem Oheim und dem
künftigen Lehrherrn ein feierlicher Vertrag geschlossen, worin Herr Böhme
„diesem jungen Menschen die Buchhandlung ohne Entrichtung einigen Lehr-
geldes in 6 Jahren zu lehren" versprach. — Am Sonntag den 9. Sep-
tember 1787 trat der 15jährige Knabe allein auf unbedecktem Postwagen
die Reise in die Fremde und ins Leben an. In Regen und scharfer Kälte
fuhr er über Neustadt, Gera, Zeitz und langte am Dienstag, den 11. Sep-
tember nachmittags 3 Uhr im Hause seines Lehrherrn an. „Mein
Himmel, Junge," rief dieser ihm entgegen, „du bist ja noch eben so klein
Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Robinson Schloß_Schwarzburg Perthes Schirach Siegert Friedrich_Böhme Friedrich Ahrens
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
33
23. Eddystone.
Am Eingänge des Hafens von Plymouth erhebt sich der scharfe Grat einer
Klippe, die beständig von Wogen umbraust ist und ihre Zacken noch weit hin unter
der Fläche erstreckt, so daß das Einlaufen der Schiffe nicht nur beschwerlich, sondern
bei stürmischem Wetter sogar unmöglich wird. Die Brandung ist hier so fürchterlich,
daß sie mit keiner andern an den europäischen Küsten wohl verglichen werden kann.
Hier einen Leuchtturm zu errichten, der dem mit Nacht und Wellen kämpfenden
Schiffer ein rettender Stern würde, war schon oft Gegenstand sehr ernster Beratungen
gewesen; aber es scheiterten alle Entwürfe und Borschläge an der Unbezähmbarkeit des
Elements. Selbst wenn man bei ruhigem Wetter nach den Felsen segelte, die un-
gefähr sechs Meilen vom Lande entfernt' sind, mußte man sich überzeugen, daß weder
Stein noch Cement imstande wären, dieser Gewalt zu wotzen.
Ein Mann nur widersprach. Es war Wistanley, einer der reichsten Bürger^von
Plymouth und der größten Sonderlinge, die England jemals hervorgebracht. Seine
Zeit und sein Geld wendete er auf allerlei mechanische Seltsamkeiten, und was er
nicht imstande war allein auszuführen, das ließ er nach seiner Angabe genau von
den geschicktesten Meistern verferttgen. Sein weitläufiges, vor der Stadt gelegenes
Wohnhaus vereinigte eine Masse der sonderbarsten Kunstsachen und war weit verrufen
als das geheimnisvolle Reich eines Zauberers. Aber nicht bloß ans abenteuerliche
Späße war sein Sweben gerichtet; auch ernste Dinge nahmen ihn in Anspruch; jedoch
nur dann, wenn sie einen außerordentlichen Erfolg versprachen. Ihn hatten lange
schon die Felsen von Eddystone beschäftigt. Schweifte sein Blick über den Hafen und
sah er die malerischen Formen der Klippen bald höher, bald niedriger aus dem
Wasser hervorragen, so zogen Wolken über seine L>tirn, und er sprach laut mit sich
selbst, knirschte mit den Zähnen und murmelte: „Dich sollte ich nicht überwinden
können?" — Endlich rückte er mit dem Antrage hervor, er wolle es unternehmen,
auf eigene Kosten einen Leuchtttwm auf Eddystone zu bauen. Man war freudig
überrascht, allein man verwunderte sich nicht darüber, da der Antrag von dem merk-
würdigen Manne kam, der nicht nur mit großem Reichtum, sondern fast mit über-
natürlichen Kräften ausgerüstet schien.
Wistanley machte sich bald ans Werk. Arbeiter kamen von allen Seiten herbei;
die tüchtigsten Ingenieure führten den von ihm entworfenen Plan aus, und da nur
bei ruhigem Wetter gearbeitet werden konnte, so ist leicht abzunehmen, wie langwierig
die Vollendung des Unternehmens war. Allein der schönste Erfolg schien diese rühm-
lichen Anstrengungen zu krönen, und mit inniger Teilnahme sahen die Einwohner von
Plymouth, wenn die See nicht hoch ging, die weißen Mauern des Wunderbaues auf
dem schwarzgrauen Felsen emporsteigen, eine Zierde der Gegend, ein Trost der Handeln-
den und Schiffenden. Bald wollte man das Fest der Einweihung feiern, an welchem
von der Kuppel die Flammenkrone über das wilde Gewässer erstrahlen sollte Der
Bau war aus eigene Art beschafft worden. Man hatte dazu das härteste Material
verwendet. Der ganze Grund, in sehr bewächtlicher Höhe, war durchaus massiv, und
weder Gemach noch Treppe darin. Es war ein Bau, der die Pyramiden zurückließ
und in Festigkeit wohl nie überboten war. Auf diesem Grunde erhoben sich nun weit
auseinander stehende feste Pfeiler, welche den Turm trugen, worin die Zelle für dm
Wächter und die Glashaube für die Lampen waren. Man hatte die Pfeiler gewählt,
um dem brandenden Meere, wenn es bei großem Sturme diese Höhe erreichen sollte,
keinen trotzenden Widerstand entgegenzustellen, sondern den Wellen freien Durchzug zu
gestatten. So glaubte man dem obern Teile des Turms am besten die nöttge
Sicherheit zu gewähren. Wistanley sah sein Werk und war damit zufrieden, und alle,
die es sahen, glaubten, die Aufgabe sei auf das zweckmäßigste gelöst worden. Ein
Wächter war bestimmt, diesen Turm zu beziehen, und die Zeit war nicht mehr fern,
diesen Pharus segenbringend durch die Nacht leuchten zu sehen.
Wistanley. der Sonderling, ging, wie es hieß, mit dem Gedanken um, in dem
Meeresbau zu wohnen. Er selbst hatte zwar nichts Bestimmtes darüber geäußert,
allein der Seltsamkeit wegen konnte man ihm dieses Gelüsten wohl zuschreiben. Nur
das sagte er laut, daß er es für die höchste Lust ansähe, auf Eddystone einem Orkane
Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. Z
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Lebensbilder.
67
Lande, wo man sich in der Verlegenheit ans Überfluß gleichgültiger gegen sie
benimmt.
Wo anders als in der Stadt findest du den eifrigen Tanbenzüchter, der die
Hälfte seines Hausbodens zu Bauplätzen für diese Tiere 'hergab und einrichtete und
sein inniges Behagen dabei hat, ans der Tiefe des umniauerten Haushofes seine
Blicke und Gedanken den hochaufsteigenden Seglern der Lüfte nachzuschicken.
Nur in der Stadt nistet die Liebhaberei der Singvögel aller Art. Da wohnt
der freundliche und sinnige Mann, der sich in seinem engummauerten Stadtgärtchen
mit seiner Kunst eine Voliere eingerichtet hat, in welcher er alles, was auf der Flur
und im Walde singt, 'pfeift und zwitschert, versammelte. Da sitzt er im Frühling
stundenlang zwischen seinen Mauern und späht und lauscht mit Behagen dem Treiben
seiner Sänger, die vor seinen Augen ihre Nester bauen und ihre Jungen ätzen. In
der rauhen Jahreszeit nimmt er sie alle zu sich in die Stube wie seine Kinder, und
da er sie gewöhnt hat, sogar beim Scheine seiner Abendlampe zu singen und zu
pfeifen, so schafft er sich mitten im Winter einen Naturgenuß, an den der Landmann
nicht einmal denkt Nur in der Stadt auch begegnest du früh morgens dem gemüt-
lichen Bürger, der mit einem Tütchen sorgfältig gemischten Futters in die Anlagen
geht, um die unter dem Schutze der städtischen Gesetze halb zahm gewordenen Sänger,
die ihren guten Freund wohl kennen, zu ätzen. Der Landmaun weiß nicht viel von
solchen zarten Empfindungen.
In der Stadt ist auch die ganze Kunstgärtnerei und Blumenzucht, die so viel
Schönes, in der Natur Schlummerndes geweckt und herausgebildet haben, geboren.
Die hängenden Gärten in Babylon, die Rosengärten der Städte Damaskus und
Schiras, die Wintergärten zu Petersburg sind in der ganzen Welt bekannt. Und
tritt man in das sechs Quadratruteu große Gärtchen eines Pariser oder Londoner
Stadtbürgers, wie muß man nicht erstaunen über die Liebe und Sorgfalt, mit der
da die Kinder der Flora gepflegt sind. Von allen Blumen und Sträuchern der
Welt hat er Pröbchen zusammengebracht Die Felsen der Gebirge hat er im kleinen
nachgeahmt, auch ihre Katarakte und Seeen. Das Wasser plätschert in zierlichen
Fontänen und der Wind spielt mit flatternden Fahnen, mit köstlichen Windmühlen
aus lustig sich drehenden Rädern. Die, welche ein Gärtchen sich nicht verschaffen
können, erziehen und pflegen im Winkel ihres Hofes ein Apfelbäumchen, oder sie be-
reiten sich einen Blumenflor vor ihrem Fenster.
Nur die Entbehrung flößt Verlangen und Liebe ein. Und wie die Natur in der
Stadt am sorgfältigsten gepflegt wurde, so wurde sie auch von jeher dort am
besten besungen. Innerhalb der Städte haben unsere zartesten Naturdichter ge-
wohnt. (Brockes, Kleist, Hebel.)
In mancher Hinsicht leisten auch unsere Städte ohne alle Absicht und ganz von
selbst der Natur einigen Vorschub und gewähren ihr allerlei hübsche Vorteile, die
sie draußen nicht genießt. In gewissem Teile haben die Städte sich ihr eigenes Klima
geschaffen. Die dicht zusammengedrängten Menschen, die zahllosen Feuerstellen, der
reichlich gegen den Wind gewährte Schutz, und die überall zwischen dem Gemäuer
sich brechenden Sonnenstrahlen haben bewirkt, daß die Temperatur in unseren Städten
gewöhnlich etwas höher steht^als auf dem platten Lande. Deshalb ergrünen an
den geschützten Mauern der Städte die Bäume zuerst, und knospet und regt es sich
frühzeitig in den städüschen Gärten, und während das Land noch weit und breit still,
tot und öde ist, prangt unsere Stadt längst rings umher im schönsten Blütenschmuck.
Von den Städten, wo er zuerst festen Fuß saßt, setzt der Frühling aus und erobert
von da aus das flache Land. Iii.
Iii.
„Eine andere O-uelle des Genusses in den Städten bietet die Erinnerung an die
Vergangenheit, an die Fülle früherer Begebenheiten, den Fortschritt und Wandel der
Zeit, die sich uns bei chrem Anblick offenbart und sich bei einer Existenz in ihnen
überall aufdringt, dar."
5 *
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
258
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
der englische Brief in 14 Tagen gelangt — mit dem Eintreffen der englischen Post
korrespondiert. Nach Shanghai und allen nördlichen Häfen ist der Weg durch die
Vereinigten Staaten weit günstiger. Niemand wird Lurch das rote Meer nach
Japan fahren mögen, der über San-Francisco dahin fahren kann; er wird nicht
diesen weiten und teuren Weg durch heiße Klimate machen, da die andere Route
ganz durch die gemäßigte Zone führt. — Buch der Erfindungen.
108. Die Gotthard-Bahn.
Die Natur hat in dem Alpengebirge der Schweiz eine mächtige Scheidewand
zwischen Italien und Deutschland aufgetürmt. Diese Scheidewand besteht aus Felsen,
deren Häupter in ewigem Eise glänzen und deren Klüfte von Gletschern ausgefüllt
sind. Hier in der Schweiz hatte schon die alte Geschichte der Menschheit einen Wende-
punkt, wo südlich eine hohe Kultur blühte, während nordwärts noch Roheit der
Sitten herrschte. Denn wo das Urgebirge die Länder mit unbesteigbaren Höhen trennt,
trennt es nicht bloß das Klima des Luftmeeres und den Lauf der Gewässer, sondern
auch die Civilisation der Menschen. Nach dem Süden hin, wo die Wärme eines
heiteren Himmels herrscht, sendet das Gebirge erquickende Kühle mit seinen Sttömen
abwärts, die sich unausgesetzt aus dem schmelzenden Eise der Alpen ergänzen und
schafft dem Menschen einen gedeihlichen Aufenthalt. Nach Norden aber wälzt es Nebel
hernieder in die kältere Zone und zwingt die Menschen zur rauheren Lebensgewohnheit,
aus der sich die Kultur erst spät und mühsam entwickeln kann.
Ähnliche Scheidewände der Natur waren seit Jahrtausenden auch stets die Wende-
punkte der Menschengeschichte. Das Gelüste aller roheren Stämme, in die blühen-
deren Fluren der gesitteten Völker einzudringen, und sich der Genüsse der Kultur zu
bemächtigen, war von je die Triebfeder, welche Eroberer benutzten,„ um die Massen
zu Kriegszügen zu veranlassen. Wie im Altertum das kulturreiche Ägypten der Ziel-
punkt aller Eroberungszüge asiattscher Herrscher und ihrer Horden gewesen, so war
Italien durch die ganze Zeit des Mittelalters der verlockende Glanzpunkt, der jedem
deutschen Herrscher als Ziel vor Augen schwebte. Die freie Straße nach diesem Lande
aber ward glücklicherweise von der rauhen Natur des Scheidegebirges gesperrt. Die
Alpen waren somit ein Schutz Italiens. Sie verhinderten, daß sich unausgesetzt neue
rohe Horden über dasselbe heranwälzten. Sie bewirkten, daß Italien von Zeit zu
Zeit immer noch Ruhe fand, seine Kultur aufs neue zu pflegen, wenn gewaltige
Eroberungszüge sie teilweise gestört hatten.
Und wie die Felsen dieses Urgebirges, so haben auch kleine Völkerschaften, die
sich in den Thälern auf beiden Seiten angesiedelt, ein Stück Scheidewand den Erobe-
rungszügeu entgegengestellt. Die Schweiz, noch immer ein Mischlingsstaat aus
deutschen, italienischen und französischen Teilen, hatte bisher ihre Bedeutung als neu-
trale Macht nur in dem Umstande, daß sie einen Damm gegen Kriegszüge dargeboten.
Wo dieser Damm von den Kriegern durchbrochen wurde, da ergossen sich wilde Blut-
ströme nach beiden Seiten hin. Die Kämpfe um den Besitz der spärlichen Alpenpässe
sind bis auf den Beginn unseres Jahrhunderts die blutigsten und wildesten gewesen.
Ein solcher Paß ist die St. Gotthardstraße. Sie ist über ein Jahrtausend alt.
Sie ist die Straße, welche zwischen den höchsten Gipfeln des Alpengebirges einen
passierbaren Weg zwischen Deutschland und Italien bildet. Der St. Gotthard ist nicht
ein Höhenpunkt des Gebirges, sondern ein tiefer, als die höchsten Anhöhen umher,
liegender Zentralpunkt, wohin die höchsten Höhen ihre Gebirgsstrahlen abwärts zusam-
menlaufen lassen. Rings um ihn herum ragen die riesigen Häupter der Urgebirge
in Höhe von 3000—3400 rn empor ins Luftmeer hinauf. Im Plateau, das der
St. Gotthard in einer Höhe von 1800 m bildet, sammeln sich die von Riesennach-
barn herabströmenden Schmelzwasser aus acht verschiedenen Gletschern zu Hochseeen
und fließen von hier nach allen Seiten hin durch die Klüfte abwärts weiter, um nach
unzähligen Wasserfällen und kleinen Sturzbächen unten im Lande große Swöme zu
bilden. Nach der italienischen Seite hin empfängt der Ticino von hier aus seinen
ewigen Zufluß, während nach Deutschland hin die Reuß ihren Wasserursprung von
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Shanghai Japan Schweiz Italien Deutschland Italien Italiens Italien Deutschland Italien Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
197
der Thränen" in das rote Meer, bis Kolsum, jetzt Suez und von da
zu Lande nach Alexandrien. Auf diese Weise konnte man den Weg
fast ganz zur See zurücklegen, und nur die kurze Strecke zwischen der
ägyptischen Küste und dem Nil mußte der Handel zu Lande betrieben wer-
den. Von Alexandria, dem berühmtesten Stapelplatze des Altertums wurden
dann die Waren durch die Venetianer nach Italien befördert und von dort
auf Saumrossen über die Alpen.
Doch alle diese Wege stellten dem indischen Handel große Hindernisse
entgegen. Die beiden ersten waren zu langwierig und beschwerlich; auch
brachte der Karawanenhandel zu Lande neben seiner Langsamkeit bedeutende
Gefahren mit sich. Der dritte schien freilich leichter, hatte aber doch auch
mit manchen Beschwerden und Gefahren zu kämpfen. Schon der Name,
mit dem die Araber die südliche Einfahrt ins rote Meer bezeichneten, Bab-
el-Mandeb, d. i. Thor der Thränen, verkündet nichts Gutes. In der That
gehört das zwischen kahlen Bergen ausgedehnte Becken des roten Meeres
zu den gefürchtetsten Gebieten, nicht bloß wegen der zahllosen Korallenriffe,
welche den Schiffen Verderben bringen, sondern auch wegen der glühend
heißen Luft, welche darüber brütet und die Küstenregionen zu den heißesten
der Erde macht. Noch hinderlicher als die hohen Temperaturen sind die
herrschenden Luftströmungen. Südwinde treten zwar während sechs Monate
auf, aber sie reichen nur bis Dschidda, der Hafenstadt Mekkas; in der
nördlichen Hälfte wehen fast das ganze Jahr Nordwinde und so war die
Fahrt bis Suez eine sehr langsame. Dazu kam nun noch später, daß die
Sultane von Ägypten so starke Auflagen auf die Waren legten, daß man
sie in Europa nur zu teueren Preisen kaufen konnte. Es mußte daher von
hoher Wichtigkeit sein, wenn es gelang einen andern Weg und zwar zur
See nach Indien zu finden. Dann bedurfte man nicht nur keiner Zwischen-
händler, sondern konnte auch, ohne unterwegs umzuladen, in ununterbrochener
Fahrt die Waren aus Indien nach Europa führen. Besonders zeigte sich
in Italien das Streben, einen solchen Seeweg zu finden, aber das Ver-
dienst, den Seeweg nach Ostindien entdeckt zu haben, gebührte den Portu-
giesen: 1487 umsegelte der kühne Bartholomäus Diaz die Südspitze
Afrikas. Er nannte jenes Vorgebirge das stürmische Vorgebirge.
Als aber nach seiner Ankunft König Johann Ii. die frohe Nachricht hörte,
rief er voll freudigen Vertrauens: „'Nein, es heiße das Vorgebirge der
guten Hoffnung! Jetzt ist der Seeweg nach Indien gefunden." Frei-
lich dauerte es noch 12 Jahre, als das erste portugiesische Geschwader unter
Vasco de Gama in dem Hafen von Calicut Anker warf. (14. Mai 1499).
Nach Peschel und Stacke.
89. Handel, Handelsstädte und Handelswege im deutschen
Mittelalter.
Mit dem vielseittgen erfindsamen Nürnberg teilt das gediegene Augsburg das
Verdienst, Urheberin der Kunstfertigkeit und des Geschmackes im deutschen Mittel-
alter gewesen zu sein. Bloß in Ansehung einiger Sachen treten auch Straßburg und
Ulm mit in die Reihe, wie dies in den Strophen eines alten Liedes seinen Ausdruck
gefundm hat, in dem es heißt:
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Diaz König_Johann_Ii Johann Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Suez Alexandria Italien Mekkas Suez Europa Indien Indien Europa Italien Ostindien Afrikas Indien Nürnberg
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
278
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
straße sperrend, welche die drei alten Weltteile Europa, Asien und Afrika
eng verbinden kann. Vergebens reicht der indische Ozean, der Asien um-
faßt, einen langgestreckten Arm, das rote Meer, hinein in eine Bucht,
welche Afrika östlich umgrenzt. Der Arm erreicht das mittelländische
Meer nicht, welches in den alten Weltteilen die Schauplätze der ältesten
Menschenkultur umspült. Die Landenge von Suez, ein steiniges Sandmeer,
bildet eine Landbrücke zwischen Asien und Afrika, aber eine Brücke, die
nicht bloß die Wasserstraße der Meere trennt, sondern auch in ihrer
Wüstenbeschasfenheit und Unwirtbarkeil nur einen kümmerlichen Übergang
von Festland zu Festland bildet.
Schon vor Jahrtausenden unternahmen es die Pharaonen, vom Nil
aus bis zum roten Meer einen Kanal zu graben, um die Scheidewand
der Wüste zu durchbrechen. Nachdem er ein Jahrtausend bestanden,
ist er nunmehr seit einem Jahrtausend zerstört. Barbarische Züge auf-
tauchender Eroberungsstaaten weihten die Häfen des Mittelmeers dem
Verfall, zerstörten den Kulturkanal und gaben die Landenge von Suez der
Wildnis der Sandstürme preis, welche eine Wüste daraus gestalteten. Der
Verwüstung der Kulturstätten folgt die Verwüstung des Geistes, die den
Menschen zum Knecht der Natur macht. Die Völker jener Stätten, in
Barbarei und Knechtschaft versunken, konnten sich nicht mehr zur Herrschaft
der Erde emporschwingen, bis endlich das kulturfrische Europa in unserm
Jahrzehnt die segnende Hand der Civilisation auch über die Länder der
Kulturwiege ältester Zeiten ausstreckte und den neuen Kanal herstellte, der
die Landenge durchbrochen und den Weg vom mittelländischen Meer zum
roten Meer geöffnet hat.
Von den letzten Jahrhunderten, wo vornehmlich England und Holland
die Handelswege nach den reichen Küstenländern Asiens aufsuchten, bis
auf den heutigen Tag, wo auch das übrige Europa diesen Bahnen folgt,
führt die Schiffahrt dahin nur auf gewaltigem Umweg um das ganze,
große Festland von Afrika. Der Suezkanal, der in 145 km Länge das
mittelländische Meer mit dem roten Meer verbindet, macht die Umwege
unnötig. Er verkürzt Zeit und Raum, die Grundbedingungen unseres
Schaffens. Und mehr noch, er verwandelt die Wüstenei in die Stätte
eines künftig blühenden Verkehrs. Die Strecken, wo die Sandstürme sich
zu Herren gemacht und ihre Denkmäler in wüsten Hügeln aufgerichtet,
werden das Lager und der Austauschplatz der Natur- und Kulturprodukte
der fernsten Länder werden. Was die Barbarei der Menschen und der
Wind der Wüste in Schutt vergraben, wird herrlicher unter der Civilisation
der Menschen und Beherrschung der Naturkräfte wieder erstehen.
Das Unternehmen, von Frankreich ausgehend, stieß auf Mißtrauen
und Besorgnis, namentlich in England. Der Kanalbau wurde als ein
unmöglicher, seine Existenz als eine nutzlose bezeichnet. In einer Wildnis,
wo Mangel an Wasser und an Pflanzen herrscht, in der kein Mensch
existieren kann, sollte die Erhaltung eines Arbeiterpersonals von vielen
tausend Menschen eine Unmöglichkeit sein. In einer Wüste, wo der Wind
die Sandberge wandern läßt wie die Wolken und sie ablagert in Klüfte
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Afrika Asien Afrika Suez Asien Afrika Suez Europa England Holland Asiens Europa Afrika Frankreich England
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt.
251
zweifeln, daß wir uns wirklich auf einem Strom des Fortschritts schwimmend
befinden. I. G. Kohl.
106. Stephenfon und die erste Lokomotive.
Den Ruhm, die Eisenbahnen erfunden zu haben, teilt Deutschland
insofern mit England, als es den Schienenweg erdachte, auf den England
die Lokomotive fetzte. Wie v. Reden in feinem deutschen Eisenbahn-
buche nachweist, wurden schon vor 300 Jahren Holzbahnen bei den
deutschen Bergwerken zur Vermittelung der Transporte zwischen Gruben
und Pochwerk benutzt; diese hie und da mit Eisen beschlagenen Holz-
schienen waren in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts weit
verbreitet; ja der Maschinendirektor Friedrichs in Klausthal hat zu jener
Zeit eiserne Schienen von der Grube Dorothea zum Pochwerk gelegt und
die zur Befahrung dienenden Wagen erfunden. Wie unter der Königin
Elisabeth jene Holzschienen mit deutschen Bergleuten nach England ver-
pflanzt wurden, so fand auch diese deutsche Wagenkonstruktion im Jahre
1810 ihren Weg nach England. Welch ein großer Fortschritt durch die
Schienenwege im Vergleich zu andern Straßen gewonnen war, ist leicht in
Zahlen auszudrucken. Ein Pferd zieht bei gewöhnlicher Geschwindigkeit
und in horizontaler Ebene auf guter Chaussee 45, auf gewöhnlichem
Pflaster 50, auf sehr gutem Pflaster 60, auf Eisenbahnschienen dagegen
240 Centner; also viermal so viel, als auf der besten Straße.
So hatten also die Spurbahnen seit fast zwei Jahrhunderten in
Deutschland und in England im Dienste der Bergwerksindustrie gestanden.
Ihre technische Entwickelung war noch langsamer, als ihre Ausbreitung
vorgeschritten. Ein sonderbarer Irrtum hatte bei den Versuchen, die Kraft
der Tiere durch den Dampf zu ersetzen, zu abgeschmackten Konstruktionen
geführt und die Benutzung der Dampfkraft lange von den Schienen fern
gehalten. Man war nämlich des Glaubens, daß die Reibung der Räder
auf den Schienen nicht zur Fortpflanzung der Zugkraft genüge, daß ein
glattes Rad auf glatten Schienen nicht aufwärts steigen könne. Richard
Trevethik, der schon 1802 eine wirkliche Lokomotive herstellte, brachte
deshalb Nägel in den Radfelgen an und machte Vertiefungen in die an-
gewandten ebenen Schienen. Andere brachten Verzahnungen bei den Rädern
und Schienen an. In sehr kurzer Zeit wurden die Felgen und Schienen
durch das Gleiten unbrauchbar. Trevethik hatte deshalb sein Augenmerk
auf die Befahrung gewöhnlicher Landstraßen mit Dampfmaschinen gerichtet.
Aber bald erkannte man den Irrtum. Ein erster Versuch zeigte, daß
zwischen den Körpern, die wir glatt nennen, eine wirkliche und viel innigere
Verzahnung stattfindet, als man glaubt; daß diese Körper mit Unebenheiten
und Vertiefungen bedeckt sind, die sich ineinander fügen und das hervor-
bringen, was man seitdem eine natürliche Verzahnung (Reibung) genannt
hat, eine Verzahnung, mit deren Hülfe ein Wagen mit glatten Radfelgen
auf nicht gezahnten Schienen fortbewegt werden kann. Der Engländer
Blacket soll 1814 den ersten Gedanken dazu gegeben haben und Trevethik
machte sofort die Anwendung davon. Mit einer konstruierten Straßen-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Dorothea Richard
Trevethik
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England England Friedrichs Klausthal England England Deutschland England
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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Die besten und schon seit langer Zeit betriebenen Brüche sind jene
von Hernskretschen an der böhmischen Grenze, die Brüche bei Hennersdorf,
Cotta, Markersbach, Wehlen, die Postelwitzer über Schandau, bei Liebethal,
Daube :c. Die härtesten Steine werden gebrochen bei Hennersdorf, Cotta und
in der Kirchleiten bei Königstein, wo man ungeheure Wassertröge von ein
paar hundert Centner Gewicht aus denselben haut. Die zu Bildhauer-
arbeiten geschätzte, sehr weiße und kieselfreie weiche Art kommt von Cotta
bei Pirna. Die meisten Brüche haben weiße Steine, in anderen kommen
mehr gelbliche und rötliche vor, je nach dem färbenden Eisengehalt.
Da zwischen den felsigen Wänden der sächsischen Schweiz das Land
sich wenig zu Ackerbau eignet, so ist die Bevölkerung meist auf die Stein-
brüche angewiesen; diese bringen denn auch zahlreichen Fuhrleuten und
Steinschiffern ihre Nahrung.
In langen Linien, die Segel vom Winde geschwellt und mit dem
Bord fast bis an das Niveau des Flusses reichend, ziehen elbabwärts
die langen Kähne, alle mit den schweren Steinen beladen und von den
„Steinschissern" geführt. Gar leicht versinken diese Kähne und werden
dann, zumal bei niedrigem Wasserstande der Elbe, ein Hindernis für die
Schiffahrt.
Schwerer als die Arbeit der Steinschiffer ist jene der Steinbrecher.
Stets sind sie in Gefahr, von einer einbrechenden Wand, von einem her-
abrollenden Felsstück erschlagen zu werden und viele von ihnen leiden an
der sogenannten Steinbrecherkrankheit, wenige erreichen ein hohes Alter.
Diese Krankheit wird durch den fortwährend eingeatmeten Sandstaub er-
zeugt, ergreift die Lungen und stellt sich als eine Art Schwindsucht dar.
Den Winter über wird nicht in den Steinbrüchen gearbeitet, weil der
Stein gefriert. Sobald aber nur etwas gelinde Witterung eintritt, räumt
man Sand und Steine weg, damit im Frühjahr alles bereit sei zur Ar-
beit. Natürlich wird nicht für jedes Fensterstück, jede Treppenstufe ein
besonderer Stein gebrochen, sondern man arbeitet erst lange unter der
Wand, d. h. man sucht eine ungeheure Felswand von unten und oben,
an den Seilen und von hinten von dem Hauptgestein zu lösen, bis sie
endlich das Übergewicht bekommt und mit fürchterlichem Gedonner unter
ihrer eigenen Last zusammenstürzt. Merken die Steinbrecher, daß die los-
gearbeitete Felsenmasse sich bald abtrennen will, so werden abends hölzerne
Böcke oder auch lhönerne Röhren unter die Wand gelegt: sind diese bis
zum Morgen zerquetscht worden, so ist es ein Zeichen, daß die Wand sich
senkt und bald reif ist. Man behandelt sie nun mit der äußersten Vor-
sicht, sperrt die Fußsteige und in früherer Zeit schloß man z. B. bei den
Postelwitzer Brüchen die Elbe ab. Mit einem fürchterlichen Krachen, Staub
und Sand in Wolken aufwirbelnd, stürzt endlich die Wand ein. Ein
gewaltiger Luftdruck wird fühlbar und zerberstend schlägt die ungeheure
Masse tief in den Erdboden ein. Zuweilen ist es auch vorgekommen, daß
die Wand oder ein Teil derselben in die Elbe hineingestürzt ist, wodurch
die armen Steinbrecher die lange, mühevolle Arbeit einbüßten und die
Schiffahrt der Elbe behindert wurde. Das Ablösen einer Wand ist zwar
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]