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1. Fibel, oder naturgemäßer Lerngang im Rechtschreiben und Rechtlesen - S. 30

1862 - Kiel : Homann
— ¿0 — . gjmltze 3. ent sehen entsetzen derentsatz— schließen entschließen der Entschluß 6. nn der Mensch der Unmensch die Muhewküe Unruhe die Geduld die Ungeduld der Glaube der Unglaube : 7. j nt rj der Wald der Urwald der Stoff der Urstoff die Zeit die Urzeit das Wesen das Urwesen 8. miß gönnen mißgönnen die Mißgunst — wachsen mißwachsen der Mißwachs brauchen mißbrauchen der Mißbrauch — Miß- ton Mißlaut Eigenschaftswörter: 1. Stammwörter. weiß schwarz grün grau blau gelb braun bunt groß klein lang kurz rund breit schmal grade krumm schief — alt jung hart weich kalt warm heiß fest los -- reich arm stark schwach taub stumm blind klug dumm gut fromm recht schlecht schlicht 2. Sproßwörtcr. Nachsilben: 1. en ern -Gold golden Seide seiden Eiche eichen Esche eschen Weide weiden Erle erlen Birke birken Tanne tannen Linde linden Blei bleiern Bein beinern Blech blech«rn Zinn zinnern Eisen eisern Leder ledern -Knochen knöchern Wachs wächsern Flachs flachsen - 2. Lg — er Lg rig — et ig elig tig Klei kleiig Eis eisig Blut blutlg Fleisch fleischig Bauch bauchig Staub staubig Fett r, ■ fettig Locke it lockig Ecke eckig ,Fleck , fleckig Schatten schattig .Spitze spitzig Schmutz schmutzig Kante kantig Sand ' sandig Gast saftig Gift giftig Luft lustig Zorn zornig Mark markig Berg bergig

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 424

1882 - Kiel : Homann
424 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. daß die Masse vollständig gleichartig wird und eine dunklere mehr braune Farbe annimmt. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie zähe und leder- artig, im warmen Wasser wird sie weicher; bei 60—66° läßt sie sich formen wie Wachs und nimmt beim Erkalten ihre frühere Härte wieder an. Die so wichtige plastische Eigenschaft unterscheidet sie namentlich vom Kautschuk, das, durch starke Hitze erweicht, nie wieder hart wird. In kochendem Wasser wird sie so weich, daß sie sich in Fäden ziehen läßt. Bis zum Schmelzen erhitzt, erhärtet sie, wie das Kautschuk, nicht mehr. Bleibt Guttapercha lange an der Luft liegen, so verwandelt sie sich all- mählich in einen harzartigen Körper, zerbröckelt schließlich und zerfällt in Staub. Bei Blöcken ist dies nicht von Bedeutung, da die Veränderung nur an der Außenseite vor sich geht, dünne Platten und Blätter dagegen werden in einigen Monaten vollständig zerstört und müssen daher beim Aufbewahren vor zu starker Berührung mit der Luft geschützt werden. Sie ist löslich in Schwefelkohlenstoff, Benzin, Chloroform, in warmen ätherischen Ölen, wie Terpentin- und Kautschuköl; unlöslich im Wasser; Alkohol löst nur das darin enthaltene Harz, weshalb es zur Fällung des Guttaperchas aus Lösungen benutzt wird. Unvollständig gelöst, wird sie teigartig und klebend. Guttapercha darf kochendes Wasser nicht trüben. Sie ist etwas leichter als Wasser und schmilzt bei 110 0 zu einer dicken klaren Flüssigkeit. Für Wasser ist sie undurchdringlich. Durch Reiben wird sie wie Kautschuk elektrisch, ist aber selbst ein schlechter Leiter der Elektricität und Wärme. Die ersten zwei Centner Guttapercha kamen erst 1844 von Singapur nach Europa. Die Bedeutung dieses Stoffes stieg aber so, daß 1863 der Export schon 36 000 Ctr. betrug, die von 300 000 Bäumen ge- wonnen wurden. Bevor die Guttapercha zu irgend welchen Artikeln verarbeitet wird, muß sie gereinigt werden. Mittelst Walzen oder Messer wird die Masse unter beständigem Zufluß von Wasser in kleine Späne zerrissen oder zer- schnitten; nachdem dann diese kleinen Stückchen im Wasser umgerührt werden, wobei die schweren Beimengungen untersinken, die leichteren aber schwimmen, werden sie in der Wärme zusammengeknetet. Durch Pressen kann sie eine Härte erlangen, daß sie sich auf der Drehbank bearbeiten läßt. Eine große Zahl verschiedenartiger Gebrauchsgegenstände wird aus der Guttapercha angefertigt. Hauptsächlich wird sie gebraucht zu plasti- schen Abdrücken bei der Galvanoplastik; zur Isolierung der unterirdischen Telegraphenleitungen wird gewöhnlich Guttapercha verwandt, jedoch mir Draht umsponnen, weil die Mäuse sie sonst anfressen, während die vulka- nisierte durch den Schwefelgehalt den Kupferdraht angreift. Da sie den Alkalien und Säuren, ausgenommen starker Schwefelsäure und Salpeter- säure, widersteht, wird sie in Laboratorien zu Untersätzen von Flaschen und photographischen Wannen benutzt. Statt der ledernen Treibriemen bei Maschinen hatte man solche von Guttapercha, die jedoch wegen der großen Menge der durch Reibung entstehenden Elektricität lästig wurden; auch dient sie zu Laufschnüren an Drehbänken. Sohlen werden mit einer

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 17

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 17 Trieb zum Lesen beseelte ihn und suchte und fand Befriedigung durch die Gunst des fürstlichen Bibliothekars. Die Weltgeschichte, die 21 Bände der Reisen zu Wasser und zu Lande gaben dem Knaben Beschäftigung. Prinz Heinrich, der Seefahrer, Albuquerka wurden seine Helden. Dann fiel ihm die Bertuch'sche Übersetzung des Ton Quixote in die Hände und verdrängte schnell Campes Robinson und erfüllte seine Seele. Daß er dabei nicht in leeres Träumen versank, verdankte er einem anderen Oheim, der als Landbaumeister auf Schloß Schwarzburg wohnte. Monatelang ließ dieser den Knaben bei sich wohnen und mutete ihm große Anstren- gungen zu, wenn er mit ihm Berg und Thal durchwanderte, die Forsten besuchte oder auf den Vogelhütteu sich aufhielt. Nie ist in Perthes die Erinnerung an diesen Aufenthalt und an diese Wanderungen erloschen. Die dunklen Tannen, die das Gebirgsgeschiebe des wunderbar schönen Ortes bedecken, das Rauschen der Schwarza, die unten tief im Thale den Berg umschlingt, auf welche das Schloß gebaut ist, drückten sich unver- tilgbar in das Gedächtnis des Knaben ein. Als Perthes konfirmiert und 14 Jahr alt geworden war, mußte ein Beruf gewählt werden. Ihn studieren lassen, war unmöglich; was man in Rudolstadt Kaufmann nannte, wollte er nicht werden. Der jüngste Bruder seines Vaters war Buchhändler in Gotha und ihm ging es zieinlich gut; natürlich wurde nun für den Knaben an den Buchhändler gedacht; was das eigentlich war und was dazu gehörte, wußte er zwar nicht, denn in Rudolstadt war keine Buchhandlung; aber daß es da Bücher gebe, die man lesen könne, schien ihm gewiß, und das war für ihn ent- scheidend. Im Jahr 1786 nahm der Buchdruckereibesitzer Schirach den Knaben mit sich zur Messe nach Leipzig, um dort einen Lehrherrn für ihn zu suchen. Zuerst stellte er ihn Herrn Ruprecht aus Göttingeu vor, der ihn freundlich anredete und sich amo konjugieren ließ, dann aber, als das nicht ging, ihn nicht nehmen wollte. Nun wurde er zu Herrn Siegert aus Liegnitz gebracht, aber der lange, hagere Mann und sein feuerfarbener bis zur Ferse hinabreichender Oberrock setzte den Knaben so sehr in Furcht, daß er kein Wort hervorzubringen vermochte; er sei zu blöde zum Buch- handel, hieß es. Endlich zeigte sich Adam Friedrich Böhme, welcher in Leipzig selbst eine Handlung hatte, gezeigt, ihn zu nehmen. Aber der Junge muß noch ein Jahr wieder nach Haus; er ist für die Arbeit noch zu klein und schwach. Als das Jahr verflossen war, wurde zwischen dem Oheim und dem künftigen Lehrherrn ein feierlicher Vertrag geschlossen, worin Herr Böhme „diesem jungen Menschen die Buchhandlung ohne Entrichtung einigen Lehr- geldes in 6 Jahren zu lehren" versprach. — Am Sonntag den 9. Sep- tember 1787 trat der 15jährige Knabe allein auf unbedecktem Postwagen die Reise in die Fremde und ins Leben an. In Regen und scharfer Kälte fuhr er über Neustadt, Gera, Zeitz und langte am Dienstag, den 11. Sep- tember nachmittags 3 Uhr im Hause seines Lehrherrn an. „Mein Himmel, Junge," rief dieser ihm entgegen, „du bist ja noch eben so klein Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 2

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 33

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 33 23. Eddystone. Am Eingänge des Hafens von Plymouth erhebt sich der scharfe Grat einer Klippe, die beständig von Wogen umbraust ist und ihre Zacken noch weit hin unter der Fläche erstreckt, so daß das Einlaufen der Schiffe nicht nur beschwerlich, sondern bei stürmischem Wetter sogar unmöglich wird. Die Brandung ist hier so fürchterlich, daß sie mit keiner andern an den europäischen Küsten wohl verglichen werden kann. Hier einen Leuchtturm zu errichten, der dem mit Nacht und Wellen kämpfenden Schiffer ein rettender Stern würde, war schon oft Gegenstand sehr ernster Beratungen gewesen; aber es scheiterten alle Entwürfe und Borschläge an der Unbezähmbarkeit des Elements. Selbst wenn man bei ruhigem Wetter nach den Felsen segelte, die un- gefähr sechs Meilen vom Lande entfernt' sind, mußte man sich überzeugen, daß weder Stein noch Cement imstande wären, dieser Gewalt zu wotzen. Ein Mann nur widersprach. Es war Wistanley, einer der reichsten Bürger^von Plymouth und der größten Sonderlinge, die England jemals hervorgebracht. Seine Zeit und sein Geld wendete er auf allerlei mechanische Seltsamkeiten, und was er nicht imstande war allein auszuführen, das ließ er nach seiner Angabe genau von den geschicktesten Meistern verferttgen. Sein weitläufiges, vor der Stadt gelegenes Wohnhaus vereinigte eine Masse der sonderbarsten Kunstsachen und war weit verrufen als das geheimnisvolle Reich eines Zauberers. Aber nicht bloß ans abenteuerliche Späße war sein Sweben gerichtet; auch ernste Dinge nahmen ihn in Anspruch; jedoch nur dann, wenn sie einen außerordentlichen Erfolg versprachen. Ihn hatten lange schon die Felsen von Eddystone beschäftigt. Schweifte sein Blick über den Hafen und sah er die malerischen Formen der Klippen bald höher, bald niedriger aus dem Wasser hervorragen, so zogen Wolken über seine L>tirn, und er sprach laut mit sich selbst, knirschte mit den Zähnen und murmelte: „Dich sollte ich nicht überwinden können?" — Endlich rückte er mit dem Antrage hervor, er wolle es unternehmen, auf eigene Kosten einen Leuchtttwm auf Eddystone zu bauen. Man war freudig überrascht, allein man verwunderte sich nicht darüber, da der Antrag von dem merk- würdigen Manne kam, der nicht nur mit großem Reichtum, sondern fast mit über- natürlichen Kräften ausgerüstet schien. Wistanley machte sich bald ans Werk. Arbeiter kamen von allen Seiten herbei; die tüchtigsten Ingenieure führten den von ihm entworfenen Plan aus, und da nur bei ruhigem Wetter gearbeitet werden konnte, so ist leicht abzunehmen, wie langwierig die Vollendung des Unternehmens war. Allein der schönste Erfolg schien diese rühm- lichen Anstrengungen zu krönen, und mit inniger Teilnahme sahen die Einwohner von Plymouth, wenn die See nicht hoch ging, die weißen Mauern des Wunderbaues auf dem schwarzgrauen Felsen emporsteigen, eine Zierde der Gegend, ein Trost der Handeln- den und Schiffenden. Bald wollte man das Fest der Einweihung feiern, an welchem von der Kuppel die Flammenkrone über das wilde Gewässer erstrahlen sollte Der Bau war aus eigene Art beschafft worden. Man hatte dazu das härteste Material verwendet. Der ganze Grund, in sehr bewächtlicher Höhe, war durchaus massiv, und weder Gemach noch Treppe darin. Es war ein Bau, der die Pyramiden zurückließ und in Festigkeit wohl nie überboten war. Auf diesem Grunde erhoben sich nun weit auseinander stehende feste Pfeiler, welche den Turm trugen, worin die Zelle für dm Wächter und die Glashaube für die Lampen waren. Man hatte die Pfeiler gewählt, um dem brandenden Meere, wenn es bei großem Sturme diese Höhe erreichen sollte, keinen trotzenden Widerstand entgegenzustellen, sondern den Wellen freien Durchzug zu gestatten. So glaubte man dem obern Teile des Turms am besten die nöttge Sicherheit zu gewähren. Wistanley sah sein Werk und war damit zufrieden, und alle, die es sahen, glaubten, die Aufgabe sei auf das zweckmäßigste gelöst worden. Ein Wächter war bestimmt, diesen Turm zu beziehen, und die Zeit war nicht mehr fern, diesen Pharus segenbringend durch die Nacht leuchten zu sehen. Wistanley. der Sonderling, ging, wie es hieß, mit dem Gedanken um, in dem Meeresbau zu wohnen. Er selbst hatte zwar nichts Bestimmtes darüber geäußert, allein der Seltsamkeit wegen konnte man ihm dieses Gelüsten wohl zuschreiben. Nur das sagte er laut, daß er es für die höchste Lust ansähe, auf Eddystone einem Orkane Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. Z

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 67

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder. 67 Lande, wo man sich in der Verlegenheit ans Überfluß gleichgültiger gegen sie benimmt. Wo anders als in der Stadt findest du den eifrigen Tanbenzüchter, der die Hälfte seines Hausbodens zu Bauplätzen für diese Tiere 'hergab und einrichtete und sein inniges Behagen dabei hat, ans der Tiefe des umniauerten Haushofes seine Blicke und Gedanken den hochaufsteigenden Seglern der Lüfte nachzuschicken. Nur in der Stadt nistet die Liebhaberei der Singvögel aller Art. Da wohnt der freundliche und sinnige Mann, der sich in seinem engummauerten Stadtgärtchen mit seiner Kunst eine Voliere eingerichtet hat, in welcher er alles, was auf der Flur und im Walde singt, 'pfeift und zwitschert, versammelte. Da sitzt er im Frühling stundenlang zwischen seinen Mauern und späht und lauscht mit Behagen dem Treiben seiner Sänger, die vor seinen Augen ihre Nester bauen und ihre Jungen ätzen. In der rauhen Jahreszeit nimmt er sie alle zu sich in die Stube wie seine Kinder, und da er sie gewöhnt hat, sogar beim Scheine seiner Abendlampe zu singen und zu pfeifen, so schafft er sich mitten im Winter einen Naturgenuß, an den der Landmann nicht einmal denkt Nur in der Stadt auch begegnest du früh morgens dem gemüt- lichen Bürger, der mit einem Tütchen sorgfältig gemischten Futters in die Anlagen geht, um die unter dem Schutze der städtischen Gesetze halb zahm gewordenen Sänger, die ihren guten Freund wohl kennen, zu ätzen. Der Landmaun weiß nicht viel von solchen zarten Empfindungen. In der Stadt ist auch die ganze Kunstgärtnerei und Blumenzucht, die so viel Schönes, in der Natur Schlummerndes geweckt und herausgebildet haben, geboren. Die hängenden Gärten in Babylon, die Rosengärten der Städte Damaskus und Schiras, die Wintergärten zu Petersburg sind in der ganzen Welt bekannt. Und tritt man in das sechs Quadratruteu große Gärtchen eines Pariser oder Londoner Stadtbürgers, wie muß man nicht erstaunen über die Liebe und Sorgfalt, mit der da die Kinder der Flora gepflegt sind. Von allen Blumen und Sträuchern der Welt hat er Pröbchen zusammengebracht Die Felsen der Gebirge hat er im kleinen nachgeahmt, auch ihre Katarakte und Seeen. Das Wasser plätschert in zierlichen Fontänen und der Wind spielt mit flatternden Fahnen, mit köstlichen Windmühlen aus lustig sich drehenden Rädern. Die, welche ein Gärtchen sich nicht verschaffen können, erziehen und pflegen im Winkel ihres Hofes ein Apfelbäumchen, oder sie be- reiten sich einen Blumenflor vor ihrem Fenster. Nur die Entbehrung flößt Verlangen und Liebe ein. Und wie die Natur in der Stadt am sorgfältigsten gepflegt wurde, so wurde sie auch von jeher dort am besten besungen. Innerhalb der Städte haben unsere zartesten Naturdichter ge- wohnt. (Brockes, Kleist, Hebel.) In mancher Hinsicht leisten auch unsere Städte ohne alle Absicht und ganz von selbst der Natur einigen Vorschub und gewähren ihr allerlei hübsche Vorteile, die sie draußen nicht genießt. In gewissem Teile haben die Städte sich ihr eigenes Klima geschaffen. Die dicht zusammengedrängten Menschen, die zahllosen Feuerstellen, der reichlich gegen den Wind gewährte Schutz, und die überall zwischen dem Gemäuer sich brechenden Sonnenstrahlen haben bewirkt, daß die Temperatur in unseren Städten gewöhnlich etwas höher steht^als auf dem platten Lande. Deshalb ergrünen an den geschützten Mauern der Städte die Bäume zuerst, und knospet und regt es sich frühzeitig in den städüschen Gärten, und während das Land noch weit und breit still, tot und öde ist, prangt unsere Stadt längst rings umher im schönsten Blütenschmuck. Von den Städten, wo er zuerst festen Fuß saßt, setzt der Frühling aus und erobert von da aus das flache Land. Iii. Iii. „Eine andere O-uelle des Genusses in den Städten bietet die Erinnerung an die Vergangenheit, an die Fülle früherer Begebenheiten, den Fortschritt und Wandel der Zeit, die sich uns bei chrem Anblick offenbart und sich bei einer Existenz in ihnen überall aufdringt, dar." 5 *

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 258

1882 - Kiel : Homann
258 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. der englische Brief in 14 Tagen gelangt — mit dem Eintreffen der englischen Post korrespondiert. Nach Shanghai und allen nördlichen Häfen ist der Weg durch die Vereinigten Staaten weit günstiger. Niemand wird Lurch das rote Meer nach Japan fahren mögen, der über San-Francisco dahin fahren kann; er wird nicht diesen weiten und teuren Weg durch heiße Klimate machen, da die andere Route ganz durch die gemäßigte Zone führt. — Buch der Erfindungen. 108. Die Gotthard-Bahn. Die Natur hat in dem Alpengebirge der Schweiz eine mächtige Scheidewand zwischen Italien und Deutschland aufgetürmt. Diese Scheidewand besteht aus Felsen, deren Häupter in ewigem Eise glänzen und deren Klüfte von Gletschern ausgefüllt sind. Hier in der Schweiz hatte schon die alte Geschichte der Menschheit einen Wende- punkt, wo südlich eine hohe Kultur blühte, während nordwärts noch Roheit der Sitten herrschte. Denn wo das Urgebirge die Länder mit unbesteigbaren Höhen trennt, trennt es nicht bloß das Klima des Luftmeeres und den Lauf der Gewässer, sondern auch die Civilisation der Menschen. Nach dem Süden hin, wo die Wärme eines heiteren Himmels herrscht, sendet das Gebirge erquickende Kühle mit seinen Sttömen abwärts, die sich unausgesetzt aus dem schmelzenden Eise der Alpen ergänzen und schafft dem Menschen einen gedeihlichen Aufenthalt. Nach Norden aber wälzt es Nebel hernieder in die kältere Zone und zwingt die Menschen zur rauheren Lebensgewohnheit, aus der sich die Kultur erst spät und mühsam entwickeln kann. Ähnliche Scheidewände der Natur waren seit Jahrtausenden auch stets die Wende- punkte der Menschengeschichte. Das Gelüste aller roheren Stämme, in die blühen- deren Fluren der gesitteten Völker einzudringen, und sich der Genüsse der Kultur zu bemächtigen, war von je die Triebfeder, welche Eroberer benutzten,„ um die Massen zu Kriegszügen zu veranlassen. Wie im Altertum das kulturreiche Ägypten der Ziel- punkt aller Eroberungszüge asiattscher Herrscher und ihrer Horden gewesen, so war Italien durch die ganze Zeit des Mittelalters der verlockende Glanzpunkt, der jedem deutschen Herrscher als Ziel vor Augen schwebte. Die freie Straße nach diesem Lande aber ward glücklicherweise von der rauhen Natur des Scheidegebirges gesperrt. Die Alpen waren somit ein Schutz Italiens. Sie verhinderten, daß sich unausgesetzt neue rohe Horden über dasselbe heranwälzten. Sie bewirkten, daß Italien von Zeit zu Zeit immer noch Ruhe fand, seine Kultur aufs neue zu pflegen, wenn gewaltige Eroberungszüge sie teilweise gestört hatten. Und wie die Felsen dieses Urgebirges, so haben auch kleine Völkerschaften, die sich in den Thälern auf beiden Seiten angesiedelt, ein Stück Scheidewand den Erobe- rungszügeu entgegengestellt. Die Schweiz, noch immer ein Mischlingsstaat aus deutschen, italienischen und französischen Teilen, hatte bisher ihre Bedeutung als neu- trale Macht nur in dem Umstande, daß sie einen Damm gegen Kriegszüge dargeboten. Wo dieser Damm von den Kriegern durchbrochen wurde, da ergossen sich wilde Blut- ströme nach beiden Seiten hin. Die Kämpfe um den Besitz der spärlichen Alpenpässe sind bis auf den Beginn unseres Jahrhunderts die blutigsten und wildesten gewesen. Ein solcher Paß ist die St. Gotthardstraße. Sie ist über ein Jahrtausend alt. Sie ist die Straße, welche zwischen den höchsten Gipfeln des Alpengebirges einen passierbaren Weg zwischen Deutschland und Italien bildet. Der St. Gotthard ist nicht ein Höhenpunkt des Gebirges, sondern ein tiefer, als die höchsten Anhöhen umher, liegender Zentralpunkt, wohin die höchsten Höhen ihre Gebirgsstrahlen abwärts zusam- menlaufen lassen. Rings um ihn herum ragen die riesigen Häupter der Urgebirge in Höhe von 3000—3400 rn empor ins Luftmeer hinauf. Im Plateau, das der St. Gotthard in einer Höhe von 1800 m bildet, sammeln sich die von Riesennach- barn herabströmenden Schmelzwasser aus acht verschiedenen Gletschern zu Hochseeen und fließen von hier nach allen Seiten hin durch die Klüfte abwärts weiter, um nach unzähligen Wasserfällen und kleinen Sturzbächen unten im Lande große Swöme zu bilden. Nach der italienischen Seite hin empfängt der Ticino von hier aus seinen ewigen Zufluß, während nach Deutschland hin die Reuß ihren Wasserursprung von

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 197

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 197 der Thränen" in das rote Meer, bis Kolsum, jetzt Suez und von da zu Lande nach Alexandrien. Auf diese Weise konnte man den Weg fast ganz zur See zurücklegen, und nur die kurze Strecke zwischen der ägyptischen Küste und dem Nil mußte der Handel zu Lande betrieben wer- den. Von Alexandria, dem berühmtesten Stapelplatze des Altertums wurden dann die Waren durch die Venetianer nach Italien befördert und von dort auf Saumrossen über die Alpen. Doch alle diese Wege stellten dem indischen Handel große Hindernisse entgegen. Die beiden ersten waren zu langwierig und beschwerlich; auch brachte der Karawanenhandel zu Lande neben seiner Langsamkeit bedeutende Gefahren mit sich. Der dritte schien freilich leichter, hatte aber doch auch mit manchen Beschwerden und Gefahren zu kämpfen. Schon der Name, mit dem die Araber die südliche Einfahrt ins rote Meer bezeichneten, Bab- el-Mandeb, d. i. Thor der Thränen, verkündet nichts Gutes. In der That gehört das zwischen kahlen Bergen ausgedehnte Becken des roten Meeres zu den gefürchtetsten Gebieten, nicht bloß wegen der zahllosen Korallenriffe, welche den Schiffen Verderben bringen, sondern auch wegen der glühend heißen Luft, welche darüber brütet und die Küstenregionen zu den heißesten der Erde macht. Noch hinderlicher als die hohen Temperaturen sind die herrschenden Luftströmungen. Südwinde treten zwar während sechs Monate auf, aber sie reichen nur bis Dschidda, der Hafenstadt Mekkas; in der nördlichen Hälfte wehen fast das ganze Jahr Nordwinde und so war die Fahrt bis Suez eine sehr langsame. Dazu kam nun noch später, daß die Sultane von Ägypten so starke Auflagen auf die Waren legten, daß man sie in Europa nur zu teueren Preisen kaufen konnte. Es mußte daher von hoher Wichtigkeit sein, wenn es gelang einen andern Weg und zwar zur See nach Indien zu finden. Dann bedurfte man nicht nur keiner Zwischen- händler, sondern konnte auch, ohne unterwegs umzuladen, in ununterbrochener Fahrt die Waren aus Indien nach Europa führen. Besonders zeigte sich in Italien das Streben, einen solchen Seeweg zu finden, aber das Ver- dienst, den Seeweg nach Ostindien entdeckt zu haben, gebührte den Portu- giesen: 1487 umsegelte der kühne Bartholomäus Diaz die Südspitze Afrikas. Er nannte jenes Vorgebirge das stürmische Vorgebirge. Als aber nach seiner Ankunft König Johann Ii. die frohe Nachricht hörte, rief er voll freudigen Vertrauens: „'Nein, es heiße das Vorgebirge der guten Hoffnung! Jetzt ist der Seeweg nach Indien gefunden." Frei- lich dauerte es noch 12 Jahre, als das erste portugiesische Geschwader unter Vasco de Gama in dem Hafen von Calicut Anker warf. (14. Mai 1499). Nach Peschel und Stacke. 89. Handel, Handelsstädte und Handelswege im deutschen Mittelalter. Mit dem vielseittgen erfindsamen Nürnberg teilt das gediegene Augsburg das Verdienst, Urheberin der Kunstfertigkeit und des Geschmackes im deutschen Mittel- alter gewesen zu sein. Bloß in Ansehung einiger Sachen treten auch Straßburg und Ulm mit in die Reihe, wie dies in den Strophen eines alten Liedes seinen Ausdruck gefundm hat, in dem es heißt:

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 278

1882 - Kiel : Homann
278 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. straße sperrend, welche die drei alten Weltteile Europa, Asien und Afrika eng verbinden kann. Vergebens reicht der indische Ozean, der Asien um- faßt, einen langgestreckten Arm, das rote Meer, hinein in eine Bucht, welche Afrika östlich umgrenzt. Der Arm erreicht das mittelländische Meer nicht, welches in den alten Weltteilen die Schauplätze der ältesten Menschenkultur umspült. Die Landenge von Suez, ein steiniges Sandmeer, bildet eine Landbrücke zwischen Asien und Afrika, aber eine Brücke, die nicht bloß die Wasserstraße der Meere trennt, sondern auch in ihrer Wüstenbeschasfenheit und Unwirtbarkeil nur einen kümmerlichen Übergang von Festland zu Festland bildet. Schon vor Jahrtausenden unternahmen es die Pharaonen, vom Nil aus bis zum roten Meer einen Kanal zu graben, um die Scheidewand der Wüste zu durchbrechen. Nachdem er ein Jahrtausend bestanden, ist er nunmehr seit einem Jahrtausend zerstört. Barbarische Züge auf- tauchender Eroberungsstaaten weihten die Häfen des Mittelmeers dem Verfall, zerstörten den Kulturkanal und gaben die Landenge von Suez der Wildnis der Sandstürme preis, welche eine Wüste daraus gestalteten. Der Verwüstung der Kulturstätten folgt die Verwüstung des Geistes, die den Menschen zum Knecht der Natur macht. Die Völker jener Stätten, in Barbarei und Knechtschaft versunken, konnten sich nicht mehr zur Herrschaft der Erde emporschwingen, bis endlich das kulturfrische Europa in unserm Jahrzehnt die segnende Hand der Civilisation auch über die Länder der Kulturwiege ältester Zeiten ausstreckte und den neuen Kanal herstellte, der die Landenge durchbrochen und den Weg vom mittelländischen Meer zum roten Meer geöffnet hat. Von den letzten Jahrhunderten, wo vornehmlich England und Holland die Handelswege nach den reichen Küstenländern Asiens aufsuchten, bis auf den heutigen Tag, wo auch das übrige Europa diesen Bahnen folgt, führt die Schiffahrt dahin nur auf gewaltigem Umweg um das ganze, große Festland von Afrika. Der Suezkanal, der in 145 km Länge das mittelländische Meer mit dem roten Meer verbindet, macht die Umwege unnötig. Er verkürzt Zeit und Raum, die Grundbedingungen unseres Schaffens. Und mehr noch, er verwandelt die Wüstenei in die Stätte eines künftig blühenden Verkehrs. Die Strecken, wo die Sandstürme sich zu Herren gemacht und ihre Denkmäler in wüsten Hügeln aufgerichtet, werden das Lager und der Austauschplatz der Natur- und Kulturprodukte der fernsten Länder werden. Was die Barbarei der Menschen und der Wind der Wüste in Schutt vergraben, wird herrlicher unter der Civilisation der Menschen und Beherrschung der Naturkräfte wieder erstehen. Das Unternehmen, von Frankreich ausgehend, stieß auf Mißtrauen und Besorgnis, namentlich in England. Der Kanalbau wurde als ein unmöglicher, seine Existenz als eine nutzlose bezeichnet. In einer Wildnis, wo Mangel an Wasser und an Pflanzen herrscht, in der kein Mensch existieren kann, sollte die Erhaltung eines Arbeiterpersonals von vielen tausend Menschen eine Unmöglichkeit sein. In einer Wüste, wo der Wind die Sandberge wandern läßt wie die Wolken und sie ablagert in Klüfte

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 251

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werfftatt. 251 zweifeln, daß wir uns wirklich auf einem Strom des Fortschritts schwimmend befinden. I. G. Kohl. 106. Stephenfon und die erste Lokomotive. Den Ruhm, die Eisenbahnen erfunden zu haben, teilt Deutschland insofern mit England, als es den Schienenweg erdachte, auf den England die Lokomotive fetzte. Wie v. Reden in feinem deutschen Eisenbahn- buche nachweist, wurden schon vor 300 Jahren Holzbahnen bei den deutschen Bergwerken zur Vermittelung der Transporte zwischen Gruben und Pochwerk benutzt; diese hie und da mit Eisen beschlagenen Holz- schienen waren in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts weit verbreitet; ja der Maschinendirektor Friedrichs in Klausthal hat zu jener Zeit eiserne Schienen von der Grube Dorothea zum Pochwerk gelegt und die zur Befahrung dienenden Wagen erfunden. Wie unter der Königin Elisabeth jene Holzschienen mit deutschen Bergleuten nach England ver- pflanzt wurden, so fand auch diese deutsche Wagenkonstruktion im Jahre 1810 ihren Weg nach England. Welch ein großer Fortschritt durch die Schienenwege im Vergleich zu andern Straßen gewonnen war, ist leicht in Zahlen auszudrucken. Ein Pferd zieht bei gewöhnlicher Geschwindigkeit und in horizontaler Ebene auf guter Chaussee 45, auf gewöhnlichem Pflaster 50, auf sehr gutem Pflaster 60, auf Eisenbahnschienen dagegen 240 Centner; also viermal so viel, als auf der besten Straße. So hatten also die Spurbahnen seit fast zwei Jahrhunderten in Deutschland und in England im Dienste der Bergwerksindustrie gestanden. Ihre technische Entwickelung war noch langsamer, als ihre Ausbreitung vorgeschritten. Ein sonderbarer Irrtum hatte bei den Versuchen, die Kraft der Tiere durch den Dampf zu ersetzen, zu abgeschmackten Konstruktionen geführt und die Benutzung der Dampfkraft lange von den Schienen fern gehalten. Man war nämlich des Glaubens, daß die Reibung der Räder auf den Schienen nicht zur Fortpflanzung der Zugkraft genüge, daß ein glattes Rad auf glatten Schienen nicht aufwärts steigen könne. Richard Trevethik, der schon 1802 eine wirkliche Lokomotive herstellte, brachte deshalb Nägel in den Radfelgen an und machte Vertiefungen in die an- gewandten ebenen Schienen. Andere brachten Verzahnungen bei den Rädern und Schienen an. In sehr kurzer Zeit wurden die Felgen und Schienen durch das Gleiten unbrauchbar. Trevethik hatte deshalb sein Augenmerk auf die Befahrung gewöhnlicher Landstraßen mit Dampfmaschinen gerichtet. Aber bald erkannte man den Irrtum. Ein erster Versuch zeigte, daß zwischen den Körpern, die wir glatt nennen, eine wirkliche und viel innigere Verzahnung stattfindet, als man glaubt; daß diese Körper mit Unebenheiten und Vertiefungen bedeckt sind, die sich ineinander fügen und das hervor- bringen, was man seitdem eine natürliche Verzahnung (Reibung) genannt hat, eine Verzahnung, mit deren Hülfe ein Wagen mit glatten Radfelgen auf nicht gezahnten Schienen fortbewegt werden kann. Der Engländer Blacket soll 1814 den ersten Gedanken dazu gegeben haben und Trevethik machte sofort die Anwendung davon. Mit einer konstruierten Straßen-

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 343

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 343 Die besten und schon seit langer Zeit betriebenen Brüche sind jene von Hernskretschen an der böhmischen Grenze, die Brüche bei Hennersdorf, Cotta, Markersbach, Wehlen, die Postelwitzer über Schandau, bei Liebethal, Daube :c. Die härtesten Steine werden gebrochen bei Hennersdorf, Cotta und in der Kirchleiten bei Königstein, wo man ungeheure Wassertröge von ein paar hundert Centner Gewicht aus denselben haut. Die zu Bildhauer- arbeiten geschätzte, sehr weiße und kieselfreie weiche Art kommt von Cotta bei Pirna. Die meisten Brüche haben weiße Steine, in anderen kommen mehr gelbliche und rötliche vor, je nach dem färbenden Eisengehalt. Da zwischen den felsigen Wänden der sächsischen Schweiz das Land sich wenig zu Ackerbau eignet, so ist die Bevölkerung meist auf die Stein- brüche angewiesen; diese bringen denn auch zahlreichen Fuhrleuten und Steinschiffern ihre Nahrung. In langen Linien, die Segel vom Winde geschwellt und mit dem Bord fast bis an das Niveau des Flusses reichend, ziehen elbabwärts die langen Kähne, alle mit den schweren Steinen beladen und von den „Steinschissern" geführt. Gar leicht versinken diese Kähne und werden dann, zumal bei niedrigem Wasserstande der Elbe, ein Hindernis für die Schiffahrt. Schwerer als die Arbeit der Steinschiffer ist jene der Steinbrecher. Stets sind sie in Gefahr, von einer einbrechenden Wand, von einem her- abrollenden Felsstück erschlagen zu werden und viele von ihnen leiden an der sogenannten Steinbrecherkrankheit, wenige erreichen ein hohes Alter. Diese Krankheit wird durch den fortwährend eingeatmeten Sandstaub er- zeugt, ergreift die Lungen und stellt sich als eine Art Schwindsucht dar. Den Winter über wird nicht in den Steinbrüchen gearbeitet, weil der Stein gefriert. Sobald aber nur etwas gelinde Witterung eintritt, räumt man Sand und Steine weg, damit im Frühjahr alles bereit sei zur Ar- beit. Natürlich wird nicht für jedes Fensterstück, jede Treppenstufe ein besonderer Stein gebrochen, sondern man arbeitet erst lange unter der Wand, d. h. man sucht eine ungeheure Felswand von unten und oben, an den Seilen und von hinten von dem Hauptgestein zu lösen, bis sie endlich das Übergewicht bekommt und mit fürchterlichem Gedonner unter ihrer eigenen Last zusammenstürzt. Merken die Steinbrecher, daß die los- gearbeitete Felsenmasse sich bald abtrennen will, so werden abends hölzerne Böcke oder auch lhönerne Röhren unter die Wand gelegt: sind diese bis zum Morgen zerquetscht worden, so ist es ein Zeichen, daß die Wand sich senkt und bald reif ist. Man behandelt sie nun mit der äußersten Vor- sicht, sperrt die Fußsteige und in früherer Zeit schloß man z. B. bei den Postelwitzer Brüchen die Elbe ab. Mit einem fürchterlichen Krachen, Staub und Sand in Wolken aufwirbelnd, stürzt endlich die Wand ein. Ein gewaltiger Luftdruck wird fühlbar und zerberstend schlägt die ungeheure Masse tief in den Erdboden ein. Zuweilen ist es auch vorgekommen, daß die Wand oder ein Teil derselben in die Elbe hineingestürzt ist, wodurch die armen Steinbrecher die lange, mühevolle Arbeit einbüßten und die Schiffahrt der Elbe behindert wurde. Das Ablösen einer Wand ist zwar
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