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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 510

1882 - Kiel : Homann
510 Iii. Bilder aus der deutschen Geschichte. an den Hausthüren; öffnet sich eine Thür nicht schnell, so wird sie zornig erbrochen. Und nun folgt der wüste Streit, welchen der schutzlose Bürger mit dem gereizten Feinde auszumachen hat; unerschwingliche Forderungen, Drohung, nicht selten Mißhandlung und Todesgefahr, überall Geschrei, Jammern und Gewaltthat. Schränke und Truhen werden erbrochen, Wertvolles und Wertloses geraubt, verdorben, zerschlagen, am meisten bei solchen, welche geflohen sind, denn die Habe ihres ungastlichen Hauses ist nach Soldatenbrauch dem Eindringenden verfallen. Die Behörden der Stadt werden auf das Rathaus geschleppt und die Quartiere der Truppen, über Lieferung von Lebensmitteln und Fourage, und über eine unmögliche Kontribution, welche die Stadt zahlen soll, beginnt die peinliche Ver- handlung. Können die feindlichen Führer nicht durch Geschenke befriedigt werden, oder soll die Stadt eine Strafe erhalten, so werden angesehene Einwohner zusammengetrieben, festgehalten, bedroht, vielleicht beim Aufbruche als Geiseln fortgeführt. Lagert ein größeres Corps um die Stadt, so bivouakiert auch wohl ein Bataillon auf dem Markte. Schnell ist der Franzose eingerichtet, aus den Vorstädten hat er sich Stroh herbeigeholt, die Lebensmittel hat er unterwegs geraubt, zum Brennholz zerschlägt er die Thüren und Möbel, häßlich dröhnt das Krachen der Äpte in den Balken und Schränken. Hell flackern die Lagerfeuer auf, lautes Lachen, fran- zösische Lieder klingen um die Flammen. Und zieht am Morgen nach einer Nacht, die der Bürger ängstlich durchwachte, der Feind wieder ab, dann sieht der Städter erstaunt die schnelle Verwüstung in der Stadt, und vor dem Thore die plötzliche Verwandtschaft der Landschaft. Das unabsehbare Getreidemeer, welches gestern um seine Stadtmauern wogte, ist verschwunden, von Roß und Mann zerwühlt, niedergestampft, zertreten; die Holzzäune der Gärten sind zer- brochen, Sommerlauben, Gartenhäuser weggerissen, Fruchtbäume abgehauen. In Haufen liegt das Brennholz um die erlöschenden Wachtfeuer, der Bürger mag darin die Bretter seines Wagens, die Thore seiner Scheuer finden; kaum erkennt er die Stelle, wo sein eigener Garten war, denn mit Lager- stroh und wüstem Unrat, mit dem Blut und Eingeweide geschlachteter Tiere ist der Platz bedeckt. Und in der Ferne, wo die Häuser des nächsten Dorfes aus dem Baumlaube ragten, erkennt er auch die Umrisse der Dächer nicht mehr; nur die Wände stehen wie ein Trümmerhaufe. Herb war es, solche Stunden zu durchleben und auf Tage fiel wohl manchem der Mut. Auch dem Begüterten würde es jetzt schwer, den Seinen nur das Leben zu fristen. Alles war aufgezehrt und verwüstet, die Lebensmittel der Stadt und Umgegend, und kein Landmann brachte das Unentbehrliche auf den Markt, weit in das Land mußte man senden, um den Hunger zu stillen. Aber der Mensch wird bei einer schnellen Folge großer Ereignisse kälter, zäher, härter gegen sich selbst; der starke Anteil, welchen jeder einzelne an dem Schicksal des Staates nahm, machte gleichgültiger gegen die eigene Not. Nach jeder Gefahr empfand man mit Behagen, daß man das liebste, das Leben doch gerettet. Man hoffte. Gustav Freytag.

2. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 512

1882 - Kiel : Homann
512 Iii. Bilder aus der deutschen Geschichte. sturms, ebenfalls vom 17. März, war durch einen passenden Aufruf ein- geleitet, welcher die schönen Worte am Schluß enthielt: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes." Gleichzeitig mit diesen Aufrufen erschien die Verordnung über die Stiftung des eisernen Kreuzes, datiert Breslau vom 10. März 1813, eine überaus glückliche und zeitgemäße Institution, die im ganzen Volke den freudigsten Anklang fand und die eiserne Zeit, die man durchmessen, höchst sinnreich bezeichnete. Die Aufrufe des Königs, welche nun durch das ganze Land und weit über dessen Grenzen hinaus hallten, brachten im Verein mit allem Vorhergegangenen eine Wirkung hervor, die sich nicht genügend be- schreiben läßt. Das nachfolgende Geschlecht wird immer davon nur eine schwache Vorstellung haben, man mußte diese Zeit selbst durchlebt haben. Alle Herzen wurden bis auf den Grund erschüttert. Auch die Frauen, sonst wenig bekümmert um öffentliche Angelegenheiten, teilten gleich- mäßig das allgemeine Gefühl. Es war kein Mann, kein Weib, keine Familie im ganzen Lande, die nicht schwere Unbill von den Franzosen erlitten hatte. Ganz abgesehen von der politischen Schmach, die tief ge- fühlt wurde, hatte fast jeder persönliche Beleidigung zu rächen und bittere Verluste zu beklagen. Seit beinahe sieben Jahren waren tausend und abertausend Feinde im Lande, die auf Kosten desselben lebten und denen man noch eine unerschwingliche Kriegssteuer hatte zahlen müssen. Der Sieger ist niemals sanft, sein Übermut und Hohn hatte beleidigt, aus Kriegstrotz war so mancher von ihm gemißhandelt, nicht wenige, die Widerstand versucht, geschlagen, viele beraubt worden. Noch tiefer war gefühlt worden, was die Frivolität des Feindes in den Familien verschuldet, die man außer stände gewesen zu rächen. Beständige Einquartierung, nie aufhörende Lieferung aller Art, immerwährendes Liegen mit den Ge- spannen auf der Landstraße rc. hatten Bürger und Landmann zur Ver- zweiflung gebracht. Daher in allen Herzen das eine Gefühl, das schimpf- liche Joch abzuwerfen und blutige Rache zu nehmen; daher der freudige Entschluß, mit Daransetzung des letzten Blutstropfens und des letzten Gutes bis zur Vernichtung zu kämpfen; daher der Aufstand des ganzen Volkes auf den Ruf des Königs. Schon vor der Kriegserklärung an Frankreich eilte die kriegsfähige Jugend auf allen Landstraßen, Wegen und Stegen zu den bezeichneten Sammelorten, daß die Franzosen mit Bangigkeit erfüllt wurden. Von Berlin und der Mark aus erfolgte eine völlige Auswanderung nach Schlesien, wo der verehrte König sich befand und wo ein ansehnliches Heer zusammen- gezogen wurde. Im östlichen Teile eilte man zu den Truppen des Generals Hork, an der Weichsel zu denen von Bülow, in Pommern und der Neu- mark suchte man zu den Truppen von Borstell nach Kolberg durchzu- kommen. Hier an letzterem Orte erregte es einen besonderen Enthusias- mus, als am 25. Februar abends der tapfere Verteidiger von Kolberg, Oberst Gneisenau, auf einem schwedischen Schiffe anlangte und nachdem

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 492

1882 - Kiel : Homann
492 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. ernstlich daran denken, sich durch solide Arbeit in allen Zweigen des Ge- werbes die Stellung zu sichern, die ihm gemäß seiner Leistungen in der Wissenschaft, in der bildenden Kunst, in der Musik und Litteratur, ganz abgesehen von seiner politischen Stellung, zukommt. Dr. Julius Lessing. 192. Die Aufgabe des Handwerks in der Gegenwart und Zukunft. Es hat das Handwerk vielfach gegen das Maschinenwesen geklagt: Klagen von Thoren einer Macht gegenüber, die einmal da ist, die nicht mehr verdrängt werden kann, die sich immer mehr erweitert und vergrößert, die anstatt beklagt, freudig begrüßt werden muß als eines der aus- gezeichnetsten und glänzendsten Erzeugnisse des menschlichen Geistes, das die Menschen von harter Sklavenarbeit befreit, vielen Tausenden Unterhalt, Millionen bessere Nahrung, Kleidung und Wohnung, überhaupt ein schöneres menschliches Dasein verschafft hat, bei dem es nun auch möglich ist, den höheren Zwecken des menschlichen Lebens sich zu widmen. Aber auch dem Bedrohlichen, das das Maschinenwesen an sich hat, kann der Handwerks- stand siegreich entgegentreten, sobald er sich eben dahin erhebt, wohin jenes nicht folgen kann, wozu eben nur die Hand gebraucht werden kann, und das ist eine tüchtige, kunstreiche Arbeit, in deren Erzeugnissen Kunstsinn und technische Fertigkeit, Kunstgeschmack und sorgfältiger Fleiß, Schönheits- gefühl und materielle Brauchbarkeit verbunden sind. Höhere Geschicklichkeit, kunstvolle Produktion — das ist die Zauberformel, um von Seiten der Gewerbe die Gefahr, welche von den Maschinen droht, zu überwinden. Dieselben Tugenden, die im 15. Jahrhundert, wo Deutschland der Mittel- punkt aller Gewerbe, alles Handels, aller Bildung war, dieselben Tugenden sind es, an die sich heute noch der deutsche Handwerksstand zu halten hat, es sind die Tugenden einer tüchtigen, kunstreichen, ehrlichen und rechtschaffenen Arbeit. — Wie alles in der Welt der Veränderung unterworfen ist, so auch das Gewerbewesen und das Handwerk insbesondere. Nachdem es Jahr- tausende hindurch durch Handarbeit, nur mit wenigen Werkzeugen unter- stützt, sich ernährt und bloß in kleinen Werkstätten mit Meister, Lehr- lingen und Gesellen gearbeitet hat, so droht jetzt das Maschinenwesen und die Großindustrie der Fabriken, mit ungeheurer Geldmacht ausgerüstet, alle die einzelnen kleinen Meisterschaften und Werkstätten zu zernichten, wobei zugleich die allgemeine Gewerbefreiheit alles aufzulösen scheint. Und es ist kein Zweifel, daß das Gewerbewesen schon seil längerer Zeit im Übergang zu einer durchgehenden Umgestaltung begriffen ist. Da gilt aber kein Klagen und Sichsperren, sondern frisch und mutig und männlich das Unvermeidliche zu fassen, es zu seinem Vorteile umzuwandeln, sich im Sturze zu erhalten. Und dies wird gelingen: der deutsche Gewerbestand hat schon noch viel größere Hindernisse und Mißstände überwunden, wie z. B. damals, als er sich in den Tagen des Mittelalters aus der Schmach und dem Elend der Sklaverei, der Hörigkeit und der Leibeigenschaft los- gerissen hat, und er hat gesiegt. So wird auch der gegenwärtige Gewerbe-

4. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 21

1882 - Kiel : Homann
I. Lebensbilder, 21 vorgenommen hatte, standhaft in der Ausübung des Guten zu sein, und dann doch wieder gefallen war, weil ich eine Leidenschaft nicht besiegen konnte." Dann tröstete er sich auch wieder, daß diese Unzufriedenheit mir sich selber ein sicheres Anzeichen der begonnenen Besserung sei. — Die damaligen Weltbegebenheiten, namentlich die Erschütterungen des alten Europas durch die französische Revolution, versetzten ihn oft in große Aufregung. Es ging Perthes wie so manchem Edlen jener Tage, der erste Enthusiasmus für die Kämpfer der Freiheit ging nach den wilden Gräuelthaten derselben in Abscheu über. „Ich kann nicht ohne Schmerzen auf die politische Welt sehen," schrieb er im Frühjahr 1793. „Ich glaubte sonst immer noch, daß wenn auch der einzelne Mensch fiel, dennoch das menschliche Geschlecht sich stufenweise veredeln würde, aber auch das scheint Traum zu sein. Daß sie verdammt wären, die französischen Bluthunde, welche die heilige Sache der Freiheit schänden." Die Thätigkeit, welche Perthes innerhalb und außerhalb seines nächsten Berufes übte, die politischen und die allgemeinen menschlichen Bewegungen, welche auch ihn ergriffen, hatten seinen Verstand gebildet, seinen Blick für die Verhältnisse des Lebens geschärft und ihn mit lebendigem Interesse erfüllt, aber sie ließen doch eine Lücke in seinem geistigen Leben, welche er schmerzlich empfand. Er sehnte sich nach einem Altersgenossen, der mit ihm empfinden könne, was ihn selbst bewegte. „Mein sehnlichster Wunsch, den ich jetzt habe," schrieb er, „ist ein Freund, dem ich mein Innerstes ganz ausschließen könnte, der mich stärkte, wenn ich schwach würde, der mir Mut gäbe, wenn ich an meiner Besserung verzweifle, aber ich finde keinen, und doch muß ich mich mitteilen, doch möchte ich manch- mal jeden an mein Herz drücken und sagen, auch du bist ein Kind Gottes." Es ist wohl nichts natürlicher, als daß Perthes zunächst in seinem jüngeren Kollegen Nessig diesen Freund suchte, doch fand er auch andere sittlich gesunde junge Leute, an welche er sich innig anschloß. Ein lebendiger Umgang mit geistig regsamen Leuten war das beste Stärkungs- mittel seines edlen Wollens und Strebens. Der Zufall hatte ihn mit sieben in Freundschaft eng verbundenen Schwaben bekannt gemacht, welche ihn lieb gewannen und eng an sich zogen. Es waren verständige, sehr unterrichtete junge Männer, voll guter Laune und poetischen Schwunges. Bald war Perthes alle freie Stunden mit ihnen zusammen. Durch sie wurde er mit Herder, Schlier und Goethe und mit einem fröhlichen Jünglingsleben bekannt. „Seit meinem Hiersein," schrieb er, „habe ich noch keine so fröhlichen, herzstärkenden Stunden genossen, als jetzt mit meinen lieben neuen Freunden." — Doch die Lehrzeit ging zu Ende. Beschränkt und klein waren freilich die Verhältnisse, in denen Perthes zum Jüngling heranwuchs, aber dennoch hatten sie sein Inneres durch bedeutende Erfahrungen gebildet und gestählt. „Wenn ich jetzt," schrieb er im April 1793, „an die Jahre zurückdenke, die ich hier durchlebte, wenn ich mich in den Jdeeenkreis zurückstelle, den ich mit hierher brachte, so erstaune ich, wie sich alles in mir verändert hat. Stets werde ich mit Liebe und mit Segenswünschen auf Leipzig

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 121

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 121 Blumen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt — dann zog das Stadtvolk' mit Fahnen und den Abzeichen seiner Korporationen würdig auf, neben dem Germanen und Inländischen auch fremde Landsleute, z. B. Italiener, Syrer, Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang jedes Volk einen langen, schön gefügten Glückwunsch in seiner Sprache, der vorher einstudiert wurde. Für den Beifall, welchen ein Germanenfürst fand, und für die Ge- schenke, welche er beim Einzug erhielt, war er dem Stadtvolke dankbar; er machte einzelnen Gegengeschenke und erließ der Stadt Abgaben. Denn obwohl der germanische König zuweilen gegen seine Städte harten Willen bewies, er hatte doch einige Scheu vor der Menschenmenge. Wie ihm der freudige Zuruf wohlthat, weil er aus guten Wünschen eine gute Wirkung für sich hoffte, so fürchtete er auch die Vorbedeutung ihres Zorn- geschreis und die Gefahren eines lauten Fluchs. Als König Gunthram einmal durch einen Anschlag gegen sein Leben aufgeregt war, wandte er sich in der Kirche an das versammelte Volk und bat ernstlich, ihn nicht umzubringen, wie man mit seinen Brüdern gethan, sondern ihn wenigstens noch drei Jahre leben zu lassen, bis er seinen Neffen groß gezogen. Und diese königliche Bitte bestimmte das Volk zu lauten Wünschen für sein Heil. War der König in recht guter Laune, so gab er den Städtern auch Schaufeste. Wie der Vandalenherr in Afrika und König Leuvigild in Spanien, saß 543 auch der Frankenkönig im Circus von Arles, angethan mit dem Prachtgewande eines römischen Konsuls, unter Germanen und Provinzialen als Veranstalter der Circusspiele. Sie bestanden in Wett- reiten und Wagenrennen. — In den Amphitheatern aber wurden große Jagden veranstaltet. Die Kämpfe mit wilden Tieren waren unter den Franken sicher eben so blutig, als in römischer Zeit; die Tierkämpfer und Gladiatoren wurden nicht mehr von den Königen in großer Schule ge- züchtet, aber sie bildeten immer noch eine Genossenschaft, welche sich an Fürsten und Große hing oder abenteuernd in der Fremde zu Festkämpfen sich vermietete; sie waren unehrliche Leute auch in den Augen der Germanen, aber sie blieben als Raufbolde und Meuchelmörder verdorbener Großen, trotz dem Hohn, mit welchen das Gesetz sie behandelte und trotz dem Haß der Kirche durch das ganze Mittelalter lebendig. Unendlich viel war verwüstet worden, aber in den Ländern des Mittelmeers hatten vier Jahrhunderte des kaiserlichen Roms so reichlich schöne Gebilde und kluge Lehre, so viel Erfindung und Lebensgenuß ab- gelagert, daß die Germanenstämme immer noch sehr vieles fanden, was unmerklich in ihr Leben überging, von ihnen bis zu uns; und was einen Zusammenhang der Kultur erhielt, den wir uns wohl geringer denken, als recht ist. — Denn der Schmied hämmerte und der Zimmermann hieb die Späne von den Balken während der ganzen Wanderzeit; der Steinschneider schnitt dem Frankenkönig seinen Siegelring wie einst dem römischen Cäsar. Die Technik des Lupushandwerks war zu jener Zeit noch ziemlich erhalten und wurde von den Fürsten und der Kirche eifrig in

6. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 208

1882 - Kiel : Homann
208 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Der schmalkaldische Krieg, gleichfalls aus religiösen und politischen Motiven her- vorgegangen, hatte zwar manches Unheil über Deutschland und besonders über einzelne deutsche Länder gebracht, aber den sittlichen Kern des Volkes hatte er nicht angegriffen. Fast um die gleiche Zeit, wo Deutschland von dem dreißigjährigen Kriege an den Rand des sittlichen und politischen Verderbens gebracht ward, entbrannte in England ebenfalls ein politisch-religiöser Bürgerkrieg; aber wotz der Leiden und Einbußen, die er über das Land brachte, ging doch England aus demselben schließlich naüonal gekräf- tigt, politisch und religiös geläutert hervor. So war es vielleicht die gegenseiüge Befehdung der verschiedenen Glieder des Reiches unter einander mit Hülfe des Auslandes, die Knechtung und Brandschatzung der Nation durch fremde Übermacht, was die so beispiellos verderblichen Wirkungen des dreißigjährigen Krieges erklärt? Teilweise wohl. Aber auch diese beiden Erschei- nungen sind zu anderen Zeiten ebenfalls wirksam gewesen, ohne daß doch die gleichen Folgen sich gezeigt haben. Auch im siebenjährigen Kriege kämpften Deutsche an der Seite von Auswärügen gegen Deutsche und zu Anfang dieses Jahrhunderts lastete eine fast zwanzigjährige Demütigung und zum Teil Unterjochung durch fremde Über- macht auf Deutschland. Dennoch datteren wir von diesen beiden Ereignissen weit mehr eine aufsteigende als eine abwärts gehende Bewegung unseres allgemeinen National- und Kulturlebens. Was also war es, daß gerade dem dreißigjährigen Kriege diese so furchtbare Gewalt des Zerstörens aller Grundlagen nationaler Größe, politischer Freiheit, sozialen gusammenhanges und sittlichen Haltes im deutschen Volke verlieh und ihn zu einem Wendepunkte in unserer Geschichte machte, dergleichen kaum irgend ein anderes Volk der Neuzeit auch nur in entfernt annähernder Weise aufzuzeigen hat? 1. Mehrfache Ursachen, in verhängnisvoller Weise zusammentreffend und auf einen Punkt hinwirkend, brachten dies beklagenswerte Resultat hervor. Zunächst wirkte schon die lange Dauer des Krieges verhängnisvoll, indem ein ganz neues Ge- schlecht von Menschen heraufwuchs, das von frühester Kindheit an bis zum Mannes- alter fast nur mit Anschauungen wilder Greuel groß gezogen wurde. 2. Der m a t e r i e l l e D r u ck, die Körper- und Gemütsleiden, welche die von Freund und Feind gedrangsalte und gebrandschatzte, oft bis zum Tode gemarterte Bevölkerung zu erdulden hatte, ward durch die lange Dauer des Krieges dermaßen gesteigert, daß zuletzt nicht bloß die physischen, sondern auch die moralischen und geistigen Kräfte der Menschen erschöpfen und alle Sehnen des Widerstandes völlig' erlahmen mußten. Wir können uns kaum eine Vorstellung von dem Elend machen, welches unsere Vor- fahren damals erduldet haben, da Scheußlichkeiten der Art, wie sie damals fast täglich hier und da begangen wurden, Gott sei Dank, jetzt kaum mehr denkbar sind. Doch die Chroniken der schwer betroffenen Städte und andere zeitgenössische Schilderungen z. B. im Simplizissimus, geben uns annähernd ein Bild von der damaligen Not und Drangsal, daß die Menschen zuletzt umhergeschlichen, taumelnd, wie Träumende, schwarz im Gesicht, als wären sie vom Feuer verbrannt. 3. Näher noch treten wir allerdings dem eigentlichen Herd des Übels, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie der innere Zwiespalt vergrößert, der Haß der Parteien verschärft ward durch die von beiden Seiten herbeigerufene ausländische Hülfe. Dies mußte das sittliche Urteil des Volkes irre führen und seinen Patriotis- mus an der Wurzel angreifen, da der deutsche Protestant in dem Schweden, der die deutschen Gauen verwüstete, ja in dem Franzo sen, dem gefährlichsten Feinde seines Vaterlandes, nur den willkommenen Bundesgenossen gegen den ihm weit ver- haßteren Katholiken im eignen Lande erblickte; der deutsche Katholik dagegen mit den gleichen schadenfrohen Gefühlen, jeder patriotischen Empfindung bar, dem grau- samen Wüten der Spanier und wilder Kroaten gegen die eigenen Landsleute zusah — weil es Protestanten waren. Die Kriegsfurie mußte erst nahezu ein Menschenalter gewütet haben, Deutschland mußte zur Wüste geworden, das deutsche Volk in seinem Wohlstände völlig ruiniert sein, ehe das überwältigende Gefühl der allgemeinen Not den Haß der inneren Parteien wenigstens soweit zum Schweigen brachte, daß einzelne pawioüsche Sffmmen es wagen durften, an die Nation als ein Ganzes zu appellieren, sie zum .Zusammenhalten gegen die Ausländer", zum „Hinauswerfen der Fremden

7. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 297

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 297 Eine Gesellschaft, die sich früher hierzu gebildet hatte, endete 18-53 mit einem Bankerott, nachdem das Unternehmen kaum zur Hälfte vollendet war. Da nahm der Kaufmann Cyrus Field den Ahnen Gedanken einer transatlantischen Telepraphenver- bindung zwischen Europa und Amerika auf. Ihm gebührt der Ruhm, der eigentliche Gründer eines Unternehmens zu sein, das an Thätigkeit, Energie, an Geld und Zeit nicht bloß ganz außerordentliche Opfer in Anspruch nahm, sondern auch einen festen Glaubm und ein tiefes Vertrauen zu den Fortschritten unserer Zeit erforderte, wie dies nur in großen Geistern lebt. Im Sommer 1855 wurde zunächst die Legung eines Kabels zwischen Newfound- land und Amerika versucht. Dies mißlang indessen, weil ein Smrm das für die Last des Kabels zu kleine Segelschiff erfaßte und die Mannschaft nötigte, das Kabel abzuschneiden, um das Schiff zu erhalten. Jedoch im nächsten Jahre gelang es, das Kabel hier zu legen, womit diese Einleitungsaufgabe gelöst war. Im Jahre 1856 gründete Field die „^.Hantle Telöaraptt Company“ mit einem Kapital von über 6 Millionen Mark und nahm die Vorbereitungen der Legung nun sofort in Angriff. Die Anfertigung des Kabels wurde zwei englischen Fabrikanten übergeben. An- fangs Juni 1857 waren die beiden Hälften vollendet, deren Trmisport und Aufwicklung auf die von der englischen und amerikanischen Regierung zur Verfügung gestellten Schiffe „Niagara" und „Agamemnon" fast zwei Monate in Anspruch nahm. Der „Niagara" sollte nun von der irischen Küste aus seine Hälfte bis in die Mitte des Ozeans legen. Dort wollte man dann eine Verbindung der Kabelenden vornehmen und dem „Aga- memnon" die Legung bis Newfoundland überlassen. Anfangs ging alles gut. Am 6. August 1857 begann die Legung von der Bucht der kleinen irischen Insel Valentta aus. Als mau jedoch etwa 600 Irin gelegt hatte, trat am 11. August eine Störung sehr bedenklicher Art ein und das Kabel riß entzwei. Über dies Mißglücken des ersten Unternehmens wußte man sich zu trösten. Man ging sofort auf eiuen im nächsten Jahre neu zu unternehmenden Versuch ein, bestellte die nöüge Anzahl Kilometer Kabel und benutzte die gemachten Erfahrungen zur Ver- besserung des Apparats, der das Kabel ins Meer versenken sollte. Am 10. Juni 1858 steuerten die beiden Schiffe ins Meer. Eine Modifikation der Legung fand darin statt, daß man diesmal in der Mitte des Ozeans die Ver- bindung der Kabelhälften vornahm und dann von hier aus den „Agamemnon" bis Irland, den „Niagara" bis nach Newfoundland legen ließ. Nach einer dreimaligen Störung und Ünterbrechung mußten die Schiffe unverrichteter Sache nach Irland zu- rückkehren. Aber schon im Laufe des nächsten Monats begann man mit dem alten Kabel einen neuen Versuch, der ohne wesentliche Störung auch richüg vollendet wurde. In cirka 8 Tagen waren beide Enden von der Mitte des Ozeans aus glücklich auf New- foundland und Irland angelangt und am 16. August empfing der damalige Präsi- dent der Bereinigten Staaten, James Buchanan, die erste englische unterseeische Depesche, den Glückwunsch der Königin Viktoria zu dem herrlich vollendeten Werke. Leider sollte dieser Triumph nur von kurzer Dauer sein. Es stellte sich bald heraus, daß die Umhüllung durch die vielen Strapazen, denen es beim Transport, bei der Verladung und Legung ausgesetzt war, lädiert sein müsse, da es sehr unregel- mäßig arbeitete und nur ganz schwache Zeichen gab. Nach kurzer Zeit hörten auch diese schwachen Zeichen auf und mit diesem Verstummen schien auch jede Hoffnung aus einen neuen glücklichen Versuch zu schwinden. Die englische Regierung verlor den Akut, ein Unternehmen von so zweifelhaftem Erfolge durch Zinsgarantie zu unter- stützen. In Nordamerika brach der Bürgerkrieg aus, der den Bestand der Vereinigten Staaten in Frage stellte. Die Kapitalisten weigerten sich, ihr Geld wiederum aufs Spiel zu setzen und die ideellen Verehrer des Unternehmens waren dem Gespötte derer ausgesetzt, die beim Gelingen den Ruhm ihres Zeitalters auch für sich in An- spruch zu nehmen pflegen. Nur einen Mann gab's, den Thatkraft, Opfermut und moralischer Willen nimmer verließ, dies war Cyrus Field, der Ünermüdliche. Im Jahre 1863, noch mitten im Kriegsjahre Nordamerikas nahm Field wiederum

8. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 362

1882 - Kiel : Homann
362 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. über die Seine und ihre Arine. Paris liegt auf beiden Ufern dieses 300 in breiten Flusses, der schönere Teil auf der nördlichen Seite und hier die bekannten Königs- und Kaiserschlösser, die Tuilerien, Louvre, Palais Royal u. a., die Kirchen (über 300), die Theater, die Denkmäler, die großen Markthallen, die Brunnen, die öffentlichen Gärten und Spazier- gänge — alles ist großartig und prächtig. Schaulust ist der gewaltige Götze, der hier seinen Weltthron hat. Paris ist die Gebieterin der Mode für die ganze gebildete Welt. Der Franzose liebt das Theatralische, die ganze Nation will sehen und sich sehen lassen; sogar ihre Tapferkeit bedarf des Ruhmes, der Bewunderung, um zu bestehen. Gloire ist das Zauber- wort der französischen Nation. Schon im Knaben steckt das; daher ist jeder Franzose ein geborener Soldat. So erinnern auch die Namen der Hauptbrücken, der neuen Straßen, der schönen Plätze an gewonnene Schlachten, an den Ruhm der großen Nation. Die Menge der Spaziergänger in Festkleidern auf den Boulevards, die Menge der Fahrenden im höchsten Putz, in eleganten Kutschen aller Art, die Menge der Genießenden in den Kaffeehäusern und den vielen Vergnügungsorten, — das alles sieht aus, als sei man hier nur zur Lust, nur zum Genießen auf der Welt. Dies sind übrigens meist Fremde und Vornehme, der Pariser spart das für den Sonntag auf. Und auch nur in den eleganten Stadtteilen ist es so; denn solche Weltstädte haben für alles besondere Gebiete: für die vornehme Welt, für die gelehrte Welt, die Fabrikwelt, die große Handelswelt. In der inneren Stadt ist ein Kauf- laden an dem andern, immer schöner als der andere; die eigentliche Arbeits- welt wohnt in den Vorstädten, wo die größte Thätigkeit in allen Gewerben herrscht. Paris ist auch die erste Fabrikftadt Frankreichs, am meisten freilich für die unzähligen Luxus- und Modewaren, mit denen es die ganze Welt versorgt. Auch eine der bedeutendsten Handelsstädte des Reiches und ebenso die erste und fast in ganz Frankreich die einzige Stadt der Gelehr- samkeit und der Kunst, der Mittelpunkt der geistigen Kultur, des geistigen Lebens von Frankreich. Paris giebt in allem den Ton an, bis auf die Straßenrevolutionen und Empörungen hinaus. — In den Museen und Galerieen sind unendlich reiche Kunstsammlungen aller Art, im Louvre ist eine der herrlichsten Gemäldesammlungen der Welt. Schon die vielen interessanten Gebäude sind wie eine Geschichte von Paris und ganz Frank- reich. In der That, Paris hat eine Fülle der Erinnerungen, der Denk- mäler, der Prachtpaläste, der glanzvollen Plätze, wie wenige Städte der Erde. In Paris ist Tag und Nacht keine Ruhe. Fährt von ihren Ver- gnügungen die vornehme Welt in ihren Equipagen nachts um 2, 3 Uhr nach Hause, so fahren schon die Karren der Landleute in die Stadt hinein, um ihre riesigen Märkte wieder auf einen Tag mit Lebensmitteln zu ver- sorgen. Ja was muß allein der Stadt tagtäglich an Lebensmitteln zuge- führt werden, die an Einwohnerzahl dem Königreich Würtemberg gleich- steht. Und was es heißt, die tägliche Zufuhr abgeschnitten zu sehen, das

9. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 505

1882 - Kiel : Homann
in. Bilder aus der deutschen Geschichte. 505 um einen Teil der Kriegssteuer an Frankreich zu bezahlen. Die ruhige, gefaßte Würde des Königs, die herablassende, mildthätige, herzerquickende Freundlichkeit der Königin mit ihren damals schon fünf Kindern, brachten in Memel eine enthusiastische Anhänglichkeit hervor, welche das Königspaar für so viel Kleinsinn, Maltherzigkeit und Verrat an andern Orten ent- schädigte. Die Reform des Staates legte der König vorzugsweise in die Hände zweier Männer — Stein und Scharnhorst —, die für immer der Stolz und die Zierde des Vaterlandes sein werden. Stein's Reformen wurden von einem großen Gedanken getragen: Es galt ihm, ein wahrhaft deutsches Staatswesen herzustellen, gegründet auf ein freies Bürgertum, gestützt und getragen durch die Selbstregierung der Gemeinde und Provinzen, vergeistigt durch die echte Freiheit auf den Fun- damenten der Gesetze. Denn erst dann, wenn die drückenden Vorrechte der wenigen abgeschafft und vor dem Gesetze alle gleich gestellt würden, wenn jeder an der Verwaltung der Gemeinbesachen und dadurch an der Lenkung der Geschicke des ganzen Staates mit Rat und That teilnehme und eine ständische Volksvertretung den Thron umgebe, dann erst werde die Nation rechte Liebe zum Vaterlande und unbezwingliche Kraft zu dessen Verteidigung bekommen. Seine Staatskunst hatte, wie er selbst sagt, den Endzweck, „einen sittlichen, religiösen, vaterländischen Geist in der Nation zu heben"; zugleich sollte sie ihr wieder Mul, Selbstvertrauen, Bereit- willigkeit zu jedem Opfer für die Unabhängigkeit und für die Nationalehre einflößen, um bei der ersten günstigen Gelegenheit den blutigen wagnis- vollen Kampf für beides zu beginnen. Stein's Reformen waren daher der Anfang zur Kriegsrüstung und deren bestes Stück. Mit außerordentlicher Vollmacht betraut (am 5. Oktober 1807), das Staatswesen volkstümlich umzugestalten, fand Stein für sein großes Werk auch treffliche Gehülfen. Es gab unter den preußischen Beamten tüchtige Männer genug, sie waren nur bisher nicht zu gehöriger Geltung und Verwendung gekommen. Stein wußte sie zu würdigen und sie arbeiteten ihm aufs beste in die Hände, vor allen die Minister und Räte v. Schön, v. Schrötler, v. Vincke, Stägemann, Niebuhr u. a. Sie hatten die Re- formen, die not thaten, längst gewußt und gar manche zur Sprache und zu Papier gebracht; aber das Gewünschte war Wunsch, das Vorgenommene Entwurf geblieben; jetzt bekam alles Wirklichkeit und Leben. Denn Stein konnte durchsetzen, was er wollte; er stand allein und fest am Steuer. Die erste große Verbesserung galt dem Zustande der Landbevölkerung, die noch größtenteils in mittelalterlicher Unfreiheit schmachtete. Am 9. Ok- tober 1807 erschien das „Gesetz über den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums", welches schon fertig vorlag und Stein's vollständige Billigung gefunden hatte. Darnach waren fortan zum eigentümlichen und Pfandbesitz unbeweglicher Grundstücke alle Einwohner des Staates berechtigt. Jeder Edelmann durfte bürgerliche Gewerbe treiben, jeder Bürger in den Bauernstand, jeder Bauer in den Bürgerstand treten. Es ward gestattet, Grundstücke

10. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 511

1882 - Kiel : Homann
Iii. Bilder aus der deutschen Geschichte 511 198. Hoher Aufschwung Preußens. Der Würfel war gefallen: Preußen hatte am 16. März 1813 dem gewaltigen französischen Imperator den Krieg erklärt. Es handelte sich um Sein und Nichtsein und nur die ausdauernde Kraft des Volkes konnte den Sieg verleihen. Da der Monarch zu seinem eigenen Bestehen diese Kraft vor allem nötig hatte, so hielt er es für erforderlich, vom Throne herab zu seinem Volke zu sprechen, das erste Mal, so lange Preußen be- stand, daß ein König desselben sich unmittelbar an die Nation wandte. Es geschah dies durch den bekannten Aufruf: „An mein Volk!" Bres- lau, den 17. März, in den Berliner Zeitungen bekannt gemacht unterm 23. März. Der Aufruf durfte nicht die Form eines Befehls, nichts von einem Kurialstil an sich tragen, an dessen Schwerfälligkeit alle deutschen Erklärungen bisher gekrankt hatten. Vor allen Dingen durfte er keine Unwahrheiten enthalten, von denen bisher kaum ein einziges Aktenstück srei gewesen. Wahr, tief und warm mußte zu dem Volke gesprochen werden, und diese notwendigen Anforderungen sind in dem Aufrufe beobachtet worden: „Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt. Ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden!" war eine inhaltschwere Mahnung, sowie „daß es keinen anderen Ausweg gäbe, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Unter- gang." Aber der Aufruf war auch darauf berechnet, den Kampf bis auf das alleräußerste zu führen, und wie die Würfel des Schicksals fallen möchten, auf wie viel Schlachtfeldern man sich auch herumzuiummeln haben werde, gemeinschaftlich bis zum Ende auszuharren. „Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer," sagt der Aufruf. Also Völker, die gegen ihre legiti- men Herrscher aufgestanden waren, wurden als nachahmenswerte Muster empfohlen, unbekümmert um die Entfesselung des Volksgeistes, nur trach- tend, die äußerste Volkskraft auf den Kampfplatz zu führen. „Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden," bekennt der König, „ diese aber wägen die heiligen Güter nicht auf, für welche gestritten und der Sieg errungen werden muß." Als Versprechen und Ergebnis! wird freilich nichts Anderes hinzugefügt, als „nach errungenem Siege ein sicherer und glor- reicher Friede und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit." Auch an das Kriegsheer fand der König für notwendig, zu derselben Zeit einen Aufruf zu richten. Er ist kernhaft, würdig und seinem Zwecke vollkommen angemessen. Am Schluffe sagt er, er, der König, bleibe stets beim Heer, mit ihm der Kronprinz und die Prinzen des Hauses. Sie und das ganze Volk würden mit ihnen kämpfen und ihnen zur Seite ein zu Preußens und Deutschlands Hülfe gekommenes tapferes Volk (die Russen). Auch die Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Land-
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