16
1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Hauptgestüt Grabitz (wendischer Name = großer Wall) mit die
besten Rennpferde des ganzen Vaterlandes gezüchtet. Ein Pferd wird im
Durchschnitt mit 1800—2000 M. bezahlt; auch kommt es vor, daß ein
erprobtes Nennpferd mit 8000—10 000 M. bezahlt wird. — In den
Bruchgegenden sinden noch immer viele Menschen als To rfstech er Ver-
dienst; in den Kohlengedieten arbeiten sie als Bergleute und in
Belgern, Görzke, Ziesar als Töpfer.
An den großen Gewässern treffen wir Schiffer, Fischer und
Schiffbauer (Roßlau).
In den Waldgegenden ist der Wald die Hauptnährquelle. Hier fällt
man Bäume zu Bau- und Brennholz und fertigt allerlei nützliche Gegen-
Jährlinge auf der Weide von Graditz.
stände an, z. B. Harken, Holzschauseln, Karren, Leitern, Eimer, die auf
Leiterwagen in die wohlhabenden Gegenden gefahren werden. Hier und
da siedet man auch Teer und Pech und brennt Holzkohlen (Zerbster
Kreis). Zur Sommerzeit liefern die Wälder auch große Mengen von
Heidel- und Preißelbeeren, die weithin geschafft werden und den Beeren-
suchern einen kärglichen Verdienst abwerfen. An einigen Orten blüht die
Korb- und Strohflechterei (Mühlben}, Kraupa bei Elsterwerda). Da
die Bewohner des rechtselbischen Gebietes meist nur soviel ernten, als sie
gebrauchen, so bleibt ihnen wenig zum Verkauf oder Handel übrig. Von
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18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
Die Niederungen. 31
Bestand; er sagt: „50 Stakhupen Hoppland hew ik". Wenn der Hopfen recht gut
gediehen ist, gibt ein Stakhaufen etwa 50 kg. Durch den großen Fleiß, den man
in den letzten Jahren auf deu Hopfenbau verwendet hat, ist der Altmärker Hopsen
so verbessert, daß er dem anderer Gegenden nicht viel nachsteht und gern gekauft
wird- Die Hopfenernte ist für die Hopfengegenden eine Festzeit. Je höher die
Preise sind, desto fröhlicher ist man.
Am Bartholomäustage, am 24. August, beginnt die Ernte. Von nah und-
fern wandern die „kleinen Leute", oft ganze Familien, ins Hopfenland. Der Hopfen-
bauer heißt jede helfende Hand willkommen; es muß schon ohnehin alle andere
Arbeit ruhen. Ein Teil der Arbeiter ist draußen im Hopfengarten beschäftigt, der
andere auf der Scheuer. Jene schneiden die Ranken ab, streifen sie von Den Stangen
und bündeln sie zusammen. Die leeren Stangen werden aufgezogen. Mit Jubel wird
jede Fuhre von den Leuten auf der Scheuer empfaugen. „Utföken is nich, immer
up de Reg weg!" schallt es, und jeder greift nach dem würzig duftenden Bunde.
Die Hopfenpflücker sitzen in langer Reihe und zupfen die Frnchtköpfe ab, irni_ sie
in einen Raum rechter Hand zu werfen. Von Sonnenaufgang bis zum späten
Abend dauert die Arbeit bei fröhlichem Gesang und lustigem Scherz.
Wenn der Hopfen gepflückt ist, muß er getrocknet werden; das ist das Un-
angenehmste an der ganzen Ernte. In der Sonne werden große Laken ausgebreitet,
und dann wird der Hopfen locker und dünn daraufgestrent, damit er nicht rot oder
gar schwarz werde. Je heller er bleibt, desto wertvoller ist er. Bei schlechtem Wetter
benutzt man große luftige Bödeu zum Trocknen. Ist der Hopfen endlich trocken,
so wird er in große Säcke (Ballen) gestopft und dann versendet.
E. Sprache, Sitten und Gebriinche der Kewoljner.
Der Altmärker zeichnet sich aus im zähen Festhalten an den Sitten
und Gebräuchen der Voreltern. In seinein Wesen ist er knorrig und
bedächtig; er muß gleichsam erst warin werden, ehe er zugreift, aber dann
wankt und schwankt er nicht. Ein Versprechen ist ihm heilig. In seiner
Treue und seinem tapferen Kriegsmute steht er keinem deutschen Stamme
nach. Die Heimat schätzt der Altmärker über alles, und mit fröhlichem
Witz rühmt er, das; in der Altmark zwar nicht Milch und Honig fließe,
wohl aber „Speck" und „Balsam" (zwei muntere Wiesenbächlein), und
daß seine Heimat durch die heilige Siebenzahl ausgezeichnet sei, nämlich
dnrch 7 alte Städte, 7 Flecken, 7 Flüsse, 7 berühmte Adelsgeschlechter
und 7 verkehrte Kirchen (Türme nach O. statt nach W.). Die Volks-
spräche ist das Nieder- oder Plattdeutsch. Die gebildeten Leute sprechen
die hochdeutsche Schriftsprache. Das Plattdeutsch wird aber in den ver-
schiedensten Gegenden der Altmark ganz verschieden gesprochen. Als Probe
des Drömlingsplatt möge folgendes Zwiegespräch über die Kartoffelernte
dienen:
A.: Na, hemmt je ju Tüffeln all ut?
B.: Nä, 'n poar Doag hemnl w' noch to dohn. Wie (wäi) hemm 'n poar
Doag fchäpeltoal*) ntknegen laten, Nu hemm w' noch 'n föß Morgen stoahn, doa
fchafft't nich recht, de willn 'w nu sülm vulln utkriegen. — Hemm je denn ju all ut?
*) Scheffelweise (nach der Zahl der Scheffel); für den Scheffel werden in
der Regel 10 Pfennige bezahlt, so daß unter Umständen eine Arbeiterfamilie täglich
12—18 M verdient, wofür dann die Kleidung der Familie vom Kopf bis zum Fuß
bestritten wird aufs ganze Jahr. Sonst zahlt fast allgemein der Bauer hier als
Tagelohn bei voller Beköstigung für Männer nur 0,75—1,00 M, für Frauen 0,50 M
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Die Niederungen. 45
Bestand; er sagt: „50 Stakhupen Hoppland hew ik". Wenn der Hopfen recht gut
gediehen ist, gibt ein Stakhaufen etwa 50 kg. Durch den großen Fleiß, den man
in den letzten Jahren auf den Hopfenbau verwendet hat, ist der Altmärker Hopfen
so verbessert, daß er deni anderer Gegenden nicht viel nachsteht und gern gekauft
wird- Die Hopfenernte ist sür die Hopfengegenden eine Festzeit. Je höher die
Preise sind, desto fröhlicher ist man.
Am Bartholomäustage, am 24. August, beginnt die Ernte. Von nah und
fern wandern die „kleinen Leute", oft ganze Familien, ins Hopfenland. Der Hopfen-
bauer heißt jede helfende Hand willkommen; es muß fchon ohnehin alle andere
Arbeit ruhen. Ein Teil der Arbeiter ist draußen im Hopfengarten beschäftigt, der
andere auf der Scheuer. Jene schneiden die Ranken ab, streifen sie von den Stangen
und bündeln sie zusammen. Die leeren Stangen werden aufgezogen. Mit Jubel wird
jede Fuhre vou den Leuten auf der Scheuer empfangen. „Utföken is nich, immer
up de Reg weg!" schallt es, und jeder greift nach dem würzig duftenden Bunde.
Die Hopfenpflücker sitzen in langer Reihe und zupfen die Fruchtköpfe ab, um sie
in einen Raum rechter Hand zu werfen. Von Sonnenaufgang bis zum späten
Abend dauert die Arbeit bei fröhlichem Gesang und lustigem Scherz.
Wenn der Hopfen gepflückt ist, muß er getrocknet werden; das ist das Un-
angenehmste an der ganzen Ernte. In der Sonne werden große Laken ausgebreitet,
und dann wird der Hopfen locker und dünn daraufgestreut, damit er nicht rot oder
gar schwarz werde. Je heller er bleibt, desto wertvoller ist er. Bei schlechtem Wetter
benutzt man große luftige Böden zum Trocknen. Ist der Hopfen endlich trocken,
so wird er in große Säcke (Ballen) gestopft und dann versendet.
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Kemohner.
Der Altmärker zeichnet sich aus im zähen Festhalten an den Sitten
und Gebräuchen der Voreltern. In seinem Wesen ist er knorrig und
bedächtig; er muß gleichsam erst warm werden, ehe er zugreift, aber dann
wankt und schwankt er nicht. Ein Versprechen ist ihm heilig. In seiner
Treue und seinem tapferen Kriegsmute steht er keinem deutschen Stamme
nach. Die Heimat schätzt der Altmärker über alles, und mit fröhlichem
Witz rühmt er, daß in der Altmark zwar nicht Milch und Honig fließe,
wohl aber „Speck" und „Balsam" (zwei muntere Wiesenbächlein), und
daß seine Heimat durch die heilige Siebenzahl ausgezeichnet sei, nämlich
durch 7 alte Städte, 7 Flecken, 7 Flüsse, 7 berühmte Adelsgeschlechter
und 7 verkehrte Kirchen (Türme nach O. statt nach W.). Die Volks-
spräche ist das Nieder- oder Plattdeutsch. Die gebildeten Leute sprechen
die hochdeutsche Schriftsprache. Das Plattdeutsch wird aber in den ver-
schiedensten Gegenden der Altmark ganz verschieden gesprochen. Als Probe
des Drömlingsplatt möge folgendes Zwiegespräch über die Kartoffelernte
dienen:
A.: Na, hemmt je ju Tüffeln all ut?
B.:^Nä, 'n poar Doag hemm w' noch to dohn. Wie (wäi) hemm 'n poar
Doag Jchäpeltml*) utkriegen laten, Nu hemm w' noch 'n söß Morgen stoahn, doa
schaffst nich recht, de willn 'w nu fülm vulln utkriegen. — Hemm je denn ju all ut?
*) Scheffelweise (nach der Zahl der Scheffel); für den Scheffel werden in
der Regel 10 Pfennige bezahlt, so daß unter Umständen eine Arbeiterfamilie täglich
-[2—^8 M verdient, wofür dann die Kleidung der Familie vom Kopf bis zum Fuß
bestritten wird aufs ganze Jahr. Sonst zahlt fast allgemein der Bauer hier als
Tagelohn bei voller Beköstigung für Männer nur 0,75—1,00 M, für Frauen 0,50 M
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32 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung oiv, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw- Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Wenden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und sremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringein
aber auch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Acker lagen wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kursürst und Friedrich der Große um
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer K.nml an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst iin Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Luttechingfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsnüttel, die nach
Zerbst gebracht wurden, \u zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landleute, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
merkten die Bauern, daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, sondern richteten
vor dem Heidetore, am Butterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Steuer zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinein Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bts zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wobliätige Jungfrau willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit setzte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eiue vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmuud nennt sie kurz die Butterjungfer.
It. Orts Kunde.
a) An dkl' Etile. Miihlbcrg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Johann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau. Fabrikein Tuch. Brauereien: Bier- Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht- Durch
Dr Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Martin_Luther
Creufj'fche Verlagsbuchhandlung in Magdeburg.
Jn unserem Verlage erschienen ferner:
Technologilche Sammlungen
oon Sternftein und Wurthe.
Die Cehrpläne der Volks-, Bürger- und Jtuttelschulen schreiben eine
eingehendere Behandlung derjenigen Stoffe aus der Industrie und dem
Gewerbe vor, die für das tägliche Leben unentbehrlich geworden sind,
z. B. Zucker, Bier, Papier, Seife, Glas, Porzellan usw.
Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung hat es nun unternommen,
Sammlungen von Roh-, Zwischen- und Endprodukten der Technologie
in den fiandel zu bringen. £s ist bei der Zusammenstellung derselben
zunächst auf die Bedürfnisse der oben genannten Schulen Rücksicht ge-
nommen worden.
Jede Sammlung befindet sich in einem eleganten Karton, eine
beigefügte kurze Rnleitung gibt über die Gewinnung des betreffenden
Erzeugnisses Aufschlug. Soweit es erforderlich war, sind die Stoffe,
haltbar präpariert, in handlichen Gläsern untergebracht, die bequem im
Unterrichte herumgereicht werden können. Der Preis ist von uns so
niedrig bemessen worden, dah die Anschaffung der Sammlungen auch
den weniger günstig gestellten Schulen möglich sein dürfte.
Bis jetzt find folgende Sammlungen komplett:
1. Die Rohzuckerfabrikation:
10 Gläser, enthaltend: Rübenschnitzel, Rohsaft, Scheidesaft, Saturierter Saft,
Dicksaft, Mimalle, Rohzucker I. und Ii. Produkt, Ablauf, Trockenkhnifzel.
Preis Ulk. 7.50.
2. Die Bierbereitung:
10 Oläler, enthaltend: Braugerlte, Spitzende Oerlte, Grünmalz, Darrmalz,
Itlalzkeime, Ulalzfchrot, Würze, Hopfen, Hefe, Treber. Preis Itlk. 7.50.
3. Die Seifenbereitung:
10 öläler, enthaltend: Talg, Palmkernöl, Cottonöl, Cocosöl, Ätznatron, Kali-
leife, Flatronleife, Glyzerin, Wallerglas, Harz. Preis Ulk. 7.50.
4. Die Papierfabrikation:
enthaltend: seines Leinen (roh geschnitten und gebleichter Halbltoff), weihe
Baumwolle (roh geschnitten und gebleichter Halbstoff), Bast (roh geschnitten
und gebleichter Halbstoff), Stroh (zerschnittenes und gekochtes Stroh, ge-
bleichter Strohstoff), Holz (zerkleinertes und gekochtes Holz, gebleichte
Holzzellulose), die wichtigsten Papiersorten. Preis Itlk. 6.50.
5. Die Ölfabrikation:
14 Glöler, enthaltend: Oliven, Olivenöl, Baumwollsamen, Baumwoiilaat-
mehl, Cottonöl, Raps, Rapsöl, Rapskuchen, Itlohn, Mohnöl, Mohnkuchen,
Ceinlamen, Leinöl, Leinkuchen. Preis Mk. 10.50.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Das Flachland.
97
sich, das er mit Ol speist. Die Bergjungen werfen die Schiefer-
massen in die kleinen Förderwagen, Hunde genannt, und bringen diese in
mühsamer Weise bis zum nächsten Gange. Die Schiefermaffen werden
hier iu größere Förderwagen geschüttet, welche darauf von den Schleppern
nach den großen Förderstrecken gestoßen werden. Nachdem der Inhalt in
die großen eisernen
Wagen umgeladen
ist, rollen diese in
Zügen, meistens von
Pserden gezogen, auf
Schienen dem Förder-
fchachte zu. Durch
Auszüge gelangen
nun die Schiefer-
massen an die Erd-
ob erstäche. Auf
Schienen oder Draht-
feilbahnen bringt
man die Schiefer-
stücke, die geschmolzen
werden sollen, zu den
Rohhütten, wo die
Verarbeitung vor-
genommenwird. Das
gewonnene Silber
wird an die König-
liche Münze ab-
geliefert. Früher
wurden daraus Taler
geprägt. Ihre Iu-
schrist lautet: „Se-
gen des Mansfelder
Bergbaues". — In
noch größerer Menge
holt man aus der
Tiefe Braunkohlen
und Kalisalze. Bei
Artern gewinnt man
ohne Gradierwerk aus der starken Sole Salz, und im No. des Gebietes bei
Wettin baute man bis vor kurzem sogar Steinkohle ab. An vielen Orten
findet sich trefsliche Tonerde, die gute Mauer- und Ziegelsteine liefert. Bei
den Dörfern Dölau, Morl, Sennewitz, Lieskau (Halle) gräbt man aus-
gezeichnete Porzellanerde, die zum Teil in den Porzellansabriken von
Berlin und Stettin zu feinstem Geschirr verarbeitet wird. Ebenso bricht
man wertvolle Steine, z. B. Kalk- (Schraplau), Sandstein (Kelbra,
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 7
Förderwagen.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Kelbra
Extrahierte Ortsnamen: Artern Wettin Sennewitz Berlin Stettin Sachsen
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größerer Wut. Endlich gelang es dem König, nach einer großen Schlacht Bei Detmold, sie zu unterwerfen. Die meisten ließen sich taufen und folgten den Priestern. Auch Wittekind ließ sich mit seiner Gemahlin zu Attigny in der Champagne taufen. *) Znr Befestigung des Christentums unter den Sachsen errichtete Karl acht Bistümer: Münster, Pader-Born, Osnabrück, Bremen, Minden, Verden, Hildesheim und Halberstadt. Auch gegen die slavischen Völker im Osten, welche den Sachsen immer geholfen hatten, kämpfte Karl in mehreren Feldzügen und schützte die gewonnenen Gebiete durch Burgen. Gegen die feindseligen Dänen errichtete er die Mark Schleswig und Bestimmte die Eider als Grenzfluß. Der Bayerische Herzog Thassilo verweigerte auf Anraten seiner Gemahlin Karl den Gehorsam. Das fränkische Heer zwang ihn jedoch zur Unterwerfung, und als er sich jetzt nochmals empörte, schickte Karl ihn mit Frau und Kind in ein Kloster. Die Av aren, ein wildes rciiir Berisches Volk in Ungarn, machten häufige Ausfälle nach Bayern hin. Nachdem Karl mit einem Heere das mit reiche-Kriegsbeute angefüllte Hauptlager der Ävaren, den großen Ring, erobert hatte, errichtete er zwischen Enns und Raab eine Mark, die Ostmark, (der Anfang der österr. Monarchie). Der König wurde einst aus dem Reichstage zu Paderborn von einem spanischen Fürsten um Hülfe angerufen gegen die Mauren (Arctber), welche ganz Spanien unterjochen wollten. Karl eilte über die Pyrenäen und kämpfte siegreich, doch erlitt sein Heer auf dem Heimwege in den Thälern von Roncesvalles eine Niederlage durch die B a s-ken (Rolands Tod). In dem bis zum Ebro eroberten Lande wurde nun die spanische Mark errichtet. Der Longo-bardenkönig Desiber ins in Italien bedrängte den Papst Habrian, weil dieser ihm in einem Familienstreite mit Karl b. Gr. nicht Recht geben wollte. Da zog Karl auf Ersuchen des Papstes nach Italien, eroberte die Haupt-festung P a o i a und schickte den Desiderius als Mönch in ein fränkisches Kloster. Außer diesem Zuge ist Karl aber noch viermal in Italien gewesen, um gegen die Langobarden zu kämpfen. Zuletzt nahm er ihr Laub in Besitz und gab *) Vergleiche „Wittekind" von Platen.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Thassilo Karl Karl Karl Karl Karl Karl Raab Karl Karl Karl_b Karl Karl Karl Karl Karl
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noch 25 Jahre. Während dieser Zeit war er redlich bemüht, dem Lande wieder aufzuhelfen. Ganz besonders sorgte er für Erziehung und Unterricht. Er stiftete die Universitäten zu Berlin und Bonn, gründete eine Menge Lehrer-Seminare und errichtete in fast jedem Dorfe eine Elementarschule. (W. 159.)
*31. Die teuern Kirschen.
Friedrich Wilhelm Iii. zeichnete sich schon als zehnjähriger Prinz durch große Herzensgüte aus. Einst wurde ihm im Winter ein Körbchen mit reifen Kirschen zum Kaufe angeboten. Dem Prinzen gefielen die Kirschen sehr, und er wünschte sie zu kaufen. Als er aber hörte, daß sie fünf Thaler kosten sollten, drehte er sich um und sagte: „Wie, für eine Hand voll Kirschen fünf Thaler? Ich mag und will sie nicht." Bald darauf meldete ihm sein Kammerdiener einen armen Schuhmacher. Dieser war durch Krankheit sehr zurückgekommen und bat um zehn Thaler; dafür wollte er sich neues Leder kaufeu. „Wie viel habe ich noch in der Kasse?" fragte der Prinz. „Fünfzig Thaler," antwortete der Kammerdiener. „Nun, so gebt dem Manne zwanzig Thaler!" sagte mit sichtbarem Mitgefühl Friedrich Wilhelm. Als ihm nun gemeldet wurde, daß der Mann sich persönlich bedanken wolle, sprach er: „Ist nicht nötig; würde den armen Mann nur beschämen." (W. 156.)
*32. Der kleine Börsenhändler.
Friedrich Wilhelm Iii. ging einst mit einer seiner Töchter im Tiergarten zu Berlin spazieren. Er trug wie gewöhnlich eine unscheinbare Uniform. Da trat ein kleiner Knabe zu ihm und bat ihn flehentlich, er möge ihm doch eine Börse abkauseu. Der König erwiderte, er brauche keine. Der Knabe aber ließ nicht nach und sagte: „Lieber Herr Lieutenant, so kaufen Sie doch etwas für die Dame da. Meine arme Mutter strickt diese
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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