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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 112

1911 - Magdeburg : Creutz
112 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Moritzkirche, der Dom, das Universitätsgebäude, die Klinik, die Franckeschen Stif- tungen. Das alte Walzwerk wird von den Halloren bedient, die sich ans den Straßen durch ihre eigentümliche Tracht von den andern Fußgängern unterscheiden. Auf hallescheu Postkarten werden sie in bunteu, meistens roten Röcken dargestellt; die dunklen Westen sind mit großen silbernen Knöpfen besetzt, die sich in der Familie forterben. Halle ist die bedeutendste Stadt an der Saale. Dicht bei Halle liegt die Burgruine Giebichenstein.(Lud- wig der Springer.) „Wer kommt nach Gie- bichenstein, kommt sel- ten wieder heim." Solbad Witte- kind. Nördlich vonhalle liegt das Dorf Trotha. Hier wird treffliche Tonerde gegraben und Braunkohle gewonnen. Wettin (3). Stammschloß der Kö- nige von Sachsen. Könnern (4). Steinbrüche. Fabriken: Mucker, Malz, Ma- schinen. In der Nähe liegt Rothenburg. Hier wird Kupfererz gewonnen. Bcrnbnrg (34). Ackerbau: Rüben. Fa- briken: Zucker, Soda, Papier, Maschinen, Tonwaren. Schloß. Bärenzwinger mit le- bendigen Bären. In der Umgegend sind Kalksteinbrüche und -Brennereien. Solway- Werke. b) An der weißen Elster. Zeitz, d. h. Marktplatz in Halle. Weizen (33). Acker- und Gartenbau. Fa- briken: Leder-, Tuch-, Woll- und Baumwollwaren, Kinderwagen, Pianinos. Besserungsanstalt. Schkeuditz (7). c) Am Flohgraben. Lützen, d. h. Aue, Waldwiese (4). 16. ll. 1632 siegte hier Gustav Adolf über Wallenstein. Leider fand er seinen Tod in der Schlacht. 1832 wurde ihm hier ein Denkmal errichtet. Südlich von Lützen liegt der Schlachtort Groß-Görschen. Nördlich von Lützen liegt die Saline Dürenberg. Dürenberg hat auch ein Solbad und in der Um- gegend Braunkohlengruben.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 63

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 63 der Heiligkeit des Bornes, und viele Menschen wanderten dahin. Als auch einige Hirten erzählten, daß ihr Vieh nicht mehr aus dem heiligen Borne trinken wolle, sondern vor demselben ans das Knie sänke, da veranstaltete die Geistlichkeit der Umgebung dorthin einen glänzenden Aufzug. Nach einer stillen Andacht an der heiligen Stätte untersuchte man den Grund der Quelle. lind siehe da! man fand im Sande ein kleines, aus Holz geschnitztes Bildnis der Maria, Das war dem erstaunten Volke denn Grund genug, deu Brunnen als einen heiligen Ort zu ver- ehren und dem Wasser besondere Heilkräfte zuzuschreiben. Es kann uns also nicht wundernehmen, daß hier bald eine Kapelle und endlich ein Kloster entstand, das nach der Jungsran den Namen Marienborn erhielt. Im Jahre 1191 besuchte der Erzbischos Wichmann von Magdeburg den Marienborn, um aus seiner Heilquelle für feinen Körper frische Kraft und Gesund- beit zu schöpfen. Ans Dankbarkeit schenkte er dem Kloster bedeutenden Grundbesitz. 2. Die Wohltiitiglleit der Kaiserin Editha. Von der Königsburg, die am Domplatze in Magdeburg lag, ging Edith« häufig durch die Stadt, um sich unter dem Volke sehen zu lassen und seine Bitten und Wüuschc anzuhören. Dann wurde es in den Straßen besonders lebendig: aus den kleinen, meist einstöckigen Hänschen, die damals noch sehr weitläufig lagen, kamen Kinder und Erwachsene, um die gute Kaiserin zu sehen. Hier nahte sich ihr dann öfter eine arme Fischersran, dort ein armer Handwerker und schüttete ihr das Herz aus. Editha wußte für jeden Rat; keinen ließ sie leer und ohne Trost von sich gehen. — An einem schönen Frühlingstage hatte sie von ihrem Palaste die Richtung nach N. eingeschlagen und war in die Gegend der heutigen Junkerstraße gekommen. Als Johanna, die älteste Tochter eines Webers, die Kaiserin kommen sah, lies sie eilig in das Gärtchen und pflückte ein Sträußchen der schönsten Mai- blumen ab, um es der Edlen zu schenken. Hei, wie drängten sich die Kinder um sie! Auch Johanna näherte sich schüchtern; allein Editha hatte das hübsche blond- haarige Kind schon bemerkt und rief es heran. Die helle Freude blitzte ihm aus deu Augen, als die Kaiserin die duftenden Maiblümchen annahm. Die gute Fürstin fragte Johanna nach den Eltern, den Geschwistern und fand an dem bescheidenen Wesen und den munteren Antworten so viel Gefallen, daß sie einen kleinen Ring von ihrem Finger streifte und ihn dem Kinde gab. Sie fprach dabei: „Du hast mir heute große Freude bereitet. Das Ringlein hebe als treues Andenken an mich auf. Solltest du einst Sorge und Not haben und meiner Hilfe bedürfen, so will ich dir geru beistehen. Das Ringlein bringe mit zu mir." Ei, wie herrschte jetzt Jubel in dem Hanse des fleißigen Webers! Die Hausbewohner konnten die Herzensgüte der edlen Frau gar nicht genug preisen. Die Mutter hob das Ring- lein als größtes Kleinod des Hauses sorgsam auf. Frohen Mutes schauten Vater und Mutter in die Zukunft. Sie waren beide rüstig und ihre lustige Kinderschar wohlauf. Freilich mußten sie beide die Hände tüchtig regen, wenn nicht die Not einkehren sollte. Aber das taten sie gern. „Früh aus und spät nieder" war des Vaters Losung von Jugend auf. Oft faß er des Abends noch ein Stündchen länger am Webstuhl, um dem reichen Händler noch ein Stück Leinwand mehr abliefern zu können. So war Glück, Frieden und einiger Wohlstand iin Hause. — Jahre waren schon seit der Begegnung Johannas mit der Kaiserin vergangen, und Johanna war zu einer blühenden Jungfrau heran- gewachsen. Da sah es anders im Hause des Webermeisters aus. Eine gefährliche Krankheit hatte die sorgende Mutter schon monatelang aufs Lager geworfen. Der Vater konnte nicht mehr schaffen wie früher. Not und Entbehrung führten das Regiment. Zwar erhielt der Vater von dem reichen Händler eine Summe Geld geliehen, aber er sollte sie nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgeben. Durch angestrengteste Arbeit hoffte er auch, die Schuld rechtzeitig abtragen zu können. Allein die Krankheit der Mutter vergrößerte täglich die Not. Schon war der hartherzige Händler ungeduldig und drohte trotz der inständigen Bitten des armen Webers,

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 77

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 77 der Heiligkeit des Bornes, und viele Menschen wanderten dahin. Als auch einige Hirten erzählten, daß ihr Vieh nicht mehr aus dem heiligen Borne trinken wolle, 1 andern vor demselben auf das Knie sänke, da veranstaltete die Geistlichkeit der Umgebung dorthin einen glänzenden Aufzug. Nach eiuer stillen Andacht an der heiligen Stätte untersuchte man den Grund der Quelle. Und siehe dal man fand im Sande ein kleines, ans Holz geschnitztes Bildnis der Maria. Das war dem krstaunten Volke denn Grund genug, den Brunnen als einen heiligen Ort zu ver- ehren und dem Wasser besondere Heilkräfte zuzuschreiben. Es kann uns also nicht wundernehmen, daß hier bald eine Kapelle und endlich ein Kloster entstand, das nach der Jungfrau den Namen Marienborn erhielt. Im Jahre 1191 besuchte der Erzbischos Wichmann von Magdeburg den Marienborn, um aus seiner Heilquelle für seinen Körper frische Kraft und Gesuud- heit zu schöpfen. Aus Dankbarkeit schenkte er dem Kloster bedeutenden Grundbesitz. 2. Die Wohltätigkeit der Kaiserin Editha. Von der Königsburg, die am Domplatze in Magdeburg lag, ging Editha häufig durch die Stadt, um sich unter dem Volke sehen zu lassen und seine Bitten und Wünsche anzuhören. Dann wurde es in den Straßen besonders lebendig: aus den kleinen, meist einstöckigen Häuschen, die damals noch sehr weitläufig lagen, kamen Kinder und Erwachsene, um die gute Kaiserin zu sehen. Hier nahte sich ihr dann öfter eine arme Fischerfrau, dort ein armer Handwerker und schüttete ihr das Herz aus. Editha wußte für jeden Rat; keinen ließ sie leer und ohne Trost von sich gehen. — An einem schönen Frühlingstage hatte sie von ihrem Palaste die Richtung nach N. eingeschlagen und war in die Gegend der heutigen Junkerstraße gekommen. Als Johanna, die älteste Tochter eines Webers, die Kaiserin kommen sah, lief sie eilig in das Gärtchen und pflückte ein Sträußchen der schönsten Mai- blumen ab, um es der Edlen zu schenken. Hei, wie drängten sich die Kinder um sie! Auch Johanna näherte sich schüchtern; allein Editha hatte das hübsche blond- haarige Kind schon bemerkt und rief es heran. Die helle Freude blitzte ihn: aus den Aligen, als die Kaiserin die duftenden Maiblümchen annahm. Die gute Fürstin fragte Johanna nach den Eltern, deil Geschwistern und fand an dem bescheidenen Wesen und den muntereil Antworten so viel Gefallen, daß sie einen kleinen Ring von ihrem Finger streifte und ihn dein Kinde gab. Sie sprach dabei: „Du hast mir hellte große Freude bereitet. Das Ninglem hebe als treues Andenken an mich auf. Solltest du einst Sorge und Not haben lind meiner Hilfe bedürfen, so will ich bir gern beistehen. Das Ringlein bringe mit zu mir." Ei, wie herrschte jetzt Jubel in dem Hause des fleißigen Webers! Die Hausbewohner konnten die Herzensgüte der edlen Frau gar nicht genug preisen. Die Mutter hob das Ring- lein als größtes Kleinod des Hauses sorgsam auf. Frohen Mutes fchauteu Vater und Mutter in die Zukunft. Sie waren beide rültig und ihre lustige Kinderschar wohlauf. Freilich mußten sie beide die Hände tüchtig regen, wenn nicht die Not einkehren sollte. Aber das taten sie gern. „Früh auf und spät nieder" war des Vaters Losung von Jugend aus. Oft saß er des Abmds noch ein Stündchen länger am Webstuhl, um dem reichen Händler noch ein Stück Leinwand mehr abliesern zu könneil. So war Glück, Frieden und einiger Wohlstand im Hause. — Jahre waren schon seit der Begegnung Johannas mit der Kaiserin vergangen, und Johanna war zu einer blühenden Jungfrau heran- gewachsen. Da sah es anders im Hause des Webermeisters aus. Eine gefährliche Krankheit hatte die sorgende Mutter schon monatelang aufs Lager geworfen. Der Vater konnte nicht mehr schaffen ivie früher. Not und Entbehrung führten das Regiment. Zwar erhielt der Vater von dem reichen Händler eine Summe Geld geliehen, aber er sollte sie nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgeben. Durch angestrengteste Arbeit hoffte er auch, die Schuld rechtzeitig abtragen zu können. Allein fite Krankheit der Mutter vergrößerte täglich die Not. Schon war der hartherzige Handler ungeduldig und drohte trotz der inständigen Bitten des armen Webers,

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 126

1911 - Magdeburg : Creutz
■:T 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Moritzkirche, der Dom, das Unioersitätsgebände, die Klinik, die Franckeschen Stif- tungen. Das alte Salzmerk wird von den Halloren bedient, die sich auf den Straßen durch ihre eigentümliche Tracht von den andern Fußgängern unterscheiden. Auf halleschen Postkarten werden sie in bunten, meistens roten Röcken dargestellt;, die dunklen Westen sind mit großen silbernen Knöpfen besetzt, die sich in der Familie forterben. Halle ist die bedeutendste Stadt an der Saale. Dicht bei Halle liegt die Burgruine Giebichenstein.(Lud- wig der Springer.) „Wer kommt nach Gie- bichenstein, kommt sel- ten wieder heim." Solbad Witte- kind. Nördlichvonhalle liegt das Dorf Trotha. Hier wird treffliche Tonerde gegraben und Braunkohle gewonnen. Wettin (3). Stammschloß der Kö- nige von Sachsen. Könnern (4). Steinbrüche. Fabriken: Zucker, Malz, Ma- schinen. In der Nähe liegt Rothenburg. Hier wird Kupfererz gewonnen. Bernburg (34). Ackerbau: Rüben. Fa- briken: Zucker, Soda, Papier, Maschinen, Tonwaren. Schloß. Bärenzwinger mit le- bendigen Bären. In der Umgegend sind Kalksteinbriiche und -Brennereien. Solwai)- Werke. d) An der weißen Elster. Zeitz, d. h. Weizen (33). Acker- und Gartenbau. Fa- Kinderwagen, Pianinos. Marktplatz in Halle. briken: Leder-, Tuch-, Woll- und Baumwollwaren, Besserungsanstalt. Lchkenditz (7). c) Am Floßgruben. Lützen, d. h. Aue, Waldwiese (4). 16.11. 1632 siegte hier Gustav Adolf über Wallenstein. Leider fand er seinen Tod in der Schlacht. 1832 wurde ihm hier ein Denkmal errichtet. Südlich von Lützen liegt der Schlachtort Groß-Görschen. Nördlich von Lützen liegt die Saline Dürenberg. Dürenberg hat auch ein Solbad und in der Um- gegend Braunkohleugruben.

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 137

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 137 Eichenwald. Was anderwärts Landstraßen und Fuhrwerk bedeuten, das gelten hier die Wasserarme und Kähne. Jung und alt versteht den kleinen Kahn, den „Seelenverkäufer", meisterlich zu handhaben. Zu Kahn macht man seine nahen und fernen Besuche, seine Einkauft, bringt den Dünger aus den Acker, holt die Ernte heim. Der Kahn führt das Kind zur Taufe, zur Schule, die Braut zur Kirche, den Toten auf den Begräbnis- platz, den Briefboten, den Förster und Jäger an Ort und Stelle. Deckt aber eine dicke Eiskruste die Wasserarme, so tritt an die Stelle des Kahnes der Schlittschuh und der lange Eisspieß. Jung und alt fliegt dann Pfeil- gefchwinv über die glatte Fläche, jeder zu seiner Arbeitsstätte. Im Sommer ist der Spreewald eine unvergleichlich schöne Landschaft. Zahl- lofe Fremde kommen dann hierher, um auf den sanften Fluten sich zu ergötzen, an der Pracht der Natur sich zu erfreuen. Die Bewohner haben wie die der Halligen ihre Häuschen auf künstlichen Hügeln erbaut, die ihnen zugleich als Gemüfegärtchen dienen. Auch auf den größeren Ackerflächen zieht der Spreewälder viel schönes Gemüse, das er nebst Fischen und Geflügel nach Berlin liefert. (Der Spreewald ein Gemüsegarten für Berlin.) „Saure Lübbenaner ißt Bürger und Bauer." Den Spreewald bewohnt ein eigenartiger Menschenschlag Die Borfahren desselben waren die heidnischen Wenden. Die Frauen kleiden sich durchweg noch wie die Voreltern. Den Kopf ziert meist ein mannigfach verschlungenes Knoten- tuch, den Leib ein rot und blau gestreifter Rock, die Brust ein Mieder. Außer der vorherrschend wendischen Umgangssprache haben sie noch mancherlei wendische Bräuche und Sitten erhalten, die namentlich bei Familienfesten zur Geltung kommen. — Das Wasser (Fische, Krebse, Geflügel), der Wald (Holzarbeit), die Wiese (Heu), der Acker (Gemüse), die Jagd (Schnepfen und Hirsche) bieten dem sehr tätigen Spreewäldler seinen Unterhalt. In den vielen Tälern und Senken des östlichen Tieflandes stauten sich die Wassermassen aus; große Strecken versumpften. Solche Sumpf- oder Bruchländer befinden sich in besonders großer Ausdehnung an der Netze, der Warthe, der Oder und Havel. Diesen Ödländern wandte der große Preußenkönig Friedrich Ii. seine Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. So ließ er bald nach seinem Regie- rungsantritt das Havelland (Havel- und Rhinbruch) zwischen Rathenow und Fehrbellin entwässern. Durch besondere Musterwirtschaften regte er die Land- wirte an, dem Ackerbau große Sorgfalt zu schenken. Nach und nach entstanden auf dem ergiebigen Neulande (4000 ha) 25 Dörfer. Der vorhandene gute Torf diente bis vor kurzem allgemein als Hauptheizstoff in der ganzen Gegend. Um das größte Sumpfgebiet, den Oderbruch bei Küstrin (660 qkm), in Frucht- land zu verwandeln, wurde erst der Oderlauf durch Deiche eingefaßt. Die Ent- wässerungsarbeiten dauerten über 100 Jahre und sind erst 1866 beendet worden. Heute erblickt man an Stelle der früheren Moorflächen Raps-, Weizen-, Gersten- felder und 43 freundliche Dörfer mit wohlhabenden Bewohnern. Als der Oder- brnch kaum zur Hälfte urbar_ gemacht war, konnte der König freudig voraus- schauend ausrufen: „Hier habe ich eine Provinz gewonnen, ohne einen Blutstropfen zu vergießen!" Gleich nach dem glücklich beendeten siebenjährigen Kriege wurden der Netze- und Warthebruch (Landsberg) in ähnlicher Weise urbargemacht und der Netze- oder Brombergerkanal angelegt, der die Weichsel mit der Oder verbindet.

8. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1884 - Köln
— 42 — von ihren Kindern und ging in ein Kloster; sie starb, erst 24 Jahre alt, zu Marburg und wnrde dort im Dom begraben. Mit Recht verdient sie den Beinamen „die Heilige." Sie ist die Patronin der Klosterschwestern. 27. öedwig, Herzogin von Schlesien. Was die hl. Elisabeth für Thüringen, das war Hedwig für Schlesien. Sie stammte aus Tirol und war eine Tochter des Herzogs Berthold von Meran. (Schon in früher Jugend zeigte sie eine große Liebe für einfaches, schlichtes Wesen. Als zwölfjähriges Mädchen wurde sie mit dem Herzog Heinrich I. von Schlesien vermählt. Sie trug zwar standesgemäße Kleidung, aber in der Art, daß alles Eitle und Ueberflüfsige wegblieb. Sie wollte deit Schlesiern in allem ein gutes Beispiel geben. Ihr Grund- satz war: „Je höher man über andern steht, desto mehr soll man ihnen in der Tugend vorleuchten!" Sie erfüllte denn auch ihre Pflichten als Hausfrau, Gattin und Mutter in ausgezeichneter Weise. In ihrem Hauswesen herrschte die musterhafteste Ordnung. Ihre Einkünfte gebrauchte sie bei weitem nicht alle und komüe von ihren Ersparnissen noch viel an die Armen geben. Gegen die Dienstboten war sie äußerst sauft und gutmütig, duldete aber bei ihnen durchaus kein Geschwätz und kein schamloses Wort. Wurde einer von ihnen krank, so besuchte sie ihn und pflegte ihn wie eine Mutter. Ihre sechs Kinder gab sie nicht Fremden zur Erziehung, sondern erzog sie selber; sie lernten von der Mutter die Tugenden der Gottesfurcht, der Sanftmut und Wohlthätigkeit. Die Güte der Herzogiu war so bekannt, daß die Schlesier sie „Mutter" nannten. Ihrer besonderen Fürsorge hatte sich das Kloster Trebnitz zu erfreuen; dort speiste sie oft dreizehn Arme mit eigener Hand zum Andenken au den Heiland und seine zwölf Apostel. Ferner besuchte sie häufig die Gefangenen, ließ sie mit Kleidung versehen, sprach ihnen Trost zu und suchte ihr Herz zur Buße zu bewegen. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie als Witwe in der Einsamkeit, in stillem, zurückgezogenem Leben. Sie wurde zu Trebnitz i. I. 1243 begraben und wird bis heute von den Schlesiern als Schutzpatronin verehrt. Jj

9. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 21

1884 - Köln
— 21 — dem Papste den ihm entrissenen Kirchenstaat wieder. Zum Dank dafür, und da Karl auch außerdem viel für das Christentum gewirkt hatte, krönte ihn der Papst am Weih-nachtsfeste 800 in der Peterskirche zu Rom zum römischen Kais er. V). Roland. Bon Roland weiß die Geschichte wenig zu erzählen, desto mehr aber die Sage. Er war ein Neffe Karls des Großen, nämlich ein ©ohn seiner Schwester Bertha. Anfangs mit seiner Mntter vom kaiserlichen Hofe verbannt,*) erwarb er sich später die Gunst seines Oheims und begleitete diesen auf allen seinen Kriegszügen. Er wurde sogar in die Reihe der zwölf Paladine aufgenommen, auserlesene Ritter, die an der Tafelrunde des Kaisers saßen. Schon in seiner Jugend bewies er eine seltene Tapferkeit. Einst begleitete er seinen Vater auf einem Ritt in den Wald bei Aachen, in welchem ein Riese hauste, bessert Schild mit einem Klein ob**) geschmückt war. Während Rolands Vater schlief und die andern Ritter im Walbe umherschweiften, bestieg Rolaub das Pferd seines Vaters, ritt weg von da und traf alsbald den Riesen, der es jedoch nicht der Mühe wert hielt, sich nach dem Knaben umzusehen. Aber Roland warf ihn zu Boden, schnitt das Kleinod aus dem Schilde und steckte es zu sich. Dann ritt er wieder zu seinem Vater, der noch schlief. Bei der Rückkunft in Aachen zeigte jeder Ritter ein Andenken von dem Riesen, als habe er ihn erschlagen, aber der Kaiser wollte das Kleinod sehen. Schüchtern und bescheiden zog Roland es endlich hervor und übergab es seinem Oheim. — Roland begleitete denselben auch auf dem Kriegszuge nach Spanien gegen die Maure u. Er war sehr tapfer und siegreich, aber auf dem Rückzüge lauerten ihm einige maurische Reiter auf und überfielen ihn in einer Schlucht. Roland, der steh von den Seinigen getrennt sah, focht mit Löwenmut, aber er mußte zuletzt doch der Übermacht erliegen. Obwohl er in sein Horn Olifant stieß, daß ihm die Adern am Halse platzten, Karl war *) Vergleiche „Klein Roland" von Uhland. **) „Roland der Schildträger" von Uhland.

10. Vaterländische Geschichte für Mädchenschulen - S. 24

1884 - Köln
— 24 — \2. Kaiser Karl der Große im Kreise seiner Familie. Nicht minder groß wie als Krieger und Regent war Karl als Familienvater. Das gute Beispiel, welches er selbst in seinem Privatleben gab, übertrug sich auf alle Mitglieder seiner Familie und seines Hofes. Seine Gemahlin hieß Hildegard. Sie hatten drei Söhne und vier Töchter: Gisela, Rotrudis, Emma und Bertha. Rotrudis war verlobt _ mit dem byzantinischen Kaiser Constantin Vi., Emma soll die Gemahlin Einhards, des Geschichtsschreibers Karls d. Gr., gewesen sein, der als Abt in Seligenstadt im Odenwalde gestorben ist; von Bertha, der Lieblingstochter des Kaisers, wird berichtet, sie sei die Gemahlin seines jungen Freundes Engelbert geworden. So wenig Karl selbst in seiner Jugend gelernt hatte, desto mehr schätzte er in seinem spätern Alter den Wert des Unterrichts und hielt strenge darauf, daß seine Kinder, besonders seine Töchter, eine tüchtige Bildung genossen. Sie erhielten von Alsum Unterricht in der Religion, in der deutschen Grammatik imd Dichtkunst, in Latein, Rechnen und Musik. Wie sehr sie ihrem Lehrer zugethan waren, geht aus dem Briefwechsel hervor, den sie mit ihm unterhielten, als er schon Abt in Tours war. Dem Beispiel des Vaters folgend, kamen die Töchter ihren religiösen Verpflichtungen gern und pünktlich nach. Der erste Ausgang morgens galt immer der Kirche. Dieselbe Sorgfalt, welche die Töchter der Ausbildung ihres Geistes und Gemütes angedeihen ließen, widmeten sie auch der Pflege ihres Körpers. Sie mußten reiten und schwimmen lernen. Bei ihrem häufigen Aufenthalte in Aachen boten ihnen die dortigen warmen Quellen die beste Gelegenheit zum Balten, welche sie auch reichlich benutzten. Auf Reisen war die Familie in der Regel zusammen, die Töchter, ebenso wie die Söhne, zu Pferde. Das häusliche Leben war bei ihnen höchst einfach, im Essen und Trinken sowohl wie in der Kleidung. Das Mittagsmahl vereinigte die ganze Familie immer an einem Tische. Mehrere Stunden des Tages widmeten die Töchter der Arbeit. Während die Söhne sich in körperlichen Übungen vervollkommneten und mit
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