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1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 2

1892 - Osterburg : Danehl
2 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. Gewand wurde gewöhnlich in der Mitte durch einen Gürtel gehalten, den die reiche Deutsche noch mit blinkendem Edelgestein verzierte; auch der deutsche Mann trug in späterer Zeit ein leinenes von seinem Ehegemahl angefertigtes Gewand; der Mantel desselben bestand aus grobem Tuch und wurde bei den Vornehmeren durch eine goldene Spange, bei den ärmeren dagegen durch einen Dorn auf der Schulter zusammengehalten. — 3. Beschäftigung. Nahrung. Der deutsche Mann fand am Ackerbau kein Vergnügen; die Bestellung des Feldes überließ er den Mitgliedern seiner Familie und den Knechten. Mehr Fleiß und Sorgfalt verwandten sie auf die Betreibung der Viehzucht; mit Wohlgefallen und sichtlicher Freude ruhte das Auge des Hausvaters auf seinen Herden, die auf den grasreichen Ebenen im Sonnenglanze sich tummelten. — Die größte Lust gewährten dem Deutschen Jagd und Kampf. Ein erhebendes Gefühl belebte das Herz des Helden, wenn seine Gemahlin ihm das Schwert umgürtete und ihn mit dem Schild, der aus Weiden geflochten und mit Fell überzogen war, bewaffnete. Und dann wieder: Welche Freude herrschte im Deutschen Hause, wenn am Spätabend der Hausvater mit dem erlegten Wild in sein Heim zurückkehrte: In schnellem Laufe eilten die Kinder über die Schwelle des Hauses dem Kommenden entgegen und geleiteten ihn mit lautem Jubel an den häuslichen Herd, wo die Hausfrau schon die kräftige Kost bereitet hatte. — Der Acker trug Gerste, Hafer, Rüben u. s. w.; das Vieh gab ihnen Milch, Butter und Käse; die Jagd manch herrliches Wildpret. Aus dem Gerstensaft wußte der deutsche Mann schon in alter Zeit ein kräftiges Bier zu bereiten, während der schäumende Met aus Honig und Wasser hergestellt wurde. — 4. Des Deutschen Hans und Familie. Jeder einzelne Hausvater bauete sich, fern von den andern, aus gewaltigen Baumstämmen das einfache Haus und umgab den Hof mit Pfahl und Strauchwerk. Das war sein und seiner Familie unantastbares Heiligtum, und der deutsche Mann waltete in demselben wie ein Priester, Richter und Fürst. — War er von einem Kriegs- oder Jagdzuge ermüdet heimgekehrt, so pflegte er der Ruhe auf der Bärenhaut, oder er wohnte fröhlichen Trinkgelagen bei, wobei der Bragabecher kreiste und in lustigen Liedern die Thaten der gefallenen Helden gefeiert wurden. — Seine Frau war nicht eine Sklavin, sondern er sah in ihr eine liebe Gehülfin. In der Ehre, die sie dem weiblichen Geschlechte erwiesen, kam il>nen kein anderes Volk gleich. — Ja, sie erblickten in ihren Frauen sogar etwas Höheres, der Gottheit Verwandtes, und diejenigen Frauen und Jungfrauen, denen

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 23

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 23 er auch zur Hebuug des deutschen Handwerks unendlich viel beigetragen. Gesundheitspflege. Endlich wandte er auch der Gesundheitspflege seiner Unterthanen sein Augenmerk zu. Zu Aachen ließ er eine große Bade-nnd Schwimmanstalt errichten, die von hundert Personen gleichzeitig benutzt werden konnte. 5. Karls Tod und Begräbnis. Die unermüdlich angestrengte Arbeit im Dienste des Landes hatte auch den kräftigen Karl zuletzt müde und krank gemacht. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er oft vou Fiebern heimgesucht, die ihm viel Ungemach bereiteten. Am 20. Januar des Jahres 814 n. Chr. warf ihn abermals ein heftiger Fieberanfall auf das Krankenbett, von dem er nicht wieder aufstehen sollte, denn nach acht Tagen starb der 72jährige Greis. Als er das Nahen des Todes verspürte, faltete er die Hände und sprach mit leiser Stimme die Worte: „Vater, in deine Hände beseht’ ich meinen Geist!" Nach diesen Worten lehnte er sich in die Kissen zurück und entschlief. Dem herrlichen Kaiser sollte nun auch eine fürstliche Begräbnisfeier bereitet werden. Man setzte den toten Kaiser auf einen goldenen Stuhl, schmückte ihn mit dem kostbaren Krönungsmantel und legte auf sein Haupt ein Stück des heiligen Kreuzes. Das goldene Evangelium lag auf den Knieen; um die Hüfte hing die Pilgertasche, und zu seinen Füßen befanden sich Scepter und Schild. In dieser Stellung ruht er in der Gruft der Marienkirche zu Aachen. Der Name dieses großen Kaisers lebte aber noch lange in herrlichen Sagen und Liedern fort, und noch in den späteren Jahrhunderten schrieb man die herrlichsten und wunderbarsten Thaten diesem großen Manne zu. 6. Karls Nachfolger. Die Nachfolger Karls waren zumeist schwache Männer, durchaus unfähig, das große Reich zu regieren. Im Jahre 843 n. Chr. wurde denn das Reich Karls geteilt. Deutschland bekam nun in Ludwig dem Deutschen den ersten eigenen Herrscher. Unter den Nachfolgern Ludwigs mußte Deutschland viel Not und Ungemach erleiden, denn Deutschland wurde von raubgierigen Feinden heimgesucht. Das größte Unglück kam aber über das arme Land, als ein Kind die Regierung führte. Zu der Zeit Ludwigs des Kindes plünderten die Feinde in den deutschen Landen nach Herzenslust und es erfüllte sich der alte salomonische Spruch: „Wehe dem Land, dess' König ein Kind ist!" Zum Glück starb der unfähige Ludwig im achtzehnten Lebensjahre, und eine bessere Zeit brach für das Land herein, denn der thatkräftige Konrad v. Franken bestieg den deutschen Kaiserthron.

3. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 24

1892 - Osterburg : Danehl
24 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. Fragen 1. Schildere Karl d. Gr. nach Gestalt und Kleidung! und Ausg.: 2. In welcher Weise offenbarte Karl seine Einfachheit und Frömmigkeit? 3. Erzähle, wie Karl schreiben lernte! 4. Warum führte Karl mit den Sachsen Krieg? 5. Was bedeutete die Kaiserkrone für Karl den Großen? 6. Schildere die Thätigkeit der Gau- und Markgrafen in Karls Reich! 7. Wie sorgte Karl für Kirchen und Schulen in seinem Reich? 8. Wie förderte er die Wohlfahrt seines Volkes? 9. Schildere den toten Kaiser im Sterbegewand! 10. Welche Bedeutung hat das Jahr 843 für Deutschland? g. Heinrich I. 1. Wahl. Kaiser Konrad hatte auf dem Sterbebette seinen Brnder gebeten, seinem alten Feinde, dem Sachsenherzog Heinrich, Königsmantel, Schwert und Krone zu bringen, denn er sei der rechte Mann, der das deutsche Land gegen seine vielen Feinde schützen könne. Der Brnder versprach es feierlichst, und auch die deutschen Fürsten, die das Sterbebett Konrads umstanden, gelobten, seinen Wunsch erfüllen zu wollen. Nach dem Tode Konrads machte sich sein Bruder Eberhard mit den Großen des Reiches auf, um Herzog Heinrich zu bitten, die Wahl zum deutschen Kaiser anzunehmen. Sie eilten nach dem Harz, wo die Burg Herzog Heinrichs stand; jedoch trafen sie ihn nicht daheim. Nun zogen sie in den Wald, wo sie, wie die Sage uns berichtet, Heinrich beim Vogelfang beschäftigt fanden, und daher hat man ihm später den Beinamen „der Vogelsteller" gegeben. So sollte man ihn aber nicht nennen, vielmehr hat er einen herrlichen Ehrennamen verdient, denn das deutsche Land hat diesem Manne viel zu verdanken, wie wir noch sehen werden. Als die Fürsten Heinrich sahen, schwenkten sie ihre Fähnlein und waren voll Freude. Als sie in seiner Nähe standen, fielen sie vor ihm nieder; Eberhard trat auf ihn zu und überreichte ihm die Reichskleinodien mit der Bitte, den Wunsch des entschlafenen Bruders und der deutschen Fürsten erfüllen und Deutschlands Kaiserkrone tragen zu wollen. Da reichte ihm Heinrich die Hand und sagte: „Ich weiß wohl, wie schwer eine Krone drückt, aber wenn so treue Fürsten sie mir anvertrauen, will ich sie tragen." — Darauf erscholl ein Jauchzen im deutschen Wald; die Fürsten stimmten mit Begeisterung ein in den Ruf: „Hoch lebe Kaiser Heinrich, des Sachsenlandes Stern!" Einige

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 35

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 35 Reise zum Papst. Jetzt wußte sich der arme Kaiser weder zu raten, noch zu helfen. Was sollte er thun? Endlich faßte er den Entschluß, nach Italien zu ziehen und die Gnade des Papstes zu erflehen, dann würde vielleicht alles wieder gut werden. Es fehlte jedoch an Geld zu der weiten Reise. Die alten Freunde, welche oft an feiner Tafel geschwelgt hatten, gaben ihm nichts, und so mußte er ärmlicher abreisen als ein gewöhnlicher Edelmann. Einige Tage vor Weihnachten, mitten im strengsten Winter, trat der Kaiser die Reise an. Frau Bertha, seine edle Gemahlin, mochte ihn nicht verlassen, obwohl Heinrich ihrer Liebe nicht wert war, denn er hatte seine Gemahlin oft recht schnöde behandelt und sich sogar mit dem Gedanken getragen, sie ganz und gar zu verstoßen. Jetzt aber sollte er erst recht erfahren, welch' Kleinod ihm in dieser Frau geschenkt worden war, denn sie schenete sich nicht vor den Gefahren und Mühseligkeiten der langen Reise, sondern wollte mit dem geliebten Gemahl jedes Ungemach getreulich teilen. Auch ihr einziges Söhnlein nahmen sie mit, und so zog die Kaiserfamilie, nur von einem kleinen Gefolge begleitet, nach Italien. Ihr Weg führte sie über die hohen mit Schnee und Eis bedeckten Alpen. Die Reise war schon äußerst beschwerlich, noch ehe man ins Gebirge gelangte; jedoch äußerst gefährlich gestaltete sich die Reise über die hohen Alpenberge. Unter unsäglichen Mühen klomm man hinauf; doch hatte man den Gipfel erreicht, so ging die Not eigentlich erst an, denn es schien fast unmöglich, hinunter zu kommen, da der Abhang äußerst glatt war. Man mußte jedoch hinunter, und kostete es, was es wolle. So wurde denn nun der gefährliche Abstieg angetreten. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und mußten alles aufbieten, um nicht in tiefe Abgründe zu stürzen, die sich ihnen rechts und links öffneten. Die unglückliche Kaiserin litt unsäglich. Um die arme Frau mit ihrem Kind vor der Gefahr des Hinabgleitens zu schützen, nähete man dieselben in Ochsenhäute und schleifte sie die glatten Abhänge hinunter. Sehr beschwerlich gestaltete sich auch das Fortschaffen der Pferde. Es blieb weiter nichts übrig, als daß man den armen Tieren die Füße zusammenband und sie nun an Seilen hinabgleiten ließ, was den meisten Tieren das Leben kostete. Endlich hatte man die italienische Ebene erreicht, wo die arme Kaiserfamilie im Hanfe der Mutter Bertha's, der Markgräfin Adelheid v. Susa, gastliche Aufnahme fand. Bald aber begann die zweite Angst für den unglücklichen Kaiser. Auf dem Schlohhofe zu Kanossa. Heinrich vernahm, daß sich Gregor in dem sesten Schlosse Kanossa aufhielte. Hierhin wollte er feinen Weg lenken, um Vergebung seiner Sünden zu suchen. Gregor erschrak anfangs, als er hörte, daß der deutsche Kaiser Heinrich Eine; doch als er ver-

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 37

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 37 sein ältester Sohn Konrad gegen ihn auf. Des Vaters Schmerz war groß; jedoch gelang es ihm, die Empörung zu dämpfen und seinen Sohn wieder zum Gehorsam zu zwiugeu. Nach dem Tode Konrads wurde Kaiser Heinrich in der Empörung seines zweiten Sohnes ein noch größerer Kummer bereitet. Dieser war ein listiger verschlagener Mensch und suchte feinen Vater durch Verstellung und Verräterei ins Verderben zu bringen. Hierdurch gelaug es ihm, den alten Vater zu bewegen, daß er zu Ingelheim der Kaiserkrone entsagte. Der alte Kaiser hatte nur noch die eine Bitte um Befreiung vom Banne des Papstes, aber die päpstlichen Diener erwiderten ihm, er solle selber nach Rom gehen und die Guade des Papstes anrufen. In Ingelheim konnte der Kaiser Heinrich nicht mehr bleiben, denn hier wurde er vou seinem bösen Sohne in strenger Gefangenschaft gehalten; doch wurde es ihm möglich, aus diesem Gefängnis zu entkommen und uach Lüttich zu seinem alten Freunde, dem Bischof Otbert, zu fliehen, wo er endlich Ruhe faud. 6. Tod und Begräbnis. Gedicht: „Zu Lüttich" von Max v. Oer. In Lüttich ereilte den vielgeplagten Kaiser der Tod. An seinem Lager saß Bischof Otbert und vernahm das Sündenbekenntnis des todkranken Kaisers. Darauf reichte ihm der Bischof das heilige Abendmahl, welches der Sterbende in heiliger Begier und festem Glauben an seinen Erlöser empfing, worauf er dauu saust entschlief. Der tote Kaiser wurde mit kaiserlichen Ehren zur Gruft bestattet, jedoch Otbert mußte ihn von seiner Ruhestätte wieder wegnehmen und ihn ans einer einsamen Insel der Maas aussetzen lassen, da der Bannfluch noch auf dem entschlafenen Kaiser ruhete. Au seinem Sarge faß während mehrerer Stunden des Tages und der Nacht ein Mönch, der aus Palästina gekommen war, um für die Seele des Toten zu beten. Gedicht: Der Mönch vor Heinrichs Iv. Leiche. „Der Herbst zog dunkel um die Höh'n". v. W. Müller. Nach einiger Zeit wurde die Leiche nach Speier übergeführt und hier in der neuerbauten Marienkirche beigesetzt, aber auch hier ward ihm die Ruhe noch nicht gegönnt. Der gebannte Kaiser mußte in einer Nebenkapelle beigesetzt werden, und hier verblieb er so lange, bis sein Sohn Heinrich durch mehrere Zeugen dargethan hatte, daß sein Vater bußfertig gestorben sei. Nun erst sprach ihn der Papst vom Banne los, und Kaiser Heinrich konnte jetzt erst in die alte Kaisergruft zu Speier, als feine eigentliche Ruhestätte, einziehen. Fragen 1. Was bezweckten Hanno und Adalbert durch ihre Er-und Ausg.: ziehungsweisen mit dem jungen Kaiser?

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 98

1892 - Osterburg : Danehl
08 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. k. Die Einführung der Reformation in dno Kurfürstentum Brandenburg. 1. In Joachims I. Hause. Zur Zeit der Reformation herrschte in unserem Vaterlaude der Kurfürst Joachim I. Er war ein kluger, willensstarker Regent, der das Wohl des Landes wich Kräften zu fordern suchte. Joachim sorgte für Ordnung und Recht im Lande und verfuhr mit den seinen Befehlen widerstrebenden Raubrittern furchtbar strenge. Es war aber sehr zu beklagen, daß dieser weise Fürst gegen die Verbreitung der evangelischen Lehre in seinem Lande so eifrig ankämpfte. Wohl ganbte er auch, daß in der christlichen Kirche manches der Besserung bedürftig fei; jedoch war er der Meinung, daß diese Besserung durch den Papst und die hohe Geistlichkeit bewirkt werden müsse; ein schwacher Manu sei für ein derartiges Werk zu nichtig. Er fah in dem Luther einen Aufrührer und suchte der Verbreitung seiner Lehre Einhalt zu thun, wie und wo er nur konnte. Dieser gestrenge Fürst ahnte jedoch nicht, daß die evangelische Lehre schon in seinem Hanse Eingang gefunden hatte. Seine fromme Gemahlin Elisabeth war in der Stille schon eine evangelische Christin geworden und hatte das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert. Als er das erfuhr*, geriet er in furchtbaren Zorn, der den Entschluß in ihm wach rief, seine Gemahlin verbrennen zu lassen, falls sie nicht der „ketzerischen Lehre" entsagen würde. Um grausamen Mißhandlungen zu entgehen, entfloh sie in der Nacht des 25. März 1528 ans Berlin, um nach Sachsen zu eilen und hier von dem Kurfürsten die Gewährung einer sichern Zuflucht zu erbitten. Kaum hatte sie Berlin verlassen, als ein Rad ihres Wagens brach und sie am Weiterkommen hinderte. In der Augst riß sie ihr Tuch vom Kopfe, und es gelang ihren Begleitern, den Schaden so auszubessern, daß sie ihre Reise nach Tvrgan ungehindert fortsetzen konnte. Johann von Sachsen sagte der frommen Fürstin seinen Beistand zu und wies ihr das Schloß Lichtenburg bei Torgau zum Aufenthalt an. Hier hat sie wie eine fromme Christin gelebt und gelitten. Sie trat auch zu Luther in innige Beziehung und besuchte ihn mehreremale in Wittenberg. Dieser Verkehr-trug wesentlich dazu bei, daß die Kraft in ihrer Äeele erhallen wurde, welche sie zur Ertragung der schwersten Leiden geschickt machte. Als Joachim von der Flucht seiner Gemahlin erfuhr, ward er sehr zornig und ließ dem Kurfürsten sagen, daß er die augenblickliche Rückkehr seiner Gemahlin bewirken möge. Der Kurfürst erklärte aber standhaft, der bedrängten Frau seinen Schutz so lange angedeihen lassen zu wollen,

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 104

1892 - Osterburg : Danehl
104 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. noch in der Nacht Prag verlassen, wenn er nicht den Feinden in die Hände fallen wollte. So eilte er mit seiner Gemahlin nach Schlesien, aber die Herzöge von Schlesien wollten dem Feind des Kaisers keine Zufluchtsstätte gewähren, und das Königspaar mußte sich daher nach Berlin wenden, um den Schutz des Kurfürsten von Brandenburg zu erflehen; jedoch auch dieser versagte ihnen seinen Beistand. Endlich eilten sie nach Holland, wo sie Sicherheit vor dem Feinde erlangten. — Nach der Schlacht am weißen Berge brach über die böhmischen Protestanten, ein schreckliches Gericht herein. Alle evangelischen Kirchen und Schulen gelangten in die Hände der Katholiken; die evangelischen Prediger wurden aus dem Lande gejagt und dem Elend preisgegeben. Wer nicht katholisch werden wollte, mußte seine Heimat verlassen, und so wanderten gegen 30 000 Familien aus und bewiesen dadurch, daß ihnen der Glaube über Besitz und Vaterland ging. —■ Der unglückliche Friedrich wurde aller seiner Länder für verlustig erklärt; nur einen Winter hatte seine Herrschaft gedauert, und darum ward er nachher vom Volke spottweise der „Winterkönig" genannt. Seine treuesten Diener und viele vornehme Protestanten ließ Kaiser Ferdinand vor dem Prager Rathause hinrichten. Noch auf dem Schaffot offenbarten sie ihren Glaubensmut; so rief einer der Unglücklichen die Worte ans: „Zerreißet diesen Leib in taufend Stücke, durchwühlet meine Eingeweide, ihr werdet nichts anderes finden, als was wir in der Apologie bekannt gemacht haben. Es geschehe des Herrn Wille!" So war denn die evangelische Lehre in Böhmen fast vollständig vernichtet; das ganze Land war in den Schoß der katholischen Kirche zurückgeführt. 3. Der Kamps in Deutschland. Der Kaiser Ferdinand war aber damit nicht zufrieden, in Böhmen nur die evangelische Lehre unterdrückt zu haben; ganz Deutschland sollte wieder katholisch werden. Darum sandte er ei» großes Heer unter Tillys Führung über die böhmischen Grenzen nach Deutschland, damit es dort den Protestantismus vernichte. Eine grausige Zeit brach nun über das Vaterland herein. Es war sehr zu beklagen, daß die evangelischen Fürsten Deutschlands sich nicht zu gemeinsamem Handeln bereinigten; daher kam es, daß Tilly von Sieg zu Sieg schritt und dem unglücklichen Lande Wunde auf Wunde schlug. Endlich kam der Dänenkönig Christian zur Hilfe herbei, und nun geriet der Kaiser in große Verlegenheit. Bald aber erschien ein Mann auf dem Schlachtfelde, dessen Name lange Jahre hindurch das deutsche Volk in Angst und Schrecken versetzte; dieser Mann war Wallenstein. — Er war von dem ehrgeizigen Streben beseelt, ein großer Mann zu werden und die Welt mit seinem Ruhme zu erfüllen. Das

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 76

1892 - Osterburg : Danehl
76 Bilder aus der brandenblirgisch-preiißischeil Geschichte. zu fördern. Diejenigen Leute, welche in jenen unglücklichen Zeiten an die Raubritter Hab und Gut verloren hatten, wurden eine längere Zeit von allen Steuern und Abgaben befreiet; auch fcheukte ihnen Friedrich Bauholz, Saatkorn it. s. w, um ihre Dörfer wieder aufbauen und die Felder bestellen zu können. Im Lande herrschte Ruhe und Friede. Der Landinanu brauchte nicht mehr mit geheimer Angst nach der Raubburg dort obeu auf dem Berge zu schauen, denn die Zeiten waren vorüber, da aus deu Thoren derselben eine Schar wilder Gesellen den Berg hiuabstürmte, um in das friedliche Dorf einzubrechen und dort Jammer und Not zu verbreiten. Jht konnte auch wiederum der Kaufmann ohne Furcht das früher gemiedene Land Brandenburg durchziehen, denn die Ritter fürchteten des Hoheuzolleru Strenge und ließen von dem schändlichen Gewerbe des Straßenraubes ab. So erhob sich allmählich das Land ans dem Abgrund des Elends und entwickelte sich mehr und mehr unter der Hoheuzolleru Regierung za einem der herrlichsten Staaten des deutschen Laudes. An der Seite Friedrichs suchte auch fein trautes Ehegemahl des Laudes Wohl uach Kräften zu fördern; sie hielt iu guten und bösen Tagen treu zu ihrem Gemahl und war allezeit eine edle Fürstin, treue Gattin und liebende Mutter. Dadurch, daß Friedrich L dem Kaiser Sigismund häufig gegen die Feiude des Reiches beisteheu mußte, wurde er vielfach iu seinen Bestrebungen um des Volkes Wohl gehemmt, deuu er blieb oft seinem Lande eine lange Zeit fern, was sehr zu beklagen war. — Besonders bedurfte der Kaiser des tapferen Mannes in Kampfe gegen die Hnssiten. (Anhänger des Johann Hnß.) Die wilden Streiter brachen auch in Brandenburg ei», wurden aber von dem tapferen Sohne Friedrichs bald wieder zum Rückzüge gezwungen. 7. Sein Tod. Als er sein Ende herannahen fühlte, zog er sich auf die Kadolzburg bei Nüntberg zurück. Hier versammelte der sterbende Vater noch einmal seine Söhne um sich und ermahnte sie, in den Wegen Gottes zu wandeln und so zu leben, wie es der großen Ahnen würdig sei. Er bestimmte in seinem Testamente ganz genau, wie er begraben sein wolle und setzte weiterhin seinen zweiten Sohn Friedrich zu seinem Nachfolger ein. Im Jahre 1440 entschlief er und fand im Kloster zit Heilbronn seine letzte Ruhestätte. Einige Jahre später starb feilte Gemahlin, welche auch in der Fürstengruft zu Heilbronn beigesetzt wurde. Fragen 1. Wie empfing der Adel deslandes Brandenburg den ersten und Ausg.: Hoheuzolleru? 2. In welcher Weise suchte Friedrich die Raubritter zum Gehorsam zu bewegen?

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 120

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. glücklichen Volke zu helfen, schenkte er ihnen Saatkorn, Pferde und Baumaterial, so daß sie wieder mit dem Aufbau der Häuser und der Bestellung der Äcker beginnen konnten. Um den Ackerbau zu fördern, rief er Bauernfamilien aus andern Ländern nach Brandenburg; diese wandelten die wüsten, öden Gegenden in fruchtbare Ackergefilde um und pflanzten durch ihre wackere Arbeit wieder rechte Lust zum Ackerbau in die Herzen der Brandenburger. Weiterhin ließ es der Fürst sich angelegen sein, in der Bewirtschaftung seiner Güter den Bauern ein Muster der Ordnung und Sparsamkeit zu geben. Hier wurde ihnen auch gezeigt, wie es angefangen werden müsse, um den Ackerbau lohnend und ergiebig zu gestalten. Ein solches Grundstück wurde dann späterhin in einzelne kleine Parzellen geteilt und an verarmte Unterthanen für mäßige Pacht abgegeben. Somit war es auch den Ärmsten möglich, wieder ein Eigentum zu erwerben. — Um die leeren Gärten mit Bäumen zu schmücken, verordnete er, daß jeder junge Mann, ehe er heiraten dürfe, sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt haben müsse. — Die Wohlfahrt des Landes suchte er fernerhin durch eine zweckentsprechende Ausgestaltung des Handels zu befördern. Er sorgte für Verbesserung der Wege, Brücken und Dämme und schuf Postverbindungen, durch welche der Verkehr zwischen den größeren Orten des Landes vermittelt wurde. — Durch Anlage von Kanälen suchte er die Wasserwege abzukürzen, um auf diese Weise eine größere Billigkeit der betreffenden Handelsartikel zu erzielen. So ließ er den Mühlroser Kanal bauen, der Oder und Spree verbindet und dadurch eine bequemere Verbindung zwischen Frankfurt a/O. und Magdeburg herstellt. In seinen landesväterlichen Bestrebungen wurde er von seiner Gemahlin Louise Henriette auf das trefflichste unterstützt. Im Verein mit ihr ließ er sich auch die Hebung der Bildung seines Volkes angelegen sein; daher richtete er schon aus die Gründung von Volksschulen in Berlin und der Umgegend sein Augenmerk. Vornehmlich aber war er auf die Gründung höherer Schulen bedacht. Durch sein Mitwirken entstand die Universität Duisburg a. Rhein; fernerhin bereitete er die Gründung der Universität Halle vor. — Die Gewerbthätigkeit tut Lande machte die erfreulichsten Fortschritte. Manch' neuer Industriezweig wurde durch die fremden Einwanderer eingeführt, auch trugen dieselben wesentlich zur Belebung der schon vorhandenen bei. So betrieb man den Tabaksbau mit großem Eifer; es entstanden um diese Zeit die ersten Tabaksspinnereien; außerdem wurden Stahl- und Gewehr-, Seiden- und Zuckerfabriken ins Leben gerufen. Überall im Lande herrschte reges Leben und fröhliche Thätigkeit, und dadurch ward am trefflichsten gezeigt, welch' herrliche

10. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 84

1892 - Osterburg : Danehl
84 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. um nicht zu hungern, sich das Brot vor den Thüren der Leute ersiugen. Mit vielen armen Schülern zog er darum von Hans zu Haus und ließ die frommen Weisen erschallen, die ihn selbst zur tiefsten Andacht stimmten. — Eines Tages sang er auch wieder in Eisenach vor dem Hause des wohl-habenden Conrad Cotta. Die Frau desselben hatte schon wiederholt den stillen, andächtigen Knaben mit inniger Rührung betrachtet. Sie fühlte sich mehr und mehr zu ihm hingezogen und nahm ihn zuletzt ganz und gar in ihr Haus, wo sie ihm alles gab, dessen er bedurfte. Nun war unser Martin von aller Not befreiet. Jetzt konnte er sich frisch und freudig feiueu Studien hingeben und machte in der Schule solche Fortschritte, daß er schon nach vier Jahren die Universität zu Erfurt beziehen konnte. Er hat sich in späterer Zeit der edlen Fran noch oft erinnert und seinen Dank ihr vornehmlich dadurch bezeugt, daß er ihren Söhnen ein liebender Freund und Ratgeber wurde. 2. Auf der Universität. Als Student ließ es sich Luther mit großem Eifer angelegen sein, ein tüchtiger Rechtsgelehrter zu werden, denn das war der Wunsch des alten Baters, aber der liebe Gott hatte ihn zu etwas anderem bestimmt. — Sehr oft verweilte er in dem großen Bibliothekssaal der Universität. Hier sah er einst an einer Kette eine lateinische Bibel, die erste, welche er in seinem Leben erblickte. Mit inniger Freude und klopfendem Herzen nahm er das heilige Bnch in die Hand und las mit großer Begier in demselben. Je mehr er sich in den Inhalt desselben vertiefte, desto lieber gewann er das Bnch. Zuletzt konnte er sich fast nicht mehr von dem teueren Kleinod trennen und kehrte, so oft es seine Zeit gestattete, zu ihm zurück. Durch das aufmerksame Lesen in der heiligen Schrift lernte er mehr und mehr er-kennen, daß er vor Gott ein großer Sünder sei, der noch nichts zu seiner Seligkeit gethan habe. — Nun geschah es, daß er einst mit seinem Freunde Alexius vor den Thoren der Stadt Erfurt fpaziereu giug. Da zog ein Gewitter herauf. Ein Blitzstrahl zuckte hernieder, und Alexius lag erschlagen am Boden. Von schrecklicher Angst ergriffen, fiel Luther auf die Kniee und rief aus: „Heilige St. Anna! Hilf mir, ich will ein Mönch werden!" Er glaubte nämlich, durch das Leben im Kloster könne er sich die Seligkeit verdienen. Wenn er an des Alexius Stelle abberufen worden wäre, so hätte der liebe Gott ihn nicht angenommen, da er ein großer Sünder sei, der noch nichts gethan habe, um in den Himmel kommen zu können. Jenes der heiligen Anna ausgesprochene Gelübde hielt er auch. Noch tu derselben Nacht verließ er die Universität und bat an der Pforte des Augustinerklosters um Aufnahme in das Kloster, welche ihm auch bereitwilligst gewährt wurde.
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