Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
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besteht er aus weitausgedehnten Buntsandsteinhochflächen, die durch zahl-
reiche Flußtäler in flache Kuppen und Rücken zerschnitten sind. Der Bunt-
sandstein liefert einen trefflichen lvalöboöen. Der imirtt. Schwarz-
wald ist daher, wie überhaupt der ganze nördliche Teil des Gebirges, dichter
bewaldet als der südliche. Den größten Teil des württembergischen Schwarz-
walds bedeckt ein zusammenhängender, riesenhafter Nadelwald, nur unter-
krochen von den saftiggrünen Wiesengründen der Haupttäler, die von dem
dunkeln Walde sich gar lieblich abheben. Vor allem trägt das ganze Kniebis-
und Hornisgriudegebiet ein fast lückenloses Waldkleid. Außer dem Dorfe
Kniebis trifft man menschliche Wohnungen nur iu den tiefereu Tälern.
Ostlich der Murg treten auf deu Hochflächen bald vereinzelte Feldmarkungen
wie Inseln im weiten Waldmeere auf. Je weiter man gegen Osten fort
schreitet, desto größer werden die Lücken iu den zusammenhängenden Wal-
dungen, desto häufiger erscheinen kleine Weiler mit ihren Fluren. Im
Kniebisgebiet trifft man in den Tälern nur klappernde Sägemühlen und
weltabgeschiedene Einzelwohnuugen, mehr vom Herzen des Gebirgs weg
liegen in den Tälern weitläufig gebaute Weiler und Dörfer. Gegen Osten
aber erscheinen in den Haupttälern größere, mehr zusammenhängende Ort-
schasten, ja sogar ansehnliche, gewerbereiche Städte und Dörfer.
3. Pflanzen- und Tierwelt.
Die Nadelwälder des Schwarzwaldes bestehen aus riefenhaften Tan neu
und Fichten, die häufig mit langen, weißlichgranen Bartflechten be-
hangen sind. Zwischen bemoosten, mächtigen Felsblöcken streiten die
Wurzeln der Edeltanne um jede Krume des Bodens. Ans dem von
Feuchtigkeit strotzenden Moosgrnnd erheben sich mannshohe Farn-
kränter und zahllose Heidelbeer - und Preiselbeersträucher. Hie
und da sieht man auch die Stechpalme, einen schönen, immergrünen
Strauch mit glänzendgrünen, stachligen Blättern und roten Früchten. Au
den Waldrändern prangen die hohen Blütenstengel des roten Finger-
Huts und au souuigeu Bergabhäugen die großen Standen des goldblumigen
Be seng insters. Nach obeu wird infolge der starken Winde, im nörd-
lichen Schwarzwald auch des sumpfigen Bodens wegen, der Baumwucho
immer dürftiger, und zuletzt hört der Wald gauz auf. Nur das zähe Holz der
am Boden hinkriechenden Legföhre vermag noch auf den höchsten Höhen
den eisigen Winterstürmen und dein gewaltigen Schneedruck zu widerstehen.
In den großen Wäldern des Schwarzwaldes sind Edelhirsche,
Wildkatzen und im südlichen Teile des Gebirges Wildschweine nicht
ganz selten. Einsam und stille ist es gewöhnlich iu den Waldungen; denn
die Singvögel lieben das düstere Dunkel des Nadelwaldes nicht. Nnr hin
und wieder loird die Stille des Waldes unterbrochen durch das Hämmern
eines Spechts, durch das Girren einer Wildtanbe, durch den Ruf
des Kuckucks oder das Geschrei eines Tannenhähers. Leisen Tritte*
zieht vor dem Wanderer manchmal ein Reh über den Psad, oder es huscht
ein Baummarder, ein Eichhörnchen an den riesigen Tannen empor.
In höheren Teilen des Gebirges haust der Auerhahn, eine seltene, gesuchte
Jagdbeute. In den kalten, klaren Gebirgsbächen huscht die flinke Forelle,
und in den schwarzen Moorseen schleicht der Bergwassermolch träge
umher.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
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Abb. 3. Riesen-Ameisenhaufcn in der Borker Heide (Masuren).
land wechselt auch der Wolf bisweilen nach Ma-
suren herüber. Die Wölse erscheinen aber nur vereinzelt; sie greifen im allgemeinen den Menschen nicht an, flüchten aber auch nicht vor ihm.
Sehr reich ist das Tierleben in den Masurischen Seen, das neben großen Massen der bekanntesten Fische auch seltenere Arten bergen. So kommt hier in einigen Seen der Wels (Silurus glanis) vor, der bisweilen ein außerordentlich hohes Alter erreicht. So wurde 1864 im Spir-dingsee ein Wels von 5 m Länge gefangen.
Zu den für Masuren eigentümlichen Tieren gehört die Zwergmaräne (Coregonus al-bula), die hauptsächlich in den 51 m tiefen Fal-tergewässern bei der Stadt Nikolaiken vorkommt. In Nikolaiken hat dieser geschätzte Fisch eine besondere Industrie, die Fischräucherei, hervorgerufen. Von dort werden geräucherte Maronen in großen Mengen versandt.
Gipfeln großer Bäume unmittelbar an den Geeit und auf einigen Inseln. In abgelegenen sumpfigen Brüchen mit Wassertümpeln und Teichen lebt hier der Kranich, der im Gegensatz zum Reiher die Einsamkeit aufsucht. Nicht mehr fo häufig wie früher ist der Storch in Masuren, während er in Samland und im Norden Ostpreußens noch in großer Anzahl vorkommt. In Angerburg hat ein Storchenpaar die bekannte Neigung zur Niederlassung in der Nähe menschlicher Siedlungen so weit getrieben, daß es auf dem Bahnhofgebäude nistet.
Eine Merkwürdigkeit Mafureus bilden schließlich auch die großen Ameisenvölker, die oft i/2—1 m hohe Ameisenhaufen bauen, wie sie vereinzelt auch in der Lüneburger Heide vorkommen. In der Borker Heide hat Dr. von Wich-dorss auf der Kuppe des höchstens Bergrückens nach dem Dorfe Jakuuowkeu einen Ameifenhau-
nium oxycoccus, Abb. 2), der Sumpfporst (Le-dum palustre), das Wollgras (Eriophorum), die Scheuchzeria palustris und andere Moorpflanzen, die sich über den weichen Moosboden in bunter Fülle ausbreiten.
Auch die Tierwelt Masurens weist interessante Erscheinungen aus. Die Forsten bergen große Mengen Rehe und Hasen. Doch kommen Hirsche in Masuren nur in der Romintener Heide in großer Zahl vor. Wildschweine gab es hier Ende des 19. Jahrhunderts in solchen Massen, daß sie der Landwirtschaft großen Schaden verursachten, weshalb Maßnahmen zu ihrer Vertilgung getroffen werden mußten. Aus Ruß-
Tie Seen Masurens bilden aud) den Aufenthalt zahlreicher Vogelarten. In großen Scharen leben hier wilde Sd)wäne, Wildenten und Wasserhühner. Eine Eigenart der dortigen Gewässer sind die T aud) er und Möwen, die durch ihr lebhaftes Treiben, in dem sie sich aud) vom Menschen nicht stören lassen, im Landschaftsbilde einen besonders anmutigen Zug bilden. Die Möwen nisten und brüten hier auf den zahlreichen, fast unzugänglid)en kleinen Inseln mitten in den Seen, wo ein Nest neben dem andern liegt. Der Fischreichtum der Seen und Flüsse läßt bett prächtigen, seltener geworbenen Reiher hier noch in größeren Scharen siedeln. Sie horsten in den
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sitz ergriffen worden war, dazu als Entschädigung für Orange
das Oberquartier Geldern; Savoyen: Sicilien als Königreich und
das Recht der eventuellen Nachfolge in Spanien, dessen prak-
tische Bedeutung jedoch Philipp У. durch ein neues Erbgesetz
bedeutend minderte.
Nach einem weiteren Feldzug am Oberrhein, der zur Wieder-
eroberung Landaus und Freiburgs durch Marschall Villars führte,
wurde zwischen Frankreich und Oesterreich 7. März
1714 der Friede von Rastatt, zwischen Frankreich
und dem Reich 8. September 1714 der Friede von Baden
(an der Limmat) geschlossen : Frankreich gab, entsprechend den
Utrechter Festsetzungen, Breisach, Freiburg und Kehl zurück,
behielt aber alle seine früheren Erwerbungen auf dem linken
Rheinufer; die Ryswicker Klausel (s. S. 228) wurde erneuert;
die Kurfürsten von Köln und Bayern wurden in alle ihre Rechte
und Besitzungen wieder eingesetzt, wobei sich der Kaiser Aus-
tausch Bayerns gegen andere Gebiete vorbehielt. Die spanischen
Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien kamen, wie schon
im Utrechter Frieden vorgesehen war, an Oesterreich. Zwischen
Karl Iii. und Philipp У. wurde ein formeller Frieden nicht ge-
schlossen. — Letzterer verhängte in Katalonien schwere Straf-
gerichte und hob hier, wie in Aragonien und Valencia, die alten
Verfassungen vollends auf.
§71. West- und Südeuropa nach dem spanischen Erbfolgekrieg.
Die neuen Regierungen in England, Frankreich und Spanien.
In England folgte auf Königin Anna 1714 der erste König aus dem
w elfisch en (hannoverschen) Haus Georg I. (1714—27); sogar der eng-
lischen Sprache unkundig, iiberliess er die Regierung ganz seinen Ministern,
die er sofort aus der Partei der Whigs nahm. Ein schottischer Aufstand zu
Gunsten Jakob Stuarts wurde rasch unterdrückt (Anfang 1716). Die Stuart’sche
Erhebung war von Ludwig Xiv. begünstigt worden, der aber 1. Sept. 1715
starb; er hinterliess Frankreich, das in seiner Industrie zurück-
gekommen, sehr verarmt, mit Staatsschitiden von etwa 12 Milliarden heutigen
Geldwerts belastet war und seit-lange an einem regelmässigen Fehlbetrag von
bedeutender Höhe litt, seinem fünfjährigen Urenkel Ludwig Xv. (1715—74),
für den unter Zustimmung des Pariser Parlaments, aber im Widerspruch mit
Ludwigs Xiv. Testament, der Herzog Philipp von Orleans, der geistvolle,
aber liederliche Sohn der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die unumschränkte
vormundschaftliche Regierung an sich riss; dieser machte zum leitenden Minister
seinen Erzieher, den sittenlosen Abbé Dubois. In Spanien beherrschte den
König Philipp V. seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma, die den
Vermittler ihrer Ehe, Kardinal Alberöni, zum allmächtigen Minister machte;
dieser war bemüht, durch Reformen im Innern Spanien wieder emporzubringen,
aber seine äussere Politik ging, den ehrgeizigen Absichten der Königin ent-
sprechend, darauf aus, die durch den Utrechter Frieden geschaffene Lage zu
Gunsten Spaniens zu ändern und deshalb den Mächten, die den Frieden ge-
schlossen hatten, Schwierigkeiten zu bereiten, Grossbritannien durch Unter-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_У Philipp Karl_Iii Karl Philipp_У Philipp Jakob_Stuarts Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv. Ludwigs Philipp_von_Orleans Philipp Elisabeth_Charlotte Dubois Philipp_V. Philipp_V. Elisabeth_von_Parma Kardinal_Alberöni
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Freiburgs Frankreich Oesterreich Rastatt Frankreich Baden Frankreich Breisach Freiburg Kehl Bayerns Mailand Neapel Sardinien Oesterreich Katalonien Aragonien Valencia Südeuropa England Frankreich Spanien England Frankreich Spanien Spanien Spaniens Grossbritannien
241
mit Friedrich Iv. von Dänemark (1699—1730), November
1699 mit Peter ein Kriegsbündnis gegen Schweden, das
Frühjahr 1700 überfallen werden sollte. Doch trat Peter erst
August 1700 in den Krieg ein, nachdem der Friede mit der
Türkei geschlossen war, der ihn im Besitz von Asow beliess.
Inzwischen hatte sich nicht nur Riga des sächsischen Angriffs
erwehrt, sondern Karl Xii. durch seine Landung auf Seeland
den dänischen König zum Frieden von Travendal
gezwungen: Dänemark musste seinen Bündnissen und seinen
Ansprüchen an den Herzog von Gottorp entsagen. Alsbald
wandte sich Karl nach den Ostseeprovinzen und schlug in
Abwesenheit Peters 30. November 1700 bei Narwa das rus-
sische Heer, das diese Stadt belagerte, vollständig, liess aber
dann die Russen in Ruhe, um den ihm verhassten August zu
züchtigen.
Nachdem Karl 1701 die Sachsen aus Livland vertrieben
hatte, drang er in Polen ein, was den Eintritt Polens in
den Krieg zur Folge hatte. Durch die Siege bei Clissow
(Juli 1702) und beipultusk (April 1703) machte er sich zum
Herrn des grössten Teils von Polen, so dass er die Absetzung
Augusts und die Wahl des Woiwoden von Posen, Stanis-
laus Lesczynski, zum polnischen König (Juli 1704) durch-
setzen konnte; aber die Polen blieben in ihrer Mehrheit August
treu. Nachdem ein letztes sächsischesheer unter Schulen-
burg bei Fraustadt (Februar 1706) zersprengt war, zog
Karl (September) mit seinem Heer durch Schlesien nach Sachsen.
August blieb nichts übrig, als den von seinen Unterhändlern
24. September 1706 geschlossenen Frieden von Altranstädt
zu bestätigen, wonach er für sich und seine Nachkommen auf
die polnische Krone verzichtete; alle Ueberläufer mussten
ausgeliefert werden, auch Patkul, der seit 1704 als russischer
Gesandter in Dresden weilte, aber von August infolge eines
Zerwürfnisses verhaftet worden war; er wurde grausam hin-
gerichtet. Karl versagte sich dem Ansuchen Ludwigs Xiv.
(s. S. 234), blieb aber mit seinem Heer in Sachsen, das die
schwere Last der Verpflegung zu tragen hatte, bis Joseph 1.,
durch den spanischen Erbfolgekrieg zur Nachgiebigkeit gegen
die schwedische Forderung gezwungen (31. August 1707), in
einem Vertrag sich verpflichtete, allen evangelischen Unterthanen
in Schlesien Gewissensfreiheit und bürgerliche Gleichberechtigung
zu geivähren und in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau,
Oels und der Stadt Breslau den kirchlichen Rechts- und Besitz-
stand von 1648 zu Gunsten der Protestanten herzustellen.
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. * 16
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Peter Peter August Karl_Xii Karl Karl Karl Peters August Karl Karl Augusts August Karl Karl August August Karl Karl Ludwigs Joseph_1. August
244
östlichen Europa zu Gunsten Russlands. In Stockholm schloss
Schweden 9. November 1719 mit Hannover, 21. Januar 1720
mit Preussen Frieden: Hannover erhielt die Bistümer Bremen
und Verden gegen 1 Million Thaler, Preussen Vorpommern östlich
der Peene gegen 2 Millionen Thaler, sodass der deutsche Besitz
Schwedens auf den Rest von Vorpommern mit Rügen und Wismar
beschränkt wurde. Dänemark gab im F r i e d e n v о n Fried-
richsburg (3. Juli 1720) seine Eroberungen gegen 600000 Thlr.
an Schweden zurück, das aber sich dem Sundzoll unterwarf und
den Herzog von Gottorp preisgab; die Schleswig-Gottorpischen Be-
sitzungen wurden m it Dänemark vereinigt und Schleswig widerrecht-
lich, weil im Widerspruch zu der 1460 garantierten Zusammen-
gehörigkeit Holsteins und Schleswigs, unter das (1665 beschlossene)
Königsgesetz gestellt, das für Dänemark die weibliche Erbfolge
festsetzte. Gegen Russland, wurde der Krieg fortgesetzt und
dadurch nichts als eine arge Verwüstung der schwedischen Küste
erreicht. Im Frieden von Nystadt (10. September 1721)
gab Russland, dessen Herrscher jetzt den Kaisertitel annahm,
das ebenfalls eroberte Finnland zurück, behielt aber gegen
2 Millionen Thaler Ingermanland, Karelien, Esthland und Livland.
Polen, das in den Frieden mit aufgepommen wurde, hatte nichts ge-
wonnen, es musste Stanislaus Lesczynski eine Geldentschädigung zahlen, und
durch die Vermählung der einen Nichte Peters, Anna Iwanowna, mit dem
Herzog von Kurland (1712) war die Vereinigung auch dieses Landes mit
Russland eingeleitet. Den Versuch, auch in Mecklenburg festen Fuss zu
fassen dadurch, dass er den Herzog Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin,
den Gemahl der andern Tochter Iwans, Katharina, bei seinem gewaltthätigen
Vorgehen gegen die mecklenburgischen Stände unterstützte, hatte Peter der
Haltung England-Hannovers und Hollands gegenüber aufgegeben (1717). Für
die Rechte des Gottorpers trat Peter nicht ein, verlobte ihm aber kurz vor
seinem Tod die eine seiner Töchter; diese Ehe des Herzogs Karl Friedrich
von Gottorp mit Peters des Grossen Tochter Anna eröffnete dem Haus
Gottorp die Aussicht auf den russischen Thron.
§ 74. Russland unter Peter und seinen nächsten Nachfolgern.
Peters Regierung im Innern. Neben der kriegerischen Thätigkeit
waren Peters Bestrebungen, Russland unmittelbar zu europäisieren, herge-
gangen; 1716—17 hatte er seine zweite Reise nach Westeuropa (über Danzig,
Stettin, Kopenhagen, Amsterdam nach Paris) gemacht. Die Schaffung
eines Heeres (1725: 210 000 Mann) und einer Flotte (1725: allein
48 Linienschiffe), sowie einer Hauptstadt nach europäischem
Muster (s. S. 242) war gelungen. Erfolgreich waren auch die Bemühungen
Peters, in Russland neue Zweige des Ackerbaues einzuführen, den Berg-
bau zu heben, eine Industrie zu schaffen und namentlich den russischen
Handel zur Entwickelung zu bringen. Den letzteren Zwecken diente ein
merkantilistisches Schutzzollsystem, die Anstellung von Konsuln im Auslande,
die Einrichtung von Jahrmärkten und Börsen, die Einführung von Posten, die
Anlegung von Häfen und insbesondere von Kanälen, die nach Peters, freilich
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus_Lesczynski Peters Anna_Iwanowna Karl_Leopold_von_Mecklenburg-Schwerin Karl Leopold Katharina Peter Peter Karl_Friedrich
von_Gottorp Karl Friedrich Peters Anna Peter Peters Peters Peters Peters
Extrahierte Ortsnamen: Europa Russlands Stockholm Schweden Preussen Schwedens Wismar Schleswig Schleswigs Russland Russland Finnland Karelien Esthland Livland Kurland Hollands Haus
Gottorp Russland Westeuropa Danzig Stettin Kopenhagen Amsterdam Paris Russland
als Leiter der auswärtigen Politik Ostermann, der Erzieher Peters Ii., und
als Führer der bewaffneten Macht Feldmarschall Münnich, unter Peter d. Gr.
Erbauer des Ladoga-Kanals. Kaiserin Anna ernannte zu ihrem Nachfolger
Iwan, den unmündigen Sohn ihrer Nichte Anna von Mecklenburg und des
Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig, und zum Kegenten Biron; diesen
stürzte die Mutter des jungen Kaisers, um selbst die Regierung zu führen,
mit Hilfe Münnichs und Ostermanns; aber schon 6. Dezember 1741 machte
sich Peters d. Gr. jüngere Tochter Elisabeth (1741—60) durch eine Palast-
revolution zur Kaiserin. (Stammtafel des Hauses Romanow-Gottorp s. S. 303.)
Kapitel Xxii.
Rückgang der österreichischen und Vor-
bereitung der preussischen Grossmachtstellung.
§ 75. Die europäische Politik 1724—1740.
Die pragmatische Sanktion und die europäische Diplo-
matie. Karl Vi. hatte die testamentarische Bestimmung seines
Vaters, wonach im Fall des Aussterbens des habsburgischen
Mannsstamms die Töchter Josephs das erste Anrecht auf das
habsburgische Gesamterbe haben sollten, am 19. April 1713
ersetzt durch die pragmatische Sanktion; diese setzte
die unteilbare Einheit der habsburgischen Monarchie
und ihre Vererbung nach dem Recht der Erstgeburt fest, aber
so, dass die weibliche Erbfolge in erster Linie Karls eigenen
Töchtern zustehen sollte. Seit sein einziger Sohn Leopold 1710
gestorben war, drehte sich Karls Vi. Politik wesentlich um die
Sicherung der pragmatischen Sanktion.
Josephs Töchter erkannten bei ihrer Vermählung mit den Kurprinzen
von Sachsen und Bayern die neue Erbfolgeordnung an, ebenso bis 1724 die
Stände aller österreichischen Kronländer. 1725 schloss Karl mit Philipp V.
von Spanien ein Bündnis, worin beide den gegenseitigen Besitzstand an-
erkannten und der Kaiser gegen das Versprechen, die spanischen Absichten
auf Wiedergewinnung von Gibraltar und Menorka zu unterstützen, von Spanien
Zustimmung zur pragmatischen Sanktion und Begünstigungen für seine 1723
in Ostende gegründete Handelskompagnie erhielt. Dem gegenüber gingen Eng-
land und Frankreich, das wegen der Heirat Ludwigs Xv. (s. S. 238) mit
Spanien gespannt war, zusammen, und an sie schloss sich Preussen an im
Bündnis von Herrenhausen (3. September 1725). Für Friedrich Wilhelms I.
äussere Politik war die Sicherung mindestens eines Teils der Jülich-Berg’sehen
Erbschaft beim bevorstehenden Aussterben des Mannsstamms der, seit 1685
im Besitz der pfälzischen Kur befindlichen, Pfalz-Neuburgischen Linie (s. S. 150)
der massgebende Gesichtspunkt, während der pfälzische Kurfürst Karl Philipp
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Ostermann Peters Peter_d Anna Anna_von_Mecklenburg Anton_Ulrich_von_Braunschweig Biron Peters Elisabeth Karl_Vi Karl Karls Leopold Leopold Karls Karl Philipp_V.
von_Spanien Philipp_V. Ludwigs_Xv. Friedrich Wilhelms_I. Karl
Extrahierte Ortsnamen: Josephs Karls Josephs Sachsen Spanien Frankreich Spanien Herrenhausen Pfalz-Neuburgischen
249
neutral. Der alternde Prinz Eugen konnte mit seinem schwachen
Heer nicht hindern, dass die Franzosen 1733 Lothringen und
Kehl, 1734 Trier und Philippsburg eroberten, zumal da Bayern
rüstete. In Italien eroberten 1734 die Franzosen und Sardinier
die Lombardei bis auf Mantua, die Spanier unter Don Carlos
von Toskana aus fast ganz Neapel und Sicilien. 1735 kam es
bei der matten Kriegführung beider Teile zu keinen wichtigen
kriegerischen Ereignissen. 3. Oktober 1735 schloss der Kaiser,
über den Kopf seiner Bundesgenossen hinweg, den Wiener
Präliminarfrieden: Friedrich August wurde als König von
Polen anerkannt, Lesczynski erhielt seine Güter in Polen zurück,
behielt den Königstitel und bekam das Herzogtum Lothringen,
das nach seinem Tod an Frankreich fallen sollte; Frankreich
garantierte die pragmatische Sanktion. Herzog Franz Stephan von
Lothringen, der künftige Gemahl der ältesten Tochter Karls Vi.
Maria Theresia, wurde durch das Grossherzogtum Toskana ent-
schädigt; Oesterreich erhielt Parma und Piacenza, musste aber an
Don Carlos das Königreich Neapel und Sicilien, als spanisch -
bourbonische Sekundogenitur, die nie mit Spanien vereinigt
werden sollte, an Sardinien die westliche Lombardei mit Novara
und Tortona abtreten. 1736 traten die andern Mächte dem
Frieden bei, zuletzt auch das Deutsche Reich, das die übrigen
Eroberungen der Franzosen zurückerhielt, aber Lothringen end-
gültig verlor.
Der russisch - österreichische Türkenkrieg 1736 — 39.
Russland, infolge von Grenzverletzungen der Krimtataren seit
1736 im Krieg mit der Türkei, verlangte von Oesterreich die
vertragsmässige Bundeshilfe; nach dem vergeblichen Versuch
einer Friedens Vermittelung trat Karl Vi., in der Hoffnung, auf
Kosten der Türkei die erlittenen Verluste zu ersetzen, 1737
selbständig in den Krieg ein. Aber dieser Krieg wurde von
den österreichischen Feldherrn so unglücklich geführt, dass die
Türken nach ihrem Sieg bei Krozka 1739 Belgrad belagern konnten’,
der übereilt geschlossene Friede von Belgrad (September
1739) lieferte den Türken Orsöwa, Belgrad und den
österreichischen Teil der kleinen Walachei aus;
Oesterreich behielt von den Erwerbungen des Friedens von
Passarowitz nur das Banat. Nun schloss auch Russland, dessen
Heere unter Münnich zwar glänzende Kriegsthaten ausgeführt,
aber keine nachhaltigen Erfolge errungen hatten, angesichts
drohender kriegerischer Verwicklungen mit Schweden Frieden:
es erhielt Asoiv zurück, aber mit geschleiften Festungswerken
und ohne das Recht freier Schiffahrt auf dem Asowschen und
Schwarzen Meer.
h
■ •
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Carlos
von_Toskana Friedrich_August Friedrich August Lesczynski Franz_Stephan_von
Lothringen Franz Karls Maria_Theresia Maria Theresia Carlos Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Philippsburg Italien Mantua Neapel Sicilien Polen Lothringen Frankreich Frankreich Karls Grossherzogtum_Toskana Oesterreich Piacenza Neapel Sicilien Spanien Sardinien Tortona Lothringen Russland Oesterreich Belgrad Belgrad Oesterreich Russland Schweden
230
Kapitel Xx.
Die Erhebung Oesterreichs zu einer euro-
päischen Grossmacht und Englands zur ersten
See- und Handelsmacht.
§ 69. Die Frage der spanischen Erbfolge und die Gruppierung
der Mächte.
Die spanische Erbschaft. Die Kränklichkeit und Kinder-
losigkeit Karls Ii. liess das baldige Aussterben des Manns-
stamms der spanischen Habsburger erwarten. Anspruch auf das
Erbe machte für einen seiner beiden Söhne Kaiser Leopold I. als
Haupt der deutschen Linie des Hauses Habsburg und als Gemahl
der zweiten Tochter Philipps Iv.; aber auch Ludwig Xiv. be-
anspruchte trotz des Verzichts seiner Gemahlin, der älteren Tochter
Philipps Iv. (s. S. 189), das Erbe für sein Haus. Die Seemächte
England und Holland widerstrebten im Interesse des europäischen
Gleichgewichts und zugleich ihrer maritimen Stellung jeder dieser
beiden Lösungen; andrerseits wiesen Regierung und Volk in
Spanien den Gedanken einer Teilung der Gesamtmonarchie zu-
rück. Sollte weder ein Habsburger noch ein Bourbon Erbe der
spanischen Krone werden, so hatte das nächste Anrecht der
einzige Sohn des bayrischen Kurfürsten Max Emanuel und seiner
ersten Gemahlin Maria Antonie, der einzigen Tochter Leopolds
und seiner spanischen Gemahlin. Aber der Kurprinz Joseph
Ferdinand, den Karl Ii. zu seinem Nachfolger im Gesamtreich
erklärte, starb kurz darauf (G. Februar 1699). Nun schlossen
die Seemächte mit Frankreich (März 1700) einen (zweiten)
leilungsvertrag, wonach Leopolds zweiter Sohn Karl Spanien,
die Niederlande und die Kolonien, Frankreich die italienischen
Besitzungen Spaniens, bezw. Lothringen im Austausch gegen Mai-
land, erhalten sollte; aber dieser Teilungsvertrag stiess in Spanien
auf entschiedenen Widerstand, und der sterbende Karl Ii. setzte
in seinem Testament Philipp von Anjou, den zweiten
Enkel Ludwigs Xiv., zu seinem Ges amt erben ein mit der
Bestimmung, dass die unteilbare spanische Monarchie nie mit
einer andern vereinigt werden dürfe und also in zweiter Linie
Philipps jüngerer Bruder, der Herzog von Berry, in dritter
Linie Erzherzog Karl, in vierter der Herzog Viktor Amadeus Ii.
von Savoyen, als Nachkomme Philipps Ii., Erbe der spanischen
Krone sein solle. Karl Ii. starb am 1. November 1700, und
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Extrahierte Personennamen: Karls Leopold_I. Leopold_I. Philipps_Iv. Philipps_Iv. Ludwig_Xiv Ludwig Philipps Philipps Max_Emanuel Max Maria_Antonie Maria Leopolds Joseph
Ferdinand Ferdinand Karl_Ii Karl Leopolds Karl_Spanien Karl Karl_Ii Karl Philipp_von_Anjou Philipp Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Philipps Berry Karl Karl Viktor_Amadeus Viktor Philipps Philipps Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Englands Karls England Holland Spanien Leopolds Frankreich Niederlande Frankreich Spaniens Lothringen Spanien
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am 16. November erklärte Ludwig Xiv. feierlich die An-
nahme der spanischen Krone durch seinen Enkel.
Die grosse Allianz gegen Frankreich und Philipp V.
Oesterreich, das unter keinen Umständen die italienischen
Besitzungen Spaniens in fremde Hände fallen lassen wollte, b e-
schloss jetzt den Krieg. In England und Holland herrschte
Abneigung gegen den von Wilhelm Iii. und dem Staats-
pensionär Heinsius als notwendig erkannten Krieg; als aber
Ludwig Xtv. sofort seine Truppen in dem von dem General-
statthalter, Kurfürsten Max Emanuel, nicht verteidigten Belgien
einrücken liess und alle politischen und merkantilen Zugeständ-
nisse verweigerte, die für Holland Philipps von Anjou Nachfolge
in der spanischen Gesamtmonarchie hätten annehmbar machen
können, brachte Wilhelm Iii. am 7. September 1701 zwischen
den beiden Seemächten und Oesterreich die „grosse
Allianz“ zu stände, wonach der Kaiser als „Satisfaktion für
seine Ansprüche“ die spanischen Niederlande, das alte Reichs-
lehen Mailand, Neapel und Sicilien, die Seemächte Garantieen
für die Freiheit ihres Handels bekommen und die von ihnen zu
erobernden spanischen Kolonien behalten sollten, während be-
treffs Spaniens selbst nur festgesetzt wurde, dass es nie mit
Frankreich vereinigt werden solle. Als vollends Ludwig Xiv.
nach dem Tod Jakobs Ii. am 16. September 1701 das Thron-
recht von dessen Sohn „Jakob Iii.u feierlich anerkannte, während
die englische Successionsakte vom 12. Juni 1701 fest-
setzte, dass im Fall des kinderlosen Todes der Prinzessin Anna
die Thronfolge an die Kurfürstin Sophie von Hannover, die
Tochter des Winterkönigs und Enkelin Jakobs I., also an das
Haus Hannover übergehen sollte, wurden vom Parlament
bereitwilligst die grössten Mittel für die Kriegführung zur Ver-
fügung gestellt. Dagegen hatte Viktor Amadeus von Savoyen,
Schwiegervater Philipps von Anjou, sein Bündnis mit Frankreich
erneuert, Papst Clemens Xi. war ebenfalls für Frankreich ge-
wonnen, und in Mailand, Mantua und Neapel standen seit An-
fang 1701 französische Truppen. In Spanien selbst war Philipp V.
von den Kastilianern mit Jubel aufgenommen worden, während
Katalonien, Aragonien und Valencia der habsburgischen Thron-
folge geneigt waren.
Königtum in Preussen. Das Reich gegen Frankreich.
Von den grösseren deutschen Staaten kam für den spanischen
Erbfolgekrieg nicht in Betracht das Kurfürstentum Sachsen, da
Kurfürst Friedrich August (I.), der Starke (1694—1733),
seit 1697 König August Ii. von Polen (s. S. 228), ausschliess-
lich durch den nordischen Krieg (s. § 73) in Anspruch
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Philipp_V.
Oesterreich Philipp_V. Wilhelm Heinsius Ludwig_Xtv Ludwig Max_Emanuel Max Holland_Philipps_von_Anjou Philipps Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Jakobs Anna Sophie_von_Hannover Jakobs_I. Viktor_Amadeus_von_Savoyen Viktor Schwiegervater_Philipps_von_Anjou Philipps Clemens_Xi Philipp_V. Philipp_V. Friedrich Friedrich August August
Extrahierte Ortsnamen: Ludwig_Xiv Frankreich Spaniens England Holland Oesterreich Mailand Neapel Sicilien Spaniens Frankreich Haus_Hannover Frankreich Frankreich Mailand Mantua Neapel Spanien Katalonien Aragonien Valencia Preussen Frankreich Sachsen Polen
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Sprache und Litteratur und huldigte teils schöngeistigen und philosophischen
Neigungen teils einem durch Musik und Theater verfeinerten Lebensgenuss.
So zerfiel er mit dem einseitigen Vater, der durch seine zuweilen
barbarische, feineres Empfinden und Selbstbewusstsein des Jünglings (auch
mit dem Stock) schwer verletzende, Strenge das Gegenteil dessen, was er
wollte, erzielte, immer mehr, zumal da Friedrich im Widerspruch mit dem
Vater an dem Gedanken, eine Tochter Georgs Ii. von England zu heiraten,
festhielt. Der gescheiterte Fluchtversuch (1730) hatte zur Folge, dass
Friedrichs Vertrauter Lieutenant Katte hingerichtet, er selbst der Kriegs- und
Domänenkammer in Küstrin zugeteilt wurde, wo er arbeiten und die Ver-
waltungsgeschäfte gründlich kennen lernte. Durch Einwilligung in die Ver-
heiratung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern,
einer Nichte der Kaiserin (1788), erkaufte er die Aussöhnung mit dem
Vater, dessen Zufriedenheit und Vertrauen er sich in wachsendem Mass,
namentlich als Oberst in Ruppin durch Bethätigung militärischen Interesses
und Verständnisses, erwarb. Die Teilnahme an dem Rheinfeldzug des Jahres
1734 lehrte ihn die militärische Schwäche des Reichs und Oesterreichs kennen.
In Rheinsberg (bei Ruppin), wo er, von geistesverwandten Freunden, z. T.
Franzosen, umgeben, seit 1736 Hof hielt, studierte er den Philosophen der
„Aufklärung“ Wolff, stand mit deren geistreichstem Vertreter Voltaire in
Briefwechsel und verfasste zwei für seine Auffassung von den Aufgaben der
preussischen Politik und des Herrschers bezeichnende Schriften, die „Betrach-
tungen über den gegenwärtigen Zustand des europäischen Staatensystems“ und
den „Antimachiavell“ (Widerlegung der Anschauungen einer durchaus bedenken-
losen Gewalt- und Machtpolitik, die der Florentiner Nicolo Machiavelli [1469
bis 1527] in seinem Buch „vom Fürsten“ dargelegt hatte, beeinflusst von der
politischen Praxis seiner Zeit und eigener pessimistischer Beurteilung der
Menschen und geleitet von dem sehnsüchtigen Verlangen nach einem italieni-
schen Nationalstaat, zu dessen Schaffung er jede zweckdienliche Verletzung
von Treue, Recht und Humanität für zulässig hielt).
Friedrich Ii. (1740—86) übernahm am 31. Mai 1740
die Regierung, die er als „erster Diener des Staates“,
aber absoluterherrscher führte. Seine ersten Regierungs-
handlungen waren Abschaffung der Folter, Sorge für eine freie
Presse und die Erklärung „die Religionen müssen alle toleriert
werden; hier muss ein jeder nach seiner Facon selig werden.“
Der Versuch zur Geltendmachung der Ansprüche seines Hauses
auf Jülich-Berg, an deren Unterstützung Preussen seine An-
erkennung der pragmatischen Sanktion geknüpft hatte, begegnete
der ablehnenden Haltung des Kaisers, sowie Frankreichs und
Englands. Da bestimmte ihn der Tod Kaiser Karls Vi. (Ok-
tober 1740), die alten Ansprüche seines Hauses auf Teile
Schlesiens (s. S. 220) a u f z u n e h m e n. Karls Erbin war seine
23jährige Tochter, Maria Theresia, Gemahlin des Grossherzogs
von Toskana, Franz Stephan von Lothringen (s. S. 249), kraft der
pragmatischen Sanktion, die aber der von Ferdinands I. ältester
Tochter abstammende Kurfürst Karl Älbrecht von Bayern, Schwieger-
sohn Josephs Ii., unter, thatsächlich nicht zutreffender, Berufung
auf Ferdinands I. Testament (s. S. 71) nie anerkannt hatte; auch
Kurfürst Friedrich August Ii. von Sachsen (1733—63, seit 1734 als
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_Vertrauter_Lieutenant_Katte Friedrichs Elisabeth_Christine_von_Braunschweig-Bevern Wolff Nicolo_Machiavelli Friedrich_Ii Friedrich Karls Karls Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan_von_Lothringen Franz Ferdinands_I. Karl_Älbrecht_von_Bayern Karl Ferdinands_I. Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Georgs England Ruppin Oesterreichs Rheinsberg Ruppin Jülich-Berg Preussen Frankreichs Englands Karls Schlesiens Karls Toskana Josephs Ferdinands Sachsen