Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1902 - Karlsruhe : Lang
— 102 — und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlügen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Vater aus einer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt *) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinem Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wurde der Prinz freigelassen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden ausgenommen und erhielt feine Ossi-ziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich daraus bedacht, sich aus seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten. Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Taler. Das tüchtige Heer zählte über 70000 Mann. In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi. Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollem früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt. Im Jahre 1756 erhielt er durch eiueu sächsischen Beamten geheime Brieffchaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschlossen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen. Er beschloß, dem befürchteten Angriffs zuvorzukommen und rückte am 29. August 1756 mit einem Heere von "*) Bei Sinsheim in Baden.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 138

1902 - Karlsruhe : Lang
— 138 — und hatte alle Hoffnung auf einen Sieg, weit seine Truppen mit einem besseren Jnfanteriegewehre und einem Geschütze von mörderischer Wirkung, dem Chassepotgewehre und der Mitraillense, ausgerüstet waren. Nebenbei wußte er, daß in Süddeutschland die Preußen nicht besonders beliebt waren, und hoffte, die Deutschen gegen die Deutschen benützen zu können, wie es einst sein Oheim getan hatte. Das aber wußte er nicht, daß in Süddeutschland Fürsten und Völker den Verrat am Vaterlande verabscheuten ititd in einem Kampse gegen Frankreich mit Freuden an der Seite ihrer norddeutschen Brüder zu kämpfen bereit waren. Noch fehlte es an einem Vorwande znm Kriege. Da boten spanische Parteimänner, nachdem die Königin Isabella von Spanien im Jahre 1868 verjagt worden war, dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern die spanische Königskrone an. Der Prinz war auch bereit, sie anzunehmen; als aber die französische Regierung erklärte, sie sehe hierin eine Vergrößerung der preußischen Macht, die sie nicht dulden dürfe, zog der Prinz seine Zusage zurück. Diese Reden von Vergrößerung der preußischen Macht waren ein lügenhaftes Ränkespiel. Leopold von Hohenzollern ist allerdings ein preußischer Prinz;*) allein er ist mit der preußischen Königsfamilie nur dadurch verwandt, daß das preußische Königshaus und die Fürsten von Hohenzollern einen gemeinsamen Stammvater haben, der vor 700 Jahren gelebt hat. Viel näher ist er mit der Familie Kaiser Napoleons Iii. verwandt; die Mutter seines Vaters und die Mutter seiner Mutter waren Nichten Kaiser Napoleons I., also Basen Napoleons Iii. Von einer Verbindung mit dem durch andauernde innere Unruhen geschwächten Königreiche Spanien hätte Preußen viel mehr Nachteil als Nutzen zu erwarten gehabt. Aber der französische Kaiser brauchte deu Krieg, deswegen waren ihm auch die schlechtesten Vorwände gut genug. Obgleich Prinz Leopold die spanische Kroue endgültig abgelehnt hatte, waren die Franzosen nicht zufrieden. Der französische Gesandte am Berliner Hofe, Benedetti, verlangte im Bade Ems von König Wilhelm mit großer Zudringlichkeit das Versprechen, nie zu dulden, daß der Prinz von Hohenzollern die spanische Königskrone annehme. Dem preußischen Gesandten in Paris wurde sogar zu verstehen gegeben, es wäre gut, wenn sein König sich in einem besonderen Schreiben bei dem Kaiser Napoleon dafür entschuldigte, daß die Spanier dem Erbprinzen von Hohenzollern ihre Königskrone angeboten hatten. *) Als im Jahre 1850 die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und Hechingen ihre Fürstentümer an Preußen abtraten, erhielten sie für sich und ihre Familien den Titel Hoheit und die Vorrechte der preußischen Prinzen. Seit dem Aussterben der Hechinger Linie trägt der Fürst den Titel: Fürst von Hohenzollern.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 109

1902 - Karlsruhe : Lang
— 109 — wurde sein Sohn Joseph Ii. zum deutschen Kaiser gekrönt. Maria Theresia ernannte ihn zum Mitregenten in den österreichischen Erblanden. Kaiser Joseph Ii. bemühte sich, der Kaisermacht im Reiche wieder zu einigem Ansehen zu verhelfen und besonders die groben Mißbrauche abzustellen, die bei den obersten Reichsgerichten eingedrungen waren.*) Aber seine Bemühungen hatten keinen rechten Erfolg; denn das deutsche Reich bestand nur noch dem Namen nach, und die einzelnen Reichsfürsten betrachteten sich als selbständige Herrscher ihrer Länder und regierten dieselben uach ihrem Belieben. Nach dem Tode seiner Mutter trat Kaiser Joseph Ii. 1780 die Regierung seiner Erblande an. Während seiner zehnjährigen Herrschaft war sein einziges Bestreben, die Einrichtungen seiner Staaten so viel als möglich nach dem Vorbilde Preußens umzugestalten. Er ordnete an, daß die große Zahl der Klöster verringert und das Übermaß der kirchlichen Feiertage beschränkt wurde. Durch das Toleranzedikt vom Jahre 1781 gewährte er seinen nichtkatholischen Untertanen freie Religionsausübung. Um die Lage des Bauernstandes zu verbessern, hob er die Leibeigenschaft **) aus. Um die Bauernarbeit zu ehren, legte er selbst einmal ans einer Reise in Böhmen die kaiserliche Hand an den Pflug und zog eine Furche. Nach Josephs Willen sollten alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit verschwinden und in seinen Landen alle Menschen vor dem Gesetze gleich sein. Jeder Untertan, der ein Anliegen vorbringen wollte, hatte stets Zutritt. Mit Stolz nannte er sich einen Freund und Verehrer der Menschheit. Seine edeln und wohlgemeinten Bestrebungen trugen aber nicht die gewünschte Frucht. Weil er alles, auch die kleinsten Dinge, selbst ordnen, selbst regieren wollte, lud er sich eine Arbeitslast aus, die er nicht bewältigen konnte, obgleich er sich vom frühen Morgen bis in die späte Nacht den Regierungsgeschäften widmete. Allen seinen Bestrebungen fehlte nicht der redlichste Wille; aber er griff viele Dinge allzu hastig au, und dadurch wurden die Leute oft ohne Not in ihren Anschauungen und Gefühlen gekränkt. Der Adel und die Geistlichkeit waren über die Beschränkung ihrer *) Man spottete über die Langsamkeit der Richter: wenn ein Prozeß vor das Reichskammergericht gebracht wird, werden die Schriftstücke zusammengebunden und an der Decke des Gerichtssaales ausgehängt. Dort bleiben sie hängen, bis die Schnüre verfault sind und die Akten den Richtern aus den Kopf fallen. Nur wer brav „schmierte", konnte erwarten, daß die Richter den Prozeß schnell erledigten. **) Der Leibeigene war in allen Dingen von seinem Gutsherrn abhängig; wollte er sich verheiraten, einen Kauf oder Verkauf schließen, an einen andern Ort ziehen, so konnte dies nur mit Erlaubnis des Gutsherrn geschehen. Der Bauer mußte dem Gutsherrn die Felder bebauen, große Abgaben zahlen usw.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 273

1902 - Karlsruhe : Lang
— 273 — ausrichten! Deshalb verhandelten die städtischen Abgesandten mit dem französischen Minister Lonvois. Seine Forderungen waren einfach: Unterwerfung der Stadt unter die Oberhoheit der französischen Krone, Huldigung vor dem Könige, Ausnahme einer Besatzung. Dafür sollte Straßburg seine Rechte und Freiheiten behalten und in den Schutz des Königs ausgenommen werden. Verweigere man die Annahme dieser Bedingungen, so drohte Louvois, die Stadt zu erobern, plündern und verwüsten zu lassen. Hilse vom Reiche war uicht zu erwarten, Deutschland war zu schwach geworden, und im Osten drohten die Türken. So mußte sich Straßburg ergeben. In der Nacht vom 29. aus den 30. September 1681 wurden die Bedingungen ausgearbeitet, unter denen Ltraßburg französisch werden sollte. Noch an demselben Tage erfolgte die Besetzung der Stadt; wenige Tage daraus leistete der Rat den Eid der Treue. Am 23. Oktober hielt Ludwig Xiv. seinen Einzug. Xii. Lothringen wird französisch. Jetzt fehlte den Franzosen, nur noch der Teil von Lothringen, wo die Herzöge ihre alte Herrschaft ausübten. Ilm das Jahr 1730 brach der polnische Erbsolgefrieg aus, in dem es sich darum handelte, ob der Kurfürst von Sachsen oder der frühere polnische König Stanislaus Leszinsky König von Polen werde. In diesem Kriege trat der französische König Ludwig Xv. aus Seite des Polen Ltanislans Leszinsky, seines Schwiegervaters, und kämpfte sür ihn gegen Österreich. Nach Beendigung des Krieges wurde ausgemacht, daß Stanislaus Leszinsky aus Polen verzichte, dasür aber das Herzogtum Lothringen erhalte, das nach seinem Tode an seinen Schwiegersohn Ludwig Xv. abzutreten und mit Frankreich zu vereinigen sei. Dasür sollte der lothringische Herzog Franz Stephan das Großherzogtum Toskana erhalten. Die Nachricht von diesen Plänen erregte in ganz Lothringen Bestürzung. Die Mutter des Herzogs, der damals in Wien am kaiserlichen Hose weilte, schickte sofort einen Boten an ihren Sohn. um ihm und dem Kaiser von der Annahme dieses Borschlags abzuraten. Der Kaiser jedoch, der seine Tochter Maria Theresia dem lothringischen Herzog vermählen wollte, kümmerte sich wenig um diesen Eilboten und dessen Wünsche, schrieb der Regentin von der nahen Heirat ihres Sohnes und lud den Bruder zu den vwchzeitsfeierlichkeiten ein. Von dem Schicksal des Herzogtums Lothringen stand nichts in dem Briese. Die^ Hochzeit des Herzogs mit der Kaiserstochter wurde gefeiert. Im ganzen Lande begingen die Lothringer, die an den Ländertausch noch immer nicht glauben konnten, den Hochzeitstag aufs feierlichste und wollten dadurch ihre Treue und Anhänglichkeit Berger-Siehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 18

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 274

1902 - Karlsruhe : Lang
— 274 — offen zeigen. In Nauzig veranstaltete man die ausgesuchtesten Festlichkeiten und ein großes Festmahl. Selbst in den kleinsten Orten wurde der Tag gefeiert. Umsonst. Im Jahre 1736 unterschrieb Herzog Franz Stephan den Vertrag, durch den das Land an Stanislaus und deu französischen König übergeben wurde. Als die Herzogin das Land verließ, wurde sie auf ihrem ganzen Wege von den Tränen des Volkes begleitet. So dicht hatte es sich an den Straßen aufgestellt, daß der Wagen 5 Stunden brauchte, um eine einzige zurückzulegen. Die Herzogin sammelte die alten Anhänger des Hauses um sich und bildete einen kleinen Hof; manche lothringischen Edelleute verließen das Land, um sich anderwärts anzusiedeln. Ein Teil folgte dem Herzog nach Österreich, ein anderer Teil wollte von ihm nichts wissen, da er sein Heimatland verschachert habe. „Ich sah Sie zur Welt kommen," sagte ein Offizier zu ihm, „ich teilte unter ihrem Vater das Wohl meines Vaterlandes, ich werde auch seine Tränen teilen; ich kann mich nicht entschließen, ein Land zu verlassen, wo ich bei jedem Schritte aus eine Wohltat Ihres Vaters stoße; er liebte uns, er hätte uns nicht verlassen!" Der Herzog Franz Stephan mied fortan fein Vaterland. Später (vom Jahre 1745—1765) war er Deutscher Kaiser, und uoch heute regieren seine Nachkommen, die Lothringer-Habsburger, im österreichischen Kaiserstaate. Nach dem Tode des Polenkönigs Stanislaus Leszinskh (1766) fiel ganz Lothringen an Frankreich. Wie Elsaß und Lothringen wieder an Deutschland kamen, wurde schou erzählt.

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 107

1902 - Karlsruhe : Lang
— 107 — Karl Vi. hatte keine Söhne, und seine größte Sorge war die, seiner einzigen Tochter Maria Theresia die ungeschmälerte Erbschaft der österreichischen Lande zuzuwenden, -hach dem geltenden Rechte hätte die Tochter die Herrschaft nicht erben können; gleichwohl setzte der Kaiser sie durch ein besonderes Gesetz, das man die pragmatische Sanktion nannte, zur Erbin ein. Mit großen Mühen und Opsern bewog er die Fürsten des deutschen Reiches und der übrigen europäischen Länder zur Anerkennung der pragmatischen Sanktion und zu dem Versprechen, dieselbe nach fernem Tode ausrecht zu erhalten. _ m . Der Prinz Eugen von Savoyen legte aus diese Versprechungen sehr wenig Wert; er meinte, ein tüchtiges Heer von 100000 Mann wäre besser als alle pragmatischen Sanktionen. Beim Tode des Kaisers zeigte sich, daß der Prinz richtig geurteilt hatte. Kaum hatte der Kaiser die Augen geschlossen, so erhob der Kursürst Karl Albrecht von Bayern, der die pragmatische Sanktion nicht anerkannt hatte, Ansprüche auf die deutschen Erblande des Kaisers, und Friedrich Ii. von Preußen, der eben die Regierung angetreten hatte, besetzte Niederschlesien. Von allen Fürsten, welche die pragmatische Sanktion anerkannt hatten, stand nur König Georg Ii. von England zu Maria Theresia. Vom Könige von Frankreich mit Geld und Hilsstrnppen unterstützt, rückte Karl Albrecht in Oberösterreich und Böhmen ein und ließ sich in Prag zum böhmischen König krönen. Maria Theresia kam in die größte Not. Die Kassen waren leer, das Heer schwach und schlecht gerüstet. Gleichwohl verlor Maria' Theresia den Mut nicht. Nachdem sie in Preßbnrg als Königin von Ungarn gekrönt worden war, trat das ungarische Volksausgebot unter die Waffen, und aus allen österreichischen Landen zogen dem Heere Verstärkungen zu. Bald wurden die Franzosen und Bayern aus Böhmen verjagt und der größte Teil von Bayern samt der Hauptstadt München von den österreichischen Trappen besetzt. Inzwischen war Kurfürst Karl Albrecht zum deutschen Kaiser erwählt und in Frankfurt als Karl Vii. gekrönt worden. Er trug aber nur drei Jahre die Kaiserkrone, und nach seinem Tode 1745 machte sein Sohn Friede mit Maria Theresia, indem er auf das österreichische Erbe verzichtete. Der Gemahl Maria Theresias, Herzog Franz Stephan von Lothringen, wurde im nämlichen Jahre zum deutschen Kaiser gewählt. An Friedrich Ii. von Preußen mußte Maria Theresia, nachdem zwei Feldzüge in Schlesien unglücklich sür sie verlausen waren, im Frieden von Dresden (1745) Schlesien und die Grasschast Glatz abtreten. Mit den übrigen Feinden wurde erst im Jahre 1748 zu Aachen der Friede geschlossen, der dem österreichischen Erbsolgekriege ein Ende machte.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 108

1902 - Karlsruhe : Lang
108 — . Die folgenden Friedensjahre benützte Maria Theresia dazu, die Staatseinrichtungen in ihren Ländern zu verbessern. Unter ihrem Vater hatten die österreichischen Staatseinnahmen 60 Millionen Mark betragen; davon war viel durch sorglose Wirtschaft verschleudert und durch Betrug und Unterschleis der Beamten verloren worden. Maria Theresia brachte durch kluge Einrichtungen die Einnahmen aus 72 Millionen Mark und wachte darüber, daß die Staatsgelder sparsam und gewissenhaft verwaltet wurden. Die Gesetze wurden verbessert, die Folter der Angeklagten abgeschafft und für eine pünktliche Rechtspflege gesorgt; besonders eifrig war Maria Theresia auf die Vermehrung und Verbesserung der Volksschulen bedacht. Das österreichische Heer wurde neu gestaltet und der Dienst zweckmäßiger eingerichtet. Maria Theresias Bestrebungen, das Wohl ihrer Länder zu befördern, wurden gestört durch den siebenjährigen Krieg. Die Kaiserin traute Friedrich Ii. nicht, und nachdem sie ihre Kräfte gesammelt und vermehrt hatte, wäre ihr ein Anlaß zum Kriege' mit dem Preußenkönige nicht unerwünscht gewesen, weil sie Schlesien wieder zu gewinnen hoffte. Ihr schlauer Minister Kaunitz brachte e§_ dahin, daß der alte Feind Habsburgs, der König von Frankreich, ein Bündnis mit der Kaiserin schloß; der Kursürst von Sachsen, der zugleich König von Polen war, trat diesem Bündnisse bei; auch die Kaiserin Elisabeth von Rußland stellte ihren Beitritt in Aussicht. Friedrich der Große erhielt Kenntnis von den Unterhandlungen; er sah ein, daß der Zweck des Bündnisses nur die Zertrümmerung der preußischen Monarchie sein könne, und kam dem Angriffe durch seinen Einmarsch in Sachsen zuvor. Der siebenjährige Kamps, der nun folgte, hatte für Maria Theresia keine andere Folge, als daß der Wohlstand ihrer Länder vernichtet wurde und sie im Hubertsburger Frieden abermals auf Schlesien verzichten mußte. Nachdem (1765) Kaiser Franz I. mit Tod abgegangen war, Joseph Ii.

8. Kurzer Abriss der badischen Geschichte - S. 52

1903 - Karlsruhe : Lang
— 52 — Aben überhaupt vieles zu danken hat. Auch für Kunst und Wissenschaft geschah Bedeutendes uuter der Regierung Leopolds: das Hoftheater, die Gemäldegalerie in Karlsruhe und mancher anderer ihren Zwecken dienender Bau, das Standbild Karl Friedrichs auf dem Schloßplatz u. a. zeugen davon. So ging es auf allen Gebieten frisch voran. Gleichwohl fand die im Frühjahr 1848 aus Frankreich eingedrungene Revolutionsbewegung im Lande willige Aufnahme; und es kam zu einem Aufstand, der allerdings mithilfe einiger Truppen des Deutschen Bundes rasch unterdrückt werden konnte. Aber schon das Jahr darauf brach aufs neue eine Empörung aus, die anfangs im Zusammenhang mit wohlgemeinten nationalen Einheitsbestrebungen stand, bald aber sehr'bedenklich ausartete. Es kam zu schweren Ausschreitungen und Soldatenmentereien in Rastatt und Karlsruhe, wodurch der Großherzog mit seiner Familie und der Regierung zu schleunigster Flucht genötigt wurde. Die Aufständischen riefen die Republik aus und nahmen von der Landeshauptstadt Besitz. Erst das Eingreisen preußischer Truppen unter Führung des Prinzen Wilhelm, des späteren Königs und Kaisers, vermochte nach mehrfachen blutigen Kämpfen in der Gegend von Rastatt, Karlsruhe und Mannheim die Ordnung wiederherzustellen und den Großherzog in seine Residenz zurückzuführen. Strenge Strafen wurden über die Empörer verhängt, von denen ein Teil zu Rastatt standrechtlich erschossen wurde. Auf Großherzog Leopold wirkten diese Ereignisse niederschmetternd, hatte doch all sein Denren und Tun demselben Volke gegolten, das ihm mit solchem Undank lohnte. Er konnte den Schmerz darüber nicht verwinden, blieb aber gleichwohl seinem Volke ein treubesorgter, wohlmeinender Landesvater. Freilich lange überlebte er diese Schicksalsschläge nicht: nach einer schweren Krankheit verschied er am 24. April 1852. Großherzog Leopold war seit 1819 mit der schwedischen Prinzessin Sophie vermählt; diese überaus glückliche Ehe war mit sieben Kindern gesegnet: l.^-Prinzessin Alexandrine, geb. 1820, 1842 vermählt mit Herzog Trnst Ii. von Sachsen-Koburg-Gotha, 1893 verwittwet; %. Pri.nz Ludwig, 1824 gebülw, 1852—1856 dem Namen nach"großherzog (Ludwig Ii.), doch nicht Regent, 1858 gestorben;.Z. Prinz Friedrich; der jetzige Großherzog; 4. Prinz Wilhelm, 1829 geboren, heldenmütiger Führer badischer Truppen im deutsch-sranzösischen Krieg, bei Nuits am 18. Dezember 1870 schwer verwundet, 1897 gestorben (aus seiner Ehe mit der russischen Prinzessin Maria Maximilianowna „stammen Prinz Maximilian von Baden, derzeit 1900 mit der Prinzessin Maria Luise von Cnmberland Vermählt ist, und Prinzessin Marie,' die Gemahlin^, des

9. Neue Zeit - S. 236

1897 - Stuttgart : Neff
236 sitz ergriffen worden war, dazu als Entschädigung für Orange das Oberquartier Geldern; Savoyen: Sicilien als Königreich und das Recht der eventuellen Nachfolge in Spanien, dessen prak- tische Bedeutung jedoch Philipp У. durch ein neues Erbgesetz bedeutend minderte. Nach einem weiteren Feldzug am Oberrhein, der zur Wieder- eroberung Landaus und Freiburgs durch Marschall Villars führte, wurde zwischen Frankreich und Oesterreich 7. März 1714 der Friede von Rastatt, zwischen Frankreich und dem Reich 8. September 1714 der Friede von Baden (an der Limmat) geschlossen : Frankreich gab, entsprechend den Utrechter Festsetzungen, Breisach, Freiburg und Kehl zurück, behielt aber alle seine früheren Erwerbungen auf dem linken Rheinufer; die Ryswicker Klausel (s. S. 228) wurde erneuert; die Kurfürsten von Köln und Bayern wurden in alle ihre Rechte und Besitzungen wieder eingesetzt, wobei sich der Kaiser Aus- tausch Bayerns gegen andere Gebiete vorbehielt. Die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien kamen, wie schon im Utrechter Frieden vorgesehen war, an Oesterreich. Zwischen Karl Iii. und Philipp У. wurde ein formeller Frieden nicht ge- schlossen. — Letzterer verhängte in Katalonien schwere Straf- gerichte und hob hier, wie in Aragonien und Valencia, die alten Verfassungen vollends auf. §71. West- und Südeuropa nach dem spanischen Erbfolgekrieg. Die neuen Regierungen in England, Frankreich und Spanien. In England folgte auf Königin Anna 1714 der erste König aus dem w elfisch en (hannoverschen) Haus Georg I. (1714—27); sogar der eng- lischen Sprache unkundig, iiberliess er die Regierung ganz seinen Ministern, die er sofort aus der Partei der Whigs nahm. Ein schottischer Aufstand zu Gunsten Jakob Stuarts wurde rasch unterdrückt (Anfang 1716). Die Stuart’sche Erhebung war von Ludwig Xiv. begünstigt worden, der aber 1. Sept. 1715 starb; er hinterliess Frankreich, das in seiner Industrie zurück- gekommen, sehr verarmt, mit Staatsschitiden von etwa 12 Milliarden heutigen Geldwerts belastet war und seit-lange an einem regelmässigen Fehlbetrag von bedeutender Höhe litt, seinem fünfjährigen Urenkel Ludwig Xv. (1715—74), für den unter Zustimmung des Pariser Parlaments, aber im Widerspruch mit Ludwigs Xiv. Testament, der Herzog Philipp von Orleans, der geistvolle, aber liederliche Sohn der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die unumschränkte vormundschaftliche Regierung an sich riss; dieser machte zum leitenden Minister seinen Erzieher, den sittenlosen Abbé Dubois. In Spanien beherrschte den König Philipp V. seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma, die den Vermittler ihrer Ehe, Kardinal Alberöni, zum allmächtigen Minister machte; dieser war bemüht, durch Reformen im Innern Spanien wieder emporzubringen, aber seine äussere Politik ging, den ehrgeizigen Absichten der Königin ent- sprechend, darauf aus, die durch den Utrechter Frieden geschaffene Lage zu Gunsten Spaniens zu ändern und deshalb den Mächten, die den Frieden ge- schlossen hatten, Schwierigkeiten zu bereiten, Grossbritannien durch Unter-

10. Neue Zeit - S. 241

1897 - Stuttgart : Neff
241 mit Friedrich Iv. von Dänemark (1699—1730), November 1699 mit Peter ein Kriegsbündnis gegen Schweden, das Frühjahr 1700 überfallen werden sollte. Doch trat Peter erst August 1700 in den Krieg ein, nachdem der Friede mit der Türkei geschlossen war, der ihn im Besitz von Asow beliess. Inzwischen hatte sich nicht nur Riga des sächsischen Angriffs erwehrt, sondern Karl Xii. durch seine Landung auf Seeland den dänischen König zum Frieden von Travendal gezwungen: Dänemark musste seinen Bündnissen und seinen Ansprüchen an den Herzog von Gottorp entsagen. Alsbald wandte sich Karl nach den Ostseeprovinzen und schlug in Abwesenheit Peters 30. November 1700 bei Narwa das rus- sische Heer, das diese Stadt belagerte, vollständig, liess aber dann die Russen in Ruhe, um den ihm verhassten August zu züchtigen. Nachdem Karl 1701 die Sachsen aus Livland vertrieben hatte, drang er in Polen ein, was den Eintritt Polens in den Krieg zur Folge hatte. Durch die Siege bei Clissow (Juli 1702) und beipultusk (April 1703) machte er sich zum Herrn des grössten Teils von Polen, so dass er die Absetzung Augusts und die Wahl des Woiwoden von Posen, Stanis- laus Lesczynski, zum polnischen König (Juli 1704) durch- setzen konnte; aber die Polen blieben in ihrer Mehrheit August treu. Nachdem ein letztes sächsischesheer unter Schulen- burg bei Fraustadt (Februar 1706) zersprengt war, zog Karl (September) mit seinem Heer durch Schlesien nach Sachsen. August blieb nichts übrig, als den von seinen Unterhändlern 24. September 1706 geschlossenen Frieden von Altranstädt zu bestätigen, wonach er für sich und seine Nachkommen auf die polnische Krone verzichtete; alle Ueberläufer mussten ausgeliefert werden, auch Patkul, der seit 1704 als russischer Gesandter in Dresden weilte, aber von August infolge eines Zerwürfnisses verhaftet worden war; er wurde grausam hin- gerichtet. Karl versagte sich dem Ansuchen Ludwigs Xiv. (s. S. 234), blieb aber mit seinem Heer in Sachsen, das die schwere Last der Verpflegung zu tragen hatte, bis Joseph 1., durch den spanischen Erbfolgekrieg zur Nachgiebigkeit gegen die schwedische Forderung gezwungen (31. August 1707), in einem Vertrag sich verpflichtete, allen evangelischen Unterthanen in Schlesien Gewissensfreiheit und bürgerliche Gleichberechtigung zu geivähren und in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau, Oels und der Stadt Breslau den kirchlichen Rechts- und Besitz- stand von 1648 zu Gunsten der Protestanten herzustellen. Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. * 16
   bis 10 von 372 weiter»  »»
372 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 372 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 83
3 3
4 32
5 11
6 1
7 7
8 1
9 0
10 96
11 1
12 44
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 0
19 2
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 39
26 8
27 8
28 23
29 0
30 0
31 238
32 2
33 9
34 134
35 24
36 1
37 84
38 0
39 14
40 13
41 5
42 5
43 0
44 0
45 34
46 2
47 40
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 1
3 5
4 8
5 0
6 0
7 32
8 86
9 119
10 0
11 0
12 1
13 2
14 0
15 13
16 42
17 123
18 6
19 11
20 218
21 1
22 0
23 17
24 0
25 4
26 0
27 0
28 3
29 13
30 2
31 0
32 8
33 5
34 24
35 3
36 16
37 5
38 42
39 28
40 0
41 49
42 3
43 8
44 4
45 19
46 3
47 0
48 1
49 1
50 0
51 9
52 22
53 0
54 2
55 1
56 6
57 0
58 1
59 15
60 17
61 6
62 4
63 1
64 8
65 2
66 3
67 15
68 21
69 11
70 0
71 34
72 9
73 8
74 81
75 2
76 2
77 26
78 38
79 0
80 5
81 0
82 6
83 2
84 0
85 85
86 38
87 9
88 2
89 3
90 2
91 3
92 86
93 0
94 13
95 0
96 90
97 3
98 88
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 467
1 319
2 367
3 459
4 280
5 1327
6 906
7 1038
8 229
9 788
10 445
11 243
12 679
13 516
14 256
15 266
16 666
17 215
18 261
19 584
20 137
21 312
22 287
23 66
24 945
25 419
26 722
27 409
28 834
29 268
30 430
31 300
32 409
33 2568
34 612
35 255
36 181
37 235
38 94
39 1491
40 734
41 57
42 744
43 727
44 255
45 228
46 548
47 431
48 483
49 830
50 756
51 1048
52 1179
53 244
54 879
55 700
56 175
57 137
58 713
59 2726
60 278
61 352
62 1318
63 225
64 569
65 689
66 74
67 502
68 312
69 20
70 935
71 366
72 297
73 907
74 409
75 745
76 244
77 728
78 531
79 344
80 788
81 3471
82 246
83 421
84 764
85 426
86 230
87 294
88 528
89 560
90 316
91 488
92 91
93 489
94 217
95 633
96 488
97 704
98 607
99 593
100 2220
101 236
102 802
103 677
104 219
105 155
106 344
107 479
108 186
109 417
110 549
111 449
112 361
113 322
114 500
115 211
116 508
117 92
118 325
119 601
120 254
121 765
122 249
123 384
124 1014
125 568
126 221
127 747
128 355
129 513
130 137
131 1523
132 398
133 688
134 340
135 96
136 1864
137 419
138 174
139 553
140 623
141 194
142 622
143 905
144 272
145 652
146 383
147 196
148 472
149 83
150 372
151 363
152 1156
153 260
154 385
155 620
156 686
157 328
158 439
159 360
160 237
161 259
162 430
163 328
164 322
165 474
166 854
167 244
168 317
169 303
170 152
171 718
172 378
173 1201
174 219
175 3021
176 554
177 2301
178 166
179 1108
180 273
181 328
182 1223
183 2469
184 402
185 177
186 287
187 432
188 547
189 401
190 105
191 600
192 454
193 525
194 465
195 513
196 969
197 461
198 288
199 453