159
an einen gewissen Ort? — Wie können sie nach ihrem Anfent-
haltsorte eingetheilt werden? — Wie ist das Kleid der Thiere
für die verschiedenen Erdstriche beschaffen? — Was heißt Mau-
sern ? — Haaren? — Was geht mit denjenigen Thieren vor sich,
welche im Winter keine Nahrung bei uns finden und auch nicht
in wärmere Gegenden ziehen? — Welche Thiere und Pflanzen
folgen dem Menschen am weitesten auf der Erde? — Welche sind
mir an gewisse Erdstriche gefesselt? — Welche Last- und Zugthicre
kennst du? — Welche Thiere geben Haare?— Welche Wolle? —
Pelz? — Leder? — Federn? — Fett und Fleisch? — Butter? —
Eier? — Honig und Wachs? — Seide? — Dünger?
B. Der Mensch, der Bebauer der Crde.
Inhalt : Weltstellung des Menschen — Freiheit desselben —
seine Herrschaft über die Erde — Abkunft — Abweichungen
in Farbe, Haupthaar und Kvpfbildnng —Kleidung — Woh-
nung — Feuerung — Beschaffung derselbe» — Nahrungs-
mitlel — Beschaffung derselben — körperliche Vorzüge de§
Menschen — aufrechter Gang — 2 Hände — das Angesicht
— die menschliche Stimme — die Sprache — Anzahl der
Sprachen — Hauptsprachen — verwandte — todte — lebende
Sprachen — Mundarten — Muttersprache — Schriftsprache
— der menschliche Geist — Bervollkommnnngsfähigkeit des-
selben — Bildungsstufen der Menschen — Wilde — Noma-
den — Cultnrvölker — Staaten — Religionen — Wieder-
holungsfragen.
„tlnb ffiott sprach : í.isset uní den Menschen mártir*
r.ndj unscrem Silbe und Glelchnltz : der da herrschk
líber ble Flsche des Meeres und das Geflügel des Hlili.
-neis und blethleee und líber ble zanje Sebe und alie«
Qi chiuchi , bní sich reget auf Ceben."
I. Mvs. I. 26.
1. Der Mensch, das Bindeglied zwischen Himmel und Erde,
wie hätte er als purer Geist der Schönheiten der Erde genie-
ßen und sich der sichtbaren Welt, jder angenehmen Eindrücke, der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
161
findet der Mensch unter allen Zonen, in jedem Erdtheile, sein
Fortkommen; er kann die Erde in Nord und Süd, in Ost und
West bewohnen, bauen und sich nnterthänig machen. Er ist nicht, wie
das Thier, auf einzelne Pstanzen und Thiere angewiesen, er weiß
die meisten derselben zu seinem Nutzen zuzubereiten. Er genießt
fast Alles, sein Magen verdaut Alles. Sogar die Gifte darf er
sich, in kleinen Portionen, bieten. Das Opium, der Tabak, der
Arsenik, der Merkur, das Tollkraut wird unter seinen Händen
nützlich und heilend und ein großer Theil des Menschengeschlechts
lebt sogar fast ausschließlich von der Wurzel des Maniok, einer
der giftigsten Pflanzen.
Die Thiere selbst müssen ihm bei der Feldarbeit, beim Vogel-
und Fischfang und auf der Jagd behülflich sein. Vermöge seiner
geistigen Ueberlcgcnhcit kann er die stärksten Thiere erlegen, die
größten Wallfische tödten, die wüthendsten Löwen bezwingen, die
blutgierigsten Tiger und Hyänen bändigen, die mnthigsten Pferde
und die kolossalsten Elephanten zähmen, die schnellsten Hasen,
Rehe und Hirsche erzielen, die listigsten Füchse fangen und die
giftigsten Schlangen abrichten.
3. Nach der heiligen Schrift stammen alle Völker der Erde
von einem ersten Menschenpaare, von Adam und Eva ab; alle
bilden daher nur eine Menschheit, eine große Menschenfamilie,
und damit stimnien auch die Untersuchungen der gelehrtesten Na-
turforscher überein. Wie aber die meisten Cnlturgewächse sich im
Verlauf von Jahrtausenden so verschiedenartig umgewandelt haben,
daß man deren Stammpflanzen nicht mehr wieder auffinden (erkennen)
kann; wie ferner unsere Hansthiere, Hunde, Pferde, Schafe und
Rindvieh, in den verschiedenen Länder», wohin sie dem Menschen
gefolgt sind, so viele Spielarten bilden und Abweichungen in
Größe, Gestalt, Kopfbildung, Farbe rc. erlitten haben, daß nian
die wahre Heimath derselben nicht mehr herauszufinden vermag,
ja bei einigen selbst im Zweifel befangen ist, ob sie einer oder
verschiedenen Thierartcn angehören (wie der Windhund, die Dogge,
der Jagdhund und der Pudel; der Karrengaul, der englische
Renner und das andalusische Pferd; ferner die verschiedenen
Hühner-, und Tanbenracen), so haben auch die Menschen in
den verlchiedenen Welttheilen, in der kalten, heißen und gemäßig-
ten Zone und durch die mannichfaltige Lebensweise solche Abwei-
11
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
i >8
men zogen nach Afrika hinüber, wo gegenwärtig viele hundert
Nölkerstämme mit verwandten, aber doch verschiedenen Sprachen
wohnen. Japhet zog nach Griechenland und seine Abkömmlinge
verbreiteten sich nach und nach über ganz Europa und einen groß-
ßen Theil Asiens. Sem blieb in Asien und seine Nachkommen
die Semiten, verbreiteten sich sehr weit. Bis jetzt sind ungefähr
860 verschiedene Sprachen bekannt geworden: 53 in Europa, 153
in Asien, 115 in Afrika, 422 in Amerika und 117 in Australien.
Man unterscheidet Hanplsprachen, die einander fremd sind,
und verwandte, die mit einer oder mit mehreren andern Spra-
chen viel Aehnlichkeit haben. Die Deutsche, Lateinische, Griechi-
sche, Hebräische, Slavische, Russische, Polnische sind Haupt-,
die Deutsche, Holländische, Dänische, Isländische, Schwedische
und Englische verwandte Sprachen. Solche, die sich nur mehr in
Schriften vorfinden, wie die Lateinische, Hebräische, Altgriechische,
heißen tvdte, diejenigen, welche noch mündlich in Ausübung sind,
nennt man lebende Sprachen. Fast jede Sprache hat auch wieder
inehrere Sprechweise», Mundarten und D i alekte, welche
mitunter so bedeutende Abweichungen zeigen, daß .Personen aus
verschiedenen Provinzen eines und desselben Volksstaninies sich
nicht einmal verstehen können. Wie viele Mundarten hat unsere
Muttersprache, die Deutsche, nicht! Der Aachener, Berliner,
Wiener, Schlesier, Tyroler, Clever, Schweizer, Baier, Sachse,
Schwabe, werden sie sich in ihrer Mundart alle, die doch sonst
dieselbe Schriftsprache (Büchersprache) haben, gleich verstehen?
Ich glaube nicht. Eine interessante Vergleichung der abweichend-
sten deutschen Mundarten jetziger Zeit entnehme ich aus „Hurrels
Grnndlchrcn der deutschen Sprache," in welcher das Gleichniß
vom Säemanne zu Grunde gelegt ist.
1. Mundart zu Hermannftadt in Siebenbürgen.
Hieret za, seh, et gang an Sämann ans za säen. And eö be-
gaf sech, cndem er säte, fiel cpas an da Wieg; da kämmen da
Vi-egol ander dem Hemel, and sraßans uf. Epas fi-el en dat
Stinige, da es net viel Jrde hatte, and geng bald uf, darem,
da et net tefe Jrde hatte.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Baier
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Griechenland Europa Asiens Asien Europa Asien Afrika Amerika Australien Altgriechische Siebenbürgen
170
7. Volksmundart der Altmark Brandenburg.
Horch tau, et giuk eil Buer upt Feld tlinl seen. litt et begapp
stck, indem he seete, föhl Wat au der Side (oder : ob de Hälfe),
da kamen de Vögel von Hinimel (oder : von boben) un frateut
up. Et fohl ok Wat twischen de Stene, wo nur eu Betcheu
(Bischen) Ere war; dat schot balle up , eben weil et nich föhl
Ere bade.
8. Plattdeutsch von Mecklenburg-Schwerin.
Hüret to, dor giuk een Sajer und, to sajen. Nu et begav sut,
as he sajete, feel Wat an de Straat, dar keinen de Bägel unuer
dem Heven, un fretent upp. Ezlichs feel mank de Stecue, wurt
nich veel Ire harr, un schoet flink upp, darum, datt »ich drepp
Ire harr. As nun äwerst de Süue (Sonne) uppging, verwelkte
et, un, will (weil es) nich Mörteln (Wurzeln) slagcu harr, ver-
drögt (verdvrrt).>
0. Aachner Dialekt.
Gett ahtet geng ne Si-emann us, singe Soam ze ki-ene,
Endömm dat heä si-encd, feil Jet op der Weig än wvad zertrohne,
än de Hemmelsvöggel koameu än froaßen et op. Aen Jet feil ob
ne Fels, än du et opgegange wor, du verdrügged et, weil (weäge
worümm dat) et geng Föchtighcät hau.
10. Kölner Dialekt.
Höbt ens! Et ging enne Simanu heruhs un woll singe Sohm
sie-e; a däht et un siete; evver et feel get op dä Weg un doh
komen di Vüggel un sroßen in ob. Dä andere fehl ob 'ne steinige
Boddem un doh kunt hä kein Woozelen schlon ic.
kl. Die Mundarten sind nur im Umgänge oder alltäglichen Verkehr
gebräuchlich, und zeigen eine auffallende Verschiedenheit von der
in schriftlicher Mittheilung angewendeten Schrift- oder hoch-
deutschen Sprache. Sie entstand aus der Annahme der sächsi-
schen (nieißnischen) Mundart, da man diese in Schriften zu ge-
brauchen ausing, und wurde bei diesem Gebrauche mit Redeweiie»
aus allen ihren Mundarten und ans freniden Sprachen bereichert.
Das Hochdeutsche hat entschiedene Vorzüge vor den Muudarten,
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
172
stimme, das Gewissen in seinem Innern und besitzt Kr äst
zu tausend cdeln Werken. Er ist geschickt zu reicher Erkenntniß, d. h.
er ist so eingerichtet, daß er fortschreiten, sich ausbilden, sich selbst
erkennen und einsehen kann, daß er einer Geisterwelt angehört
und einem Hähern Wesen sein Dasein verdankt, dessen Unterthan,
dessen Kind zu sein er sich glücklich preist. — Nicht so das Thier.
Es bleibt immer auf derselben Bildungsstufe stehen und verharret
bei derselben Lebensweise, mag es auch noch so alt werden. Es
frißt, säuft und schläft, wenn es Bedürfniß dazu fühlt, und genießt
nur die Nahrung, welche die Aeltern, oder alle seines Gleichen
aßen und essen, und berührt nichts Fremdes; es baut sein Nest,
seine Wohnung aus denselben Stoffen und in derselben Form,
wie die Alien; es singt und schreit gerade wie sie und nienials
anders. Nur mir Mühe lehrt der Mensch die gescheiter» unter
ihnen etwas nachmachen, das sie jedoch leicht wieder verlernen
oder vergessen; sie kommen nicht auf eine einzige nützliche An-
wendung ihrer erlernten Künste. Der Affe mit allen seinen Fratzen
und Kunststückchen friert traurig beim verlöschenden Feuer, weil er
nicht einmal ahnt, daß er es durch eine Holzzulage noch ferner
unterhalten könne.
13. Wir haben bereits gesehen, wie gewisse Gruppen der großen
Menschenfamilie durch die Ausbreitung über die ganze Erde und durch
ihre verschiedene Lebensweise seit den 4000 Jahren der Völkerzer-
streuung zu Babel mehr oder weniger bedeutende körperliche Abände-
rungen in Farbe, Kopfbildung und Haupthaar erlitten haben ; noch
unendlich mannigfaltiger fanden wir die Abweichungen und Unter-
schiede in den verschiedenen Sprachen der Völker. Ganz eben so ver-
hält es sich mit der geistigen Entwickelung und Ausbildung derselben.
Nicht zwei Menschen sind gleichmäßig ausgebildet, gleich weise, gleich
gelehrt oder gleich beschränkt und unwissend. Man unterscheidet in-
dessen gewöhnlich nur 3 Haupt-Bildungsstufen bei den Menschen:
1. Wilde, oder rohe Nölker, welche bloß von der Jagd,
der Fischerei und dem Raube leben. Ihr Aufenthalt sind
Höhlen, Hütten und Bäume; sie halten sich familienweise
oder zu mehreren Familien zusammen, welche dann einen
Stamm bilden. Wo Wild ist oder Fische sind, da schla-
gen sic ihre schmutzigen Hütten und tragbaren Zelte auf
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
175
wachen und schützen. Man sucht seinen Besitz, sein Eigen-
thum sicher zu stellen, allen Streit und Krieg über gegen-
seitige unrechtliche Eingriffe friedlich zu schlichten. Damit
dies nicht willkürlich und nach den Einsichten eines Gin-
zeliien geschehe, werden Regeln und Gesetze entworfen,
nach welchen die Schiedsrichter zu richten haben. Alle von
der Obrigkeit, de» Regenten gehandbabten Gesetze zielen
nur darauf hin, Frieden auf Erden zu erhalten, jeden ein-
zeln Unterthan, wie den ganzen Staat zu heben und
zu beglücken. Streit und Krieg bricht aus, wenn Einzelne,
oder Völker und Staaten nicht nach Recht und Gesetz fra-
gen, sondern das Fanftrecht üben, wie denn überhauvt
der Stärkere dem Schwacher» gerne Gewalt anthut.
14. Die Europäer sind die gebildetsten oder kultivirtesten Erd-
bewohner; ihnen sind in den fremden Erdtheilen viele wilde und
nomadische Völker Unterthan, sie bringen die Kultur und Bildung
unter ihre Grenznachbaren, breiten das Christenthum aus, schaffen
Menschenopfer und Sklavenhandel ab, führen Unterricht ein und
befördern die Menschlichkeit, die christliche Liebe unter fremden
Völkern. Sie beobachten zu Lande und zur See ein Völkerrecht,
welches sie weder in Kriegeszeiten noch im Friedensstande ver-
letze» lassen.
13. Die Staaten werden auf verschiedene Weise regiert. In
Monarchieen herrscht nur Einer; in Republiken oder Frei-
staaten ist die oberste Gewalt in den Händen Mehrerer. Monar-
chien haben nach Verschiedenheit ihrer Größe besondere Titel :
Kai serthn m, Königreich, Erzh erz ogthum , Groß-
s urstcnth n m , G r o ß h c r z o g t h u in , F ü r s t e n t h u m, H e r-
zogthum, Grafschaft. In einem Kaiserthnm ist ein Kaiser,
im Königreich ein König, im Erzherzogthnme ei» Erzherzog Re-
gent ic. Unter allen Staaten ist das Russische Reich an Umfang
das größte Reich auf der ganzen Erde; es ist doppelt so groß
als Europa. Rächstdem ist China in Asien, das Kaiserthnm
Brasilien in Amerika und das brittische Reich, welches in
allen 5 Erdtheilen Besitzungen hat, am größten. Die größte Republik
auf der Erde ist der Nord a m eri k an ische Freistaat. Jneuropa
i;t die Schweiz ei» solcher Freistaat In Aristokratieenherr-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Jneuropa
Extrahierte Ortsnamen: Russische_Reich Europa China Asien Brasilien Amerika Nord
176
schen nur die Vornehmer» und Begüterten; in Demokratieen
alle Bürger.
Wenn Staaten, wie : Holland, Dänemark, Frankreich,
Rußland, England, anch in andern Erdtheilen Länder besitzen,
welche sie durch Entdeckung, Eroberung, Ankauf rc. an sich gebracht
haben, so werden diese Nebenländer, jene aber das Hauptland
genannt. Solche Nebenländer werden durch Uebersiedelungen und
Einwanderungen von Bewohnern des Haupt- oder Mutterlandes
mehr und mehr bevölkert und die Eingebornen (Urbewohner) des-
selben allmählig zurückgedrängt, oder falls sie sich nicht gutwillig
unterwerfen, gänzlich aufgerieben. Die Sprache, Religion und
Staatsverfasinng des Hauptlandes werden daselbst eingeführt und
nach und nach die des Mutterlandes. Sie werden deßhalb auch
Töchterstaaten, Pflanzorte, Colonieen und Ansiedelungen
genannt.
16. Die Staaten sind gewöhnlich in mehrere kleine Landestheile,
in Provinzen, Cantone, Departenients oder Kreise getheilt, zu
deren Verwaltung der Laudesfürst hohe Staatspersonen, Präsiden-
ten, Gouverneure, Chefs eingesetzt hat. Der Preußische Staat
oder das Königreich Preußen ist in 8 Provinzen, jede Provinz
wieder in 2— 5 (das ganze Königreich in 25) Regierungsbe-
zirke, jeder Regierungsbezirk in 6—15 Kreise und jeder Kreis
wieder in Bürgermeistereien eingetheilt. Die Provinz wird
durch einen Ober-Präsidenten, der Regierungsbezirk von einen,
Chef-Präsidenten, der Kreis von einem Landrathe, und die
Bürgermeisterei von einem Bürgermeister verwaltet.
17. Zur Handhabung der innern und äußern Ruhe und Sicher-
heit bedarf jeder Staat einer Kriegsniacht, welche in eine See-
und Landmacht zerfällt. Eine Seemacht unterhalten nur dieje-
nigen Staaten, welche mehr oder weniger von, Meere bespült
werden und meist noch überseeische Besitzungen haben, die von,
Hauptlande getrennt liegen. Die Landmacht besteht ans Infan-
terie, Kavallerie, Artillerie, welche größtentheils in Festun-
geu stationiren; die Seemacht bedarf der Kriegsschiffe, beniannt
mit Seesoldaten und Matrosen, und bewaffnet mit Kanonen
und sonstigen Waffen. Die Kriegsschiffe, welche 50—120 Kanonen
führen, heißen Linienschiffe, die aber weniger, etwa 20—40 an
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Dänemark Frankreich England Bürgermeistereien
180
Wald- und Steppenbewohner ? — Der Bewohner fruchtbarer Ebe-
nen? — Welche Thiere find ihm bei Gewinnung der Nahrungs-
mittel behülflich? — Wodurch beherrscht er die Thiere? — Wovon
stammen alle Menschen ab? — Sind die Menschen in Farbe,
Haupthaar und Kopfbildnng einaubev gleich? — Woher mag es
kommen, daß sich ganze Völkerstämme so sehr verändert haben? —
Haben auch die Cnlturpflanzen Veränderungen erlitten? — Nenne
einige Gartengewächse, welche viele abweichende Fornien (Varie-
täten) zählen! — Welche Hausthiere zeigen bedeutende Varietä-
ten? — In wie viele Gruppen zerfallen die Menschen nach der
Hautfarbe, Kopfbildung und dem Haupthaare? — Wie heißen
dieselben? — Wodurch schützt sich der Mensch in der kalten Zone
gegen die fürchterliche Kälte? — Wie kleidet er sich in der heißen?
— Wie in der gemäßigten? — Vermag die Kleidung ihn gegen
jegliche ungünstige Witterungs-Einflüsse zu schützen? —Wo wohnt
der Nordländer? — Der Bewohner der heißen Zone? — Reichen
Kleidung und Wohnung allenthalben und zu jeder Jahreszeit ans?
— Kann ein Mensch die verschiedenen Stoffe zu seiner Kleidung
und die Materialien zur Wohnung selbst verschaffen imt> zuberei-
ten ? — Welche Leute sorgen für unsere Kleidung? — Welche
sind bei dem Bau einer Wohnung nöthig? — Welche sind niit
der Beschaffung unserer Nahrnngs- und Arzneimittel beschäftigt?
— Was zeichnet den Menschen in körperlicher Hinsicht noch be-
sonders vor den Thieren ans? — Was leistet er niit seinen Hän-
den? — Mit seinen Füßen? — Wie sind seine Gesichtszüge? —
Welche Gefühle und Seelenzustände kann er durch das Gesicht
ausdrücken? — Was vermag er niit der Stimme? — Wie sauge
sprachen die Menschen nur einerlei Sprachen? —•- Wie vielerlei
Sprachen sind uns bis jetzt bekannt geworden? — Wie werden
die Sprachen eingetheilt? — Was sind Haupt-? — was ver-
wandte Sprachen? — Welche nennt man lebende? — welche
todte Sprachen? — Wie heißt deine Muttersprache? — Welche
Sprachen sind mit derselben verwandt? — Nenne einige Mund-
arten der deutschen Sprache! — Welche benachbarten Städte ha-
den verschiedene Dialekte? Welche deutsche Mundart ist zur Schrift-
oder Büchersprache erhoben worden? — Wo findet man die Regeln
der hochdeutschen Sprache gesammelt und geordnet? —. Welche
Völker sind wortarm? — Welche am wortreichsten? — Was er-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Xxi. §. 5. Kreuzzug Wider die Wenden.
399
heit in den kirchlichen Lehren zu erlangen. Im Mittelalter nannte
man solche dialektische Theologen Scholastiker und ihre Ausgabe
war: jede kirchliche Lehre mit der größtmöglichen Schärfe und Gründ-
lichkeit festzustellen, gegen alle Einwendungen zu vertheidigen und mit haar-
spaltender Genauigkeit ihre Anwendung nach jeder Seite hin aufzuweisen.
Als Führer der langen, langen Reihe von Scholastikern des Mittelalters
stand dem Bernhard der berühmte Abälard gegenüber. Aber Abä-
lard war nicht so fromm als er gelehrt war, Deshalb hat er schwere
Demüthigungen erdulden müssen, und Bernhard wurde es nicht schwer,
ihn zu überwinden. Aber seine Schüler waren unendlich zahlreicher als die
Bernhard' s. Denn durch den genauen Verkehr Deutschlands mit dem
noch von alter Zeit her gebildeten Italien, mit den scharfsinnigen und ver-
schmitzten Griechen, mit den phantastischen und überschwänglichen Völ-
kern des Morgenlandes, Christen und Saracenen, war in fortgehender
Steigerung ein so gewaltiger Drang und Trieb nach eigner Weiterbil-
dung unter die Deutschen und ihre nächsten Nachbarn gekommen, daß
mit dem Beginn des zwölften Jahrhunderts wie aus einer geöffneten
Thür uns eine unabsehbare Schaar von Gelehrten und Schriftstellern,
von Dichtern und Sängern, von Künstlern und ausgezeichneten Män-
nern aller Art entgegentritt. Es ist die Vlüthezeit des Mittelalters, in
die wir eingetreten sind — die höchste Mannigfaltigkeit der Gaben,
Kräfte, Talente, Aemter, Würden, Trachten, Sitten unter der Alles
überschattenden Einheit der von Gott hoch erhobenen römischen Kircke
und des päpstlichen Scepters.
§. 5. Kreuzzug wider die Wenden.
Zu gleicher Zeit mit dem zweiten Kreuzzug wider die Sarace-
nen, der so unglücklich auslief, wurde noch ein anderer Kreuzzug un-
ternommen, der das weite Reich des Papstes wieder um ein bedeuten-
des Stück vergrößerte. Es ist schon früher erwähnt (S. 376), daß die
schönen Eroberungen und Stiftungen Heinrich' s I. und der Ottonen
zwischen Elbe und Oder unter den schwächeren Kaisern, besonders
unter Heinrich Iv. fast gänzlich wieder verfallen waren und daß
auch Polen und Böhmen immer nur in sehr zweifelhafter Abhängig-
keit vom deutschen Reiche standen. Polen war aber indeß, eben so
wie Böhmen, ein durchaus christliches Land geworden, hatte Bischöfe
und Erzbischöfe, Kirchen und Klöster und sorgte für Ausbreitung deö
Christenthums auch in denjenigen heidnischen Ländern, die es eroberte,
absonderlich in Pommern. Der Polenherzog Boleslav lud selbst
den deutschen Bischof Otto von Bamberg ein, mit ihm und unter-
feinem Schutz nach Pommern zu ziehen, um die reichen und lebens-
frohen Pommern zu bekehren. Wirklich gelang es dem Bamberger
Bischof und dem polnischen Herzog, die Kirche in Pommern wenig-
stens zu begründen. Dagegen die vom Kaiser und von den Sach-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard Bernhard Heinrich_Iv Heinrich Polenherzog_Boleslav Otto_von_Bamberg Otto
414 Xxi. §. 10. Ausbreitung der Pavftherrschaft über Griechenland rc.
hen schon, daß bei dem allgemeinen Umsturz der Reiche des Alter-
thums und dem Emporkommen neuer kräftiger aber roher Völker nur
dies eine Stück des alten Römerreichs, das griechischereich oder eigentlich
nur daö europäische Griechenland und die Hauptstadt Constantinopel
stehen geblieben war und stehen bleiben sollte, um die hochgelehrte und
künstlerische Bildung, die Summe der geistigen Errungenschaft des
Alterthums für eine spätere Zeit aufzubewahren, wo sie der weiter
geförderten abendländischen Christenheit zu Gute kommen sollte. Zu
diesem Amt des Aufbewahrens eignete sich aber das griechische Kai-
serreich um so mehr, da es in eine völlige Erstarrung gerathen war,
ohne alle Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln und etwas Neues zu
schaffen. Wie jetzt die Klugheit und Gelecktheit der Chinesen, so
war auch die damalige griechische Herrlichkeit nichts Anderes als ein
zähes Festhalten alter Formen und Gewohnheiten und ein lächerliches
Stolziren mit dem eitlen Flitter eines prunksüchtigen und weibischen
Ceremonienwesens. Obwohl aber die Aufgabe dieses geistig erstorbe-
nen Volkes und Staates zunächst nur das Erhalten und Aufbewahren
sein sollte, so schloß das doch die Strafgerichte nicht aus, die der
Herr von Zeit zu Zeit über das innerlich verfaulte und verrottete
Reich ergehen ließ. Es mußten immer neue und furchtbarere Stürme
die durch unaufhörliche Mordthaten, Verstümmelungen, Schändungen,
Lügen, Ränke und viehische Laster verpestete Luft reinigen, wenn das
hinsiechende Volk auch nur bis zu der von Gott vorherbestimmten Zeit
am Leben erhalten werden sollte. Daher die immerwährenden Ein-
brüche der slavischen Völker von Norden her, daher die Siege der
mohamedanischen Seldschukken in Syrien und Klein-Asien, und der
Verlust fast aller asiatischer und sämmtlicher afrikanischer Besitzungen.
Daher denn auch die vorübergehende Ueberwältigung und Zertrüm-
merung des Reichs durch die Kreuzfahrer 1204. Es waren die Ve-
netianer und ihr greiser Herzog Dandolo, welche die nach Jerusa-
lem bestimmten Schaaren auf ihren Schiffen nach Palästina überzu-
setzen versprachen, aber statt dessen mit ihnen nach Constantinopel
fuhren, um den von dort vertriebenen Kaisersohn Alerius sammt
seinem geblendeten Vater wieder auf den Thron zu setzen. Dies Vor-
haben gelang. Als aber darnach mit dem wiedereingesetzten Kaiser
selber Streit entstand über die versprochenen Geldzahlungen und die
Unterwerfung der griechischen unter die römische Kirche, da eroberten
und verwüsteten die Kreuzfahrer von ihren Schiffen aus die Stadt
Constantinopel und das ganze Land, jagten die feigen Griechen zu
Tausenden vor sich her und theilten das Land unter sich. Ein frän-
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