Erster Teil.
Deutschland
und Hie erökunölichen Grundlagen seines
Wirtschaftslebens.
Was Deutschland heute ist, verdankt es seiner Landesnatur und
seinem Volk. Die Landesnatur ist nicht durch hervorragende Gunst
ausgezeichnet. Sie verlangt ein rühriges, arbeitsames Volk. Erst durch
die fleißige Arbeit des deutschen Volkes wurde aus dem deutschen Lande
ein blühendes Kulturreich. Um dieses heutige Deutschland verstehen
zu können, muß mau also zweierlei betrachten, die Natur des Landes
und die Kulturtätigkeit des Volkes.
I.
Das Natur- oöer Tanöschaftsbilö.
1. Die Raumverhältnisse.
Naturgrenzen. Unter Deutschland versteht man das Land, das § 1-
sich nördlich von den Alpen bis zur Küste der Nord- und Ostsee aus-
dehnt. Im 8 und N hat es also Naturgrenzen: dort lehnt es sich
an ein gewaltiges Hochgebirge, hier bettet es sich an das Meer. Die
West- und Ostgrenze Deutschlands wird nur im 8 von Naturgrenzen
gebildet. Norddeutschland ist im W und 0 offen, da das Norddeutsche
Tiefland sich auf beiden Seiten fortsetzt.
Zentrale Lage. Zu den Ländern und Staaten Europas hat
Deutschland eine zentrale Lage. Diese bietet Gunst und Ungunst.
Günstig ist sie, weil sie den nahen Handels- und Gedankenverkehr mit
fast allen europäischen Völkern gestattet und dem deutschen Volke gleich-
sam die Rolle des Vermittlers zuweist. Ungünstig ist sie wegen
der steten Kriegsgefahr.
Notwendigkeit der Einigkeit des deutschen Volkes. Ein schwaches
Deutschland hat in der Geschichte stets dem Druck der ringsum
wohueuden Völker nachgeben müssen. Die großen europäischen Kriege
sind daher meist auf deutschem Boden ausgekämpft worden. Dem Druck
von allen Seiten vermag das deutsche Volk nur dauu standzuhalten,
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C Iii. 1
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Ostsee Deutschlands Norddeutschland Europas Deutschland Deutschland
Das Kulturbild,
35
Aus der zentralen Lage konnte Deutschland für sich und für
andere Staaten nur in Zeiten des Friedens Nutzen ziehen. Den
Frieden zu wahren, war aber stets nur einem starken Deutschland
möglich. In den Zeiten, wo Deutschland schwach war, wurde es der
Tummelplatz fremder Kriegshorden, die es verwüsteten und mit den
Früchten der Friedensarbeit anch die geistige Kultur zerstörten. Des
deutschen Volkes Einigkeit und Stärke ist darum auch das
Unterpfand feiues geistigen Blühens und Gedeihens.
Einfluß des Oberflächenbaues Deutschlands. Wie Deutschland
infolge der reichen Gliederung seiner Oberfläche ein vielstaatliches
Land wurde, so wurde dadurch auch eine selbständige Entwicklung
der deutschen Volksstämme und ein reiches Geistesleben des
deutschen Volkes ermöglicht. In den von Gebirgen umrahmten oder
durch sie geschiedenen Landschaften entwickelten sich die deutschen Volks-
stämme durchaus eigenartig. Ihre Heimatgebiete waren aber doch nicht
so vollständig von einander geschieden, daß nicht ein Verkehr, eine
geistige Befruchtung hätte stattfinden können. Die Tallücken und Tal-
furchen, die dem Laufe der Flüsse dienten, öffneten auch dem Handel
und Verkehr, auch dem geistigen Verkehr die Wege. So entwickelte sich
ein reiches, zugleich aber auch wieder einheitliches Geistesleben.
Das deutsche Bildungswesen. Im wirtschaftlichen Leben hat
Deutschland einen scharfen Wettbewerb mit andern Ländern zu
bestehen. Für diesen Kampf muß es sich rüsten. Ein jeder Deutsche
muß tüchtig in seinem Fache sein. Das bringt ihm und dem ganzen
Volke Nutzen. Die Jugend muß lernen, viel lernen. In allen
deutschen Staaten ist deshalb der Schulzwaug bezw. Lernzwang
eingeführt. Außer den Volksschulen gibt es noch viele Bildnngs-
anftalten, höhere Schulen, Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare, Uni-
versitäten, technische Hochschulen, gewerbliche Schulen und Fortbildnngs-
schulen. Mit der Schule hört das Lernen nicht auf, sondern
mit dem Eintritt in das Leben beginnt es erst recht. Von großer
Bedeutung sind daher die Fortbildungsschulen aller Art. Im
Berufe, ferner in Museen, auf Ausstellungen, bei Vorträgen, auf Ver-
fammluugeu, in Vereinen, aus Zeitungen und Büchern suche jeder seine
Kenntnisse fortwährend zu vermehren; denn Wissen und Können
bilden die sichersten Reichtümer und den besten Stolz. Im Kampfe
um die Schätze und Märkte der Erde wird das deutsche Volk einst die
Früchte seines Vorwärtsstrebens auf geistigem Gebiete ernten.
3*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland
34
Deutschland.
dentschland mit ihren Weizenfeldern, Hopfenpflanzungen und Tabakfeldern, mit
ihrem Garten- und Gemüsebau und ibrer köstlichen Fülle von Obst und Wein, mit
ihren Bergbau- und Jndnstriebezirken, mit ihren fabrik- und geschäftsreichen Städten
und ihren gewerb- und kunstfleißigen Bewohnern ergänzen aufs beste Nord-
deutschlaud mit seinen weiten Getreideflnren, mit seinen großen Kartoffel- und
Zuckerrübeufeldern, mit seinem Viehreichtum, mit seinen dem Handel und der
Schiffahrt geöffneten Strommündungen und Kanälen und den Seehandelsstädten an
der Küste. Die fchwarzweißrote Flagge verbindet alle deutschen Landschaften und alle
deutschen Bruderstämme zum einigen Werke, auf daß Deutschland, das Deutsche Reich,
groß und stark, reich und mächtig werde; denn alle deutschen Gaue gehören zu-
sammen, sie bilden eine große wirtschaftliche Gemeinschaft und eine große
Stätte der gleichen, nämlich der deutschen Kultur. Jeder Deutsche aber
zeige durch sein Werk, daß er sein großes, schönes Vaterland liebt.
Verfassung. Tie Bundesverfassung des Deutschen Reiches
bestimmt, daß der König von Preußen zugleich den Titel, die Würde
und die Rechte eines deutscheu Kaisers hat. An der Reichsgesetz-
gebnug wirken Bundesrat und Reichstag mit.
Der deutsche Kaiser vertritt das Reich völkerrechtlich und ist der Ober-
befehlshaber des Reichsheeres iiaxb der Kriegsmarine. Der Bundesrat besteht
aus deu Vertretern der deutschen Bundesstaaten. Von den 58 Stimmen entfallen
auf Preußeu l7, auf Bayern 6, auf Sachsen und Württemberg je 5, auf Baden
und Hessen je 3. auf Mecklenburg und Oldenburg je 2, auf die übrigeu Staaten
(mit Ausnahme von Elfaß-Lothringen) je 1. Znr Ablehnung einer Vorlage im
Bundesrate genügen 14 Stimmen. Der Reichstag stellt die Vertretung des
deutschen Volkes bei der Beratung von Reichsaugelegenheiten dar. Die Wahl seiner
Mitglieder erfolgt auf direktem und geheimem Wege durch Stimmzettel. Wähler
ist jeder Deutsche, der 25 Jahre alt und im Besitze der bürgerlichen Rechte ist.
Wählbar zum Abgeordneten ist jeder deutsche Bürger, der selbst das Wahlrecht
besitzt und seit einem Jahre in eiuem Bundesstaate wohnt.
6. Geistige Kultur.
12. Einfluß der Lage Deutschlands in Europa. Die zentrale
Lage Deutschlands in Europa hat aus die geistige Entwicklung des
deutschen Volkes einen großen Einfluß ausgeübt. Im allgemeinen war
dieser Einfluß ein günstiger. Die zentrale Lage gestattet Deutsch-
land, mit vielen Völkern und Staaten, in wirtschaftlichen und daher
auch in geistigen Verkehr zu treten. Aus diesem Verkehr konnte es nicht
nur für sich großen Nutzen ziehen, sondern auch für andere Völker,
indem es die Rolle des Vermittlers übernahm. Wie Deutschland
für viele Staaten das Durchgaugslaud des Waren- und Personen-
Verkehrs ist, so hat es auch zahlreichen Völkern, besonders den oft- und
nordeuropäischen, Christentum und Bildnng und vielerlei Kultursegnungen
gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Bayern Sachsen Württemberg Baden Hessen Oldenburg Deutschlands Europa Deutschlands Europa Deutschland Christentum
144
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Verfassung). Nach dem Range des Herrschers teilt man die Monarchien
in Kaiserreiche, Königreiche, Großherzogtümer, Herzog-
tinnrer, Fürstentümer usw. ein.
Verwaltung. Zum Zwecke der Verwaltung sind die Staaten
in Provinzen, Bezirke und Kreise eingeteilt. Die obersten Ver-
waltnngsbehörden bilden die Ministerien. Sie überwachen die Ver-
waltungstätigkeit der untern Behörden und bereiten die neuen Gesetze
vor. Ju den eingeschränkten Monarchien nimmt das Volk durch das
Parlament, das gewöhnlich in ein Unterhans und ein Ober-
Hans zerfällt, an der Gesetzgebung teil.
c) Die Bedeutung von Kolonien.
§ 87 Bedeutung der Auswanderung und der Gründung von Kolonien.
Indem Völker sich auszubreiten suchen, stoßen sie mit andern Völkern
zusammen. Es beginnt der Kampf um den Raum. Das stärkere
und zähere Volk siegt. Völker, die sich uicht mehr ausbreiten und in
ihrem Lande auch nicht mehr weiter vermehren können, sind aus Aus-
Wanderung angewiesen. Der Volkskörper beginnt, Glieder von sich
abzustoßen. Ihr Ausscheiden ist für das Volkstum immer ein Verlust.
Viele Auswanderer verlieren in andern Völkern ihre Sprache und damit
allmählich auch ihr nationales Wesen. Nur dort, wo Auswanderer
gleicher Zunge sich in größerer Zahl ansiedeln, können fremde Sprache
und fremdes Volkswesen wirksam abgewehrt werden. Die Beziehungen
zum Mutterlande werden aufrecht erhalten als geistige Nahrungs-
quellen. Allmählich lockern sich aber die Beziehungen zum Mutter-
laude. Nur durch Gründung von Kolonien können die aus-
wandernden Volksgenossen dauernd de in Volkstum
erhalten werden.
Wert der Kolonien für Industrie und Handelsstaaten. Für
Industrie- und Handels st aateu haben Kolonien noch in anderer
Hinsicht große Bedeutung. Fremde Rohstoffe müssen in wachsenden
Mengen eingeführt werden. Aber andere Völker strecken ebenfalls die
Hand nach ihnen aus. Darum muß ganz von selbst der Kamps um
die Schätze der Erde sich zuspitzen zu einem Kamps um die
Länder, die diese liefern. Der Ruf uach Kolonien ist der
Streit ruf der Industrie- und Handels Völker. Diese müssen
Kolonien erwerben, um den Wettbewerb mit andern Völkern bestehen
zu können. So kann auch Deutschland, da es sich aus einem Acker-
baustaate immer mehr zu einem Industrie- und Handelsstaate entwickelt
hat, Kolonien nicht mehr entbehren.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Xii
Vorwort.
fassenden Regierung. Darum habe ich überall, wo sich
hierzu Gelegenheit bot, daraufhingewiesen, was von den staat-
lichen Behörden zur Besserung und Förderung der
wirtschaftlichen Verhältnisse in der Vergangen-
heit geschehen ist, und am Schlüsse des Buches gebe ich eine
Uebersichtüber diebedeutungsvollsten Kulturauf-
gaben, die in den verschiedenen deutschen Staaten und unter
den verschiedenen Herrschern im Laufe der Jahrhunderte gelöst
worden sind. Aus gleichem Grunde legte ich Wert auf die Erörte-
rungen über staatliche Verfassung und Verwaltung.
Die im Buche enthaltenen Zahlenangaben zind überall,
wo es möglich war, genau gegeben. Passende Zahlenver-
gleiche herauszufinden, ist Sache des Lehrers. Es muss ja auch
hierfür die Heimat des einzelnen die Vergleichsgegenstände liefern.
Von den Städten sind fast alle die mit ihrer Einwohnerzahl*) an-
geführt, welche mehr als 10 000 Einwohner haben. Bei Städten
mit mehr als 50 000 Seelen ist die Bevölkerungsziffer durch stär-
kern Druck hervorgehoben. Der statistische Zahlen stoff
dürfte eine erwünschte Beigabe des Buches sein. Die geschicht-
lichen Rückblicke, welche uns frühere Kultnrbilder aus den
deutschen Landschaften in Kürze vorführen, sollen dazu dienen,
solchen Schülern, die schon genügende geschichtliche Kenntnisse
haben, nach und nach auch einen Einblick in den allmäh-
lichen Entwicklungsgang sowohl der vaterländi-
schen Kultur im besondern, als auch der m e n s c h 1 i c h e n
Kultur im allgemeinen zu verschaffen.
Indem ich wünsche, dass meine Arbeit manchen freund-
lichen Leser für das anziehende und lehrreiche
Studium der Länder- und Völkerkunde begeistern
möge, und insbesondere, dass diese Begeisterung befruchtend
auf den erdkundlichenunterricht unserer deutschen
Jugend einwirken möge, übergebe ich hiermit die Erdkunde
Deutschlands den deutschen Lehrern, in deren Reihen
ich viele wackere Mitarbeiter auf dem bezeichneten Unter-
richtsgebiete zu finden hoffe. Jede Mitteilung, die mir aus
deutschen Gauen über dortige Verhältnisse zukommen wird, ins-
besondere Berichtigungen von Irrtümern, die mir viel-
leicht unterlaufen sind, werdeich mit grösster Dankbarkeit
entgegennehmen. Zugleich nehme ich an dieser Stelle gerne Ver-
anlassung, allen denen, die schon an der Förderung meiner
Arbeit irgendwelchen Anteil haben, meinen innigsten Dank
auszusprechen. Diesen Dank schulde ich besonders meinem ver-
ehrten Lehrer, dem Geh. Regierungsrat Herrn Dr. Rein, Professor
der Erdkunde an der Universität zu Bonn.
*) Nach der Zählung vom 1. Dez. 1890.
Heinrich Kerp.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
2
Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts.
reichtum der Erdplastik vor: schöne Bergformen, enge und wild-
zerrissene Felsschluchten und anmutige Thäler; sie malt uns das
eigenartige Landschaftsgepräge der einzelnen Erdräume aus und
zeigt sie uns im belebenden Schmucke der Natur, im Schmucke
eines eigenartigen Pflanzen- und Tierlebens; sie erzählt uns von
grossen Meeren und mächtigen Strömen, von tosenden Wasserfällen
und stillen Seen; sie giebt uns weiter Kunde von fernen Ländern
und Inseln, von grossen und schönen Städten, von grossartigen
Werken der Menschenhand. Interessant sind auch die Neben-
umstände, unter welchen die Entwicklung der erdkundlichen
Wissenschaft voranschreiten musste. Diese kann nicht, wie es bei
vielen andern Wissenschaften angeht, ausschliesslich innerhalb der
bücherbesetzten Wände des Studierzimmers betrieben werden. Der
Geograph muss den grossen Gegenständen seines Studiums auch
räumlich nahe treten, er muss selbst viele Erdräume durchwandern,
er muss selbst in das bunte Getriebe des Völkerlebens hineinblicken.
Die Mitteilung von Selbsterlebtem giebt aber den erdkund-
lichen Schriften ein lebensvolles Gepräge, einen eigentümlichen Reiz,
durch den sie sich von den litterarischen Erscheinungen aus andern
Wissensgebieten vorteilhaft unterscheiden, und wie der Geograph
selbst den Wechsel zwischen dumpfer Zimmerluft und frischem
Bergeshauch, zwischen Bücherstaub und Waldesgrün, zwischen der
Lektüre dickleibiger Folianten und dem anregenden Verkehr mit
lebenden Menschen angenehm empfindet, so werden auch die Leser
durch die reiche Abwechslung des Inhalts und durch das Lebens-
frische der Darstellung seiner Mitteilungen warm angezogen. Inter-
essant sind ferner die Berichte über ferne Länder und Völker,
weil sie überall zum V e r gl e ic h e mit der heimatlichen Erde
und ihren Bewohnern und Verhältnissen einladen, und
endlich heanspruchen sie das hohe Interesse vieler Lebens-
und Berufskreise, weil unsere Kenntnis von fremden Ländern
und Völkern, von ihren Schätzen und Erzeugnissen, von ihrer Sprache
und ihren Sitten auch die Grundlage für die wichtigen Unter-
nehmungen des Handels bildet.
Es ist wohl als eine billige und gerechte Forderung zu be-
trachten, dass die Wissenschaften entsprechend dem Bildungs-
werte ihres Inhalts und entsprechend ihrer Bedeutung fürs
Leben in den Unterrichtsanstalten gewürdigt werden;
denn in dem Masse, wie Wissenschaft und Kunst, wie die ganze
menschliche Kultur voranschreitet, wächst auch das geistige Inter-
esse, das geistige Bedürfnis eines Volkes, und den Ansprüchen des
Lebens soll doch die Schule gerecht zu werden suchen. Wenn
wir auf die Entwicklung unserer Schulen zurückblicken, so
werden wir finden, dass obige Forderung stets zur Geltung gekom-
men ist. Die Umänderung bestehender Unterrichtsanstalten und
die Einrichtung neuer Schulgattungen sind vorwiegend auf den Ein-
fluss, welchen emporstrebende Wissenschaften auf das menschliche
Erwerbs- und Kulturleben ausübten, surückzufiihren. Diesem Ein-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Einl.: Die Stellang des erdkundlichen Unterrichts.
7
Die Bedeutung, welche der erdkundliche Unterricht für den Geschichts-
unterricht hat, wird meistens viel zu wenig anerkannt, in der Regel zu äusser-
lich aufgefasst. Die Erdkunde soll uns nicht nur mit dem Schau platze der
Geschichte bekannt machen, sondern auch mit den natürlichen Ein-
flüssen und Mitteln, von denen die Kulturentwicklung des Menschengeschlechtes
und die Kulturbeziehungen der Völker stets abhängig gewesen und auch in der Zu-
kunft stets sein werden. Aufgabe der Geschichte ist es, zu untersuchen, welche
politischen Ereignisse und wie sie auf die Ausnutzung der natürlichen Mittel der Kul-
tur eingewirkt, sie gefördert oder gehemmt haben, wie Friedens- und Kriegszeiten,
wie tüchtige oder schwache Fürsten das Kulturbild der Völker, sei es in seinem
äussern Rahmen, sei es in seinen innern Zügen, verändert haben. Eine zu ge-
ringe Beachtung der natürlichen Bedingungen, von denen die Kulturentwick-
lyng der Bewohner eines Erdraumes abhängig ist, muss also notwendig zu einer
verkehrten Auffassung von geschichtlichen Ereignissen und ihrer Wirkung und
Bedeutung führen. Unerklärlich müssen uns deshalb die neueren Bestimmungen
erscheinen, nach welchen die Lehrbefähigung für den Geschichts-
unterricht an höhern Lehranstalten ohne den Nachweis eines erd-
kundlichen Studiums erlangt werden kann ; eine Schädigung des Geschichts-
unterrichts wird nicht ausbleiben. Der Lehrer der Geschichte muss ebenso über
ein gründliches erdkundliches Wissen verfügen können, wie umgekehrt der Lehrer
der Erdkunde gründliche geschichtliche Kenntnisse nötig hat. Zu einseitig wird
meistens betont, dass nur die Geschichte uns das V e r s t ä n d n i s der Gegen-
wart erschliessen könne. Das Kulturbild eines jeden neuen Zeitabschnittes
erhält sein besonderes Gepräge durch die eigentümliche Art und Weise, wie die
vielerlei natürlichen Mittel der Kultur ausgenutzt werden. Unsere neuern
Kulturfortschritte sind vornehmlich an die Verwendung der Steinkohle,
des Eisens, des Dampfes und der Elektrizität geknüpft. Hierüber giebt
uns die Geschichte keinen Aufschluss; diesen erhalten wir durch die Natur-
wissenschaften, besonders durch die Chemie und die Physik, ferner
durch die Erdkunde, die, gestützt auf die Forschungen anderer Wissenschaften,
Lehranstalten" von Dr. G. Endemann (162 S., Pr. 2,40 Mk., Verlag von
Fr. Cohen in Bonn) kennen, das in einem geographischen Teile die Umgestal-
tung des Unterrichts in der Erdkunde im Sinne der obigen Thesen zeigt. Die
Notwendigkeit und Berechtigung einer solchen Umgestaltung, wie sie in der
Schrift von Endemann mit Rücksicht auf die neuen Ziele des Geschichtsunter-
richts gefordert wird, damit die Schüler eine tiefere Einsicht in die Kulturent-
wicklung der Völker erlangen, ist aber in erster Linie, und dies muss jedenfalls
noch schwerer in die Wagschale fallen, aus der Entwicklung der erdkundlichen
Wissenschaft selbst zu folgern. Die Zieländerung des einen Lehrfaches kann
nicht allein schon auch die Zieländerung des anderen begründen, vielmehr muss
jedes Lehrfach aus dem Schosse der eigenen Wissenschaft den Keim zu seiner
Entwicklung empfangen. Dieser Keim zu seiner Entwicklung in obiger Richtung
ist in der erdkundlichen Wissenschaft thatsächlich vorhanden, und ihn auszu-
bilden, ist der Zweck meines „Methodischen Lehrbuches einer be-
gründend-vergleichenden Erdkunde". Der erdkundliche Unterricht
ist bisher hinter der Entwicklung seiner Wissenschaft weit zurückgeblieben, in-
dem er es versäumte, den ursächlichen Zusammenhang seines Lernstoffes dar-
zustellen, und infolgedessen auch seiner wichtigsten und dankbarsten Aufgabe
fernblieb, nämlich den Schülern das Kulturbild der jetzigen Völker aus der natür-
lichen Beschaffenheit der ihnen als Wohnsitze dienenden Erdräume zu erklären,
wie dies in den Werken der erdkundlichen Wissenschaft längst geschieht. Hier-
bei müssen selbstverständlich auch geschichtliche Thatsachen mit zur Erklärung
herangezogen werden, ja diese können sogar in den Vordergrund treten. Im
allgemeinen ist aber der Hauptschlüssel zur Erklärung in den natürlichen Ver-
hältnissen zu suchen, also in Verhältnissen, die jetzt noch wirken, und deren
Wiikung auch in der Zukunft noch fortdauern wird, und die sowohl die Hebel
als auch die Schranken für die Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens der
Völker in sich tragen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
17
können auch die einmündenden Nebenflüsse einwirken;
besonders tritt in der Ebene, wo eine Aenderung des Laufes
leichter möglich ist, häufig der Fall ein, dass ein Haupt flu s s
die Richtung eines mächtigen Nebenflusses annimmt
(betrachte z. B. die Krümmungen des Po, sowie der untern We g er,
Elbe und Oder).
Im Laufe der Zeit haben viele Gewässer ihr Bett bedeutend
vertieft, während andere es stets versanden. Fast alle Ge-
birgsbäche schneiden jetzt tief in die Landschaft ein und fördern
dadurch nicht wenig deren gebirgiges Aussehen. Die grosse Kraft,
welche erforderlich ist, um selbst hartes Gestein bis zu solcher
Tiefe auszunagen, erhalten sie durch ihr starkes Gefälle. Auf
ihrem ruhigen Laufe durch die Ebene versanden dagegen
die Flüsse ihr Bett immer mehr. Jedoch neigen hierzu nicht alle
in gleichem Grade. Versandungen kommen, wie leicht erklär-
lich ist, am häufigsten bei solchen Flüssen vor, deren Abfluss-
gebiet vorherrschend von weichen Bodenschichten bedeckt
ist. Die notwendige Folge der Versandung sind aber wieder allerlei
Stromveränderungen, welche gewöhnlich bei Ueb er schwem-
mung en, wenn sich gewaltigere Wassermassen gegen die Ufer
drängen, eintreten, aber durch die immer fortschreitende Versan-
dung längst verbreitet waren.; denn diese bewirkt, dass das Wasser
mehr nach irgend einer Seite gedrängt wird, welches dann ent-
weder das Ufer auf weite Strecken mit sich fortreisst oder gar
noch ein zweites oder drittes Flussbett schafft. Eine Verzwei-
gung des Strom la ufes findet am häufigsten vor der M ii n du n g
statt, teils weil hier durch das ruhige Fliessen des Wassers die
Versandung sehr begünstigt wird, teils weil die flachen Ufer nicht
fest genug sind, um dem Andränge der bedeutenden Wassermassen
sicher widerstehen zu können. (Z. B. die Deltabildung des Rheines,
der Donau, des Nils, des Amazonenstromes, sowie die grossen
Stromveränderungen des Hoang-ho).
b. Die Bedingungen für die Entfaltung organischen Lebens
auf der Erdoberfläche.
Die Ueppigkeit (les Pflanzenlebens hängt von der Nähr-
kraft des Bodens, von der Dicke der Erdkrume, von dem
Wassergehalte derselben, sowie von der Wärme des Klimas ab.
Die erste Vorbedingung für die Entfaltung eines
üppigen Pflanzenwuchses ist ein nährkräftiger Boden.
Die Pflanzen haben zu ihrem Wachstum ausser Kohlen-
säure und Wasser auch eine Anzahl mineralischer Stoffe,
sog. Nähr salze, die sie aus dem Boden aufnehmen müssen,
nötig. Die unentbehrlichsten sind Kalium, Calcium, Magne-
sium, Eisen, Phosphor, Schwefel und Stickstoff. Wenn
auch die Kohlensäure, welche durch die winzig kleinen, in
ungeheurer Zahl vorhandenen Spaltöffnungen der Blätter auf-
genommen wird, das wichtigste Nahrungsmittel der Pflanze
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Vili
Vorwort.
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den ein-
zelnen produktiven Ständen, sowie zwischen den
einzelnen Völkern zu verfolgen. Darum muss jeder Erd-
raum, nachdem er zuerst als eine natürliche Landschaft
vorgeführt worden ist, in zweiter Linie als Wohnsitz des auf
ihm mit Hilfe der gebotenen Mittel sich nährenden Volkes, als eine
wirtschaftliche Gemeinschaft und als e i n e S t ä 11 e
menschlicher Kultur betrachtet werden *). Nachdem das
Kulturbild der Gegenwart hinreichend beleuchtet worden
ist, kann auch ein Blick auf frühere Kult urzeit en geworfen
werden, wenn der Bildungsstand der Schüler dies gestattet.
Die Lehrmethode endlich muss auf die Gesetze de r
Seelenlehre aufgebaut werden. Diese zeigen uns die Wege,
wie die zu vermittelnden Vorstellungen und Denkstoffe am leich-
testen dem Geiste der Schüler zugeführt und in ihm am sichersten
zum Haften gebracht werden können. Als erstes ist für den
erdkundlichen Unterricht zu beachten, dass die Schüler in jede
ihnen noch fremde Landschaft von einer ihnen bereits bekannten
aus eingeführt werden, damit sie sich in jener sogleich orien-
tieren können, und damit die neuen Vorstellungen durch einen
innigen Anschluss an frühere leichter aufgenommen und besser
festgehalten werden. An zweiter Stelle handelt es sich darum,
dass die einzelnen erdkundlichen Gegenstände zur klaren An-
schauung gebracht werden. Es stehen uns hierzu die verschie-
densten äussern Veranschaulichungsmittel zu Gebote.
Aber diese erfüllen ihren Zweck nicht ganz, wenn das mündliche
Wort des Lehrers, seine anschauliche Schilderung ihnen
nicht Leben eingiesst; nur dann bleiben lebensvolle Vorstellungs-
bilder im Geiste zurück. Nachdem die Schüler von den erdkund-
lichen Einzelgegenständen eine klare Anschauung gewonnen
haben, ist ihnen auch von der ganzen Landschaft ein rich-
*) Der Vergleich zwischen den J ange'sehen Schriften und meiner Arbeit
könnte hier weiter gezogen werden. Wie die Lebewesen der Natur als Glieder
natürlicher Lebensgemeinschaften, z. B. des Teiches, des Sumpfes, des Waldes,
der Wiese u. s. w. vorgeführt werden sollen, so die erdkundlichen Gegenstände
im Rahmen natürlicher Landschaften, und wie Junge die Betrachtung des Natur-
lebens, die Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit und Dienstleistung der
Naturwesen in den Vordergrund gerückt hat, so betrachte ich vorwiegend das
Kulturleben des Menschen, zeige die Abhängigkeit des letztern
von der Scholle, auf der er sich ernähren muss, und führe dem Schüler
d a s I n e i n a n d e r g r e i f e n d e r m e n s c h 1 i c h e n B e r u f s t h ä t i g k e i t und
des wirtschaftlichen Lebens der Völker vor Augen. Trotz dieser
Verwandtschaft wird die Durchsicht meiner Arbeit sofort deren Eigenart klar-
stellen, wie dies ja auch durch die Eigenart des Stoffes notwendig bedingt
werden musste. Um aber der Wahrheit die Ehre zu geben, bekenne ich mit
Freuden , dass ich die erste Anregung zur Abfassung der begründend-ver-
gleichenden Erdkunde dem Studium des „D o r f t e ich s" von Junge zu verdanken
habe. Ich erkenne in den Junge'schen Schriften ein allgemeines Prinzip,
das für den gesamten Unterricht Wert hat, nämlich das der g e i s ti g e n D u r c h-
a r b e i t u n g alles Lernstoffes, wobei die Ergründung ursächlicher Beziehungen
Aufgabe und Endziel ist.
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Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
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die grossartigen Verkehrs- und Handelseinrichtungen der
Neuzeit hervorgegangen, die Eisen b a h n , das Dampfschif f,
der Telegraph, das Telephon, die Post, die Börse, das
Bankwesen, Einrichtungen, die als die wichtigsten E r-
r un genschaften u n seres J a h r h u n d e r t s zu betrachten
sind.
In der Regel folgt der Handel dem geradesten und
kürzesten Wege. Oft aber treten dem Verkehr Schwierig-
keiten entgegen, die ein Abweichen von der geraden Richtung-
nötig machen, Schwierigkeiten, die meistens in ungünstiger
Bodenbildung ihren Grund haben. Besonders hindern hohe
und unwegsame G e b i r g e den Verkehr und werden deshalb
in der Regel zu einer Sprach- und Völkerscheide, die sich
um so schärfer ausprägt, je weniger Pässe für den Uebergang von
der einen zur andern Seite vorhanden sind. Dagegen sind die
Flussthäler die natürlichen Adern des Verkehrs,
und für den grossen Völker ver kehr öffnet das M e e r die
Wege nach allen Richtungen. Es hängt also von den natür-
lichen Verhältnissen eines Landes, von seiner B o-
dengestaltung und s e i n e r L a g e ab, w e 1 c h e W e g e sein
Binnen verkehr nimmt, u n d inwieweit es a m Welthandel
Anteil nehmen kann. Ueberall, wohin sich aber der Han-
delsverkehr drängt, dort nimmt auch die menschliche Ansiede-
lang einen höhern Aufschwung, dort entstehen volksreiche
Ortschaften, die mit der Zeit zu blühenden Städten
anwachsen.
Der Handel (Verkehr) begünstigt die Wissenschaft (und
Kunst), indem er nicht bloss vielfach Anregung zu deren
Bestrehungen giebt, sondern auch durch Begründung eines
grössern Wohlstandes ihre Unternehmungen lebensfähiger
macht.
Dem Handelsverkehr verdanken wir in der Regel die
älteste Kunde von fernen Ländern und Völkern.
Kau fi ente waren es, die, um Handelsbeziehungen anzu-
knüpfen, zuerst mit ihren Schiffen unbekannte Küsten auf-
suchten oder auch auf dem Landwege in fremde Gegenden
vordrangen. Bei ihrer Rüchkehr wussten sie nicht nur das land-
schaftliche Gepräge der Länder, die sie bereist hatten, zu
schildern, sondern sie konnten auch über ihre Bewohner, deren
Sprache, Sitten und Gebräuche lehrreiche Mit-
teilungen machen, und die von ihnen eingehandelten Erzeug-
nisse gaben ferner Kunde von dem Pflanzen- und T i e r 1 e b e n,
sowie von den mineralischen Schätzen jener fremden Ge-
biete. So erfuhren schon durch den Handel unsere naturwissen-
schaftlichen, erdkundlichen und s p r a c h 1 i c li e n K e n n t-
n.isse jederzeit eine wertvolle Bereicherung. Aber
auch den Anstoss zu besondern wissenschaftlichen- For-
schungen gab dieser, da es in seinem Interesse lag, dass von
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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