Bedeutung' Friedrichs Ii.
Maria Theresia als Regentin.
88 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier muß ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden." Durch diese Haltung erreichte er, daß die neuerworbenen katholischen Untertanen in Schlesien sich ebensogut als Preußen fühlten, wie die Brandenburger und Pommern. Selbst die Jesuiten fanden in Preußen Schutz, als eine päpstliche Bulle den Orden aushob. —
10. Überblicken wir nun zum Schluß prüfend die gesamte Wirksamkeit Friedrichs des Großen, wie er dieselbe im Krieg und im Frieden entfaltete, so kommen wir zu folgendem Ergebnis:
Friedrich Ii. machte Preußen groß nach außen und stark nach innen. Unter seiner Regierung wuchs der Landbesitz von 2200 Ouabratrneisen aus 3500 Quadratmeilen, die Bevölkerung von 2 Millionen auf 6 Millionen, stiegen die jährlichen Einnahmen von 7 Millionen aus 22 Millionen, vermehrte sich das Heer von 83 000 aus 200000. Er entfesselte die Kräfte, die im Volke schlummerten, erweckte der Soldaten Ehrgefühl, der Beamten Pflichtgefühl und der Untertanen opferwillige Liebe zum Landesfürsten, brachte durch Kriegstateu ohnegleichen den deutschen Namen, der beinahe zum Spottnamen herabgesunken war, wieder zu Ehren, bewahrte das deutsche Land vor Zerstückelung, welche Rußland, Frankreich und Schweden unter Österreichs Zustimmung geplant hatten. Tief hat sich die Gestalt des großen Königs der Erinnerung des deutschen Volkes eingeprägt. — Am 17. August 1786 hauchte er nach langem Leiden seine Seele aus. Ein schmerzliches Zucken ging durch Europa. Kaunitz, der Minister Maria Theresias, rief ans: „Wann wird wieder ein so großer König das Zepter führen ?" und ein schwäbisches Bäuerlein fragte: „Wer wird jetzt die Welt regieren?" Seiner Leichenpredigt wurde das Wort der Schrift zu gründe gelegt: „Ich habe dir
einen Namen gemacht, wie die Großen auf Erden einen Namen haben."
§ 99.
Österreich unter Maria Theresia und Joseph Ii.
a. Maria Theresia 1740—1780.
1. Die unversöhnliche Gegnerin und große Zeitgenossin Friedrichs Ii. war Maria Theresia. Sie bildete eine Zierde des österreichischen Thrones und legte durch ihr unermüdliches und erfolgreiches Wirken den Grnnb zu einer neuen Entwicklung ihres Staates. In ihrer Person vereinigte sie Vorzüge des Mannes und des Weibes: klaren Verstaub, praktischen Sinn, eine seltene Energie und ein gläubiges,
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia 88_Viii Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich August Kaunitz Maria_Theresias Maria Theresias Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Französischen_Revolution Schlesien Pommern Frankreich Schweden Europa Friedrichs
§ 131. Der Preußisch-deutsche Zollverein 1834. 187
Regierung darum zu tun, Kurhesseu und Hessen-Darmstadt, wodurch Preußen in eine östliche und westliche Hälfte geteilt wurde, zum Anschluß zu bewegen. Es gelang. 1828 kam es zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt, 1831 zwischen Preußen und Knrhessen zur festen Einigung. Die Gemeinsamkeit der wirtschaftlichen Interessen veranlaßte 1828 auch Bayern und Württemberg zur Begründung eines Zollvereins.
4. Es lag nun im Vorteil des norddeutschen und des süddeutschen ®eutf|eeu3o^5
Verbandes, eine Einigung beider herbeizuführen. Die darauf gerichteten bercin 1834•
Bemühungen gelangten 1833 34 durch Errichtung des Preußisch-deutschen Zollvereins zu eiuem sehr erfreulichen Abschluß. In der Nenjahrsnacht 1833/34 fielen die Schlagbäume zwischen den meisten deutschen Ländern. Hochbeladene Frachtwagen hatten sich in langen
Zügen vor allen Mauthäusern angesammelt. Mit dem Glockenschlag 12 zogen die Rosse an und nun ging es unter dem Jubel lärmender Volkshaufen lustig vorwärts. Anfangs umfaßte die ueue Einigung Preußen, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Sachsen, die thüringischen Staaten, Bayern und Württemberg. In den folgenden Jahrzehnten schlossen sich auch die übrigen Staaten an. (Hannover 1854, Mecklenburg 1866, Hamburg und Bremen 1888). Nur Österreich blieb außerhalb des Bundes. — Etwas Großes hatte sich unter Preußens Führung in aller Stille vollzogen. Deutschland war wirtschaftlich geeinigt, war von der „Einzelstaatswirtschaft zur nationalen Wirtschaft" übergegangen und damit war der Grundstein zu einer noch bedeutsameren Einheit in deu Boden gesenkt. Die Erzeugnisse der zum Verein gehörigen Länder (ausgenommen Bier- und Branntwein, für welche eine Übergangsabgabe entrichtet werden mußte) gingen ohne Eingangs- und Durchgangssteuer nach allen Territorien des Zollgebietes. Die von außen kommenden Waren wurden an der Grenze nach einheitlichem Tarif besteuert und konnten dann ebenfalls nach allen Richtungen zirkulieren. Alle Zölle flössen in eine gemeinsame Zollvereinskasse und wurden von hier ans an die einzelnen Staaten nach Maßgabe der Bevölkerung verteilt.
5. „Die wohltätigen Folgen des Bundes zeigten sich bald in Aufschwung ^von einer allgemeinen Entfesselung und Belebung" der wirtschaftlichen Kräfte. Handel. Ein neuer, aufstrebender Geist regte sich im deutschen Bürgertum und offenbarte sich in einer Rührigkeit und Schaffensfreudigkeit, die an
die schönste Zeit der mittelalterlichen Hansa erinnerte. Die Industrie, die Fabriken begannen mit dem Ausland zu wetteifern, ja sie suchten in manchen Zweigen die fremden Leistungen zu überflügeln, und gleichen Schritt mit der industriellen Entwicklung hielt der Aufschwung des Handels. Die deutsche Hanbelsslotte eroberte ein Gebiet nach dem anberen; balb nahm sie nächst der englischen und amerikanischen
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Tie Heeresorganisation.
208 X Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums.
der obwaltenden politischen Verhältnisse, voller Hingebung an die Interessen seines Volkes, so trat er an die Lösung der sich ihm darbietenden Ausgaben heran. Was er als solche erkannte, geht aus einer 1858 an die Minister gerichteten Ansprache und aus einer nach seiner Thronbesteigung veröffentlichten Willenskundgebung hervor: Preußens Heer müsse mächtig und angesehen sein, um, wenn es gelte, ein schwerwiegendes politisches Gewicht in die Wagschale legen zu können; es wäre ein schwer sich bestrafender Fehler, wollte man mit einer wohlfeilen Heeresverfassung prangen, die im Momente der Entscheidung den Erwartungen nicht entspräche. Preußen müsse in Deutschland moralische Eroberungen machen durch eine weise Gesetzgebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und durch Ergreifung von Einigungselementen. Als deutschem Fürsten liege ihm ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen müsse.
3. Solchen Grundsätzen und Überzeugungen entsprechend, erstrebte Wilhelm I. vor allen Dingen eine Reorganisation des Heeres. Er erblickte darin geradezu eine Lebens- und Ehrenfrage des preußischen Staates. Die preußische Kriegsverfaffuug beruhte noch auf der Gesetzgebung von 1814. Seitdem war die Bevölkerung erheblich gewachsen, die Zahl der Rekruten aber, die jährlich ausgehoben wurde, dieselbe geblieben, das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht alfo durchbrochen. Bei jeder Mobilmachung (so 1849 und 1859) mußte, weil das stehende Heer zu schwach war, ein großer Teil der Landwehr einberufen werden. Dabei hatte sich gezeigt, daß die Hälfte derselben aus verheirateten Männern bestand, welche den Dienst unter der Waffe als bedeutende Störung ihres häuslichen und wirtschaftlichen Lebens empfanden. Um diese unhaltbaren Verhältnisse zu beseitigen, legte Wilhelm I. einen von ihm selbst unter dem Beirat des Generals Roon (seit 1859 Kriegsminister) ausgearbeiteten Plan zur Reorganisation des Heeres dem Landtage vor. Nach demselben sollten in Verwirklichung des Gedankens der allgemeinen Wehrpflicht möglichst alle Militärtüchtigen eingestellt, die Zahl der Regimenter bedeutend vermehrt, die dreijährige Dienstzeit wirklich durchgeführt, die Dienstzeit in der Reserve ausgedehnt, die in der Landwehr dagegen verkürzt werden. Im Abgeordnetenhause erhob sich gegen die beabsichtigten Neuerungen ein unerwarteter Widerspruch. Es sah die politische Notwendigkeit derselben nicht ein, scheute die daraus hervorgehende Mehrbelastung (24—27 Mill. Mark), sträubte sich gegen die Antastung der Landwehr, des eigentlichen Volksheeres, und versagte 1862 nach erbitterten Kämpfen die Bewilligung der Ausgaben. Da es der König für seine Pflicht hielt, die bereits begonnene Reform
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschen_Kaisertums Deutschland
§ 104. Ursachen. 109
erst in der folgenden Periode zu neuer Glut angefacht und zwar von den führenden Geistern, die unser Volk nach furchtbaren Heimsuchungen und Erschütterungen zum Kampfe gegen den französischen Bedrücker aufriefen.
Ix. Um Ber Miw!W ieuolutioti liis pi Wiener Kongreß.
1789-1815.
A. Die Französische Revolution und die ersten Revolutionskriege.
§ 104.
Ursachen.
1. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, ein Jahr vor dem Emfluß des nord-Tode Kaiser Josephs Ii., brach in Frankreich eine die ganze Nation Frteitskampfes in ihrem Innersten aufwühlende Bewegung aus, welche zunächst in mtt ,vtantuic6' unserem westlichen Nachbarreiche eine vollständige Umbildung des staatlichen Lebens hervorrief, dann aber auch in ihren Wirkungen auf die Verhältnisse der meisten europäischen Staaten, insbesondere Deutschlands, einen tiefgehenden, umgestaltenden Einsluß ausübte und somit eine neue Ordnung der Dinge herbeiführte: die Französische Revolution. Der Ausbruch derselben hängt mit Ereigniffen jenseits des Ozeans zusammen, wo sich die englischen Kolonien Nordamerikas in siebenjährigem Ringen (1776—1783) von dem Mutterlande losrissen und die Republik der Vereinigten Staaten gründeten, welche dein Volke die ausgedehntesten Freiheiten gewährte und den Grundsatz der Gleichberechtigung aller Bürger in ihren Gesetzen und Einrichtungen verwirklichte. Scharen von Freiwilligen, unter ihnen der schwärmerische Marquis v. Lafayette, waren aus Frankreich in die neue Welt geeilt und hatten hier, begeistert für allgemeine Menschenrechte, am Kampse tätigen Anteil genommen. Erfüllt von neuen Ideen, kehrten sie in die Heimat zurück und machten hier nun aufregende und erhebende Schilderungen von dem kühnen und erfolgreichen Schritt der Amerikaner, der diesen mit einem Schlage eine Fülle von schätzenswerten Rechten und Freiheiten gebracht hatte. Und
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Extrahierte Ortsnamen: Josephs Frankreich Deutschlands Nordamerikas Frankreich
----------- 19
sie freundlich nach dem Wege, den er nehmen müsse,
um nach dem nächsten Dorfe zu kommen.
Karl trat sogleich hervor und sagte zu dem
Manne: ich will dir den Weg bis zum Dorfe
hinaus zeigen, wo du hernach nicht mehr irre
gehen kannst. Er ging hierauf mit dem Fremden
fort, und wies ihm von Ferne die Gegend, wo
Vas nächste Dorf lag.
Der Reisende bedankte sich lröstich und wollte
dem guten Knaben für seine Mühe ein Trankgeld
geben. Aber Karl nahm nichts und sagte: es hat
mich gefreut, daß ich dir habe einen Gefallen er-
zeigen können. Lebe wohl und reise glücklich.
18. Das habsüchtige Mädchen.
Ein gutes altes Mütterchen ging in die Kirche.
Der Weg war hart gefroren, sie fiel daher und
konnte nicht wieder allein aufstehen.
Lisette, ein Mädchen von zwölf Jahren, ging
vorbei und wurde von dem alten Mütterchen um
Beistand angerufen. Ja, sagte sie, wenn ihr mir
einen Groschen geben wollt, so will ich euch wohl
helfen. Sie half ihr auch wirklich nicht eher, als
bis ihr die alte Frau einen Groschen zu geben
versprochen hatte.
Pfuy der garstigen Habsucht!
19. Folgen des Ungehorsams.
Jakob war ein munterer Junae; aber er
hatte einen schlimmen Fehler. Wenn sein Vater
B 2
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15. Ludwig der Bayer. 41
richs die Anerkennung des Testaments 1313. Eben dieser Ludwig hat spter, als von der niederbayerischen Linie der letzte Erbe gestorben war (1340), Niederbayern wieder mit Oberbayern vereinigt 1341.
15. Ludwig der Bayer.
Ludwig von Oberbayern war der jngere der beiden Shnet Ludwigs des Strengen. Der ltere, Rudolf, hatte anfangs in der Pfalz und Oberbayern allein regiert. Als aber der Wittels-bachische Besitz durch die Feindschaft Rudolfs gegen den Habsburgischen König Albrecht I. litt, erzwang sich Ludwig Anteil am Regimente 1302. Dann fhrte eigenmchtige Verfgung Rudolfs der pflzische Gter zu einer Teilung des Landes, und diese zu einem Kriege zwischen den Brdern, dessen Ende die Wiederherstellung der gemein-samen Regierung war. Die pflzische Kurstimme, die sich Rudolf vorbehalten hatte, gab derselbe, als an Heinrichs Vii. Statt ein neuer König zu whlen war, Friedrich dem Schnen von sterreich, während die Mehrzahl der Kurfrsten Rudolfs Bruder whlte. Da Rudolf dem von ihm erwhlten Könige treu blieb, so zwang ihn Ludwig von der Regierung Bayerns zurckzutreten und spter aus dem Lande zu flchten. Er starb 1319, wahrscheinlich in sterreich.
Als Ludwig durch die Schlacht bei Mhldorf oder Ampfing2)
1) Rudolf 1294-1317 (f 1319).
Ludwig Iv., der Bayer, 1302 - 1347.
2) Der Streit zu Mhldorf (von einem Zeitgenossen; der Text nach einer Abschrift aus dem 15. Jahrhundert. Das Schlachtfeld wird im Norden von der Isen, im Sden vom Inn begrenzt. An der Isen liegt Ampfing, am Inn Mhldorf. der die Ifen vom Norden her kam Ludwig; im Sden, den Inn hinter sich stand Friedrichs Heer): Do man des morgens vechten folt, do het herczog Ludwikh von Paiern und chunig Johann von Peham sein Heister von allen landen zu einander Pracht, und auch die durch (um) ewentewr und der Haiden willen (der König von Ungarn hatte diese Friedrich zu Hilfe gesandt) dar chomen warn, und des was ein groz her und het das ze ainzigen likuud (zu Anzing liegend), das chom da ze einander chawm in vier tagen. Do sy sich da nacheinander zu dem wasfer (der Ifen) gelaiden (legten), das die her an einander wohl gesehen mochten (da die Heere einander wohl sehen mochten), prften das die weisen Herrn von sterreich, da sie (die Bayern) uberladen wern mit hereschrafft; die giengen do zu dem Pischols Fridrich von salczpurch und nennen den mit in, und gaben chunig Fridrich mauichen weisen rat: Dietrich, der marschalch von Pylichdorff, Ulreich und Hainreich, prder (Brder), von Walfe. Den wolt er nicht Dolgen, und wolt nur streiten und jach (sehensprechen), er Het so vil witiben und Waisen gemacht, das er der Kristenhait des ein endt wolt machen, wie es ihm ergienge. Desselben nachts rait funig Fridrich und Ditreich von Pilichdorff unter fein her von Hutten zu Hutten zu allen feinen Herrn und mont fe an ihr trew und jach; ir Herren, ich
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig_von_Oberbayern Ludwig Shnet_Ludwigs Ludwigs Rudolf Rudolf Rudolfs Albrecht_I. Ludwig_Anteil Ludwig Rudolfs Rudolf Rudolf Heinrichs Heinrichs Friedrich_dem_Schnen Friedrich Rudolfs Rudolf Rudolf Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Rudolf_1294-1317 Rudolf Ludwig_Iv. Ludwig_Iv. Ludwig Ludwig Friedrichs Johann_von_Peham Johann Heister Friedrich Friedrich
25. Wilhelm Iv. von Bayern. 15081550.
65
So lange Zwist im herzoglichen Hause war, konnte der Adel hoffen, seinen Willen durchzusetzen. Hier nmlich forderte der jngere Ludwig von seinem Bruder Wilhelm Anteil an der Regierung. Er behauptete, das Erbfolgegesetz seines Vaters leide auf ihn keine Anwendung, da er vor dem Erlasse desselben geboren sei. Erst als Wilhelm nachgab und so die Eintracht herstellte, vermochten die Her-zge eine festere Stellung dem Adel gegenber einzunehmen. Hie-ronymus von Stauf, dem man schuld gab, da er die Brder im Interesse des Adels zu entzweien gesucht habe, wurde hingerichtet. Nun huldigte der Adel und fgte sich wenige Jahre nachher auch einer Steuer, welche die Herzoge auf sein Vermgen legten.
Wenn die Herzoge jetzt hufigere Geldforderungen an die Stnde brachten als frher, so hatte dies in den vernderten Verhltnissen seinen Grund. So war z. B. das Heerwesen ein ganz anderes ge-worden. Denn während frher die kriegspflichtige Mannschaft des Landes auf der Stnde Kosten ins Feld zog, hatten jetzt die Herzoge meist geworbenes Kriegsvolk, das sie selbst zu besolden hatten. Und immerdar gerstet zu sein, war durch die Zeit geboten.
So wurde im I. 1519 Herzog Wilhelm von dem schwbischen Bunde in Anspruch genommen, dessen Mitglied er war. Als nmlich Herzog Ulrich von Wrttemberg die Stadt Reutlingen, welche zum Bunde gehrte, berfallen hatte, wurde Wilhelm von dem Bunde mit der Fhrung des Krieges betraut. Der Herzog bernahm den Auf-trag um so bereitwilliger, als sich ihm hier zugleich eine Gelegenheit bot, seine Schwester Sabina zu rchen, welche von Ulrich, ihrem Ge-mahle, um seiner Untreue und rohen Behandlung willen zu ihm sich geflchtet hatte. Mit Hilfe des kriegskundigen Georg von Frnnds-berg, Herrn zu Mindelheim, wurde Ulrich aus seinem Lande vertrieben.
Als sich wenige Jahre nachher die Bauern des sdlichen Deutsch-lands gegen ihre Bedrcker erhoben, blieb die Ordnung in Bayern ungestrt, nicht blos weil die herzogliche Gewalt gefrchtet war, son-dern weil auch das Wohlwollen, mit welchem oftmals die bayerischen Herzoge die niederen Stnde gegen den Adel in Schutz genommen hatten, den Ha gegen sie nicht aufkommen lie. Dafr wurde die kriegerische Hilfe Bayerns von dem benachbarten Erzbischof von Salz-
Preger, Lehrb. d. daher. Geschichte. 11. Aufl. 5
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_von_seinem_Bruder_Wilhelm Ludwig Wilhelm Wilhelm Wilhelm Ulrich_von_Wrttemberg Wilhelm Sabina Ulrich Georg_von_Frnnds-berg Ulrich
98. Das landesvterliche Wirken Friedrichs des Groen. 53
deutschen Landen ein nationales Bewutsein, entflammten die Phan-taste der dichterisch begabten Naturen und veranlaten viele, die ge-waltigen Eindrcke dichterisch zu gestalten, welche der Verlauf der Ereignisse auf die Gemter gemacht. Bekannt ist Goethes Urteil:
Der erste wahre und hhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich d. Gr. und die Taten des Siebenjhrigen Krieges in die deutsche Poesie." Auch hatte Friedrich eine Ahnung von dem Er-wachen des deutschen Geistes. In seiner Schrift De la litterature allemande" findet sich die Stelle: Ich sehe das gelobte Land von Ferne, aber ich werde nicht hineinkommen."
^95"Endlich mge hier noch die Stellung erwhnt werden, welche Ss8unb Friedrich der Religion und der Kirche gegenber einnahm. In ird?e-seinem religisen Glauben machte der König eine Wandlung durch. Vor seinem Regierungsantritt stand er noch auf dem Boden des Christentums. In einem Aufsatz von 1731 wnscht er den Unter-gang von Brandenburg, wenn der Staat je gegen die christliche Religion gleichgltig werden sollte. Durch den Umgang mit V oltaire und anderen franzsischen Philosophen aber wurde eine Umgestaltung in den religisen Vorstellungen des Knigs angebahnt. Er verlor die Wrme des religisen Gefhls, wurde gleichgltig gegen die Kirche und schtzte nur noch die Moral wegen ihrer Bedeutung fr das Glck des einzelnen und fr die Wohlfahrt des Ganzen. Den verschiedenen Kirchengesellschaften gegenber bte Friedrich die weitestgehende Toleranz. Die Religionen Msen alle Tolleriret werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier mu ein jeder nach Seiner Faon Seiich werden." Durch diese Haltung erreichte er, da die neuerworbenen katholischen Untertanen in Schlesien sich ebensogut als Preußen fhlten, wie die Brandenburger und Pommern. Selbst die Jesuiten fanden in Preußen Schutz, als eine ppstliche Bulle den Orden aufhob.
Ein berblick der die gesamte Wirksamkeit Friedrichs des Groen fhrt zu folgendem Ergebnis:
Friedrich Ii. machte Preußen groß nach auen und stark nach innen. Unter feiner Regierung wuchs der Landbesitz von " *U" 2200 Quadratmeilen auf 3500, die Bevlkerung von 2 Millionen auf 6 Millionen, stiegen die jhrlichen Einnahmen von 7 Millionen auf 22 Millionen, vermehrte sich das Heer von 83000 auf 200000. Er entfesselte die Krfte, die im Volke schlummerten, erweckte der Soldaten Ehrgefhl, der Beamten Pflichtgefhl und der Untertanen opferwillige Liebe zum Landesfrsten, brachte durch Kriegstaten ohnegleichen den deutschen Namen, der beinahe zum Spottnamen herabgesunken war, wieder zu Ehren, bewahrte das
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Goethes Friedrich_d Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich
124 Viii. Von der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre.
dieses wurde dann mit dem nrdlichen Hannover und den Hanse^ stdten Bremen, Hamburg und Lbeck mit Frankreich vereinigt. Damit hatte der Imperator die Herrschaft der die Nord- und Ostsee erlangt. Und wie im Norden, so schaltete Napoleon im Sden. Hier hatte Papst Pius Vit. den rcksichtslosen Despotismus zu fhlen. Als dieser sich weigerte, seine Seehfen den englischen Waren zu verschlieen, verfgte Napoleon die Aufhebung des Kirchenstaates und die Vereinigung desselben mit Frankreich (1809). Nun erstreckten sich dessen Grenzen von den Pyrenen bis der die Elbe, von der Nord-und Ostsee bis tief nach Italien hinein. (130 Departements mit etwa 60 Millionen Einwohnern.)
^119. Der Krieg mit Rußland und Napoleons Sturz 1812.
1. Aber auch Napoleon erfuhr die Unbestndigkeit des Glckes. Aus die sonnigen Tage des Ruhmes und beispielloser Macht folgte ein jher Fall. Den Anfang zu dieser Wendung bildeten die Ver-Wicklungen, in welche der Gewaltige mit Alexander I. von Ru-land geriet, dem einzigen Monarchen des Festlandes, der dem Despoten gegenber seinen Willen nicht beugte.
$umsegem 2- Verschiedene Faktoren fhrten das Zerwrfnis herbei. Alexander-blieb nicht verborgen, welch schlimme Wirkungen die Kontinental--sperre auf den russischen Handel und den Wohlstand seines Volkes ausbte. (Rulands Landesprodukte fanden an England den strksten Abnehmer und fr die russische Landwirtschaft waren die englischen Metallwaren fast unentbehrlich.) Er nahm es daher mit der Durch-shrung dieser Maregel nicht genau, obwohl er im Jahre 1807 auf Napolous Verlangen dem Sperrsystem beigetreten war. Als nun gar Napoleon 1810 das Ansinnen stellte, Rußland solle nicht blo die englischen, sondern auch die neutralen (amerikanischen) Schiffe mit Beschlag belegen, also auf die Einfuhr aller Kolonialwaren verzichten^ da trat der Zar solcher Zumutung mit Entschiedenheit entgegen, und das sah Napoleon als Beleidigung an. Anderseits hatte Alexander genug Ursache zur Verstimmung und zum Mitrauen. Einmal empfand er die Entthronung des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten, als schwere persnliche Verletzung; dann betrachtete er die Annektierung der deutschen Nordkste bis zur Trave als ein fr den Frieden und die Selbstndigkeit der Staaten be-drohliches Anwachsen der franzsischen Macht und endlich beunruhigte ihn, da Napoleon durch Vergrerung des Herzogtums Warschau in den Polen die Hoffnung aus Wiederherstellung eines nationalen Staates nhrte. Angesichts aller Vorkommnisse der letzten Jahre und ihrer Deutung war eine Lockerung der einst freundschaftlichen Beziehungen zwischen Napoleon und Alexander ganz selbstverstndlich. Es entstand
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Alexander_I._von_Ru-land Alexander_I. Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Bremen Hamburg Frankreich Frankreich Nord-und_Ostsee Italien Napoleons England Oldenburg Warschau
186 Ix. Vom Wiener Kongre bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums.
nur einige Daten aus demselben angefhrt. Er wurde am 22. Mrz 1797 als Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der hochherzigen Knigin Luise geboren, sah als Knabe den tiefen Fall, die Ohnmacht und das Unglck seines Volkes, war Zeuge von dessen kraftvoller Erhebung, berschritt 1814 mit den Heeren den Rhein, erwarb sich in der Schlacht bei Bar sur Aube das Eiserne Kreuz und beteiligte sich an der Seite der verbndeten Monarchen am Einzug in Paris. In der Folgezeit widmete er sich, einer starken Neigung folgend, besonders dem Dienste in der Armee, den er auf allen Stufen grndlich kennen lernte. 1849 schlug er den Aufstand in der Rhein-Pfalz und in Baden nieder und dann verlebte er, die Schmach von Olmtz schmerzlich empfindend, eine Reihe von Jahren als Statthalter der Rheinlande in Koblenz.
Ssl ws 2. Ausgerstet mit praktischem Sinn und einer Flle von Er-
Auge ragte, fahrungen auf den verschiedensten Gebieten, voller Hingebung an die Interessen seines Volkes, so trat er an die Lsung der sich ihm dar-bietenden Aufgaben heran. Was er als solche erkannte, geht aus einer 1858 an die Minister gerichteten Ansprache und aus einer nach seiner Thronbesteigung verffentlichten Willenskundgebung hervor: Preuens Heer msse mchtig und angesehen sein, um, wenn es gelte, ein schwerwiegendes politisches Gewicht in die Wagschale legen zu knnen; es wre ein schwer sich bestrafender Fehler, wollte man mit einer wohlfeilen Heeresverfaffuug prangen, die im Momente der Ent-scheidung den Erwartungen nicht entsprche. Als deutschem Fürsten liege ihm ob, Preußen in derjenigen Stellung zu krftigen, welche es vermge seiner ruhmvollen Geschichte unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen msse.
Otgentfatifn. 3. Solchen Grundstzen und berzeugungen entsprechend, erstrebte Wilhelm I. vor allen Dingen eine Reorganisation des Heeres. Er erblickte darin geradezu eine Lebens- und Ehrenfrage des preuischen Staates. Die preuische Kriegsverfassung beruhte noch auf der Ge-fetzgebung von 1814. Seitdem war die Bevlkerung erheblich ge-wachsen, die Zahl der Rekruten aber, die jhrlich ausgehoben wurde, dieselbe geblieben, das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht also durchbrochen. Bei jeder Mobilmachung (so 1849 und 1859) mute, weil das stehende Heer zu schwach war, ein groer Teil der Landwehr einberufen werden. Dabei hatte sich gezeigt, da die Hlfte derselben aus verheirateten Mnnern bestand, welche den Dienst unter der Waffe als bedeutende Strung ihres huslichen und wirtschaftlichen Lebens empfanden. Um diese unhaltbaren Verhltnisse zu beseitigen, legte Wilhelm I. einen von dem General Albrecht v. Roon^) aus-
*) Geboren 1803 als Sohn eines Rittergutsbesitzers in Pommern, seit 1859 Kriegs-minister, f 1879.
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