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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 52

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Friedensschlüsse: Stockholm 1720; Nystadt 1721. 52 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. faßte Karl Xii. die Vernichtung des Zaren ins Auge. In der Verfolgung dieses Plaues jedoch beging er einen verhängnisvollen Fehler. Anstatt sich nach Norden in die Ostseeprovinzen zu wenden, ließ er sich durch Versprechungen des Kosakenfürsten Mazeppa, der sich von russischer Oberherrlichkeit frei machen wollte, überreden, in die mit Sümpfen, Wäldern und mageren Steppen bedeckten unwirtlichen Ebenen der Ukraine zu ziehen. Hier ereilte ihn das Verderben. Peter I. kam mit starker Streitmacht herbei und fügte Karl, dessen Heer durch Anstrengung und Krankheit geschwächt gewesen war, 1709 bei Pult a w a eine Niederlage zu, die ihn aller seiner Siegeshoffnungen beraubte. Als hilfloser Flüchtling rettete er sich aus türkisches Gebiet. Füus Jahre lang genoß und mißbrauchte er die Gastfreundschaft der Pforte. Als er endlich eine für die Erhaltung des Friedens im Lande bedenkliche Rolle spielte, forderten die Türken von Karl den Abzug. In einem vierzehntägigen kühnen Ritte eilte er durch Ungarn und Deutschland und erschien 1714 vor Stralsund. — In der Zwischenzeit war August Ii. nach Polen zurückgekehrt und hatten die Verbündeten die schwedischen Besitzungen in Deutschland angegriffen; auch hatten sich Hannover, sowie König Friedrich Wilhelm I. von Preußen den Feinden Schwedens angeschlossen, letzterer, um die Mündungen der deutschen Flüsse, namentlich der Oder, vor abermaliger fremder Besitzergreifung zu retten. Vorpommern, selbst Stralsund gingen für Schweden verloren. Um sich für diese Verluste zu entschädigen, machte Karl Xii. plötzlich einen Einfall in Norwegen, das damals zu Dänemark gehörte. Bei dieser Gelegenheit fand er — es geschah in den Laufgräben vor der norwegischen Grenzstadt Friedrichshall — durch eine vielleicht von Mörderhand abgeschossene Kugel seinen Tod. 7. Schwedens Macht war gebrochen. Die neue Regierung mußte die Beendigung des Krieges durch schwere Opfer erkaufen. In den Friedensschlüssen von Stockholm (1720) und Nystadt am Bottnischen Meerbusen (1721) erhielt Preußen Stettin und Vorpommern bis zur Peene mit Usedom und Wolliu, Hannover die Fürstentümer Bremen und Verden, Rußland Jugermanland, Esthland und Livland. August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Rügen, Stralsund und Wismar blieben bei Schweden (bis 1815). Bedeutung der Friedensschlüsse. Schweden, dessen Ansehen schon durch die Fehrbelliuer Schlacht einen Stoß erlitten hatte, verlor seinen Nimbus und sank von seiner stolzen Höhe herab, auf die es durch Gustav Adolf gebracht worden war. Rußland stieg empor und trat in den Kreis der europäischen Großmächte ein. (Peter I. nannte sich seit 1721 „Kaiser aller Reußen" und stellte sich damit dem Deutsch-römischen Kaiser gleich.) Mit dem Besitze der

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 128

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
128 Ix. Von der Französischen Revolntwn bis zum Wiener Kongreß. auf demokratischer Grundlage umgewandelt. An seine Person knüpfte die erregte Nation neue Siegeshoffnungen und er war es auch, der in Kürze einen Umschwung im Gang der Ereignisse herbeiführte. Alsbald wurde ein stattliches Heer, zu welchem aus allen Teilen des Landes begeisterte Kämpfer herbeiströmten, ausgerüstet. Mit diesem überstieg Napoleon im Mai 1800 vom Rhonetal aus deu großen St. Bernhard. Der Zauber seines Namens erhöhte die Kraft der Soldaten und befähigte zur Überwindung von Schwierigkeiten, welche der sühne Marsch in den mannigfaltigsten Formen mit sich brachte. Gleich nach seiner Ankunft in der sonnigen Lombardei eröffnete er Marengo Juni den Kamps gegen die Österreicher. Bei Marengo unweit Alessandria brach er in blutiger, lange hin und her schwankender Schlacht die Macht des Gegners (Juni 1800), und entwand ihm alle vorher er-ruugeueu Früchte. Ganz Oberitalien wurde unterworfen. Um dieselbe Zeit zog Moreau von Basel aus durch Schwaben nach Bayern, schlng im Dezember 1800 ein bayerisch-österreichisches Heer unter dem achtzehnjährigen Erzherzog Johann tbruder des Kaisers) bei Hohenlinden (zwischen München und Ampfing), drang bis an die Enns vor und bedrohte Wien. 2. Durch diese Niederlagen wurde Österreichs Widerstandskraft derart geschwächt, daß es um Frieden nachsuchen mußte. Derselbe Friede von Lüne- kam im Februar 1801 zu Lüneville in Lothringen zu stände. Er Vliu 18"1' enthielt eine Bestätigung und Ergänzung der schon zu Eampo Formio und später aus dem Rastatter Kongreß getroffenen Vereinbarungen. Der Talweg des Rheins (d. i. die Mitte des Flusses) von Basel bis zum Eintritt in Holland ward Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, die Etsch Grenze zwischen Österreich und der Italienischen (früher Cisalpinischen) Republik. Das Reich verlor 1150 □Meilen mit 31, Mill. Einwohnern. Die erblichen Fürsten, welche ihre linksrheinischen Besitzungen opfern mußten, sollten „aus dem Schoße des Reiches" entschädigt werden und zwar durch Säkularisation der geistlichen Gebiete und Aufhebung von Reichsstädten. Die Ausführung dieser letzten Bestimmung wurde einer sogenannten Reichsdeputation übertragen. So zerbröckelte das Deutsche Reich. Was noch übrig blieb, hatte das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit verloren. Der Friede mit England wurde 1802 zu Amiens abgeschlossen. England versprach u. a., das während des Krieges weggenommene Malta an den Johanniterorden zurückzugeben. Ter Reichsdepn- 3. Mancherlei Vorarbeiten waren im Vollzug der Über die Ent-Schädigung der Fürsten getroffenen Anordnungen zu erledigen. Sie geschahen unter dem beständigen Einfluß Frankreichs. Napoleons Macht und Ausehen waren bereits so hoch gestiegen, daß man auch in Deutschland meinte, es könne eine tiefeingreifende Veränderung

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 146

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
146 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Sturz der Dynastie Bra-ganza in Portugal 1807. Entthronung Karls Iv. von Spanien 1808. Volkserhebung. Erfurter Fürsten kongreß 1808. § 115. Der Krieg auf der Pyrenäischen Halbinsel und der Erfurter Kongreß. 1. Nach dem Tilsiter Frieden hatte Napoleon eine stolze Machthöhe erreicht. Kein Herrscher der Welt gebot über so zahlreiche Streit-kräfte wie er. Aber die erlangten Erfolge befriedigten seine Herrscherseele noch nicht. Neue Eroberungspläne tauchten in derselben auf. Er wollte die Pyrenäische Halbinsel seinem Willen unterwerfen. Mit der Verwirklichung dieses Planes begann er schon im Herbste 1807. Die portugiesische Regierung, die im Bunde mit England stand, erhielt die Aufforderung, sich der Kontinentalsperre anzuschließen. Daß sie sich weigerte, die Verbindung mit England zu lösen, war für den Defpoten ein zureichender Grund, das Land zu besetzen. Die königliche Familie floh nach Brasilien und Pariser Zeitungen meldeten: „Das Haus Bragauza hat aufgehört zu regieren" (November 1807). 2. Nun richtete Napoleon seine begehrlichen Blicke auf Spanien, wo seit dem Utrechter Frieden (1713) die Bourbonen regierten (§ 85, 9). Durch List und Gewalt gelang es ihm, Karl Iv. und dessen Sohn Ferdinand zum Verzicht auf den Thron zu veranlassen und dann seinen Bruder Joseph, der bisher in Neapel regierte, zum König in Spanien zu erheben. Dieser Wechsel der Dinge rief im Lande den heftigsten Widerstand hervor. Das für feine Selbständigkeit begeisterte Volk erhob sich gegen die aufgedrungene Herrschaft (1808). Allerorten organisierten sich Banden (Guerillas); wie eine erdbebenartige Erschütterung verbreitete sich die Bewegung über die ganze Halbinsel, auch nach Portugal. Da die Bedrängten von englischen Trappen unter Wellington unterstützt wurden, mußten die Franzosen hinter den Ebro zurückweichen. Die Knude von den spanischen Ereignissen wurde in Preußen und Österreich mit großer Freude ausgenommen. Stein und Scharnhorst rieten zum Krieg; das Volk geriet in Gärung; aber Friedrich Wilhelm Iii. hielt einen Kamps gegen den Herrn der Welt ohne Allianz mit Rußland für bedenklich. Die Hoffnung, es werde eine solche zu staube kommen, zerrann. Napoleon vereitelte sie. 3. Die schlimmen Nachrichten aus Spanien beunruhigten ihn. Indem er das Kritische seiner Lage überblickte, war es ihm vor allem darum zu tun, das Bündnis mit Alexander von Rußland zu erneuern und zu befestigen. Zu diesem Zwecke lud er diesen zu einem Kongreß in Erfurt ein, wo dann die beiden Monarchen als Schiedsrichter der Welt mit einander konferierten. Im September

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 159

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 120. Die Erhebung Preußens. 1813. 159 Kampfe erwerbe. (Die Devise lautete: „Mit Gott für König und Vaterland!") Wenige Tage darauf wurde der Krieg an Frankreich erklärt und am 17. März erließ Friedrich Wilhelm seinen berühmten Aufruf: „An mein Volk", worin er mit eindringlichen Worten an die tiefen Wunden erinnerte, welche Napoleon dem Lande geschlagen, an das Unglück und die Schmach des Volkes, dann auf die glanzvollen Gestalten der preußischen Geschichte, auf den Großen Kurfürsten und den großen König hinwies, endlich dem Vertrauen auf die Opferfreudigkeit des Volkes und auf den Beistand Gottes, sowie der Hoffnung Ausdruck verlieh, daß man im Kampfe siegen, einen glorreichen Frieden und eine glückliche Zeit herbeiführen werde. Es sei der letzte entscheidende Kampf, den man für die Existenz, die Unabhängigkeit und den Wohlstand des Volkes bestehe; es gebe keinen anderen Ausweg, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. 3. Die Wirkung dieser Kundgebungen und vorbereitenden Maßregeln war eine wunderbare. In allen Herzen loderte die Begeisterung in hellen Flammen empor; es entbrannte ein heiliger Wetteifer in der Hingabe ein das Vaterland. Alle Lebensalter, Be-rnfskreise und Geschlechter wirkten, jedes in seiner Weise, zusammen, um die längst vermißten idealen Güter: Freiheit, Ehre, Recht zu erringen. Die Universitäten schlossen die Hörsäle, die Gymnasien leerten sich, der Bürger verließ seine Werkstätte, der Bauer den Pflug; alle eilten zum blutigen Kampfe herbei. Binnen drei Tagen meldeten sich 9000 Freiwillige: Beamte, Professoren, Studenten ic. Viele von ihnen traten in das berühmt gewordene Lützowsche Jägerkorps ein, so Körner, Jahn zc. In wenigen Monaten hatte Preußen mit fünf Millionen Einwohnern 270 000 Soldaten unter den Waffen. Mit dem Erwachen des vaterländischen Geistes und der Kampfeslust war die Weckung des religiösen Sinnes verbunden. Die Krieger strömten in die Kirchen, erflehten den Beistand von oben, empfingen den priesterlichen Segen und zogen aus zum Kampfe und Tod. Und die zu Hause blieben, trugen auch nach Kräften zum Gelingen des guten Werkes bei. Frauen und Jungfrauen bildeten Vereine zur Pflege der Kranken und Verwundeten und zur Sammlung von Liebesgaben. In reichem Maße flössen aus dem ausgesogenen Lande Gelder und Wertsachen zur Bestreitung der Kriegskosten. Viel tausend Eheleute opferten ihre goldenen Trauringe und legten eiserne an und unzählige Jungfrauen legten ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder. In schöner Weise spiegelten die Erzeugnisse des dichterischen Geistes die Stimmung jener Tage wieder. E. M. Arndt (1769—1860) saug: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte feine Knechte" und der jugendliche, heldenhafte Theodor Korner ries der Nation die anfeuernden Worte zu: Wirkung: allgemeine Begeisterung.

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 229

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 229 endlichen Sieg der Nation krönen werde" und ging hierauf auseinander. Inzwischen hatte die nationale Strömung auch den Süden Deutschlands mit unwiderstehlicher Macht ergriffen und in hoch und niedrig das Feuer reinster Vaterlandsliebe entflammt. Der hochherzige und ideal gerichtete König Ludwig Ii. von Bayern, der keinen Augenblick im Zweifel war, daß der Bündnisfall gegeben sei, telegraphierte an König Wilhelm: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Wasfeugeuosseu für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen" und sein Vorgehen war maßgebend für die Haltung der übrigen süddeutschen Fürsten und Staaten. — Von den Wogen des Meeres bis zum Fuße der Alpen erhob sich das deutsche Volk in beispielloser Einmütigkeit. Erfüllt von einem Geiste, geleitet von einem Willen, taten alle, was sie nach Fähigkeit und Vermögen zu leisten vermochten. Hunderttausende zogen unter den Klängen des Liedes „Die Wacht am Rhein" (gedichtet vor 30 Jahren von Schneckenburger, komponiert von Karl Wilhelm) in todesmutiger Hingebung an das Vaterland ans in den blutigen Kampf, und die zu Hause blieben, die Männer und Frauen, sie entfalteten einzeln und in Vereinen eine segensreiche Tätigkeit zur Errichtung von Laza- retten, zur Pflege der Kranken und Verwundeten, zur Unterstützung armer, zurückgelassenerfamilien. 4. In aller Ruhe, in musterhafter Ordnung und mit bewunderns- Aufmarsch und werter Schnelligkeit vollzog sich nach dem von Moltke entworfenen dachen'heerä. Mobilisierung^- und Kriegsplan der Aufmarsch der deutschen Streitkräfte. Kaum zwölf Tage nach der Kriegserklärung standen drei gewaltige Heersäulen am Rhein: die I. Armee (etwa 85000 Mann) unter General Steinmetz zwischen Koblenz und Trier als rechter Flügel, die Ii. Armee (etwa 220 000 Mann) unter dem Prinzen Friedrich Karl zwischen Mainz und Kaiserslautern als Zentrum, die Iii. Armee (etwa 200000 Mann), gebildet aus den Truppen der Bayern (v. d. Tann und v. Hartmann), Württem- berger, Badener und zwei norddeutschen Korps, unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zwischen Mannheim, Speier Graf von Moltke.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 231

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 231 kronprinzliche Armee den Feind an und führte einen Kampf herbei, der den ganzen Tag über tobte und besonders um Elf aß Haufen, bei und in Fröfchweiler mit leidenschaftlicher Hitze geführt wurde. Die Schlacht, in welcher Nord- und Süddeutfche mit gleicher Tapferkeit, Ausdauer und Todesverachtung fochten, endigte nach 15stündigem Ringen mit einem Siege der Deutschen. Mac Mahon flüchtete, feinen Staatswagen mit vielen Aktenstücken und Briefschaften, sowie die Kriegskasse und etwa 9000 Gefangene znrücklaffend, mit den Trümmern seines Heeres über die Vogefeu, um sich erst in dem Lager von Chllons a. d. Marne durch Sammlung der zersprengten und Zuzug neuer Truppen zu einem weiteren Kampfe vorzubereiten. An demselben 6. August erlitten die Franzosen noch einen zweiten Atmung empfindlichen Schlag. Brennend vor Begierde, sich mit dem Feinde 6. August i87o. zu messen, unternahmen Teile der I. Armee, im Laufe des Kampfes durch Truppen der Ii. Armee unter Göbeu unterstützt, einen geradezu tollkühnen Sturm auf die füdlich von Saarbrücken steh hinziehenden Spicherer Höhen, worauf sich das Frossard'sche Korps befand. Obwohl die Position des Feindes durch die natürliche Lage ans dem waldbedeckten Bergrücken und durch aufgeworfene Wälle für uneinnehmbar gehalten werden konnte, gewannen die Deutschen wiederum einen ruhmvollen Sieg. Frossard trat den Rückzug an. Nur die sinkende Nacht verhinderte seine Verfolgung. 6. Die ersten Schlachten waren geschlagen. Welches waren deren «Je* Folgen für die streitenden Mächte? Das deutsche Volk war von banger Sorge befreit, atmete erleichtert und dankbar auf und blickte hoffnungsfreudig in die Zukunft. Die gemeinsam errungenen Erfolge festigten die junge Waffenbrüderschaft zwifchen Süd und Nord, begeisterten zu neuen Taten und erweckten schon jetzt in weiten Kreisen den Gedanken, daß ein siegreich durchgeführter Krieg nur mit der Erwerbung der ehemals deutschen Gebiete endigen dürfe, einen Gedanken, den man auch bald an höchster Stelle durch die Einsetzung von deutschen Verwaltungsbeamten in Elsaß und Lothringen durchblicken ließ. Der Kronprinz überschritt, nachdem er eine Abteilung seines Heeres unter Beyer (später unter General Werder) mit der Belagerung von Straßburg beauftragt hatte, die Vogefeu, eroberte die kleinen Festungen Lützelstein und Marsal, zernierte Pfalzburg und Bitsch und erreichte schon am 12. August Naucy. Die I. und Ii. Armee drang unterdessen gegen Metz vor. — In Paris herrschte fieberhafte Aufregung. Das Ministerium Ollivier-Gramout mußte seine Entlassung nehmen und der energische Graf Palikao trat an die Spitze der Regierung. Eine feiner ersten Maßregeln war die Ausweisung aller Deutschen aus Frankreich, selbst derjenigen, welche dort in Ausübung eines friedlichen Berufes den größten Teil ihres Lebens

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 163

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 122. Der Krieg bis *ur Schlacht bei Leipzig. 163 etwa 440000 Mann, waren um Dresden vereinigt. Sie standen an Zahl gegen die Verbündeten zurück; allein dieses Übergewicht der letz-tereu wurde dadurch wieder ausgeglichen, daß bei ihnen eine gewisse Vielköpfigkeit im Kommando herrschte, während alle Unternehmungen des französischen Heeres von einem Willen geleitet wurden. Der Plan der Verbündeten war, von Norden, Osten und Süden gegen das Zentrum (Dresden) vorzudringen, sich allmählich zu vereinigen und daun in der sächsischen Ebene eine Entscheidungsschlacht herbeizuführen. 2. Die erste bedeutsame Aktion wurde von der Nordarmee ausgeübt. Napoleon, der wußte, daß Preußen die Seele der ganzen Erhebung war, suchte zunächst diesen Gegner zu vernichten und schickte daher den Marschall Ondinot nach Norden, um Berlin, den Hauptplatz der patriotischen Bewegung, zu erobern. Bernadotte, der zögernde und unzuverlässige Bundesgenosse, der den Krieg nur mit halber Seele und möglichster Schonung seiner früheren Landsleute führte, wollte sich zurückziehen und die Hauptstadt preisgeben. Bülow und Tauenzieu aber, in denen die Vaterlandsliebe mächtiger war, als der militärische Gehorsam gegen einen sremden Vorgesetzten, traten mit ihren siegesdurstigen Preußen den Franzosen entgegen und brachten denselben bei Großbeeren (zwei Meilen südlich von Berlin) eine totale Niederlage bei (23. August). Berlin war gerettet; mit unbeschreiblichem Jubel empfing die von Angst befreite Bevölkerung die Siegesbotschaft. 3. Drei Tage später, am 26. August, bekam Blücher Gelegenheit, an den Feind zu stoßen. Napoleon war zuerst selbst gegen ihn vorgerückt, dann aber, als er von der Annäherung der Böhmischen Armee gehört, nach Dresden zurückgeeilt und hatte nun dem Marschall Macdonald die Überwindung der Schlesischen Armee überlasten. Mit diesem geriet Blücher aus dem steil abfallenden Plateau an der Kalzbach bei Liegnitz zusammen, gerade an der Stelle, wo sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts deutscher Heldenmut in der Abwehr der Mongolengefahr so trefflich bewährt hatte. Ein wütender Kampf entbrannte; es kam zum Handgemenge; mit furchtbarer Wucht schwangen die an Körperkraft überlegenen Preußen den Kolben und richteten im feindlichen Heere eine solche Verwirrung an, daß dieses vollständig ausgelöst wurde. Von diesem Tage datiert Blüchers aufs höchste gestiegene Popularität. Überall nannte man ihn nur den Marschall „Vorwärts". Friedrich Wilhelm Iii. verlieh ihm später als Anerkennung den Ehrentitel „Fürst von Wahlstatt". (Wahlstatt ein Dörfchen in der Nähe des Schlachtfeldes.) 4. Während die Schlesische Armee glorreiche Taten vollbrachte, geriet Schwarzenberg in große Bedrängnis. Derselbe war auf die Nachricht von Napoleons Vordringen nach Osten über das Gebirge 11* Lieg der Nordarmee bei Großbeeren 1813 (August). Sieg der Ostarmee an der Katzbach 1813 (August). Die Schlachten bei Dresden, Kulm und Lennewitz 1813.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 236

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
236 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Teutschen Kaisertums. um die Früchte ihres Sieges zu bringen. Diese Mission wurde dem greisen Staatsmann und Historiker Thiers übertragen. Er reiste noch in der ersten Hälfte des September nach London, Petersburg, Wien und Florenz; vergeblich. Keine der Mächte stellte bewaffneten Beistand in Aussicht. Alsdann ging man daran, den nationalen Widerstand zu organisieren und alle nur einigermaßen verwendbaren Kräfte zur Rettung des Vaterlandes aufzubieten. Die Lösung dieser Aufgabe übernahm G am betta. E-nschueßung 3. Inzwischen rückten die deutschen Streitkräfte von Sedan aus 19. Sept. 1870. gegen Paris vor, die Iii. Armee über Rheims, die Iv. über Laon und Compiegne. Die Heeresleitung beabsichtigte, die Millionenstadt einzuschließen und Bevölkerung und Besatzung durch Aushungerung zur Übergabe zu zwingen. Es war das ein Riesenunternehmen, dessen Durchführung Vorsicht, Umsicht, Energie, Ausdauer und Wagemut im höchsten Grade erforderte. Man bedenke: Paris war seit 1840 die gewaltigste Festung der Welt, war von einem Ringwall und einem Gürtel starker Außenforts umgeben und hatte etwa 400000 Mann Besatzung, teils Linientruppen und Seesoldaten, teils Mobilgarden; die Verpflegung der Belagerer mußte fast ganz von der Heimat aus geschehen; nur wenige Wege standen dem Transport der Bedarfsartikel offen und die Provinzen, durch welche sie führten, wurden von den rasch auftauchenden und umherschwärmenden Franktirenrsbanden beunruhigt. — Am 17. September erreichten die deutschen Vortruppen die Hauptstadt. Sofort begannen sie die Umzingelung und schon am 19. September schloß sich der von 150 000 Mann (später 250000) gebildete, etwa 70 km lange, eiserne Ring (im Norden und Westen Preußen, im Süden Preußen und Bayern, im Osten Württembergs und Sachsen), der sich erst dann wieder öffnete, nachdem sich das ge-demütigte Paris, „die Metropole der Zivilisation", wofür es die Franzosen ansahen, ergeben hatte. Am 5. Oktober verlegte Wilhelm I. das deutsche Hauptquartier nach Versailles. In dem Prunkschlosse, wo einst Ludwig Xiv. seine ans die Schwächung Deutschlands gerichteten Ränke schmiedete, wo später Napoleon Iii. die Siege der Franzosen über die Deutschen in mächtigen Wandgemälden darstellen ließ, schlug jetzt der greise Heldenkönig sein einfaches Feldbett auf, traf Moltke in großen Zügen die Maßregeln zur Überwindung des repu-blikauifchen Frankreich, errichtete man Lazarette zur Pflege der Verwundeten und Kranken. Ausfälle. 4. Selbstverständlich bot die Regierung der nationalen Verteidi- gung alles auf, um den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. Die Besatzung unternahm verschiedene Ausfälle: so am 28. Oktober bei Le Bourget im Nordosten, am 30. im Südosten, am 19. Januar im Westen vom Mont Valerien aus. Alle diese Unternehmungen aber

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 213

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 137. Die Schleswig-Holsteinische Frage. 213 Präsident Otto von Bismarck trat in einen Gegensatz zu der bei den deutschen Mittel- und Kleinstaaten und dem Volke herrschenden Anf-sassuug der strittigen Angelegenheit. Er hielt fest an der Rechtsverbindlichkeit des Londoner Protokolls vom Jahre 1852, das den Vertragsmächten die Befugnis zur Einmischung einräumte, erklärte, daß eine Verletzung desselben möglicherweise einen europäischen Krieg heraufbeschwöre, und war gesonnen, bei den weiteren Verhandlungen nicht die Erbfolge-, sondern die Verfassung sfr age in den Vordergrund treten zu lassen. Es gelang ihm, Österreich für seine Auffassung zu gewinnen. Am 16. Januar 1864 kamen Preußen und Österreich unbekümmert um die Haltung des Bundestages überein, an Dänemark folgendes Ultimatum (v. ultimus, der äußerste, letzte, also letzte Erklärung) zu richten: die Verfassung vom November 1863 zurückzunehmen, sonst erfolge der Abbruch der diplomatischen Beziehungen und die Besetzung Schleswigs durch österreichisch-preußische Truppen. Die Forderung der beiden Großmächte wurde abgelehnt; die deutschen Einheitskriege begannen. 7. Am 1. Februar 1864 überschritt das Heer der Verbündeten ^marsch b« die Eider (Grenzfluß zwischen Holstein und Schleswig): die Öfter- ^Amin reicher unter General Gablenz, die Preußen unter dem Prinzen Februar ism. Friedrich Karl (dem Neffen Wilhelms I.), beide unter dem Oberbefehl des achtzigjährigen Feldmarschalls Wrangel. Nach dem von dem genialen preußischen Generalstabschef v. Moltke entworfenen Plan sollte, da die Inseln und Kopenhagen mangels einer ausreichenden Flotte unzugänglich seien, die Vernichtung des dänischen Heeres ins Auge gefaßt und diese durch einen Angriff der Österreicher auf das Dauewerk (eine von der Stadt Schleswig am Ende des Schleibusens nach Westen und Osten hinziehende, elf Stunden lange Reihe von Schanzen und Wällen) bei gleichzeitiger Umgehung dieser Befestigungen im Osten durch die Preußen herbeigeführt werden. Demgemäß rückten die Österreicher auf das Dauewerk los, gingen die Preußen (bei Arnis) über die Schlei; aber die Dänen entzogen sich im Gesühl ihrer Schwäche durch schleuniges Verlassen der Wälle der Umklammerung und suchten Schutz in den starken Festungswerken von Düppel. Während nun die Österreicher in Jütland, das eigentliche Feindesland, eindrangen und unter sieghaft bestandenen Kämpfen bis an den Limfjord gelangten, schritt Prinz Friedrich Karl zur Belagerung von Düppel. Ein heißes, mehrwöchentliches Ringen begann. Am 18. April erfolgte der Sturmangriff auf die Schanzen, der Erstürmung der mit feltenem Mute und wahrer Verachtung des Todes ausgeführt Schanzen wurde. Am Abend des an Verlusten, Ruhm und Ehren reichen Tages 18' 24'nl 1864' befanden sich die Preußen im Besitz der Schanzen, waren die Dänen auf die Insel Alsen zurückgeworfen.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 254

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
254 Xi. Bayerische Geschichte. Windsheim, Weißenburg, Schweinfurt. Bei der Einziehung des Vermögens der Klöster verfuhr man gegen den Willen des Kurfürsten zuweilen mit unverständiger Hast und Rücksichtslosigkeit; viele Werke von künstlerischem und wissenschaftlichem Werte gingen dabei zu gründe, iii Koamions- Im Iii. Koalitionskrieg (1805; § 111) verließ Max Iv. Joseph die Sache seiner bisherigen Bundesgenossen und trat, wenn auch zögernd, auf Napoleons Seite. Dieser Schritt entsprang jedoch nicht einer besonderen Vorliebe für Frankreich, er ging vielmehr aus der Sorge um die Erhaltung des bayerischen Staates hervor; denn das Deutsche Reich war bereits in voller Auslösung begriffen und Preußen und Österreich, welche sich zudem früher als unzuverlässige Freunde erwiesen hatten, schienen keinen schützenden Rückhalt gewähren zu können. Für seine Mitwirkung am Kriege erhielt Bayern im Gebietszuwachs Preßbnrger Frieden (Dezember 1805) die Grafschaften Tirol und Vorarlberg, die Markgraffchafteu Ansbach und Burgau und die Reichsstädte Augsburg und Lindau, mußte jedoch das ehemalige Bistum Würzburg an den Kurfürsten von Salzburg überlassen; ferner erlangte es den Rang eines souveränen Königreichs. B. Die bayerischen Könige. § 145. Maximilian I. Joseph 1806—1825. a. Die äußeren Verhältnisse Bayerns. Bayern Mitglied 1. Am 1. Januar 1806 wurde Maximilian I. Joseph zum Mb^tszuwächs' König ausgerufen. Es war ein denkwürdiger und freudenreicher 180h' Tag für Bayern. Noch in demselben Monat erwirkte Napoleon die Vermählung seines Stiefsohnes Eugen Beauharnais, des Vizekönigs von Italien, mit Maximilians Tochter Auguste Amalie, damit das bayerische Fürstenhaus auch durch Familienbande an Frankreich gekettet werde. Im Juli 1806 schlossen die süd- und südwestdeutschen Staaten den Rheinbund, als dessen Protektor sie Napoleon erklärten (§ 112, 1). Infolgedessen erfuhr Bayern durch Mediatisierung der innerhalb seiner Grenzen gelegenen reichsunmittelbaren Herrschaften eilten bedeutenden Gebietszuwachs: die Fürstentümer Schwarzenberg, Hohenlohe (Schillingsfürst), Ottingen und Wallersteiu, die Gebiete der Fürsten von Thnrn und Taxis, der Fürsten und Grafen
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