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Geschichte des Mittelalters.
Hi. Abschnitt. Vom Anfänge der Kreuz«
züge bis zur Entdeckung von Amerika.
(1696 — 1492.)
Die europäische Menschheit war nicht bestimmt, an
den Banden des Lehenwesens und der.hierarchie ewig
gegängelt zu werden; noch war hohe Kraft in ihr,
und diese wollte sich austoben. Ein willkommner Ruf
war es also, als der Papst Urban Ii. durch einen
Einsiedler, Peter von Amiens, die Christen auffordern
ließ, das heilige Grab zu Jerusalem, oder vielmehr
das ganze heilige Land den Ungläubigen wieder zu
entreißen. Zwar ehrten die Araber, seit 657 Herren
des Landes und der Stadt, die auch ihnen heilig war,
den andächtigen Eifer der frommen Pilger, deren schon
seit Eonstantin jährlich Tausende dahin zogen, und
ehrwürdige Ueberbleibsel der Ehristuözeit (Reliquien)
mit zurückbrachten. Allein die Seldschucken, ein Türken«
stamm, bemächtigten sich deö Landes, erschwerten den
Zutritt zu den heiligen Orten, und plagten die Christen
aufs äußerste. Darum fand der mit (angeblich vom
Himmel gefallenen) Briefen r n Palästina kommende
feurige Clauöner aus seinem Esel, überall Anhang;
und auf den Kirchenversammlungen von Piacenza und
zu Elermont hefteten Tausende, im heiligen Eifer ein
rothes Kreuz auf die Schulter» als Zeichen ihrer from-
men Unternehmung (10y5). Viele warteten gar nicht
ab, bis ein ordentlich gerüsteter Zug zu Stande kam;
sondern liefen unter Peters, andere unter des Ritter
Walter Habenichts Anführung voraus, ohne Lebens-
mittel, Waffen, Wegweiser (einmal sollten eine Gans
und Ziege den Weg zeigen), kamen aber auch meistens
um; andere sielen über die armen Juden her, und
verbrannten ihrer viele. Endlich kam auch der wohl-
geordnete Hauptzug zu Stande. Gottfried von Bouil-
lon, Herzog von Ntederlothringen, Balduin von Flan-
dern, Raimund von Toulouse, Robert von der Nor-
mandie, Stephan von Blois, Fürst Boemund von
Tarent, Tancred fein Vetter (der Achill deö Zuges),
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— 102 —
England und eine große Schwäche der Regenten, die
aus dem Hause Braganza seit Ió40 waren, und sich
trotz Spaniens Bemühungen, befestigt hatten. Nur
die Regierung Zoseph Emanuels (1750—1777) zeich-
nete sich durch den Minister Pombal aus, der dem
erschlafften Staate wieder neue Kräfte zu geben suchte.
Freilich mußten, bei solcher Erschlaffung, seine durch-
greifenden Reformationen auch drückende werden. Das
furchtbare Erdbeben, 1. Nov. 1755, welches der halben
Stadt und wenigstens 30,000 Menschen ihre Existenz
kostete, wurde freilich als Zorn des Himmels über seine
Neuerungen von den Geistlichen gedeutet. Ein Atten-
tat auf des Königs Leben, wobei die Jesuiten die
Hand im Spiel gehabt haben sollten, und die Wider-
setzlichkeit derselben, bet der Vertauschung von St.
Sagramento gegen das spanische Paraguay, wo sie
ein eignes Reich von Indianern sich gegründet hatten,
zogen ihren Fall in Portugal nach sich, 1756. Die
tiesgesunkene Armee wurde durch den Deutschen Graf
von Lippe-Schaumburg wieder organisirt. Aber die
bigotte Maria Franziska, Tochter des Königs, die ihm
folgte, und endlich in Wahnsinn fiel, dankte Pombaln
ab, und hielt lieber 1776 noch ein feierliches Auto
da Fe. Für sie übernahm 17q2 ihr Sohn Johann die
Regentschaft. Die alten goldnen Tage waren
längst vorbei. Kein Wunder, wenn noch lange in
Erinnerung derselben das abergläubische Volk bei einem
gewissen Meereswinde auf Hügel lief, und nach Süden
schaute, ob sein heiliger Sebastian von 1578 aus
Afrika nicht wiederkehre!
In Spanien war auf den schwachen Philipp V.
und seine herrschsüchtige Gemahlin Elisabeth von Parma
(mit ihrem politischen Schwindler Alberoni) 1743
Ferdinand Vi. gefolgt, der 1753 in Wahnsinn fiel,
und den König von Neapel, Karl Iii., seinen Halb-
bruder zum Nachfolger hatte (bis 1788), während
Neapel fein dritter Sohn Ferdinand erhielt. Doch
zeichneten sich unter ihm die Grafen Aranda und Campo-
manes als Minister aus. Wohlthätig für das Land
war die Vertreibung der Jesuiten und die Beschrän-
kung der Inquisition.
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Extrahierte Ortsnamen: England Spaniens Paraguay Portugal Lippe-Schaumburg Afrika Spanien Neapel Neapel
203
Napoleon ging nun nach Wien und schlug am 2. Dec.
die unterdeß herbeigekommenen Russen zugleich nur
einem östreichischen Heere bei Austerlitz in der ersten
Dreikaiserschlacht, die in drr neuern Geschichte vor-
kommt. Noch stand der siegreiche Erzherzog Karl
mit einem Heere in Italien Massena gegenüber; aber
der Kaiser Franz zog einen Waffenstillstand und den
Frieden vor, der am 25. Dec. zu Presburg zu Stande
kam. Kaiser Alexander I., der seit dem 24. Matz
1801 den Thron feines Vaters Paul bestiegen hatte,
nahm keinen Thetl an dem Frieden, in welchem
Oestreich: Tirol, Voralberg, Venedig und u. f. w., mehr
als 1000 □ Meilen und fast Z Millionen Untertha-
nen verlor, und blos Salzburg gewann. Dagegen
gab Napoleon feisten Verbündeten, den Kurfürsten
von Vaiern und Würtemberg die souverainr, also vom
Kaiser und Reiche unabhängige Königswürde und sehr
bedeutende Theile des eroberten Landes. Preussen
hatte Hannover annehmen müssen, und kam dadurch
in Krieg mit England, welches bereits bei Trafalgar
am 21. Oct. 1805 die spanisch-französische Flotte fast
vernichtet hatte, wobei leider der große Nelson blieb.
„Die Boten jener Niederlagen in Deutschland trafen
William Pitt, den Stifter der ganzen Coalition auf
dem Todtenbette. Arm und verschuldet, und mit ge-
brochenem Herzen starb der Mann (23. Jan. 1806),
der bis zum letzten Athemzuge die Stütze der Frecheit
blieb." Fox, sein Nachfolger, wollte Frieden und
erhielt ihn nicht.
So war im ersten östreichischen Kriege auch der
erste Schritt des großen Planes zu einer Föderativ-
Universalmonarchie geschehen, in welcher Napo-
leon sein Frankreich zum Centralstaat und sich selbst
zum Ober Protektor zu machen gedachte. Schon war
der König von Neapel und Sicilien nach Sicilien
vertrieben, und das Königreich Neapel an Joseph
Bonaparte gegeben. Eugen Beauharnats, Stiefsohn
des Kaisers, wurde Vicekönig von Italien; Murat,
des Kaisers Schwager, Großherzog von Berg und
Kleve; Berthier wurde souverainer Fürst von Neust
chatel; Ludwig Bonaparte König von Ho-Uand. Für die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Franz Franz Alexander_I. Alexander_I. Oestreich Voralberg Napoleon Nelson Joseph
Bonaparte Eugen_Beauharnats Eugen Ludwig_Bonaparte_König_von_Ho-Uand Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien_Massena Venedig Salzburg England Deutschland Frankreich Neapel Sicilien Sicilien Neapel Italien
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nier» dle Colonie» Portugals weg, gründeten neue
eigene, besonders Batavia auf Java, bekamen die Mo-
lucken, Ceylon und deck ganzen Gewürzhandel in ihre
Hände. Je schwächer Spanien wurde, desto stärker
wurden sie; bald kam es zum Waffenstillstand, 1609,
und nach einem neuen Kriege, wo zwar ein Spinola,
aber auch ein Friedrich Heinrich von Oranien austraten,
1648 zum Frieden und zur Anerkennung ihrer Unab-
hängigkeit. —
Znspanien hatte Philipp die Nachkommen der
Mauren, die Moriskos, zum Christenthum gezwungen
(sein Nachfolger Philipp 11!. vertrieb sie ganz), hatte
für 5 Millionen Ducaten das ungeheure Kloster Esko-
rial gebaut, hatte aber auch seinen Sohn Don Kar-
los, einen Prinzen, der schon in früher Jugend an
dem Erwürgen unschuldiger Thiere und ihren Todes-
zuckungen viel Vergnügen fand, und endlich gar dem
Vater nach dem Leben trachtete, durch ein Rittergericht
zum Tode vcrurthetlen lassen müssen. Endlich traf
noch den Herrn von Landern, „in denen die Sonne
nicht unterging," die Schmach, daß er bei allen Schäz-
zen Perus und Mexikos doch 150 Millionen Dukaten
Schulden hatte, und von Haus zu Hause durch Geist-
liche eine Collecte für sich einsammeln lassen mußte.
Wer nach dem Verfalle des noch unter Karl und Fime-
nenz so blühenden Spaniens (von dem ein altes Sprüch-
r»ort sagte: Wen Gott lieb hat, dem giebt er sein
Drod in Spanien zu essen) fragt, der klage jenen Phi-
lipp an, der sich endlich, viel zu spät, 1598, ein Bett-
ler iw seinem goldnen Eskoriol, durch die Mönchskutte
in den Himmel stehlen wollte. Ihm folgte Philipp Iii.,
Iv., Karl 11., nur durch ihre Minister bedeutend,
und der letzte durch seinen Tod, 1700.
Frankreich wurde durch die Deformation in blu-
tige innere Kriege verwickelt, die doppelt gefährlich
waren; da es auch seit Karl V. und Philipp Ii. von
dem Hause Habsburg in Deutschland wie in Spanien
umgeben war. Kampf gegen dieses Haus wurde nun
Frankreichs stehende Politlk über 20o Jahre lang.
Heinrich 11 , Franz des I. Sohn, (1547—1559) der
dir lothringische» Disthümer Karln entrissen, harte 3,
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Extrahierte Ortsnamen: Portugals Ceylon Spanien Mexikos Spaniens Spanien Frankreich Deutschland Spanien Frankreichs
— 1,3, —S> 1. X X - Xs
zu halten. So kam es, daß man später in Italien
welfisch mit päpstlich, und ahibclltnisch mir kaiserlich für
gleichbedeutend nahm. Dagegen glückte es Friedrich,
seinem Sohne Heinrich Vi., durch dessen Hetrath mit
Constantia, der normännischen Erbin, das Königreich
Neapel und Sicilien zu verschaffen. Doch Friedrich
ertrank beim Kreuzzug in Kletnasten (1190), und
Heinrich nach blutiger Befestigung in seinem neuen
Reiche, hiitterlteß (11q7) einen Knaben, Friedrich,
der erst in Unkerüalien zur Regierung kam, dann aber
(als sein Oheim Philipp zugleich mit dem Welfen Otto
Iv. zu Deutschlands Könige gewählt, zu Bamberg
blutig fiel) gegen den Welfen aus den deutschen Thron
erhoben wurde, 1212, und ihn behauptete. Dieser
Friedrich Ii., durch Tapferkeit, Verstand und jegliche
Herrschertugend leicht der ausgezeichnetste Kaiser des
Mittelalters, kam, eben weil er so groß als hell dachte,
in fast unausgesetzte Kämpfe mit den Päpsten, den von
diesen ausgerethten Lombarden und Gegrnkönigen, die
ihm der Papst in Deutschland aufzustellen wußte. Nicht
besser ging es seinem Sohne; und wie fast alle diese
Fürsten ein traurig gewaltsamer Tod dahin raffle,
mußte auch noch des großen Hauses letzter Sprosse
Konradin, als er sein vom Papst an einen französi-
schen Prinzen Karl von Anjou verschenktes Erbe, Nea-
pel und Sicilien, 1268, wieder erobern wollte, auf dem
Schaffote zu Neapel bluten. Alles Strafe für jene un-
, selige Verbindung zwischen Deutschland unditalien! —
Zeiten großer Verwirrung und Anarchie folgten in
Deutschland, wo fast nur Ausländer den Köntgstitel
führten, bis der tapfere Graf Rudolph von Habsburg,
in Elsaß, Schwaben, im Sund - und Zürichgaue reich
begütert, von Deutschlands Fürsten zum Könige ge-
wählt wurde (1273). Er schuf mit starker Hand
Ruhe und Ordnung, ließ Italien und Kaiserkrone auf
sich beruhen, und erwarb dafür, um feine Hausmacht
zu verstärken, das Herzogthum Oestreich für sich und
feine Söhne, nachdem der Böhme Ottokar erlegen
war. Auf Rudolph folgte, 129!, Graf Adolph von
Nassau, und dann Rudolphs Sohn, der finstere Al-
brecht, des vorigen Kaisers Gegner und Besieger, der nur
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§ 38. Untergang der Hohenstaufen. Das Interregnum. 103
in Hohenschwangau und an den lieblichen Ufern des Bodensees aufgewachsen und hatte seinen Geist frühzeitig mit Erinnerungen an die blendende Größe seiner Ahnen genährt. Die von Karl von Anjou bedrängten Ghibellmen Italiens (Ghibellinen oder Waiblinger, Anhänger des Kaisers, Guelfen oder Welfen, Anhänger des Papstes) wandten sich an Konradin mit der Bitte, seine Erblande den Zerstörern zu entreißen und den Glanz seines Hauses wieder herzustellen. Obwohl ihn seine Mutter Elisabeth, eine Tochter des bayerischen Herzogs Otto Ii. des Erlauchten, vor den Reizen Italiens warnte, zog der erst 16-jährige Jüngling mit einem kleinen Heere über die Alpen. In Nord-uud Mittelitalien schlugen ihm die Herzen der Ghibellinen begeistert entgegen. Nachdem er aber Apulien betreten hatte, brach das Verhängnis über ihn herein. Bei Tagliacozza kam es 1268 zu einem Zusammenstoß mit Karl von Anjou. Kouradins Heer wurde gesprengt; er selbst floh ans Meer, um auf einem Schiffe zu entrinnen, wurde hier aber aufgegriffen und feinem Feinde ausgeliefert. Karl von Anjou ließ ihn zum Tode verurteilen. Auf dem Marktplatz zu Neapel, „inmitten aller Herrlichkeit feines angestammten Reiches", bestieg er das Blutgerüst und empfing den Todesstreich (1268). So kläglich endete das berühmte Geschlecht der Hohenstaufen, das einst an Macht, Glanz und Bildung alle anderen überstrahlt hatte.
14 Jahre später, 1282, wurden infolge einer Vvrschwörung unter den Ghibellinen alle Franzosen auf Sizilien in der sog. Sizi-lianischen Vesper (Erhebung der Sizilianer bei dem Glockengeläute zur Vesper) erschlagen und ihre Anhänger aus dem Lande verjagt.
Sizilien erhielt Manfreds Schwiegersohn Peter vonaragonien.
3. Auf Konrads Iv. Tod folgte die Zeit des sog. Interregnums oder des Zwifchenreiches, von inter, zwischen, und regnum, Reich (1254—1273). Unter den fortwährenden Kämpfen zwischen Papst und Kaiser, bei den Zerwürfnissen im Reiche und der Untreue so vieler Fürsten war das kaiserliche Ansehen sehr gesunken und seine Macht zu einem Schatten geworden. Während die Kaiserkrone früher als Zeichen der höchsten irdischen Majestät galt, wurde sie jetzt mehr als Bürde, denn als Würde betrachtet und empfunden. Dies offenbarte sich nach dem Tode Wilhelms vonholland. Niemand von den deutschen Fürsten richtete einen begehrlichen Blick nach der Katfetwürde.
So kam es, daß die Krone — so sehr war aller nationaler Sinn erstorben — auswärtigen Regenten angeboten wurde. Ein Teil der Reichsfürsten wählte Richard vonkornwallis, einen Bruder des 2 Äönige-englischen Königs, ein anderer König Alphons von Kastilien, einen Enkel des Hohenstaufen Philipp von Schwaben. Beide nahmen die Wahl an; aber ersterer kam nur hin und wieder mit reichen Geldspenden für feine Anhänger nach Deutschland und letzterer ließ sich
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Extrahierte Ortsnamen: Hohenschwangau Italiens Italiens Nord-uud_Mittelitalien Neapel Sizilien Sizilien Deutschland
§ 71. Ferdinand I. Maximilian Ii. 189
mild und gerecht und huldigte stets „dem Grundsatz der Vermittlung, des Friedens, der Versöhnung". Was seine Stellung zum Protestantismus anlangte, so besaß er eine innere Hinneigung zu ihm; er hatte dieselbe auch schon in so unzweideutiger Weise geoffenbart, daß die einen mit den größten Erwartungen, die andern mit banger Sorge seinen ersten Regiernngshandlnngen entgegensahen. Allein die Hoffnung der Protestanten, er werde offen zur neuen Lehre übertreten, ging nicht in Erfüllung. Die Furcht vor neuen Unruhen im Reiche, serner der Umstand, daß sich Lutheraner und Reformierte aufs heftigste befehdeten, hielten ihn von diesem Schritte ab. Blieb er auch Katholik, so setzte er doch der Ausbreitung der Reformation kein Hindernis entgegen und gestattete dem Adel in den österreichischen Erblanden volle Religionsfreiheit. — Nichtsdestoweniger wurde unter seiner Regierung der religiöse Friede durch die von den Jesuiten ins Werk gesetzte Gegenreformation (Bayern, Mainz, Fulda) nicht selten gestört. Maximilian beklagte das, noch mehr aber die blutigen Verfolgungen, welchen die Protestanten in den Nachbarstaaten, in Frankreich und den Niederlanden, ausgesetzt waren und die ihn zu dem Ausruf veranlaßten: „Wollte Gott, mein Tochtermann (König Karl Ix. von Frankreich) hätte mich um Rat gefragt; wollte ihm treulich als Vater geraten haben, daß er dies gewißlich nimmer getan hätte." Dies und andere schmerzliche Erfahrungen trübten ihm die Lebensfreude. Als er sein Ende herankommen sah, sagte er: „Meine glücklichste Stunde ist gekommen." Er starb 1576.
3. Während in Deutschland die Protestanten im allgemeinen ruhig ihres Glaubens leben konnten, suchte mau in Frankreich die schon längst mächtig gewordenen Reformierten (Hugenotten, d. i. Eidgenossen) durch schwere Bedrückungen und entsetzliche Greueltaten auszurotten. Zwei Familien rangen dort nach Einfluß auf die Regierung: die Gnisen und die mit dem Regentenhause verwandten Bourbonen. Erstere waren eifrige Anhänger der katholischen Kirche; letztere schlossen sich an den aufstrebenden, evangelisch gesinnten Bürgerstand Südfrankreichs an und wurden die Führer der Hugenotten. Leidenschaftlich geführte Kämpfe zwischen den beiden Religionsparteien lösten die Bande der Ordnung und Gesetzlichkeit und vernichteten den Wohlstand fruchtbarer Gegenden. Der katholische König Karl Ix. (Sohn Heinrichs Ii.) schien dem Kriege abgeneigt zu sein. Um die Streitenden zu versöhnen, betrieb er die Vermählung seiner Schwester Margareta von Valois mit dem reformierten Prinzen Heinrich von Navarra, einem Bourbonen; auch berief er den einflußreichen hugenottischen Admiral Eoligny an seinen Hof. Die Königin-Mutter Katharina von Medici mißbilligte die Begünstigung der Hugenotten; sie erblickte darin eine Gefahr für die katholische Kirche
Gegenrefor-
mation.
Frankreich: a) Gnisen, Bonrbonen.
i) Heinrich von Navarra.
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Extrahierte Ortsnamen: Bayern Mainz Fulda Frankreich Niederlanden Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich