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5* 83‘
De? dreißigjährige Krieg, 1618 —1648.
Erste Periode; böhmischer Krieg. —
Störung des Baues zweier protestantischen Kirchen zu Klo-
stergrab und Braunau durch die katholischen Landesherren.
Matthias von Thurn und die protestantischen Stände
klagen über Verletzung des Majestatsbriefs, und werfen auf
erhaltene harte Antwort die Räthe Martinitz und Sla-
vata mit ihrem Secretair aus dem Prager Schloßfenster,
25. Ma-' 1618. Die Jesuiten werden vertrieben, das Land
durch die Stände regiert. Matthias f 1619.
Kaiser Ferdinand Ii., 1619 — 37. — Die Böh-
men fallen von Oestreich ab; Thurn rückt vor Wien; die
Böhmen wählen Friederich V. von der Pfalz zum Kö-
nige. Ferdinand, mit Spanien, Maximilian von Baiern
und der Ligue verbündet, dringt, unterdeß die Union ruhig
zusieht, in Böhmen ein. Schlacht auf dem weißen
Berge bei Prag, 1620; Böhmen erobert und Friederich
verjagt. (Seiner Länder beraubt ihn die Acht.) Auflösung
der Union, 1621. Durch Hinrichtungen und Vertreibung von
50,000 Familien wird die Freiheit in Böhmen gewaltsam
unterdrückt.
Zweite Periode; pfälzischer Krieg,
1621—24. Die katholische Partei benutzt ihren Sieg.
Ernst von Mansfeld, als Verfechter der böhmisch-
pfälzischen Sache, plündert die katholischen Stifter in Fran-
ken, Elsaß und am Rhein.
Friederich von Baden gesellt sich zu ihm, wird
aber bei Wimpfen 1622 von Tilly geschlagen. — Ihn
erseht Christian von Draunschweig.— Während die
größern Fürsten ruhig bleiben, hauset Tilly in der Pfalz,
von welcher die Churwürde auf Maximilian von
Baiern 1623 übertragen wird. — Christian wird
von Tilly bei Stadtloo geschlagen.
Dritte Periode; dänisch-niedersäch-
sischer Krieg, 1624-30.
Christian Iv. von Dänemark an der Spitze des
niedersächsischen Kreises mit Mansfeld und Christian von
Braunschweig erhebt sich gegen Ferdinand und die Ligue,
deren Plan einer Gegenreformation immer mehr hervortritt.
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Extrahierte Personennamen: Matthias_von_Thurn Matthias_f Ferdinand_Ii Ferdinand Oestreich Friederich_V. Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Friederich Ernst Friederich_von_Baden Tilly Christian_von_Draunschweig Tilly Maximilian_von
Baiern Maximilian Christian Tilly Christian_Iv Christian_von
Braunschweig Ferdinand
91
Wallenstein, des Kaisers einzige Stühe, wird Genera»
lissimus, treibt die Sachsen aus Böhmen, und sein festes
Lager bei Nürnberg wird vergebens von den Schweden
bestürmt. — Gustav will ihm Sachsen entreißen und fällt
bei Lützen, d. 6. Nov. 1652, wo Bernhard von Weimar
über Wallenstein siegt.
§. 84.
Fortsetzung.
Fünfte Merio-e; schwedisch » franzö-
sischer àieg, 1632-42.
Axel Oxenstierna, an der Spitze der protestantischen
Partei. — Heilbronner Bund.
Wallensteins Fall. — Nachdem er in Böhmen
sein Heer bestraft und ergänzt, treibt er die Sachsen aus
Schlesien (Matthias Thurn gefangen). Läßt Baiern in der
Gewalt der Schweden unter D er nhard vonweimar und
Horn, während er durch Unterhandeln die Feinde zu trennen
sucht.— Hierdurch verdächtig gemacht, wird er mit des Kai-
sers Willen von Butler und Deveroux zu Eger den 15. Febr.
1634 ermordet.
Schlacht bei Nördlingen, die Schweden von
Gallas und dem Erzherzoge Ferdinand geschlagen, 1654.
Friede mit Sachsen zu Prag, 1635, welchem Branden-
burg und die meisten protestantischen Fürsten nach und nach
beitreten. Ferdinand Ii. -j- den 15. Febr. 1637.
Kaiser Ferdinand Iii., 1637 — 57. Frankreich
nimmt thätlich Antheil (Richelieu). Bernhard von
Weimar rückt am Rhein, und Baner nach der Schlacht bei
Wittstock (1656) von Pommern aus siegreich vor. — Sach-
sen von den Schweden überschwemmt. — Bernhard siegt
bei Rheinfelden und Breisach, 1636, stirbt plötzlich eines ver-
dächtigen Todes, 1659, und Frankreich reißt dessen Eroberun-
gen an sich. Friedensversuche von 1640 an.
Leonhard Torstenson, nach Baners Tode (1641)
Anführer, schlägt den Herzog von Sachssen-Lauenburg
in Schlesien, erobert Olmütz und bedroht Wien. Sich dann
zurückziehend,,schlägt er Piccolomini bei Leipzig, 1642.
Sechste Periode; Ende -es Krieges,
1642—48. a
1643 dringt Torstenson wieder vor und streift bis
Wien — Königsmark in Franken —; in demselben Jahre
« .■
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Weimar Bernhard Leonhard_Torstenson
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Nürnberg Schweden Sachsen Sachsen Schlesien Baiern Schweden Sachsen Frankreich Rhein Wittstock Schweden Rheinfelden Breisach Frankreich Sachssen-Lauenburg Schlesien Wien Leipzig Wien
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Gabor Christian_Iv Tilly Oestreichs Ferdinand Gustav_Adolph Gustav Tilly Gustav Gustav Tilly Gustav Gustav Tilly Otto
92
beseht er Holstein und zwingt Dänemark zur Ruhe, schlägt
Gallas bei Jüterbock 1644, desgleichen Hatzfeld und
Götz bei Jankow aufs Haupt 1645, und setzt Wien in
Schrecken. Sachsen und Brandenburg schließen mit
den Schweden Waffenstillstand.
Nun dringen Franzosen unter Turenne und Conde,
und die Schweden unter Wrangel 1646 in Baiern ein,
und zwingen es ebenfalls zum Waffenstillstände 1647, dessen
Bruch mit neuer Verheerung gerächt wird, 1648.
Der Kaiser, schon in seinen Erbstaaten angegriffen (Prag
zum Theil erobert) und von allen Bundesgenossen verlassen,
muß in den Frieden willigen.
Deo Wefiphälische Friede, 1648.— Die
Unterhandlungen beginnen zu Osnabrück und Münster
1643, und kommen den 24. October 1648 zum Schluß.
Frankreich erhält Metz, Toul, Verdun, einen Theil
des Elsaß, Sundgau, Breisach und Philippsburg.
Schweden: Vorpommern, Rügen, Wismar, Bremen
und Verden. Brandenburg: Hinterpommern, Magde-
burg, Minden, Halberstadt und Camin. Meklenbu-rg:
Schwerin, Ratzeburg u. s. w.
Draunschweig-Lüneburg: die abwechselnde Be-
setzung des Bisthums Osnabrück. Hessen: Schauenburg
und Hirschseld. Achte Churwürde für Pfalz. Nieder-
lande und Schweiz von Deutschland getrennt.
Für die Protestanten der Passauer Vertrag
bestätigt und das Normal.jahr 1624 gesetzt.
Folgen des Kriegs.— Papstthum und"kaiserlhum
in seine Grenzen zurückgewiesen. — Deutschland verheert,
getrennt, fremdem Einflüsse bloßgestellt. Die Fürstengewalt
erweitert.
* §. 85.
Die Englische Revolution, 464s —4666.
Karl I. von 1625 — 49. — Schon Jacobs I. Neigung
zur Unabhängigkeit vom Parlament und zum Katholicismus
hat die Gemüther gereizt. Unter Karl wird durch Bucking-
hams Einfluß, durch Kriege mit Spanien und Frankreich,
und durch willkürliche Desteurung und Verletzung der Volks-
rechte die Gährung noch größer. Buckingham ermordet, 1628.
Ueber des Bischofs Laud neue Liturgie bricht in Schott-
land der Aufstand aus (Convenant), 1638. Die Gährung in
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Extrahierte Personennamen: Hatzfeld Jankow Karl_I. Karl_I. Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Wien Sachsen Brandenburg Schweden Schweden Baiern Frankreich Verdun Breisach Philippsburg Schweden Wismar Bremen Brandenburg Hinterpommern Minden Halberstadt Schwerin Ratzeburg Draunschweig-Lüneburg Hessen Deutschland Deutschland Bucking- Spanien Frankreich Schott-
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635.
17
lichen Herrn zu stände zu bringen. Durch solches Verhalten erweckte er Verdacht, der sich beim Kaiser zu der Ansicht steigerte, daß der ehrsüchtige Feldherr Gedanken des Verrats habe, und darin wurde man durch die Vorkommnisse aus einem von General Jllow im Januar 1634 in Pilsen veranstalteten Bankett bestärkt, wo sich Wallenstein in einem von seinen Offizieren unterzeichneten Revers die Versicherung unwandelbarer Treue geben ließ. Angesichts aller Umstände, welche Wallensteins Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit zweifelhaft erscheinen ließen, entschloß sich der Kaiser, den Feldherrn abzusetzen und über ihn als einen Hochverräter die Acht auszusprechen. Im Februar erfolgte die Veröffentlichung des Dekretes. Weitaus der größte Teil der Armee fiel ab; nur wenige verharrten auch jetzt noch auf Wallenfteins Seite. Mit diesen zog er von Pilsen nach Eg er, wo er offen zu den Schweden übergehen wollte. Aber hier ereilte ihn das Verhängnis. Auf Anstiften des Obersten Butler drangen in Ermordung
der Nacht des 25. Februar d. I. 1634 gedungene Mörder in Wallen- lfi34-
fteins Schlafgemach und stießen ihm mit den Worten „Schelm und
Verräter" die Hellebarde in die Brust. Die Güter des Feldherrn wurden eingezogen und zumeist an die dem Kaiser treugebliebenen Offiziere, auch an die Mörder, verschenkt.
11. Nach Wallensteins Tod erhielt des Kaisers Sohn Fer-M,?bei^Rörd-din and, dem Gras Gallas zur Seite stand, den Oberbefehl. Nun ttngen t634. wandte sich das Kriegsglück den Katholiken zu. Das kaiserliche Heer eroberte Regeusburg zurück, drang donananfwärts vor und brachte im Verein mit den bayerischen Truppen, die von Joh. v. Werth geführt wurden, den Protestanten bei Nördlingen eine entschiedene Niederlage bei. (September 1634.) Ihr Heer wurde zersprengt.
General Horn geriet in Gefangenschaft und Bernhard von Weimar rettete sich durch die Flucht nach dem Rheine. Noch in demselben Jahre brachten die Kaiserlichen Franken, Schwaben, Württemberg und Baden in ihre Gewalt. Das Heilbronner Bündnis löste sich auf und die Schweden zogen sich bis an die Ostsee zurück. Im Frühjahr 1635 trennte sich der Kurfürst Joh. Georg v. Sachsen von den protestantischen Kampfgenoffen und trat in Unterhandlungen mit dem
Kaiser. Dieselben gelangten in dem Prager Separatfrieden zum Prager Separat-
Abschlnß. Der Kurfürst erhielt die Lausitz und die Bestätigung des nuben lb35'
Augsburger Religionsfriedens für sein Land und zwar ohne den geistlichen Vorbehalt, so daß er im unbestrittenen Besitz der eingezogenen geistlichen Güter (der Stifte Merseburg, Naumburg) verbleiben konnte.
Indes sollte die damals ausgesprochene Aufhebung des Restitutionsedikts nur für 40 Jahre gelten. Bald traten Brandenburg und die meisten protestantischen Stände dem Frieden bei; nur Hessen-Kassel, Württemberg und Baden bewahrten Schweden die Bnndes-
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 2
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Einmischung
Frankreichs.
Charakter des Krieges: nicht mehr^, Religion^ krieg.
18 Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
treue und daher behielt der Friebe den Charakter eiues Souber-friebeus.
§ 77.
Der Schwedisch-französische Krieg 1636—1648.
1. Die sowohl vou dem Kaiser als auch vou anbereu Fürsteu au den Prager Separatfrieden geknüpfte Hoffnung, er werbe die Einleitung zu einem allgemeinen Friebensznstanb bilben, ging nicht in Erfüllung. Vielmehr entbrannte bald darauf der Kampf mit neuer Heftigkeit; er zog sich sogar noch 12 lange Jahre hin und nahm bet der immer größer werbenben Versilberung der Truppen eine so grauenhafte Gestalt an, daß die letzte Periobe des 30 jährigen Krieges zu den trübsten und unheilvollsten Zeiten gehört, welche das beutfche Volk zu erleben hatte. Die Verantwortung, die Kriegsflamme von neuem angefacht und fortwährenb genährt zu haben, hat Frankreich zu tragen, befseit leitender Minister Richelieu danach strebte, die Macht Habsbnrgs zu schwachen und Frankreichs Grenzen bis an den Rhein auszudehnen. Frankreich ermunterte Schweden zur Fortsetzung der Feindseligkeiten, ermöglichte dem hochstrebenben Bern har b von Weimar durch finanzielle Unterstützung die Werbung neuer Truppen und brachte selbst ein Heer auf, das unter Zuxeinte und Goitbe in Deutschland einfiel und namentlich im Süden große Verheerungen anrichtete.
Durch die Beteiligung Frankreichs erhielt der Krieg ein anderes Gepräge. Bisher hatte es sich um den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus gehandelt; dem unversöhnlichen Haß beiber Religionsparteien waren die ersten blutigen Scenen in Böhmen entsprungen und die ernste Gesährbung des Protestantismus durch das Restitutionsedikt war einer der Grünbe gewesen, welche Gustav Aböls zur Einmischung bestimmt hatten. Jetzt aber trat das religiöse Moment in den Hintergrund. Keine der fremden Möchte dachte mehr an Verteidigung kirchlicher Interessen; jeder war es nur um Eroberung zu tun. Der Krieg artete aus zu einem Kampf Fremder gegen Fremde; denn außer Schweden und Franzofen tauchten Wallonen, Kroaten, Ungarn, Spanier zc. als Streitende auf. Das unglückliche Deutschland bot nur den blutgetränkten Schauplatz dar, auf welchem die Leidenschaften und Roheiten der verwilderten Massen zur Entfaltung kanten. Die geworbene Soldateska sah es als ihre Hauptaufgabe an, die Vorräte der Bürger und Bauern zu verbrauchen, das Land gänzlich auszusaugen und dem nachziehenden Gegner alle Hilfsquellen zu entziehen. So ward Deutfchland mit seinen einst blühenden Gefilden und volkreichen, wohlhabenden Städten und Dörfern
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Gustav_Aböls Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Frankreichs Rhein Frankreich Weimar Deutschland Frankreichs Schweden Ungarn Deutschland Deutfchland
20
Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
1646—1648 namentlich dem bayerischen Lande durch furchtbare Verheerungen tiefe Wunden. Der fchwedifche General Königsmark sollte die kaiserlichen Erbstaaten erobern. Er drang ins Herz von Böhmen vor und machte 1648 einen Angriff auf Prag. Schon hatte er die sog. Kleinfeite der Stadt weggenommen, da verkündeten Trompeten unter dem Geläute der Glocken dem Lande die längst ersehnte Botschaft von dem allgemeinen Frieden (Oktober 1648). Grollend zogen die Schweden von Prag ab. Sie schleppten aber reiche Beute mit heim und darunter befand sich die Handschrift von Ulfilas' gotischer Bibelübersetzung, der berühmte Codex argenteus (jetzt in der Universitätsbibliothek von Upsala). Paul Gerhardt saug:
„Gott Lob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudewort,
Daß nunmehr ruhen sollen
Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord."
§ 78.
Der Westfälische Friede 1648.
Verhandlungen 1. Schon auf dem Regensburger Reichstag vorn Jahre 1640
zu Osnabrück und ^ ™ r , i ^ ' ns.. .
Münster, kam der Wunsch nach Beendigung des Krieges zum Ausdruck. Allein
die hieraus bezüglichen Beratungen verliefen resultatlos und der Kampf tobte weiter. Ernstlicher wurden die Friedensverhandlungen von 1645 an in Angriff genommen und zwar zu Osnabrück zwischen dem
Kaiser und den Schweden, die zugleich die protestantischen Stände ver-
traten, und in Münster zwischen dem Kaiser und den Franzosen. Aber auch jetzt noch fehlte es den beteiligten Parteien an dem rechten Eiser. Unbedeutende Vor- und Formfragen und die Selbstsucht der auswärtigen Mächte, die mit möglichst reicher Beute den deutschen Kriegsschauplatz verlassen wollten, bewirkten eine derartige Verzögerung der Verhandlungen, daß der endgültige Abschluß des Friedens erst am 24. Oktober 1648 erfolgte. Die Friedensbestimmungen zerfallen in 3 Gruppen: 1) in solche, welche sich auf territoriale Verhältnisse, 2) in solche, welche sich auf religiös-kirchliche Verhältnisse und 3) in solche, welche sich auf verfassungsrechtliche Zustände beziehen.
Territoriale Be- 2. I. Xemtormte Bestimmungen.
stimmungen.
a. Frankreich erhielt: das österreichische Elsaß, den Sundgau, die Festung Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Bestätigung des Besitzes der Städte und Bistümer Metz, Tonl und
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24
Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
mal, wie Gustav Freytag berichtet, mit ihrem Spinnrädlein in der
Arbeitsstube des Fürsten. Als beliebteste Unterhaltung galt die Aus-
übung des Weidwerks. So war es im 16. Jahrhundert.
toäbififbbeh 2- Der große Krieg änderte vieles. Manche Fürsten (so
Kri^ und nach Friedrich V., Maximilian I. von Bayern, die Herzoge von Mecklenburg) verließen vor dem anstürmenden Feind ihre Residenzen und
Länder; sie irrten dann auf längere Zeit im Lande umher, gerieten dabei in große Not und trafen endlich, wenn sie zurückkehrten, zerstörte Schlösser, ein verwüstetes Land, ein verarmtes und ihnen entfremdetes Volk an. Unter solchen Umständen sank der in der landesväterlichen Fürsorge seine Befriedigung suchende fürstliche Siuu und es erwachten bei allem Elend die Ländergier und ein herrschsüchtiger Geist, welcher im allgemeinen die Wunden unbeachtet ließ, die der rauhe Krieg geschlagen.
Der Adel im 3. Der Adel besaß am Ansang des 16. Jahrhunderts noch viel
16. Jahrhundert. , n, - < , r , ,,, > . f , ’ _ ' ^
Macht und Ansehen und spielte eine maßgebende Rolle. Er benutzte sein Übergewicht aber in mißbräuchlicher Weise und rief dadurch die stürmischen Bauernbewegungen hervor, die schon Ende des 15. Jahrhunderts begannen und in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zu großen Verheerungen in Süd- und Mitteldeutschland führten. Im Laufe des Reformationszeitalters verlor er jedoch sehr an Bedeutung. Ursachen davon waren: das Umsichgreifen der Feuerwaffen und das Aufkommen der Söldnerheere, welche dem Landesherrn die Kriegsdienste des Adels völlig entbehrlich machten. Der adelige Gutsherr blieb aus seiner Burg, verwaltete feine Güter, besuchte die Landtage und beteiligte sich, wenn er geladen war, an einem Hosseste. Die jüngeren Söhne traten zum Teil als Haupt leute oder Oberste au die Spitze von Söldnerscharen, zum Teil studierten sie Rechtswissenschaft und suchten dann „an den Höfen der Fürsten, an den Reichsgerichten, bei fremden Gesandtschaften Ehren und einträgliche Ämter".
Verfall des Adels Der große Krieg beschleunigte den Verfall des Adels. Seine
im u. Jahrh. Burgen sanken in Trümmer, seine Felder verödeten, seine Bauern verarmten und der Edelmann, der als Offizier wilder Horden im Lande umherzog, nahm alle Roheiten seiner Zeit an und verlor auch den letzten Rest edler Gesinnung. Nach dem Kriege drängten sich die Edellente an die Höfe der Fürsten, haschten nach Ehren, Titeln und Ämtern und suchten die innere Hohlheit durch äußeren Glanz und „Hochmut gegen Geringe" zu verdecken. Viele, denen die Mittel es gestatteten, besuchten Paris und Versailles, diese „hohe Schule der Entsittlichung für deu französischen Adel", und verpflanzten dann französische Mode, Sitte, Sprache und einen lockeren, das Volkstum vergiftenden Geist in das deutsche Land.
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Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Süd- Mitteldeutschland Paris Versailles
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 37
Heer zog unter Montecuculis Führung gegen den Oberrhein und zu ihm gesellten sich die brandenbnrgischen Truppen. Ludwig mußte nun zu feiner Deckung eine Armee an den Rhein schicken. Allein die lahme Kriegführung Montecuculis, der von Lobkowitz die geheime Weisung erhalten hatte, jeden ernsten Zusammenstoß mit den Franzosen zu vermeiden, veranlaßte 1673 Friedrich Wilhelm, mit Lndwig Xi\. den Vertrag zu Vossem unweit Löwen zu schließen. Der Kurfürst 3?Dfiem 1673-trat vom Kampfe zurück, machte aber im Friedensschluß den Vorbehalt, daß er, wenn das Reich in Gefahr gerate, unbeschadet der Vertragsbestimmungen wieder in den Kampf eintreten könne.
4. Bald darauf machten die Franzosen nicht unerhebliche Fort- »§genojen schritte am Rhein. Ludwig Xiv. selbst eroberte die Frauche Comtö, sowie die 10 etfäffifchen Reichsstädte, über die er bisher nur die Landvogtei ausgeübt hatte (§ 78, 2) und Xurenne fiel verwüstend in die Pfalz ein. Nach solcher Verletzung des Reichsgebietes erklärten das Deutsche Reich als solches und Spanien den Krieg an Frankreich. Nun erschien auch Friedrich Wilhelm wieder auf dem Kriegsschauplatz und trat im Verein mit den Österreichern Xurenne entgegen.
Aber nicht lange konnte er an Deutschlands Westgrenze das Schwert zur Verteidigung des Reiches führen. Von Ludwig Xiv. auf Grund des Vertrags von 1672 gedrängt, rückten dieschweden von Vorpommern ans in Brandenburg ein. Die Kunde davon bewog den Kurfürsten zum Rückzug in fein Land. In atemlosen Eilmärschen führte er denselben über Schweinfurt, den Thüringer Wald und Magdeburg aus. Überraschend erschien er mit seinem tapferen Feldherrn Derfflinger in Brandenburg und führte einige Tage später die Schlacht bei Fehrbellm herbei Fehrbellm i6?o. (Juni 1675). Erfüllt von der Liebe zum heimischen Boden, voll Anhänglichkeit an den Kurfürsten, stürzten sich die Brandenburger (6400 abgesessene Reiter gegen 11000) auf den Feind und erfochten den „ersten jener Reihe von strahlenden Siegen, die Deutschland von der Fremdherrschaft retteten und einigten". Der Zauber der Uuüberwiudlichkeit, der feit dem Dreißigjährigen Krieg an den schwedischen Waffen hastete, war gebrochen. Diese Schlacht legte den Grund zu Preußens Größe.
Von Fehrbellin an heißt Friedrich Wilhelm der „Große Kurfürst". —
Wenige Wochen nach der Fehrbettiner Schlacht verlor Ludwig Xiv. feinen tüchtigsten Feldherrn. Tnrenne fiel 1675 in der Schlacht bei S a ß b a ch im Badifchen. Nun erlangte der Große Kurfürst einen Erfolg nach dem anderen. Die Festungen Stettin und Greifswald ergaben sich; selbst Stralsund, das einem Wallenstein getrotzt hatte, mußte sich vor dem Sieger beugen und im Jahre 1678 war ganz Pommern mit Rügen dm Schweden entriffen.
5. Der Krieg gegen Frankreich wurde während diefer Zeit in den Niederlanden und am Rhein mit wechselndem Glück fortgesetzt.
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Spanien Frankreich Deutschlands Brandenburg Magdeburg Brandenburg Deutschland Stettin Greifswald Schweden Frankreich Niederlanden Rhein
Maximilian I. Kurfürst 1623.
6 Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
bibliothek wurden auf Befehl Maximilians I. uach Rom geschickt und bent Papste als Geschenk übermittelt.
Schon 1619 hatte der Kaiser dem Herzog von Bayern die Kurwürbe in Aussicht gestellt. Er hielt nun Wort und erhob Maxi-miliau I. auf einem Fürstentag zu Regensburg 1623 zum Dank für geleistete Dienste zum Kurfürsten; auch wurde ihm der Besitz der Pfalz vorläufig zugesprochen. Eine andere Folge des Krieges für bic Pfalz war die nun beginnenbe Katholisierung.
Nach Beendigung des Pfälzischen Krieges war Christian von Braunschweig in Westfalen eingefallen und hatte bort bcn Kampf gegen die Bistümer fortgesetzt. Tilly eilte ihm von der Pfalz ans entgegen und brachte ihm bei Stabtlohn (westlich von Münster) 1623 eine blutige Nieberlage bei.
§ 75.
Der Niederdeutsch-dänische Krieg 1624—1629.
ü"??iedersachsen ^ 9tüch der Schlacht bei Stadtlohn verblieb Tilly mit seinen
derpr^estaitte!! Truppen in Ntcbcriad))eit, obwohl ihm ein organisiertes seinbliches Heer nicht mehr gegenüberstanb. Er verbrauchte bic Vorräte des Landes und begann eine auf bic Katholisierung der Bevölkerung gerichtete Tätigkeit, inbent er oerschiebene geistliche Stifte, bic schon längst im Besitze protestantischer Staube waren, benselben entriß. Sein Verhalten erfüllte die Protestanten mit wachsender Besorgnis. Im Bewußtsein der drohenden Gefahr rüsteten sie zur Gegenwehr und ernannten bett K önig Christian Iv. von D ä it e nt a r k, der als Herzog von Holstein zugleich beutscher Reichsfürst war, zum Kreis-obersten Niedersachsens und zum Führer des Heeres. Die beiben mächtigsten protestantischen Stäube, Brandenburg und Kursachsen, verhielten sich neutral. So galt der norbische König, der bisher viel zur Vcrbrängung der Hansa aus der Ostsee und bainit zur Schwächung des beutscheu Hanbels beigetragen hatte, als einziger Beschützer des bcbräitgten Protestantismus. Religionseifer, sowie die Aussicht auf Ländererwerb bestimmten Christian Iv., an beut Gang der Ereignisse tätigen Anteil zu nehmen. Ermuntert dazu wurde er von Eng -lanb, Holland und Frankreich. Jakob I. von England wollte seinem entthronten Schwiegersohn Friedrich V. die Pfalz wieber erwerben; Hollanb fürchtete bte Erstarkung des Katholizismus und Frankreich, wo der staatskluge Richelieu die Geschicke des Reiches lenkte, suchte bent allzu großen Anwachsen der habsburgischen Macht entgegen zu arbeiten. Sic alle versprachen beut Dänenkönig Unterstützung au Gelb. Im Frühjahr 1625 erschien Christian Iv. mit einem
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